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Flammenbuße

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19.02.2006
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Flammenbuße

„Er ist nur ein Mensch, geht das nicht in deinen Schädel?“
„Boss, ich hatte ein halbes Dutzend Männer dabei ...“
Lucien unterbrach den Wortschwall, indem er Sören beide Hände auf die Schultern legte, halb väterlich, halb zupackend. In Luciens Gegenwart hoben sich reale Größenverhältnisse auf, schrumpfte selbst ein Muskelpaket wie Sören zu einem kleinen Jungen.
„Weißt du, weswegen ich dich so gut bezahle?“, begann Lucien einen seiner gefürchteten Vorträge. „Weil ich dich schätze. Und weißt du, was ich an dir schätze? Dass du bisher nicht einen Funken Fantasie gezeigt hast. Genau so soll das sein. Ich sage dir, was du zu tun hast - du gehst los und erledigst das. Und zwar exakt so, wie ich es gesagt habe. Ohne Zögern, ohne Ausschmückungen."
Lucien packte fester zu. "Du warst für mich immer ein Mann der Tat. Solche Männer brauche ich! Aber jetzt entdecke ich, dass in dir plötzlich der kleine Schisserjunge wach wird, der sich vor dem Monster unterm Bett gruselt. Herrgott, wie viele Kerle der Bastard auch immer umgenietet hat - er ist und bleibt nur ein Mensch. Und weißt du, warum er die Kerle ausknipsen konnte? Ich sag´s dir - weil sie voll von Fantasien waren! Ein albernes Flatterkostüm in der Dunkelheit, ein bisschen Effekte mit Licht und Rauch - und schon machen sich die Schisser ins Hemd. Das hat sie umgebracht, ihre Angst, nichts Übernatürliches!“
„Boss, du hättest das sehen sollen, wie plötzlich alles Licht ...“
„Ich fasse es nicht!“ Lucien grub die Finger in Sörens Sehnen, sodass dieser aufstöhnte. Dann stieß er ihn von sich. „Er hat den verdammten Sicherungskasten gesprengt. Wie oft hast du das schon gemacht, he?“
Luciens Hand klatschte auf Sörens Wange. „Wie oft, he? Da ist nichts Unheimliches dran! Unheimlich ist es nur, wenn du Schiss vor der Dunkelheit hast - und zwar unheimlich dämlich!“
Als Sören sich wie ein Kleinkind die gerötete Wange rieb, huschte kurz ein Grinsen über Luciens Gesicht. Aber es gab ihm nicht die Befriedigung wie sonst.

Noch nie hatte er Sören so verstört erlebt. Seitdem dieser kostümierte Spinner aufgetaucht war und ein paar Clan-Leute ausgelöscht hatte, herrschte eine ungewohnte Anspannung unter den Männern.
Am Anfang wurde sich noch über den selbsternannten Rächer lustig gemacht. Nach den ersten Konfrontationen lachte man weniger, war vorsichtiger - und jetzt, da der Kerl mehr und mehr ihre Reihen lichtete, machte sich allmählich dieser faulige Geruch der Angst breit.
Das durfte Lucien nicht zulassen. Nichts war zersetzender als Furcht. Niemand wusste das besser als Lucien selbst. Ohne über die Furcht zu gebieten, konnte man Bären wie Sören nicht kontrollieren. Lucien brauchte Sören in dieser unruhigen Phase so sehr wie nie zuvor. Büßte er jetzt seine Galionsfigur ein, würde das Gemurmel seiner Männer zu einem Sturzbach werden, und Luciens Herrschaft mit sich ins Chaos reißen. Wie alle Bärenbändiger war Lucien ein Freund der Peitsche, doch jetzt war es Zeit für das Zuckerbrot.
„Setz dich, du brauchst einen Drink!“
Nur ein kurzes Blinzeln verriet Sörens Erstaunen. Sitzen und Hausbar waren sonst nur Geschäftspartnern vorbehalten.
Allein der Aufenthalt im Safe, wie der durch eine Stahltür gesicherte fensterlose Raum genannt wurde, war ein Privileg.

Lucien schenkte zwei Gläser Whisky ein, schob eines über den Tisch zu seinem Untergebenen und setzte sich ihm gegenüber.
„Bist du ein Kämpfer, Sören?“
„Klar, Boss!“
„So ist es. Wie viele Leute hast du für mich schon ausgeschaltet?“
„Das ... das weiß ich nicht.“ Sören starrte in sein Glas.
„Waren es viele?“
„Nun ...“
„Mehr als ein Dutzend?“
„Bestimmt.“
„Hast du irgendwelche Superkräfte?“
„Boss ...“
„Hast du irgendwelche Superkräfte?“
„Nein, natürlich nicht.“
Natürlich nicht. Warum bist du dann mein Killer Nummer eins? Na, warum? Weil du tust, was ich dir sage! Jeder dieser gottverdammten Aufträge war von mir verdammt noch mal bis ins kleinste Detail geplant. Und deswegen sitzt du heute noch vor mir. Weil alles perfekt geplant war. War es manchmal knapp?“
Sören nickte vorsichtig.
„Es war manchmal knapp, richtig. Lag es am Plan? Nein, es lag nicht am Plan. Es lag daran, dass man nicht alles planen kann. Und dieser Spinner da draußen“, Lucien tippte sich gegen die Stirn, „der macht nichts anderes. Er plant seine Aktionen. Sorgfältig, sehr sorgfältig. Und ein Teil seines Plans ist, seine Gegner in Angst und Schrecken zu versetzen. Scheiße, das ist nicht irgendein Teil seines Plans, das ist der entscheidende Teil. Und das ist auch, was ihm zum Verhängnis werden wird. Denn wenn du dich von seinem Auftritt nicht täuschen lässt, dann geht sein Plan nicht auf.
Was ist damals bei Hausmann schief gelaufen?“, fragte er unvermittelt, fuhr aber fort, bevor Sören antworten konnte: „War es nicht ein perfekter Plan? Es war ein perfekter Plan. Der Bulle war geschmiert. War er doch, oder? Aber der Bulle hat nicht mitgespielt. Was ist also passiert?“
„Das Ding ging schief“, murmelte Sören und befühlte unwillkürlich seinen rechten Rippenbogen.
„Angeschossen wurdest du, hast geblutet wie ein Schwein. Weil wir uns haben täuschen lassen von dem Bullen. Täuschung, Sören! Nichts als Täuschung. Wenn wir uns von diesem Spinner blenden lassen, sind wir erledigt - gehen wir aber nicht auf sein Spielchen ein, hat er verloren!“
„Du hast bestimmt recht Boss ...“
„Aber was?“
Bevor Sören antwortete, stürzte er in einem Zug den Whisky runter.
„Du hast sie nicht schreien gehört, Boss. Es heißt ... es heißt, man erlebt alle Qualen, die man anderen je zugefügt hat.“
Lucien schlug mit der Faust auf den Tisch und bellte: „Sagt wer?“
Sören sah nicht auf. „Das hat der alte Pierre erzählt.“
„Der alte Pierre hieß nicht umsonst der alte Pierre. Dieser senile Trottel hat nicht aufgepasst, hat diesen Verrückten unterschätzt und sich einen Bauchschuss eingefangen. Bei diesen Schmerzen kommt man schnell ins Fantasieren.“
„Pierre hat mir gesagt, dass der ... also dass dieser Typ mit ihm gesprochen hat. Soll ihm gesagt haben, dass keiner seiner gerechten Strafe entgehen wird. Niemand von uns. Nur wer wahrlich um Vergebung für seine Taten bittet, den werden seine Flammen verschonen.“
„Flammen?“
„Sein Anzug ... es sieht aus, als würde er glühen ... ich weiß nicht ...“
„Ein glühender Anzug also, verstehe ...“ Plötzlich sprang Lucien auf, packte Sören mit beiden Händen am Kragen und zog ihn zu sich ran. Keine Hand hätte mehr zwischen ihre Gesichter gepasst.
„Jetzt hör mir mal gut zu, du Idiot! Du wirst jetzt losgehen und diesen Flammenspinner einäschern. Kommst du mir noch einmal mit solch bescheuerten Geschichten, anstatt mit dem Kopf dieses Kerls, dann werde ich dich in einen glühenden Anzug stecken und du wirst zehnmal die Schmerzen ertragen müssen, die du in deinem Leben anderen zugefügt hast. Hast du mich verstanden?“
Die Art und Weise wie Sören den Blick erwiderte und nickte, weckte ein ungutes Gefühl in Lucien. Jeder im Clan wusste, dass Lucien seine Drohungen nicht nur ernst meinte, sondern auch wörtlich umzusetzen pflegte.
Einmal hatte er eine Planierraupe anschaffen lassen, um zu demonstrieren, wie platt er die Ausrede von einem geplatztem Deal empfand.
Aber Lucien sah keine Furcht in Sörens Blick. Er musste sich eingestehen, dass es etwas gab, vor dem Sören sich mehr fürchtete, als vor ihm. Und das weckte wiederum einen Anflug von Furcht in Lucien.
„Es wird nicht nötig sein, dass ich gehe, Boss.“
„Wie bitte?“
„Er hat gesagt, dass er hier herkommen wird.“
„In mein Haus?“ Lucien schüttelte fassungslos den Kopf. „Hilf mir kurz auf die Sprünge - wie viele Männer haben wir hier? Zehn, zwölf?“
„Mit uns beiden müssten wir vierzehn sein.“
„Und dieser Freak will hier reinstürmen und mich mit seinem Flammenarsch beeindrucken?“
Eine Sirene heulte los.
Rufe und eilige Schritte drangen gedämpft von unten herauf.
„So krank kann man doch nicht sein ...?“, murmelte Lucien und nahm einen Revolver aus der Schreibtischschublade. „Na los, positionier dich an der Tür“, wies er Sören an, während er die Kammern seiner Waffe inspizierte.
Ein Schuss hallte durch das untere Stockwerk, eine Scheibe zersprang, jemand schrie.
„Da bricht der Kerl wirklich in mein Haus ein, ich glaub es nicht!“ Er breitete in einer Geste der Fassungslosigkeit die Hände aus.

