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Fische im Goldfischglas

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15.01.2001
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Fische im Goldfischglas

Wie schlafen eigentlich die Fische im Goldfischglas?

Sie liegen ganz ruhig im Wasser, mit offen Augen liegen sie ganz still da.

So wie wir damals. Wir lagen einfach da auf dieser Decke. Wenn ich jetzt romantisch erscheinen wollte würde ich sagen: „Wie schlafen eigentlich die Fische im Goldfischglas?

Aber: Nein – es gab für uns keine Sterne, keinen Mond, Wolken zogen vorbei so wie das Leben an uns vorbeizog. Wir hatten beide schon zuviel getrunken, doch das mochte ich an ihr, deswegen war ich ja schon fast bereit von der vielzitierten LIEBE zu sprechen. Die Zigarette in meiner Hand brannte langsam runter, ich nahm einen Zug, mir wurde immer ein bisschen schwindelig davon, immer noch, und gab sie ihr zurück. Anne. Sie blies den Rauch aus und drehte ihren Kopf. Wir sahen uns an, wie Goldfische, wenn sie schlafen. Es waren noch andere um uns rum, die nicht schliefen; sie redeten über Dinge, hörten der Musik zu, spielten auf einer Gitarre, sangen Lieder oder warfen mit leeren (natürlich mit leeren...) Bierflaschen auf eine Große Mülltonne, um die sich schon ein ganzer Ring aus Glasscherben breitgemacht hatte. Ich küsste sie flüchtig auf den Mund. Hatte das etwas mit Liebe zu tun?
Nein.
Vielleicht mit Lust, ihr leises Stöhnen, mein lautloses Teilhaben. Aber Liebe?
Liebe war die volle Bierflasche in meinem Rucksack, ich nahm sie, war stolz auf mich, dass ich sie mit einem Feuerzeug öffnen konnte. Ein tiefer Schluck. Anne nahm die Flasche. Ein tiefer Schluck. Einer von uns bewegte sich, es reichte aus, um den anderen zu wecken. Wir standen also beide auf von der Decke auf der Wiese. Hundert Meter weiter floss der Rhein träge vor sich hin. Wir liefen den Weg entlang, Hand in Hand.
Es gab keine Sterne, keinen Mond.
Es war hell in dieser Nacht, trotzdem. Auf der Bank setzte ich mich hin, ihre Knie links und rechts neben meinen Beinen. Wir küssten uns lange, und – nein -, ich empfand dabei nichts... warum nur, warum nur-? Es war kein Schuldgefühl, es war ja nicht mein Problem, meine Verantwortung, dass meine alte Beziehung vorbei war. Ich war traurig, als es vorbei war.
Jetzt sah ich aber Annes blaue Augen, halb geöffnet, Lust. Auch von mir. Ich drückte sie sanft ein bisschen weg, wir packten unsere Sachen, auch ihre Decke und fuhren mit den alten Fahrrädern weg. Weg zu ihr. Ich empfand danach nichts, und dann schliefen wir wieder wie die Goldfische nebeneinander.
Das ist alles, was übrigblieb.

 

Hi Matthäus.

Ganz gute Geschichte eigentlich. Trotzdem hat sie mich leider nicht richtig berührt (vielleicht, weil sie so alltäglich im Leben von 16-jährigen ist? ;) ). Vom Schreibstil her ist sie Dir wirklich gelungen. da kann ich nichts zu meckern finden (ich such' auch gar nicht danach ;) )... :) Mir gefällt die Sprache, mit der Du hier erzählst.

Dein Protagonist sucht wahrscheinlich irgendeine Ablenkung, kann das sein? Und deshalb läßt er sich mit ihr ein... Aber ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt. War ein Interpretationsversuch... ;)

Gruß!
stephy

 

Sehe ich ähnlich. Die Geschichte ist gut geschrieben, hat auch Substanz. Das was aber unter der Oberfläche passiert, wird nicht erklärt und läßt beim Leser nur Fragen offen.

Etwas überarbeitet, könnte das eine sehr schöne Geschichte sein.

 

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