Was ist neu

Flut - Fragment einer Reise

Mitglied
Beitritt
06.02.2015
Beiträge
1

Flut - Fragment einer Reise

Ich gehe oft an den Strand. Manche meiner Freunde meinen, es sei sogar zu oft. Vielleicht haben sie Recht, vielleicht ist für mich das Meer ein Ort, wie es für andere die Küche, die Arbeit oder das Bett ist; ein Ort an dem man sich passend und verschmolzen mit diesem, wie ein Halm in der Wiese oder eine schnurrende Katze, fühlt. Am Ehesten würde ich mich mit dem Besucher einer Galerie verwandt fühlen, einem Besucher der, teils aus Gewohnheit, teils aus überzeugter Hingabe, jeden Sonnabend Morgen dasselbe Museum besucht. Die Frau an der Kasse grüßt ihn nach Jahren der wöchentlichen Begegnungen auf die gleiche, vertraut höfliche Weise wie auch die anderen Angestellten, doch er nimmt all diese Personen nur am Rande wahr, wie er auch der Galerie noch nie richtige Aufmerksamkeit geschenkt hat; er kommt allein eines Bildes wegen und selbst bei diesem ist er sich nicht sicher, ob es eigentlich das Bild oder vielmehr ein letztes Klammern an ein Stück übermalte Realität ist, das ihn immer wieder in jenen klimatisierten Raum zieht. Er setzt sich also, vielleicht um zu betrachten, vielleicht aber auch nur um darüber nachzudenken warum er eigentlich betrachtet, auf die braune Lederbank, dem Bild gegenüber, spürt die tote Haut unter seinen schwitzend stützenden Händen und ist schon längst im Nebel der Fragen verschwunden, als wir, die Betrachter dieser Metapher, zu ihm treten. Wäre ich dieser versunkene Herr, wäre mein Bild ein Wellen schlagender Himmel über einer Sandbank, die Gischt würde in kleinen Stößen auf die Wolken aus Sand auf dem Boden treffen und ich hätte das unbestreitbare Gefühl in diesem Bild zu Hause zu sein. Aber welches Bild hätte ich mir wohl ausgesucht, wenn ich nicht in diese Räume hinein geboren worden wäre?, würde ich mich sonst nach den Spitzen der Welt sehnen, nach Wäldern, Seen, der Wüste?
Auf jeden Fall gefällt es mir nun hier, da ich jetzt einmal bei den Dünen bin und außerdem, was sind schon Berge? Wenn ich mich in ein Tal setze und warte, vielleicht ein Buch lese oder ein wenig vor mich hin döse, gibt mir dann der Berg irgendein Zeichen des Interesses oder ein Signal, er wolle auf mich zugehen oder mich näher kennenlernen? - Wohl eher nicht. Immer muss der Mensch, dieses sowieso schon an sich selbst überforderte Wesen, die schweigende Ignoranz der Berge ertragen, bis er zu der Einsicht gelangt, dass er es ist, der den ersten Schritt wagen muss, um entweder das Desinteresse der Berge zu bezwingen oder unter dem Zittern eines ihrer Finger begraben zu werden.
Ich aber ignoriere grundsätzlich alles und jeden der glaubt mich mit scheinbarer Größe klein erscheinen zu lassen. Vielmehr belasse ich es dann bei einem freundlichen Gruß und gehe vorüber um, ein paar Meter weiter, einen kurzen, mürrischen Satz über die generelle Mundfaulheit der zu selbstbewussten Bevölkerung zu verlieren. - So auch bei den Bergen. Bei meinem Meer aber muss ich dieses nicht einmal darum bitten mich näher kennenlernen zu wollen. Es kommt von ganz allein und das mit einer geradezu unbestechlichen Pünktlichkeit.Selbst wenn es mich wieder verlassen muss, hinterlässt es mir, ohne auch nur eine Bemerkung darüber zu verlieren, ein paar verstreute Geschenke im Sand.
Bei all diesen Mühen muss ich natürlich auch einen Teil beisteuern und komme deshalb regelmäßig die sandigen Pfade hinunter, um meine blaue Freundin nicht vor den Kopf zu stoßen, um mich in den kühlen, noch vom letzten Besuch feuchten Sand zu legen und zu warten.
Die meisten Leute sagen zu dieser Höflichkeit des Ozeans Flut, aber ich komme ja nicht, um sie zu betrachten, sondern um sie zu besuchen, mich einnehmen zu lassen und geradezu in sie einzugehen.
Die anderen aus meinem Dorf fragen mich schon lange nicht mehr, ob mit mir alles in Ordnung sei, wenn ich mal wieder in der Brandung liege und in den Himmel sehe. So lächeln auch die Fischer nur noch wissend in ihren Bart, wenn sie sich mit ihren Kuttern auf See begeben und davor die Netze, mit einem wohlwollenden Nicken zum Gruß, hinter mir zur Kontrolle der Maschen auslegen. Wäre ich ein angespültes Stück Treibholz, man würde mir mehr Beachtung zu Teil werden lassen.
Wenn man mich aber fragen würde, warum ich all das eigentlich tue, und zum Glück kam das erst wenige Male vor, wüsste ich darauf keine Antwort. Was als kindliche Faszination für die Gewalten der Natur begann, entwickelte sich schnell zu einer Konstante in meiner Wochenplanung, dass es mich nun ganz durcheinander bringt, wenn sich diese Besuche mit anderen Terminen überschneiden. Dabei wäre es doch rational betrachtet viel wichtiger sich mit der Liebsten zu treffen oder die Schicht eines anderen zu übernehmen. Natürlich gebe ich dann doch meist all diesen Dingen, ohne ein Wort des Widerwillens zu verlieren, den Vorrang, aber die Mächte der Gewohnheit geben mir so schon den ein oder anderen Tag voller Überlegungen über meinen Sinn. Wie abwegig erscheint es mir dann, sein Leben im Banne der Wellen fristen zu wollen, in der Strukturlosigkeit, in zerstäubenden Wolkenspiegelungen; ein tetraplegischer Autist beim Spiel mit achtlos hinterlassenen PET-Flaschen. Auf der anderen Seite, was ist der Unterschied zu denen, die jeden Sonntag ihr Ei nach der Stoppuhr kochen oder zielstrebig durch die Kiefernwälder ziehen, auf ihrer Odyssee nach innerer Ruhe? Ist dies nicht auch ein fragloses sich-Hingeben den inneren Zwängen unter dem Deckmantel einer gewissen Sinnstiftung und dem scheinbaren Lösen von inneren Dogmen?
Nur Menschen, die das Meer noch nicht gesehen haben, können meinen, es sei etwas zwischen Sucht und Freiheit.

Sitzt man, nach hinten gelehnt und sich auf die Unterarme stützend, an einem Ufer der Gewässer dieser Erde, so könnte es geschehen dass, sollte man zufällig nach Osten sehen, in der Frühe ein Atlantis aus der See zu steigen scheint. Glaubt man den Sagen um die überspülte Stadt, an ihre blendend goldenen Zinnen, so könnte sich wiederum der ein oder andere glaubensselige Mensch beim Hoffen auf eine Vergoldung des Horizontes erwischen, sollte ihn der Weg aus seiner Traumwelt überhaupt einmal an die große See führen. Vielleicht sähe er glitzernde Zwiebeltürme herausragen oder hörte die Glocken zum Morgen schlagen, denn tatsächlich scheint es jeden Morgen, als würde in der Ferne ein Leuchtturm aus dem Meer emporsteigen. Sieht man zuerst nur ein Schimmern über der Wasseroberfläche, das mit den Wellen auf das Ufer zutreiben zu scheint, so ist es fast enttäuschend, wenn dann langsam, einer glühenden Insel gleich, der Verursacher der ganzen Aufregung in den Himmel steigt, anstatt der Reichtum versprechenden Stadt.
In mir sträubt sich etwas gegen diese Vorstellung der auf mich zukommenden Sonne. Wäre es nicht furchtbar egoistisch neben all den verrückten Dingen des Lebens auch noch anzunehmen, die Sonne käme extra für uns einmal herumgeschwebt, damit auch wir die Katzen nicht mehr nur grau sehen müssen? Aber nicht nur ich bin dieser Ansicht, nein, auch die Wissenschaft meint, wir seien diejenigen, welche sich um das Licht kümmerten. Streiten wir uns nicht jeden werdenden Tag aufs Neue mit zig anderen Planeten um unseren Platz an der Sonne, während diese, ruhig verglühend den Tag ins All hineinlebt. Ehrlich gesagt, es gibt es nur noch wenige Menschen, die diese moderne Auffassung noch nicht vertreten und das sind die Schriftsteller und Poeten. Diese nämlich gehen stets davon aus, dass ihnen neben ihrer Begabung auch noch alles Sonstige zufliegt.
Darüber dachte ich nach, als ich auf die Flut wartete – auf das wohl einzige Element, dass freiwillig auf einen Schriftsteller zukommen würde. Es war Frühling und das Wasser noch kalt. Der Sand aber, auf dem ich lag, während mich das Wasser umspülte, war warm; angesteckt vom Leben meines Körpers. Die Gischt glitt, zu kleinen Rinnsalen vereint, von meinem Körper und, von den Haaren abgesehen, war es, als wollte das Wasser nie auch nur einen Tropfen auf mir zurücklassen. Sie müssen ein sehr starkes Zusammengehörigkeitsgefühl besitzen, die Tropfen dieser Welt.
In der Luft lag der Geruch von Fisch, Salz und den morschen Planken eines verwahrlosten Ruderbootes nur ein paar Meter von mir entfernt. Von den schneidenden Geräuschen der Möwen abgesehen, hörte ich noch einen Fischer vor sich hin summen, der sich langsam dem Boot neben mir zu nähern schien. Ich hatte die Melodie schon einmal gehört, konnte sie aber nicht zuordnen. Vielleicht vermischte er auch verschiedene Themen, die ihm gerade in den Sinn kamen und harmonierten. Er summte so leise, dass man es fast für ein Rauschen der Kiefernwipfel hätte halten können, jedoch stockte er immer wieder in rhythmischen Abständen, um Luft zu holen. Wahrscheinlich, ergab es mit seinen Schritten einen Rhythmus zum Schweigen der Natur. Die Töne klangen dadurch gepresst und erst nach längerem Zuhören erschloss sich dem Zuhörer eine Melodie. Das Summen wurde lauter und jetzt hörte ich auch die Schritte; zwischen jedem Ton ein Knirschen im Sand.
Ich verharrte in meiner Position, wie ich es immer tat, um den vorübergehenden Leuten nicht das Gefühl von Beachtung zu schenken. Ich glaubte mit dieser Stoik Interesse hervorrufen zu können, weil ich, so stellte ich es mir vor, wie ein junger, konzentriert träumender Mann aussehen musste. Ich hoffte immer, damit etwas Wissendes, Seltsames und gleichzeitig Anziehendes ausstrahlen zu können. Leider denken alle Menschen so und so schert man sich meist kaum mehr um seinen Nebenmann, als um sich selbst.
Erst als die Schritte auf der anderen Seite meines Rückens angekommen waren, wagte ich einen Blick zur Seite. Ich erkannte in ihm keinen der hier sonst verkehrenden Fischer, wohl war er aber ebenso wie diese gekleidet. Der Stoff aber wirkte seltsam rein, als hätte er ihn zwar getragen, nie jedoch aber auch nur eine Perle des Schweißes vergossen oder etwas vom Blut der Fische auf sein grobes Leinenhemd bekommen. Sein Hemd war eines dieser Kragenlosen, wie man sie hier öfter bei den Fischern zu sehen bekommt. Sie haben die Brusttasche auf der Innenseite, damit man sich beim Arbeiten nicht verhaken kann und nur drei Knöpfe am Hals, von denen man aber gewöhnlicherweise nur den Untersten schließt. Die Ärmel hatte er bis kurz unter die Ellbogen nach oben umgekrempelt und unter ihnen kamen sonderbar gepflegte und saubere Hände und Unterarme zum Vorschein. An den Beinen trug er ebenfalls eine an den Knöcheln umgeschlagene Hose aus irgendeinem dünnen Gewebe und seine Füße liefen bar durch den Sand.
Auch wenn weder die Tageszeit, seine Kleidung, noch das Boot etwas Gegensätzliches sagten, so wirkte es doch, als gehöre er nicht hier her. Zu rein seine Haut, zu gerade frisiert seine Haare. Das Gesicht hätte ein abschließendes Urteil über seine Lebensweise erlaubt, aber er lief mir den Rücken zugewandt, summend in Richtung des Ruderbootes. Ich wollte mich wieder in meine Ausgangsposition zurück bewegen, damit er, beim Boot angekommen, nicht bemerkte, dass ich ihn beobachtete, aber es gelang mir nicht schnell genug. Er dreht sich zu mir um, ohne seine Tongirlande herunterzureißen und gab mir mit seiner Hand zu verstehen, ich solle ihm folgen.
Im ersten Moment, da ich nun sein Gesicht betrachten konnte, war ich überrascht. Ich blickte in das Gesicht eines Fischers. Doch dem Gefühl der Überraschung folgte schnell eine innere Zurechtweisung, denn ich war empört über mein eigenes Misstrauen. Warum nur musste ich immer bei anderen etwas Ungewöhnliches suchen, etwas Verborgenes, da ich mich doch selbst gerne vor anderen inszenierte, ohne dabei etwas von mir preiszugeben. Warum sollte sich ein Fischer nicht pflegen dürfen?
Seine Stirn war durchzogen von Falten, die sich um seine Schläfen verdichteten und besonders jetzt, da er lächelte, zur Geltung kamen. Sein Mund war breit, aber von schmaler Kontur, ebenso wie seine Nase, die, einen leichten Haken verzeichnend, nach vorn stieß. Seine Augen waren fast schwarz, blinkten aber freundlich über seinen rasierten Wangen zu mir herüber.
Als hätte ich das Drehbuch des heutigen Morgens gelesen, erhob ich mich und trat wortlos auf ihn zu. Während ich also auf ihn zu ging und mir dabei das Wasser, wie nach einem unerwarteten Regenguss, aus den Haaren tropfte, dachte ich nach, ob sich irgendwelche Anzeichen finden ließen, an denen ich diese erstmalige Unterbrechung meiner Waldspaziergangsalternative hätte schon vorzeitig erkennen können. Ich fand nichts. Meine Arbeit am Vortag war ohne irgendwelche Zwischenfälle vonstatten gegangen, das Abendbrot schmeckte so gut wie die Abendnachrichten und der Schlaf war schwer und traumlos, so dass ich beim Erwachen das Gefühl hatte, ich hätte nur für einen kurzen Moment die Augen geschlossen. Am Ende meiner Überlegung störte ich mich an der Reibungslosigkeit des letzten Tages, warum scheint das Leben glatt, wenn doch eigentlich das Kommende Wellen schlagen müsste? Ein paar Sekunden später fiel mir dann noch ein, dass mir ja auf dem Heimweg nach der Arbeit eine Möwe auf mein Handgelenk geschissen hatte, aber ich verwarf den Gedanken schnell wieder. Er störte mein Selbstmitleid und hielt mich von jenem Gefühl fern, dass mich immer dann überfällt, wenn etwas Unerwartetes, etwas Sonderbares, etwas Außergewöhnliches geschieht. Ein leichtes Taumeln, wie man es von den Nachwehen des Alkohols kennt, und die Bereitschaft alles zu tun, was auch im Traum möglich wäre, da die Realität von einer Milchglasscheibe verdeckt wird.
Dieses ist es, was mich an Katastrophen fasziniert, die Stille, der halb geöffnete Mund als Zeichen des Entsetzens, der Ungläubigkeit und gleichzeitig der nun spürbaren Distanz zum Geschehenen, da physisch nichts zu spüren ist. Der Schuss tangiert uns mehr, als der Treffer. Und so sieht der Verstummte zum Gaffenden, um im Blick desjenigen auch nur die Freude darüber lesen zu können, dass es ihn nicht selbst getroffen hat. Aber welche Angst haben wir doch vor leeren Worthülsen, über deren Sinn und Unsinn wir uns wochenlang den Kopf zerbrechen. Wie laut erheben wir unsere Stimmen, wenn wir für weit entferntes Leid eintreten, falls wir es nicht als unerheblich ansehen sollten. Wie gut lässt es sich über die reden, die uns nie widersprechen können. Aber wie laut scheint die Natur zu werden, wenn sie unser Schweigen überschreit, weil es mich trifft oder dich oder uns alle. Es ist schwer zu verstehen dass Gegenwart keine Bejahung der Vergangenheit ist, sondern nur unser unablässiger Ruf nach entscheidender Zukunft, denn wer hat es schon nicht gern, wenn ihm Entscheidungen abgenommen werden?