Sören stand seelenruhig neben der Tür. „Weißt du, Boss, ich habe viel darüber nachgedacht, warum ich dem Rächer zweimal begegnet bin und immer noch lebe.“
„Du nennst ihn den Rächer? Bin ich hier in einem schlechten Film gelandet?“
„Alle nennen ihn den Rächer.“
Ein lauter Knall ließ das Haus erzittern. Das Heulen der Sirene erstarb. Für einen Moment war es ruhig, dann stotterte das Stakkato einer Maschinenpistole unter ihnen durch den Flur.
„Hat dieser Irre eine ganze verdammte Armee im Schlepptau?“ Die eigene Stimme klang Lucien unangenehm schrill in den Ohren.
„Der alte Pierre ist in meinen Armen krepiert, wusstest du das?“ Sören sprach mit ruhiger Stimme weiter, als säßen sie am Lagerfeuer und nicht in einem Haus, in dem ein Krieg ausgebrochen war. „Der alte Pierre hat mir die ganze Geschichte erzählt, vom Rächer. Alle hundert Jahre oder so, also wenn sich zu viel ungesühntes Unrecht angehäuft hat, dann wird der Rächer entsendet. Er hat gesagt, die Seelen finden keine Ruhe, wenn sie nicht gerächt werden. Und wenn das zu viele werden, dann ... nun, das würde das Gleichgewicht gefährden. Also erscheint der Rächer. Der muss dann das Gleichgewicht wieder herstellen. Und die ganze Zeit über, während der alte Pierre mir das erzählte, habe ich da so eine ... Präsenz gespürt. Ich wusste einfach, dass ich beobachtet wurde. Und ich wusste auch, wer das war. Ich rechnete jeden Augenblick mit meinem Tod, als ich so dahockte und der alte Pierre in meinen Armen verblutete. Ich hab natürlich versucht, mir nichts anmerken zu lassen, habe beruhigend zum Alten geredet, aber in Wirklichkeit hatte ich einen Riesenschiss.“
Es herrschte für einen Moment Stille. Nach dem Lärm hatte diese Ruhe etwas Gespenstisches an sich. Dann gingen die Lichter aus. Sofort drangen wieder Schreie und Feuersalven zu ihnen herauf.
Lucien fluchte, tastete sich zurück zu seinem Schreibtisch und kramte erneut in der Schublade.
Sören sprach weiter, als ginge ihn all das nichts an.
„Vorhin hast du mich gefragt, wie viele Leute ich umgelegt habe und scheiße, ich weiß es nicht mal mehr. Ist das nicht krass? Ich weiß es wirklich nicht mehr, aber ich weiß, dass ich für jedes dieser Leben büßen werde. Und weißt du was, Boss, ich bin bereit dafür zu büßen. Ja, das bin ich. Und das weiß der Rächer, und deswegen hat er mich verschont.“
Lucien hatte gefunden, wonach er gesucht hatte. Der Strahl einer Taschenlampe flammte auf. Nach einem Moment des Herumirrens blieb der Kegel auf Sörens Gesicht geheftet.
„Was redest du denn da für eine Scheiße, Sören? Hast du jetzt den Rest deines Verstands verloren?“
Sören kniff geblendet die Augen zusammen, aber seine Stimme blieb so ruhig wie zuvor. „Ja, ich weiß, es klingt verrückt. Wenn es mir irgendjemand einfach so erzählt hätte, hätte ich ihn auch für verrückt erklärt. Aber wenn du dieses Präsenz spüren würdest, dann wüsstest du, dass jedes Wort wahr ist.“ Sören gluckste auf einmal. „Warte nur, du wirst es bald spüren. Nichts wird den Rächer aufhalten.“
„Bist du völlig übergeschnappt?“
Der Strahl glitt zur Tür. „Das ist eine massive Stahltür. Dieser Rächer müsste schon mit einem verdammten Panzer anrücken, um die aufzukriegen. Hat er einen Panzer, hat er einen, hä?“
Sören sprach ungerührt weiter: „Das zweite Mal bin ich ihm gestern begegnet. Und diesmal habe ich ihn nicht nur gespürt, sondern auch gesehen. Er pflügte durch deine Männer, als wären sie warme Butter. Sie schrien noch lange, nachdem sie zu Boden gegangen waren, durchbohrt von glühenden Schürhaken, verbrannt von weißen Flammen. Der Rächer sieht aus wie ein Mensch, doch er glüht wie Kohle und seine Arme sind Lanzen aus Feuer. Und Hitze geht von ihm aus. Hitze, die meine Haar versengte, als er sich zu mir beugte.“
„Halt‘s Maul, Sören, halt sofort die Klappe, ich will dieses durchgeknallte Geschwafel nicht mehr hören!“
Der Lichtkegel zitterte, immer wieder rutschte Sören aus dem Fokus. Von unten war schon längere Zeit nichts mehr zu hören. Oder hatte Lucien da eben ein Knarren vernommen? Schritte auf den Dielen? Und was war das für ein Geruch? Roch es wirklich so, als würde etwas brennen?
„Für meine Taten werde ich büßen müssen, das weiß ich und ich bin bereit dafür. Aber am Ende meiner Buße kann Erlösung stehen.“
„Ich sagte, halt‘s Maul!“ Luciens Stimme zitterte wie der Strahl seiner Taschenlampe.
Wieder das Knarren. Deutlicher diesmal. Näher. Und es war spürbar wärmer geworden.
„Das hat mir der Rächer versprochen. Ich muss nur ein Opfer bringen und ich finde Erlösung.“
„Sei endlich ruhig, Sören - ich glaube, er kommt die Treppe rauf ...“
„Du kannst ihn spüren, oder?“
Lucien war sich nicht sicher, aber er meinte auf Sörens Gesicht ein entrücktes Lächeln zu sehen. Wie jemand, der ... Sören verschwand plötzlich aus dem Lichtschein. Wohin war er ver- ?
„Sören, Finger weg von der Tür!“
„Du kannst ihn spüren, nicht wahr Boss?“
„Ich warne dich zum letzten Mal!“
„Seine Flammen werden dich reinigen ...“
Lucien schoss. Der Knall hallte ohrenbetäubend wider in dem kleinen Zimmer. Sörens massiger Körper sackte aus dem Lichtschein. Lucien zuckte mit der Taschenlampe an der Tür nach unten. Sören krümmte sich, doch seine Hände fummelten noch immer am Schloss. Lucien drückte ein zweites Mal ab, ein drittes und viertes Mal. Durch den Rückstoß des Revolvers tanzte der Lichtkegel bei jedem Schuss spastisch über die Wand. Hatte er Sören erwischt? Seine eigene Hektik gaukelte ihm Bewegungen vor, wo keine waren. Er musste all seine Beherrschung aufbringen, um nicht seine letzten beiden Kugeln in die Schatten zu feuern.
Dann wurde die Tür aufgestoßen und ein Schwall kochender Luft fraß sich in feuerrotem Gewand in das Arbeitszimmer. Aus dem Zentrum der Flammen warf sich eine Gestalt auf Lucien. Was ...?
Lucien zog den Auslöser durch. Einmal, zweimal, beim dritten und vierten Mal klickte der Hahn nur noch ins Leere. Doch die Gestalt stolperte zurück und stürzte rücklings die Treppe hinab.
Für einen Moment verharrte Lucien regungslos. Das Haus stand in Flammen. Es knackte und summte und überall wälzten sich Orgien aus rot und orange und gelb und weiß durch die Zimmer. Dichte Wolken trübten dieses leuchtende Farbenspiel und das eigene Husten brachte Lucien wieder zu sich.
Noch konnte er es schaffen, noch stand nicht alles in Flammen. Ein Korridor der Unversehrtheit zog sich durch das obere Stockwerk.
Im Feuerschein sah er Sören verkrümmt auf dem Boden liegen. Selbst im Tod lächelte er noch dieses schwachsinnig-selige Lächeln. Von der Flammengestalt war nichts zu sehen. Zügle deine Fantasie, du Schwachkopf!
Er barg den Kopf in der Ellenbogenbeuge und hetzte los. Ein Blick über die Balustrade ins untere Stockwerk ließ ihn erkennen, dass ihm der Weg runter verwehrt war. Stand das erste Stockwerk in Flammen, so herrschte im Erdgeschoss ein Inferno.
Der Rauch wurde dichter, schien Ringe um ihn zu bilden, narrte seine Sinne.
Lass dich nicht von der Angst lähmen, ermahnte er sich. Überdenke nüchtern deine Situation. Das Bad! Das Bad verfügte über ein Fenster, durch das er auf das Dach der Garage gelangen konnte. Von dort aus würde er klettern oder zur Not auch auf die Erde springen.
Er hustete, tastete sich beinahe blind seinen Weg durch das Chaos.
Der Qualm verdichtete sich zu schmierigen Wänden, bildete einen Tunnel, durch den Lucien sich vorwärts kämpfte. Längst hätte er das Bad erreichen müssen, doch die Phalanx aus Rauch und Qualm nahm kein Ende.
Lucien schrie auf, als eine Flammenhand nach ihm langte.
„Nein!“ schrie er in das Brausen. „Das ist nur Feuer. Es gibt keinen Rächer!“ Er stolperte weiter, doch immer wieder zuckten Flammenspeere aus der Rauchphalanx, versengten seine Kleidung, verbrannten seine Haut.
Zunächst hatten die Schläge etwas Neckisches an sich, doch bald zwang ihn die zunehmende Wut des Feuers auf die Knie, scheuchte ihn auf allen Vieren krabbelnd vorwärts. Das Brausen und Knacken und Knistern klang wie spöttisches Gelächter.
Aus tränenverschwommenen Augen sah Lucien, wie sich aus dem Rauch eine Gestalt schälte. Sie war ganz in Feuer gebadet und mit jedem flammenden Schritt nahm die Hitze zu. Luciens Haut warf Blasen; er röchelte, wollte ihr entfliehen, doch ihm fehlte jede Kraft. Als die Erscheinung über ihm war und sich die Flammen in einer lodernden Umarmung um ihn schlossen, schrumpfte Lucien zu einem Kind und schrie.

