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Fehlende Inspiration

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28.08.2015
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Fehlende Inspiration

Verdammt!
Seit sieben Monaten sitze ich vor meinem Laptop und tippe belanglose Wörter sinnlos aneinander, nur um sie gleich darauf wieder löschen.
Die Tür öffnet sich.
„Hi Schatz!“ begrüße ich meine Frau.
„Hi, ich habe dich vermisst!“
„Wie kommt's dazu? War ich denn lange fort?“
„Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Setz dich, ich mach' dir einen Tee.“
„Gern.“
Ich gehe in die Küche und brühe einen Tee auf. Jegliche Form von Ablenkung ist mir gerade lieb.
„Wie war die Arbeit, Schatz?“ Die erste Frage, die ich meiner Frau immer stelle.
„Schrecklich! Kommst du und massierst mir die Füße? Dann erzähl' ich dir wie mein Tag war.“
Nennt mich altmodisch, aber ich verbrachte auch nach 20 Jahren noch gerne Zeit mit meiner Frau.
Während ich ihre Füße massiere, erzählt sie mir von ihrem Tag. Nachdem sie 45 Minuten Verspätung hatte, weil ihr Zug typischerweise eine Panne hatte, sprang sie im prassendeln Regen über Pfützen zu ihrem Büro. Durchnässt blieb sie im Aufzug stecken. So ging das den ganzen Tag weiter.
Ich sage immer, manchmal hat man Glück, manchmal hat man Pech.
„Hast du etwas zu Essen gekocht? Ich sterbe vor Hunger.“
Ich hatte ihr Lieblingsessen zubereitet. Spaghetti Bolognese.

Wir sitzen am Küchentisch bei Kerzenlicht. Im Hintergrund spielt ein melancholisches Saxophon. Das Licht der Kerze hüllt das Esszimmer in eine romantische Atmosphäre.
„Und wie läuft es bei dir? Hast du etwas geschrieben, oder irgendeine Idee.“
„Fehlanzeige. Ich hatte vor einer Stunde den 37. ersten Satz verfasst und verworfen. Irgendetwas fehlt.“
„Du wirst es schaffen. Wie du es immer getan hast. Erinnere dich an '97. Du hast 8 Monate vor leeren Seiten gesessen und dann plötzlich geschrieben, bis dir die Finger wund wurden.“
„Ich danke dir.“
„Wofür?“
„Für alles. Du holst immer das Beste aus mir raus. Du glaubst immer an mich, weichst mir nie von der Seite.“
„Bis dass der Tod uns scheidet.“
„Amen.“
Wir sind nicht religiös, aber einige der vermittelten Werte wussten wir schon zu schätzen.

Nach dem Abendessen gehen wir zu Bett. Ich krame aus der Kommode einen alten King Roman hervor. „Das geheime Fenster“. Ich lese und schlafe dann irgendwann ein.
Ich träume von einem Unfall. Einem Autounfall. Ein Mann rast mit erhöhter Geschwindigkeit über die Hauptstraße. Obwohl taghell, ist kaum Verkehr. Plötzlich bremst der Fahrer scharf. Ein Schreien und das dumpfe Geräusch eines Aufpralls. Ich schwebe über der Szenerie, wie ein Adler über seiner Beute kreist. Bevor ich die Gesichter der Beteiligten sehen kann, wache ich schweißgebadet auf.
Die andere Hälfte des Bettes ist leer. Ich blicke auf die Uhr. 11 Uhr, sie war schon fort. Ich gehe in die Küche und mache mir einen Kaffee mit einem Schuss Whiskey. Alkohol am Morgen ist eine Sache, bei der ich mir nie erträumt hatte, dass sie Wirklichkeit annimmt. Doch Whiskey löst nicht nur die Zunge, sondern auch die Finger. Und ich tippe mir die Finger wund. Wie sie es gesagt hatte.
Als ich fertig bin, bestaune ich mein Werk. Mit einer Zigarette im Mundwinkel lese ich das Geschriebene immer und immer wieder durch.
Ich klappe den Laptop zu und blicke zur Tür. Doch sie bleibt verschlossen. Jessica war vor 7 Monaten gestorben. Sie hatte mich ein letztes Mal inspiriert. Meine Muse ist nun fort, von nun an muss ich ohne sie leben.

 
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Hey TrappyJoe

Willkommen hier! :)

Ich finde deine kleine Geschichte hier, von der Erzählweise, auf eine naive Art und Weise, irgendwie charmant. Ja, hier und da auch komisch - gerade im Dialog.
Aber, ich verstehe den Inhalt nicht ganz, es wirkt ein wenig chaotisch und es ist mir zu verzettelt.

Seit 7 Monaten sitze ich vor meinem Laptop und tippe belanglose Wörter sinnlos aneinander, nur um sie gleich darauf wieder auszuradieren.
Die Tür öffnet sich.