Seine Haare waren ebenso dunkel und undurchdringlich wie seine Augen. Jetzt da ich vor ihm stand und er mir, ohne mich dabei aus seinem Blick zu befreien, zunickte, fiel ihm eine Strähne vor die Stirn. Manche Menschen scheinen ihr Halbwissen durch ihr Aussehen retuschieren zu wollen. Sie tragen gebügelte Baumwollhemden, scheinen sich unablässig die Schuhe zu putzen und fahren sich ebenso neurotisch, immer mit einer leichten Miene der Angst durch ihr Haar, um es vor einem natürlichen Aussehen zu bewahren. Diese Angst rührt daher, dass sie wissen, dass ihr Schein nur in Momentaufnahmen funktioniert. Sieht man sie auf Bildern neben dem Licht der Bürolampen, wirken sie wie Blumen, die auch noch unter den härtesten Bedingungen erblühen. Stellt man sich aber den Gesichtsausdruck, die Körperhaltung, das Lächeln am Nachbarschreibtisch vor, so wirken die einst sicheren, gezeichneten Gesichtszüge wie eine Grimasse, eine Fratze die sich der Übertreibung bedienen muss, um wahrgenommen zu werden. Eine falsche Strähne wäre, als würde dem Buch ohne Seiten auch noch der Schutzumschlag genommen werden. Auch blicken sie so unsicher, weil sie wissen dass man sie beobachtet. - Ich fahre mir die ganze Zeit durch die Haare, wirkt das nicht eitel? Sind eitle Menschen nicht die, die keinen Gemeinschaftssinn haben, die sich nicht für etwas aufopfern wollen, die etwas verbergen? Wollte ich nicht genau all dieses genau durch diese Fassade kaschieren?
Es muss ein trauriges Los sein, eitel zu sein.
Doch dem Herrn vor mir schien genau diese ungewollte Veränderung Eleganz zu verleihen und wenn der Seewind sie nun noch zum Flattern brachte und der Schatten auf seiner Stirn jede Bewegung glanzlos nachahmte, so schien es nichts Natürlicheres zu geben als fallendes Gestirn vom salzumweht lächelnden Gewölbe.
Folgt man der bestimmten Bewegung seines Kopfes, fing das Ruderboot das Suchen der Augen galant wieder auf um in Ruhe ein paar einladende Worte zu sprechen. Als hätten die Planken wirklich zu mir gesprochen, stieg ich ein, wartete, bis der Mann sich mir gegenüber gesetzt hatte und begann dann zu rudern. Vielleicht war es die Faszination für einen Blick wie man ihn sonst nur mit Kälte gefüllt kennt und der sich hier, im Antlitz der steigenden Sonne, als Kissen entpuppte, das mich bewog ohne ein Wort oder einen fragenden Blick in ein fremdes Boot zu steigen und Kurs aufzunehmen. Einen Kurs ins Ungewisse, ummantelt vom Kastanienbraun eines fremden Blickes.
Rudern ist anders, als die meisten meinen. Wie sonst hätten sich Begriffe bilden können, die diese ruhige, gleichmäßige und zielgerichtete Bewegung zu etwas Unausgelichenem und Unsicherem diffamierten? Und die Worte prägen das Handeln. Wer einmal in einem Boot saß und Kraft seiner Arme in See stach, wird verstehen was ich meine, wenn ich davon spreche das Rudern die Erziehung zur vernünftigen Sorglosigkeit ist. Es beginnnt damit, dass man dem Ziel seinen Rücken zuwendet. Es gibt kaum ein Gefährt, für dessen Fortkommen man zuständig ist, dass sich nur rückwärts bedienen lässt. Ich würde gar behaupten, es hinterfragt gänzlich die Notwenigkeit einer Zielführung, denn da sind keine Bahnen, derer man sich scheren müsste; nur Bojen, Stege, Netze und das Ufer. Doch die sind weit. Ja vielmehr blickt man zurück auf den Beginn, auf die Furchen, die man mit seinem Pflug im Wasser zieht und die darauf warten zu scheinen mit Samen gefüllt zu werden. Wie sähe das aus?, die Zukunft im Nacken und der Blick ruht über den Ringelblumen und Disteln, dem Gestrüpp, den Gräsern, die aus der Vergangenheit erwachsen. Die Zeit würde nicht nur Wunden glätten, nein, sie würde den Narben eine Farbe verleihen, vielleicht auch einen Duft oder Dornen. Aber das ist ja doch nur Spinnerei. Man zieht mit seinen Armen wohlüberlegt an den Rudern, lenkt langsam und treibt dann kurz; ungebremst, wage, unkontrolliert. Ab und zu kann man sich wenden, aber es ist nur ein flüchtiger Blick, denn die Schultern kämpfen um Platz für ihre Kraft.
Man muss denken, sicher, muss lenken, wenn man Ziele hat, aber die bestechende Langsamkeit verleiht einem die Kraft durch Träumerei, denn darin verfällt man wohl, wenn die Blicke in Bekanntem schweifen.
Ich musste wohl eine Weile stumm gerudert sein, denn die Sonne brannte mir mit einem Male wie eine Nessel an meinem Hals und bewog mich, mich aus meinem Kokon der Sprachlosigkeit zu befreien.
„Wohin fahren wir?“
„Ist es nicht seltsam dass du mich nach dem Weg fragst, da du doch die Ruder in den Händen hältst? Aber ich möchte dich nicht mit unsinniger Rhetorik belasten, wo ich doch dich zu einer Fahrt mit meinem Boot eingeladen habe. Wir gehen auf Tauchgang.“
Erst jetzt, da die ersten Worte zwischen uns fielen, merkte ich, wie laut es um uns geworden war. Fast schon hatte ich rufen müssen, um mich bemerkbar zu machen und jetzt, da ich das Wort des Zieles unserer Fahrt im Kopf hatte, barst nicht nur der glasklare Spiegel meiner Gedanken, nein, auch das Meer zersprang zu Scherben. Kristalle schwammen in Wogen aus Pech und der Himmel zog sich zusammen, um sich zu einer Festung aus Dampf zu erheben. Das Licht der Sonne wurde in diffuse Schwaden verpackt und einzelne Strahlen ließen den einsetzenden Regen wie Fäden aussehen, die sich glitzernd vom Himmel herabließen. Hätte man in die Tiefen der Fluten gelauscht, die Wale sängen ein Requiem.
Und wie die ersten Tropfen auf meinen schmerzenden Oberarmen zerrannen, so fiel mir die Absurdität der Situation wie Schuppen von den Augen. Paulus selbst, der diese Redewendung erfand, hätte nicht erstaunter sein können, in was für einer seltsamen Welt er gelandet wäre. Ich war soeben dabei, ein Boot über einen zerrütteten, schwarzen Grund zu rudern, beförderte damit einen Fremden, dessen Wille mein eigener geworden zu sein schien.
Ich glitt weiter durch Blau, ohne Ziel und ein Gefühl von Zeit. Was ich heute vorgehabt hatte, ja, welcher Wochentag heute war, all diese Dinge waren schon längst in den tiefen Augen des Seemannes verschwunden, gegriffen von seinen samtenen Händen. Ich fühlte mich wie ein Hirschkäfer, den man auf den Rücken gelegt hatte, mit dem gleichen konzentriert abwesenden Blick, wie jenem, wenn irgend ein Schreibtischtäter einen Kugelschreiber mit Daumen und Zeigefinger über die Halterung für die Hemdtasche hin und her drückte. Die Spitzen meines Geweihes sind noch klar zu sehen, aber ich zappele hilflos auf meiner Panzer rutschend, während sich meine Blöße an der Sonne weidet.
Ich stelle mir die Frage, ob ich träumte. Doch der Gedanke umhüllt mich nicht, er kratzt und ist kantig, denn wie soll ich noch zwischen Leben und Traum trennen und wofür? Am Tag träume ich mich, meinen unbewussten Zwängen nachgebend, in die Flut und in der Nacht finde ich meine Träume als gelebt vor meinem Geist oder jenes Schwarz, welches nichts kennt außer einem plötzlichen Anfang und ebenso abrupten Ende, aber in sich so undurchdringlich ist, dass man es mehr für ein Sinnbild des Lebens halten könnte, als für Schlaf, hält es doch spürbar die Unmöglichkeit eines Begreifens von Zeit fest.
Und wenn nun all dies kein Traum wäre, sich aber anfühlte wie einer, warum sollte ich mir dann einreden, es sei keiner. Unterscheidet sich das Erleben wie das Verarbeiten von skurrilen Dingen ja anscheinend nicht vom Wachzustand. Nur der Tod trennt diese beiden Dimensionen noch, doch wer weiß schon, ob das nicht auch einfach nur ein Albtraum ist.