 
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Hallo weltenläufer,

hat mir gefallen, deine Geschichte; sie ist gut und pointiert geschrieben, kein Geschwafel, gut aufgebaut - einfach gut gemacht.

Zum Inhalt: Am Anfang, wo Lucien sagt er ist nur ein Mensch!, dachte ich, dass er irgend so ein Dämonenfürst und Sören ein Schlägerdämon sei, aber das hat sich ja aufgeklärt.
Ich fand auch die Tiefe von Luciens Charakter gut; anfangs dachte ich, das wär so ein knallharter Typ, aber je weiter ich las, desto mehr bekam ich den Eindruck, dass er Angst hatte. Z.B. dadurch, dass er immer wiederholt, dass seine Pläne immer perfekt seien und so..
Ebenso hat mir die Perspektive gefallen: das ist mal eine Geschichte über einen Helden, aus der Sicht der Bösen erzählt.
Und dass sie kurz vor dem Finale einsetzt und die Hintergründe währenddessen erzählt werden, mochte ich auch.

Runde Sache, gern gelesen.
Ganz paar Anmerkungen:

bezahle?“, begann Lucien einer seiner gefürchteten Vorträge.
einen

Büßte er jetzt seine Galionsfigur sein,
ein

Ein Schuss hallte durch das untere Geschoss, eine Scheibe zersprang, jemand schrie.
Da ich durch den "Schuss" auf Waffen eingestellt war, war die erste Assoziation bei "Geschoss" eine Kugel. Ich denke, hier wäre Stockwerk o.ä. besser.

Ich rechnete jedem Augenblick mit meinem Tod, als ich so dahockte und der alte Pierre in meinen Armen verblutete.
jeden

Zügle, deine Fantasie, du Schwachkopf!
erstes Komma weg


Viele Grüße,
Maeuser

 

Hallo weltenläufer!

Ich schreib mal mit.

„Er ist nur ein Mensch, geht das nicht in deinen Schädel?“
„Boss, ich hatte ein halbes Dutzend Männer dabei ...“
Lucien unterbrach den Wortschwall, indem er Sören beide Hände auf die Schultern legte, halb väterlich, halb zupackend. In Luciens Gegenwart hoben sich reale Größenverhältnisse auf, schrumpfte selbst ein Muskelpaket wie Sören zu einem kleinen Jungen.

Das ist nicht so stark, wie es sein könnte. Ich weiß jetzt, dass Lucien der Boss ist und Sören wird wohl eine Art Killer sein. Aber Forumulierungen wie "hoben sich reale Größenverhältnise auf", die du dann selber nochmal erklären musst mit "... schrumpfte selbst ein Muskelpaket wie ...", die sind unnötig verkorkst.
Der zweite Teil (mit dem Schrumpfen) würde völlig reichen, da hat man ein Bild im Kopf.

Einfach streichen?

"Lucien unterbrach den Wortschwall, indem er Sören beide Hände auf die Schultern legte. In Luciens Gegenwart schrumpfte selbst ein Muskelpaket wie Sören zu einem kleinen Jungen."

„Weißt du, weswegen ich dich so gut bezahle?“, begann Lucien einer seiner gefürchteten Vorträge.

Wer fürchtet die Vorträge? Der Erzähler? Sören? Der Leser? Alle Leute, denen Lucien Vorträge hält? Ich schätze, in dem konkreten Fall hier ist es Sören. Dann will ich aber wissen, was ER dabei empfindet.

Eine Hand klatschte auf Sörens Wange.

Woher kommt die? Warum verschleierst du, dass Lucien ihm eine Ohrfeige gibt? Denn ... hier sind wir ja auch bei Lucien:

Als Sören sich wie ein Kleinkind die gerötete Wange rieb, huschte kurz ein Grinsen über Luciens Gesicht. Aber es gab ihm nicht die Befriedigung wie sonst.

Also könnte man schon schreiben, warum und vor allem: dass er ihn schlägt.

Am Anfang wurde sich noch über den selbsternannten "Rächer" lustig gemacht.

Würd ich im Aktiv schreiben. "Am Anfang machten sie sich noch lustig."

Büßte er jetzt seine Galionsfigur ein,

von seinem Auftritt nicht täuschen lässt, dann geht sein Plan nicht auf.
Was ist damals bei Hausmann schief gelaufen?“

Besser mal kein Absatz hier. :)

Ab da gehts dann rasant weiter bis zum Ende. Ja. Das Ende ... ich nehme an, der Rächer hat diesen Boss verbrannt.

Warum er das tut, weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich weil er ein böser Junge war. Das sagt ja Sören vorhin die ganze Zeit.

Aber dass er zu einem kleinen Jungen schrumpft und schreit, das gibt dem eine ganz andere Dimension. Er wehrt sich gegen die Phantasie, und am Ende besiegt ihn so ein Dämon da. Ausgerechnet. Und er wird gezwungen, Schwäche zu zeigen.
Da ist jemand, der stärker ist als du! Du wirst schon sehen!

Insofern hat die Geschichte fast schon was Kindliches. Diese Vorstellung, dass Papa nicht der Stärkste Mann Der Welt ist, die ist ja was ganz ernüchterndes. Und manchmal wünscht man sich das ja. Dass eben Papa mal nicht der Boss ist, sondern dass da jemand kommt und ihm zeigt, dass auch er schwach sein kann.

