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Fliegende Tauben

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14.01.2003
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Fliegende Tauben

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Fliegende Tauben

Autor: Nicolas Häfner Es war ein wunderschöner Tag an dem man Kirschblütenblätter durch die klare Luft fliegen sah.
Eliah zog die Luft langsam durch seine Nase ein, es kribbelte ein wenig, da überall Pollen umherflogen die nach einer passenden Blüte suchten. Eigentlich sind sich Menschen und Pflanzen gar nicht so unähnlich, dachte er sich. Es gibt nur einen großen Unterschied, Pflanzen sind auf das Wesentliche beschränkt. Während der Mensch tausend Hürden überwinden muss, bevor es zum Geschlechtsakt kommt, muss eine Pflanze nur nach dem anderen Geschlecht suchen und sozusagen „einbuchten“. Wie gerne wäre er auch einer dieser Pollen. Sich um nichts sorgenmachend vom Winde treiben lassen. Aber waren es gerade die Gefühle, die Pflanzen ja bekanntermaßen nicht besitzen, die er am Mensch sein so schätzte.
„Eliah!“ riss es ihn aus seinen Gedanken.
„Eliah, warte doch bitte mal!“ Er drehte sich um und sah Rioko auf ihn zu laufen.
Ihre langen schwarzen Haare glänzten auf im hellen Sonnenlicht. Als Rioko ihn erreichte, war sie völlig außer Atem.
„Was machst du heute so?“ fragte ihn Rioko, während sie heftig schnaufte.
Eliah und Rioko kannten sich schon vom Kindergarten aus. Sie waren Nachbarn. Doch vielmehr war es so als ob sich ihre zwei Häuser zu einem vereinten, da es sowieso Alltag war das man ab und an einfach ins Nachbarhaus ging um sich dort umzuschauen. Denn es gab zwischen den ohnehin schon aneinander gebauten Häusern eine Verbindungstür vom Haus der Kyokos (Eliah), zum Haus der Tamakas (Rioko), die immer offen stand.
Eliah und Rioko setzten ihren Weg langsam fort.
„Ich werde wahrscheinlich den ganzen Tag in meinem Zimmer verweilen müssen.“
„Wegen der 5 in Mathe?“, hakte Rioko nach.
Daraufhin konnte Eliah nur zustimmend nicken. Er war nicht der Hellste in Mathe, was sollte er auch mit diesen ganzen Fakten, er mochte es nicht wenn es einfach hieß „Diese Antwort ist richtig, alle anderen sind falsch.“ Gab es den nicht auf jede Frage mindestens zwei Antworten. Zwei Entscheidungen, aber in der Mathematik heißt es nur, „Tot oder lebendig“. Aber was war dann Eliah?

„Wieso kommst du nicht zu mir rüber?“ sah ihn Rioko fragend an.
„Und wie soll ich das anstellen?“
„Ach komm schon Eliah, als ob du dich an Ausgangssperren hältst“, erwiderte Rioko ohne zögern und ging dabei auf ihr Elternhaus zu. Dies war im Gegensatz zum Hause der Kyokos wesentlich mehr von Pflanzen bewachsen.
„OK, ich komme heute Abend vorbei“
„Also, bis dann!“ rief ihm Rioko zu, kurz bevor sie beide in ihren Häusern verschwanden.
Wie immer war Eliah der einzige im Haus. Seine Eltern arbeiteten um diese Zeit. Er ging erst einmal ins Badezimmer. Dieses lag gleich neben der Eingangstür. Er lies die Tür hinter sich offen als er das Bad betrat und wendete sein Gesicht dem Spiegel zu.
„Was soll nur aus dir werden, Eliah?“
Diesen Satz hörte er so gut wie jeden Tag von seinem Vater und auch seine Mutter dachte so, auch wenn sie ihn nicht damit konfrontierte.
„Was soll nur aus dir werden, Eliah?“
sprach er nochmals zu sich selbst. Dann drehte er denn Wasserhahn auf und schob sein Gesicht unter das kühle Nass. Danach schaute er wieder hoch in den Spiegel der inzwischen auch ein paar Tropfen Wasser abbekommen hatte. Seine dunkelbraunen Haare hingen ihm glatt bis zu seinem Ohrläppchen hinunter.
Sie waren genauso faul wie er, musste Eliah feststellen. Danach setzte er sich in das Wohnzimmer und führte seine Gedanken an Rioko fort. Schon heute Abend würde er sie wiedersehen und doch wusste er das nicht mehr als ein Gespräch laufen würde. Aber es war OK, den er schätzte Rioko als gute Freundin. Doch in den letzten Tagen fragte sie ihn verdächtig oft ob er Zeit habe. Vielleicht gab es dort doch eine Chance für Ihn und Rioko.
Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.

Die restliche Zeit bis zum Abend verbrachte Eliah damit sich, 1. auf die bevorstehende Reaktion seiner Eltern auf die 5 in Mathe vorzubereiten, die bestimmt nicht fröhlich ausfallen würde. Er fasste kurz den Gedanken ihnen die Arbeit erst gar nicht zu zeigen aber er verwarf ihn gleich wieder da es sowieso spätestens am nächsten Tag auffliegen würde. Denn sein Mathelehrer Herr Osaka hatte ein Gespür dafür entwickelt, welchen Eltern er die Noten persönlich überbringen musste. Eliah stand in dieser Liste ganz weit oben und länger als zwei Wochen Hausarrest wollte er auch nicht haben.
Er überlegte kurz was der 2. Punkt noch einmal war .... , als er ihm plötzlich wieder einfiel.
Er musste einen Plan erstellen wie er sich am besten vom Haus der Kyokos ins Haus der Tamakas schleichen konnte. Er nahm sich eine Flasche Cola mit auf sein Zimmer. Dunkelte den Raum ab damit er nicht den ganzen Müll auf dem Boden sehen musste und machte etwas das er in letzter Zeit immer häufiger tat: Denken.

