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Fensterliebe
Er kennt mich nicht und das ist gut so. Ich würde nicht zu ihm passen, würde ihm nicht gefallen. Seine Freundin ist anders als ich. Ganz anders. Doch sie gefällt ihm.
Manchmal fahren wir im gleichen Bus. Manchmal stehen wir im Supermarkt an der gleichen Kasse. Einmal hat er mir beim Bäcker die Tür aufgehalten. Mein Herz klopfte, meine Beine zitterten und ich wollte mich bedanken, aber er hatte sich schon weggedreht.
Er weiß nicht, dass ich ihm gegenüber wohne. Er sieht mich nicht, wenn ich vom Fenster hinüberblicke. Er sieht mich nicht, wenn ich sie beide beobachte. So wie jetzt.
Mein Zimmer ist dunkel. Ein Streifen Mondlicht stiehlt sich durch den Gardinenspalt. In seinem Zimmer brennt gedämpftes Licht. Im Hintergrund wird Musik laufen. Ich sehe ihre schmale Gestalt und wie er sich an sie schmiegt. Wie er sie berührt, wie er sie küsst. Ich weiß, dass sie jetzt lächelt. Seine Hand gleitet zu ihrer Schulter und streift den Träger beiseite. Seine Lippen berühren ihre nackte Haut. Ob sie dabei stöhnt? Vermutlich. Ich würde es tun. Seine Arme umfassen ihren Körper, ziehen ihn zu sich, seine Hände verlieren sich in ihrem Haar. Wenn sie sich jetzt umdrehen, werden sie mich sehen. Doch sie drehen sich nicht um. Sie drehen sich niemals um. Sie sehen nur sich. Und ich sehe nur sie.
Er kennt mich nicht und das ist gut so. Eine Träne rinnt über meine Wange. Er kennt mich nicht und das ist gut so. Das ist gut so. Das ist gut so. Ich wiederhole den Satz, bis meine Stimme erstirbt.
Vielleicht kann ich eines Tages daran glauben.