Sören (das Kind, das Riesenbaby) kann das ja nimmer, obwohl ers versucht. Also muss der Rächer kommen. :)

Aber man muss ja nicht überall herumdeuten und so. Ich fand den Text schon spannend geschrieben und er hat mich gut unterhalten. Das Ende fand ich dann zu mädchenhaft, wenn er weint und schreit. Aber vielleicht ist das ja wichtig für die Aussage, die du machen willst.

Bis bald!

yours

 

Hallo Mäuser,

hat mir gefallen, deine Geschichte; sie ist gut und pointiert geschrieben, kein Geschwafel, gut aufgebaut - einfach gut gemacht.
soetwas ist doch immer beruhigend als Erstkommentar unter einer neuen Geschichte :)

Ich fand auch die Tiefe von Luciens Charakter gut; anfangs dachte ich, das wär so ein knallharter Typ, aber je weiter ich las, desto mehr bekam ich den Eindruck, dass er Angst hatte. Z.B. dadurch, dass er immer wiederholt, dass seine Pläne immer perfekt seien und so..
ja, das fand ich auch reizvoll, ihn als mächtigen Boss zu präsentieren und ihm Stück für Stück die Schuppen von den Augen zu reißen

das ist mal eine Geschichte über einen Helden, aus der Sicht der Bösen erzählt.
ich fürchte, mit dieser Umsetzung bin ich wahrscheinlich nciht der erste, aber diese Perspektive fand ich hier auch reizvoller. So bleibt auch verschlüsselt, wer dieser Rächer überhaupt ist, ob er wirklich nur ein Trickser oder tatsächlich ein Gesandter ist

Und dass sie kurz vor dem Finale einsetzt und die Hintergründe währenddessen erzählt werden, mochte ich auch.
das freut mich sehr, da hier doch die Erzählstimme von Lucien entscheidend ist. Und diese Monologe waren schon eine Herausforderung.

Deine Fehler wurden alle bereinigt. Das ist bei dem häufigen Umschreiben passiert, irgendwann setzt dann die Betriebsblindheit ein.

Ein Schuss hallte durch das untere Geschoss, eine Scheibe zersprang, jemand schrie.
Da ich durch den "Schuss" auf Waffen eingestellt war, war die erste Assoziation bei "Geschoss" eine Kugel. Ich denke, hier wäre Stockwerk o.ä. besser.
Da hast du recht, wurde ersetzt. Danke fürs rauspicken und deinen Kommentar im Allgemeinen :)


Hallo yours,

Ich schreib mal mit.
bittesehr :D

Aber Forumulierungen wie "hoben sich reale Größenverhältnise auf", die du dann selber nochmal erklären musst mit "... schrumpfte selbst ein Muskelpaket wie ...", die sind unnötig verkorkst.
Mja, solche Übererklärungen mag ich eigentlich auch nicht. Finde aber schon, dass hier 2 Informationen gegeben werden. Dass Lucien Macht ausstrahlt, und dass Sören ein Hühne ist
Mal schauen, ob es noch mehr Meinungen zu diesem Aspekt gibt. Es arbeitet in meinem Hinterkopf.

Wer fürchtet die Vorträge? Der Erzähler? Sören? Der Leser? Alle Leute, denen Lucien Vorträge hält? Ich schätze, in dem konkreten Fall hier ist es Sören. Dann will ich aber wissen, was ER dabei empfindet.
nee, also hier bin ich nicht deiner Meinung. Ich denke, das kann so stehen bleiben. Die Hierarchie ist gegeben, der Monolog und die Behandlung Sörens müssten da als "Gefühl" ausreichen.

Woher kommt die? Warum verschleierst du, dass Lucien ihm eine Ohrfeige gibt? Denn ... hier sind wir ja auch bei Lucien:
hier entgegen erwischst du mich. Da wäre dein direkterer Vorschlag wahrscheinlich angebracht. Ich schriebe mal um und vergleiche beide Versionen, bevor ich mich entscheide.

ch nehme an, der Rächer hat diesen Boss verbrannt.
dass du annehmen schreibst, finde ich gut. Vielleicht hat ihm die Angst und Verletzungen auch nur fantasieren lassen

Warum er das tut, weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich weil er ein böser Junge war. Das sagt ja Sören vorhin die ganze Zeit.
darauf kannst du einen lassen :p

Insofern hat die Geschichte fast schon was Kindliches.
hm, also ich würde das nicht unbedingt als per se kindlich abtun.
Nach außen Stärke demonstrieren zu müssen, ist doch nichts anderes, als die eigene Angst zu kaschieren.

Das Ende fand ich dann zu mädchenhaft, wenn er weint und schreit.
das ist ja böse. Für jeden gibt es eben eine bestimmte Schwelle.
vielleicht ist das ja wichtig für die Aussage, die du machen willst.
schon, ist es doch auch ein Zikelschluss zum Anfang

Ich danke dir auf jeden Fall fürs Lesen und Kommentieren und trotz deiner Bekritellung fürs Spannend finden :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo,

Büßte er jetzt seine Galionsfigur ein, würde das Gemurmel seiner Männer zu einem Sturzbach werden
Ich will dir nicht zu nahe treten, aber du bräuchtest ein Schild über deinem Rechner „In der Figurenstimme bleiben!“. ;)
Alles schön hier, bis jetzt, aber jetzt höre ich deutlich den Autor raus „Galionsfigur“ – Sturzbach, das ist doch nicht die Sprache des Perspektivträgers.
Und mal davon ab … immer nur ein so’n Ding. Galionsfigur alleine, wäre schon hart, Sturzbach noch … nicht Metaphern vermischen oder bildhafte Ausdrücke, das geht immer schief.

Denn wenn du dich von seinem Auftritt nicht täuschen lässt, dann geht sein Plan nicht auf.
Das müsste der Komik halber einen verwirrten Gesichtsausdruck hervorrufen.

Er hat gesagt, dass er hier herkommen wird.“
Der Satz folgt der internen Logik von Action-Filmen, nach denen brisante Informationen immer enthüllt werden, wenn sie dramaturgisch in den Kram passen und nicht sofort bei der erstbesten Gelegenheit … also ernsthaft, natürlich würde Sören das als allererstes sagen „Der maskierte Irre mit dem Flammenwerfer kommt her!“

„Na los, positionier dich an der Tür“, wies er Sören an, während er die Kammern seiner Waffe inspizierte.
Die Geschichte hat ein Problem. Lucien redet einfach zu viel. Du kriegst den nicht so richtig als so gefährlich, wie du ihn gerne hättest, etabliert. Es gibt zwar Schurken, die unheimlich viel reden, und dbaei dennoch brandgefährlich sind (Mein Lieblingsbeispiel: Ben Kingsley in Sexy Beast), das ist aber schon schwierig. Ich finde, es passt nicht so richtig. Warum gibt er ihm hier nicht einfach nur ein Zeichen? Warum schwätzt er so viel überflüssiges? Warum labert er überhaupt da mit diesem tumben Häscher seine Pläne durch? Weil du das für die Erzählung brauchst, ja, aber die Figur gibt das eigentlich nicht her. Vielleicht sind da schon Fehler in der Grundausrichtung der Geschichte. Die Bond-Schurken erzählen ihre Pläne auch immer erst dem gefangenen Bond, bevor sie ihn in ein Becken mit Piranhas werfen wollen, und nicht dem Beißer oder dem asiatischen Huttypen, während sie an einer Wand mit Haien vorbeilaufen.

„Vorhin hast du mich gefragt, wie viele Leute ich umgelegt habe und scheiße, ich weiß es nicht mal mehr. Ist das nicht krass? Ich weiß es wirklich nicht mehr, aber ich weiß, dass ich für jedes dieser Leben büßen werde. Und weißt du was, Boss, ich bin bereit dafür zu büßen. Ja, das bin ich. Und das weiß der Rächer, und deswegen hat er mich verschont.“
Sagt er „Krass“ … ich weiß nicht, die Figuren … klarere Anlage wäre gut.