„Hallo Mama, hallo Papa.”
„Hallo Rioko, wie war die Schule so?“
Rioko hasste es, wenn ihr Vater diese Frage stellte, aber sie beantwortete die frage mit ihrer üblichen Antwort,
„Wie immer, Papa.“ Ihr Vater gab sich damit zufrieden.
„Rioko setz dich an den Esstisch, das Essen ist bald fertig und du auch Schatz.“
„Ja, Mutter,“
antworteten Rioko und ihr Vater so gut wie synchron. Rioko setzte sich auf ihren üblichen Platz der sich vor dem Fenster befand das draußen auf die Straße zeigte. Kurze Zeit später kam ihre Mutter mit dem Essen herein. Es gab Riokos Leibspeise: Chilly nudeln extra scharf.
„Ess´ nicht so schnell Rioko,“ wollte ihr Vater noch einwerfen, aber sie war längst fertig mit dem Essen.
„Ich geh` in mein Zimmer,“ setzte Rioko an
„und machst deine Hausaufgaben?“ unterbrach ihr Vater und schaute sie schief an.
„Ja, Vater,“ antwortete Rioko mit ihrer typischen Souveränität.
Danach stand sie auf. Zollte ihren Eltern den nötigen Respekt indem sie ihr Geschirr in die Spülmaschine stellte und verschwand dann in ihrem Zimmer das sich genau neben dem von Eliah befand. Riokos Zimmer war wie ein Seelenspiegel für sie. Etwas Mysteriöses vermischt mit einer Prise mädchenhaftem Scharm. Ganz im Gegenteil zu Eliahs Raum herrschte hier reinste Ordnung. Alle Sachen hatten ihren eigenen Platz.
In ihrem Zimmer hingen an jedem freien Platz an der Wand selbstgemalte Bilder von ihr. Meistens waren es irgendwelche Landschaftsbilder, aber eins unterschied sich so sehr von den anderen. Das Portraitbild von Eliah. Rioko erhob ihren Blick kurz auf das Bild und seufzte,
„Wie soll ich es ihm nur sagen?“

Es war Abend geworden. Die Sonne hatte schon lange das sichtbare Himmelsfeld verlassen und der Mond nahm ihren Platz ein. Rioko saß an ihrem Fenster und betrachtete wie sich der Mond kräftezehrend aufbaute. Manchmal fragte sie sich wieso der Mond diese Mühe auf sich nahm. Wird er ja nicht für seine Mühe gelobt. Stattdessen gibt man der Sonne den ganzen Ruhm, da ja der Mond nur deswegen scheint, weil ihn die Sonne bestrahlt. Genauso verlief es mit ihr, sie wurde ihr ganzes Leben nur deswegen beneidet, bewundert und überhaupt erst akzeptiert da ihr Bruder ein bekannter B-Movie Schauspieler war. Er wohnte aber schon lange nicht mehr Zuhause bei ihr. Deswegen mochte sie den Mond, einen so friedlichen Ort. Nicht wie die Sonne auf der es vor Explosionen nur so wimmelte. Sie nahm ein paar Bilder von der Wand um auf die darunter verborgene Uhr zu schauen. Schon 21:32Uhr. Doch Eliah war noch immer nicht aufgetaucht.
Eliah war in ihren Augen wie ein Meteorit. Man weiß nicht ob er durchkommt oder an den „zivilisierten“ Umständen verglüht.
TOK, TOK ... TOK, TOK, Rioko sprang vor Schreck beinahe das Herz aus der Brust. Sie stand auf und ging hastig aber auf Samtpfoten zur Tür und öffnete sie. Vor ihr stand Eliah, in seinem Schlafanzug. Rioko musste sich die Hand vor den Mund halten um nicht laut loszulachen.
„Lach du ruhig, ich versuch so schnell ich kann hier rüber zu kommen um mein Versprechen einzuhalten und werde dafür nur ausge..“ Rioko setzte ihm den Finger auf den Mund und zog ihn, in ihr Zimmer.
„Meine Eltern schlafen schon, wenn sie dich hören, dann Gnade dir Gott.“
„OK, OK“
Eliah nahm Riokos Finger von seinem Mund, und setzte sich auf Ihr Bett. Rioko setzte sich wieder vor ihr Fenster als ob Eliah gar nicht anwesend wäre. Eliah zuckte nichtswissend mit den Schultern, verschränkte seine Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück an die Wand. Er schnaufte kurz auf, <Wie gut es in dem Zimmer eines Mädchen doch riecht>.
„Eliah?“
„Ja!“
Sofort spitzte Eliah seine Ohren, <was Rioko wohl zu sagen hatte>.
„Hast du schon einmal an Selbstmord gedacht?“, fragte ihn Rioko ohne Blöße.
„Ab und an denke ich daran, aber finde ich doch immer einen Grund es nicht zu tun“, antwortete er mit genauso wenig Blößen.
„War ich schon mal der Grund?“
Diese Frage musste sich Eliah erst einmal selbst beantworten. Aber wenn nicht Rioko der Grund war, wer dann? Kein Mensch verstand Eliah so gut wie Rioko.
„Ja“, sprach er kurz und fast zu leise, als das man es verstehen konnte. Rioko machte ein glückliches Gesicht.
„Manchmal denke ich auch an Selbstmord“
„Und wer hält dich davon ab?“ wollte Eliah neugierig wissen.
„Niemand“ Eliahs Augen sprangen fast aus ihren Höhlen. Auch wenn er erwartet hatte das er nicht der Grund dafür sei, diese Antwort kam überraschend.
„Ich wollte es schon einmal tun, aber ich habe zuviel Angst vor den Schmerzen...“, „...nicht vor dem Tod“ fügte sie noch schnell hinzu.
„Wieso hast du nicht einfach vorher Morphium genommen, damit spürst du denn Schmerz nicht.“
Diesmal war es Rioko der die Augen umhersprangen. Sie drehte sich zu Eliah um und sah das er anfing zu schmunzeln. Sie mochte es an Eliah, dass er immer alles von der lustigen Seite sah. Dann fingen sie beide an, lauthals zu lachen. Abrupt hörte Eliah auf zu lachen.
„Wieso sollte ich heute Abend vorbeikommen?“ Normalerweise stellte er ihr diese Frage nicht, aber in letzter Zeit wurde er verdächtig oft zu ihr bestellt.
„Ach, einfach so“, antwortete sie kurz und bündig.
Rioko setzte sich neben Eliah aufs Bett. Er wollte noch ein bisschen zur Seite rücken aber sie gab ihm dazu keine Möglichkeit in dem Rioko sich Bein an Bein zu ihm hockte. Eliahs Puls beging zu rasen. Wollte sie ihm etwa ihre Liebe eingestehen? Würde es vielleicht sogar zu einem Kuss kommen, Eliahs erstem Kuss.


