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Feuerwerk

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02.02.2004
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Feuerwerk

"Wann geht's denn los?"

Schräg hinter mir steht ein kleiner alter Mann mit Zipfelmütze und Rauschebart. Im Mundwinkel steckt eine Brissago und unter buschigen Augenbrauen blitzen zwei dunkle Augen hervor. Er sieht aus wie einer dieser Appenzeller Bauern aus der gleichnamigen Käsereklame mit Uwe Ochsenknecht.

"Los geht's, wenn's dunkel ist", antworte ich freundlich und ziehe meinen Kragen hoch. Die Temparatur bewegt sich irgendwo zwischen blauen Lippen und abgestorbenen Zehen. Karin und ich stehen direkt hinter der Absperrung, eingepfercht neben weiteren Vertretern der 'Früher Vogel fängt den Wurm'-Zunft. Freie Sicht, kein Riese mit Hut, aber dafür muss man halt Opfer bringen.

"Ich stehe doch jetzt hier nicht drei Stunden in der Kälte!", nörgelt Karin und reibt die Wollhandschuhe aneinander.
"Aber nachher sind die besten Plätze bereits vergeben", halte ich dagegen. "Und von da hinten siehst du nicht das schöne Gesamtbild, den Wasserfall, die Fontänen ..."
"Ach was, es gibt auch noch genug Feuerwerk über den Köpfen und vielleicht treffen wir ja Freunde."
Demonstrativ schiebe ich mich etwas näher an die Absperrung.
"Ich will aber das Feuerwerk sehen und bleibe auf jeden Fall hier, bis es dunkel wird, basta."
"Wie du willst, ich gehe solange ins Warme", schnaubt Karin zurück und kämpft sich durch die nachrückenden Zuschauer in Richtung Café Odeon.

"Und wann ist es dunkel?"
"Was?"
"Wann wird es dunkel?"
Ich drehe mich um.
Weisse Atemwölkchen schweben über der kalten Brissago.
"Dunkel ist es dann, wenn man nichts mehr sieht", brumme ich und schaue wieder aufs Feld.
Vor uns in sicherer Entfernung wuseln Feuerwerker mit Taschenlampen zwischen Kisten herum und treffen die letzten Vorbereitungen.
"Und jetzt ist es noch nicht dunkel, gell?"
"Nein, jetzt ist es noch zu hell", stöhne ich, drehe mich aber nicht mehr um.
"Weil man ja noch etwas sieht?"
"Genau!"
Die Spitzen der sich im Thunersee spiegelnden Berner Alpen scheinen in rote Farbe getaucht, während der wolkenlose Himmel einen trockenen Abend verspricht. Die Temperatur fällt um weitere drei Grad, kriecht die Hosenbeine hoch und lässt vieles schrumpfen. Der Alte stupst mich in den Rücken.
"Warum fangen sie dann noch nicht an?"
"Weil man noch nichts sieht, hergottnochmal!"
"Eben haben Sie aber behauptet, wenn es dunkel wird, sieht ..."
"Ja, nein, also - "
Irgendwie scheint sich das Alpenglühn jetzt auch auf meine Kopfhaut zu übertragen. Ich drehe mich um und deute mit dem Handschuh auf die Nase dieses trotzigen Bauern.
"Hören Sie, es ist erst dunkel, wenn man nichts mehr sieht, aber damit man das Feuerwerk sieht, muss es dunkel sein, klar?"
"Schon gut, regen Sie sich mal nicht so auf!"
Die Brissago hüpft in den anderen Mundwinkel und er schaut demonstrativ hoch zu den ersten im Abendhimmel durchscheinenden Sternen.

"Eigentlich könnte man hier auch einen Cervelat mitbringen, oder?"
Wo hat man den eigentlich rausgelassen?
"Zum Braten, meine ich. So ein grosses Feuerwerk, da wird es doch sicher saumässig heiss."
Der Alte nimmt seine Brissago zwischen Daumen und Zeigfinger und deutet auf die niedrige Plattform im Feld.
"Gegen die Gefahr von Hitze haben sie hier ja extra die Absperrleine gespannt."
"Aha, na ja, man kann ja den Cervelat auch kalt essen."
Einfach ignorieren, ich muss einfach nicht mehr antworten, dann hört das sicher auf.

