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Feuer

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24.06.2008
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Feuer

Ich liebe sie.
Ich schaue zu wie sie langsam verbrennt.

* * *​

Nach Atem ringend, riss er die Augen auf. Schweiß bedeckte seinen ganzen Körper. Rasch richtete er sich auf, sah sich panisch um. Der Mond schien durch das gekippte Fenster und tauchte das Zimmer in ein gespenstisches Blau.
Die Bettdecke lag zusammengesunken auf dem Fußboden.
Eine warme Nachtbrise kitzelte seinen Nacken.
Die leere Wodkaflasche stand auf dem Nachttisch.
Sein Blick verharrte ein Moment lang auf der unbesetzten linken Bettseite. Misstrauisch, Schlimmes erwartend. Aber … nur ein Traum.
Er wischte sich übers Gesicht und verließ das Bett. Warf einen Bademantel über und ging barfuß nach unten.

Die Türklingel läutete, als er auf der Treppe stand. Vor Überraschung wäre er fast die letzten Stufen herunter gefallen. Konnte das Gleichgewicht jedoch noch halten, indem er das Geländer anpackte.
Verdammt!
Er beruhigte sich allmählich und schaltete das Licht ein.

Als er schon vor der Tür stand, läutete es noch einmal. Nervös, gleichzeitig dringend.
Er drückte auf den Schalter für Außenlicht, doch die Lampe blieb dunkel. Verflucht, er hatte vergessen sie auszutauschen.
Zögerlich machte er die Tür einen Spalt auf. Eine zierliche Gestalt stand draußen auf der Treppe. Die Arme um den Körper gelegt.
„Ja!“ Er musterte die Besucherin argwöhnisch.
„Entschuldigung, ich hatte einen Autounfall …“ Sie klang jung. Verängstigt.
„Wo?“, fragte er und ließ in seiner Stimme Zweifel vernehmen.
„Ich, … äh …“ Ihre Stimme zitterte.
„Haben Sie die Polizei gerufen?“ Die Situation war mehr als seltsam. Er warf einen Blick hinter die Unbekannte, doch konnte nichts erkennen.
„Nein, … das Handy hat hier keinen Empfang.“
„Ein Stück weiter ist eine Tankstelle, in zwei, drei Stunden werden die öffnen. Sie haben ein Telefon und …“
„Bitte!“ Sie trat näher.
Ihr Gesicht wurde vom Flurlicht erhellt, die Nase und die Lippen waren blutbeschmiert. Die blonden Locken …
Sein Atem stockte.

Feuer. Blondes Haar blutgetränkt.

Er schluckte krampfartig. Der Traum flammte in seinem Kopf wieder auf.
„Ich wollte meinen Vater anrufen“, sagte sie hoffnungsvoll.
„Ja …“ Seine Stimme klang auf einmal heiser. Er hüstelte in die Faust und schritt nervös zurück, krachte dabei mit dem Rücken gegen die Wand, spürte aber kaum Schmerzen. „Natürlich, kommen Sie rein.“
„Danke.“ Ihre blauen Augen, rein wie der Himmel, streiften im Vorbeigehen seine.
Unsicher, dankend.

Ein stummer Schrei. Bittender Blick.

Die Bilder blieben bestehen. Er machte die Augen zu und versuchte an etwas anderes zu denken.

Heißes Metall, abblätternde Farbe.

„Hallo!“ Die sanfte Stimme, wie aus weiter Ferne.
Er öffnete seine Augen. Schaute sie an.
Eine Pause entstand. Alles schien in diesem Moment still zu stehen, sogar der Zeitfluss.
„Könnte ich vielleicht zuerst ins Bad?“
Er räusperte sich und zeigte mit dem Finger auf die entsprechende Tür.
„Kein Problem!“
Sie nickte nur.
Der Mond verschwand hinter einer Wolke.
Er wartete, bis sie ins Badezimmer ging, machte dann die Eingangstür zu und setzte sich aufs Sofa.

Ihre Augen weit geöffnet, ihr Mund verzerrt in einem Schrei geht unter im hungrigen Knistern.

Ihm wurde übel. Seine Hände zitterten.
Auf dem Couchtisch lag eine Zigarettenschachtel. Er griff danach, wie ein Wolf nach dem Hasen schnappt. Bis eine Zigarette den Weg in den Mund fand, fielen mehrere auf den Teppich. Das Feuerzeug rutschte durch seine Finger wie ein nasser Fisch. Als es anging, fixierte er unwillkürlich die kleine Flamme ohne dabei zu blinzeln.

