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Fluch der Wölfe

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17.12.2017
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Fluch der Wölfe

„Nichts ist von Dauer, Jonathan. Das musst dir immer vor Augen halten, so lange du lebst. Vergiss niemals, dass du nur dieses eine Leben hast“, keuchte der Großvater, einem Hauch gleich, zu dem Jungen. Alt und krank, gar kümmerlich lag er in seinem Bett und man sah ihm die Mühe an, seine spröden, eingefallenen Lippen zu bewegen. Das abgedunkelte, holzverkleidete Zimmer hatte sich in letzter Zeit gewandelt und sich als das entpuppt, was der alte Mann am meisten fürchtete – zu einem düsteren Gefängnis, das sich von seinem Lebensgeist zu nähren schien. Mit jedem Tag in diesem verschnörkelten Kerker schien ein Stück seiner Seele gestorben zu sein. Die undichten Fenster waren machtlos gegen den ständig anrückenden Wind, der das Haus seit Wochen belagerte. Kerzenlicht flackerte auf der Kommode und kämpfte gegen die Dunkelheit. Das Resultat waren wild umhertanzende Schatten, die sich wie Aasgeier über den alten Mann zu stürzen schienen. Dichte Wolkenschwaden hingen tagsüber vor der Sonne und ließen kaum Licht in das Zimmer. Hin und wieder schaffte es ein vereinzelter, schwacher Lichtstrahl für einen Moment des Friedens, den Raum zu erhellen. Es war, als ob irgendetwas diese Wolken darauf abrichtete, sich trotz des Windes, wie eine Festung vor dem Haus zu postieren. Als sei etwas in den Wäldern vor dem Haus, das nicht zu erklären war.

Jonathan saß stumm auf dem alten Holzstuhl und lauschte angestrengt, was ihm sein Großvater zu berichten hatte. Er war noch zu klein, um das alles zu verstehen aber er wusste, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. Er hatte gehofft, dass sie noch mehr Zeit gehabt hätten aber die Krankheit, die anfangs so schleichend kam, hatte seinen Opa nun fest in ihrer Gewalt und würde nicht eher ruhen, ehe sie seine Energie vollends verzehrt hatte.
„Aber Großvater, was genau meinst du damit? Ich verstehe nicht, was du mir sagen willst. Bitte, ich verstehe das nicht“, schluchzte der kleine Jonathan und brachte es kaum übers Herz, seinen Opa so schwach daliegen zu sehen. Noch vor einem Jahr waren sie zusammen im Wald, machten ausgiebige Spaziergänge und gingen sogar auf die Jagd. Auch wenn Jonathan natürlich viel mehr einfach nur dabei gewesen und selbst noch zu klein war, um aktiv helfen zu können. Zugesehen hatte er. Sein Opa war früher von großer, stattlicher Statur gewesen und nichts schien ihn auf irgendeine Weise aufhalten zu können. Nun lag er auf diesem Bett. So alt. So schwach. So hilflos.

„Verschwende deine kostbare Zeit nicht, mein Junge. Viel zu lange lebte ich so vor mich hin. Tag für Tag, Monat für Monat. Ja, sogar Jahr für Jahr. Seit ich mich erinnern kann, habe ich dieses Leben gepflegt. Aber alles fordert seinen Tribut, mein Junge. Versprich mir, dass du dich von allem Bösen fern hältst. Begehe nicht den selben Fehler wie ich oder deine Eltern. Bitte.“
In diesem Moment kreischte der Wind aus der Ferne. Selbst bei den geschlossenen Fenstern begannen die alten, grauen Vorhänge zu zittern. Die meisten der Kerzen ergaben sich dem Windzug. Lediglich eine Kerze in einer mit Gläser versehenen Laterne spendete weiterhin treu ergeben Licht.
Etwas lautes krachte gegen die mit Querbalken versehenen Holztüre. Der Junge riss die Augen auf und war schreckerstarrt. Sein Mund stand offen und sein Körper verkrampfte sich schlagartig. Er hielt die Luft an, um kein Geräusch mehr von sich zu geben. Er spürte die nackte Panik, die durch seinen Körper schoss.
„Hab keine Angst, Jonathan. Das war nur der Wind, nichts weiter“, sprach sein Großvater zu dem Jungen. Danach schloss er die Augen und schlief ein. Die letzten Tage schlief er unglaublich viel. Jonathan machte sich deswegen oft Sorgen um seinen Opa, doch bisher war es nicht so schlimm wie an jenem Tag.
Nach einer Weile ging der Junge um das Bett, schob den Vorhang beiseite und schielte vorsichtig aus dem Fenster. Nichts. Außer dem tristen Wetter und dem Waldrand in der Ferne war nichts zu sehen. Völlig müde und erschöpft legte er sich zu seinem Großvater in das Bett und dachte über dessen Worte längere Zeit nach.
Von welchem Fehler er wohl sprach? Eine Zeit lang ließ Jonathan seinen Gedanken freien Lauf, bis er vor Müdigkeit gähnte und selbst ins Reich der träume glitt.