"Wussten Sie, dass der Cervelat in Basel Klöpfer heisst?"
"Mann, ja! Und in St.Gallen heisst er Stumpen, genau wie Ihre Brissago, die ich Ihnen gleich in den Hals stosse."
"Ach, Sie kommen aus St.Gallen? Sie reden aber gar nicht wie ..."
"Ich bin ja auch aus Bern, und ich wäre wirklich froh, wenn Sie mich jetzt in Ruhe warten lassen würden."
Unter meinen Füssen hat sich der Schneematsch in eine Pfütze verwandelt und meine Boots entpuppen sich entgegen den Beteuerungen der hübschen Verkäuferin als gar nicht so hundert Prozent wasserdicht.

"Ich wollte ja meinen Barry mitnehmen, aber der mag das laute Geknalle nicht so besonders. Ein reinrassiger Appenzeller, schläft heute bei meiner Schwester. Mögen Sie Hunde?"
"Ach fressen Sie doch Ihren Stumpen!"
Ich hasse Hunde, und noch mehr quasselnde Hundebesitzer, warum ist es auch nicht schneller dunkel geworden? Meine Stiefel erleiden soeben Dammbruch, meine Lenden sind ein einziger Eisblock und in meinem Kopf fangen kleine Appenzeller an, Hackbrett zu spielen.
Wortlos schiebe ich mich an dem Alten vorbei in Richtung Karins vermuteten Aufenthaltsort.
"Solche Leute wie Sie können einem schon den letzten Nerv ausreissen", höre ich den Alten noch brummeln, da zerreist ein Böller die Stille der hereingebrochenen Nacht. Tausend Münder rufen "Ah" und "Oh", das Feuerwerk hat begonnen.

Ich schiebe mich wie ein Ertrinkender durch dichtgedrängte Wintermäntel mit im Widerschein des Funkenregens leuchtenden Gesichtern, als mein Handy klingelt.
"Du kennst doch Anja", kreischt mir eine gutgelaunte Karin ins Ohr.
"Anja - wer?"
"Habe Sie im Café getroffen und jetzt rate mal, wo ich stehe."
Ich schaue mich um, sehe aber nur anonyme Köpfe und wogende Rücken.
"Ich stehe bei Anja auf dem Balkon. Hier sieht man einfach alles, oh diese Fontänen, - äh, wir sehen uns dann nachher im Odeon, ... oh, ah ...", und weg ist sie.
Ein kleiner Junge tritt mir gegen das Schienbein, derweil seine Eltern verzückt die Köpfe gen Himmel strecken.

Karin schwebt gut gelaunt durch die Eingangstür und lässt sich auf den von mir erfolgreich verteidigten Platz im vollgestopften Odeon sinken.
"Wau, was für ein Feuerwerk. Schönen Gruss von Anja, sie musste noch mal weg. Du warst natürlich viel näher dran, aber bei mir war's richtig kuschelig."
Ich nippe an meinem lauwarmen Tee und nicke nur, habe ich doch ausser waberndem Pulverdampf zwischen drängelnden Menschen kein einziges Bild gesehen. Aber das muss ich ja Karin nicht ...

"Du siehst etwas blass aus", sagt sie. "Na ja, Frühstück ist ja auch schon länger her. Ich bestell dir jetzt einen Cervelatsalat, die machen den hier ja mit besonders ..."
Doch das Creszendo der Appenzeller Hackbrettspieler in meinem Kopf verdrängt Karins Redeschwall und mein Verstand verliert sich im Lärm des Lokals wie ein Stück Brot im Käsefondue.