Ich finde die Idee gut, obwohl es eigentlich nur eine Spielerei ist, die auf etablierte Muster baut, so als hätte man grade einen Film gesehen und bekäme hier ein alternatives Ende präsentiert … und die Art von Film gibt es ja oft … mystische Figur nimmt Verbrecherkartell auseinander, das ist The Crow, Spawn, Punisher, Dick Tracy von mir aus, was weiß ich noch alles. Aber ich finde die Darstellung nicht restlos gelungen, die Figuren werden nicht richtig etabliert, glaube ich ,ich hör zu sehr den Autor raus, da spricht dieser Killer da, der erst tumb erscheint, auf einmal im religiösen Wahn … und der Schurke redet einfach zu viel. Ich glaube, das ging besser, wenn es viel wortkarger wäre. Die ganze Geschichte, diese Dialoge viel wortkarger, würde die Ironie rausnehmen, würde die Figuren besser nach nach vorne treten lassen, würde das Motiv des reinigenden Gewissens nach vorne stellen. Weniger Dialog, dann hat man auch weniger das Gefühl, die Figuren würden zum Leser sprechen.
Ich glaube der Text stellt zu sehr das Szenario und die Idee in den Vordergrund, er müsste aber – in diesem Kammerspiel ähnlichen Szenario – beide Figuren in den Vordergrund stellen und gleichwertig behandeln. Das wäre dann eine bessere Ausgangssituation.


Gruß
Quinn

 

He Quinn,
legst mal wieder den Finger auf die Wunde ;)

ber jetzt höre ich deutlich den Autor raus „Galionsfigur“ – Sturzbach, das ist doch nicht die Sprache des Perspektivträgers.
an dieser Stelle hast du wohl recht, da habe ich mich wohl zu sehr hinreißen lassen.

Der Satz folgt der internen Logik von Action-Filmen
stimme dir da natürlich zu, aber gegen diese Logik ist hier ja nichts einzuwenden, ich spiele ja hier in diesem Genre :)

Die Geschichte hat ein Problem. Lucien redet einfach zu viel. Du kriegst den nicht so richtig als so gefährlich, wie du ihn gerne hättest, etabliert.
autsch! Das ist natürlich die schlimmste Kritik, die mich hier treffen könnte. Wenn Lucien als Labergestalt daher kommt, die nicht bedrohlich wirkt, habe ich hier natürlich versagt. Das hat mich aber gerade so gereizt, dieses Schwadronieren vom Big Boss. Anfangs bin ich da noch viel mehr in die Details gegangen, habe es gestrichen und dachte, der Rest wäre scharf genug, damit man die KLinge auch aufblitzen sieht, die hinter seinem Rücken lauert.
Sagt er „Krass“ … ich weiß nicht,
mja ... finde ich jetzt nicht so schlimm, passt doch zu so einem simpel. Irgendein Füllwort braucht es da schon, meine ich ...

Ich finde die Idee gut, obwohl es eigentlich nur eine Spielerei ist, die auf etablierte Muster baut, so als hätte man grade einen Film gesehen und bekäme hier ein alternatives Ende präsentiert
Ja, ist natürlich eine Spielerei, aber ich wollte mich hier schon immer mal ausprobieren.

Ich glaube, das ging besser, wenn es viel wortkarger wäre
naja, gereizt hat mich eben genau das Gegenteil. DIeser Gangster, der dich mit einem Blick zum Schweigen bringt, ist halt ne ganz andere Nummer. Das wollt ich hier aber nicht. Letztlich ist sein ganzes Gerede ja auch nur seine Art, sich selbst etwas vorzumachen. Wäre es so ein abgeklärter Typ, würde das Ende in meinen Augen seine Wirkung verfehlen.
Aber gut, wenn Geschichten nicht funktionieren, muss man sie eben umschreiben.
Mal sehen, was noch so für Stimmen eintrudeln.

In jedem Fall Danke für deine Zeit und Gedanken :)

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo weltenläufer

Die Idee finde ich klasse. Ich habe mir da so ein raues Batman-Szenario vorgestellt. Fiese Typen, gut organisiert, eine richtig echte kriminelle Vereinigung. Mit einem Panicroom samt dämlichem Killer und klugschwätzendem Obermotz mit wunderhübsch-bösem Namen. Die Kindheit dieses Lucien hat Sartre beschrieben, seinen Werdegang zum Bösen.

Mir waren es zu viele rhetorische Fragen, das klang in meinen Ohren schon quengelnd gegen Ende. Die einzelnen Sprechphasen im Dialog müssten kürzer. Mir wurde jetzt nicht langweilig beim Lesen, aber knapper fänd ich glaubwürdiger. Lucien was von seinem Text streichen.

Unterwegs:

Wie alle Bärenbändiger war Lucien ein Freund der Peitsche, doch jetzt war es Zeit für das Zuckerbrot.

Willst du ihn wirklich Bärenbändiger nennen? Er scheint ja eher ein Rudel unter sich zu haben - Löwen vllt oder Wölfe. Für einen Bär fände ich Honig passender als Zuckerbrot.

Ich sag´s dir - weil sie voll von Fantasien waren! Ein albernes Flatterkostüm in der Dunkelheit, ein bisschen Effekte mit Licht und Rauch

Das finde ich ganz schön, dass er später Opfer seiner eigenen Ignoranz wird.

„Ich fasse es nicht!“ Lucien grub die Finger in Sörens Sehnen

In die Sehnen geht nicht

Unheimlich ist es nur, wenn du Schiss vor der Dunkelheit hast - und zwar unheimlich dämlich!“

Gut gesagt, passt.

Die Art und Weise wie Sören den Blick erwiderte und nickte, weckte ein ungutes Gefühl in Lucien. Jeder im Clan wusste, dass Lucien seine Drohungen nicht nur ernst meinte, sondern auch wörtlich umzusetzen pflegte.

Warum genau werden ungute Gefühle in Lucien geweckt? Wirkt auf mich als wärst du in der Figur verrutscht.

Einmal hatte er eine Planierraupe anschaffen lassen, um zu demonstrieren, wie platt er die Ausrede von einem geplatztem Deal empfand.

Gut gesagt, aber der passt da nicht hin.

doch immer wieder zuckten Flammenspeere aus der Rauchphalanx

Ja, ich weiß, ist ein Bild. Aber Rauch eine strenge Formation einnehmen lassen? Die rhetorischen Fragen stecken an, merke ich gerade. ;) Klingt mir zu pathetisch an der Stelle mit der Rauchphalnax und Flammenspeere. Bei den Bildern fiel mir das auch an anderen Stellen auf, dass ich manchmal etwas Luft ablassen würde. Obwohl ich bildreiche Sprache prinzipiell toll finde.

Hat mir aber gefallen, die Flammenbuße macht Spaß. Du probierst ja immer was Neues, das macht neugierig aufs Nächste. :)

Grüße
Kubus

PS: "Rächer" und "Safe" - diese Anführungszeichen gehören außerhalb der Rede nicht in einen literarischen Text, sag ich mal ganz engstirnig. Die holen den Autor in den Vordergrund und sehen noch dazu furchtbar aus.

 

Hallo weltenläufer

Beim Titel stutzte ich. Wohl verstand ich das Wort, doch gelang es mir nicht ein klares Bild damit zu verbinden, ohne die Geschichte zu lesen.

Der Einstieg war mir dann sofort bildlich vorstellbar, das Grössenverhältnis manifestierte die Statur von Lucien, und die Handlung kam sofort in Fahrt. Einzig bei Schisserjunge stolperte ich, da der Begriff mir unbekannt war. Doch bald darauf klärte es sich, ohne dass ich Wörterbücher wälzen musste.

Nach den ersten Konfrontationen lachte man weniger, war vorsichtiger - und jetzt, da der Kerl mehr und mehr ihre Reihen lichtete, machte sich allmählich dieser faulige Geruch der Angst breit.
Kann Angst wirklich einen fauligen Geruch erzeugen? Die Formulierung an sich finde ich ja köstlich, doch stellte ich mir darunter eher chinesische Eier oder Mundgeruch von faulen Zähnen vor. Angst aktiviert die Schweissdrüsen, tangiert den Schliessmuskel oder ähnliches, und verbreitet zweifellos einen unangenehmen Geruch. Aber möglicherweise suchte ich da zu realistisch Assoziationen, statt einfach deine kreative Fantasie zu geniessen.

Die Geschichte selbst las ich flüssig, fand sie spannend und gewandt geschrieben, wenn auch vom Inhalt her ein wenig banal. Mir war es wie ein Ausschnitt aus einem Krimi, dessen eigentliche Geschichte man noch erwartet, doch es war das letzte Kapitel:

Als die Erscheinung über ihm war und sich die Flammen in einer lodernden Umarmung um ihn schlossen, schrumpfte Lucien zu einem Kind und schrie.
Wohl symbolisierte sich für Lucien das Bild welches ihm Sören vom Rächer schilderte, doch er regredierte einzig. Dies ist in meinen Augen ein schwacher Abschluss, oder er müsste mit andern Worten bildlicher daherkommen. Luciens Angst müsste fühlbar werden und etwa seine körperliche Grösse desavouieren.

