Flucht
Lex und Susa fanden sich in einem großen, leeren Raum wieder. Er strahlte etwas Bedrohliches aus. Lex konnte sich nicht vorstellen, welchem Zweck dieser Raum diente, er wusste nur, dass er hier so schnell wie möglich wieder raus wollte.
„Ich habe Angst.“, wimmerte Susa.
„Ich bin ja bei dir.“, sagte Lex, obwohl er sich selbst fürchtete. Er nahm seine Schwester an die Hand und fing an zu rennen. Wohin, wusste er nicht, nur weg. Raus aus diesem unheimlichen Raum, aus dieser schrecklichen Leere. Und weg von dieser ungewissen Bedrohung, die da hinter ihm her war. Sie rannten und rannten. Wie lange konnte Lex nicht sagen, er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Schließlich hatten sie fast die gegenüberliegende Seite der Halle erreicht. Erleichtert stellte Lex fest, dass sich dort eine Tür befand. Als die Geschwister sie erreicht hatten, blieben sie stehen. Lex rüttelte am Türgriff. Sie war verschlossen. Was sollte er jetzt tun? Zurück konnte er nicht. Sie waren bestimmt schon hinter ihm. Doch wer waren sie?
„Nicht aufgeben.“, murmelte Lex. „Susa, hilf mir!“
Die beiden rüttelten und zogen, doch so sehr sie sich auch anstrengten, nichts geschah.
Plötzlich drehte Susa sich um. Sie erstarrte.
„Susa?“, flüsterte Lex ängstlich. „Was…“
Da drehte auch er sich um. Und dann sah er sie. Zum ersten Mal sah er sie. Es waren zwei. Zwei ganz in schwarz gekleidete Wesen. Er konnte ihre Gesichter nicht sehen, er konnte überhaupt nichts von ihnen sehen, außer diesen schwarzen Tüchern, in die sie gehüllt waren.
Lex starrte sie an. Er konnte keinen klaren Gedanken, mehr fassen. Nur weg. Weg hier. Aber Lex konnte nicht weg. Er konnte sich nicht bewegen. Er konnte nur dastehen und diese Wesen anstarren. Sie kamen auf ihn zu. Lex versuchte verzweifelt, wegzurennen. Er kämpfte gegen die Kraft an, die ihn festhielt. Schließlich schaffte er es. Er riss sich los, zog seine Schwester fort und rannte gegen die Tür. Er brach die Tür auf. Endlich standen Lex und Susa wieder im Freien. Doch auch die beiden Fremden kamen nach draußen. Lex und Susa rannten und rannten, aber was sie auch taten, die beiden waren stets hinter ihnen. Plötzlich hatte Lex eine Idee.
„Susa?“
„Ja.“
„Hast du deine Murmeln noch?“
„Ja.“
„Gib her.“
„Was…“, begann Susa, doch Lex hatte ihr das Säckchen schon aus der Hand genommen. Er schnürte es auf und ließ die Murmeln hinter sich auf den Boden fallen. Die schwarzen Gestalten stolperten und purzelten übereinander. Lex nutzte den Moment und zog seine Schwester mit hinter einen Baum. Die Fremden versuchten, wieder aufzustehen, doch sie verhedderten sich in ihren Umhängen und fielen wieder zu Borden. Lex musste sich ein Lachen verkneifen und lief mit seiner Schwester durch die Sandsteppe, bis sie eine Höhle fanden. Dort schlugen sie ihr Lager auf.
„Gute Idee, Lex.“, meinte Susa.
„Danke.“, erwiderte Lex.
„Was glaubst du, passiert jetzt?“, fragte Susa.
„Wie meinst du das?“
„Ich meine, was geschieht jetzt mit uns? Was tun wir jetzt?“
„Wir müssen irgendwo hin, wo sie uns nicht finden.“
„Aber wo ist das? Und wer sind sie? Ich meine, wie sollen wir uns vor etwas verstecken, von dem wir nicht einmal wissen, was es ist?“
„So viele Fragen auf einmal. Und ich weiß auf keine von ihnen eine Antwort. Aber eins weiß ich: Ich werde immer bei dir sein, was auch geschieht.“
„Ganz sicher?“
„Ganz sicher. Es ist schon spät. Wir sollten jetzt schlafen. Morgen können wir immer noch nachdenken.“
Sie schmiegten sich eng aneinander und schliefen fast auf der Stelle ein.