Ein schmerzverzerrtes Heulen in der Nacht ertönte aus dem Wald. Der Junge, der von wilden Albträumen heimgesucht wurde, erwachte schweißgebadet und sah sich um. Sein Großvater war nicht mehr in seinem Bett. Wie war das möglich? Ein erneutes Geheul bescherte dem Jungen großes Unwohlsein. Er begann zu weinen und rief schluchzend nach seinem Opa. Wo war er hin? Wieso war er nicht in seinem Bett, wo er hingehörte? Die Situation war beängstigend. Immerhin war es relativ hell in der Hütte. Jemand hatte mehrere Kerzen entzündet, die nun warmes, wohltuendes Licht spendeten. Jonathan versuchte zu ergründen, was das alles zu bedeuten hatte. Sein Großvater hätte nicht aufstehen dürfen. Nicht, dass er es nicht gewollt hätte. Der alte Mann konnte die Kraft erst gar nicht aufbringen, von alleine aufzustehen. Doch nun war er ohne jeden Zweifel weg. Hatte ihn jemand geholt? Oder konnte er womöglich noch so viel Kraft aufbringen, nicht nur das Bett, sondern selbst die Hütte zu verlassen? Behutsam schlich der Junge erneut an das Fenster und sah hinaus in die Ferne. Inzwischen war es Nacht und der Vollmond strahlte in blutuntermaltem, Dunkelorange auf die Erde. Jonathan erinnerte sich an die alten Geschichten, die ihm sein Großvater immer erzählt hatte, als er noch kleiner war. Geschichten von übergroßen, menschenähnlichen Wölfen, die auf zwei Beinen liefen. Seine Eltern wollten nie, dass er sich diese Geschichten anhörte, doch sein Opa erzählte sie ihm heimlich. Jonathan verspürte eine angenehme Wärme, als er sich an die früheren Zeiten zurückerinnerte. Das nahm ihm einiges seiner Angst, die er bis eben noch verspürt hatte. Auch wenn er eigentlich immer ein gewisses Unbehagen vernahm, als er gespannt den alten Erzählungen lauschte. Jonathans Eltern wollten mit so einem Humbug nichts zu tun haben und waren dagegen, dass er sich mit solchen abergläubischen Mythen abgab. Sie waren der Meinung, dass sein Großvater, der wirklich an die alten Sagen zu glauben schien, wirres Zeug von sich gab und nicht mehr wusste, was er sprach. Doch seit Jonathan´s Eltern eines Tages verschwunden waren, nahm er ihn bei sich auf. Alles was Jonathan über das Verschwinden seiner Eltern erfahren hatte, wusste er von ihm. Eines Nachts, als ein wütender Sturm die Bewohner in Ihre Häuser trieb, wollten seine Eltern noch in den Wald, um ihre Schafe zu retten. Dabei wurden sie von großen Wölfen angegriffen und in den Wald verschleppt.

Plötzlich erfüllte ein tobendes Fauchen die Stille und ließ Jonathan panisch aufschrecken. Versteinert stand er da und traute sich kaum zu glauben, was er da hörte. Lautes Brüllen und Knurren trieb seinen Herzschlag in die Höhe. Es war so grotesk, dass er für einen Moment lang an seinem Verstand zweifelte. Ein schrilles Gejaule riss Jonathan aus seiner Starre. Es war keine Einbildung. Wenige Meter vor der Hütte wütete ein Kampf, dessen Geräusche Jonathan erzittern ließen. Panisch suchte er ein Versteck. Aber wohin? Die Hütte besaß nur einen einzigen Raum und dieser war nicht sonderlich gut gesichert. Das Kerzenlicht flackerte und verlor an Helligkeit. Schatten schienen mit dem Licht um die Vorherrschaft zu ringen. Plötzlich ertönte ein lauter Schlag gegen die Türe. Und ein zweiter direkt dahinter. Das Holz begann zu knacken und Staub wirbelte auf. Wer oder was wütete dort draußen vor der Hütte?

Jonathan ließ keine Zeit mehr verstreichen und versteckte sich unter dem Bett. Das war der einzige Schutz, der einzige Zufluchtsort, der ihm einfiel. Sein Herz pochte und stellte seine Adern auf eine Zerreißprobe. Sein Atem stockte nun nicht mehr. Er hechelte jetzt wie verrückt und war in Panik. Plötzlich zerbarst die Türe und was Jonathan dort sah, hätte er nicht zu träumen gewagt. Ein riesiger, dunkelgrauer Wolf mit spitzen Ohren, langen Klauen und einer blutverschmierten Schnauze fiel in das Zimmer. Jonathan konnte einen angstverzerrten Schrei nicht unterdrücken. Er kroch ein Stück weiter unter das Bett und Tränen schossen über sein Gesicht.

Der Anblick dieser haarigen Bestie war schlimmer als alles, was Jonathan je gesehen hatte. Er kauerte sich zusammen und flehte, dass der Wolf ihn nicht entdeckte. In jener Sekunde schritt ein zweiter, braunhaariger Wolf durch die Türe und schnüffelte mit seiner langen, an den Lefzen aufgerissenen, Schnauze im Zimmer. Blut tropfte dabei auf den Boden. Sein Kopf neigte sich in Richtung Bett und zwei blutrünstige Augen erblickten den Jungen. Der Anblick war so surreal, dass Jonathan zu schreien begann.
„Opa!? Hilfe!!“, brüllte der Junge aus Leibeskräften. Der hellbraune Wolf reagierte nicht sofort. Er fixierte den Jungen mit seinen blutunterlaufenen Augen und knurrte, während sich triefender Speichel zu dem Blut seiner Schnauze mischte. Der hellbraune Wolf kam Jonathan auf seltsame Weise bekannt vor. Er konnte in diesem Moment keine Zuordnung treffen aber er wusste, dieses Wesen schon einmal gesehen zu haben. Doch es sah jetzt weitaus bestialischer aus. Hungriger. Gieriger. Es starrte Jonathan an und leckte sich über seine haarige Schnauze. Gerade als der Wolf einen Schritt näher kam und das Bett wegschob, schrie Jonathan wie vom Teufel besessen. In jenem Moment attackierte ihn der andere Wolf von der Seite und riss ihm mit seinen langen, waffenähnlichen Zähnen ein Stück Fleisch aus seinem Nacken. Dabei brüllte er auf fürchterliche Weise, dass Jonathan aus Angst seinen eigenen Schrei sofort verschluckte. Der graue Wolf setzte sofort nach und riss mit seinen dolchförmigen Klauen tiefe Wunden in die Magengegend seines Widersachers und schmiss ihn durch die hölzerne Wand der Hütte. Kurz darauf sah er Jonathan für einen kurzen Moment an und es schien, als hätte er Tränen in den Augen. Da begriff Jonathan. Die Geschichten. Sie waren nicht nur einfach irgendwelche, alten Hirngespinste seines Großvaters. Sie waren wahr. Alle. Er selbst war einer der Wölfe, die seit Jahrtausenden die Geschichten an Lagerfeuern füllten. Deswegen wollten seine Eltern nicht, dass Großvater zu viel Kontakt mit Jonathan hatte. Sie wussten, was sein Großvater war. Ein Werwolf. Sein Großvater war nicht wirklich krank. Der Fluch setzte ihm zu. In einem tiefen, rauen Ton sprach der Wolf in gebrochen Worten:
„Lauf weg. Schnell.“
In dem Moment sprang der andere Wolf seinem Großvater an die Kehle und es ereignete sich ein erbitterter Kampf. Jonathan hatte zu große Angst sich zu bewegen aber er wusste, dass es hier keinen Ausweg gab. Er musste weg. Also wischte er sich seine Tränen aus dem Gesicht und rannte so schnell er konnte. Ohne klares Ziel oder seinen Großvater noch ein letztes Mal zu sehen. Ohne den Hintergrund jemals erfahren zu haben. Ohne zu wissen, wie der Kampf ausging oder wer der andere Wolf war.