Aaahhhh …

Als ob man ihm eine glühende Nadel in die Seite gestochen hätte, sprang er vom Sofa auf. Das Feuerzeug landete auf dem Teppich.

Aaahhhhr … Grlrlrl …

Der Schrei ging in ein Gurgeln über und verstummte abrupt.
Er sprintete los und baute sich vor dem Badezimmer auf. Doch bevor er sie öffnen konnte, spürte er etwas Nasses unter seinen Füßen.
Sein Blick wanderte nach unten.
Blut.
Ohne sich bewegen zu können, musterte er die klebrige rote Flüssigkeit. Die Pfütze unter ihm floss langsam in den Flur hinein. Er konnte genau sehen, wie sie unter der Tür hervorkam; konnte spüren, wie dabei entstandene kleine Wellen, gegen seine Zehen schlugen, sich zwischen ihnen kräuselten.
Ihm fröstelte.
Die Eingeweide verknoteten sich zu einem Knäuel.

„Ist … bei dir alles okay?“
Was für eine bescheuerte Frage.
Keine Antwort.
„Hallo!“
Nichts.
„Soll ich reingehen?“
Das ist dein Haus.
Einen Moment lang stand er völlig regungslos da.
Dann entschlossener. „Ich komme rein!“

* * *​

Seine feuchte Hand legt sich auf die Türklinke. Er drückt sie nach unten, es entsteht ein Geräusch wie bei einer verrosteten Metallfeder, die angespannt wird.
Das Herz bringt die Rippen fast zum Splittern. Der Kopf explodiert gleich. Die Luft in den Lungen besteht aus Eiskristallen, die sich bei jedem Atemzug in seine Kehle schneiden. Das Blut weicht aus dem Gesicht.
Die Klinke ist jetzt ganz unten.
Er atmet tief ein und aus. Befeuchtet seine spröden Lippen mit der Zunge.
Er lehnt seinen Körper gegen die Tür. Sie geht aber nicht auf – von innen abgeschlossen.

In seinem Kopf bricht ein Chaos aus, Bilder von verbranntem Fleisch, umher rennenden menschlichen Fackeln, blutüberströmte zuckende Körper, … Brandblasen auf ihrem Gesicht.

Er kann nicht weiter gehen, gibt auf; ist wie festgefroren im Blut auf dem Fußboden. Unkontrolliert, wie eine Marionette, schüttelt er dann seinen Kopf. Doch die Erinnerung – mit dem Traum zu einer Symbiose verwachsen – klebt an ihm wie eigene Haut.
Plötzlich erbebt die Tür von heftigen Schlägen.

Er springt vom Badezimmer weg, rutscht auf dem Blut aus und landet mit einem Krachen auf dem Hintern. Der Schmerz hallt in seinem ganzen Skelett wieder, treibt ihm Tränen in die Augen, verzerrt das Gesicht zu einer Fratze.
Ein lautes Knurren kommt aus dem Bad, gefolgt von weiteren Schlägen. Das Holz hält es nicht länger aus und knirscht. Unten in der Tür bildet sich eine Wölbung, die von mehreren Rissen umgeben ist. Erneute Tritte reißen ein faustgroßes Loch. Splitter fliegen umher, treffen ihn im Gesicht. Er hebt seine Arme zum Schutz.
Unverständlicherweise ist im entstanden Loch kein Licht zu sehen, sondern Dunkelheit. Schwärzer als der Nachthimmel.

Verkohlte nagellose Finger erscheinen in der Dunkelheit und ziehen sich, einer mutierten Pflanzenwurzel gleich, ihm entgegen. Langsam strecken sie sich aus dem Loch, kommen zusammen in einer Hand, die wiederum zu einem Unterarm wird. Die Haut schneidet sich an den spitzen Rändern, löst sich vom rosa Fleisch ab und zerstreut sich wie schwarzer Schnee über dem Blut.

Ungläubig starrt er auf das irreale Bild. Die Gedanken kommen durcheinander, fallen in eine Art Zeitschleife. Kreisen ums Feuer, öffnen das Tor zur Vergangenheit.
Ihm wird heiß.
Er riecht Rauch, schmeckt ihn. Er hustet.

