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Feuer-Fest
Wer legt denn heutzutage noch Wert auf solche Klischees?! Bestimmt nicht wir, der neumodische, alternative Haufen, der sich geschworen hat, niemals zu der Spießer Fraktion zu gehören.
So langsam bin ich dann doch in dem Alter, wo sich in meinem Bekanntenkreis immer mehr Familien gründen. Dies natürlich nur mit Methode und akribischer Anwendung der einzig waren Spießer-Deluxe-Formel: heiraten, Kinder kriegen, sich komplett überschulden für das perfekte Eigenheim und den familienfreundlichen Combi, wo auch der Labrador seine Stammplatz hat.
Es ist auf dem Land nun mal so Brauch. Wenn du dennoch Single bist, musst du ja auf jeden Fall eine fette Macke oder einen ordentlichen Dachschaden haben. Vom anderen Ufer bist du ja sowieso.
Letztes Wochenende war es dann wieder soweit, eine Freundin aus Kindertagen hat sich getraut.
Der Auserkorene war allerdings nicht der Mann mit dem sie 15 Jahre lang zusammen war, sondern der hübsche Weißrusse, den sie vor ungefähr zwei Jahren auf einem Theaterfest kennengelernt hat.
Es ging auf einmal alles sehr schnell… kein Wunder bei der Verhütungsmethode. Meine Freundinnen haben sich nämlich in den Kopf gesetzt, das Hormone Gift seien und sich einen Computer gekauft, der anhand von Körpertemperatur bestimmt, ob man empfänglich ist oder nicht. Russisch Roulette quasi.
Es war ja nur eine Frage der Zeit bis die Erste schwanger wird bei den mittelalterlichen Methoden.
Ein kleiner Junggesellinnenabschied sollte dennoch gefeiert werden. Die ganze Sache war allerdings ein wenig chaotisch. Es fing damit an, dass keine der geladenen Damen zur vereinbarten Zeit aufgetaucht ist. Da wir nun mindestens eine Stunde im Verzug waren und der Tisch im einzigen Restaurant, welches spontan noch Platz für den tollen Tantenclub hatte, seit vollen 5 Minuten reserviert war - dank des überschaubaren und kaum wahrzunehmenden Einsatzes der Trauzeugin - haben wir das Unterhaltungsprogramm mal drakonisch abgekürzt.
Zum Glück steht die Braut auf chinesisches Essen sag ich da nur.
Eine Sache haben wir uns jedoch nicht nehmen lassen. Wir wollten Papierlampions in den Himmel steigen lassen wie es in China zum Neujahrsfest üblich ist. Der geeignetste Ort dafür schien uns der Stadtpark zu sein. Es sind an diesem Abend Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schneeregen fällt vom Himmel. Guter Dinge lassen wir uns durch so eine Kleinigkeit wie das Wetter doch nicht entmutigen. Los geht’s erst mal mit einer Laterne zum testen. Der Brennkörper zündet wahrhaftig und die Laterne steigt empor. Allerdings nur bis zum nächsten Baum. Auf die Windrichtung haben wir nicht wirklich Rücksicht genommen. Man kann ja schließlich nicht an alles denken.
Kaum hängt der Lampion im Baum fest, bricht auch schon eine kollektive Hysterie los. Ich traue meine Ohren nicht, doch die Mädels sind der festen Überzeugung der klatschnasse Baum würde Feuer fangen. Zum Glück ist es am schneien und sie können mit Schneekugeln versuchen das Flämmchen zu löschen. Allerdings sind sieben kreischende Hühner nicht gerade diskret und so kommt es, dass sich nach und nach alle Wohnungen in der Nachbarschaft erhellen. Nun bricht die Panik wirklich los, denn der Tantenclub vermutet, dass wohl jemand die Polizei benachrichtigt habe. Langsam aber sicher kommt der Verein dann doch zu der Erkenntnis, dass die Löscharbeiten für die Katz sind und es besser ist das Feld zu räumen.