Einige Jahre später lebte Jonathan in der Nähe einer kleinen Burg und fragte sich oft, wieso ihm sein Großvater nicht einfach die Wahrheit verraten hatte. Und ob er wohl wusste, wer seine Eltern getötet hatte. Oder ob sie gar noch lebten, wenn auch nicht als Menschen? Ja, vielleicht sogar, ob er sich deshalb weit außerhalb des Dorfes mit Jonathan in einer Hütte niedergelassen hatte und dachte, dort seien sie in Sicherheit.

 

Der Autor schrieb zu seinem Text:

Anbei möchte ich noch ein "gutes, neues Jahr" wünschen und "hallo" sagen. Ich freue mich bereits auf konstruktive Kritik sowie einen regen Erfahrungsaustausch :)

Anmerkungen zur Geschichte bitte in ein gesondertes Fenster

 

Hey Federkrieger,

herzlich willkommen hier bei den Wortkriegern.

Erst einmal ein paar Anmerkungen:

Dichte, vollgesogene Wolkenschwarten hingen vor der Sonne und ließen kaum Licht in das Zimmer. Hin und wieder schaffte es ein vereinzelter, schwacher Lichtstrahl für einen Moment des Friedens in das Zimmer.

Versuche das im zweiten Satz anders zu lösen.


Sein Mund stand offen und und sein Körper verkrampfte sich schlagartig.

Einmal reicht ;)

Die letzten Tage schlief der Großvater unglaublich viel. Jonathan machte sich oft Sorgen um seinen Großvater, doch bisher war es nicht so schlimm wie am heutigen Tag.

Kommt öfter in deinem Text vor, dass du "Großvater" mehrmals innerhalb einer kurzen Folge von Sätzen erwähnst. Versuche etwas Abwechslung zu schaffen. Im oben markierten Fall würde es reichen, wenn du im zweiten Satz "Großvater" einfach durch "ihn" ersetzen würdest.

Völlig müde und erschöpft legte er sich neben seinen Großvater auf den Boden und schlief ebenfalls ein.

Legt er sich wirklich auf den ausgekühlten Boden? Warum nicht zu seinem Großvater ins Bett? Würde die enge Verbundenheit der Beiden besser darstellen.

Jonathan begann zu zittern und schluchzte nach seinem Großvater.

Hört sich irgendwie seltsam an. Vorschlag: "Jonathan begann zu zittern und rief schluchzend nach seinem Großvater."

Wieso war er nicht in seinem Bett, wo er hingehört hatte?

hingehörte und ohne "hatte"

Sie waren der Meinung, dass sein Großvater, der wirklich an die alten Sagen zu glauben schien, wirres Zeug von sich gab und nicht mehr wüsste, was er sprach.

"wusste" hört sich, wie ich finde, besser an - deine Entscheidung.

Nie hat er erfahren[,] wo seine Eltern auf einmal waren.

Vorschlag: "Nie hat er erfahren, warum seine Eltern verschwunden waren."

Geräusche[,] wie von einem Kampf zwischen Raubtieren[,] drangen in die Hütte und instinktiv wusste Jonathan, dass Gefahr drohte.

Aber wo nur sollte er eines finden?

Hmm... versuche das anders zu formulieren.

Die Hütte war besaß nur einen, einzigen Raum.

Hoppla

Schatten schienen mit dem Licht um die Vorherrschaft zu ringen.

Gut

Ein zweiter Wolf trat durch die Türe und richtete seinen Blick direkt auf Jonathan.

Ich glaube ich ahne jetzt, was es mit den Wölfen auf sich hat.
[Edit]: Leider waren es nicht seine Eltern, schade.

und richtete seinen Blick direkt auf Jonathan. Jonathan gewahrte seine große Statur

Der hellbraune Wolf, der als zweites durch die Türe kam, ging von selbst und ist nicht, wie der andere, hineingeflogen.

What??

waffenähnlichen Zähnen ein Stück Fleisch von seinem Nacken.

aus dem Nacken


Also, im Grunde bin ich der Meinung, dass du gut schreiben kannst. Denn dir gelingt es, zumindest an bestimmten Stellen deiner Geschichte, durch gut gewählte Formulierungen schöne Bilder zu erzeugen. Wie z.B. hier:

Schatten schienen mit dem Licht um die Vorherrschaft zu ringen.
oder
Kerzenlicht flackerte auf der Kommode und kämpfte gegen die Dunkelheit. Das Resultat waren wild umhertanzende Schatten, die sich wie Aasgeier über den alten Mann zu stürzen schienen.
oder auch:
Inzwischen war es Nacht und der Vollmond strahlte in blutuntermaltem, dunklen Orange auf die Erde.
Wobei, und das ist der nächste Punkt den ich ansprechen möchte, du manchmal zu viel willst. Du erzeugst ein schönes Bild, fängst aber dann an, es so weit auszuschmücken, bis es too much wird.

„Verschwende deine kostbare Zeit nicht, mein Junge. Viel zu lange lebte ich so vor mich hin. Tag für Tag, Monat für Monat. Ja, sogar Jahr für Jahr. Seit ich mich erinnern kann, habe ich dieses Leben gepflegt. Aber alles fordert seinen Tribut, mein Junge. Versprich mir, dass du dich von allem Bösen fern hältst. Begehe nicht den selben Fehler wie ich oder deine Eltern. Bitte.“
In diesem Moment kreischte der Wind auf und pfiff wie eine an Fahrt gewinnende Dampflok vor dem Haus.

