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First Date

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24.05.2005
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First Date

Mit einem hässlichen Geräusch zerbrach der Stuhl an der Wand. Dave stand wie angewurzelt da, noch völlig schockiert von dem Angriff. Die beiden Wüteriche waren völlig außer Kotrolle! Wieder hob der Größere zu einem unkontrollierten Wurf an.
Diesmal aber war Dave auf die Attacke gefasst und warf sich zu Boden. So entging er knapp einem etwa faustgroßen Becher, der nun ebenfalls, wenn auch etwas deformiert, zu Boden fiel.
Keines dieser Wurfgeschosse war absichtlich auf ihn geworfen worden - sicherer machte ihn diese Erkenntnis allerdings nicht.
Die beiden Streithähne, die mittlerweile zu einem innigen Nahkampf übergegangen waren, nahmen absolut keine Rücksicht auf die anderen Gäste. Wer konnte, hatte schon längst das Feld geräumt, zwischen Dave und dem einzigen Ausgang lagen allerdings gut zwanzig Meter Weg und zwei vollkommen durchgedrehte Kampfmaschinen.
Der eine, Dave kannte keinen der beiden beim Namen, war gut zwei Meter groß. Er hatte eine dunkle Hautfarbe, aber nicht einfach braun oder schwarz, nein, seine Haut war grünlich, fast wie die einer Schlange. Das war offensichtlich Konzept bei ihm, denn dazu passend hatte er sich seine Eckzähne verlängern lassen, sich eine Glatze rasiert und trug neongelbe Kontaktlinsen. Auch seine Kleidung hatte er in Grüntönen gehalten und an seinem Gürtel baumelten mehrere furchterregende Waffen.
Sie glitzerten bei jeder schnellen Bewegung. Er war offensichtlich ein geübter Kämpfer, oder wollte so erscheinen.
Sein Gegner war deutlich kleiner, nur knapp 1,80m. Er wirkte sehr viel normaler, fast schmächtig gegen dieses Monstrum.
Seine schulterlangen braunen Haare hingen ihm mittlerweile strähnig ins Gesicht, sein Kinnbart sah aus, als hätte ein Vogel versucht, sich dort ein Nest zu bauen. Die simple und sicher billige Kleidung, die er trug, war mindestens ebenso durcheinander wie der Bart. Waffen konnte man bei ihm nicht sehen.
Wieder knallte etwas auf den Boden. Dave war mittlerweile unter einen Tisch gekrochen und beobachtete das Geschehen jetzt nur noch eingeschränkt. Direkt vor ihm war der kleinere der beiden auf dem Rücken gelandet und regte sich nicht mehr. „Ich hab doch gesszagt, dassz ich der Besszere bin!“, zischelte der andere.

Er stand über seinem Gegner und blickte auf ihn herab. Triumphierend sah er sich um - und schien enttäuscht.
Keiner hatte seinen grandiosen Kampf beobachtet.
Fast gelangweilt zog er ein langes Messer.
Die leicht gekrümmte Klinge funkelte tückisch in dem matten Licht, das die wenigen nicht zer-schlagenen Lampen noch von sich gaben.
Dave hielt den Atem an. Was hatte der Irre vor?