Gleich zu Beginn hat sich scheinbar der Fehlerteufel eingeschlichen. Du schreibst die Geschichte ja in der Vergangenheitsform, was hier nicht der Fall ist.

Die erste Frage, die ich meiner Frau immer stelle.

*stellte

[...]weil ihr Zug typischer Weise eine Panne hatte,[...]

*typischerweise


Das Ehepaar wirkt fast schon kitschig, naiv, übertrieben glücklich, das es mir gefiel, oder ich es komisch fand - folgerichtig haben mich die ersten beiden Absätze gut unterhalten und ich war interessiert weiterzulesen, um mehr zu erfahren. Aber das Ende fand ich dann überhaupt nicht gelungen. Das war mir zu abrupt, zu sehr vor den Kopf gestoßen und wirkte dahingeklatscht und irgendwie auch lieblos.

Jessica war vor 7 Monaten gestorben.

Durch dieses Wörtchen war, kommt es mir so vor, als wäre sie zum Zeitpunkt der Geschichte, vor 7 Monaten gestorben. Aber das kann nicht sein, da der Abend zuvor, sie ja noch gemeinsam ins Bett gingen. Das verwirrt, wie auch allgemein der letzte Abschnitt.

Ich würde bei der Geschichte, mehr auf die Beziehung eingehen. Mehr Details hineinbringen. Denn, augenscheinlich geht es ja um einen trauernden Liebenden, und gerade dann, erinnert man sich an die Details einer Liebe, die im Alltag so belanglos daherkommen, aber dann im Rückblick, plötzlich so wichtig erscheinen.
Mehr Gefühl würde ich einbauen, mehr Gedankenwelt des Protagonisten, damit der Tod dem Leser auch näher geht, denn sonst bleibt das eine Randnotiz am Ende, bei der ich mir denke, okay - naja.

Wenn deine Intention war, das der Prot. sich seine verstorbene Frau, quasi nur vorstellt, mit der Auflösung am Ende, quasi einem Twist, nun, ich glaube, dann hast du dich da ein wenig verzettelt, denn durch den anfänglichen Tempus-Wechsel, verwirrt das gewaltig.

Wie schon oben angedeutet, der Sinn erschließt sich mir nicht so ganz. ;)

Wünsche noch einen schönen Abend!

Lieben Gruß
Simba

 

Hallo TrappyJoe,

herzlich willkommen bei den Wortkriegern. Deine Geschichte ist interessant, insbesondere der überraschende Schluss. Ich hatte dennoch Schwierigkeiten mit dem Lesen, aber das kann ja an mir liegen.

Einige Stellen, die mir aufgefallen sind:

Seit 7 Monaten ... wieder auszuradieren.
"Bis zwölf gehören Zahlen auf jeden Fall ausgeschrieben." heißt es in der Korrektur-Check-Liste.
Ich hoffe Du radierst auf Deinem Laptop nicht herum, verträgt der Bildschirm niht, obwohl Tippex wäre noch unangebrachter. Warum micht einfach "zu löschen" oder so etwas.
Ich marschierte strammen Schrittes in die Küche
Plötzlich wechselst Du in die Vergangeheitsform - um dann im nächsten*Abschnitt wieder in der Gegenwart zu landen. Da diese Szene in einer Zeit spielt, solltest Du konsequent sein. Im Korrektur-Center (unter Service) gibt es gute Hinweise.
Und warum strammen Schrittes? Ich stell mir das bildlich vor, aber ich habe keine Ahnung, weshalb der Prot das tut. Um sich abzulenken? Um seinen Verstand nicht zu verlieren? ... Ich würde diesen miltärischen Aspekt herauslassen.
„Wie war die Arbeit, Schatz?“ Die erste Frage, die ich meiner Frau immer stelle.
Wirklich die erste? Oder war das mit der Kamille keine Frage?
Dann erzähl' ich dir alles.
Alles ist ein Wort, das man vermeiden sollte - meine Erlebnisse, was mir geschehen ist ...
Nachdem sie 45 Minuten zu spät war
Das klingt mir jetzt so, als ob sie 45 Minuten zu spät ins Büro kommt, aber die nächsten Sätze zeigen, das sie noch gar nicht da ist. Vielleicht 45 Min Verspätung hatte, weil...
typischerweise/B]
Ein Wort
Sie hatte Zweiteres.
Es gibt das Wort Zweiteres, aber es ist sehr antiquiert. ich würde den Satz ganz streichen. Sollte eigentlich klar sein, was sie hatte.
gegenüber von einander
abgesehen davon, dass vobneinander zusammengeschriebenj würde, ich würde es ganz weglassen. Gegenüber reicht zur Beschreibung.
romantisch-dämmernde Atmosphäre
Dämmern kann viele sehr unterschiedliche Bedeutungen haben. Hier wirkt es eigentlich überflüssig, denn das Kerzenlicht am Abend für eine romantische Dämmerung sorgt ist eigentlich aus dem Zusammenhang deutlich.
„Bis das der Tod uns scheidet.“
Es gibt viele beispiele - Songtext usw. - die das so schreiben, aber grammatikalisch heißt es "Bis dass" - Es sein den Du schreibst: Bis das Wasser gefriert oder so, dann ist das das ein bestimmter Artikel zu*Wasser.
bei der ich mir nie erträumt hatte
Da ja vorher der Traum kommt - vielleicht wäre vorgestellt besser.
Mit einer Zigarette im Mundwinkel las ich das Geschriebene immer und immer wieder durch.
Also entweder war der Text nicht lang oder die Zigarette war nicht angezündet. Und warum immer und immer wieder. Es ist sinnvoll, einen geschriebenen Text mehrmals zu lesen, aber mit Abständen. Sonst macht man sich verrückt.
Sie hatte mich ein letztes Mal inspiriert
Woher weiß er, dass es das letzte Mal war?
von nun an, muss ich ohne sie leben.
ohne Komma!
Das schreibt man nicht. Es gibt wohl kaum einen Leser, der versucht, den Bildschirm umzudrehen, um zu schauen, ob es auf der Rückseite weitergeht.