Die Haut blättert wie alte Farbe vom Körperglied ab, wird von einem Durchzug aufgenommen und in seine Augen gepustet.
Er kreischt vom stechenden Schmerz auf.
Versucht seine Augen mit den Ärmel des Bademantels zu säubern. Vergebens.
Er kehrt der Tür den Rücken zu und versucht blindlings auf allen Vieren zu entkommen. Schlägt mit dem Kopf gegen die Wand, gleichzeitig gleiten seine Hände im Blut auseinander, und er knallt mit dem Gesicht auf die Bodenfliesen. Seine Nase bricht mit einem lauten Knacken.
Für einen Augenblick verschwimmt sein Denken.

Im Wohnzimmer beginnt es zu brennen. Das Feuer leckt hungrig am Teppich, springt auf die Möbel über, frisst sich durch das Holz. Dicker Qualm deckt den Raum zu, grenzt ihn von der Außenwelt ab.

Der Arm fällt auf den Flurboden wie ein nasser Lappen und schlängelt sich zu ihm. Dabei dehnt es sich aus wie Teer. Knochenlos, weich, heiß. Als es ins Blut landet, fängt es an zu dampfen.
Im Loch zeigt sich ein Gesicht, makellos schwarz, in dem weiße pupillenlose Augen stecken. Es quetscht sich durch die enge Lücke, dabei entsteht eine Art Schaben. Das Holz stöhnt, wie ein Verwundeter, gibt aber nicht nach. Der Kopf bleibt kurz stecken, verformt sich, beginnt zu zittern wie Gelee, zieht sich in die Länge. Die Augen treten aus ihren Höhlen, blähen sich auf und zerplatzen geräuschvoll, wie heißes Popcorn. Weiße dickflüssige Substanz läuft raus, bildet eine breite Linie die Wangen runter, tropft auf den Boden, vermischt sich mit Blut und dem Arm. Ein Zischen erfüllt den engen Raum.
Knochen bersten, am Scheitel entsteht ein Riss, der Schädel platzt auf, wie ein reifer Kürbis. Dünne Rauchschwaden entweichen. Der Hinterkopf klappt nach unten auf, schlägt gegen den Nacken und zeigt das Hirn. Es fällt raus und zerbricht in Stücke.
Der halbe Kopf stößt gewaltsam durch die Öffnung vor.
Die verkohlten Lippen verbreiten sich in einem Lächeln, die sofort aufspringen und abfallen, wie Staub zerfallen. Dahinter keine Zähne, keine Zunge. Nur tiefe Dunkelheit.

Er kommt zu sich.
Würgt Rauch.
Die gebrochene Nase pfeift, als wäre sie verstopft. Seine Augen tränen.
Dann eine Berührung. Kalte Finger auf seinem Fuß.
Er winselt etwas um Gnade. Jammert etwas von Verzeihung.
Die Finger kriechen sein Bein hoch, umfassen seine Wade. Und hinterlassen Brandblasen, rissiges Fleisch, … stechenden Schmerz.
Die Schwärze verteilt sich mit rasender Geschwindigkeit über seinem Körper, erstickt seinen Willen zum Überleben.
Und dann eine Stimme, so vertraut, so nah, so sanft.

Sieh mich an …

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Geert,

eine von diesen "nämlich-die-ganze-Zeit-schon-(fast)-tot/"-Storys in der Tradition von Jacob's Ladder, Last Temptation of Christ, An Occurence at the Owl Creek Bridge, Dead End, Sixth Sense, The Others, etc. Soweit, so schön, so unterhaltsam. Bekannt, aber durchaus wert, durch immer wieder neue Augen gesehen und erzählt zu werden. Zwei Dinge haben mich gestört: Nach dem ersten Drittel ist klar, was los ist - und da ist die Geschichte erst, liegt in der Natur der Sache, zu 33, Periode 3 Prozent um. Zweitens: Die abschließende Erklärung. Sowas verflacht jede Geschichte. Hab' Vertrauen in die Intelligenz des Lesers, oder auch den Mut, ihn mit ein paar offenen Fragen zurückzulassen. Aber bitte nicht dieses "es ist nämlich, dass da ein Autounfall passiert ist, und jetzt hat er Visionen von seiner Ollen, die wo da lebendig im Wrack verbrannt ist". Das kommt auch so deutlich genug heraus.