 

Salü dotslash,

fängst grad mit meiner Lieblingsreklame an: Ochsenknecht zwischen Appenzellern. Das ist schon mal gut! Ebenso:

"Wussten Sie, dass der Cervelat in Basel Klöpfer heisst?"
"Mann, ja! Und in St.Gallen heisst er Stumpen, genau wie ihre Brisago, die ich ihnen gleich in den Hals stosse."
"Ach, Sie kommen aus St.Gallen? Sie reden aber gar nicht wie ..."
Ebenso:
Die Temperatur fällt um weitere drei Grad, kriecht die Hosenbeine hoch und lässt vieles schrumpfen.
Das ist :lol::lol:
Aber nach:
derweil seine Eltern verzückt die Köpfe gen Himmel strecken.
verläuft sich der Charme ein wenig, als hättest du den Mut zum Abschluss nicht gefunden: Karins Auftritt ist einfach zu sehr im normalen Bereich.

Aber bis dahin habe ich doch ein paar Mal gelacht und mich gefreut, dass ich Feuerwerkereien immer schön gemütlich vom Balkon aus betrachten kann.

Kurz und gut: Gerne gelesen!
Lieben Gruss,
Gisanne

 

Hallo dot

Herrlich, wie ich herzhaft lachen musste :lol: über diese urchigen Schweizer, mit ihren teils skurrilen Dialogen an den kalten Gestaden des Thunersees. Der Text entblätterte sich mir lebensecht.

in meinem Kopf fangen kleine Appenzeller an Hackbrett zu spielen.

Au weh, diese feinen, fiesen Schläge.

"Solche Leute wie Sie können einem schon den letzten Nerv ausreissen"

Hier war eine der Stellen, an der mir erschreckend intensiv das Gefühl aufkam, mitten in diesem Geschehen zu stehen, die beiden wahrlich sprechen zu hören, den knorrigen Alten vor den Augen mit seiner kalten Brissago aus dem Vollbart ragend.

Wie Gisanne nahm ich das Feuerwerksende etwas verpufft wahr, nicht unwitzig, doch die grossen Knaller waren vorbei, bereits im Käsefondue untergetaucht.

War mir ein sympathisch-lustiges Spiegelbild schweizerischer Eigenarten, sehr gern gelesen.

Gruss

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

"Wann geht's denn los?",
ach so, is' schon,

lieber Dot,

alter Humorist, was so alles an Werbung geschaut wird. Und doch: tausendmal besser als jeder Sutter (und wären's auch mal gelungene Kolumnen), wenn's auch außerhalb, wenn auch in der Nähe der ZEITLOSeren vehfreudigen Käserei Gotthelfs liegen mag. Aber selbst ein Ruhrpöttler & Rheinländer vermag Humor zu erkennen.

Schräg hinter mir steht ein kleiner alter Mann mit Zipfelmütze und Rauschebart.
könnt' ich sein, doch ohne Mütze, dafür in Parka (noch aus Studentenzeit, so sieht sie auch aus), und dann doch nicht gar so klein. Vllt. sehnmer uns ma'.

Bissken Kleinstkram (ohne Gewehr: )


Der Alte stuppst mich
Ein p sollte beurlaubt werden.

"Weil man noch nichts sieht, hergottnochmal" brummte ich genervt.
Am Ende der wörtlichen Rede entweder ein Ausrufezeichen, auf jeden Fall nach den auslaufenden Gänsefüßchen ein Komma ...

"Gegen die Gefahr von Hitze haben sie hier ja extra die Absperrleine gespannt."
Wie beim GAU, ruft der Kyniker in mir.

"Aha, na ja, man kann ja den Cervelat auch kalt essen."
Einfach ignorieren, ich muss einfach nicht mehr Antworten, dann hört das sicher auf.

... und in meinem Kopf fangen kleine Appenzeller anKOMMA Hackbrett zu spielen.
Anakreon weiß es schon: K 117 Ziffer 2 Duden Bd. 1

Gruß

Friedel

 

Hallo dotslash!