Jetzt musste sie es ihm sagen, jetzt oder nie.
„Ich bin Schwanger“
„Was..“
„Nicht von dir“, sprach sie. Meinte Rioko, dass sie Eliah damit besänftigen könne? Und wieso sagte sie ihm das? Zwischen Rioko und Ihm kam es noch nicht einmal zu einem Abschiedskuss. Wie hätte es da zu irgendeiner Intimität kommen sollen. Eliah war am Ende mit seinen Antworten, jetzt war zuhören angesagt.
„Du kennst doch William, den Austauschschüler?“
„Ja.“ Wie sehr hätte er jetzt ein Messer in der Hand gehabt um sich es tief zwischen die Rippen zu stoßen. Gerade hatten sie noch über Selbstmord geredet, doch jetzt war es für Eliah mehr als nur dummes Gerede, jetzt war es pure Realität.
„Wieso sagst du mir dies?“
Eliah fragte mit totaler Gelassenheit, mit gespielter Gelassenheit.
„Ich dachte immer das ich mit dir das erste mal erleben würde.“
Rioko wusste nicht wie sie mit jedem weiteren Wort das sie aussprach, Eliah eine klaffende Wunde zufügte.
„Glückwunsch!“ Eliah stand auf und ging hastig auf die Tür zu.
„Eliah bitte bleib, ich weiß nicht wie ich es meinen Eltern nur beibringen soll.“
Ihren Eltern? Waren die Gefühle von Eliah für sie so unwichtig. Sie kannten sich jetzt schon ihr ganzes Leben lang, aber Rioko war sich noch immer nicht im klaren über seine Gefühle die er für sie hegte. Aber vielleicht war Eliah genauso blind.
„Rioko."
Eliah drehte sich zu ihr um, er versuchte ein lächelndes Gesicht aufzusetzen was ihm aber nur teilweise gelang.
„Ja?“ antwortete sie schüchtern.
„Werden wir Freunde bleiben?“ „J...“ Eliah hob seine rechte Hand um damit Rioko das Wort im Munde abzuschneiden. So leicht sollte sie ihm nicht davonkommen. Eliah spürte wie in ihm die Wut hochkam. Nicht die Wut auf sich selbst, die in Zwischenzeit ein ausgeprägter Bestandteil seines Lebens war. Nein, er hegte Wut gegenüber Rioko. Er fing an mit bedrohlicher Stimme zu Rioko zu sprechen.
„Denk genau darüber nach, antworte nicht mit der Naivität eines normalen Mädchens“
Rioko dachte einige Sekunden lang nach. Sie hatte nicht gedacht das Eliah so mit ihr reden würde. Sie kam zu keinem Entschluss. Sie wusste nicht ob ihre Freundschaft so stark oder so schwach war das es eine Zukunft für sie geben würde.
„Ich weiß nicht was ich antworten soll.“
Die Tür öffnete sich und Eliah ging hindurch ohne noch irgendetwas zu sagen. Dies war die Antwort die er erwartete, dies war die Antwort die auch er auf die Frage herausbringen würde. Rioko lies ihren Kopf in die Hände fallen. Eine Träne quälte sich aus ihrem Auge, noch eine, und auch noch eine dritte. Ein kleines schluchzen brachte sie hervor, in der Stunde in der sie Eliah am meisten brauchte war er am wenigsten dazu bereit bei ihr zu sein. Eigentlich war Riokos Leben bis vor kurzem ganz in Ordnung. Alles verlief nach Routine. Sie hob langsam ihren Kopf, wischte sich die Tränen vom Gesicht und schaute noch einmal aus dem Fenster. Der Mond war von Wolken bedeckt, es sah fast so aus als wolle er sich Rioko nicht mehr zeigen.