Dieser Typ, der sich in der Szene, einfallslos wie er war, Snake nannte, kniete sich langsam nieder. Seine Kleidung schien fast unter den Muskelbergen darunter bersten zu wollen. Von der Anstrengung des Kampfes war bei ihm nichts mehr zu sehen.
Dave kroch langsam rückwärts aus seinem Versteck, sein Herz schlug so laut, dass er meinte, der Irre könne ihn gar nicht überhören. Er selbst zumindest vernahm nichts anderes als das Rauschen seines eigenen Blutes.
Helfen. Dave wollte dem Unterlegenen irgendwie helfen, er konnte nicht mit ansehen, wie ein besinnungsloser Mensch einfach abgestochen wurde. Seine Hände suchten wie von selbst nach einem Gegenstand, einer Waffe, einem Knüppel, nach irgendwas, womit er diesen Irren zumindest vertreiben konnte. Lähmend langsam schien die Zeit zu vergehen. Ohne zu Denken nahm er eins der metallenen Stuhlbeine auf.
Snake war noch immer damit beschäftigt, sich seine kommende Bluttat auszumalen. Vollkommen entrückt saß er halb auf seinem Opfer und grinste vor sich hin.
Da traf ihn der Hieb.
Er taumelte. Erhob sich. Stand unsicher.
Dave wich zurück, seine Hände zitterten und konnten die improvisierte Waffe kaum halten. Langsam drehte sich der grüne Koloss zu ihm um. Er lächelte immer noch.
„Szo szo...“, begann er, „Wen haben wir denn da? Du haszt mir weh getan...“, er kratze sich an seinem kahlen Schädel, „szo etwasz tut man nicht.“ Er sprach sehr langsam, die Angst seines Gegenübers genoss er und wollte nichts davon verpassen.
Daves Kehle war wie zugeschnürt, sein Herz raste und er wollte nur weg, aber seine Beine wollten ihm nicht mehr gehorchen. Da bemerkte er eine Bewegung, der Gefallene hatte seine rechte Hand gehoben und deutete auf Snake. Der wiederum hob seine Klinge und schritt langsam vor.
Plötzlich riss er den Arm nach hinten, nein, sein Arm wurde nach hinten gerissen. Das Messer entglitt seinen Fingern und donnerte schnurstracks in die hinter ihm liegende Wand.
„Waasz?!“, brüllte er und starrte entgeistert seine Hand an, in der eben noch ein Messer gewesen war. Unschlüssig schaute er zwischen dem Messer in der Wand und seinen beiden Opfern hin und her.
Er trat einen Schritt auf Dave zu, der wich einen zurück. In diesem Moment trat Cooper erneut in Aktion.
Wie aus dem Nichts flog ein Stuhl heran und traf Snake, der damit offensichtlich nicht gerechnet hatte, mit großer Wucht am rechten Arm.
Der Dunkelhaarige war nun aufgesprungen und hatte erneut Kampfhaltung eingenommen. Sein Gesicht war wutverzerrt und seine schwarzen Augen funkelten im Halbdunkel.
Blitzartig zog Snake mit der unverletzten Hand eine neue Waffe aus seinem Gürtel, diesmal kein Messer.
Fast gleichzeitig hatte auch Cooper etwas in der Hand, knisternd schoss das Plasmaschwert in die Höhe.
Beide verharrten.

Der rote Schein der Plasmaklinge beleuchtete ihre Gesichter auf eine unheimliche Art.
Kleine Schatten tanzten zwischen den Linien und Erhebungen von Nasen und Augen. Beide belauerten sich ruhig und wussten, dass der erste Fehler den sicheren Tod bedeuten würde.
Dave kam langsam wieder zu sich, jetzt war die Gelegenheit zur Flucht! Aber irgendwie wollte er nicht mehr fliehen, so etwas wie das hier passierte zu selten, eigentlich nie.
Sein Leben war bis zu diesem Tag, seinem einundzwanzigsten Geburtstag, sehr lau verlaufen. Und dass er diesen Tag allein in einer Kneipe sitzend verbrachte, sprach für sich.
Nein, diese Action sah er mittlerweile als eine Art Geschenk und wenn er dem kleineren helfen konnte, würde der ihn sicher gut dafür entlohnen. So ein Plasmaschwert war schließlich verdammt teuer und wenn es nicht gerade gestohlen war, musste der Besitzer ein reicher Mann sein. Und selbst, wenn er es gestohlen hätte, war er sicher auch kein ärmlicher Strauchdieb.
Hier war was zu holen und das konnte Daves Fahrkarte aus dem äußeren Ring sein!
Dave spürte wie die Angst ihn verließ.
Wut über diese Bestie und die Gier nach einem anderen Leben ersetzen sie.
Die Kraft kehrte in seinen zitternden Körper zurück.
Er holte aus und warf das Stuhlbein mit all seiner Kraft.
Das Wurfgeschoss rotierte schnell und wirbelte durch die Luft. Es beschrieb glitzernde Kreise, funkelte wie kleiner Feuerball und schlug schließlich krachend in seinem Ziel ein.

Ein Schuss. Dave kniff die Augen zusammen.
Ein Blitzen. Dann ein dumpfer Aufprall, dann noch einer.
Dave öffnete seine Augen, Snake lag auf dem Rücken. Sein Kopf lag etwas weiter weg. Sauber abgetrennt, sonst gut in Schuss.
Die Hitze des Schwertes hatte ein Blutbad weitgehend verhindert. Hals und Kopf waren an ihrer ehemaligen Verbindungsstelle stark verbrannt, nur wenig Blut sickerte langsam aus den Wunden auf den Boden.
Dave wurde übel, er wankte und sank in sich zusammen, dann wurde ihm schwarz vor Augen...