Als würde ich vom Prasseln des Regens zum Wettkampf aufgefordert, ruderte ich immer weiter. Es war nur ein kurzer Blitz im Kopf, als der Himmel endlich das Ufer schluckte. Wir waren zwei Greise auf dem Wasser, gleichmütig schauend auf die Schlachtfelder dieser Erde.

Als der Donner uns einholte und unser Boot so beträchtlich zu schaukeln begann dass ich Angst bekam, es könne jeden Moment umkippen, löste sich mein Gegenüber aus seiner Erstarrung. Ein Lächeln umspielte seinen Mund und mit einem Ton der Vorfreude und unterdrücktem Stolzes, wie man es von Kindern kennt, die einem etwas neu Erlerntes erzählen wollen, meinte er:
„Wir sind da. Nimm die Ruder hinein und greif nach der Leiter.“
Tatsächlich baute sich hinter uns etwas aus dem Meer auf. Es war ein Boot. Zu groß für einen Kutter, aber auch zu klein für eine außergewöhnliche Yacht. Es war aus Holz und schien in einem dunklen Blau gestrichen zu sein. Hinter der, bestimmt drei Meter hohen, Bordwand war noch ein Bootshaus zu sehen. Neben den weißen, unleserlich in der Nacht verschwindenden Lettern des Bootsnamens, hing eine Strickleiter über die Reling, auf die wir langsam zutrieben. Ich nahm die Ruder aus der Fassung, legte sie auf den Boden, griff nach dem Seil am Bug unseres Bootes und vertäute es an der Strickleiter, bevor ich, ohne ein weiteres Wort der Aufforderung, diese erklomm. Als ich mich oben über die Balustrade schwang, leuchtete vor meinen Augen noch immer der Name des Bootes: FILER.
Schon immer befremdeten mich Bootsnamen, die von einem einfachen Substantiv abwichen. Phrasen wirkten immer hohl oder verbraucht und so konnte ich mich an nichts Poetisches erinnern, als ein paar germanische Namen, die besonders einprägsam und weich anmuteten. Doch wäre ich nicht auch verwundert gewesen hier ein einfaches Wort vorzufinden? Wäre dadurch nicht etwas Fassbares entstanden, eine Konstante, etwas Desillusionierendes, das dem Geschehen, dieser untitulierbaren, weil noch unvollendeten, Fahrt ein Wort aufdrücken würde? Aber so, ein Infinitiv, ein Stück Frankreich im staatenlosen Meer, ein zur Endlosigkeit verdammtes verheddern, rasen, fühlen – das war ebenso ein Fetzen der unfreiwilligen Fremdbestimmtheit wie ich. Und so ging auch dieses ein in den großen Flickenteppich des vergehenden Tages, ohne dass sich jemand der verschiedenen Muster angenommen hätte, die man hätte betrachten und eine Geschichte geben können. Aber nichts erhob sich, schrie nach Aufmerksamkeit auf dass der Reisende ihm auch nur einen besonderen Gedanken widmete. Das Boot, das Dunkel über mir, die Schluchten unter mir, das schon vergessene Ufer, der Fremde, meine Gedanken, FILER, alles reihte sich ein, um ein Teil sein zu dürfen. Ein Teil des Nebels, der mich sanft wie ein Federbett umhüllte und den so mancher liebevoll Leben nennt.
Als wir nun zu zweit ein letztes Mal einen Blick über die Reling warfen, war das Ruderboot schon längst zum Spielball der Winde geworden, deren ungleiche Brüder im Wasser es hin und her rissen, bis sie es endgültig als besiegt glaubten.
„Was stehen wir hier? Das ist keine Nacht, der man etwas zu sagen haben könnte. Komm, gehen wir hinein.“
Das war der dritte Satz, den er heute zu mir sagte. Und trotzdem, es ist eine laute und eindrückliche Welt, die Welt ohne Worte.
Durch eine blaue Tür, neben der eine erloschene Laterne auf einen Befehl wartete, gelangte man ins Innere des Schiffes. Im Bootshaus war ein Raum mit dem Steuer, Armaturen und Messgeräten. Im hinteren Bereich gelangte man noch zu einer kleinen Kajüte, in der ein Sessel samt einem kleinen hölzernen Tisch und einer Lampe stand. Auf dem Tisch lag ein kleines Heft, darauf stand in großes goldenen Lettern: LOGBUCH. Es war unbenutzt, der Sessel jedoch war an einigen Stellen bereits durchgesessen und an den Rändern traten Fäden wild hervor.
Gleich neben der Kajüte führte eine Treppe in den Bauch des Schiffes. Der größte Raum war wohl eine Art Wohnzimmer, es nahm ungefähr dreiviertel der Grundfläche ein. Dahinter befand sich anscheinend eine Küche, ein Bad und ein Raum zum Schlafen. In keinem der Räume fand sich Staub oder etwas das zerwühlt oder unaufgeräumt wäre. Alles wirkte dadurch weder bewohnt noch unbewohnt auf mich.
Ich setzte mich auf einen grünen Ohrensessel, auf den mich mein Begleiter wies und der ebenso zersessen war wie jener im der Kajüte. Sessel schienen hier die einzigen Gegenstände mit Verschleiß zu sein oder die einzigen, die benutzt wurden. Er selbst setzte sich, nachdem er zwei Gläser nebst einer bernsteinfarben gefüllten Karaffe aus der Küche geholt hatte, in einen gelben Sessel, desselben Typs wie dem meinigen, mir gegenüber. Uns trennte ein runder Holztisch, der mit dreieckigen Intarsien verziert war. Der Farbe nach war es irgendein Nussgehölz. Er füllte die Gläser mit einer verdächtig nach Rum duftende Flüssigkeit, blickte mir noch einmal kurz in die Augen und sprach dann endlich an, worüber ich hätte die ganze Zeit nachdenken können. - das Tauchen.
„Gestern ist mir etwas über die Reling gefallen. Es war wohl ein kurzer Moment der Unkonzentriertheit, aber nun ist es geschehen und es bringt nicht viel über mögliche Gründe zu philosophieren, obwohl sich bestimmt viele interessante finden ließen. Jedoch muss ich es wiederbekommen und dafür hinabtauchen. Ich brauche aber dafür jemanden, der mir hilft die Ausrüstung anzulegen und den Schlauch für die Atemluft zu überwachen und deshalb habe ich dich heute Morgen gebeten, mit mir mitzukommen. Danke dafür, denn wenn du heute Morgen nicht zufällig am Strand gewesen wärst, hätte ich wohl ohne Ausrüstung und zusätzlichen Sauerstoff tauchen müssen.“
„Vielleicht hätte es auch gereicht, Sie hätten sich ein wenig zu mir in die Flut gelegt. Gewöhnlicherweise bringt diese jedes Mal viele Dinge mit, die andere verloren glaubten.“
„Möglicherweise, aber doch bin ich davon überzeugt dass es noch unten ist, auch wenn es angespült worden wäre. Ich halte es übrigens für sehr wahrscheinlich, dass es angespült wurde und doch auch noch unten ist.“
Auf der einen Seite merkte ich, wie es mich unwillkürlich wieder zum Sie zog während wir auf dem Meer das Du unter Seeleuten wählten. Dieser Mann faszinierte mich, der Raum, von dem ich bis jetzt erst sechs Elemente betrachtet hatte, ohne zu merken dass ich den Rest ignorierte, faszinierte mich und dieser sonderbare Gegenstand, von dem er sprach. Dieser wohl mehr, als all die anderen Dinge zusammen. Aber warum nahmen sie mich gefangen? Braucht der Mensch immer etwas noch geheimnisvolleres, das er erkunden muss? Sollte man seiner Neugierde nicht Einhalt gebieten, wenn man nicht mehr Herr seiner Entscheidungen ist, wenn man abdriftet, die Kontrolle verliert? Doch, wo lässt man sich dann fallen und geht mit geöffneten Armen durch das Leben, lässt sich noch auf das Unentdeckte ein? Wann habe ich zuletzt an die Dinge gedacht, die mir sonst wichtig sind, meine Frau, die Arbeit, die Kollegen, die Sonne, das Meer, die Flut? War ich vielleicht eben dabei, mich aufzugeben, mich in einem Strudel ohne klare Richtung zu verlieren? Die Fragen drückten auf meine Glieder wie ein schwüler Sommernachmittag, badend in den sich sammelnden Blitzen. Mein Kopf begann zu schmerzen, als würde darin etwas versuchen, ein Fenster zu öffnen, nein, es aufzureißen in asthmatischen Wallungen der Atemnot. Zitternd wie ein Taucher, dem die Luft ausgeht, nur noch mühsam den Atemreflex bekämpfend. In seinen aufgerissenen Augen und seinem zuckenden Gaumen steht das Bewusstsein, gleich den Mund unkontrolliert öffnen zu müssen und das Nass zu atmen, welches ihn füllen wird. Ausfüllen und einnehmen wird, die letzten Versuche des Hustens müde belächelnd, bis es siegt. Das Wasser schien nicht außen zu sein, vielmehr war es in mir, presste gegen meinen Schädel und die Vernunft drückte zurück. Ein ebenbürtiges Ringen, während ich mich in den Sessel eines stürmisch schwankenden Schiffes drückte, die Hände zu Fäusten geballt, bereit zu entern.