Eliah rannte die Treppen hinunter. Ihm war es egal ob ihn Riokos Eltern hören würden. Er schlug die Verbindungstür auf. Ging hastig hindurch. Rannte hinauf zu seinem Zimmer und betrat es. Als er in seinem Zimmer stand, wühlte Eliah erst einmal ein Taschentuch aus seiner Schreibtisch Schublade. Zwängte seinen Schwanz aus der Hose. Nicht weil dieser zu groß war, sondern weil seine Hand zu stark zitterte. Dann fing er an sich einen runterzuholen.
Es war nichts neues das er Abends onanierte. Nur diesmal tat er es aus einem anderen Grund als sonst. Er wollte keine Spermien mehr in seinem schlafen Sack umhertragen. Er wollte keine einzige Spermie mehr haben. Für was auch, er brauchte sie nicht mehr. Eliah war davon überzeugt, ja fast schon besessen, dass er und Rioko früher oder später Heiraten und Kinder haben würden. Aber er hatte alles zerstört, oder war Sie es. War es Rioko die alles zerstört hatte? Im Moment tat dies nichts zur Sache. Er spürte wie sein Schwanz anfing zu beben, dass Sperma drückte heraus. Er hatte zwar das Taschentuch in der linken Hand, aber er lies seine Samen einfach auf seinen Teppichboden fliesen. Es war sowieso egal ob sie auf dem Boden oder im Taschentuch verreckten. Soweit man überhaupt sagen kann das Spermien sterben können. Er stand noch ein paar Minuten still da. Die Hose hing ihm immer noch bis zu den Knien herunter und aus seinem Genital tropften noch ein paar Spermien hinaus. Eliah fühlte sich auch immer noch genauso scheiße wie vor ein paar Minuten. Was sollte er jetzt machen? Nur eins war klar. Er konnte es nicht dabei belassen. Eliah konnte sich nicht selbst belügen, nicht selbst sagen alles sei OK. Rioko und er würden nie wieder eine richtige Beziehung aufbauen können. Sie waren zwar vorher nur Freunde, aber Eliah konnte es nicht ertragen, dass Rioko, seine Rioko, einfach mit einem anderem schlafen würde. Er konnte und wollte dies auch nicht. Nach weiteren fünf Minuten dummen herumstehen machte er sich für das Bett bereit. Er war müde, er war gefühlsmüde. In den letzten Sekunden hatte er mehr Gefühle erlebt als sonst in einem Jahr. Erst jetzt wurde im klar wie Routiniert, wie langweilig sein leben doch war. Das einzigste mal an dem er ähnlich viele Gefühle erlebt hatte war am 13.08.96. Dies war jetzt ungefähr 1 Jahr her. Er war wie so oft bei Rioko, da er sonst keine anderen Freunde hatte zu denen er gehen konnte. Keine „richtigen“ Freunde. Rioko dagegen hatte eine menge Freunde, aber die meisten waren nur irgendwelche Arschkriecher die es einfach gut fanden in dem Range in dem Rioko verkehrte, (oder vielmehr war es ihr Bruder) ein klein bisschen teilhaben zu können. Eliah hatte sie ausversehen (wie er selbst meinte) zum weinen gebracht, indem er zu ihr nach einem langen Streit, „Schlampe“ gesagt hatte. Noch einmal rief er sich den Abend ins Gedächtnis. Es ging darum das Eliah auf einer Party (normalerweise ging er nicht auf Partys aber diese war eine der besonderen, es war Riokos Party) mit einer guten Freundin von Rioko herumgeknutscht hatte. Rioko hielt ihm dies noch Tagelang vor und war zu dieser Zeit nicht sehr gut auf Eliah zu sprechen. Deswegen kam in Eliah die Wut hoch, die Wut auf ihn selbst, aber auch die auf Rioko die ihn nur deswegen, nur wegen ein paar Küssen hasste.
„Wenigsten habe ich nicht gleich mit ihr gefickt“, sprach Eliah zu sich selbst. Aber wie kam er auf das „Schlampe“. Eliah musste kurz nachdenken. Es wollte ihm nicht einfallen. Er wusste nur soviel das er an diesem Tag eigentlich zu Rioko kam, um sich bei ihr zu entschuldigen. Langsam begannen seine Augenlider zuzufallen. Er wurde immer schläfriger und schläfriger, bis er endlich eingeschlafen war. Auf dem Teppichboden hatte sich seine Wichse bereits festgesetzt. Der Müll war immer noch im ganzem Zimmer verteilt. Doch waren das noch die geringsten Übel die in Zukunft auf ihn zukommen würden. Eliah schlief, Rioko schlief, eine Beziehungsgleichheit wiesen sie also doch noch auf.

„Schlaf Rioko, schlaf.“ Rioko saß auf ihrem Bett. Anfangs konnte sie schlafen, aber jetzt kam das vor ungefähr 2,5 Stunden passierte wieder in ihr hoch. Was sollte sie jetzt tun? Wieso musste Eliah darauf nur so reagieren? Schließlich waren sie beide nur ganz normale Freunde, also konnte es Eliah egal sein mit wem Rioko schlief und ob sie schwanger war oder nicht. Aber was bedeutete Rioko die Freundschaft zwischen ihr und Eliah? War es nur eine ganz normale Freundschaft, eine Freundschaft wie sie, sie schon tausend mal erlebt hatte.
Nein. Wenn dies auch nur eine der „normalen“ Freundschaften war, dann würde sie dies nicht verkraften. Noch eine hinterschlüpfrige, mehr auf Vorteile aushabende Freundschaft. Nein dies wollte Rioko nicht und doch hatte sie gerade diese Freundschaft, die nicht mehr als Freundschaft anerkannt werden konnte da sie viel mehr war als dies,...zerstört.
„Du wirst jetzt nicht weinen, du wirst nicht weinen“
Rioko wusste das wenn sie jetzt weinen würde, sie am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen wäre. Dies wollte sie nicht, genau so wenig wie schwanger, allein, Freundlos, selbst von ihrem eigentlichem Vater dem Mond verlassen zu sein. Doch all dies war sie zu später Stunde. Eine Träne begann sich aus ihrer linken Augenhöhle zu schieben. Eine zweite und eine dritte, weitere folgten. Sie trafen auf dem harten Holzboden auf und zerplatzen zu tausend noch viel kleineren Tropfen. Sie weinte noch etwa eine halbe Stunde so weiter, fast schon in einem bestimmten Rhythmus. Dann schlief sie vor Erschöpfung ein.