Hat mir gefallen, dieser verhinderte Feuerwerksgenuss.
Das Lustige an der Geschichte beruht auf feinen Beobachtungen einiger Mitmenschen. Sogar kleine Nachlässigkeiten in der Grammatik, die man immer wieder hört, führen hier zu ulkigen Dialogen:

"Weil man ja noch etwas sieht?"
"Genau!"
[…]
"Warum fangen sie dann noch nicht an?"
"Weil man noch nichts sieht, hergottnochmal" brummte ich genervt.
"Eben haben sie aber behauptet, wenn es dunkel wird sieht ..."
"Ja, nein, also - "

Ich hasse Hunde, und noch mehr quasselnde Hundebesitzer,
Ich mag den Hundebesitzer, weil er deinen Prot so schön auf die Palme treibt. :p

"Mann, ja! Und in St.Gallen heisst er Stumpen, genau wie ihre Brisago, die ich ihnen gleich in den Hals stosse."
"Ach, Sie kommen aus St.Gallen? Sie reden aber gar nicht wie ..."
Auch fein beobachtet. Kenn ich aus dem realen Leben. Es gibt Leute, denen kann ich sonst was an den Kopf schmeißen (und darin bin ich gewiss nicht untalentiert), die werd ich nicht los.

Der Schluss ist zwar eine langsame Ausblende, aber auf das letzte Bild – Doch das Creszendo der Appenzeller Hackbrettspieler in meinem Kopf […] – möchte ich nicht verzichten.

Lieben Gruß

Asterix

 

Salü Gisanne

verläuft sich der Charme ein wenig, als hättest du den Mut zum Abschluss nicht gefunden: Karins Auftritt ist einfach zu sehr im normalen Bereich.
Hach, mein ewiger Kampf mit der Humor-Handbremse.

Kurz und gut: Gerne gelesen!
Merci viumau!

****

Hallo Anakreon

Der Text entblätterte sich mir lebensecht.
Und das bei dieser Kälte.;)
War mir ein sympathisch-lustiges Spiegelbild schweizerischer Eigenarten
An welchen der drei Prots du dabei wohl denkst? :D
sehr gern gelesen.
Dickes Merci auch dir dafür.

****

Moin Friedel
nichts gegen den Martin Suter (den du wohl gemeint), aber der fliegt ja auch mehr so bussiness class. :D

Das P ist in Rente, ich kaufe ein Ausrufzeichen und Appenzellers Hackbrett wird abgetrennt.
Danke fürs Lesen und Kriteln.

****

Hallo Asterix

Hat mir gefallen, dieser verhinderte Feuerwerksgenuss.
Das freut mich.
Sogar kleine Nachlässigkeiten in der Grammatik, die man immer wieder hört, führen hier zu ulkigen Dialogen
Wie jetzt, da hat's grammatikalische Nachlässigkeiten drin?
Der Schluss ist zwar eine langsame Ausblende, aber auf das letzte Bild – Doch das Creszendo der Appenzeller Hackbrettspieler in meinem Kopf […] – möchte ich nicht verzichten.
Prima, dann lasse ich das doch auch so.

Danke auch dir fürs Lesen und Gutfinden.

****

Liebe Grüsse an alle,
dot

 

Hallo dotslash,

aufgeräumt fröhliche Geschichte. Hat mir gefallen, weil sie nicht versucht, Kalauer rauszuhauen, sondern mit Begebenheiten spielt, die der Realität entspringen.

Hier ein büschen Textarbeit:


Der Alte nimmt seine Brisago
hm Brissago?


