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Flucht
Ich wache auf. Es ist schon dunkel draußen. Ich weiß nicht wo ich bin, ich setze mich auf und schaue mich um. Die Luft ist stickig, ich kann kaum atmen. Ich liege in meinem Bett, und bin doch so verloren. Ich fühle mich hier nicht wohl, ich habe keinen Ort mehr wo ich mich wohlfühlen kann. Vor ein paar Tagen hat sich mein Leben geändert. Ich bin nicht mehr ich, ich bin nicht mehr diejenige mit dem unbeschwerten Leben. Mit dem fast perfektem Leben, ich bin nicht mehr ich. Ich liege zwar in meinem Bett, aber keiner weiß wie lange noch. Vor ein paar Tagen sind meine Eltern verstorben, sie wurden erschossen von Terroristen. Sie haben sie einfach ohne mit der Wimper zu zucken erschossen, sie haben einfach abgedrückt, ohne vorher drüber nachzudenken. Sie haben es einfach getan, kalt sind sie. Und jetzt? Ich habe nie etwas getan, ich habe nie jemanden etwas getan. Habe nie gegen das Gesetz verstoßen und jetzt werde ich bestraft für nichts. Ich stehe auf gehe aus meinem Zimmer in das Wohnzimmer. Ich habe nichts verändert, es ist immer noch so wie sie es hinterlassen haben. Auf dem Tisch liegen die Unterlagen von Dad, die er gerade noch auf die Post schaffen wollte, gerade als die Terroristen in unser Wohnzimmer stürmten und einfach drauf los schossen. Von Mum sind noch ihre Zeitschriften und ihr Schal übrig geblieben. Ich nehme mir den Schal, wir haben ihn in Hamburg in einer kleinen Boutique gekauft. Ich rieche an ihm, er riecht immer noch nach ihr, mir steigen Tränen in die Augen, ich vermisse sie. Ich gehe zu einem Schrank und öffnete eine Schublade, Mum und Dad haben immer gesagt, wenn es einen Notfall gibt soll ich diese Schachtel öffnen und verschwinden, ich nehme an sie meinten genau diesen Notfall. Sie müssen gewusst haben, dass sie bald sterben, sonst hätten sie es mir doch nicht gesagt oder? Ich nehme die Schachtel in beide Hände und klappe sie auf. Es ist ein Ausweis und Zettel in der Box ich nehme mir zuerst den Ausweis, es ist mein Bild drauf abgebildet, aber ein anderer Name eine andere Identität. Mir wird klar was das bedeuten soll. Ich soll abhauen mit einer neuen Identität sie soll mich schützen. Alles geschieht wie auf Knopfdruck, ich packe meine Sachen zusammen und gehe aus dem Haus. Es ist ein echt schönes Haus von außen und noch schöner von innen gewesen, wenn man sich jetzt mal die Blutflecke und den Leichengeruch wegdenkt. Es ist langsam wieder hell geworden. Ich gehe zum Bahnhof und kaufe mir zwei Karten nach Kalifornien, ich weiß nicht, was ich dort will oder wohin genau ich will, aber es ist weit weg und dort wird man mich bestimmt nicht finden. Ich habe sogar noch Verwandte dort, die ich zwar noch nie gesehen habe, aber sie werden mir bestimmt helfen, sie müssen mir helfen. Es ist die Schwester von meiner Mutter. Meine Mutter war eine einfach nur liebenswerte Person, sie hat geholfen wo sie konnte war meine großes Vorbild. Ich habe mich oft mit ihr gestritten, weil wir beide ein sehr großes Temperament haben. Ich wünschte ich hätte weniger Zeit damit verbracht mich mit ihr zu streiten aber dafür mehr mich mit ihr zu unterhalten. Wir haben keine wirklich großen Unterhaltungen geführt, bis auf ein paar Mal, es war immer eine besondere Zeit, sie war einfach besonders. Ich habe sie geliebt, sie war mein Mutter und sie haben sie mir genommen. Ich will das sie dafür büßen sie müssen es einfach! Ich steige in den Zug ein, der leer ist. Ich werde einige Tage fahren und habe deswegen einen Schlafwagen bekommen. Es ist keine große Kabine, aber groß genug um einen kleinen Schrank und ein kleines Bett hinein zustellen. Ich stelle meinen Rucksack auf den Tisch der am Fenster steht und lege mich auf das Bett. So muss Dad immer geschlafen haben, ich habe ihn nur am Wochenende gesehen und dann habe ich ihn auch noch als nervig bezeichnet. Ich habe es immer gehasst, wenn er in mein Zimmer kam und gefragt hat, was ich mache, aber er wollte nur wissen was ich mache. Er hat mich die ganze Woche nicht gesehen, und wenn er mich sieht bin ich einfach nur scheiße zu ihm. Ich habe ihn einfach nur scheiße behandelt. Ich stehe auf und stelle mich ans Fenster, die Landschaft rauscht nur so an mir vorbei, ich blicke hinauf zum Himmel, dort oben sind sie jetzt. Die Menschen die ich am meisten geliebt habe, die ich aber auch am meisten Enttäuscht habe.