Neuer Tag, neues Glück?

„Wach auf Eliah!“
Ein „Jaaa“, zwängte sich aus seinem Halse heraus. Eliah hob seinen Blick auf seine Mutter. Normalerweise weckte seine Mutter ihn nicht, aber normalerweise schrieb man auch nicht vier mal hintereinander eine fünf in Mathe. Wahrscheinlich wollte sie sicher gehen das Eliah wenigstens einen Tag in der Woche rechzeitig zur 1. Schulstunde in der Schule ankam.
„Los Eliah steh jetzt auf, unten steht Frühstück für dich, ich muss jetzt gehen“ mit diesem Satz beendete Eliahs Mutter ihre „Konversation“ und ging aus seinem Zimmer die Treppe hinunter. Kurze Zeit später hörte er wie sie mit ihrem Auto zur Arbeit fuhr. Wenn seine Mutter sich zur Arbeit schleifen konnte, konnte Eliah auch zur Schule gehen. Er stieg langsam aus seinem Bett hinaus. Hob seine Kleidungssachen vom Boden auf und zog sich an. Ihm fiel auf das seine Kleidung inzwischen ziemlich stank und wenn es schon so weit war das er seinen eigenen Gestank roch, dann war es eigentlich längst an der Zeit zu Duschen, die Kleidung in die Wäsche zu schmeißen und neue anzuziehen. Aber Eliah juckte dies nicht, schließlich war es sein Gestank und wenn es jemanden stören würde, ...sein Pech. Als er sich so anzog viel ihm der Wichsfleck auf dem Teppich wieder auf. Er hatte sich noch immer nicht die Frage beantwortet wie es jetzt mit ihm und Rioko weitergehen sollte. Er belies es auch dabei und beschloss einfach, Rioko die nächste Zeit aus dem Weg zu gehen. Im Gegensatz zu William, er würde als Wutabbau für Eliah gelten. Ermutigt von dem Gedanken bald an irgendjemandem (obwohl William kein irgendjemand war) seine Wut abblassen zu können, verzichtete Eliah auf sein Frühstück und machte sich sofort auf den Weg zur Schule. Dabei vergaß er seine Schulsachen, aber was machte dies schon.
Nicht nur das er seine Schulsachen vergessen hatte und zudem nicht mehr ins Haus hineinkam da er den Hausschlüssel daheim liegen lies, begegnete ihm auch noch Rioko auf seinem Weg. Eliah versuchte einen schnelleren Gang einzulegen um Rioko davonzulaufen, aber hatte er nicht damit gerechnet das sie so auf eine Versöhnung aus war das sie ihm glatt hinterher lief. Eliah blieb stehen. Es hatte keinen Sinn vor Rioko davonzulaufen da sie die schnellste in der Klasse war und er zudem sowieso keinen Bock auf einen Spurt vor der Schule hatte. Rioko kam auf ihn zu. Schneller und schneller, inzwischen rannte sie als ob es um ihr Leben ginge. Aber anstatt vor Eliah langsamer zu werden, rannte Rioko unentwegt auf Eliah zu, sogar schneller werdend. Anscheinend wollte sie testen wer zu erst nachgibt, wer stärker war, wer die Übermacht in ihrer nicht mehr vorhandenen Beziehung hatte. Eliah würde sich nicht von der Stelle rücken lassen. Er war stark, er musste stark sein, den im Gegensatz zu Rioko war er ein Außenseiter in der Klasse. Doch dies wollte er sein, ein Außenseiter. Eliah wollte nicht zu diesen ganzen Schmalspurwichsern (ausgenommen Rioko?) gehören. Und wenn Rioko jetzt dachte, sie könne ihn in diese Ecke drängen, dann lag sie falsch. Aber war Rioko so wütend auf ihn? Hatte sich ihre noch gestrige so allgegenwärtige Verzweiflung in blanker Wut gegen ihn gespiegelt? Dann teilten sie also ihre Wut gegeneinander, gegenseitig.
Rioko rannte so schnell sie konnte, es waren noch fünf Meter bis zum Aufprall. Der eigentliche Grund warum Rioko auf Eliah zurannte war der, dass sie wissen wollte wie stark ihre Liebe noch war. Würde Eliah ausweichen wüsste sie das er in seinem innersten doch noch bereit war ihr zu vergeben. Wenn nicht... Ja was würde geschehen wenn sie auf ihn aufprallen würde? Es würde Rioko in ihrer Verzweiflung nur noch bestätigen und dies wollte sie nicht, dies konnte sie nicht wollen. Sie blieb abrupt stehen. Eliah war verdutzt, hatte er etwa gewonnen? Rioko tat als wäre nichts gewesen und setzte ihren Weg Richtung Schule fort, sie zog an Eliah vorbei und sprach nicht ein Wort zu ihm. Sie wollte noch ein bisschen warten, sie wollte nicht jetzt so früh am Morgen einsehen müssen das ihr Leben am Ende war. Sie wollte noch ein bisschen Psychisch leben, nur noch ein kleines bisschen. Denn sie hatte noch etwas zu erledigen. „Weiber!“, seit langem lachte Eliah wieder.
Als er zu Rioko einen beachtlichen Abstand hatte, lief auch er weiter. Auf dem Weg zur Schule lauschte er den Vögeln die um diese Zeit singend auf ihren Ästen hockten und auf einen anderen Vogel warteten der mit ihnen singen wollte.
<Singen>, Eliah war kein guter Sänger, aber Rioko. Sie hatte eine glasklare Stimme, aber meistens sang sie nur Traurige Lieder. Lieder über die Liebe, die traurig anfangen aber immer mit einem „Happy End“ abschließen. Wie würde ihr persönliches Lied verlaufen? Zum Glück musste es erst fertiggeschrieben werden. Doch von wem, Ihm, Rioko oder vielleicht sogar von William? Ganz plötzlich stolperte Eliah über einen Stein der vor ihm auf dem Gehweg lag.
„Konzentriere dich mehr aufs laufen, in der Schule hast du noch genug Zeit nachzudenken“
redete er sich selbst zu. Er rappelte sich wieder auf. Sein linkes Knie schmerzte ein wenig. Als er seinen Kopf ungefähr auf Halbmast hatte erkannte er eine Gestalt vor sich. Es war William.
Eliah und William hatten ungefähr den gleichen Schulweg, da Williams Austauschfamilie nicht weit weg von ihm wohnte.
„He, brauchst du Hilfe?“, sah ihn William von oben herab, fragend an.
Was sollte Eliah jetzt darauf antworten? Irgendwie war ihm die Lust am Schlagen vergangen, wahrscheinlich weil er so ein Schiesser war. Aber was würde es schon machen wenn er jetzt die initiative ergreifen würde?
Eliah stand ohne die Hilfe von William auf und schaute ihm, in seine blauen Augen.
Kein Wunder das Rioko ihm verfiel, er sah wirklich nicht schlecht aus, mit seinen langen blonden Haaren und seinem sportlichen Körper.
„Was ist denn los, hab ich was im Gesicht?“
„Noch nicht, aber gleich!“ Eliah antwortete mit einer Wut die in seiner Stimme mitschwang, die eine Mauer hätte einstürzen lassen können, aber nicht William.
„Was soll den das jetzt heißen... Eliah mach keinen Scheiß!“
William hatte bemerkt das Eliah irgendetwas gegen ihn hatte, blöd war er also auch nicht. Doch jetzt war Eliah richtig wütend. William hatte zu ihm gesagt das er keinen Scheiß machen sollte, aber war es nicht William der die Scheiße gebaut hatte? So sah es auf jeden fall in seinen Augen aus. Eliah ballte seine rechte Hand zu einer Faust, hob sie verachtend vor Williams Gesicht (der ein wenig, nur ein wenig verdutzt aussah) und holte zum Schlag aus.

