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Finsternis

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19.07.2016
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Finsternis

Blutstropfen fallen von der Schneide der Machete in seiner rechten Hand.
In der linken Hand kleben Reste von Blut, ein zerfetztes Taschentuch und irgendetwas Weißes.
Vor ihm kauert sich ein kleines Mädchen in die Ecke. Blutüberströmt und leise schluchzend.
Den kantigen, nackten Kerl interessiert dies kein kleines bisschen.
Er humpelt immer weiter auf das kleine Mädchen zu und holt langsam mit der Machete zum Schlag aus.
Ein Flackern des Lichtes. Finsternis.
Der Kantige dreht sich um und sieht nach dem Übeltäter.
Nur eine kleine Maus die er hört.
Er schaut zurück zur Ecke, sieht in der Ecke nichts und tritt mit vollem Schwung gegen die Wand wo vorher das Mädchen lag.
Ein Schmerzensschrei aus seinem Mund. Es war der bereits gebrochene Fuß den er schon fast wieder vergessen hatte.
Die Machete klirrt zu Boden und er fasst sich an den nun wirklich zerschmetterten Fuß.
Das metallische Schleifen einer Klinge verwirrt ihn. Er schlägt die Augen auf und findet sein Tötungsinstrument nicht auf dem Boden vor.
Durch Schrittgeräusche im Hintergrund dreht er sich abermals um.
Er sieht gerade noch die vorbeisausende Klinge und kann ihr gerade so ausweichen.
Das Mädchen hatte versucht ihn niederzustrecken.
Mit seiner riesigen linken Hand packt er sie am Hals und presst sie mit machtvoller Gewalt zu.
Von ihr sind nur noch einige Krächz Geräusche zu hören bis ihr Körper in sich zusammensackt und das Leben in ihr dahinscheidet.
Er lässt den leblosen Körper fallen, eignet sich seine Machete wieder an, packt die Leiche am Fuß und schleift sie aus dem dunklen Raum in einen noch dunkleren Gang.

Und am anderen Ende der Welt schauen sich „Menschen“ dieses Spektakel an.

 

Hej Eisstein,

in deiner Geschichte weiß ich gar nicht wer und wo ich bin. Ist das real? Befinde ich mich in einem Spiel? Bin ich der Spieler?
Diese blutrünstige Szene mit dem kleinen Mädchen, einer Maus und einem kantigen Kerl lässt mich auf eine virtuelle Welt denken, hoffen.
Dennoch kann ich darüber nicht nachdenken, weil mir Informationen fehlen. Ich kann diese Szene lediglich zur Kenntnis nehmen. Mitempfinden kann ich sie nicht.
Erzähle mir doch mehr über diese Leute. Wer sind die denn und wie kommen sie zusammen? Was passiert denn da sonst noch und warum.

Ich hoffe, du weißt, was ich meine.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Kanji,
ja ich kann verstehen was du meinst.
Dies war einfach nur eine Szene in meinem Kopf, nachdem ich mich mit dem DeepWeb befasst habe.
Ich hätte es vielleicht noch dazu schreiben sollen damit man den Kontext versteht.
Zudem finde ich das solche Szenen mit weniger Informationen als gewöhnlich, wesentlich mehr Raum zur Interpretation geben.
Aber danke für deine konstruktive Kritik
LG Eisstein

 

Ja Eisstein, uns somit eben keine vollständige Geschichte. ;)

Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

erst mal ein herzliches Willkommen an dich, Eisstein.
Ich meld mich mal, weil ich diesen Text "durchgewunken" habe, obwohl er nicht dem üblichen Aufbau und den Charakteristika einer Horrorgeschichte entspricht.
AmS ist es dennoch eine Geschichte, denn sie gleicht einer Parabel, einer kurzen Erzählung also, die moralische Fragen thematisiert. Dies tut dieser Text im letzten Satz. Er lässt das brutale Geschehen am Anfang an den Augen des Lesers vorbeilaufen, um ihm dann die Wahrheit an den Kopf zu knallen, dass dies ein Unterhaltungsschmankerl war. Das heißt, das Geschehen wird verurteilt, diese Art der Unterhaltung als Sensationsgier gefasst und der Leser kurzzeitig mit seiner eigenen Rolle als Voyeur konfrontiert.