Stil: Etwas sehr viele Partizipialkonstruktionen und Umgangssprache. Dieses Minimalistische (Er ging die Treppe runter. Verdammt! Er hatte die Taschenlampe vergessen.) gefällt mit persönlich nicht so, mag aber Geschmackssache sein oder an meiner Tagesform liegen.

Nachttischchen

Nachttisch

Vor Überraschung wäre er fast die letzten Stufen hinunter gerollt

Schräges, belustigendes Bild, wo du sonst um eine sehr dunkle Grundstimmung bemüht bist. Lass ihn die Treppe lieber fast herunterfallen.

Als er schon vor der Tür stand, trällerte

Eine Türklingel trällert nicht.

„Ja!“, sagte er unfreundlich.

?. Einfach zu schreiben, wie er das sagte, ist unelegant. Lass ihn die Besucherin doch misstrauisch mustern, dann ist dem Leser auch so klar, wie das "Ja?" klingt.

„Wo?“, fragte er und ließ in seiner Stimme Zweifel vernehmen

Hier wiederum würde ich jetzt die zweifelnde Stimme empfehlen, mir fällt gerade nichts Besseres ein. "Er ließ seiner Stimme Zweifel entnehmen" ist auf jeden Fall zu umständlich, um guter Stil zu sein.

Handy hat hier kein Empfang.

keinen

in zwei-drei Stunden

zwei, drei

Sie haben einen Telefon

ein

die Lippen waren Blutbeschmiert.

blut

Er hüstelte in die Faust und schritt roboterhaft zurück.

Wieder ein eher witziger Vergleich, roboterhaft, also so breakdancemäßig, oder wie?

Mit dem Rücken klatschte er gegen die Wand

Umgangssprache. Außerdem suggeriert das, jemand habe ihn mit Gewalt gegen die Wand geschubst.

die Türklinke immer noch in der Hand haltend.

Wie gesagt, Partizipien. Kennst du übrigens Mr. Fantastic aus den Marvel-Comics? Dein Protagonist macht roboterhafte Schritte zurück, bis er an die Wand klatscht, und da hat er immer noch die Türklinke in der Hand. Was hat der bloß für'n Arm?

Heißer Metall, abblätternde Farbe.

Heißes

Ihre Augen vor dem schrecklichen Wissen weit geöffnet

weit aufgerissene Augen. Es ist völlig klar woran das liegt.

Ein Moment lang

einen

Ein Moment lang stand er wie eine Statue, völlig regungslos, da.

Je länger es dauert, bis du den Sa(ck)tz zumachst, desto umständlicher wird er. Besser: Einen Moment lang stand er wie eine Statue da, völlig regungslos. Abgesehen davon ist das "regungslos" natürlich eine überflüssige Info, weil Statuen sich eher selten bewegen.

Bilder vom verbrannten Fleisch, umher rennenden menschlichen Fackeln, Blutüberströmte zuckende Körper,

von verbranntem, blutüberströmt

Die Haut blättert sich wie Farbe vom Körperglied ab

abblättern ist nicht reflexiv

Donnert mit dem Kopf gegen die Wand,

Umgangssprache.

Der halber Kopf

halbe


Viele Grüße
JC

 

Hi Geert,
Ich finde deine Geschichte gut gelungen und meine, dass die Umgangssprache zu einer modernen Geschichte dazugehört und sie lebendiger macht. Von daher nichts am Schreibstil auszusetzen.
Allerdings find ich wie Proof schon erwähnt hatte die Erklärung am Ende überflüssig, da kommt man als Leser selbst drauf. AUßerdem ist die ausschweifende Beschreibung der Heimsuchung meiner Ansicht nach etwas zu dick aufgetragen, aber den Fehler mache ich auch gern(xD).
Ansonsten hat es mich gut unterhalten!

mfg Leos

 

Er klatschte mit dem Rücken gegen die Wand und donnerte mit dem Kopf sonstworan ... das klingt sehr modern, fürwahr. Fetzig geradezu.

 

Hallo!

@Leos
Danke fürs Lesen und Kommentieren. Mich freut es natürlich, dass dir die Geschichte gefallen hat.
Den letzten Teil der Geschichte habe ich gestrichen, war auch für mich zu viel.