Den Titel verstand ich nun, aber er überzeugt mich nicht so ganz.

Insgesamt habe ich es aber nicht ungern gelesen, unterhaltsam ist es.

Gruss

Anakreon

 

He Kubus,

Die Idee finde ich klasse. Ich habe mir da so ein raues Batman-Szenario vorgestellt. Fiese Typen, gut organisiert, eine richtig echte kriminelle Vereinigung. Mit einem Panicroom samt dämlichem Killer und klugschwätzendem Obermotz mit wunderhübsch-bösem Namen
das liest man doch gern zum EInstieg einer Rezension. Den Namen finde ich selbst richtig gut, ich glaube, der wird bestimmt noch mal in einer kg von mir auftauchen

Mir waren es zu viele rhetorische Fragen, das klang in meinen Ohren schon quengelnd gegen Ende. Die einzelnen Sprechphasen im Dialog müssten kürzer. Mir wurde jetzt nicht langweilig beim Lesen, aber knapper fänd ich glaubwürdiger. Lucien was von seinem Text streichen.
genau diese rhetorische Ausholen hat mich so gereizt. Quengelnd ... hm, also das kann ich damit jetzt gar nicht verbinden. Vielleicht gehe ich da noch mal kürzend rüber. Mag sein, dass der eine oder andere Satz tatsächlich zu sehr längt. Aber dieses ausholende, das soll ja Teil seines Charakters sein.

Willst du ihn wirklich Bärenbändiger nennen? Er scheint ja eher ein Rudel unter sich zu haben - Löwen vllt oder Wölfe. Für einen Bär fände ich Honig passender als Zuckerbrot.
da hast du recht, zum Bären würde HOnig besser passen, aber das käme doch etwas albern ...

Das finde ich ganz schön, dass er später Opfer seiner eigenen Ignoranz wird.
schön, dass du das rausgelesen hast. Das war mir schon wichtig.

Gut gesagt, passt.
hehe, auch die lieblingsstelle meiner Freundin

Warum genau werden ungute Gefühle in Lucien geweckt? Wirkt auf mich als wärst du in der Figur verrutscht.
öhm, weswegen wird doch klar gesagt:
Aber Lucien sah keine Furcht in Sörens Blick. Er musste sich eingestehen, dass es etwas gab, vor dem Sören sich mehr fürchtete, als vor ihm. Und das weckte wiederum einen Anflug von Furcht in Lucien.

Gut gesagt, aber der passt da nicht hin.
warum nicht? Also ich hab mir da eine ziemlich eklige Szene vorgestellt, als Sinnbild für Luciens Grausamkeit und Ermahnung, ihn besser beim Wort zu nehmen.

Aber Rauch eine strenge Formation einnehmen lassen?
gerade das hat mir so gut gefallen, kann ich mich nur schwer von trennen ... :shy:

Hat mir aber gefallen, die Flammenbuße macht Spaß. Du probierst ja immer was Neues, das macht neugierig aufs Nächste
Freut mich. Auch, dass ich nicht in die immer gleiche Schublade gesteckt werde. Was ist spannender als etwas neues auszuprobieren

Rächer" und "Safe" - diese Anführungszeichen gehören außerhalb der Rede nicht in einen literarischen Text, sag ich mal ganz engstirnig. Die holen den Autor in den Vordergrund und sehen noch dazu furchtbar aus.
mja, da hast du vll recht. Ich nehm die mal raus und setz die Wörter kursiv

Lieben Dank für deine Zeit, dein Kommentar hat mich gefreut :)


Hallo Anakreon

Beim Titel stutzte ich. Wohl verstand ich das Wort, doch gelang es mir nicht ein klares Bild damit zu verbinden, ohne die Geschichte zu lesen.
tatsächlich habe ich an dem Titel lange rumgetüftelt. Den Arbeitstitel Rächer wollte ich hier nicht auftischen. Stutzen ist doch aber was Gutes, wirft es doch Fragen auf und macht neugierig :)

Der Einstieg war mir dann sofort bildlich vorstellbar, das Grössenverhältnis manifestierte die Statur von Lucien, und die Handlung kam sofort in Fahrt.
das freut mich, nicht anders darf es sein

Doch bald darauf klärte es sich, ohne dass ich Wörterbücher wälzen musste.
wirst du darin wohl auch kam finden ;)

Kann Angst wirklich einen fauligen Geruch erzeugen? Die Formulierung an sich finde ich ja köstlich, doch stellte ich mir darunter eher chinesische Eier oder Mundgeruch von faulen Zähnen vor. Angst aktiviert die Schweissdrüsen, tangiert den Schliessmuskel oder ähnliches, und verbreitet zweifellos einen unangenehmen Geruch. Aber möglicherweise suchte ich da zu realistisch Assoziationen, statt einfach deine kreative Fantasie zu geniessen.
ich sehe das so, dass Angst etwas faulen lässt, es mürbe/marode macht, sodass es seine Kraft einbüßt und schließlich ohne Widerstand wegknickt

Die Geschichte selbst las ich flüssig, fand sie spannend und gewandt geschrieben, wenn auch vom Inhalt her ein wenig banal.
das ist natürlich so eine Art Comic, von daher sind die ersten beiden Punkte für mich entscheidender. Ihaltlich banal, mja, kann man so sehen. Je nach dem wie weit man runterbricht, kommt man irgendwann immer beim banalen an.

Luciens Angst müsste fühlbar werden und etwa seine körperliche Grösse desavouieren.
nun, genau das war auch mein Ansinnen und ich dachte, dass auch rausgestellt zu haben. Nicht umsonst schrumpft er am Ende zu einem Kind.

Den Titel verstand ich nun, aber er überzeugt mich nicht so ganz.
schade, aber was genau dich nicht überzeugt, weiß ich leider nicht

Insgesamt habe ich es aber nicht ungern gelesen, unterhaltsam ist es.
du hast zwar eine teilweise antiquierte Sprache, aber hiermit liegst du voll im Trend: Nicht ungern. So in etwa wie: nicht schlecht.
Das fällt mir immer wieder auf, die Angst davor, zu sagen wie man etwas findet. Vergleichbar damit, dass die meisten Menschen wissen, was sie nicht wollen, nicht aber, was sie wollen. Und dann wundern sie sich, dass sie niicht vorwärts kommen. Sorry, kleiner Gedankenexkurs. Meine ich jetzt natürlich nicht auf Literatur beschränkt, sondern allgemein.
In jedem Fall Danke für deinen Kommentar :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo nochmal

Quengelnd ... hm, also das kann ich damit jetzt gar nicht verbinden.
Hat er einen Panzer, hat er einen, hä?“

Bei dem Satz fiels mir auf. Klingt in meinen Ohren kindlich, dieses alberne insistieren. Und das hä am Ende..... das passt auch zu einem aufgeregten oder ängstlichen Gangsterboss mE nicht.

öhm, weswegen wird doch klar gesagt:
Zitat:
Aber Lucien sah keine Furcht in Sörens Blick. Er musste sich eingestehen, dass es etwas gab, vor dem Sören sich mehr fürchtete, als vor ihm. Und das weckte wiederum einen Anflug von Furcht in Lucien.

Ja stimmt, ist ganz deutlich. Da hatte ich Tomaten auf den Augen. Jetzt find ichs richtig gut, knapp, mit viel innerer Dynamik, die glaubhaft aus einem einzigen Blick heraus entsteht.

warum nicht? Also ich hab mir da eine ziemlich eklige Szene vorgestellt, als Sinnbild für Luciens Grausamkeit und Ermahnung, ihn besser beim Wort zu nehmen.

Diese Stelle mit der Planierraupe illustriert Luciens Charakter und das ist auch hübsch gesagt, aber für mich fällt die voll aus dem Textgewebe und wirkt wie ein Fremdkörper. Das müsste geschickter eingeflochten werden.