Von daher eine vollständige parabelartige Kurzgeschichte.
Man kann sich darüber austauschen, ob die Intention hier gelungen ist, was man ändern kann, ob man überhaupt diese Art Texte und Kurzerzählungen, also Parabeln im weitesten Sinne mag.
Aber eines finde ich, hast du richtig gemacht: nämlich die Szene mit dem Kantkopf und dem kleinen Mädchen NICHT auszubauen, Hintergründe auszuleuchten, Identifikation herzustellen. Darum ging und geht es hier nämlich gar nicht. Umgekehrt: Hättest du das gemacht, also eine vollständig ausinszenierte Geschichte geschreiben, wäre ich mir im letzten Satz verarscht vorgekommen. So nach dem Motto, erst tut Autor alles, dass Frau Leser in die Szene reingeht, Anteil nimmt, dann kommt der letzte Satz und geißelt ihn als Voyeur!
Aber ich denke, das ist eine grundsätzliche Frage, bei der man nicht unbedingt einer Meinung sein wird.
Mir ging es nur mal kurz darum klarzustellen, weshalb dies schon eine Geschichte ist.


Den Kontext, Eisstein, versteht man übrigens schon, ob das nun genau das Deepweb ist oder sonst ein Web.

Du könntest aber schon noch einiges am Text tun. Zum Beispiel mal mit den Kommas anfangen. Besonders im hinteren Teil.
Jetzt muss ich leider dringend weg.
Viele Grüße

 

Hallo Eisstein!

Willkommen bei den Wortkriegern.

Ich sehe das wie Novak. Vollständige Geschichte (oder Erzählung); und Identifikation mit den Beteiligten herstellen usw. für diese Geschichte nicht empfehlenswert.

Aber: Ich habe deine Geschichte nicht gelesen, jedenfalls nicht vollständig. Ich habe sie angelesen, nur Gewalt gesehen und bin zur Pointe gesprungen. Ich gehöre nicht zu dieser Sorte Mensch, die du anprangerst. Ich gucke mir so was nicht an.
=> Und nun stellt sich die Frage: Will ein Autor das? Dass der Leser seine Geschichte nicht liest? Kann ich mir nicht vorstellen.
=> Fazit: Ein langgezogenes Hmmm.

Grüße,
Chris

PS:
"Zudem finde ich das solche Szenen mit weniger Informationen als gewöhnlich, wesentlich mehr Raum zur Interpretation geben."
=> Also ich für meinen Teil möchte aber keine Interpretationsaufgabe gestellt bekommen, sondern eine gutgeschriebene Geschichte lesen.
=> Und: Wie kommen denn bloß so viele Leute auf die Idee, dass wenige Informationen Interpretationsspielraum geben? Wo nichts ist, kann man nicht interpretieren. Zu wenig Informationen innerhalb einer Geschichte bedeutet nichts anderes als: Lücken, Löcher, Leere.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Eisstein und Herzlich Willkommen bei den Wortkriegern.

Ich will gleich mal mit der Tür ins Haus fallen - also mir als großem Horrorfreund hat dein Erstling hier leider nicht allzu besonders gefallen. Die "Geschichte", wenn man diese Fragment so nennen will (Novak hat dir ja bereits etwas dazu gesagt), zündet bei mir nicht so richtig.

Der Horror, der im Tötungsakt eines kleinen Mädchens besteht, ist mir zu reisserisch bzw. zu sehr Mittel zum Zweck, um Schrecken und Betroffenheit zu erzeugen. Das liegt nicht an dem Umstand, dass ich einen Kindsmord nicht schlimm finde, sondern einzig und allein an der Art und Weise, wie du uns das hier präsentierst. Ohne Bezugsrahmen, ohne Kontext, ohne Einbindung. Eine ganz banale Mordschilderung - sorry, aber das ist (in meinen Augen) kein Schrecken erzeugender Horror, der emotionale Beklemmung zurücklässt, sondern plakativer Snuff.