Cooper war noch immer wie im Rausch. Snake war sicher nicht der erste „Mensch“ gewesen, den er getötet hatte, aber irgendwie kam er immer noch nicht richtig damit klar. Einige Sekunden stand er noch einfach da und beobachtete, wie der junge Kerl da an der Tür in sich zusammensackte. Mutiges Kerlchen, dachte er.
Es zischte. Die Plasmaklinge zog sich in den Griff zurück, nun war es wirklich still.
Cooper atmete durch. Was sollte er jetzt machen? Einfach abhauen und dem Kleinen einen Mord anhängen? Dafür wäre er selbst fein raus...
Auch wenn Cooper schon lange im Geschäft war, den „guten“ Menschen in sich hatte er nie ganz verleugnen können. Er selbst war im äußeren Ring aufgewachsen und durch eine ähnlich unglückliche Situation auf die Seite des Verbrechens gezogen worden. Er sah noch einmal hinüber.
Eine faire Chance würde der Kleine vor Gericht nicht kriegen, ein wirklich freier Mann nie mehr sein.
Er war mit seinen Gedanken noch nicht weiter gekommen, da waren aus der Ferne Sirenen zu hören. Cooper wusste schnell, dass sie hier her kamen.
Ohne weiter mit sich selbst zu diskutieren und seinem schlechten Gewissen folgend, schulterte er Dave und machte sich aus dem Staub.
„Wenn der Kleine schon die Seiten wechseln muss, dann wenigstens nicht allein. Ich bin ihm was schuldig.“, rechtfertigte Cooper sich vor sich selbst.
Auf der Strasse war niemand zu sehen. Auch kein Wunder um diese Uhrzeit, dachte er. Wer um 3 Uhr nachts in diesem Teil des äußeren Rings unterwegs ist, ist entweder ein schwer bewaffneter Cop, ein schwer bewaffneter Gangster oder ein Wahnsinniger.
Die letzte Gruppe ist leider auch immer öfter schwer bewaffnet.
Er blickte sich um, rechter Hand konnte er an einigen Häuserwänden schon blaue Lichtreflexe erkennen. Die Cops waren schneller als er erwartet hatte.
Also nach links.
Er lief los. Schon nach wenigen Metern begann es zu regnen. Ein regelrechter Platzregen, binnen weniger Sekunden konnte man keine fünfzig Meter mehr weit sehen. Zwei Seitengassen ließ er links liegen, in die Dritte bog er ein. Dann weiter durch die schmale Strasse, in die kein LAV gepasst hätte. Die Sirenen waren weg, kein Blaulicht mehr zu sehen. Das war zu einfach!
Er blieb stehen und lauschte, doch der Regen machte alle Versuche, mehr als nur das Klatschen von Wasser auf Metall und Beton zu hören, zunichte.
Langsam ging Cooper weiter. Soweit er über die Cops informiert war, war es nicht unüblich, dass sie aus dieser Gegend lieber schnell wieder verschwanden, wenn die Verdächtigen nicht gerade auf der Hauptstraße stehen blieben.
Er selbst hatte einige Jahre für den Verein gearbeitet und wusste recht gut Bescheid über das, was Cops taten und was sie lieber nicht taten. Aber etwas sagte ihm, dass sie dieses Mal nicht einfach wieder abgezogen waren.
Vielleicht hatten sie ihn erkannt...
Der Regen wurde etwas schwächer, langsam näherte er sich der nächsten Ecke, alles in ihm spannte sich...