Ich erwachte und fühlte mich wie ein Schmetterling, dessen Flügel verklebt waren. Wahrscheinlich hatte er sich einem Honigtopf genähert und war dabei verunglückt. Mein Geist war wach, ausgeschlafen und ruhig. Ich lag bequem und meine Wangen ertranken in einem Kissen, meine Nase umwehte der Duft von Honig, allein ich konnte mich nicht rühren. Über mir war eine makellos blaue Zimmerdecke, so dass man sie bei flüchtigem Hinsehen für das Gewölbe eines wolkenlosen Sommervormittages halten könnte. Meine Arme und Beine lagen gespreizt von mir und schienen fixiert worden zu sein. Ich wollte mich aufrichten, doch versagte. Jede Bewegung meiner Extremitäten wurde im Keim erstickt, wie man es aus Träumen kennt, in denen die Pistolenkugel langsam auf einen zuschießt, man aber wie gelähmt stehen bleibt. Nur der Geist bäumt sich auf.
Ich sah hellblau und beschloss einfach liegenzubleiben und nachzudenken.
Als erstes fiel mir auf, wie ruhig ich war und wie gelassen ich die Situation des Gefangenseins hinnahm. Mir fiel meine Traumüberlegung vom letzten Tag wieder ein, aber ich verwarf den Gedanken schleunigst wieder, denn er hatte sich schon am vorigen Tag als ermüdend erwiesen und gelähmt und müde wollte ich nicht sein. Dem leichten Schaukeln nach befand ich mich noch immer auf der FILER, aber genauso gut könnte ich eben auch erstarrt in meiner Wohnung liegen, denn schwankt es nicht immer ein wenig, wenn man auf dem Rücken liegt? Sonst war es still. Nichts knarrte, wie man es sonst von den weelengewiegten Kähnen kennt, deren Holz unter dem wilden Treiben der Wellen zu ächzen beginnt. Ich musste mich also auf einem entweder sehr genügsamen Schiff befinden, dass die Strapazen still erträgt oder ich lag wirklich, unfähig zu Bewegungen, in meiner Wohnung und sinnierte einem Traum nach. Oder träumte ich noch immer? Nein, über das Träumen wollte ich wirklich nicht mehr nachdenken, musste ich aber auch nicht, denn die Tür wurde geöffnet.
Als erstes verstärkte sich der Duft nach Honig und die Luft um meine Nase wurde zäh an Süße. Aber es war keine unangenehme Süße, wie man sie von aufdringlichen und zu schweren Parfums kennt, sondern eine natürliche, in der Stille überbordende, als würde man über ein blühendes Lavendelfeld spazieren. Dann sah ich einen Schatten, bis sich endlich das Gesicht des Fremden über mich beugte. Er lächelte, duftete nach einem zedrigen Rasierwasser und betrachtete mich mit den beruhigenden Augen eines Arztes.
„Haben Sie gut geschlafen?“
Das Sie hatte eine kameradschaftliche Distanz der Höflichkeit angenommen.
„Durchaus. Tief und fest wie ein Stein. Nur wissen Sie vielleicht, warum ich mich nicht mehr bewegen kann?“
„Sicher weiß ich das, ich habe Sie schließlich gestern Nacht festgeschnallt. Wissen Sie denn gar nicht mehr, wie übel Ihnen gestern war? Irgendwann sind Sie völlig übermüdet und erschöpft von ihrem Sessel gesunken und eingeschlafen. Es tut mir Leid, wenn es Sie beim Aufwachen erschreckt hat, aber der Seegang machte die Fixierung erforderlich. Nicht dass Sie mir noch bewusstlos durch die Kajüte gerollt wären.“
Er machte mich langsam los, trat dann ein paar Schritte zurück und meinte:
„Ich habe Ihnen ein paar Sachen auf dem Stuhl zurechtgelegt. Es ist besser, wenn Sie leichte Kleidung tragen und falls Sie etwas essen möchten – nebenan gibt es Toast. Ich lasse Sie dann mal wieder allein.“
Und schon war ich wieder für mich allein. Mit dem Schließen der Tür legte sich Stille über den Raum mit der Verneinung einer vergangenen Zweisamkeit. Nur die geöffneten Lederriemen wiesen auf ihn hin, wie auch der Stapel mit hellblauen Leinenhemden mit dazugehörigen beigen Hosen auf dem Stuhl vor meinem Bett. Meine eigene Kleidung konnte ich nirgends entdecken, nur mit Unterwäsche bekleidet saß ich vor den fremden Anziehsachen.
Ich zog mich an, die Sachen passten wie meine Eigenen, und öffnete die Tür. Im ersten Moment erstarrte ich kurz, doch schon einen Wimpernschlag später ging dies in meinen Flickenteppich ein. Ich war im Wohnzimmer, hatte also im einzigen Bett an Bord geschlafen. Außerdem bemerkte ich dass ich gestern zwar dachte, andere Einrichtungsgegenstände nicht wahrgenommen zu haben, aber nun registrierte, dass es gar keine anderen gab. Der Raum war leer bis auf den die beiden Sessel, dem Tisch, den beiden Gläsern und der Karaffe. Alles stand unverrückt an seinem Platz. Licht fiel durch Bullaugen, die die Wand durchbrachen. Woher das Licht in der vergangen Nacht kam, erschloss sich mir nicht. Die Tür zur Küche stand offen und auf dem Tisch darin lagen zwei Scheiben Toast mit Honig auf einem Porzellanteller mit blauen Verzierungen. Irgendetwas Florales, vielleicht Zwiebeln? Rechts davon stand eine passende Tasse mit Kaffee, schwarz, wie das Meer gestern und ruhig, wie dieses heute.
Ich hörte eine Glocke läuten. Es war ein leiser Ton, kein schriller Klang eines Glöckchens. Wahrscheinlich war sie außen am Bootshaus angebracht. Alles war wunderbar durchgeplant, einer großen Choreographie gleichend, nur dass die Zuschauer im Verborgenen blieben. Was würde die Presse wohl von einem solchen Stück halten, wie es hier aufgeführt wurde? Würde sie es als skurriles Hirngespinst, als befremdliche Phantasie eines Sonderlings abtun? Und was würden sie zu mir in der Hauptrolle sagen? Trat ich souverän genug auf, wirkte mein Handeln authentisch, nahm man mich ernst? Ich befürchte fast, ich selbst würde das Stück für abstrus halten, für völlig aus der Luft gegriffen. Vielleicht würde ich eine empörten Brief an die Zeitung schreiben und darin mein Unverständnis darüber zum Ausdruck bringen dass ein Stück, in welchem ein freiwillig Gefangengehaltener über seine Internierung philosophiert und dabei auf existenzielle Fragen stößt, wohl entweder plakativ oder polemisierend ist und dem Autor eine unüberlegte Kritik unseres Rechtsstaates vorwerfen. Der freie Mensch entscheidet sich für Freiheit, wie sie sich auch der Gefangene wünscht. Ein Mensch, der unschuldig und unbemerkt lebt, braucht sich nie nach Freiheit zu sehnen, denn er lebt darin. Sich selber darin beschneiden zu wollen ist ein plumper und dummer Gedanke, wie ihn nur Künstler und andere Weltfremde haben können.
Ich würde den Brief abschicken, die Wut vergessen und insgeheim wissen, dass jedes Wort die Ausgeburt einer schlecht gespielten Rolle war.
Ich habe mich aber nun damit abgefunden, dass das Theater Odem geatmet hat. Die Glocken haben geläutet, der Kaffee ist alle, ich werde nach draußen gehen.

Er stand an der Reling. Der Sonne nach, die sich eben von seinem Kopf abgestoßen zu haben schien, war es wohl gegen neun Uhr in der Frühe. Das Meer glich wieder dem bekannten Spiegel und bis zum Horizont war das Land eingestampft unter der Decke des Ozeans. Wie mussten sich all die Flüchtlinge fühlen, auf ihren viel zu alten Ruderbooten, mit denen sie planlos das Mittelmeer durchstreiften? Oder die Menschen auf ihren riesigen Kreuzfahrten, selig in mondäner Einsamkeit, bei Heimatgefühlen mit fremden Silberbesteck in den Händen. Warum sehnte ich mich nach ein paar Hochhäusern am Horizont, einer Freiheitsstatue, einem Anker am Bug? Egal, denn vor mir geschehen Wunder. Wasser schwebt in den Himmel, um sich zu flockigen Milchballen zu sammeln und nach erfolglosen Kämpfen mit dem eigenen Gewicht wieder hinunterzufallen.
Er drehte sich um und musterte mich kurz von Kopf bis Fuß.
„Ich denke, wir wären dann soweit.“
Er sprach, die Worte vorsichtig abwiegend, als könnten sie mich vor etwas verschrecken. Vielleicht auch deshalb dieses wir. Ich fühlte mich, als würde mir eine Diagnose gestellt. Der vertraute Plural der Menschen in Kitteln, der so gern karikiert wird, ohne dabei der imensen Wirkung auf Patienten zu denken, die sich mit einem Male nun nicht mehr allein mit ihrem Problem fühlen, sondern ihr Leiden teilen können; unvoreingenommen und absolut. Der Arzt ist ein unbedachter Suggestionskünstler und einer der wenigen, die damit mehr Unheil verhindern als schaffen.
Vielmehr schien alles Wärme auszustrahlen, das Holz, die Wellen, die Farbe der Reling, das Metall des Steuerrades. Alles schien mich betten zu wollen in Wohligkeiten.
Ich blickte ihn einfach stumm an und nickte ihm zu. Mein Mund war immernoch voller Honigsüße und ich hatte keine Lust ihn mir mit Salzluft zu verderben. Ich begann eine gleichgültig wirkende Aufregung aus meiner Mundfaulheit zu entwickeln. Wir blieben noch ein paar Wimpernschläge so stehen, als würden wir auf ein paar Worte warten, die unbemerkt gesagt wurden, aber noch nicht bei den Ohren angekommen waren. Dann löste er sich vom Geländer und ging in Richtung des Buges, während er seine Hände leger hinter sich die Reling entlangschleifen ließ. Vorne an der Spitze angekommen, öffnete er eine Luke, in der man wohl normalerweise die Vertäuung verstaute und verschwand darin. Seine, an der Oberfläche verbliebene, Hand winkte mich geduldig hinter sich hinunter.
Anders als erwartet, war es nicht dunkel unter der Luke. Eine schmale Stiege führte in einen größeren Raum, der durch natürliches Licht erhellt war. Als ich unten auf den Dielen stand, offenbarte sich mir das Geheimnis, denn vorne, seitlich am Bug, befand sich eine große Tür mit einem kleineren Vorsprung, unter dem sich, nur durch wenige Zentimeter davon getrennt, der Ozean in seiner ganzen Größe ausbreitete. Außerdem waren, ungefähr auf Schulterhöhe, Bullaugen angebracht, deren Licht auf dem Parkett wie Quallen im Wasser schweben zu schienen; an den Rändern verschwommen und von Wellenreflektionen wabernd.
„Ich hoffe, du hast ausreichend geschlafen und fühlst dich nicht müde! Der Tauchgang wird nicht lange dauern, aber du brauchst ausreichend Kraft und Konzentration. Es ist nicht leicht, sich unter Wasser zu beherrschen und sich nicht dem wohligen Dunkel hinzugeben und müde zu werden. Nicht umsonst sind Algen keine Tiere, denn wäre es denn nicht furchtbar anstrengend, sich die ganze Zeit nur treiben zu lassen, ohne Willen und in Gänze vertrauend, dass die Selbstbewegenden die Dinge schon richten werden?“
„Schon, aber wollten nicht Sie eigentlich tauchen und ich sollte mich nur um den Sauerstoff kümmern? Ich meine, nicht dass ich nicht gerne tauche, aber ich kann nicht von mir sagen, dass ich besonders erfahren wäre, geschweige denn wüsste, wonach Sie denn eigentlich suchen.?“
„Nicht, dass ich das nicht einsehen würde, aber wissen Sie, ich war in den letzten Tagen so viel unterwegs, ich fühle mich heute nicht ausgeruht genug. Also, um das klarzustellen, niemand zwingt Sie, zu tauchen, aber ansonsten müssten wir es eben auf morgen verschieben oder ich Sie zurückfahren. Sie müssen das entscheiden.“
„Ich werde es versuchen, aber ich verspreche Ihnen nicht, dass ich fündig werde. Aber haben Sie denn überhaupt eine passende Ausrüstung für mich?“
Sein lächendes Nicken sagte alles. Warum auch sollte er nichts haben, hatte ich ja doch auch gerade eben Anziehsachen an, die mir zu passen schienen, wie bisher nichts auf der Welt. Ich hatte beim Anziehen überlegt, ob es wohl daran liegen könnte, dass ich noch nie ein Hemd aus Hanf oder Flachs anhatte und man ja über das Tragegefühl dieser Stoffe besondere Dinge sagt, aber die richtige Größe konnte ja doch nicht daher kommen.
Hinter der Stiege ruhte ein Schrank in der Ecke. Einer dieser Massivholzschränke aus der Gründerzeit, leicht verziert mit neoklassizistischen Elementen. Darin hingen an Kleiderbügeln orangefarbene Anzüge mit einem kreisrunden, festen Ausschnitt am Hals. Am Boden standen Stiefel und auf einem Brett über der Stange für die Kleiderbügel standen Helme. Die Helme waren messingfarben und hatten ein rundes Glas eingelassen, das von einem Gitter geschützt wurde. Sähe man dahinter die Augen und den Mund, so war an den Stellen, an denen sich die Ohren befänden ebenfalls kleine hervorstehende Dinge befestigt, deren Funktion sich mir aber nicht erschloss. Oben war eine Aussparung für den Luftschlauch und jetzt entdeckte ich auch den zugehörigen Schlauch in der gegenüberliegenden Ecke des Raumes. Zusammengerollt, wie eine Natter, wartete er geduldig auf seinen Einsatz.
Mit routinierten Bewegungen und prüfendem Blick gab er mir Stück für Stück die Taucherausrüstung, zusätzlich zu den bereits genannten Kleidern noch ein Tauchermesser, einen braunen Pullover und ein Seil. Danach half er mir in den Anzug hinein. In der Sohle der Stiefel waren Bleigewichte eingelassen, die meinen Bewegungen die Kraft nahmen und mich in einen traumähnlichen und schwerfälligen Zustand brachten, aber wäre es auch nicht seltsam, nichts dafür opfern zu müssen, in ein anderes Element zu wechseln?
Der Anzug war weit geschnitten und ich konnte noch den Pullover darunter ziehen, damit ich unter Wasser nicht fror. Er bedeutete mir dann, mich auf die Kante, außen am Bug, zu setzen und verschraubte den Schlauch für die Luft mit meinem Helm. Die Luft roch sofort nach altem Gummi, aber mich erinnerte dieser an den Geruch im Schlauchturm einer alten Feuerwache, in die wir als Kinder eingestiegen waren. Es strahlte eine Beruhigung auf mich aus und ich fühlte mich ein wenig in die Zeit meiner Kindheit zurück versetzt, während ich mich erinnerte. Hinten an meinem Anzug verknotete er das Seil an einer Schlaufe meines Anzuges und führte das Seil über eine Rolle, die oben an der Tür befestigt war.
„Wenn du jetzt nach unten gehst, halte ich dich immer am Seil und kann dich damit auch jederzeit wieder nach oben ziehen. Solltest du Angst bekommen, gib mir Bescheid. Ich höre alles, was du sagst durch deinen Atmungsschlauch und kann auch mit dir sprechen. Dir sollte also nichts passieren können. Hast du noch irgendwelche Fragen oder fühlst du dich bereit?“
„Ich denke schon. Aber wissen Sie, eine Frage hätte ich noch. Jetzt, da ich ja etwas für Sie nach oben holen soll, mit Ihnen gerudert bin, getrunken und schließlich auch ihr Bett benutzt habe; wie heißen Sie eigentlich?“