Hier wirkt es zu konstruiert, hat schon fast etwas von Hollywood cliche.

Leider konnte ich mich auch nicht richtig auf deinen Protagonisten, den Jungen einlassen. Mal wirkt er wie ein 16 Jähriger, mal wie ein 7 Jähriger. Wie alt ist er überhaupt? Gib dem Leser mehr Info über ihn.
Im Endeffekt gelingt es dir, durch flüssige und kreative Sprache ohne auffällige Rechtschreibschwächen, einen nettes Szenario zu erschaffen, aber es fehlt leider das letzte Quäntchen, dass mich begeistert und fesselt. Zum Ende hin konnte ich mich, im Gegensatz zum Anfang, leider kaum noch auf die Handlung einlassen. Spätestens, als einer der Wölfe "ins Zimmer hineinfliegt", war es für mich leider vorbei.
Schade ist auch, dass du nicht auflöst, wer denn dieser andere Werwolf nun war. Zwischendurch dachte ich, die beiden Eindringlinge wären Jonathans Eltern. Das hat sich aber schließlich als Irrtum herausgestellt. Du gibst du uns einen Kampf, Uneinigkeit zwischen den Angreifern, aber löst nicht auf, was dahintersteckt. So lässt du den Leser blöder Weise im Dunkeln und das schadet deine Geschichte im Nachhinein.

Das Potential, diese Geschichte spannender und sinnvoller zu gestalten, hast du. Zumindest auf sprachlicher Ebene. Ich bin gespannt, ob ich richtig liege und hoffe ich konnte dir etwas helfen.

Gruß,

Dave

 

Hallo Dave,

zuallererst einmal ein "Danke", dass du dir so viel Mühe bei deinem Feedback gegeben hast :)

So wie ich das nun sehe, haben sich wirklich etliche Fehler bei mir eingeschlichen. Die ein oder andere Stelle hätte ich auch sicher etwas schöner formulieren können, durchaus.
Ich werde versuchen, die oben aufgeführten Punkte zu beherzigen und schon bald mit neuen Geschichten aufwarten - um dann hoffentlich auch zu fesseln ;)

Viele Grüße

Federkrieger

 

Hallo Federkrieger,

gern, dafür ist dieses Forum ja da.

Fehler macht jeder, selbst die erfahrensten Bestseller Autoren.

und schon bald mit neuen Geschichten aufwarten - um dann hoffentlich auch zu fesseln

Freut mich, vergiss jedoch nicht, dass Qualität mehr zählt als Quantität. Beschäftige dich ruhig länger mit einer Geschichte, bis du das Gefühl hast, dass du selbst nicht mehr dazu beisteuern kannst. Den Rest übernehmen Andere, die sie hier, oder vielleicht auch anderswo lesen.

Bleib dran.


Dave

 

Hallo Federkrieger

Ich werde versuchen, die oben aufgeführten Punkte zu beherzigen und schon bald mit neuen Geschichten aufwarten - um dann hoffentlich auch zu fesseln
mit dieser Einstellung wirst du dir hier wenig Freunde machen. Wir verstehen uns als eine Art Schreibwerkstatt. Arbeite an diesem Text, wieso sollte man ihn sonst lesen, wenn der Autor ihn bereits aufgegeben hat?
Beim Überarbeiten lernt man eine ganze Menge, weil man gezwungen ist, sich mit dem Text auseinanderzusetzen, ihn also im optimalen Falle seziert und auf seine Bestandteile überprüft. Dieser Prozess hilft ungemein für das nächste Schreibprojekt.
Was auch hilft, ist, sich mit fremden Texten auseinanderzusetzen. Lies und kommentiere, dabei nimmt man ungeheuer viel mit, das einem weiterbringt. Und letztlich lebt das Forum ja vom Austausch.

Ob du meinem Rat annimmst oder nicht
ich wünsch dir hier noch viel Freude

grüßlichst
weltenläufer

 

Moin Federkrieger,

zunächst mal gefällt mir die Idee hinter deiner Geschichte. Und nach dem ersten Absatz dachte ich mir, es würde eine verdammt gute Geschichte werden. Und es ist wahr, du schaffst es sprachlich überzeugende Bilder zu erzeugen. Das ist mir sehr positiv aufgefallen. Wie Dave schon angemerkt hat, schaffst du es leider nicht, die Spannung aufrecht zu erhalten. Ich will nicht auf jeden Punkt nochmal eingehen, das wurde ja glücklicherweise schon ausführlich übernommen. Aber eine Sache muss ich noch hinzufügen:

Jonathan erinnerte sich an die alten Geschichten, die ihm sein Großvater immer erzählt hatte, als er noch kleiner war. Geschichten von übergroßen, menschenähnlichen Wölfen, die auf zwei Beinen liefen. Seine Eltern wollten nie, dass er sich diese Geschichten anhörte, doch sein Großvater erzählte sie ihm immer heimlich. Jonathan verspürte eine angenehme Wärme, als er sich an die früheren Zeiten zurückerinnerte. Das nahm ihm einiges seiner Angst, die er bis eben noch verspürt hatte. Auch, wenn er eigentlich immer ein gewisses Unbehagen verspürte, wenn er gespannt den alten Erzählungen lauschte. Jonathans Eltern wollten mit so einem Humbug allerdings nichts zu tun haben und so waren sie stets dagegen, dass er sich mit solchen abergläubischen Mythen abgab. Sie waren der Meinung, dass sein Großvater, der wirklich an die alten Sagen zu glauben schien, wirres Zeug von sich gab und nicht mehr wüsste, was er sprach. Doch seit seine Eltern eines Tages nicht mehr da waren, nahm ihn sein Großvater auf. Nie hat er erfahren wo seine Eltern auf einmal waren. Sein Großvater hat ihm erzählt, sie seien fortgegangen. Mehr wisse er nicht.