Ray Jerik hatte einen schlechten Tag erwischt. Nicht nur, dass seine Frau ihn heute verlassen hatte, denn das war nicht nur schlecht, nein, zusätzlich war heute sein Bankkredit geplatzt, sein Hund weggelaufen und nun musste er auch noch Nachtschicht im äußeren Ring schieben.
Rund herum ein beschissener Tag. Das war es auch, was er dachte, als er nun, kurz nach drei Uhr nachts, noch einmal raus musste.
Dabei war es doch so schön gemütlich gewesen in der sicheren Station. Warum war der Befehl zum Ausrücken gekommen?
Bei dem Wetter und um diese Zeit passierte das höchst selten.
Nach einem kurzen und rasanten Flug durch die nächtlichen Straßen hatten sie ihr Ziel, den Tatort, erreicht. Von einer Überwachungseinheit hatten sie erfahren, dass der Verdächtige das Gebäude mittlerweile zu Fuß verlassen hatte und in einer der Nebenstrassen vermutet wurde.
„Alles Raus! Und fangt ihn mir lebend!“, brüllte der Capt’n.
„Immer zu zweit! Bleibt zusammen! Verdammt, was seid ihr für ein mieser Haufen!? Schneller!“, ergänzte er seine Befehle.
Er selbst blieb natürlich im Mannschaftstransporter, um nicht dem einsetzenden Regen ausgesetzt zu sein - und vielleicht auch noch aus anderen Gründen.
Die beiden GSI Black Hawks, die die Mannschaft abgesetzt hatten, setzten einige Meter zurück und ließen die Männer im Regen stehen.
Die beiden schweren Kampfflieger gingen in Schwebeposition, etwa zwei Meter über dem Boden und fünfzig voneinander entfernt.
Taktisch gesehen gaben sie den Bodentruppen nun eine bessere Deckung, da sie nur so ihre schweren Waffen effektiv einsetzen konnten. Bei den Männern kamen diese Manöver aber immer etwas anders an.
Zwanzig Cops verteilten sich jetzt so, wie sie es gelernt hatten und wie es ihnen befohlen wurde, immer zu zweit in der Gegend.
Ihre dunklen Schutzanzüge glänzten mittlerweile vom Regen, genau wie ihre schwarzen Waffen. Das Licht ihrer Helmlampen brachte die Regetropfen zum Glitzern.
Ray ging mit Jonathan Brink, einem etwas untersetzten Endvierziger, der gerne mal ein Bierchen zuviel trank und auch sonst kein zuverlässiger Kollege war.
An diesem Tag lief eben alles schief.
„Jerik! Brink! Ihr beiden geht da rüber und durchsucht den hinteren Bereich!“. Der Cop, der diesen Befehl gegeben hatte, deutete in die linke Gasse neben der Bar. Ray hatte seinen Namen vergessen und er folgte dem Befehl auch nur, weil ihm nichts Besseres einfiel, vorgesetzt war ihm dieses Würstchen sicher nicht.
Heute war ihm alles egal. Sollten die anderen die Bar stürmen, da würden sie nichts finden und wenn er sich den Kerl schnappen könnte, wäre vielleicht eine Beförderung drin.
Plötzlich erwachte das Jagdfieber in Ray, ja, das war es, das war seine Chance! Wenn man zwei Jagdboote und zwanzig Cops wegen dieses Typs ausschickte, dann war sein Kopf sicher einiges wert! Weiter dachte er nicht...
Nun war er wieder hellwach. So professionell, wie er konnte, arbeitete er sich in die kleine Gasse vor. Leicht geduckt gehend und die Waffe immer im Anschlag, schlich er vorsichtig weiter.
Seine Helmlampe hatte er abgeschaltet, sie brachte einem potentiellen Gegner mehr als ihm. „Mach das Ding aus!“, gab er mit einem geflüsterten Brüllen an Jonathan weiter. „Was denn?“, keuchte der, er schien schon völlig außer Atem.
„Wir sind damit viel zu gut zu sehen und uns selbst bringen die Dinger bei dem Regen nichts! Machs aus verdammt!“, setzte Ray nach. „Schon gut.“, Jonathan schaltete seine Lampe ab.
Der Regen prasselte jetzt wieder etwas heftiger auf sie herab. Beide schalteten ihre Nachtsichtgeräte ein, die Welt wurde grün, die Atmosphäre noch drückender.
Langsam arbeiteten sie sich weiter vor, Ray schaltete seinen TA ein. Auf seinem Visier erschien ein kleines Fadenkreuz. Er prüfte, ob es den Bewegungen seiner Waffe folgte, schwenkte die Waffen ein wenig hin und her.
Alles schien zu funktionieren.
Sie hatten nun bald die erste Abzweigung erreicht, von ihren Kollegen war kaum etwas zu sehen oder zu hören. Nur das angestrengte Keuchen hinter ihm erinnerte Ray daran, dass er nicht allein war. Er presste sich an die Wand und spähte um die Ecke. Nichts.
Die kleine Strasse, die hinter dem Block verlief, in dem die Bar war, war fast vollkommen leer. Lediglich einige Mülltonnen und ein ausgebranntes LAV standen herum und ließen den Regen geduldig über sich ergehen. Geduckt drückte er sich um die Ecke und bewegte sich nun etwas schneller von Deckung zu Deckung. Hätte er nicht jedes Mal auf Jonathan gewartet, wäre er sicher schneller gewesen. Zwei Gassen hatten sie nun bereits passiert, ohne etwas Verdächtiges bemerkt zu haben.
Hinter einem großen Abfallbehälter, der direkt neben der Ecke zur dritten Quergasse stand, machten sie Halt. „Sollten wir nicht...“, Jonathan holte Luft, „...sollten wir nicht Meldung machen? Wir entfernen uns zu weit von den anderen.“
Ray beachtete ihn nicht, er meinte etwas gehört zu haben. Waren da nicht Schritte gewesen? Direkt hier um die Ecke?
„Still!“, zischte er seinen Kollegen an und hob die Waffe. „Bleib in Deckung, ich glaube er kommt!“ Jonathan zuckte zusammen und tat, was ihm gesagt wurde. Er klammerte sich an seine MP und machte sich so klein, wie er nur konnte.
Die Einheit, der die beiden angehörten, war eine der am schlechtest ausgerüsteten auf dem ganzen Mars. Und obwohl vor einem Monat das Budget erhöht wurde, hat Jonathan an seiner alten CW MP 51festgehalten.
Ray fasste all seinen Mut und stand auf. Der Müllcontainer bot ihm genug Deckung, auch wenn er aufrecht stand. So konnte er selbst die Gasse im Auge behalten, ohne ein allzu leichtes Ziel zu sein. Er legte sein CW M16 Sturmgewehr auf den Rand des Containers, wo nicht soviel Dreck lag und richtete es auf den schmalen Durchgang.
Das kleine gelbe Fadenkreuz auf seinem Helmvisier zitterte. Der Technik konnte er nichts vormachen, er hatte Angst.