„Ich hatte mich noch nicht vorgestellt? Wie unachtsam. Aber im Grunde kennen Sie ihn schon längst. Mein Name ist Filer. Seltsam, ich weiß, es ist eher unüblich, sein Boot nach sich selbst zu benennen, aber manchmal weiß ich gar nicht, wer von uns beiden eher da war.“
Er lächelte verträumt vor sich hin, während er das sagte, ganz so, als wäre er gar nicht hier, sondern viel weiter weg, auf einem Planeten oder irgendeiner Vergangenheit, die mit einer Welle durch die Luke geschwappt war.
„Aber Sie müssen doch irgendeinen vollen Namen haben! Filer, was ist das für ein Name und außerdem, wie heißen Sie mit Nachnamen, wo sind Sie geboren, wie hießen Ihre Eltern, was tun Sie hier eigentlich!“ Ich fühlte mich auf einmal wie erschlagen von der Seeluft, alle Gedanken ringelten sich in meinem Kopf zusammen, so dass es ein Einfach gewesen wäre, sie auseinanderzuknoten und abzulesen, nur war der Schädel im Weg. Ich hatte so viele Fragen, aber welche sollte ich zuerst stellen, hatte ich sie nicht vielleicht sogar schon gefragt?, Und warum frage ich eigentlich? Traue ich diesem Mann nicht? Ich soll doch nur tauchen, nur einmal kurz ins Wasser und dann wieder hoch und schon geht es wieder zurück ans Land. Ich wunderte mich darüber dass ich gar nicht mehr richtig wusste, wie es aussah, dort wo ich herkam, aber ich scherte mich nicht weiter darum; es gab eine Menge Antworten zu hören.
Seine Antwort war wie die vieler charismatischer Menschen, sie packte die Wut beim Schopf und während er einem die Haare aus- und aus dem Sumpf zog, landete man wieder auf dem Trockenen. Alle Wut schien verflogen, ja, man hatte sogar das Gefühl sich bei demjenigen für seine Zuwendung bedanken zu müssen, dabei war man doch bis vor wenigen Augenblicken noch entrüstet über seine Ignoranz oder Verlogenheit, Distanziertheit oder was auch immer es gewesen sein mag. Auch bei ihm war es so. Der Schlauch in meinem Kopf schien sich zu bedanken, denn endlich wollte ihn niemand mehr aufrollen, er durfte unbehelligt liegenbleiben.
„Nun, weißt du, ich verstehe dass du es seltsam findest dass ich keinen normalen Namen habe, aber wenn du ehrlich bist, was ist schon ein normaler Name? Ist er nicht immer das Resultat einer ganz subjektiven und zufälligen Ästhetik? Ich kenne keinen, der mir einen Namen gab, also gab ich mir selbst einen und dafür finde ich ihn ziemlich normal. Genauso wenig kenne ich meine Eltern und seit ich denken kann, lebe ich auf diesem Schiff“
Ich wusste noch sehr genau, dass ich noch vor wenigen Minuten eine Frage hatte, die ihn bei dieser Antwort entwaffnen sollte, aber sie war ebenso still in meinem Kopf verstaut wie all die anderen Gedanken. Die Situation wurde mir immer unangenehmer. Warum auch, musste ich mich immer in die Welt anderer einmischen und alles wissen wollen? Welche infantile Neugierde ritt mich in solchen Momenten?
„Nein, ich möchte ja gar nicht in Ihrer Vergangenheit herum rühren. Ich bin ja doch Ihr Gast, Herr Filer, und ich habe auch wirklich Lust, dieses Ding, das Sie suchen, zu finden. Wer hat schon sonst die Möglichkeit einmal professionell in seinem Leben mitten auf dem Meer zu tauchen?“
„Also heißt das, du fühlst dich bereit?“
„Ja.“

Das erste, was sich beim Eintauchen in mir auflöste, war ein Irrtum. Der Irrtum von der Stille des Meeres. Wie können wir Menschen uns nur immer wieder solch seltsame Dinge einbilden?, wie können wir erwarten, dass es überall dort, wo wir nicht leben können, still sein muss? Wir degradieren die Elemente zu unseren Spielbällen und benehmen uns dann wie ein Kind im Bällebad, anstatt uns ernsthaft mit ihnen zu beschäftigen. Als ich ein Kind war, habe ich mir den Weltraum immer unglaublich laut vorgestellt. Ich konnte mir nicht erklären, wie all die Asteroiden, Kometen und Planeten ruhig und ohne einen Laut des Protestes ihre Bahnen zogen. Wie konnten diese tonnenschweren Gebirge, diese Feuerplaneten nur kein Geräusch von sich geben?, wer kann sich das schon vorstellen? Erst mein Physiklehrer zerstörte meine Illusion, als er von Schallwellen sprach und davon dass es im Weltraum keine Teilchen gäbe, womit diese übertragen werden konnten, aber, war er selbst jemals dort gewesen? Wohl eher kaum und trotzdem war er sich seiner Sache seltsamerweise sehr sicher. Und was ist mit den Astro- und Kosmonauten, haben sie je ein Wort über die Geräusche des Weltraums verloren? Auch daran kann ich mich erinnern. Wir aber vertrauen blind fremden Thesen und haben wahrscheinlich auch gar nicht den Mut, sie zu verifizieren, denn was sollten wir auch damit anfangen, wenn sie sich als falsch herausstellen. Solange alles in unserem Bällebad funktioniert, müssen wir ja auch nicht in die Einzelnen hineinschauen. Ich aber war jetzt in so einer bunten Kugel. Mittendrin. Und sank immer tiefer hinein in diesen bunten Kosmos. Ich konnte mich nicht mehr erwehren, den unmittelbaren und unumstößlichen Eindrücken, sie befahlen nun über mich Erdabtrünnigen und ich war ihnen schutzlos ausgeliefert. Aber eigentlich dachte ich gar nicht über dieses Dominanzverhältnis nach, ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mich mit den neuartigen Klängen vertraut zu machen, denn je mehr das Licht und Blau vor meinen Augen schwand, desto mehr drangen die Farben durch meine Ohren. Ich war noch nie mit einem Helm unter Wasser gewesen und es war seltsam, dass sich nichts gegen meine Ohren drückte und jede Welle schluckte. Nun konnte ich einmal in Ruhe zuhören, ohne bedrängt zu werden. Da war ein Rauschen, ein fernes Brummen, ein Pochen und Platschen und manchmal auch vereinzelt höhere Töne, die wie das Picken eines Spechtes oder eine Oboe klangen. Am eindrucksvollsten jedoch war für mich, dass die Stille immer hörbarer wurde. Obwohl ich kein Wasser in den Ohren hatte, so fühlte ich doch ein Druckgefühl auf mir liegen und schien es zu spüren, durch die Kühle meines Anzuges und die wärmende Wolle hindurch. Ich selbst schien zum Resonanzkörper geworden zu sein für eine Urgewalt. Und diese Tiefe, diese Vereinnahmung, diese Ganzheitlichkeit machte die Stille hörbar. Ich war nichts weiter, als ein weiteres Instrument des Ozeans. Und wahrscheinlich hörte ich sie auch deshalb, weil da sonst nichts mehr war. Das Licht war verschwunden und ich sah in eine Schwärze, wie ich sie mir ebenfalls im Weltraum vorstellte. Undurchdringlich, kühl und lärmend.
„Ist alles in Ordnung bei dir dort unten?“
Seine Stimme klang ungewohnt, sie verwischte meine Gedanken, wie der Wüstenwind eine Düne Meter für Meter weiter trägt. Sie störte mich in meiner Meditation, meinem Dialog mit dem Meer. Er war ein Fremdkörper, ein Parasit, der sich an der neu gewonnen Kraft durch meine Symbiose mit dem Ozean nähren wollte. Er sprach mit so grellen Farben, wie aus einer Zeit, die ich längst hatte vergessen wollen. Ich weiß nicht, wie sich ein Säugling fühlen würde, wenn er geboren wird und klar denken könnte. Würde er sich nicht vielleicht wieder hinein sehnen, zu den diffusen Lichtern und Geräuschen, der Umsorgung durch den alternden Organismus?, würde er nicht wieder zurück wollen zu Ruhe und Besonnenheit, einer ganz tiefgreifenden, kindlichen Kraft, zu einer eigenen Phantasie, nicht gestört durch die Gebilde um es selbst, die ihn den schneidenden Stimmen und Bildern wie auf einer Streckbank ausliefern? Ich konnte verstehen, dass sie schreien, wenn sie auf die Welt kommen. Wie sollte man all dem sonst begegnen?
Mit Gesang.
Ich begann langsam und unsicher zu singen, als müsste ich die Töne in mir erst noch entknittern und ordnen, ehe ich sie nach außen dringen lassen konnte. Sie waren noch ganz frisch, neugeboren und blutig wie Feten, doch sie zogen die Plazenta aus mir hinaus. Sie ließen mich den Nährboden meiner Gedanken betrachten und mein Geist wurde zu einer fleischigen Scheibe, die vor mir im Schwarz davon schwamm. Ich konnte sie nicht mehr festhalten.
Es war eine mir bekannte Melodie, ich hatte sie schon einmal gehört, wusste aber nicht, ob es vor ein oder zwei Tagen oder gar 3 Jahren oder Jahrzehnten gewesen war. Wahrscheinlich hatte ich sie schon die ganze Zeit gehört, stumm, denn ihr fehlte noch ein Körper, in dem sie ihre Schwingungen ausbreiten konnte. Ich schwebte singend sinkend im Wasser.
Sobald die Töne aus mir hinaus gedrungen waren, atmete ich sie wieder ein, ich stellte mir vor, wie sie immer wieder versuchten in meinem Atemschlauch nach oben zu dringen, aber sie fielen hinunter, wie eine Feder im Vakuum, und wurden von meinem Mund eingesogen. Und während ich sie so zyklisch ein- und ausatmete, reiften sie unter der Kuppel meines Helmes und wurden klarer, bestimmter und gestützter.
Es kam keine weitere Frage von oben.
Mit einem Male schreckte ich auf, wie aus einem Traum, bei dem man träumt, aufwachen zu müssen. Was hatte ich nur für Gedanken? Fieberte ich oder wurde hier unten einfach die Luft dünn? Überhaupt, ich konnte mir nicht vorstellen, wie genügend Luft durch einen so langen Schlauch zu mir kommen konnte. Und wenn ihn ein Fisch zerbiss oder ein Stück Treibholz einen Schlitz hineintrieb? Das Wasser würde unbemerkt und still nach unten fließen und die Kugel um meinen Kopf Stück für Stück füllen. Zuerst würde ich irgendwann nicht mehr durch den Mund atmen oder rufen können, niemand würde mich dann noch bemerken, wenn das Wasser langsam in meine Nasennebenhöhlen fließen würde und meine Tränen in seiner Lauge ertränkte. Alles würde in ein paar stummen und einsamen Sekunden vorüber sein, gefangen in meinem sonderbaren, menschlichen Anzug in Mitten dieser unberührten Natur.
Wie seltsam ich für all die Tiere und Algen anmuten musste, wie ungelenk und tolpatschig. Vielleicht hatten sie sogar Mitleid mit mir und schenken mir ein Lächeln, wenn sie mich mit ihrer Schwanzflosse streifen, aber wahrscheinlich interessieren sich keines der Lebewesen hier unten für mich, denn bisher glaubt ich, noch keinem begegnet zu sein.
Mir fiel plötzlich eine Stelle aus dem kleinen Prinzen ein, die ich meinem Sohn immer vorgelesen hatte, als er noch klein war. Ich weiß nicht, warum sich gerade diese bei mir so eingebrannt hatte, denn es war keines dieser viel sagenden Zitate, die man sonst noch in den Zeilen entdecken kann, nein, es war nicht einmal ein vollständiger Satz.
„Ich blieb also allein, ohne jemanden, mit dem ich wirklich hätte sprechen können…“.
Ich dachte ihn mehrmals vor mich hin, während ich noch leise summte, fühlte dem Kondenswasser nach, das von der Scheibe auf meinen Hals tropfte und dort hinunter rollte und war mit einem Male in einen sonderbaren Traum verfallen.