,,Es tut mir Leid Daddy.” ich spreche zum Fenster in den Himmel. Ich hoffe er hat mich gehört, ich vermisse ihn einfach nur so schrecklich, ich hasse mich dafür so ekelhaft zu ihm gewesen zu sein.
Aber ich darf jetzt nicht mehr zurück schauen. Ich muss jetzt nach vorne sehen und stark sein, sie haben mir eine neue Identität verschafft. Sie wollten das ich ein neues Leben anfange, einfach nochmal einen Neustart. Ich lege mich schlafen morgen werde ich mein neues Leben beginnen, morgen wird es besser. Der Schmerz wird weniger und die Lücke bleibt. Ich schließe meine Augen sehe die Männer die meine Eltern erschießen, sehe wie die Kugel in die Brust meines Vaters dringt wie er zu Boden fällt. Wie der Mann sich einfach weiter zu meiner Mutter dreht die jetzt zu meinen Vater rennt, ihn aber nicht mehr erreicht, weil der Mann schon wieder abgedrückt hat. Er hat sie getroffen und sie war sofort tot, der Mann verschwindet so schnell wie er gekommen war. Ich renne zu meinen Eltern.
,,Geh, sie werden uns holen, geh in dein Zimmer!” es waren die letzten Worte meines Vaters, ich weiß nicht warum ich keinen Krankenwagen gerufen habe. Ich weiß nicht warum ich wirklich in mein Zimmer gegangen bin, aber als ich wieder runter kam, waren sie weg nur noch ihr Blut war übrig geblieben. Ich schlief ein.
Als ich aufwachte, stand eine junge Frau neben mir, sie war ungefähr Mitte zwanzig und schaute mich an. Ich schreckte hoch, ich wusste nicht was diese Frau von mir wollte, aber ich war auf Alarmbereitschaft. Was wenn sie auch eine von den Terroristen ist?
,,Was wollen sie von mir?” ich habe einen abschätzigen Ton, den ich vorher nur zu oft zu meinem Vater gesagt habe, ich verspüre einen Schmerz in meiner Brust.
,,Moe Mountain?” ich wusste nicht wer das war, aber ich war es nicht. ich hieß nicht Moe Mountain, oder? Ich nahm den Ausweis aus meiner Hosentasche und schaute auf den Namen. Doch ich war es, mein neues Ich heißt so. Ich nicke mit dem Kopf.
,,Ich bin Karin, ich werde dir helfen, ich weiß was passiert ist.” ich bin immer noch misstrauisch. Ich meine woher sollte ich wissen ob sie eine von den Guten ist. Wer sind überhaupt die Guten?
,,Was wollen sie von mir? fragte ich erneut.
,,Ich werde dich mitnehmen, du darfst bei mir wohnen und ich werde ab jetzt für dich sorgen, deine Eltern haben mich für genau so einen Moment angeheuert, ich bin eine Freundin der Familie.” Mir fällt es wie Schuppen von den Augen. Meine Eltern haben wirklich mal von einer Karin erzählt. Ich weiß nicht was ich tun soll, aber ich glaube ihr. Ich kann es mir nicht leisten sie jetzt wegzuschicken und alleine dazu stehen.
,,Okay, ich bin jetzt so leichtgläubig und naiv um mit dir mitzugehen.” Ich stand auf nahm meinen Rucksack und stieg zusammen mit Karin aus dem Zug.
Karin fährt ein teures Auto und erzählt von ihr und ihrer Familie. Wir fahren jetzt schon seit ein paar Tagen und verstehen uns gut. Ich nehme meinen Rucksack und nehme den Zettel der auch noch in der Schachtel lag. Ich habe es nicht geschafft ihn zu lesen, nicht nach alldem was passiert war. Ich konnte es einfach nicht, aber vielleicht stand dort ja auch nur drin, dass ich ab jetzt bei Karin wohne und Moe Mountain heiße. Ich Klappe den Zettel auf.
Wir haben dich lieb Thea und sind stolz auf dich.
Mom & Dad
Ich drücke den Zettel an meine Brust. Mir laufen Tränen über die Wangen. Ich habe euch auch lieb Mum und Dad. Ich vermisse euch schrecklich. Ich werde euch niemals vergessen.
Thea.