Einfach ignorieren, ich muss einfach nicht mehr Antworten, dann hört das sicher
ich würde "Antworten" klein schreiben.

genau wie ihre Brisago, die ich ihnen gleich in den Hals stosse."
Ihre Brissago, Ihnen,

"Ach fressen Sie doch ihren Stumpen!"
Ihren

dichtgedrängte Wintermäntel mit im Widerschein
mit löschen


Lieben Gruß
lakita

 

Hallo lakita

aufgeräumt fröhliche Geschichte.
Das druck ich mir aus und hängs übers Bett. Danke!
:)

und die peinlichen Typos werde ich gleich mal korrigieren.
:shy:

Da bin ich jedoch nicht sicher:

Ich schiebe mich wie ein Ertrinkender durch dichtgedrängte Wintermäntel mit im Widerschein des Funkenregens leuchtenden Gesichtern,
"mit löschen"
Hmm, das 'mit' verbindet doch die Wintermäntel mit den leuchtenden Gesichtern.
Könnte man höchstens trennen:
Ich schiebe mich wie ein Ertrinkender durch dichtgedrängte Wintermäntel, im Widerschein des Funkenregens leuchtender Gesichter,
so?

Danke für deine Rückmeldung,
Gruss dot

 

Hallo dotslash,

Ich schiebe mich wie ein Ertrinkender durch dichtgedrängte Wintermäntel mit im Widerschein des Funkenregens leuchtenden Gesichtern,

"mit löschen"

Das ist nix, wenn das Kurzzeitgedächtnis hakt und frau sich im Teilzeitalzheimermodus befindet. :D

Ich wollte genau diesen Fehler, der ja gar keiner war, gelöscht haben, bevor ich mit dickem Zeigefinger die Klickichschickdichab-Taste gepfotelt habe.

Pardon. Vergiss alles ganz schnell. Nix Fehler, alles ist gut.

Lieben Gruß
lakita

 

Ich wollte genau diesen Fehler, der ja gar keiner war, gelöscht haben, bevor ich mit dickem Zeigefinger die Klickichschickdichab-Taste gepfotelt habe.
:lol:
Alles klar, dann kann ich ja jetzt am Kopfkissen horchen gehen.
Danke dir und lieben Gruss,
dot

 

Hallo dotslash,

das meiste wurde schon gesagt, und dem schließe ich mich an; ganz nette, unspektakuläre Geschichte im schweizer Milieu.

Paar Anmerkungen:

"Wie du willst, ich gehe solange an die Wärme"
Find ich etwas komisch, die Formulierung. Ich hätte "ins Warme" genommen.

"Eben haben sie aber behauptet, wenn es dunkel wird sieht ..."
wird, sieht

warum ist es auch nicht schneller dunkel geworden.
Hier fände ich ein ? passender als den .

"Solche Leute wie Sie können einem schon den letzten Nerv ausreissen", höre ich den Alten noch brummeln
Hier hat's mich kurz rausgehauen. Bisher kam mir der Typ immer völlig schmerzfrei vor, der gar nicht begreift, wie sehr er den Prot nervt. Diese Stelle aber heißt für mich, dass er sehr wohl alles begreift und das wirft die Frage auf, warum er dann weitermacht. Logisch wäre: weil er das auch humoristisch sieht und den Prot ärgern will. Das wird aber nicht weiter verfolgt.
Aber vielleicht sehe ich das auch zu drastisch. ;)

Ach ja: Die wörtliche Rede steht die ganze Zeit in "" und nicht in „“.

War unterhaltsam!

Viele Grüße,
Maeuser

 

Salut Maeuser

Find ich etwas komisch, die Formulierung. Ich hätte "ins Warme" genommen.
Tja, Schweizer Millieu, Schweizer Hochdeutsch.
Hier wurde "I ga drwile a d Wermi." eingedeutscht, trotzdem übernehme ich das korrekte "ins Warme". ;)

Aber vielleicht sehe ich das auch zu drastisch.
Genau, ist doch nur eine unspektakuläre Geschichte im Schweizer Milieu.
:D

Die wörtliche Rede steht die ganze Zeit in ""
Copy/paste aus Notepad!

Danke fürs Lesen und schön, konnte ich dich kurz unterhalten.
Gruss dot

 

Hi dotslash,

bei diesem Text ist mir besonders die Diskrepanz zwischen den handwerklich sehr guten Beschreibungen und dem dämlichen Geschwätz des alten Brissago-Rauchers aus dem Appenzell aufgefallen:

"Und wann ist es dunkel?"
"Was?"
"Wann wird es dunkel?"
Ich drehe mich um.
Weisse Atemwölkchen schweben über der kalten Brissago.
"Dunkel ist es dann, wenn man nichts mehr sieht", brumme ich und schaue wieder aufs Feld.