Die Baumstümpfe der Allee verschwammen auf der Scheibe in einem dunklen Strom, zerfurcht von Bahnen welche die Regentropfen auf ihrem Weg hinunter zeichneten. Ich sah nichts außer einem braunem Flattern und einem matten Abglanzes meines müden Gesichtes auf Glas.
Im Bus war es kalt und ich fror. Wahrscheinlich war es spät im Herbst, aber ich konnte nicht nach draußen sehen und mich vergewissern, auch wusste ich nicht, ob es besonders früh am Morgen oder bereits in der Dämmerung des Abends war, denn das Licht gleichsam müde. In jedem Fall war ich erschöpft und roch nach Schweiß; ein Gefühl, als hätte ich seit Tagen nicht richtig geschlafen, mein Gesicht wirkte verquollen und ein kalter, schmieriger Film überzog meine Hände. Am liebsten hätte ich mich draußen in den Regen gestellt, mich ausgezogen und abspülen lassen, bis der gesamte Dreck und Talg aus der letzten Pore hervor gekrochen und in der Wiese verschwunden war. Aber ich hörte nur sein beruhigendes Prasseln, ein wenig einschläfernd, ein wenig melancholisch.
Als ich mich umsah, bemerkte ich noch ein paar weiterer Fahrgäste, von denen ich aber keinen kannte. Sie sahen bäuerlich aus. Die Frauen trugen bunte, verwaschene Kopftücher mit denen sie ihr graues, strähnig gewordenes Haar bändigten und ihre faltigen, ländlich geröteten Gesichter zusammenhielten. Sie schauten aus dunklen Höhlen mit kleinen Pupillen starr geradeaus, ohne dass sie sich in irgendeiner Weise um ihren Nachbarn oder die Landschaft draußen geschert hätten. Sie lebten in kleinen Enklaven, zwischen vertrockneten Gestecken und von braunen Schlieren durchzogenen Porzellantassen. Diese Witwen, die das Schwarz schon vor Jahren wieder abgelegt hatten lebten nur noch für sich und ihren grausamen Gott.
Ein Mann war nicht unter den Fahrgästen, nur den Busfahrer konnte ich erkennen. Eine massige Gestalt mit ledernen Wangen.
Ich wusste nicht, wo ich hinfuhr. Nirgendwo fand ich einen Fahrplan oder überhaupt irgendeinen Ortsnamen und draußen konnte ich kaum etwas erkennen, denn die Ameisenstraßen des Regens trugen immer noch schwere Tropfen an mir vorüber, in einem undurchdringlichen System folgend, das ich nicht verstand. Immer wenn ich das Gefühl hatte, ich hätte sagen können, wohin ein Tropfen als nächstes kullerte, vergaß er meine Anwesenheit und verschwand in eine andere Richtung.
Außer den Geräuschen des Unwetters und des Dieselmotors herrschte ein drückendes Schweigen. So fühlte es sich an, in den Krieg zu ziehen. Alle sitzen, ihre eigene Geschichte bei der Abreise sorgfältig eingepackt und nun unter den Sitz geschoben, allein auf ihren zugewiesenen Plätzen. Sie hätten sich wohl nicht einmal für einen Eigenen entscheiden können, denn sie waren nicht mehr im Stande alleine nachzudenken. Es gab kein Morgen, kein Gestern und kein Heute; nur noch einen rostigen Zweck.
Ein wenig sind sie wie Hühner auf der Stange. Sie kennen ihre Bestimmung und harren aus, um keinen Schmerz über die fehlende Freiheit zu verspüren. Die Engstirnigkeit wird zum Luxus, denn da ist nicht mehr an dem man sich stoßen könnte. Nur noch Befehle, Aufgaben, Zuweisungen, Zweck, Sieg. Ein Rhythmus des ausgeschlossenen Zweiten.
In diesen Momenten des einsamen, geschafften Sinnierens, Sitzens und Starrens, in dem ich mich eben befand, rutscht man in einen außergewöhnlichen Zustand und es ist immer dasselbe leidliche Thema an dem man sich beim Nachdenken aufhängt, die Kuriosität der eigenen Existenz.
Nichts ist einem fremder, als man selbst. Wie soll man das verstehen, dass es Motoren, schmierige Getriebe, Menschen mit einer erfrorenen, traurigen Geschichte, Regentropfen, Geräusche, eine versperrte Sicht auf etwas Undurchdringliches, weil es durch die Alltäglichkeit kaum noch Aufmerksamkeit erregt, gibt. In diesen seltenen Momenten werden sie einem alle bewusst, die Dinge über die wir so selbstgefällig hinwegsehen, wenn wir unseren scheinbar wichtigen Dingen und Berufungen nachgehen. Wir essen Ambrosia und halten es für eine Brennnessel.
Ich möchte dann immer etwas an dieser Dummheit in mir ändern, möchte den Menschen die Augen öffnen, aber wer könnte schon in dieser Meditation die Stimme erheben, die angrenzenden Mikrokosmen von stummen Menschen aufbrechen? Das Thema rückt in die Belanglosigkeit und einen überfällt ein Gefühl von Hilflosigkeit, Resignation und Hoffnung.
Diese Möbiusschleife an Gedanken, in die wie uns langsam hineindrehen, ereilt uns immer bei Regen, es ist unsere Katharsis.
Manche beginnen dann zu Summen. Wenige, Einzelne, Seltene. Der Rest erklärt Sie für verrückt oder kindlich, naiv und fern von einer Lebensrealität, dabei gaben sie sich nur eine Stimme, sie begraben ihre Trauer mit Gesang. Still, heimlich und wissend, dass bald der jüngste Tag kommen wird. Ein weiteres Mal.
Ich kann nicht weiter nachdenken, denn die Türen öffnen sich quietschend und ich bekomme einen feinen Spritzer Regen ab und die Frauen drängt es zum Ausgang. Mit gekrümmten Rücken, der Blick auf die eigenen Schuhe gerichtet und ohne ein Wort des Grußes zerstreuen sie sich. Wäre ich nicht so weltenverloren, ich hätte mich verstoßen gefühlt von ihrer Trauer, die nur Gleichgesinnten stumme Gemeinschaft schenkt.
Ich ging nach draußen, schloss meine Jacke und übergab mich der Willkür der Wolken, wie es auch die Zigarette des Busfahrers tat. Er brummelte etwas Unverständliches und ließ mich dann allein.
Es war wohl ein Dorf, zumindest sah ich ein paar Häuser durch das Stieben der Himmelsbäche. Ich lief blind auf sie zu. Vielleicht konnte ich mich ja auch irgendwo unterstellen, vielleicht fand ich hier einen Menschen.
Nach vier Häusern an der Straße war das Dorf jedoch vorüber und die geschlossenen Fensterläden schauten an mir vorbei, als wären sie eine Vergrößerung der Pupillen ihrer Besitzer.
Ich wollte heimkehren, denn ich hatte meine Heimat im Schlaf vergessen, wollte eine Neue finden, hier, jetzt, sofort, die Himmelsgewalt als Trauzeuge. Doch sie versteckte nur meine Tränen oder bildete ich mir nur ein zu weinen, weil sich das Rinnsal auf meinen Wangen so anfühlte?
Ich nahm meinen grünen Rucksack ab und ließ ihn an einem Zaun angelehnt stehen. Soll doch wenigstens er aufgenommen werden, wenn man mir schon den Zutritt verweht. Sollen sie ihn doch ausweiden auf ihrer unersättlichen Suche nach Neuem, Brauchbarem, Modernem und gleichzeitig nach Relikten, die in ihrem Kopf überwintert hatten und ausbrachen, wenn sie etwas bestimmtes sahen. Einen Gegenstand, ein Foto, eine Farbe. Sie holten ganze Welten zurück, vielleicht war es Frühling gewesen.
Es störte mich nicht mehr, ich war sowieso schon durchnässt.
Ich lief weiter. Ich musste weiter gehen. Ich brauchte eine Beschäftigung, einen Nutzen. Das alles hier, dieses elendige Dorf brauchte einen Nutzen, eine Bestimmung, einen Mann mit weißem Bart, der über es entschied. Ich wollte es nicht sein, noch nicht, denn ich war jung. Ich wollte doch hinaus, Neues sehen, erleben, entdecken, in Eindrücken baden, eine griesgrämige Welt euphorisieren und dabei eine Zukunft finden.
Meine Füße schmatzten im Schlamm, als hätten sie sich seit Jahren danach gesehnt sich wieder einmal richtig in Tümpeln unbetretener Feldwege zu sulen. Doch der Schein trügte, sie hatten genug davon, sie wollten sich abstoßen, schweben, aber wurden angezogen, immer wieder zu Boden gestoßen, weil ich sie in den Dreck rammte.
Ich fand mich mit der Endlosigkeit der Straße ab. Wenn ich schon kein Gast sein durfte, dann wenigstens ein Märtyrer, ein Außenseiter, einer, auf den man schaut, weil er seltsam ist, besonders ist. Das wollte ich sein, anders. Anders als all die anders-sein-wollenden Anderen.
Doch wem gönnt man schon Selbstzufriedenheit?, ein paar Schritte vor mir tauchte ein Haus auf und aus den Fenstern drang Licht. Ich hätte es sowieso nicht mehr lange ausgehalten, denn die Tropfen wurden zu Körnern. Meine Haut spannte sich, als wäre sie rissig und trocken, brüchig wie ein Stück Korkeiche.
Das Haus war größer als die anderen es gewesen waren, eher ein Landhaus. Vorne, ab Giebel, starb soeben eine zerschlissene Flagge. Ich hätte mich gerne zu ihr gesellt.
Ich trat die Stufen nach oben und klopfte mit einem schweren Messingring an die Tür. Was erwartet ich eigentlich von demjenigen, der mir öffnete? Ich stellte mir einen groß gebauten Mann vor, kräftig, dröhnende Stimme. Irgendein Funktionär, vielleicht der Bürgermeister von hier.
Auf den Gedanken, dass mir niemand aufmachen würde, kam ich nicht. Es war nichts zu hören, kein Schatten im Licht des Fensters zu sehen. Von Stürmen eingemauerte Stille. Trügerische Stille.
Ich klopfte noch einmal. Starrte das Schweigen des Hauses verständnislos an und hämmerte dann mit den Fäusten gegen die Tür. Ein einsamer Kampf mit der Natur, welche meine Schreie mit einer Leichtigkeit erstickte, als müsse sie nur einen Fetzen Watte darüber legen. Irgendwann trat ich mit dem Fuß gegen die schwere Eichentür.
Sie schwang auf, es war ein Tritt gegen den linken Flügel gewesen.
Ich war bisher immer den Weg des geringsten Widerstandes gegangen, bis sich mir die Leichtigkeit versperrte, denn ich vergaß wie die Ruhe funktionierte. Es war wie bei einem Gedicht dass man in der Schule auswendig gelernt hat, immer und immer wieder übte, bis man es ohne einmal zu Stocken aufsagen konnte. Jahrelang bewahrte man sich diesen Schatz und doch gibt es Tage, an denen es sich nicht herauskramen lässt. Es ist verschwunden, von einer Synapse geschluckt, ausgehustet, nicht aufzufinden. Je mehr man sich müht, desto weniger gibt es von sich preis. Erst einige Tage später, man unterhält sich vielleicht gerade mit der Mutter am Telefon, fällt es einem wieder ein, ganz plötzlich und mit einem unschuldigen Lächeln auf dem Gesicht.
Ich stand in einem hell erleuchteten Flur. An der Wand hingen Teppiche und über der Tür der Kopf eines weißen Tigers, als sei er von alleine durch die Mauer gesprungen und bei diesem Versuch stecken geblieben. In seinem Blick lag noch der Versuch eines Ärgerns über sich selbst.
Es gingen zwei Türen ab. Eine nach rechts und eine nach links. Ich vermutete hinter der linken die Küche und öffnete deshalb die rechte. Durch die nun noch angelehnte Tür hörte ich ein Grammophon spielen. Es klang nach Tschaikowsky. Sofort fühlte ich mich wohl, endlich angekommen, als sei es das ersehnte Haus meiner Eltern und trat ein.
Es war wohl der süßliche Geruch, der mich zuerst stutzen ließ, eine wohlige, geschmeidige Süße, so reich an Nuancen dass sie unmöglich von irgendeinem Perfum oder einer Créme stammen konnte. Ich schloss intuitiv die Tür hinter mir und starrte in die Dunkelheit. Es war nichts zu sehen, nur der Geruch lag in der Luft, so deutlich dass man ihn hätten zerschneiden können. Ab und zu hörte ich ein Rascheln. Eines, wie man es vom Herbst kennt, ein vertrautes, natürliches Rascheln, ein Wispern der Bäume.
Langsam wurde es heller und ich fand mich in einem Hain wieder. Überall um mich herum standen Kirschbäume. Von irgendwo her kam ein Licht, aber ich konnte nicht erkennen, woher es kam, denn ansonsten war der Raum schwarz. Überall auf dem Boden lagen welke und frische Kirschblüten übereinander getürmt zu einer dichten, hohen Schicht. Wie Dünen zogen sie sich zwischen den Bäumen entlang und ich stand bis zu den Knöcheln darin. Es wurde immer heller, bis das Licht plötzlich wieder hinunter dimmte. Es wurde düster und schließlich erstarb das Licht gänzlich. Ich ging tiefer in den Raum hinein und folgte einem Rascheln, dass immer lauter wurde, je näher ich ihm kam. Langsam dämmerte es wieder und ich konnte erkennen, wie sich die Berge der Blüten bewegten. Wie Wellen eines Ozeans wallten sie überall hin und her, selbstvergessen und ruhig, bis sie mit einem Male nach einander aufplatzten.
Ich stand Männern gegenüber, die nicht viel älter waren als ich. Sie tauchten aus diesem rosafarbenen Meer auf, wie Puppen schienen sie herausgezogen worden zu sein. Und dann warfen sie sich in die Fluten, schöpften mit ihren Händen immer wieder nach den Blüten und fraßen sie unter einem lustvollen Grunzen und Schmatzen. Dieses war die andere Seite des Schmatzens, eine sehnsüchtige, eine abhängige.
Die Sonne dieser Kammer ging auf und unter, aber sie störten sich nicht daran, sie stürzten sich wie Schweine auf ihren Trog und keiner schaute auch nur einmal auf das, was er sich da eben in seinen Mund geschoben hatte.
„Interessant, sie beim Spielen zu betrachten, nicht wahr?“
Eine Stimme neben meinem Ohr. Unbemerkt hatte sie sich an mich heran geschlichen. Sie gehörte einer kleinen, dürren Frau mit einem leichten Buckel. Kinder hätten sie bestimmt als Hexe beschimpft. Sie sagte das Wort Spielen auf eine so eigentümliche Weise, als hielte sie ein fremdes Taschentuch in den Händen, als wollte sie sich nicht beflecken mit etwas, über das man nicht spricht, unberührt bleiben.
Ich nickte nur stumm. Mir machte das alles hier drinnen Angst, aber ich fühlte mich auch angezogen, fasziniert, wollte ihnen zusehen, wie sie ihre Triebe auslebten.
„Aber sehen Sie nur einmal auf die Bäume, jetzt blühen sie endlich wieder.“
Sie sagte es zu mir in einem Ton, als würde sie zu einem Kind sprechen.
Tatsächlich sah ich mit jedem Tag langsam die Knospen wachsen, rissig werden und schließlich aufplatzen. Doch wir blieben nicht die einzigen beiden, die es bemerkten, denn schon bald hielten die Männer inne und schauten hinauf zu den sprießenden Blüten. Ich hatte das erste Mal Zeit, sie einen Moment eingehender zu betrachten. Sie hatten alle einen Anzug an, mit Krawatte, schwarz und ein weißes Hemd. Sie waren übersät von Pollen und Staub und an einigen Stellen hatte der Stoff Risse. Würde man sie von Ferne sehen, man könnte sie glatt für Geschäftsmänner halten. Ich fragte mich, ob das wohl die Männer waren, die den Frauen fehlten, aber ich konnte mir die Frage nicht beantworten, sie verschwand im Meer zu meinen Füßen und ich war zu müde, als das ich sie hätte aufheben können. Die Blüten waren nun schon beim Verblühen und die Männer griffen wie besessen nach den fliegenden Objekten ihrer Begierde, unschuldig, bis sie ihnen in die Hände fielen. Immer gieriger schüttelten sie die Äste, stießen sich gegenseitig von den Bäumen weg und fraßen und fraßen.
In mir kochte der Ekel hoch und ich ärgerte mich, meinen Rucksack zurückgelassen zu haben, ich hätte ihrem kläglichen Leben sonst sofort ein schnelles Ende bereitet. Doch plötzlich begannen einige zu röcheln, wie losgelassene Marionetten in sich zusammen zu fallen und epileptisch auf dem Boden zu zucken. Die anderen schrien vor Freude und klatschten in ihre klebrigen Hände, als sie es sahen.
Die Frau musste meinen Ekel bemerkt haben.
„Aber, aber, sehen sie doch, wie niedlich sie spielen! Sie haben es schon verstanden, wie es funktioniert. Wissen Sie, es gibt hier drinnen keine Erde und eigentlich könnte hier kein einziger Baum überleben, aber da die Männer ersticken und schon viele Kerne mit verschluckt haben, wachsen sie aus ihnen selbst heraus. Wenn Sie noch eine Weile bleiben, können sie noch miterleben, wie die Baumkrone den Bauch durchbricht.“
Ich erbrach mich.
Unter Schreien ergab ich mich den zutiefst verletzten Wellen.
Die Musik formte alles zum Ballett.