Sicherlich ist es nicht ganz unwichtig, diese Erläuterungen zur Vergangenheit einzuschieben. Aber wenn man 1.) bedenkt, dass es für den weiteren Handlungsverlauf kaum mehr von Bedeutung ist und 2.) dass es sich hier um eine Kurzgeschichte handelt, bei der überflüssige Erläuterungen nach Möglichkeit gering gehalten werden sollten, dann kommt man zu der Erkenntnis, dass besonders dieser Teil anders hätte gelöst werden müssen.

Trotzdem glaube ich, dass du Potential hast. Lass dir das gerne von einem blutigen Anfänger wie mir sagen ;-)

Beste Grüße
Flemming

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo weltenläufer erst einmal danke für deinen ehrlichen Hinweis. Das mit der "falschen Einstellung" war wohl ein Missverständnis, selbstverständlich möchte ich an meinen Texten arbeiten und mich verbessern. Nur weil ich in Zukunft öfters Texte einstellen möchte, soll das im Umkehrschluss nicht heißen, dass ich meinen bereits veröffentlichten Text aufgegeben hätte :)
Ebenso selbstverständlich ist es für mich, auch andere Texte zu lesen und diese mit konstruktiver Kritik zu würdigen.

Dave A Das gleiche bzgl. des "aufgeben" trifft natürlich auch hier zu. Ich wollte damit lediglich sagen, dass dich meine zukünftigen Texte hoffentlich mehr "fesseln" als mein bisheriger - das sollte auch Sinn und Zweck einer stetigen Weiterentwicklung sein, nehme ich an ;)

Den Text habe ich nun teilweise, ja schon fast kräftig, umgeschrieben und die von dir anzeigten Fehler (speziell die Leichtsinnsfehler) ausgemerzt. Nochmals danke für dein detailreichen Verbesserungsvorschläge, die mir erst im Nachhinein klar geworden sind.

Flemming Goldbecher Es freut mich, wenn ein "blutiger Anfänger" Potenzial in meinen Geschichte entdeckt, das hört denke ich, jeder ganz gerne^^
Der Text ist jetzt umgeschrieben/verbessert und ich hoffe, dass die Hintergrundinformationen so nun etwas mehr Sinn ergeben. Ich tue mich ein bisschen schwer, die komplett rauszukürzen.


Beste Grüße

Federkrieger

 

Lieber Federkrieger,

schöner Name. Und schöne Bilder, die du kreierst, obwohl ich mit der Logik oft Probleme hatte. Aber ich fange mal von vorne an.

..." Nichts ist von Dauer, Jonathan ..." Ein guter Einstieg. Ich will mehr erfahren. Wie erklärt er seinem Enkel, dass er bald stirbt, welche Erfahrungen haben ihn zu dieser Erkenntnis kommen lassen, und wie geht er damit um? Tauchen Szenen aus seiner Vergangenheit plötzlich in dem Zimmer auf? Irgendwie hatte ich hier was Tiefenphilosophisches erwartet, und der Werwolf hat mich irritiert. Er scheint mir keinen Bezug zum ersten Satz zu haben, sondern taucht scheinbar aus dem Nichts auf und rettet schließlich den Jungen. Das mag als eigene Geschichte spannend sein, aber der erste Satz wirkt dadurch etwas beliebig auf mich, und das finde ich schade, denn gerade den Anfang beschreibst du sehr stimmungsvoll, baust eine mystische Atmosphäre auf.

..." Kerzenlicht flackerte auf der Kommode und kämpfte gegen die Dunkelheit ..." gefällt mir sehr!

Als das dann mit den Werwölfen los geht, wird es mir zu allgemein und auch zu vorhersehbar. Hier könntest du die Spannung noch steigern, denke ich. Du schreibst: "Er wurde entdeckt" . Den Satz würde ich streichen und stattdessen das Szenario noch weiter ausbauen. Der Wolf versucht ihn zu kriegen, kann ihn aber nicht erreichen vielleicht, so was in der Art. Durch das "er wurde entdeckt" würgst du die Spannung abrupt ab. Auch habe ich mir sofort gedacht, dass der Großvater dahinter steckt.

Ein paar Textstellen, die mir aufgefallen sind:

1) ..." seine alten, eingefallenen Lippen ..." "alt" würde ich weg lassen, denn du hast vorher schon gesagt, dass er alt ist.

2) ..." zu einem trügerischen Gefängnis ..." Hier würde ich "trügerisch" weg lassen, denn es wird ja tatsächlich zu einem Gefängnis für ihn.

3) ..." Wolken wie eine Festung" passt für mich nicht dazu, dass es stürmt.

4) ..." Panik, die seinen Körper durchströmte ..." strömen und Panik passt für mich nicht. Das klingt zu seicht und zu kontinuierlich für eine Panik.

5) ..." Die Situation war ihm sehr unangenehm ..." Unangenehm? Er ist panisch, Opa weg.

Der blutrote Mond ist zwar immer wieder ein eindrucksvolles Bild, aber ich krieg den bei dem Sturm nicht unter. Vielleicht bin ich da aber auch kleinlich, denn es ist ja eine Horrorgeschichte. Wo Werwölfe herumtoben kann auch ganz schnell mal das Wetter wechseln.

Das sind so die Sachen, die mir aufgefallen sind. Vielleicht konnte ich dir ja ein wenig weiterhelfen.

Liebe Grüße,

Chai

 

Hallo Chai ,

vielen Dank für deine Vorschläge. In der Tat, da gab es zu Beginn wenig Planung, wie die ganze Geschichte verlaufen sollte. Ich hatte nur so ein paar "grobe Gedanken", ohne einen richtigen "roten Faden" zu verfolgen. Bei einer Kurzgeschichte, kann man diese wohl schlecht "entwickeln" lassen, weil sie einfach zu kurz ist.
Die nächsten Tage, wen ich mehr Zeit habe, werde ich sie nochmals überarbeiten und auch versuchen, die Logik weiter auszubauen.
Und es freut mich natürlich zu hören, dass der anfängliche Stimmungsaufbau funktioniert hat :)

Viele Grüße

Federkrieger

 

Hallo Federkrieger,

ich habe mir deine Geschichte noch einmal zur Brust genommen, nachdem du sie ausgebessert hast.