Ungefähr eine zehntel Sekunde später, war nicht William, sondern Eliah es der die Faust abbekam. William hatte verdammt gute Reflexe, musste er feststellen. Keuchend rang er nach Luft. William hatte ihm seine Faust mitten in den Bauch gerammt, aber anstatt danach Eliah einfach links liegen zu lassen, (dies wünschte sich Eliah zumindestens) schlug er ihn nach allen Regiestern zusammen. Er benutzte seine Fäuste, Knie, und Füße um Eliah bewusstlos zu prügeln. Das letzte an das sich Eliah erinnern konnte, war das William ihm auf den Kopf rotzte und zu ihm sagte,
„Das wollte ich schon immer mit dir machen, du blöder Wichser!“
Danach wurde er bewusstlos.
Nach einer unbestimmt langen Zeit wachte Eliah wieder auf. Er rieb sich noch ein wenig benommen den schmerzenden Kopf und rappelte sich dann langsam wieder auf.
„Ohhh“ seufzte er vor sich hin bevor er wieder auf seinen zwei Beinen stand, zwar noch ein bisschen wackelig aber er stand. Er wischte sich das getrocknete Blut von seiner Nase und den Lippen ab und ging weiter in Richtung Schule. Er fragte sich wie viel Uhr es wohl inzwischen war, aber er hatte sein Zeitgefühl verloren. Als er so zur Schule lief, leuchtete ihm wieder der letzte Satz von William ein,
<Das wollte ich schon immer mit dir machen, du blöder Wichser!> Eigentlich hatte Eliah gedacht das William ihm gegenüber ziemlich <Neutral> war, doch anscheinend lag Eliah da falsch. Vielleicht hatte William als einziger mitbekommen was Eliah für Rioko empfand und stempelte Eliah deswegen als Konkurrenten ab. Aber hatte William, ihn nicht schon längst ausgestochen, zumindestens hatte er Rioko entjungfert. Die Wut kam in Eliah wieder hoch, irgendwann würde er William schon fertig machen, irgendwann. Nach ungefähr einer halben Stunde (oder mehr) hatte Eliah endlich die Schule erreicht. Er überlegte kurz ob es sich überhaupt lohnen würde jetzt noch in die Schule zu gehen, aber alleine schon um eine Konfrontation mit Rioko herauszufordern lohnte sich die Schule ausnahmsweise mal.
Eliah ging immer weiter auf die Schule zu, bis er sich irgendwann in ihr befand. Er schaute sich nach einer Uhr um. Konnte aber keine finden. So schlecht kannte sich Eliah also in „seiner“ Schule aus. Nachdem er vergeblich nach einer Uhr gesucht hatte ging er hoch in den 4.Stock der Schule, da sich dort sein Klassenzimmer befand.
Er überlegte ob er einfach hereinplatzen sollte oder höfflich klopfen. Natürlich wählte er ersteres. Er nahm die Türklinke zwischen die Finger, drehte sie herunter und trat ohne Skrupel ins Klassenzimmer ein. Genau in diesem Moment ertönte die Schulklingel und alle Mitschüler seiner Klasse packten ihre Schulsachen und zogen jubelnd an Eliah vorbei. Eliah stand einfach so da. Er traute sich nicht auch nur eine klitzekleine Bewegung zu machen, da er befürchtete das er von den herausstürmenden Massen umgeschmissen werden könne. Dann fiel es ihm auf einmal wieder ein, gestern hatte ihr Lehrer, Herr Miamoto, ihnen mitgeteilt das sie am morgigen (also jetzt heutigen) Tag nach der 4.Stunde bereits aus hätten und wahrscheinlich war dies die 4.Stunde. Aber trotzdem war Eliah ein bisschen verwundert, da ihn niemand wahrgenommen hatte. Nicht einmal Herr Miamoto der als einer der ersten an ihm vorbei gezogen war. Endlich klang das Gegröle ab, nur noch er stand im Klassenzimmer,