Cooper legte seine Fracht langsam ab, der noch immer schlaffe Körper glitt ihm dabei beinahe aus den Händen. Dann sah er sich noch einmal um, hinter ihm war alles friedlich, nur das etwas entfernte Summen von mehreren schweren Düsen bereitete ihm Kopfzerbrechen. Aber die waren definitiv hinter ihm, also weiter nach vorne, soviel war klar. Langsam schlich er zur Ecke und presste sich gegen die harte, kalte Stahlwand. Er schob sein Gesicht vor, nur so weit, bis er gerade herumsehen konnte, dann zuckte er zurück. Da war jemand! Er hatte ihn genau gesehen. Gut getarnt, sicher, aber nicht gut genug. Cooper dachte angestrengt nach. Der Kerl sah nach ‘nem Cop aus, wartete bestimmt nur auf ihn und war ganz sicher nicht alleine. „Was soll’s!“, dachte er, „Wollen wir mal sehen, wer hier der Bessere ist.“

Seit fast fünf Minuten war es still in der Gasse. Hatte Ray sich etwa getäuscht? Der Regen war schwächer geworden. Jonathan hatte mittlerweile zu Wimmern aufgehört und beobachtete ebenfalls den Durchgang, nur dass er hierzu auf seinem dicken Bauch lag und unter dem Container hindurch spähte. „Wie lange sollen wir hier noch warten?“, flüsterte es von unten. „Noch etwas... ich bin mir sicher, dass er da ist.“, Ray war sich nicht im geringsten sicher, aber vor seinem Kollegen wollte er nicht als Idiot dastehen. Und irgendetwas hatte er sicher gehört.
„Gut, wenn du meist, die anderen werden sicher auch bald hier sein. Oder meinst du, die hauen ohne uns ab, wenn wir zu lange weg sind?“, die zweite Hälfte des Satzes hatte etwas weinerliches. „Sicher nicht... und jetzt sei still!“. Wieder war Ray sich nicht wirklich sicher, aber er spürte, dass bald etwas geschehen würde und er sollte Recht behalten.

Noch einmal blickte Cooper auf den Bewusstlosen und löste sich dann von der Wand. Er spannte sich, schüttelte seine Haare auf und brachte seine Kleidung etwas in Unordnung.
Auf das Erscheinungsbild kam es jetzt an.
Dann trat er langsam aus der Gasse. Cooper versuchte so natürlich wie möglich zu erscheinen. Der Cop sollte ihn für einen „normalen“ Menschen, einen Obdachlosen oder Ähnliches halten und zumindest erst einmal nicht schießen.
Es schien zu funktionieren, denn nichts passierte. Ohne den Kopf groß zu bewegen suchten seine Augen die Umgebung ab, hier mussten doch noch mehr sein!
Dann, als er nichts Verdächtiges gefunden hatte, blickte er in Richtung des Containers, wo er vorhin einen Cop gesehen hatte.
Scheinbar teilnahmslos und ohne Anzeichen von Anspannung ging er darauf zu, die dahinter stehenden beziehungsweise liegenden Polizisten hatte er nun beide bemerkt.