Hinzu kommen dann noch ein paar Ungereimtheiten, die sich selbst bei der Kürze dieser Story nachteilig auswirken.

Du beschreibst ein "Flackern des Lichts" und "Finsternis". Dann einen "Übeltäter", der sich als "Maus" herausstellt. Was hat eine Maus denn mit der Finsternis bzw. Lichtflackern zu tun? Oder hat die Maus etwa an der Lampe herumgespielt? Und inwiefern macht das aus ihr einen "Übeltäter"? Das passt alles irgendwie nicht so richtig in eine nachvollziehbare Handlung. Mag sein, dass du das als Parabel gemeint haben magst - ich jedenfalls verstehe es nicht.

Was den gebrochenen Fuss angeht, so verweise ich auf maria.meerhabas Kommentar. War mir auch unverständlich und recht unglaubwürdig.

Und last but not least dann noch der Schluss, in dem du deiner Szene den (offensichtlich gewollt voyeuristischen) Charakter eines "Spektakels" zubilligst, der von (offensichtlich ebenfalls gewollt abfällig betonten) "Menschen" angesehen wird. Was willst du uns denn damit sagen? Das es also moralisch verwerflich ist, sich Horrorfilme anzusehen oder brutale Medien zu konsumieren? Das der Tod eines Kindes nicht als "Spektakel" herhalten soll? Die Anprangerung der sittlichen Verrohung, menschlichen Niedertracht und blutrünstigen Sensationsgier?

Falls das also die Aussage deiner Geschichte sein soll, so ist mir das ehrlich gesagt viel zu viel erhobener Zeigefinger und Pharisäertum. Ich bin nämlich leidenschaftlicher Horror- und Splatterkonsument und ziehe mir diesen Stiefel trotzdem nicht an!

Hm... ich hoffe jetzt zwar, dass dir mein Kommentar nicht zu abkanzelnd, negativ, hart oder verreißend war, aber ich bin nun mal nicht nur ein Freund des Horrors, sondern auch der klaren und ehrlichen Worte.

Dennoch viel Spaß hier (trotz eiserner Kritik meinerseits) wünscht dir der EISENMANN

 

Hallo Eisstein

Zweierlei kann ich loben: Erstens erzählst du anschaulich und zweitens erzählst du spannend. Dass du die Gewalt mit dem letzten Satz aus einer neuen Sicht zeigst, hat mir gefallen.

Zwei Sätze fand ich fraglich:

Vor ihm kauert sich ein kleines Mädchen in die Ecke. Blutüberströmt und leise schluchzend.

Ist vielleicht eine Stilfrage. Ich hätte, was nach dem Punkt folgt, nicht abgetrennt. Man könnte ja auch schreiben:

Vor ihm kauert sich ein Mädchen, blutüberströmt und schluchzend, in die Ecke.
Vor ihm kauert sich ein kleines, leise schluchzendes und blutüberströmtes Mädchen in die Ecke.

Er sieht gerade noch die vorbeisausende Klinge und kann ihr gerade so ausweichen.

Wenn er gerade noch sieht, wie die Klinge vorbeigeht, dann bleibt ihm eigentlich nur noch übrig, ihr nachzuschauen. Aber ausweichen muss er der Klinge nicht, da sie ja an ihm vorbeisaust. Logischer Weise müsstest du schreiben: Er sieht gerade noch die auf ihn zusausende Klinge und kann ihr gerade so noch ausweichen.

Wie gesagt: Dass du die Gewalt mit dem letzten Satz aus einer neuen Sicht zeigst, hat mir gefallen. Sonst wäre die Geschichte sehr, wirklich, sehr einfach. Allerdings sagt deine Geschichte auch aus, dass es Leute gibt, die auch sehr einfache Geschichten genießen können, selbst wenn sie nur Gewalt zeigen.

Gruss teoma

 

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