@Proof
Mein Dank gilt auch dir, besonders für die verschiedenen Fehler, auf die du mich aufmerksam gemacht hast - hab die sofort korriegiert.
Ein Problem stellten ein paar Wörter da, wie zB. klatschen, roboterhaft oder was ein Magnet tun kann und was nicht. Habe dafür Lösungen gefunden, weiß aber nicht, ob die passend sind.

PS: Und, deine Reaktion auf Leos´Kommentar war schon lustig.

mfg
Geert

 

Hallo Geert,

Ob eine Geschichte Umgangssprache enthält oder eher "barock" klingt ist m.E. egal, solange ein Stil konsequent durchgehalten wird. Dies ist bei dir aber nicht der Fall. Dadurch ist der Sound der Geschichte, nun ja, seltsam.

Ein Beispiel:

Er kann nicht weiter gehen, gibt auf; ist wie festgefroren im Blut auf dem Fußboden. Unkontrolliert, wie ein Wackeldackel, schüttelt er dann seinen Kopf.

"festgefroren im Blut" und dann "Wackeldackel"? Also bitte. Das eine ist Pathos, das andere Slapstick. Das beisst sich.

Genauso wie diese Stelle:

Der halber Kopf flutscht gewaltsam durch die Öffnung.
"flutschen", und dann auch noch gewaltsam? Wie geht das? "Flutschen bedeutet doch eigentlich, daß es etwas glatt läuft. Wie kann also etwas "gewaltsam flutschen"?


Überhaupt die Vergleiche:

Rauchschwaden decken den Raum wie ein Nebel zu

Und die Finsterniss überkommt wie eine Dunkelheit das Land, und Wasser fliesst wie eine Flüssigkeit? ;)
Was willst Du mit diesem Vergleich sagen? Warum nicht einfach "Rauchschwaden decken den Raum zu?". Das heisst doch exakt das selbe.

Ich finde es schade, daß eine im Prinzip spannende und dramaturgisch gut aufgebaute Geschichte sprachlich so vermatscht wird.

Denn die Idee und der Spannungsaufbau haben mir eigentlich sehr gut gefallen.

 

Hallo, Pharmakon!

Ich bedanke mich hiermit für dein Kritik, die einige Punkte aufweist, welche mir zu denken gaben. Dabei war besonders das Wort flutschen, was schon vorher ein Dorn im Auge, hervorstechend.
Natürlich sollte man auch den Wackeldackel nicht unerwähnt lassen, - was, und das gebe ich leicht zu, eher belustigend und kindisch ist, als gruselig ...
Zum Zeitpunkt des Schreibens war mir keine andere/r Idee/Vergleich eingefallen, doch als du es angesprochen hast, kam es wie von selbst.

mfg
Geert

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Geert,
ja, ein traumatisierter Prot. Nicht realistisch, aber alptraummäßig funktioniert's.

Ein paar Sachen, die mir aufgefallen sind:

Ich hätte die komplette Story im Präsens geschrieben. Die Dynamik dieser Einschübe (die ja Präsens sind) von seinem Traum / seiner Vision werden durch das Präteritum drumherum irgendwie ausgebremst, finde ich. Es sei denn natürlich, der Wechsel von Vergangenheit zu Präsens hat eine Bedeutung, die sich mir nicht erschlossen hat.

Dann sind mir deine Vergleiche aufgefallen: Es hat sich für mich ein bisschen so gelesen, als hättest du versucht, bei jedem sich anbietendem Bild einen Vergleich zu schaffen. Die gefielen mir aber ein paar Mal nicht und außerdem unterbricht auch das, wenn übertrieben, die Dynamik. Also action, action, das passiert, hier und da, nämlich wie dieses und jenes, dann das und das, so wie blablabla... Bremst. Vor allem, wenn die Vergleiche nicht gut treffen. Beispiele:

Die Eingeweide verknoteten sich zu einem Knäuel, der einem Magneten glich, welcher an seinem Bauch zerrte, es anzog und wieder los lies.
Die Eingeweide verknoteten sich zu einem Knäuel. Fertig. Rest ist unnötig. Welcher klingt gestelzt. Außerdem: losließ

Die Luft in den Lungen besteht aus Eiskristallen, die sich bei jedem Atemzug in seine Kehle wie Glas schneiden.
wie Glas kann raus.

