Finallissimo.....
Tja, da hatte ich ihn nun also inne, diesen undankbaren Scheissjob, den ich so eigentlich gar nicht haben wollte und für den ich mehr oder weniger nicht mal die entsprechende Ausbildung mitbrachte [ich war zu jenem Zeitpunkt nämlich Sägespäne-Aufsammler in der Stadtsäge von Krumpendorf, derzeit grade im Krankenstand befindlich wegen eines blöden Zwischenfalls mit der örtlichen Müllabfuhr, die Kurzfassung hierzu: war besoffen (10 Rumkugelsackerl....), lauerte der Abfuhr auf, bewarf sie mit alten Autoreifen, wachte in den Zwettler Müllbergen auf....]!
Da ich wie üblich nicht wusste wie ich den “bezahlten Urlaub“ todschlagen sollte, stipitzte ich mir in Ybbs/Persenbeug vom alten Termiten-Schurli ein Trettboot und setzte mich auf der blauen Donau in Bewegung. Letztendlich landete ich (nachdem mich die Wasserrettung auf der Donauinsel rausgefischt hatte bestieg ich Vandalenakten nicht abgeneigt ein Flugzeug) im italienischen Bari, dass für seine nicht existierenden pittoresquen Kanäle weltbekannt war.
Zuerst wollte ich ja nach Norwegen reisen, um mir dort eine Ansichtskarte vom Polarkreis zu kaufen. Doch das Schicksal meinte es gut mit mir, denn kurzfristig war gottseidank noch ein Platz im Frachtraum für den Bariflug freigeworden, diese einmalige Gelegenheit konnte ich wohl kaum auslassen (besser wär´s gewesen ich hätt sie ausgelassen). Wenn ich nämlich vorher gewusst hätte, dass der Frachtraum noch viel kurzfristiger zur Tierklasse umfunktioniert worden ist, wär ich wohl nie in diese Lauda-Air-Maschine eingestiegen (die Erben vom Parmalat-Mann haben ziemliche Scheisse gebaut...).
Mein erstes Ziel in Bari war ein Ansichtskartenshop, dort erstand ich die Polarkreis-Karte und klopfte mir zufrieden auf die eigene Schulter weil ich so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen hatte (Folge: 3 Wochen Gips!). Meine nächste Destination führte mich zu den Touristenpfaden und den schönsten Parkanlagen dieses kleinen hässlichen Städtleins. Ich wollte mich nämlich vergewissern ob es wirklich stimmt, dass diese Stadt ein Eldorado für Touristen-Abzocker darstellt (laut Hustler vom 11.März 1749).
Daher ließ ich mir von jedem herumlungernden Italiener Geld wechseln, kaufte den Sandlern sämtliches Zeugs ab das sie mir anboten, doch keiner von denen beschiss mich auch nur im Geringsten. Ich erhielt wohl den besten Lira-Kurs den es je gegeben hat und erstand Versace-Kleider, einen neuen Fiat-Punto und nen echten Rembrand um ein paar Groschen. Wutentbrannt startete ich noch einen letzten Versuch um mein Geld loszuwerden.
Ich kotzte auf offener Strasse mutwillig einen Mafiapaten an (hatte wohl an der Agip-Tankstelle zuviel Schnaps gezapft...) und flehte ihn an mir mein Geld abzuknöpfen oder mich wenigstens mit einem Genickschuss niederzustrecken. Aber die Mafia ist auch nicht mehr das was sie einmal war... Diese fiese Sau ließ mich einfach stehen und klaute stattdessen den Geld-Hut des Fiats verkaufenden Sandlers. Doch da der grade seinen letzten Verkauf versoff ließ der saublöde Pate den leeren Stinkehut mitgehen, was den Landstreicher jedoch nicht weiter störte, denn er hatte ja noch seine Schwechater-Dose an der er wieder seelenruhig weiternuckelte. Meine persönliche Konsequenz daraus ist, dass ich nie wieder auf Reiseführer-Warnungen höre (nächstes Reiseziel Irak, wo ich mir ne hübsche Frau angeln werde!).
Kochend vor Wut begab ich mich mit dem Hubschrauber (der Flug ging aufs Haus) ins Casino und setzte alles, mitsamt der Republik Österreich auf Schwarz. Lauthals grölend stieg ich zwei Minuten später wieder in den Hubschrauber, endlich konnte ich mich selbst als “armer Schlucker“ bezeichnen und so nebenbei war jetzt das Donau-Casino Bari Eigentümer der Alpenrepublik. Der Rückflug ging übrigens wieder aufs Haus, man entfernte mich nämlich unsanft aus der Maschine und ich schlug frontal auf dem Haus-Dach des Glückspieltempels auf.
Jetzt benötigte ich dringend einen Job, was auch viel leichter zu bewerkstelligen war als die vorangegangene Geld-Rauswerf-Aktion. Als Reisebegleiter hatte ich ja meine drei echten Van-Gogh-Gemälde mitgenommen (die zufällig grade dem Kunsthistorischen Museum abhanden gekommen waren...) und versuchte sie nun an den Mann zu bringen. Van Gogh ist wohl auch nicht mehr wert als Rennbrand, die drei Schwechater-Bier stemmte ich mir aber genüsslich runter.
