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For you...!

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03.05.2003
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For you...!

Und Gott, die große Seele, ging in Gedanken an all ihrer selbsterschafften Natur vorbei und sah sie an. Sie erfreute sich an all dieser Vielheit. Bei dem dualen Universum blieb sie stehen.
Der Dualismus, die Getrenntheit, der Schmerz... all das hatt ihr sehr viel Freude im Spiel mit sich selbst gebracht, aber nun, wollte sie zurückkehren zur Ruhe, nur hatte sie zu viele offene Wunden verursacht, die alle noch geschlossen werden wollten.

Ein kleiner Engel sah ihre Gedanken und ging auf sie zu:"Ich werde Dir helfen. Ich werde all das Leid aus dieser Welt auf mich nehmen und es Dir in Liebe zurückführen."
"Aber mein kleiner Engel, Du wirst in dieser Dualität zerrissen werden" entgegenete die große Seele lächelnd und sah doch nur sich selbst.
"Das macht nichts.", entgegenete der kleine Engel, "Ich möchte nur, daß Du ganz und glücklich bist...!"

Die große Seele lächelte fühlend und entließ den kleinen Engel auf die Erde. "Für Dich werd ich immer ganz besonders da sein.", sagte die große Seele und tatsächlich behielt sie immer ein ganz besonderes Auge auf ihren kleinen Engel.

Aber in seiner Liebe zur großen Seele hatte der kleine Engel die Kraft der Dualität verschätzt. Und auch die große Seele hätte nie gedacht, daß die Dualität mit all ihren Schmerzen ihren kleinen Engel dermaßen auseinanderreißen könnte. Schließlich war doch auch die Dualität von ihr geschaffen worden. Hatte denn dann nicht auch die Dualität ihrem Willen zu gehorchen...?!

Aber die Dualität gehorchte nur den ihr gegebenen Gesetzen – und zerriss den kleinen Engel in tausend Stücke.

Die große Seele fing jedes einzelne Teil ihres kleinen Engels auf – und das erste Mal empfand sie den tiefen Schmerz des Getrenntseins selbst.

Nun wußte sie, wer ihr kleiner Engel war...

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© by Shemena

 

Hallo Shemena,

schöne Geschichte, die Sinn macht und zum Nachdenken anregt.
Ich würde aber den abgenutzten Begriff "Gott" zu Beginn weglassen. Warum nicht einfach nur konsequent "Große Seele"? Auch damit weiß jeder sofort, wer oder was damit gemeint sein mag. Und soviel ich weiß handelt es sich dabei auch um einen durchaus gebräuchlichen Begriff indianischer und afrikanischer Naturreligionen.

Unklar ist mir noch, ob du hier, neben der erschaffenen, dualistischen Natur einen Pantheismus beschreibst (wie in gewissen Naturreligionen), oder ob "Gott" bzw. "die große Seele" von seiner Schöpfung getrennt ist (wie in den abendländischen Religionen). Denn zu Beginn formulierst du

Und Gott, die große Seele, ging in Gedanken an all ihrer selbsterschafften Natur vorbei und sah sie an.
Später lässt du den "kleinen Engel" jedoch sagen
"Ich möchte nur, daß Du ganz und glücklich bist...!"
Letzteres impliziert eine Identität der "großen Seele" mit ihrer Schöpfung. Ersterer Satz jedoch nicht.
Ich finde, es macht schon einen Unterschied, ob nun "Gott" (warum eigentlich nicht mal "Göttin"?; so nebenbei bemerkt..) nun selbst zerrissen ist, oder ob es lediglich seine Schöpfung ist.

Diese Frage:

Hatte denn dann nicht auch die Dualität ihrem Willen zu gehorchen...?!
wird von dem darauffolgenden Satz bereits hinreichend beantwortet.
Aber die Dualität gehorchte nur den ihr gegebenen Gesetzen -
Die große Seele gab der Dualität mitunter seine (wessen sonst?) Gesetzmäßigkeiten. Diese stellen selbstverständlich eine Folge seines Willens dar, solange dieser nicht etwa (zum Teil) einem fremden Willen unterliegt.

Besonders interessant gestaltet sich mir der Ausgang der Handlung. Dieser ist natürlich interpretierungsbedürftig, aber meine Übersetzung wäre ungefähr folgende: Der Schöpfer erschuf seine Welt zunächst ohne Liebe. Jenes Prinzip ist zunächst mal nämlich nicht ohne den Sachverhalt einer Trennung denkbar. Die Gr. Seele bedurfte erst eines Opfers um dieses Prinzip erkennen zu können. Erst aus dem Tod des Engels heraus vermochte diese zum ersten Mal Liebe zu empfinden - die aus der Trennung entstand.

Da tun sich natürlich Parallelen zur biblischen Genesis auf. Als der Mensch zur Erkenntnis über sich und seine Welt kam, trennte er sich im selben Augenblick von dieser und vor allem zu Gott, seinem Schöpfer. Und damit wurde wohl zugleich die Liebe erfunden. Denn ohne unsere Fähigkeit zu erkennen, wären wir mehr wie Tiere, ohne ein Bewusstsein der Trennung, und damit auch ohne ein Wissen um die ganze Tragik dieser Empfindung.

 

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