Sehr gut fand ich die Andeutungen über das Setting und die Pointe, dass die Freundin des Erzählers ohne Anstrengung einen viel besseren Platz als er bekommen hat, während er stundenlang in der Kälte stehen musste. Trotzdem: die akute Dämlichkeit der Wortwechsel mit dem Alten mindert, was sonst ein großes Lesevergnügen gewesen wäre.

Meint der

Berg

 

Hallo Berg,
entschuldige die Verspätung.

bei diesem Text ist mir besonders die Diskrepanz zwischen den handwerklich sehr guten Beschreibungen ...
Das Lob nehme ich gerne entgegen.
... und dem dämlichen Geschwätz des alten Brissago-Rauchers aus dem Appenzell aufgefallen
Der (absichtlich debile) Dialog zwischen Prot und Appenzeller ist eine kleine Homage an Walter Roderers "Fakelzug".(zu sehen via Utube)

, was sonst ein großes Lesevergnügen gewesen wäre.
Schade das es nicht ganz hingehauen hat.
;)

Danke dir für Lob und Krit,
Gruss dot

 

eingepfercht neben weiteren Vertretern der 'Früher-Vogel-fängt-den-Wurm' Zunft.
'Früher Vogel fängt den Wurm'-Zunft
"Eben haben sie aber behauptet, wenn es dunkel wird, sieht ..."
Sie
"Sie, könnte man hier eigentlich einen Cervelat mitbringen?"
Wo hat man den eigentlich rausgelassen.
:D
"Mann, ja! Und in St.Gallen heisst er Stumpen, genau wie ihre Brissago, die ich Ihnen gleich in den Hals stosse."
Ihre
Naja, Frühstück ist ja auch schon länger her.
Na ja
und mein Verstand verliert sich im Lärm des Lokals wie ein verlorenes Stück Brot im Käsefondue.
das "verlorenes" würde ich streichen, ein bereits verlorenes Stück verliert sich ja nicht mehr, außerdem ist es eine unschöne Dopplung

Hi dotslash,

ich mag deine kleinen Geschichten. Stets heiter und man fühlt sich gut unterhalten. :)

Ich hatte zuerst vermutet, der Labersack wolle den Protagonisten einfach nur von der guten Stelle vertreiben, um diese selbst einnehmen zu können. Das wird nicht aufgelöst, aber man kann es sich ja denken.
Gefallen hat mir auch, dass die Freundin wie nebenbei einen besseren Beobachtungsort zugeschustert bekam. Das unterstreicht die Leiden des Prots noch mal, zudem er dann auch noch im vollgestopften Café auf sie wartet, was ja eine ähnliche Situation ist, vor der er sie auf dem Platz beim Feuerwerk betrachten bewahren wollte.

Beste Grüße
Tserk

 

Sorry Tserk, späte Antwort.
*EntschuldigungSuchUndKeineFind-Gesicht*

Ich habe deine Anmerkungen alle eingebaut.
Das "Sie" in wörtlicher Rede lerne ich wohl nie, ich überlese die einfach immer, *seufz* ;)

Gefallen hat mir auch, dass die Freundin wie nebenbei einen besseren Beobachtungsort zugeschustert bekam. Das unterstreicht die Leiden des Prots noch mal
Genau so war's gedacht, ach ist das schön, es funktioniert.

Vielen Dank,
Gruss dot

 

He Dotslash,

gut, dass die noch mal hochgekommen ist, der Kom war schon in den Startlöchern, doch irgendwas hat mich das anscheinend vergessen lassen. Nun, hier ist er, eine Runde verspätet:
Hat mir gefallen.