Versuch ich´s halt morgen nochmal dachte ich mir, als ich mit einer halbleeren Sangriaflasche unterm Arm in das römische Theater von Bari reintorkelte. Da ich zu diesem Zeitpunkt unbedingt ein Klo benötigte benutzte ich den Lieferanteneingang. Nach dieser Wohltat für Körper und Geist begab ich mich auf die Westtribüne und verfolgte begeistert die gerade stattfindenden Katzenkämpfe. Bei genauerem Betrachten mitttels Fernglas kamen mir sämtliche Katzenkadaber irgendwie bekannt vor, doch wusste ich nicht woher und weshalb. Naja, jetzt war ja auch nicht die richtige Zeit um über was auch immer nachzugrübeln, die sich gegenseitig mit Kitekat und Katzenzungen bewerfenden Viecher machten einfach zuviel Spass und verwandelten die Arena in ein wahres Tollhaus.
Während der Pause für die Kulissenumbauten (als nächstes duellierten sich Wellensittiche...) warf ich einen kurzen Blick hinauf zu den Reporterkabinen der Fernsehstationen. Dabei sprang mir sogleich der Comodore 64-er des tschibutischen Tontechnikers ins Auge und ich witterte meine grosse Chance. Laut schreiend trabte ich mit meinem Bauchladen die Tribünen rauf und runter und präsentierte den vorwiegend älteren Semestern meine Win 98/NT-Raubkopien. Die gingen überraschenderweise weg wie die warmen Semmeln (die verkaufte ich für öS 2,90 das Stück!), die haben wahrscheinlich noch nie was von Linux gehört sonst würden sie mir den Mist wohl kaum abkaufen.
Ich stand grade vor nem grösseren Herrn mit Brille und predigte ihm die alte Leier von Win98-Vorteilen vor, als dieser plötzlich ein Happy-Birthday anstimmte. Ich war einen kurzen Blick auf meine Bargeier-Jagdberechtigung und freute mich riesig über diese Überraschung. Doch plötzlich landete völlig unerwartet die zweistöckige Torte dieses Herrn in meinem Watschengesicht, “mhhmm köstliche Sacher“, bemerkte ich und bedankte mich bei Mr. Gates. “Diese Schlacht geht an dich, aber der Krieg ist noch lange nicht vorüber“, bemerkte er sarkastisch, doch diese Worte gingen unter im Begrüssungs-Applaus für die Wellensittiche.
Nach dieser vorzüglichen Mahlzeit verschwand ich wieder in den Katakomben, um mir die klebrigen Hände zu säubern. Da zerrte mich auch schon ein schwarzer deutscher Schäferhund (der Veranstalter dieses Events!) aus den Örtlichkeiten und jagte mich in sein Büro (dort stank es pestial nach Petrigreepal). Er erläuterte aufgeregt seine Misere: Einer der Kämpfer sei kurzfristig ausgefallen (beim Schwarzfahren mit der Barier Bim geschnappt worden, sitzt jetzt 3 Monate im Bau) und ich müsste einspringen, ansonsten drohte er, würde Österreich wieder dem Alpenvolk zurückgegeben werden. Naja, bevor das passiert helfe ich Rolf (so hieß der Schäfer) lieber, dachte ich mir.
Nun hatte ich also den Scheiss-Job inne, den undankbaren Schleudersessel, naja irgendwer musste ihn ja sowieso machen..... , also warum nicht gleich meine Wenigkeit. Mein Anwalt setzte sich prompt mit dem Winkeladvokaten des Gegners in Verbindung, um den Kampfausgang auszuhandeln. Erhobenen Hauptes und vor Selbstsicherheit strotzend fuhr ich in die Arena rein (wegen der von Rolf zugefügten Verletzungen an den Rollstuhl gefesselt...). Kurz darauf öffnete sich ein mächtiges Eisentor und mein Gegner trottete herein.
Ich traute meinen Augen kaum, es war kein hochmotivierter spanischer Schnitzer-König, der mich mit Kunststoffbesteck spielend leicht niedermetzeln konnte, nein, es war vielmehr ein alter Bekannter. Ich strahlte übers ganze Gesicht als ich erkannte, dass es jener Stier war mit dem ich tags zuvor den Flug in der Tierklasse von Schwechat nach Bari verbracht hatte. Er freute sich auch mich wieder zu sehen und wir nahmen sogleich mit Kaffee und Donuts am Schlachttsich der Firma Lainer Platz (auf dem sich noch einige Vogelteile befanden....).
Die Zuseher erlebten wohl den langweiligsten, ereignislosesten und unblutigsten Stierkampf und wollten schon allein deshalb Lynchjustiz an uns betreiben. Das schafften sie auch, wir wurden beide auf jener Schlachtbank hingerichtet wo es wenige Minuten zuvor noch nach köstlichen Schoko-Donuts geduftet hatte. Damit konnten wenigstens die Verhandlungen unserer Anwälte ergebnislos abgebrochen werden, aber die waren ja von Anfang an nur als Scheinverhandlungen zwischen dem schwarzen Matador und dem roten Stier abgetan worden.
Hätten unsere Rechtsbeistände oder das Publikum von unserem im Rausch der Höhenluft geschlossenen Gentlemen-Agreement früher Bescheid gewusst, dann hätte wohl alles ein ein unblutigeres Ende genommen. Aber eigentlich ist ja gut so wie es gekommen ist! Damals im Tierfrachtraum hatten wir uns nämlich per Handschlag bzw. Muh-Geschrei geschworen: Falls wir uns je zufällig oder auch nicht in einer Stierkampfarena begegnen sollten, dann werden wir uns nicht gegenseitig bekämpfen und töten sondern uns gegenseitig Respekt zollen und uns lieber töten lassen.
Und so war es dann auch, wenigstens einen Stier kann man noch vertrauen, der hat wenigstens noch gute Manieren und echte, ehrliche Handschlagqualitäten.