Da war er! In Ray schoss das Adrenalin hoch, er hatte sich nicht getäuscht! Schnell glich er den Verdächtigen mit dem Foto auf seinem Visierdisplay ab. Das war er!
Auch wenn die Übereinstimmung bei diesem Licht und den Umständen mehr als fragwürdig war, war Ray von seinem Urteil überzeugt.
„Keine Ahnung was du verbrochen hast und warum du so wichtig bist, Bürschchen, aber hier ist Schluss für dich!“, dachte er. Er stupste Jonathan mit dem Stiefel an und flüsterte ein leises „Match.“
Dann brüllte Ray los: “UPD! Auf den Boden! - Keine falsche Bewegung! Lass die Hände da, wo ich sie sehen kann!“
Der Verdächtige hob langsam die Hände und ging gleichzeitig etwas in die Knie, er schien zu gehorchen. Plötzlich schob etwas den Container in Richtung der beiden Cops! War er bei dem Regen einfach ins Rollen geraten? Das konnte nicht sein, der Boden war hier überhaupt nicht abschüssig!
Ray wurde zurückgeschoben, er konnte den Verdächtigen nicht mehr sehen, „Bleiben Sie wo Sie sind, keine Bewegung!“, keuchte er.
Immer weiter wurde er von dem eisernen Container geschoben.
Auf dem nassen Boden rutschte er immer wieder weg und schaffte es nicht, die Geschwindigkeit zu verringern, geschweige denn anzuhalten. Als er einsah, dass er so nicht weiterkam, sprang er hinter dem Container vor, kam dabei ins Straucheln, rollte sich jedoch ab und kam hinter einem kleineren Müllhaufen zu liegen. Sofort zog er seine Pistole und legte an, das Gewehr hatte er bei dieser Stunteinlage verloren.
Gut zwanzig Meter war er weg von der Stelle, wo der Container zu Beginn gestanden hatte. Jonathan lag immer noch an der Stelle und regte sich nicht. Der Verdächtige stand noch scheinbar unverändert da, in seiner rechten Hand glitzerte etwas.

Das war leicht gewesen! Was für Anfänger! Cooper war mit sich zufrieden, wenn auch etwas enttäuscht, dass man ihn unterschätzte. Vielleicht wussten die Behörden doch nicht, wer er war, aber dann wären die Cops nicht so schnell vor Ort gewesen. Er blickte zu dem entfernten Cop.
Der war noch nicht am Ende. Den anderen hatte er schlafen gelegt, sein Geist und sein Wille waren sehr schwach gewesen!
Dann wurde es plötzlich laut, Düsen wurden hochgefahren! Nachbrenner zündeten! Schnell stiegen in nicht all zu großer Entfernung zwei Jagdboote auf und schossen davon.
Cooper wartete ab.

„Verdammt! Was soll das?! Warum wird der Einsatz abgebrochen! Hier sind noch zwei Beamte! Wir haben Kontakt! Wir brauchen Hilfe!“, Ray bekam keine Antwort mehr.
Man hatte sie allein gelassen, nur ein kurzer Befehl war gekommen, „Einsatz abbrechen!“. Nicht mehr. „Super! Mein Kollege verletzt, vielleicht tot, ich nur noch mit einer kleinen Pistole und nem Messer bewaffnet und die ganze Einheit macht sich aus dem Staub. Klasse!“, dachte Ray.
Er erhob sich langsam, die Waffe immer auf den Verdächtigen gerichtet. „Keine falsche Bewegung!“ brüllte er, „UPD! Ich will die Hände sehen!“. Insgeheim war er nicht davon überzeugt, dass der Kerl seinen Anweisungen Folge leisten würde, aber er wusste keinen anderen Weg. Der Verdächtige bewegte sich und es war klar, dass er sich nicht hinlegen wollte. Die Luft um den Mann begann zu flimmern, oder war das nur ein Fehler im Nachtsichtgerät? Was soll’s, das war eine falsche Bewegung! Ray drückte ab. Vier Kugeln feuerte er mit seine SW Combat I ab, die Waffe war ganz neu und er hatte sie noch in keinem Einsatz benutzt. Der schlanke schwarze Lauf zuckte sanft unter jedem Schuss.
Ray blickte zu seinem Ziel hinüber. Der Mann stand noch, war nur leicht gebeugt. Das gibt’s doch nicht! „Der konnte doch kaum... doch, natürlich konnte er eine Schutzweste tragen und damit hätte ich auch rechnen müssen!“, schallt er sich innerlich. Jetzt zielte Ray auf den Kopf des Verdächtigen, „Hier ist Endstation für dich! Wenn ich dich erledige, wird mein Leben anders verlaufen!“ Sein Ziel bewegte sich nicht, die Luft schien immer noch in Bewegung und der Mann wirkte merkwürdig unscharf.
Wieder drückte der Cop den Abzug.

Die zweite Salve kam nur wenig später, wieder waren es vier Kugeln und wieder waren sie gut gezielt gewesen. Cooper stöhnte leise auf, er konzentrierte sich, um den Schild zu halten.
Genug gespielt!
„Du hast verloren!“, dachte er und blickte zu dem Cop hinüber. Der wiederum hatte die Waffe gesenkt und blickte unschlüssig um sich. Der Telepath sammelte sich und entlud seine Kraft in einem kräftigen Angriff. Ein unsichtbares Geschoss sauste mit hoher Geschwindigkeit auf den Ahnungslosen zu.
Der Cop wurde voll auf der Brust getroffen, stürzte und blieb liegen, wie von einem mächtigen Hammer niedergestreckt.
Das war’s. Cooper rannte zu dem Bewusstlosen und entwaffnete ihn, Waffen konnte man immer gut zu Geld machen. Auch das Sturmgewehr und die MP des dicken Cops hob er auf und ging dann zu seinem Packet zurück.