Er hielt die Luft, um kein Geräusch mehr von sich zu geben.

Er hielt die Luft an

Das war nur der Wind, nichts weiter“, sprach sein Großvater zu dem Jungen. Danach schloss er die Augen und schlief ein. Die letzten Tage schlief der Großvater unglaublich viel. Jonathan machte sich oft Sorgen um seinen Großvater, doch bisher war es nicht so schlimm wie am heutigen Tag.

Hier würde ich dir auch noch einmal empfehlen, etwas Abwechslung in den Begriff "Großvater" zu schaffen. Natürlich ist es nichts signifikantes, das deiner Geschichte großartig schadet, aber es stört meiner Meinung nach auffallend den Lesefluss.

Doch seit seine Eltern eines Tages verschwunden waren, nahm ihn sein Großvater auf. Alles(,) was er über das Verschwinden seiner Eltern erfahren hatte, wusste er von seinem Großvater.

Ich weiß ich nerve mit den Doppelungen, aber da musst du durch ;)

Vorschlag: Doch seit seine Eltern eines Tages verschollen waren, nahm sein Großvater ihn auf. Alles, was er über das Verschwinden seiner Eltern erfahren hatte, wusste er von ihm.

Eines Nachts, als ein wütender Sturm die Bewohner in Ihre Häuser trieb, wollten seine Eltern noch in den Wald, um ihre Schafe zu retten. Dabei wurden sie von wilden Tieren angegriffen und in den Wald verschleppt.

Wenn ich richtig liege, hast du diese Stelle neu hinzugefügt. Falls es stimmt: schön zu lesen, dass du meinen Wunsch nach einer kleinen Erklärung über das Schicksal der Eltern, beherzigt hast. :thumbsup:

Die Hütte besaß nur einen, einzigen Raum und dieser war nicht sonderlich gut gesichert.

Das Komma kannst du weglassen.

Der Wolf musste geduckte durch die Türe gehen

geduckt

Der hellbraune Wolf, der als zweites durch die Türe kam, er kam Jonathan auf irgendeine nicht zu beschreibende Weise bekannt vor.

Der Satz hört sich irgendwie seltsam an.
Vorschlag:
Der hellbraune Wolf, der als zweites durch die Türe schritt, kam Jonathan auf eine seltsame Art und Weise bekannt vor.

Wie gesagt, meine Vorschläge - bleiben Vorschläge. Sie dienen nur dazu dir aufzuzeigen, was ich meine. Wie du deinen Text verfasst und verbesserst, ist allein deine Sache und du sollst dich nicht unangenehm beeinflusst fühlen.

{Edit} - Mir ist gerade aufgefallen, dass du bereits wenige Zeilen vorher beschrieben hast, wie der zweite Werwolf in den Raum schreitet. Damit kannst du das an dieser Stelle weg lassen.

HIER:

Der hellbraune Wolf, der als zweites durch die Türe kam,
Da du den ersten Wolf als Grau beschrieben hast, ist in dieser Situation klar, dass du den Anderen meinst.

In dem Moment sprang der andere Wolf seinem Großvater an die Kehle und es enteignete sich ein erbitterter Kampf.

Ich hoffe du meinst "ereignen", es sei denn der Fiskus des Dritten Reichs, will deinen Protagonisten des Besitzes "enteignen", aber das wäre eine andere Geschichte. :hmm:

Ohne klares Ziel oder seinen Großvater noch ein letztes Mal zu sehen. Ohne den Hintergrund jemals erfahren zu haben. Ohne zu wissen, wie der Kampf ausging oder wer der andere Wolf war.

Das hast du geschickt gelöst.


Also. Ich finde, dass die Qualität deiner Geschichte nach deiner Bearbeitung, noch ein Stück nach oben gerutscht ist. Ein paar Kleinigkeiten gibt es natürlich immer.
Hab ich gern gelesen.


Gruß

Dave

 

Hallo Dave A

vielen Dank für eure Hinweise. Ich bin für jeden angesprochenen Punkt grundsätzlich erst einmal dankbar - auch wenn er meine Schreibschwächen entlarvt :D
Gerade das mit den oft vorkommenden Wortwiederholungen fällt mir als Schreibender gar nicht so wirklich auf. Sogar mit etwas Abstand gelesen fällt mir das noch schwer.

Ich habe nun noch einmal versucht, ein paar Fehler auszubessern und das Treffen der beiden Wölfe ein wenig spannender zu gestalten. Zusätzlich ein paar vage Hintergrundinformationen über den rapiden Gesundheitsabbaus des Großvaters mit einspielen lassen.
Ich hoffe, es ist nun wieder ein Stück besser als die Vorgängerversion und bedanke mich schon mal recht herzlich für eure bisherigen Bemühungen :)

Viele Grüße

Federkrieger

 

Hallo Federkrieger,

ich habe gerade Zeit, deshalb werde ich pingelig sein. Nicht alles davon ist wissenschaflich abgesichert und vieles ist sicher auch nur persönliche Meinung.

„Nichts ist von Dauer, Jonathan. Das musst dir immer vor Augen halten, so lange du lebst. Vergiss niemals, dass du nur dieses eine Leben hast“

Den Einstiegssatz finde ich eigentlich gut. Ist zwar nicht die neueste Erkenntnis, aber immer aktuell. Ein Satz, der ermahnt, sinnvoll mit seiner Zeit umzugehen und beruhigt, wenn das Auto hops geht. „So lange du lebst“ erscheint mir überflüssig. Danach machts keinen Sinn mehr. Ist aber wohl eine gängige Phrase.

keuchte sein Großvater leise, einem Hauch gleich, zu dem Jungen.

Hier würde ich sagen „keuchte „der“ GV zu dem Jungen“, denn „sein“ GV müsste sich auf „zu ihm“ beziehen. Damit ändert sich die Perspektive.

spröden, eingefallenen Lippen zu bewegen. Das abgedunkelte, holzverkleidete Zimmer

Vielleicht auf ein Adjektiv verzichten oder ein „und“ benutzen?

sich als das entpuppt, was der alte Mann am meisten fürchtete – zu einem düsteren Gefängnis,

Entpuppt „als“ ein düsteres Gefängnis. Oder zu dem entpuppt, zu einem. Oder liege ich falsch?

