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Feriensommer
Damals, ich erinnere mich noch gut daran, es begann im Sommer, der Abend neigte sich dem Ende zu und es versprach eine laue Nacht zu werden. Es war eine von solchen Nächten, in denen die Dunkelheit keine Chance hat, wo uns die Dämmerung einschliesst in seine Undurchdringlichkeit, um sie zu spüren und alles zu geben, was die Tageshelligkeit in ihrem hektischem Treiben nicht zulässt.
Just an diesem Abend sollte unsere grosse Liebe beginnen und ich hörte seine Stimme damals vor allen anderen, den Unbekannten, dort in der kleinen Party mit Ferienstimmung. Meine Neugier war geweckt und die offene Nächtlichkeit liess mich nicht lange überlegen und ich folgte der frohen rufenden Gesellschaft und war gespannt auf den Menschen, den ich bis dahin noch nicht gesehen hatte. Es war einer der wenigen Momente im Leben, in denen man etwas unvergessliches tut und genau weiss:
Ich will es.
So war es und musste es sein. Wir trafen uns und mit einem Blick konnte jeder sehen, uns geht es gut. Wir beide waren augenblicklich sehr glücklich.
Zwei Menschen wie wir wurden in einem unerwarteten Moment zusammengeführt, spürten es sofort und er sagte, so wie du soll meine Frau sein, es war traumhaft für uns beide. Wir konnten uns unsere Liebe sagen und wir taten es und unsere Jugendlichkeit liess uns in diesem Feriensommer unsere Pläne und unseren Glauben an die Zukunft finden.
Sein Intellekt und seinem Leben Sinn geben zu wollen, waren für mich Anlass, ihn noch mehr zu lieben und ich stimmte völlig mit dem überein was er über das Leben und die Lebensgestaltung dachte und ich konnte seinen Idealen folgen.
Wir haben uns geliebt und sind ausgelassen durch das raschelnde Laub des goldenen Herbstes gelaufen. Wir sind eng aneinander geschmiegt im Park gegangen, jeder dem anderen möglichst nahe zu sein. Wir haben auf uns gewartet und wir haben uns geschrieben und unser Glück war spürbar.
Es gab in unserem purem Glück einen Punk, den wir mit unseren Idealen in einer Ehe nicht tolerieren konnten und lange Zeit außer Acht liessen. Heute denke ich manchmal daran, vielleicht war es die Ungeduld unserer Jugendlichkeit, aber wir konnten auf die Dauer nicht umhin, uns damit auseinander zu setzen.
Ich als überzeugte Christin und seine atheistische Einstellung passten in dem Staat, in dem wir lebten, nicht zueinander. Es passte nicht zu unserer gegenseitigen Offenheit und wir taten uns zum ersten Mal weh, wenn wir uns zugestehen wollten, dass es in den weltanschaulichen Zielen vielleicht keine so grossen Unterschiede gibt, aber das damalige totalitäre System liess solche ehrlichen Verbindungen nicht zu.
Man hat uns beide noch lange Don Camillo und Peppone genannt, den Christen und den Kommunisten und es hat uns nichts genützt, wir konnten nicht zusammen bleiben.
Cui bono, wem hat es genützt, hat es uns erleiden lassen und die Tränen sind ungezählt.
Unsere Wege habe sich nicht wieder getroffen und ich weiss nicht, wie es ihm jetzt geht und ob er die Ideale seiner Jugend bewahren konnte.
Noch lange Jahre habe ich seine Briefe aufbewahrt und oft an ihn gedacht und an unsere Liebe.
mahrlen