„Hey Kleiner! Aufwachen!“, Cooper schüttelte Dave nicht gerade sanft, „Komm wieder zu dir!“ Der Geschüttelte öffnete die Augen. „Wo bin ich? Was soll das?“, er versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. „Erinnerst du dich an das, was in der Bar passiert ist?“, fragte Cooper. Dave dachte kurz nach, dann nickte er.
„Gut, dann muss ich dich jetzt leider umbringen! - Nein, war nur ein Scherz. Danke, dass du mir geholfen hast. Aber ich hatte alles unter Kontrolle, du hättest dich nicht einmischen müssen.“
Dave schaute ihn irritiert an. Noch irritierter war er, als Cooper ihm eine dunkle Pistole und eine alte Maschinenpistole in die Hand drückte. „Die wirst du eventuell brauchen. Du stehst jetzt auf der anderen Seite mein Junge.“ So etwas wie ehrliches Bedauern lag in seiner Stimme.
„Was...“, sagte Dave leise, er war noch zu verwirrt um alles zu begreifen.
„Na ja, die bringen dich jetzt mit einem Mord und einem Angriff auf zwei Cops in Verbindung. Und, wenn du Pech hast, mit mir. Glaub mir, auch wenn du unschuldig bist, das interessiert hier nicht. Du warst dabei, es gibt keine Zeugen, die dich entlasten können, und die Überwachungskameras auf der Hauptstraße haben sicher dein Bild.“
Er schwieg kurz. „Sorry, daran hab ich vorhin nicht gedacht. Ich hab’s versaut, tut mir leid. Wenn du willst, nehm‘ ich dich erst mal mit, dann kannst du dir in Ruhe überlegen, was jetzt werden soll.“
Dave nickte nur, was sollte er auch sonst tun? Er war zum Verbrecher geworden, ohne wirklich was getan zu haben, zumindest, wenn er dem Kerl da glauben konnte.

Cooper machte sich auf den Weg. Das Häufchen Elend hinter ihm hatte Probleme, Schritt zu halten. Aber er fühlte sich wirklich schuldig und, na ja, der Bursche war kräftig und körperlich wohl in einer guten Verfassung. Auch hatte er die Waffen nicht wie heiße Kartoffeln angefasst. Auch wenn er kein Soldat war, er war zu gebrauchen.

Sie liefen noch eine Weile durch die dunklen Straßen des äußeren Rings. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört und das Sternenlicht spiegelte sich in den vielen kleinen und größeren Pfützen.
Dave hatte schon länger die Orientierung verloren, sie waren nicht weit weg von dem Bezirk in dem er aufgewachsen war, aber dennoch hatte der dunkelhaarige Kerl, der jetzt mit dem Sturmgewehr in den Händen wie das Abziehbild des idealen Straßenrebellen aussah, einen Weg gewählt, der Dave vollkommen verwirrte.
Eventuelle Verfolger hätten sie so abgehängt, und das war sicher auch die Absicht von dem Typen. Nach etwa zehn weiteren Minuten, die sie gehend verbrachten, bog der Leiter dieser kleinen nächtlichen Flucht in eine besonders düstere und kleine Gasse ab.
Irgendjemand hatte hier systematisch alle Lampen zerschlagen, es war stockdunkel und roch nach Abfall und Unrat.
Dave folge nur noch instinktiv weiter seinem Führer, sehen konnte er ihn nicht mehr.
Dann hörte Dave ein lautes Pochen.
Dann eine Stimme.
“Wer ist da?“, die Stimme klang metallisch, fast wie eine Computerstimme aber irgendwie auch nicht.
Cooper antwortete, „Ich bin’s, Cooper.“
„Wie lautet das Passwort?“
Cooper stockte. „Mach die verdammte Tür auf, Hook!“, schnauzte er.
Hinter der Tür lachte jemand, dann öffnete sich ein leuchtendes Rechteck in der Finsternis.
Dave wurde mit hineingezogen.

 

Hallo!

Bin auch quasi neu hier, wie wohl einige immo. Die Geschichte hier spielt in dem Universum des Pan and Paper Rollenspiel "Pirates2282", welches noch nicht auf dem Markt erschienen ist.
Sie ist daher ähnlich zu betrachten wie etwa die begleitenden Romanreihen zu DSA oder Shadowrun. Will sagen, fragt ruhig nach, falls ihr mehr Hintergrund haben wollt.
Diese und andere Geschichten sollen später dem Spieler ein tieferes Eintauchen in die das Rollenspiel ermöglichen.
Ich bitte nicht auf die Formatierung hier zu achten, das is nur Beiwerk. In Word sah das alles viel netter aus.
Viel Spass mit der Geschichte!