Er und Rioko.

Sie stand genau vor ihm. Eliah konnte sogar ihren kalten Atem auf seiner Gesichtshaut spüren. Was sollte er jetzt sagen? Vorhin war er noch so <geil> auf eine Konfrontation mit ihr, aber jetzt wäre er am liebsten gar nicht erst hier. Minutenlang herrschte Stille im Klassenzimmer 403 der Yokohama Ganstagsschule. Selbst das Herumgehlaufe der Lehrer und Schüler die auf dem Weg in ihre Klassenzimmer waren konnte man im Raum 403 nicht mehr akustisch vernehmen.
Rioko und Eliah standen sich gegenüber und starrten beide auf den selben Punkt am Boden. So als ob sich dort etwas völlig Bizarres befände.
Eliah und Rioko, Rioko und Eliah, ER SIE und der PUNKT am Boden. Dies waren jetzt die einzigen <Personen> die sich für Eliah und Rioko im Umkreis von zehn Kilometern befanden.

<Denk nach, denk nach Eliah, du musst irgendetwas sagen!> Aber Eliah wollte einfach nichts einfallen. Sie standen beide einfach so im Raum. Ohne einen erkenntlichen Grund starrten sie beide die ganze Zeit auf den Punkt am Boden. Langsam musste er etwas sagen, oder irgendetwas tun, aber was?
„Weißt du warum ich mich umbringen wollte?“ Eliah hob erschreckt den Kopf hoch auf Rioko, lies aber eine Antwort aus.
„Wegen dir!“
„Wegen mir?“ Wollte Rioko ihn damit angreifen oder besänftigen? Eliah konnte sich darauf keinen Reim bilden.
„Es war der Tag an dem du Schlampe zu mir gesagt hast. Ich konnte es nicht ertragen das du mich nicht mehr liebst und wollte mich deswegen umbringen, nur wegen dem <Schlampe > wollte ich mich umbringen. Dabei sagtest du es nur deswegen weil ich mich für deinen Kuss an einem anderen Mädchen rächen wollte, und dann fiel das Schlampe.“ Jetzt sprudelte es aus Rioko heraus, sie konnte ihre Gefühle gegenüber Eliah nicht mehr zurückhalten. Eliah kam auf einmal wieder alles zurück ins Gedächtnis. Sie waren schon die ganze Zeit in einander verliebt, aber keiner wollte es dem anderen sagen. Sie beide waren zu feige dem anderen etwas zu sagen, und jetzt kam es zum Vorschein. Nach längerem tiefen schnaufen fing Eliah an zu reden.
„Wir sind feige!“ Rioko wollte noch ein <Was?> einwerfen aber Eliah sprach einfach weiter, „Wir sind feige weil wir uns nie getraut haben unseren Gefühlen freien lauf zu lassen! Wir waren zu feige zu sagen <Ich liebe dich>, stattdessen haben wir so getan als wären wir <nur> Freunde...“
„...und jetzt müssen wir die Konsequenzen tragen“, führte Rioko, Eliahs Satz weiter.
„Aber, Ich will nicht feige sein, ich will Mut beweisen, ich habe schon meinen <Vater> wegen meiner Feigheit verloren jetzt will ich nicht noch dich deswegen verlieren!“
„Ich will auch nicht Feige sein, einmal möchte ich es allen zeigen, aber ganz besonders... Dir“
Das erste mal weinte er wegen einem Mädchen, die Tränen flossen ihm einfach die Wange hinunter. Ein Wasserfall an Tränen.
„Dann lass uns, unseren Mut beweisen“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen gingen Eliah und Rioko Hand an Hand auf das mittlere Fenster des Klassenzimmer zu und öffneten es. Sie schauten sich ein letztes mal gegenseitig in die Augen bevor sie sich Arm in Arm aus dem Fenster stürzten. Während sie hinunter flogen schrie Eliah so laut er konnte „Ich liebe dich!“ Rioko gab ihm als Liebesbeweis nur einen kurzen Kuss auf den Mund. Es war kein besonders langer, kein besonders intensiver, ja mancher würde sogar sagen das es nicht einmal ein Kuss sei, aber führ Eliah war es sein erster und zugleich letzter Kuss.

Mit einem dumpfen Schlag stießen Rioko und Eliah auf dem Boden auf. Schüler die gerade auf dem Weg nach Hause waren griffen sich entsetzt vor die Augen, sie konnten nicht fassen was dort gerade vor ihnen passiert war. Auch William war einer der Schüler die, die Augen schlossen, aber nicht vor entsetzen, vielmehr war es so als ob er eine Niederlage erlitten hätte. Eliah hatte ihn fertig gemacht. Er und Rioko waren das glückliche paar und William musste sich eingestehen das auch er nur einer der ganzen Schmalspurwichsern war, die mit den Händen vor den Augen durchs leben schreiten und ihre wahren Gefühle verbergen.
Die nur das sehen was sie sehen wollen. Nicht Eliah war Feige, William war es.