Das abgedunkelte, holzverkleidete Zimmer hatte sich in letzter Zeit gewandelt

Ich glaube, das Zimmer hat sich nicht verändert, sondern das Empfinden des GV. Eher „schien sich gewandelt zu haben und sich für den alten Mann zu einem … zu entpuppen“.

Mit jedem Tag in diesem verschnörkelten Kerker

Warum verschnörkelt? Darauf gibt es keinen Hinweis, eher auf eine glatte Holzverschalung.
Man könnte etwas Ausschmückendes anfügen,

Kerker erscheint mir persönlich ein wenig übertrieben. Da hängt man eher in Ketten an der Wand.

Die undichten Fenster waren machtlos gegen den ständig anrückenden Wind

Man könnte auch schreiben wehrlos. Aber das setzt die Fähigkeit voraus, handeln zu können.
Ist das jetzt schon zu pingelig? „Andrückenden“ fände ich persönlich passender.

Kerzenlicht flackerte auf der Kommode und kämpfte gegen die Dunkelheit.

Hier das Gleiche mit „kämpfte“. Ein „schien“ wäre für mich passender. Ich schließe aber nicht aus, das es Genres gibt, wo solche Umschreibungen durchaus üblich sind. Auf der Kommode passt für mich nicht. Die Flamme der Kerze auf der Kommode flackerte. Das Licht flackert im ganzen Raum.

Das Resultat waren wild umhertanzende Schatten, die sich wie Aasgeier über den alten Mann zu stürzen schienen

Aasgeier stürzen sich eher „auf“ etwas. Und die Schatten kommen und gehen. Der Vergleich „auf“ oder „über“ drückt etwas Endgültiges aus.

Dichte, vollgesogene Wolkenschwarten hingen/vereinzelter, schwacher Lichtstrahl

Ich will nicht meckern, aber ich vermeide es, zu viele dieser Doppelungen zu verwenden.

Dichte, vollgesogene Wolkenschwarten

Ist das ein Schreibfehler? Schwaden?

hingen vor der Sonne und ließen kaum Licht in das Zimmer.

Das Zimmer ist abgedunkelt.

schaffte es ein vereinzelter, schwacher Lichtstrahl für einen Moment des Friedens

Dem kann ich jetzt leider nicht folgen. Ein Lichtstrahl bringt Frieden?

Es war, als ob irgendetwas diese Wolken darauf abrichtete, sich trotz des Windes, wie eine Festung vor dem Haus zu postieren.

Etwas schien sie dort am Himmel zu halten, aber abrichten?

Es war, als ob irgendetwas diese Wolken darauf abrichtete, sich trotz des Windes, wie eine Festung vor dem Haus zu postieren. Als sei etwas in den Wäldern vor dem Haus, das nicht zu erklären war.

Etwas unverständlich für mich. Etwas Unerklärliches scheint in den Wäldern vor dem Haus, das die Wolken abrichtete.

Lieber Federkrieger, ich finde deine Ausdrucksweise gar nicht schlecht, das hat Potential. Es hapert nur ein wenig an der Logik.

Die Geschichte habe ich nun noch nicht ganz gelesen, hole das aber nach.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Rainer Hohn,

erst einmal vielen Dank für das Lesen meines Textes

keuchte sein Großvater leise, einem Hauch gleich, zu dem Jungen.
Hier würde ich sagen „keuchte „der“ GV zu dem Jungen“, denn „sein“ GV müsste sich auf „zu ihm“ beziehen. Damit ändert sich die Perspektive.

bist du da sicher? Weil, wenn ich "der GV" schreiben würde, wäre hieraus nicht ersichtlich, dass es sich um den GV des Jungen handelt. Es könnte dann auch ein fremder, dem Jungen unbekannter, GV sein?

sich als das entpuppt, was der alte Mann am meisten fürchtete – zu einem düsteren Gefängnis,
Entpuppt „als“ ein düsteres Gefängnis. Oder zu dem entpuppt, zu einem. Oder liege ich falsch?

als das entpuppt, ... da steht das "als" bereits vor dem "entpuppt", müsste eigentlich richtig sein (glaube ich zumindest). Dennoch danke für den Hinweis ^^


Das abgedunkelte, holzverkleidete Zimmer hatte sich in letzter Zeit gewandelt
Ich glaube, das Zimmer hat sich nicht verändert, sondern das Empfinden des GV. Eher „schien sich gewandelt zu haben und sich für den alten Mann zu einem … zu entpuppen“.

Das klingt in der Tat besser, dankeschön


Mit jedem Tag in diesem verschnörkelten Kerker
Warum verschnörkelt? Darauf gibt es keinen Hinweis, eher auf eine glatte Holzverschalung.
Man könnte etwas Ausschmückendes anfügen,

Kerker erscheint mir persönlich ein wenig übertrieben. Da hängt man eher in Ketten an der Wand.


das "verschnörkelt" ist hier vielleicht wirklich etwas irreführend. Kerker deswegen, um das noch einmal zu veranschaulichen, wie sehr er an dieses Zimmer gebunden ist, unfähig dieses zu verlassen (zumindest zu anfangs, als "normaler" Mensch/GV). Es sollte einen in gewisser Weise endgültigen Charakter haben, eine ausweglose Situation. Möglicherweise muss ich das nochmals überdenken. Bin ich allerdings noch unschlüssig.


Kerzenlicht flackerte auf der Kommode und kämpfte gegen die Dunkelheit.
Hier das Gleiche mit „kämpfte“. Ein „schien“ wäre für mich passender. Ich schließe aber nicht aus, das es Genres gibt, wo solche Umschreibungen durchaus üblich sind. Auf der Kommode passt für mich nicht. Die Flamme der Kerze auf der Kommode flackerte. Das Licht flackert im ganzen Raum.