Als ich erwachte, verarztete mich das Meer mit schwarzen Bandagen. Es wickelte mich ein, mit zarten, aber bestimmten Händen und ich sah nichts. Ich war mir nicht einmal sicher, *ob ich überhaupt erwacht war oder ob ich schlief, träumte oder starb. Vielleicht erlag ich ja soeben einer Unterkühlung, aber dafür fehlte mir die Euphorie, die man in solchen Momenten des Erfrierens ja haben soll. Ich beschloss nicht länger der Frage nach meiner Daseinsform nachzugehen, sondern lieber alles Spürbare zu erfassen.
Ich sah nichts, mein Gaumen war trocken, aber ich vermochte mich zu bewegen, auch wenn ich durch das Treiben und das Dunkel keinen Sinn in einer Bewegung ausmachen konnte. Ich fühlte mich hilflos.
Ich hatte Angst.
Vielleicht das erste Mal, seit ich in das Boot gestiegen war. Ich konnte nicht um Hilfe rufen, denn meine Zunge klebte mir am Gaumen, ich konnte nicht singen, mir nicht gut zureden. Nicht einmal denken konnte ich richtig. Alles verschwamm und der Knoten war verschwunden. In meinem Kopf wurde der gefürchtete Eintopf aus meiner Kindheit im Schädel serviert und ich traute mich nicht den Rosenkohl anzufassen. Nur die Temperaturlosigkeit spürte ich. In meinem Anzug musste exakt meine Körpertemperatur herrschen und ließ mich dösen. Filer meinte, ich dürfe nicht dösen. Ein wenig fühlte ich mich wie ein ungeborener Säugling. Ich hing an meiner Nabelschnur, warm umhüllt schwamm ich in einer Bucht und wurde von außen versorgt. Ich konnte mich bewegen, aber doch nicht fortbewegen und über alles, mein Glück, mein Unglück, schien der liebe Gott allein zu walten. Diese Vorstellung beruhigte mich ein wenig. Die Vorstellung, in einer Situation, gleich meines Ursprungs zu sein war doch eine Sonderbare. Welch Metapher, die Welt zur Mutter, das Meer als Uterus, der ungelenke Taucher mit seinem Luftschlauch als Nabelschnur als Sinnbild des sinnlos Suchenden. Aber wieder ermüdete ich und begann zu dösen, zu träumen.
Ich werfe den Anker in die tiefe, blaue See und warte, dass dieser auf dem Grund aufschlägt. Doch nichts dergleichen passiert. Ich stehe an der Reling und schaue in dieses undurchdringliche Etwas, auf dem ich mit meinem Boot ganz sicher zu schweben scheine. Es spielt für das Boot keine Rolle, was sich darunter befindet, es schwimmt einfach, lässt sich treiben, außer man wirft den Anker. Das habe ich getan und ich warte immer noch. Die Kette ist endlos, wie der Horizont. Alles scheint sich zu wiederholen. Sie wickelt sich abwickelnd auf und der Horizont kommt, in die Ferne rückend, näher. Die Sonne geht aufgehend unter. Ich lache weinend, ohne mit nur einer Miene zu zucken, oder zu fühlen. Der Wind scheint die einzige Konstante zu sein, denn er steht still. Nichts rührt sich, das Meer ist spiegelglatt.
Blitzeis.
Doch ich treibe, mal schnell, mal langsam. Ich sehe zwar nicht, dass ich treibe, aber ich fühle es. Ich fühle, wie die Zeit an mir zieht, wie das Leben mich schleift; Willenlos, in die Ferne gezogen, verschwindend.
Die Ketten haben aufgehört zu rasseln, als sie vom Meeresgrund wieder nach oben kamen, um sich zum wiederholten Male auf- und abzuwickeln. Alles ist endlich, aber erst in der Unendlichkeit. Dort bin ich noch nicht angekommen und ich warte weiter auf einen leichten Ruck in der Kette, der mir zu verweilen erlaubt, mich einen kurzen Augenblick entbindet von meiner Unmündigkeit den Weg zu wählen. Ich will nur einen kurzen Augenblick verweilen, nur einen kurzen, tiefen Atemzug holen, nur einmal die Luft auf derselben Stelle schmecken, nur einmal den Moment genießen.
Doch was ist schon der Moment? Der Moment als Überbleibsel unseres saumselig schweigenden Lebens, in stetigem Müßiggang zerlebt. Die Unfähigkeit sich hinzugeben, oder zu genießen. Die Naivität zu glauben, Gelebtes hätte man auch wirklich gelebt und nicht nur einfach verbracht, gefristet oder übergangen.
„Weiter, weiter!“,
rufen die Möwen, die ich mir fatamorganisch einbilde. Ich dürste nicht nach Wasser. Davon habe ich genug in dieser dezentralen Süßwasser-Bucht. Mich dürstet nach dem Irgend, dass das Etwas, welches mich umgibt, unterbricht, erneuert, zum Leben erweckt. Mich dürstet danach zu dürsten, weil der Begriff mir nicht mehr mit etwas zu kollaborieren scheint, vielmehr steht es als aussprechenswertes Wort im Nichts und ich denke es.
Ich denke aber nicht mehr, sondern bin.
„Fort, folge den Wellen!“,
scheint es in mir zu rufen, aber ich denke nicht, ich kann das Rufen nicht hören, weiß nur dass es da ist. Die Kette hat meine Hand wund gerieben und sie ist schwarz-braun vom Rost, doch ich denke nicht daran, was passieren könnte, ich weiß nur, dass es so ist, wie es ist. Ich weiß grundlegend alles.
Ein Ruck geht durch mich, geht durch meine jahrelang erstarrten Glieder, lässt mich frösteln, mich verlieren.
Ich weine.
Was ist das? Emotionen, sie scheinen mich zu durchströmen, mir den Weg zu zeigen, zu hinterfragen, zu verteufeln, gutzuheißen, lieben zu lernen, zu bestätigen, zu lasten, zu befreien, zu tragen, fallen zu lassen, fortzufliegen, zu klammern. Ich begreife, dass ich lebe. Ich bin nicht einfach nur, denn nach meinem Sein, werde ich seligen. Das ist das beste Wort. Ein neues Wort für das Verbleiben des Seins, nach dem gewesen sein.
Ich lasse die Kette fallen, die schon vor Jahrzehnten ins Meer gefallen zu sein schienen, als ich noch stand und andächtig, wissend verharrte. In meiner Hand, durch die Witterung mit unzähligen kleinen Linien und Falten übersät, findet sich keine Lebenslinie mehr. Sie ist ausradiert worden von der Stagnation. Ich habe das Gefühl neu zu sein, weil ich bald sterben werde. Ich höre den Motor aufheulen, der bei meiner Kollision mit dem Kometen kaputt gegangen war. Ich sehe die Möwen rufend im Himmel, die mit den ersten Flügelschlägen das Öl aus dem verpesteten See in den Wind verteilen, der es gen Süden treibt. Ich sehe die Luft im morgendlichen Nebel. Ich sehe Land und fahre langsam heran. Ich habe das Gefühl unsicher zu stehen, das Gleichgewicht zu verlieren. Ich halte mich an meinem Steuer fest und gebe den Kurs mit dem Willen, den ich mir erdachte, es sei für den Moment mein Eigener und er könne mir nicht genommen werden.
„Land, Land in Sicht!“,
ruft jetzt auch der 1. Offizier mit erstarkender Stimme.
Ich sehe die Umrisse meiner Gedanken, projiziert auf eine riesige Landmasse, voller Dinge, die keine Geheimnisse mehr sind, seit ich sie mir erdachte, und doch ergründet werden wollen. Ich spüre Unergründlichkeit und kann sie mir nicht erdenken, sondern nur spüren. Eine tiefe Besonderheit, die mein Wissen und meine Gefühle zu übersteigen scheint.
Dann sehe ich es.