Gehirnmasse verteilte sich langsam auf dem Innenhof der Schule. Um die zwei eng umschlungenen Leichen standen ungefähr 20 entsetzte Schüler die nicht verstehen konnten wie man zu so etwas fähig sein konnte. Anstatt das einer der Anwesenden den zwei ein letztes Gebet entgegen brachte, <geilten> sie sich alle nur an den beiden auf. Aber nach außen hin hatten sie alle Tränen in den Augen. Keine richtigen, aber was machte das schon, den war (ist) die grenze zwischen Lüge und Wahrheit schon so winzig (oder gar nicht erst vorhanden), dass man seine eigenen Lügen glaubte und die Wahrheit als Lüge abstempelte.
William war bereits auf dem Weg nach Hause, er hatte zwar kurz vorher auch den Gedanken gehabt sich umzubringen aber wie er sich schon vorher selbst eingestanden hatte war er einfach feige. Auch er war ein Mensch der dachte „Oh wie schrecklich“ und sich im selben Moment einen Runterholt. Ein Mensch der die Kriegsnachrichten sieht und Währendessen genusvoll seine Frau fickt.

Als er auf dem Weg nach Hause war, hörte er einen Vogel der auf einem dünnen Zweig saß ein fröhliches Lied zwitschern. Kurze Zeit später kam ein zweiter Vogel hinzu, der sich neben den Vogel auf den Zweig hockte. William sah gespannt zu wie ein dritter Vogel sich zu den anderen zwei gesellen wollte aber keinen Platz mehr auf dem Zweig fand und weiterflog. Dann wurde ihm alles klar.

Am Abend zeugten von Eliah und Riokos Leichen nur noch ein paar Blutflecken auf dem Boden. Nicht nur das Blut war da, auch der Mond der so voll schien wie schon lange nicht mehr. Und wenn man ganz genau auf den Mond sah, konnte man sogar meinen er würde weinen. Aber vielleicht war das auch nur eine Wahrgewordene Lüge...

Ende

„Lüg dir nichts vor, denn die Lüge könnte sich in deinen wahren Worten wiederspiegeln.“
Nicolas Häfner


 

Harter Tobak. Teilweise deftige Sprache, krasses Ende...
Ich denke, daß die meisten Lektoren die Geschichte zu gewalttätig finden und daher als "faschistisch" abtun würden.
Aber es wäre ein guter Stoff für einen Film, glaube ich.

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für deine Kritik Wolfsbane,

ist an manchen stellen wierklich ein bisschen hart aber ich wollte dadurch die ganze geschichte ein bisschen realer erscheinen lassen, und zeigen das Liebe am Ende zu mehr führen kann als eine glückliche beziehung.
Ich hoffe das ende ist gelungen, denn daran habe ich besonders viel herumgewerkelt um die ganzen vordeutungen wie mit dem Mond und Rioko zu einem Ende zu führen.


Bye
Nicolas

 

Ja, Jadzia hat recht. Wenn du so was schreiben kannst, frag ich mich, wieso du die Hu-Yang Zau Story gepostet hast. Gar kein Vergleich!

Einige sprachliche Brüche bzw. Mängel sind mir beim Überfliegen aufgefallen, die nicht immer Absicht sein dürften. Aber ich hab grad nicht die Zeit mich intensiver mit deiner Story auseinander zu setzen. Ich hoffe, ich schaffe es in den nächsten Tagen. Verdient hätte sie es.

Grüße :: lucutus

PS: Hast wohl ein Asien-Fable was? ;)

 

Danke für deine *diesmal* positive Kritik.

Grüße Nicolas Häfner

P.S. stimmt ich hab wirklich en Asian flair.

 
Zuletzt bearbeitet:

Man beurteilt ja schließlich die Geschichten und nicht den Autor. :)
Hast die Zau-Story wohl erstmal gelöscht? Ich hab mich gewundert, warum die Zahl meiner Beiträge wieder runter gegangen ist. ;)
Find ich aber ne guteEntscheidung.

:thumbsup: lucutus

 

Okay, heute hab ich mir deine Story mal wie versprochen etwas genauer vorgenommen.
Um das unangenehme vorweg zu nehmen: mein Ausdruck ist so mit roten Anstreichungen gespickt, dass ich hier nicht auf die Rechtschreibung eingehen kann. Wenn du die Story nochmal überarbeiten willst, schick sie mir meinetwegen vor der Veröffentlichung zum Korrekturlesen. Generell würde ich zu dem Thema sagen: deine Geschichte verträgt DEUTLICH mehr Punkte und Absätze, um die Lesbarkeit zu erhöhen. Du neigst dazu, abgeschlossene Sätze mit Kommata aneinander zu reihen.
Und: Zahlen bitte ausschreiben.

Eine kleine inhaltliche Anmerkung: Zwar sind die Städte Japans sehr dicht besiedelt, aber wenn Herr Tamaka ein berühmter Regiseur ist, kann er sich sicher eine große, frei stehende Villa am Rande Osakas leisten. Logischer Weise könnten Rioko und Eliah nicht Tür an Tür beisammen wohnen. Mein Vorschlag: Rioko braucht keinen berühmten Vater, damit die Story funktioniert. Wenn du seinen Job überhaupt erwähnen musst, mach aus ihm einen Ingenieur oder so was.

Eigentlich wollte ich jetzt auch noch was über ein paar sprachliche Holpersteine loswerden, aber mir rinnt die Zeit davon. Ich hols demnächst nach.

Gruß :: lucutus

 

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