Ok, die Kerze brennt auf der Kommode und das Licht zeigt sich im gesamten Raum - überzeugt :)


Das Resultat waren wild umhertanzende Schatten, die sich wie Aasgeier über den alten Mann zu stürzen schienen
Aasgeier stürzen sich eher „auf“ etwas. Und die Schatten kommen und gehen. Der Vergleich „auf“ oder „über“ drückt etwas Endgültiges aus.

ist das dann was anderes, wie z. B. "sie fallen über ihn her"? Aber ja, es hört sich in o. g. Fall etwas sinnhafter an. Danke!


Dichte, vollgesogene Wolkenschwarten
Ist das ein Schreibfehler? Schwaden?

Ja! Ist es! Thx


schaffte es ein vereinzelter, schwacher Lichtstrahl für einen Moment des Friedens
Dem kann ich jetzt leider nicht folgen. Ein Lichtstrahl bringt Frieden?

in dem er die Dunkelheit und die damit verbundene Düsternis für kurze Zeit aus dem Zimmer verbannt, soll das ein kleiner Moment der Ruhe sein. Des Friedens. Erkennt man das nicht so richtig?


Es war, als ob irgendetwas diese Wolken darauf abrichtete, sich trotz des Windes, wie eine Festung vor dem Haus zu postieren.
Etwas schien sie dort am Himmel zu halten, aber abrichten?

Es war, als ob irgendetwas diese Wolken darauf abrichtete, sich trotz des Windes, wie eine Festung vor dem Haus zu postieren. Als sei etwas in den Wäldern vor dem Haus, das nicht zu erklären war.
Etwas unverständlich für mich. Etwas Unerklärliches scheint in den Wäldern vor dem Haus, das die Wolken abrichtete.

"hielt" klingt nicht ...kräftig/stark genug? Kann natürlich auch Einbildung sein.


Ich danke dir für deine Bemühungen und Kommentare und werde mir meinen Text die nächsten Tage, wenn mir mehr Zeit zur Verfügung steht, noch einmal zur Brust nehmen.
Dankeschön

Viele Grüße

Federkrieger

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Federkrieger,

deine Geschichte habe ich schon vor Wochen gelesen. Wollen wir jetzt mal genau hinschauen, ohne die Kommentare gelesen zu haben (vielleicht kommt da jetzt was schon Gesagtes).

A) Die Person

keuchte sein Großvater leise, einem Hauch gleich, zu dem Jungen. Alt und krank, gar kümmerlich lag er in seinem Bett und man sah ihm an, dass er große Mühe hatte, seine spröden, eingefallenen Lippen zu bewegen.
Ich finde das ein wenig zu sehr aufgetragen und wiederholend:
leise keuchen, Hauch, alt, krank, kümmerlich, große Mühe
Ich würde versuchen, mit max. der Hälfte an Beschreibungen auszukommen.
„Alt“ sagst du später mit „alter Mann“, dass er krank ist, wird ja durch Keuchen, Hauch usw. ausreichend genug gesagt.


B) Die Perspektive

keuchte sein Großvater
Das abgedunkelte, holzverkleidete Zimmer hatte sich in letzter Zeit gewandelt und sich als das entpuppt, was der alte Mann am meisten fürchtete
Perspektiv-Problem, finde ich.
Zunächst schreibst du aus der Perspektive des Jungen ("sein Großvater"), dann heißt es, „was der alte Mann am meisten fürchtete“, also aus der Sicht des Alten, denn so etwas würde ja der Junge nicht unbedingt denken/sagen.

C) Das Zimmer / Die Dunkelheit

Das abgedunkelte, holzverkleidete Zimmer
düsteren Gefängnis
in diesem verschnörkelten Kerker
Die undichten Fenster
Adjektive, Adverbien in Hülle und Fülle. Auch hier ist weniger mehr.

Siehe auch hier:

abgedunkelte
düsteren
Kerzenlicht
Dunkelheit
kaum Licht
schwacher Lichtstrahl
Raum zu erhellen
Und das alles in den ersten zwölf(!) Zeilen des Textes.
Ich vermisse noch „finster/Finsternis“, „schwarz/Schwärze“. Scherz beiseite - du weiß, was ich meine.

D) Das Wetter

den ständig anrückenden Wind
vollgesogene Wolkenschwarten
der Sonne
diese Wolken
trotz des Windes
You see: Wind, Wolken, Sonne, Wolken, Wind, …
Auch hier ist weniger mehr.

Kleines Zwischenfazit bei Zeile 14 des Textes:
Könnte locker auf 7 Zeilen gekürzt werden, um es prägnanter, knackiger, nicht so oft wiederholender zu gestalten.
So komme ich mir vor, als drehe sich alles im Kreis, als lese ich immer das Gleiche, nur mit anderen Worten.

Beim Lesen des restlichen Textes habe ich nicht mehr auf Redundanten, Adjektive etc. geachtet. Da sind noch viele, die du ausmisten könntest.

Nur noch ein Beispiel:

Jonathan saß stumm auf dem alten Holzstuhl und lauschte angestrengt, was ihm sein Großvater zu berichten hatte.
Markiere dir mal alle entsprechenden Stellen und überlege, welche du streichen oder durch andere Begriffe ersetzen kannst.

Beispiel:

schluchzte der kleine Jonathan unter Tränen
Ein altes Wörterbuch sagt, dass schluchzen „stoßweises, krampfartiges Weinen“ ist.
Also könnten die Tränen weg.

seinen Opa so schwach daliegen zu sehen.
Das hast du oben schon so ähnlich gesagt:
gar kümmerlich lag er in seinem Bett

So, ich höre hier mal auf. Vielleicht kannst du mit meinen Anmerkungen bis hierhin schon etwas anfangen. Würde mich freuen.

Schönen Tag noch und viele Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

vielen Dank für dein Feedback. Ja, auf jeden Fall kann ich damit etwas anfangen :)
Einige Anmerkungen/Rückmeldungen überschneiden bzw. ergänzen sich teilweise. Es dreht sich immer wieder darum, noch prägnanter und ökonomischer zu schreiben.
Ich werde versuchen, den Text noch weiter abzuspecken zu lassen und etwas präziser zu schreiben.

Viele Grüße

Federkrieger

 

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