Wenn ihr sie nicht total in der Luft zerreißt, kommen demnächst noch ein paar mehr aus der Welt von P2282.

 
Zuletzt bearbeitet:

Da der Autor selbst Erfinder des zugehörigen Rollenspiel-Systems ist, gibt es keine Copyright-Probleme, und der Text darf stehenbleiben.

 

Keiner da?

Will keiner was dazu schreibe?
Kommt schon ich beiß nich ;)
Alle im Urlaub? :)

mfg

pirates2282

 

Hallo Kosar des Kosmos

Da der gute Uwe dich wieder freigegeben hat, wollen wir mal nich so sein;) .

Erster Eindruck: Recht verwirrend und auf kurzlebige Action ausgerichtet.

Zuerst mal die ausführliche Prügelei am Anfang, die mir doch arg sinnfrei daherkommt. Da hauen und stechen Kerle mit coolen Namen mit Mobiliar und Plasmaklingen aufeinander ein, und das geschlagene fünf Absätze lang. Mhm. Wieso sie dass jetzt tun ist ja auch eigentlich egal... oder nicht?

Nebenbei, ich spiele auch gern mal das eine oder andere Rollenspiel und hab mir da auch selbst einiges ausgedacht, insofern kann ich schon nachvollziehen, was das ganze soll.
Zwei Startcharaktere sollen zueinanderfinden und wie ginge das besser als mit einem gemeinsamen Kampf. Gleichzeitig auch eine gute Möglichkeit, sich gesinnungsmäßig gleich mal festzulegen. Und natürlich ist es da auch ein triftiger Grund, fies aussehende Typen umzulegen, nur um sein kostspieliges Tötungswerkzeug zu ergattern, für dass man sonst wieviele Quests durchspielen müsste, wenn man es sich kaufen wollte.
Schon klar.

Es geht ja auch noch weiter. Selbstverständlich kommt jetzt die Polizei (die ja eigentlich noch nie die Guten waren). Knallbums. Wir präsentieren weitere Waffen plus Telepathie.

Wir beenden unsere Charaktererschaffung damit, dass der "Kleine" endgültig ins dunkle Millieu absinkt.

Fassen wir mal zusammen:dozey: :

Sowas würd ich ja gerne durchspielen aber zum Lesen erwarte ich mir schon etwas mehr. Viel Hintergrund gibst du ja auch nicht gerade. Ein paar technische Abkürzungen, mit denen man nichts anfangen kann und ein wenig Inneres und Äußeres Ring-Gemechtel.
Als Einstieg für komplette Neulinge, die eben einen Einstieg und keine wirkliche Geschichte haben wollen, meinetwegen. Zu mehr langt es leider nicht. Zu seicht, zu konstruiert, zu sinnfrei.

Nimm das jetzt nicht als kompletten Totalverriss, denn den eigentlichen Zweck mag dein Text ja erfüllen, aber als Kurzgeschichte taugt's nix.

Mein Rat: Lass den Spielleiter zuhause und hol den Autor raus. Vom Stil her hats ja Potential, wenn du klicheemäßig etwas abrüstest und vereinzelt blitzt ja auch ein wenig Selbstironie durch.
Ich hab ja auch schon durchaus lesbare Kurzgeschichten aus dem Rollenspielgenre gesehen.
Den literarischen Olymp erreicht man damit zwar schwerlich, aber immerhin.
Ansonsten... Fantasie haste ja genug.

Ach und dies:

Auf das Erscheinungsbild kam es jetzt an.
Jetzt kam es...

Eine faire Chance würde der Kleine vor Gericht nicht kriegen, ein wirklich freier Mann nie mehr sein.
Nie mehr ein freier...

Mehr find ich auf die Schnelle nicht. Hab zu schlecht auf Ausdauer gewürfelt;) .

Es grüßt das Würfelpech in Persona

omnocrat

 

Hoi!

Danke für die erste Kritik! Ja, hatte schon befürchtet, das Geschichten dieser Art hier nich so richtig reinpassen, weil sie eben anders sind... Das mit dem wenigen Hintergrund zum Beispiel. Die Geschichten stehen am Ende der jeweiligen Regelbücher. Der Leser hat also zu diesem Zeitpunkt die ganzen Hintergrundinfos schon, ihr natürlich nicht. Daran hätte ich denken müssen...

Macht es Sinn noch mehr dieser Geschichten (es gibt immo noch 3 weitere) hier reinzustellen, oder gehören die einfach nicht hier her?

ein etwas verwirrter Raumpilot...

 

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