Eine goldene Taschenuhr. Sie trägt ein Brautkleid aus Algen, eine meterlange Schleppe, nur das Salz zum Träger. Ganz plötzlich war sie in mein Blickfeld gerutscht und hatte mich zusammenzucken lassen, geblendet von ihrer blitzenden Kette. Sie war aufgeklappt und ich konnte auf das Ziffernblatt sehen, aber keine Zeiger oder eine Uhrzeit erkennen. Ich war mir sicher, dass sie Zeiger hatte, aber ich konnte sie einfach nicht ausmachen. Ich war verwirrt, es überforderte mich, plötzlich an den Grund meines Hierseins erinnert zu werden, denn dieser erinnerte mich unweigerlich, dass ich auch einmal außerhalb des Meeres gewesen war. Ich hatte doch aber schon längst abgeschlossen, mit der Welt dort oben, ich hatte doch meine Nabelschnur, meinen Raum, meine Gedanken. Stimmen, Werke, Ziele, was für unnötiger Ballast und dann hier, diese Uhr. Doch mit einem Male durchzuckte mich ein beruhigender Gedanke, denn woher sollte ich denn wissen, dass er die Uhr meinte. Wie sollte denn eine Uhr gleichzeitig angespült und trotzdem noch hier unten sein. Nein, er konnte unmöglich diese Uhr gemeint haben. Und so griff ich nach ihr. Wenn ich sie niemand bringen musste, so hatte ich doch genügend Grund, sie trotzdem zu behalten. Aber ich konnte sie nicht fassen. Sie entglitt mir immer wieder, bis ich sie schließlich nicht mehr entdecken konnte. Vielleicht war sie ja unter mir, aber dorthin konnte ich nicht blicken, denn der Strick untersagte mir jegliche Drehung. Aber ich wollte diese Uhr besitzen. Wie lange war ich doch für diesen Fremden gereist, nur um sein Eigentum zu suchen und mir verwehrte sich jegliche Möglichkeit auch für mich selbst etwas Bleibendes zu schaffen. Das Messer. Ich griff an meinen Gürtel, löste es aus der Schnalle und hob es langsam über meinen Kopf, um meinen Nabel vom Überschuss der Welt zu trennen. Zuerst fasste ich das Seil, dann den Schlauch und zerschnitt ihn mit hastigen Bewegungen. Dann erst, endlich, erschöpft, war ich frei.

Sonntag kam die Flut. Man hätte sie beobachten können, als sie sich langsam an den morschen Bunen heraufarbeitete. Man hätte sich nur auf eines der sandüberwehten Fischerboote setzen müssen, die wie Kokons der Zivilisation aus den Dünen hervorragten. Die Sonne hätte ein pastellfarbenes Rot über den Horizont gezeichnet, bevor sie die ersten Möwen weckte, welche sich kreischend in die Salzluft erhoben, um sich um eine der vielen orangefarbenen Bojen zu scharen und auf die Fischer zu warten, die der Morgen und die sich nur leicht kräuselnde See hinauslockte. Doch die Boote lagen still im Wind der Küste und das einzige Geräusch, das von ihnen ausging, war ein dezent rauschendes Prasseln der Sandkörner, welche die Böen gegen den altersschwachen Lack auf den, vom Kampf gegen die Wellen, gezeichneten Planken wehten. Und unter dem Wiegen der duftenden und durch ihre Kahlheit zerbrechlich wirkenden Kiefern, die verzweifelt versuchen, sich in den lockeren Sandboden zu krallten, nahm sich das Meer Sandkorn für Sandkorn, verwirbelte und überspülte die Spuren der Möwen und Netze im Sand und legte Muscheln und Seetang darauf, während das Weiß der Brandung die Geschichten der Nacht auf den Strand schrieb. Vielleicht die Flüche eines Fischers über seinen mageren Fang, Gespräche taumeliger Paare durch die Brandung, einen Hilferuf oder ein Tagebuch, das über die Reling eines Kreuzfahrtschiffes fiel. Aber auch das Rot des Morgens, das Heulen des Sturmes am Mittag, die Stille und Glätte des Meeres am Abend, die Fragen der Nacht. Es ist ein Zwiegespräch der blauen Fronten, eine Suche über ihr Dazwischen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej tiefengelb,

ich glaube, es ist dieser unterschwellige Plauderton, der Dir ein Bein stellt. Deine Geschichte hat bis hierhin

Rudern ist anders, als die meisten meinen.
(und da hab ich dann abgebrochen) etwas von einem ziellosen Spaziergang. Da geht es nebenbei mal um Berge, um Kleidung der Fischer, um das Sonnensystem, Eitelkeit und um Rudern. Dein Erzähler hat zu allem möglichen eine Meinung, wird dadurch aber leider nicht greifbarer. Es würde helfen, ihn etwas sagen oder tun zu lassen. Der fremde Mann bietet dazu durchaus die Möglichkeit, zumal ich auch an dem das Interesse verliere, wenn mir ständig andere Themen in die Quere kommen und ich irgendwann nicht mehr weiß, wohin es überhaupt gehen soll. Bis die beiden sich treffen, vergeht zuviel Zeit während der ich dem Erzähler zuhören oder es auch lassen kann, weil es da keine Dringlichkeit, kaum Handlung gibt.

Ich habe zwischendurch nette Formulierungen gefunden, und fand es schade, dass die so untergehen. Ich würde Dir empfehlen, nachzuprüfen, ob die einzelne Passagen zur Geschichte hin oder eher von ihr wegführen.

Oft strapazierst Du meiner Meinung nach auch die eigenen Bilder zu arg, z.B. indem Du das weite Meer zuerst mit einem Museum und schließlich mit einem einzelnen Bild darin vergleichst, bis auch der Betrachter des Bildes verschwindet. Das ist ein schönes Gedankenspiel, aber Du machst es Deinen Lesern damit nicht gerade leicht, in die Geschichte hineinzufinden und vor allem lenkst du damit von irgendeiner Handlung ab. Ich konnte so weit auch nicht sehen, dass dieses Bild später irgendeine Rolle spielt oder noch mal auftaucht, aber selbst wenn das so wäre, hab ich bis dahin längst das Interesse verloren.

Manchmal wirken die Bilder einen Tick überzogen und haben dadurch oder im Zusammenhang etwas von dem ich nicht weiß, ob es komisch gemeint ist.

gegriffen von seinen samtenen Händen. Ich fühlte mich wie ein Hirschkäfer

Ich hab insgesamt das Gefühl, nichts wird wirklich auf den Punkt gebracht, wobei ich schon den Eindruck hab, dass Du das versucht hast.

In dem Sinne wünsche ich Dir weiterhin viel Spaß hier.

Gruß,
Ane

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom