Flug ins Glück
Ich fühlte mich schon von ihm genervt als ich ihn das erste mal sah. Vielleicht war es sein Anblick der in mir sofortige Abneigung hervor rief. Er strahlte einfach über das ganze Gesicht. Und das störte mich. Oder es ärgerte mich, ist ja auch egal.
Er lief jedenfalls strahlend durch den Gang des Flugzeugs das mich nach Hause bringen sollte, packte strahlend sein Handgepäck und seine Jacke in das Gepäckfach, entschuldigte sich strahlend bei der ältern Dame die er angerempelt hatte, und setzte sich strahlend auf seinen Platz-direkt neben mir.
Ich spürte wie sich meine Gesichtsmuskeln zu einer bissigen Grimasse verzogen. In meinen Gedanken zählte ich eins...zwei...
„Hallo ich bin John“
Innerlich seufzte ich auf. Ich nickte freundlich.
„Anna“
„Freut mich Sie kennen zu lernen, Anna!“
Er streckte mir seine Hand hin. Ich schüttelte sie höflich und drehte mich dann weg, betrachtete das Gespräch als beendet.
„Ich bin auf dem Weg nach Hause, Sie auch?“
Ich nickte gedankenverloren.
„Na ja was heißt nach Hause...ich hatte im letzten
Jahr Wehrdienst und war nur selten dort. Aber ich freue mich heim zu kommen.“
Ich zog die Augenbraun hoch und starrte nach vorne auf den Hinterkopf eines fetten Mannes mit Glatze. Auf seinem glänzenden Schädel bildeten sich kleine Schweißtropfen. Ich schüttelte mich angewidert.
„Ich liebe sie!“
Was? Ich drehte mich um und schaute Mister Strahlemann erstaunt an.
„Was?“
Er lächelte verträumt.
„Am meisten freue ich mich sie wieder zu sehen. Das ganze Jahr hat unsere Beziehung gehalten. Und ich liebe sie wie am ersten Tag“
Ich atmete erleichtert auf.
„Achso. Ihre Freundin?“
„Ja“
Er strahlte. Ich war mir sicher neben dem glücklichsten Mann der Welt zu sitzen.
„Ich glaube ich bin der glücklichste Mann dieser Welt...“
Ich schaute noch grimmiger. Konnte er das nicht jemandem erzählen der mindestens genauso glücklich ist? Oder noch glücklicher? Geht das überhaupt?
„Wir haben uns auf einem Dorffest kennen gelernt. Ich glaube es war Liebe auf den ersten Blick.“
„Achja?“
Ich gähnte gelangweilt.
„Ja. Sie ist meine große Liebe.“
Klar bestimmt. Wie oft hab ich das schon von meinen Kerlen gedacht?
„Ich bin mir ganz sicher... wir werden heiraten und ’ne menge Kinder haben. Und dann werden wir gemeinsam alt. Zwei tatterige alte Greise.“
Wieder dieser verträumte Ausdruck in seinen Augen. Mir wurde schlecht.
Er seufzte verliebt.
„Sie sollten sie mal sehen. Sie ist wundervoll. Wenn sie lacht...“
Oh Gott. Hört sich an wie Shakespeare.
„Sie ist so stark, und so hilflos zugleich. Man will sie einfach nur in den Arm nehmen und beschützen.“
Sind wir das nicht alle? Ich gähnte wieder herzhaft.
„Sie macht mich stark und schwach zugleich. Wenn ich in ihrer Nähe bin fühle ich mich als könnte ich Bäume ausreißen, Riesen bekämpfen. Sie ist so wundervoll, gibt mir Halt und Kraft... aber wahrscheinlich interessieret sie das gar nicht?“
Ich lächelte entschuldigend. Den Rest des Fluges verbrachte er damit vor sich hin zu strahlen. Und er schlief auch eine Weile. Als wir ausstiegen fiel sie mir sofort ins Auge. Er rannte stürmisch auf sie zu. Und er strahlte. Augenrollend bahnte ich meinen Weg durch die Menschenmassen. Ich kam noch einmal an John und seiner Freundin vorbei. Ich wollte ihm tschüss sagen. Dazu kam ich nicht. Ich hörte nur was sie zu ihm sagte.
„Es ist aus“