Grüße
Kubus

 

He Kubus,

danke für die nochmalige Rückmeldung

Bei dem Satz fiels mir auf. Klingt in meinen Ohren kindlich, dieses alberne insistieren. Und das hä am Ende..... das passt auch zu einem aufgeregten oder ängstlichen Gangsterboss mE nicht.
ist jetzt vll zu verteidigend zu sagen, aber an dieser Stelle ist der Herr ja schon nervlich ziemlich angespannt. Aber gut, ich denke darüber nach, das wegzunehmen.
Ja stimmt, ist ganz deutlich. Da hatte ich Tomaten auf den Augen. Jetzt find ichs richtig gut, knapp, mit viel innerer Dynamik, die glaubhaft aus einem einzigen Blick heraus entsteht.
puh, da bin ich ja beruhigt :)
Diese Stelle mit der Planierraupe illustriert Luciens Charakter und das ist auch hübsch gesagt, aber für mich fällt die voll aus dem Textgewebe und wirkt wie ein Fremdkörper. Das müsste geschickter eingeflochten werden
merde! Fremdkörper geht natürlich gar nicht. Ich fand eigentlich, das passt hier ganz gut. Ich wollt ursprünglich noch mehr dazu schreiben, also zeigen, wie Lucien den Armen Wicht mit der Walze plättet, aber ich dachte, so wirkt es besser. Ich nehme an, wenn ich das jetzt dahingehend umschriebe, würde der Fremdkörper auch nicht besser wirken?!

Nun ja, der Prozess sceint noch nicht abgeschlossen. Lieben Dank für deine Worte.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer,

Keine Hand hätte mehr zwischen ihre Gesichter gepasst.

würde ich im Indikativ formulieren: keine Hand mehr passte zwischen ihre Gesichter.

„Wie bitte?“ Für viele Menschen war dieses Zischen das Letzte in ihrem Leben gewesen, das sie gehört hatten.

find den ganzen Satz einfach zu umständlich

Er breitete in einer Geste der Fassungslosigkeit die Hände aus.

"Er breitete fassungslos die Hände aus." gefällt mir besser

Aber wenn du dieses Präsenz spüren würdest, dann wüsstest du, dass jedes Wort wahr ist.

stärker klingt:

"Aber wenn man dieses Präsenz spürt, dann weißt man, dass jedes Wort wahr ist"


Luciens Stimme zitterte so sehr wie der Strahl seiner Taschenlampe.

"so sehr" stört nur den Lesefluss.

Luciens Stimme zitterte wie der Strahl seiner Taschenlampe

Längst hätte er das Bad erreichen müssen, doch

würde ich ersatzlos streichen, ist schon klar, dass er das Klo normalerweise schnellerfindet

"Er hustete, tastete sich beinahe blind seinen Weg durch das Chaos.
Der Qualm verdichtete sich zu schmierigen Wänden, bildete einen Tunnel, durch den Lucien sich vorwärts kämpfte. Die Phalanx aus Rauch und Qualm nahm kein Ende."

Die Geschichte war angenehm zu lesen, gab mir aber nicht viel. Ist einfach eine ziemlich banale Actionfilmszene, wie ich finde. Ich erkenne da nichts Gewagtes oder Originelles darin. Hab auch gedacht, dass das ein Auszug aus einem Krimi sein könnte. Als solches würde es durchaus funktionieren, schlecht geschrieben ist es nicht.

mfg,

JuJu

 

Hallo weltenläufer

Nur kurz:

Den Titel verstand ich nun, aber er überzeugt mich nicht so ganz.

schade, aber was genau dich nicht überzeugt, weiß ich leider nicht
Flammenbuße dünkt mich zu vage als Reiz, auch wenn es nach Kenntnis des Inhalts klar wird. Aber dies ist natürlich meine subjektive Empfindung. Für andere ist es vielleicht gerade die Initialzündung. Das wichtigste scheint mir aber, dass es für den Autor die entscheidende Titulierung für sein Werk ist.

du hast zwar eine teilweise antiquierte Sprache, aber hiermit liegst du voll im Trend: Nicht ungern. So in etwa wie: nicht schlecht.
Das fällt mir immer wieder auf, die Angst davor, zu sagen wie man etwas findet. Vergleichbar damit, dass die meisten Menschen wissen, was sie nicht wollen, nicht aber, was sie wollen. Und dann wundern sie sich, dass sie niicht vorwärts kommen. Sorry, kleiner Gedankenexkurs. Meine ich jetzt natürlich nicht auf Literatur beschränkt, sondern allgemein.
:D Ich differenziere in meiner Sprache eben was ich sehe und fühle. Statt mit dem Vorschlaghammer auf fragile Dinge zu hauen, nenne ich was mir gefällt und weise darauf hin was mir subjektiv nicht oder weniger entspricht. Nicht ungern ist dann eine Bekräftigung, dass ich grossenteils gute Teile aufnahm, für mich aber auch weniger ansprechende (welche ich formulierte). Diese dialektische Haltung ist vielleicht antiquiert, aus meiner Erfahrung aber sinnvoll im Umgang mit Menschen. Nur als Gedankensplitter.

Liebe Grüsse

Anakreon

 

Hallo Juju

keine Hand mehr passte zwischen ihre Gesichter.
also ich finde, das liest sich wesentlich holpriger als meine Lösung

find den ganzen Satz einfach zu umständlich
hier hast du den Finger auf die Wunde gelegt. Mit dem war ich auch noch nicht 100% zufrieden. Danke fürs anmerken, ich geh da noch mal rüber.

"Aber wenn man dieses Präsenz spürt, dann weißt man, dass jedes Wort wahr ist"
nee, der redet doch mit Lucien direkt. Das muss so bleiben

"so sehr" stört nur den Lesefluss.
2. Treffer. Hier habe ich beide Versionen gehabt, mich letztlich dafür entschieden. Werde es wohl wieder rausnehmen

würde ich ersatzlos streichen, ist schon klar, dass er das Klo normalerweise schnellerfindet
das sagt der Satz aber nicht allein aus

Danke für deine Zeit und Anmerkungen Juju. Sicherlich habe ich schon tiefgründigere Sachen geschrieben, das Teil hier sollte einfach nur unterhalten und ein bisschen das Rächer-Herz höher schlagen lassen, sofern man dafür brennt. ;)


Hallo Anakreon noch mal

Flammenbuße dünkt mich zu vage als Reiz
transkribiert würde das jetzt bedeuten:
a) er ist nicht reißerisch genug/ animiert nicht zum Anklicken
b) stimmt mit dem Inhalt nicht überein
c) du weißt selbst nicht, was du damit sagen willst :schiel:

Ich differenziere in meiner Sprache eben was ich sehe und fühle. Statt mit dem Vorschlaghammer auf fragile Dinge zu hauen, nenne ich was mir gefällt und weise darauf hin was mir subjektiv nicht oder weniger entspricht. Nicht ungern ist dann eine Bekräftigung, dass ich grossenteils gute Teile aufnahm, für mich aber auch weniger ansprechende (welche ich formulierte). Diese dialektische Haltung ist vielleicht antiquiert, aus meiner Erfahrung aber sinnvoll im Umgang mit Menschen. Nur als Gedankensplitter.
diese umständliche Erklärung zeigt nur, wie umständlich eine negierende Antwort ist, wenn man etwas klar ausdrücken möchte.
So, und jetzt beiße ich mich auch nicht länger daran fest. Jedem seine Splitter im Denken :D

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer,

am Anfang fehlt mir eine ganze Weile der Ort im Kopf, weil ich nicht weiß, ob sie in einem Jungelstützpunkt im Krieg sind, oder ob es Gangster sind, die sich in einer Fabrikhalle unterhalten. Das mit dem Haus kommt erst sehr spät, oder?

Ein albernes Flatterkostüm in der Dunkelheit, ein bisschen Effekte mit Licht und Rauch - und schon machen sich die Schisser ins Hemd. Das hat sie umgebracht, ihre Angst, nichts
Das ist echt gut.

„Ich fasse es nicht!“ Lucien grub die Finger in Sörens Sehnen,
Sörens Sehnen klingt nicht gut, find ich. Beim laut lesen wird daraus irgendwas unverständliches. Außerdem hängt an dieser Stelle der Film in meinem Kopf. Ich überlege welche Sehnen ( Hals, Arm, etc) du meinst und bin kurz raus.

Am Anfang wurde sich noch über den selbsternannten Rächer lustig gemacht.
Ich fände besser: "Zuerst sorgte der selbsternannte Rächer bloß für Belustigung" Aber das ist Geschmackssache.

Und das ist auch, was ihm zum Verhängnis werden wird
Weiß nicht, aber das klingt für mich nicht so passend. Und genau das wird ihm zum Verhängnis werden wäre doch einfacher und hört sich auch eher nach gesprochenem Wort an.

Du hast sie nicht schreien gehört, Boss. Es heißt ... es heißt, man erlebt alle Qualen, die man anderen je zugefügt hat.“
Find ich gut. Die Pünktchen zeigen schön die Angst.