Finger erscheinen in der Dunkelheit und ziehen sich, der Pflanzenwurzel gleich, ihm entgegen.
Finde ich unpassend, weil sich Pflanzenwurzeln, wenn, nur sehr langsam bewegen.

Seine Nase bricht mit einem lauten Knacken, wie ein trockener Zweig.
Hier musste ich fast lachen, so unpassend ist das.

Das Holz stöhnt, wie ein Verwundeter,
...

am Scheitel entsteht ein Riss, der Schädel platzt auf, wie ein reifer Kürbis.
Das passt, bremst aber. Und kurz danach wieder:

und zeigt das Hirn, welches dem verfaulten Inneren einer Walnuss ähnelt.
Merkst du's? Zuviele Vergleiche. Kann weg. (und warum überhaupt verfault?)

Die Haut schneidet sich an den spitzen Rändern, löst sich wie Asche vom rosa Fleisch ab und zerstreut sich wie schwarzer Schnee über verkrustetem Blut,
Boah, viel zuviele Vergleiche und Adjektive.

Andere Sachen:

rutscht auf dem Blut aus und landet mit einem Krachen auf dem Hintern.
Krachen? Passt nicht.

Erneute Tritte reißen ein faustgroßes Loch in der dünnen Oberfläche.
die dünne ?

Weißer Eiter läuft raus,
Warum Eiter? Eiter bildet sich doch nur nach einiger Zeit bei Wunden?

Ja, also bis auf die erwähnten Sachen fand ich die Story ganz gut. Schön dynamisch. Ist halt so ein nichtrealistisches Alptraumhäppchen, steckt also nicht viel Anspruch hinter. Vielleicht helfen dir meine Anmerkungen. Show, don't tell ist gut, man kann's aber auch übertreiben (Adjektive, Vergleiche).

Viele Grüße,
Maeuser

 

Hallo, Maeuser!

Hab schon befürchtet, dass da zu viel ist. Also, triffst genau mein Denken!

Äh, diese Zeiten-Sache: Ich hatte es mir so vorgestellt, die Gegenwartsform ist die Wahrheit, die Vergangenheitsform - die Lüge, in die sich der Prot. zu flüchten versucht.

Danke fürs Kommentieren!


mfg
Geert

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Geert,

der erste Zugangspunkt zu dieser Geschichte ist
natürlich die Sprache.

Es wurde schon gesagt, dass die Sprache in Ordnung ist, solange der Stil konsequent verfolgt wird. Das sehe ich auch so.

In der Geschichte werden sehr kurze Sätze verwendet, teilweise werden nur einzelne Worte als Satz benutzt. Dadurch wird der Text zu einem, ich sach mal: Computerprogramm von Menschlichen Erlebnissen.

Lässt man sich auf diesen Code ein, so bekommt man mit, dass es da um einen schrecklichen Unfall geht, der ganz schön auf die Psyche geht usw, usw, usw.

Kritisierbar ist die Sprache aufgrund ihrer Abgehacktheit nicht. Dadurch wird der Text aus meiner Sicht eher trivial - eigentlich neigt man zum abbrechen des Lesens, der Text dürfte wirklich nicht länger sein.

Das es hier um keine neue Idee geht wurde bereits gesagt,
insgesamt wird man durch den Text nicht mitgerissen, da er zwar schwer verstehbar aber nicht überraschend ist.

Ein Satz ist mir noch explizit aufgefallen:

Doch die Erinnerung – mit dem Traum zu einer Symbiose verwachsen – klebt an ihm wie eigene Haut

Ich kanns dir nicht anders sagen, aber das Wort Symbiose passt nicht, zu der sonst eher intuitiven Sprache.

So, das war also die Retourkutsche für die Kritik an meiner Kurzgeschichte :-)

Quatsch, ich meine es genau so ehrlich wie du bei mir, hoffe ebenfalls dir hilft es weiter und sage tschüss bis zur nächsten :-)

Gruss
Hanqw

 

Hey, Hanqw!

Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Ja, die Sprache kommt schon abgehackt daher. Interessanter Vergleich deinerseits:

Zitat:
Computerprogramm von Menschlichen Erlebnissen.

Und du hast es richtig erkannt bei diesem einen Satz, das Wort Symbiose passt eigentlich nicht in den Text hinein, doch es hört sich für mich so schön an! :-)


mfg
Geert

 

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