Fernsehen, Liebeskummer am Telefon und Altbier
„Du bist weg. Weit, weit weg. Und ich bin dankbar dafür, dass du nicht deine kostbare Zeit mit mir verbringst. Denn was könntest du bei mir auch großartig machen? Du würdest in meinen Armen bloß liegen und dich langweilen. Ja, es ist gut, dass du gegangen bist!
Mein Leben ist genauso wie es schon immer war. Ob nun mit dir oder ohne – macht doch keinen Unterschied, oder? Nein, ich bin sogar froh! Froh endlich das machen zu können, wozu ich sonst nie gekommen bin! So haben mir die Jungs jedenfalls geraten. Sind wirklich in Ordnung! Aber du kennst sie ja.
Tja, was soll ich dir noch großartig erzählen? Ich sitze hier und amüsier ich. Mit einer Dose Altbier und einer Pizza von Aldi. Es macht tatsächlich Spaß, all das nachzuholen, was mir sonst nicht vergönnt gewesen war. So tolle Sachen laufen im Fernsehen! Hätte ich das schon eher gewusst, hätte ich dich erst gar nicht kennen gelernt. Und du hättest nicht all das Nicht-geschehen mitmachen müssen!
Du, der Fernseher passt zu mir. Er hört mir zu, weißt du? Genauso so gut wie du! Ich hätte das nie für möglich gehalten, aber es gibt den ultimativen Freund: mit dem man reden kann, der für gute Musik sorgt und einfach richtig gute Stimmung verbreitet. Selbst geile Frauen kann man mit ihm zusammen aufreißen. Na ja, nicht so direkt. Aber immerhin, so quasi.
Was machst du denn jetzt für schöne Sachen? Hoffe, dass du Spaß hast! Netten Burschen getroffen? Mit so richtig blauen Augen und makelloser Figur? Wie du dir es immer gewünscht hast? Lass mich raten, du liegst jetzt am Pool, dein neuer Freund ist gerade aufgestanden um euch irgendeine Erfrischung zu holen, und genießt die Sonne. Einziger Schandfleck ist vielleicht der nervige Typ am Telfon, der dir seine Abenteuer erzählt. Warum hast du ihn auch nur angerufen? Dieses Überbleibsel aus deiner dunklen Vergangenheit als Gelangweilte. Aus Langeweile etwa? Da haben wir es wieder: immer wenn es langweilig wird, komme ich an die Reihe. Ist wohl mein Schicksal! Ich will dich gar nicht mehr länger stören und am besten Schluss machen. Sonst stirbst du ja vor Langeweile mir noch am Telefon weg! Ach so, richte deinem neuen Freund einen netten Gruß von mir aus! Ich habe gar nicht vor ihm eins überzubraten! Sag ihm das Bitte!“
Die lachende Stimme am Ende der Leitung: „Oh Mann! Ich bin doch morgen wieder zurück! Aber einst muss ich sagen, mein Eifersüchtler...“