Da bricht der Kerl wirklich in mein Haus ein, ich glaub es nicht!“
schwächt für mich den Satz vorher, den ich echt passend find. nämlic
:„So krank kann man doch nicht sein ...?“,
Man könnte den zweiten Satz einfach weglassen

„Das ist nur Feuer. Es gibt keinen Rächer!“
glaub nicht, dass er das schreien würde. Ich meine, kurz vorm verbrennen...

Insgesamt fand ichs gut geschrieben, spannend, aber nicht berauschend.

beste Grüße

Jan

 

Hi lollek,

am Anfang fehlt mir eine ganze Weile der Ort im Kopf, weil ich nicht weiß, ob sie in einem Jungelstützpunkt im Krieg sind, oder ob es Gangster sind, die sich in einer Fabrikhalle unterhalten. Das mit dem Haus kommt erst sehr spät, oder?
hm, also eigentlich kommt die Info dann, als sie wichtig wird. Spielt das vorher ein Rolle? Aber okay, ich denk noch mal drüber nach

Sörens Sehnen klingt nicht gut, find ich. Beim laut lesen wird daraus irgendwas unverständliches. Außerdem hängt an dieser Stelle der Film in meinem Kopf. Ich überlege welche Sehnen ( Hals, Arm, etc) du meinst und bin kurz raus.
mja, diese alliteration ist doof. Wo allerdings zugepackt wird, geht schon aus dem Text hervor, sind die Pranken doch auf den Schultern

Man könnte den zweiten Satz einfach weglassen
mja, da ist was dran. Da Lucien jedoch viel redet, scheint mir das doch aber eher seinem Charakter zu entsprechen

glaub nicht, dass er das schreien würde. Ich meine, kurz vorm verbrennen...
das sind natürlich die gesetzmäßigkeiten aus einem Comic, da passt das schon ;)

Insgesamt fand ichs gut geschrieben, spannend, aber nicht berauschend.
Danke, spannend und gut ist doch schon mal ganz prächtig. Berauschend wäre natürlich besser, das pack ich dann hoffentlich wieder mit meiner nächsten Geschichte.
Sei bedankt für deine Anmerkungen, auch für die Sachen, die gut kamen. Das geht zu oft unter. Finde das immer wichtig mitzuschneiden, welche Stellen besonders knackig sind. Irgendwann kommt dann eine Geschichte, die nur aus diesen Stellen besteht :D

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer!

Drei Figuren in klischeehaften Rollen und dennoch …

Treffen Klischees aus entgegengesetzten Lagern, z.B. Gut und Böse, aufeinander, wird eine Geschichte (egal ob Alltag oder SF) interessant und plausibel. Besonders dann, wenn wenigstens eine der Klischeefiguren eine (innere) Wandlung vollzieht.

Der Rächer und Sören verbleiben in ihren Rollen, letzterer wechselt lediglich den Boss seines Vertrauens.

Lucien durchläuft einen inneren Wandel. Ist sein erster Vortrag noch im Brustton der Überzeugung, schleichen sich doch gleich darauf Selbstzweifel ein. Er glaubt zwar noch an seine Macht, jedoch nicht mehr so recht an seine Einschätzung des Gegners.
Was folgt ist im Prinzip ein Kampf gegen einen abwesenden Gegner um Sören, den Lucien verliert. Mit Sören verliert Lucien auch sein Glauben an einen Sieg über den Rächer.

Luciens endgültiges Aus als Klischee-Gangsterboss wird zwischen den Textstellen „Sören, weg von der Tür!“ und „er musste all seine Beherrschung aufbringen, um nicht seine letzten beiden Kugeln in die Schatten zu feuern.“ besiegelt und beschrieben. Fast, aber nur fast, könnte danach auf die letzte Sequenz verzichtet werden.

Das Schlussbild, der zu einem Kind geschrumpfte Lucien (womit wiederum nicht die Körpergröße gemeint ist), gibt der letzten Sequenz dann doch ihre Berechtigung, stellt es doch zur eingangs erwähnten Übergröße einen deutlichen Kontrast dar.

In Luciens Gegenwart hoben sich reale Größenverhältnisse auf …
Da ist bei mir reichlich spät, also später im Text, der Groschen (hier ist nicht die Körpergröße gemeint) gefallen. Das lag vielleicht daran, dass die Figur Lucien so früh noch nicht so gut einzuordnen war, oder es lag an der Geste mit den Händen auf Sörens Schultern, und ich daher an körperliche Größe dachte. Vielleicht hilft eines dieser Adjektive, schmale, zierliche, feine, zarte, … Hände.

„Einmal hatte er eine Planierraupe …
Echt krass. Das gefällt.

„Wie bitte?“ Für viele Menschen war dieses Zischen das Letzte …
Also, da zischt nichts, weil keine Zischlaute weit und breit.

Gern gelesen.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix,

hat etwas länger gedauert mit meiner Antwort, habe die Zeit noch für ein paar Änderungen genommen.

Deine INterpretation gefällt mir sehr. Tut immer gut, wenn man von einem Leser seine eigenen Gedanken gespiegelt bekommt. Das bestärkt, dass man auch wirklich das transportieren kann, was man sich gedacht hat.

Das Schlussbild, der zu einem Kind geschrumpfte Lucien (womit wiederum nicht die Körpergröße gemeint ist), gibt der letzten Sequenz dann doch ihre Berechtigung, stellt es doch zur eingangs erwähnten Übergröße einen deutlichen Kontrast dar.
das hat mich besonders gefreut, scheint das bei den anderen Lesern untergegangen zu sein.
Ich persönlich habe da ja ein großes Faible für diese Zirkelsachen

Echt krass. Das gefällt.
endlich mal eine positive Rückmeldung dazu. Dachte bereits, ich müsste da mehr Worte investieren, um das krass genug zu illustrieren. In dieser Gestalt finde ich es persönlich auch viel härter, weil eben nüscht vorgespritzt ... äh -gekaut wird. :aua:

Also, da zischt nichts, weil keine Zischlaute weit und breit.
Lange überlegt, wasich damit mache. Habe den Begleiter jetzt ganz raus, funktioniert auch so, denke ich.

Danke für deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

ich muss sagen, dass ich während des Lesens nicht so überzeugt war. Ich finde die Geschichte unnötig betonend und effektheischend. Aber du sagst, du spielst mit dem Genre, was dann auch meiner Endüberlegung näher tritt. Es erinnert an Actionfilme, vom Dialog her Tarantino und Hollywood, aber französische Namen, da musste ich unweigerlich an Jean Reno denken.
Es ist im Ganzen ein verzerrendes Bild einer Geschichte, die immer wieder an genrespezifische Aspekte anstößt und dann aber wieder ablässt um sie im Grunde doch zu bestätigen.
Ich finde die Grundidee gut, also die Verzerrung und Verfremdung von Genres, weil der Leser da immer merkt, dass er festgefahren in seiner Erwartungshaltung ist, wenn bestimmte Sprachdosen und -szenarien geöffnet werden. Und am Ende gibt es doch so eine Art Monster. Spannung erzeugst du damit bei mir nicht, wenn sich die KG nur darauf begrenzt, ob es dieses Wesen gibt oder es sich um einen Menschen handelt. "Badet in Feuer" ist gut geschrieben.

viele Grüße, hat mich gefreut, mal wieder was von dir zu lesen, auch wenn meine Kritik nicht so gut ist. :)
Aris

 

Zitat Lollek

am Anfang fehlt mir eine ganze Weile der Ort im Kopf
Zitat Weltenläufer
hm, also eigentlich kommt die Info dann, als sie wichtig wird. Spielt das vorher ein Rolle?
Also für mich schon, weil die ganze Situation so schwer einzuschätzen ist. es ist keine Alltagssituation etc. und es lenkt mich vom aufmerksamen lesen ab, wenn ich im Hinterstübchen darüber nachdenke, wo sich die Szene abspielt. Vor allem, weil Geschichten in meinem kopf wie Filme ablaufen. Und so weiß nicht, was ich mir vorstellen soll. Mir würde ja schon ein dezenter hinweis reichen.

Wegen Söhrens Sehnen

mja, diese alliteration ist doof. Wo allerdings zugepackt wird, geht schon aus dem Text hervor, sind die Pranken doch auf den Schultern
Stimmt beides. Aber du hast die doofe Alliteration ja noch drin...;)

das sind natürlich die gesetzmäßigkeiten aus einem Comic, da passt das schon
das ist was anderes, ja.

Gruß

Herrlollek

 

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