Grüßlichst
weltenläufer

edit :D

Ich mag solche Geschichten, die gekonnt unaufdringlich daherkommen. Da sind keine Schenkelklopfer drin, aber ein feiner Humor durchzieht den Text, der mich wohlig schmunzeln lässt. Das ist gut eingefangen, diese eigentlich alltägliche Tücke des Alltags. Ein Plusaspekt des Textes mag darin liegen, dass er die leise Stimme der Schadenfreude zum Anklingen bringt.

Sie, könnte man hier eigentlich einen Cervelat mitbringen?"
Wo hat man den eigentlich rausgelassen.
Das Sie ist legitim, aber ungewohnt und untersricht kurz den Lesefluss.
Ich würde ja die Gedanken kursiv setzen. In jedem Fall benötigt der Gedanke auch ein Fragezeichen.
"Solche Leute wie Sie können einem schon den letzten Nerv ausreissen", höre ich den Alten noch brummeln, als ein Böller die Stille der hereingebrochenen Nacht zerreist.
setzt als nicht Gleichzeitigkeit voraus? DAs scheint mir unglücklich formuliert
Ich schiebe mich wie ein Ertrinkender durch dichtgedrängte Wintermäntel mit im Widerschein des Funkenregens leuchtenden Gesichtern, als mein Handy klingelt.
hier funktioniert die als-Konstruktion. Selbst wenn die erste auch korrekt wäre, würde ich mich von einer trennen, kommen sie doch sehr dicht auf.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer

Das Sie ist legitim, aber ungewohnt und untersricht kurz den Lesefluss.
Ich würde ja die Gedanken kursiv setzen. In jedem Fall benötigt der Gedanke auch ein Fragezeichen.
Interessant, hat was.
Ich habe den Cervelatsatz umgestellt, so fliegt das leseflusshemmende 'Sie' raus und mein Prot denkt hier jetzt kursiv. ;)

Selbst wenn die erste auch korrekt wäre, würde ich mich von einer trennen, kommen sie doch sehr dicht auf.
Ich glaube im Präsenz ist das 'als'-Konstrukt erlaubt, da es ja gerade jetzt passiert, direkt nach dem Brummeln. Aber es wirkt tatsächlich unglücklich und ich habe es mit 'da' ersetzt.

Schön, dass dich der feine Humor erreicht hat.
Danke für's Lesen,
Gruss dot

 

Hallo dotslash,

flüssig erzählt, mit passenden Bildern:

„eingepfercht neben weiteren Vertretern der 'Früher Vogel fängt den Wurm'-Zunft“

Ich kann mir diese zünftigen Zunftmeister gut vorstellen – im Sommer breiten sie sicher Handtücher bei Swimmingpools aus.


Der Höhepunkt des Textes ist für mich der folgende, gelungene Dialog ab:
"Dunkel ist es dann, wenn man nichts mehr sieht"

Sehr weise! Ein schöner Dialog, der dann in einer gelungenen Mini-Vorlesung über die Grundlagen der Physik elektrodynamischer Wellen gipfelt:

"Hören Sie, es ist erst dunkel, wenn man nichts mehr sieht, aber damit man das Feuerwerk sieht, muss es dunkel sein, klar?"


Dann flaut der Humor etwas ab (habe schon erwartet, dass die Frau sich erfolgreich verdrückt), aber am Schluss kann man sich wieder am ‚Bild des Jammers‘ in Form des von Kälte gebeutelten Protagonisten erfreuen …


Tschüss …

Woltochinon

 

Hallo Woltochinon

Schön, dass ich dich mit meinem kleinen Alltagsschwank unterhalten konnte.

im Sommer breiten sie sicher Handtücher bei Swimmingpools aus
:D

einer gelungenen Mini-Vorlesung über die Grundlagen der Physik elektrodynamischer Wellen
Genau, das war doch ganz anschaulich, gell?
Am CERN in Genf haben sie das mit den schnellen Wellen ja nicht so im Griff.
;)

Danke fürs Ausgraben, dein süffisanter Kommentar hat mich echt gefreut.

Liebe Grüsse,
dot

 

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