Nette Geschichte mit interessantem Schluss. Die beiden Figuren bleiben sehr farblos. Sie sind 20 Jahre verheiratet, er ist (freier?) Schriftsteller und sie arbeitet in einem Büro - das wars dann schon. Es ist aber schwer, sich ohne nähere Beschreibungen Menschen vorzustellen. So ist die Gechichte recht abstrakt.

Liebe Grüße

Jobär

 

Wow!
Erst einmal danke für die schnelle und ausführliche Kritik. Da bin ich wohl auf der richtigen Webseite gelandet.
Die Fehler werde ich gleich ausmerzen und auch die Verbesserungsvoschläge nehme ich alle sehr gerne an.
Die Tempi-Wechsel sind mir gar nicht so bewusst gewesen, da bin ich wohl noch recht "blind" was die eigenen Texte angeht. Darauf werde ich vermehrt achten! Danke!
Ich wollte die Geschichte als eine Art Wahnvorstellung beschreiben. Der Protagonist erinnert sicht an die alltäglichen Begebenheiten mit seiner Frau, die vor 7 Monaten allerdings gestorben war (deshalb der Traum). Sie war seine Inspirationsquelle und seit ihrem Tod, kann er nicht mehr schreiben. Der "letzte" Tag mit ihr, sollte eine Art Abschluss der Trauer darstellen.
Ich kann nach eurer Kritik aber verstehen, dass die Intention nicht richtig rüber kam. Um solche Story-Konstrukte besser zu implizieren, muss ich wohl noch üben.
Ich danke euch auf jeden Fall und freue mich nun Teil der Community hier zu sein. Der erste Eindruck ist auf jeden Fall sehr positiv!

Beste Grüße und eine gute Nacht

TrappyJoe

 

Hi,

„Hi Schatz!“ Meine Frau.
„Hi, ich habe dich vermisst!“
„Wie kommt's dazu? War ich denn lange fort?“
„Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Setz dich, ich mach' dir einen Tee.“
„Gern.“
Ich gehe in die Küche und brühe einen Tee auf.
Da ist was schief, ich dachte, das erste sagt der Mann - würde ich noch kurz beim zweiten Hallo erwähnen, dass das der Prot sagt

Ja die Story ... also zuerst das Gute: Ich fand die Wendung zum Schluss gut. Die hat was rausgerissen. Der Rest ... ich finde den Schriftsteller sehr klischeehaft, gerade mit dem Alkohol, und dann dieses: in einem Stück ein Roman runterschreiben. Das ist bisschen so wie sichs die Leute immer vorstellen, dieses Genieding, am besten noch besoffen, aber so ist das doch eigentlich nie. Die meisten arbeiten mehrere Jahre dran und überarbeiten und und und. Ist auch sehr kurz - zu kurz, als dass ich die Figuren hätte kennenlernen können. Also die sind mir auf jeden Fall zu blass, und der Plot an sich ist auch nicht wirklich originell - die Wendung zum Schluss ist schön, weil unvorhergesehen, aber der Rest ist nichts, finde ich jetzt.
Sprachlich vermute ich, dass du was draufhaben könntest, wenn du am Ball bleibst und dich weiter mit dem Schreiben beschäftigst.

Bleib am Ball,

Grüße,
zigga

 

Hi Zigga,

danke für die Kritik und die doch recht aufmunternden Worte!
Ich bin noch ganz am Anfang und über jede Anmerkung dankbar. Ich werde mir zu Herzen nehmen, was du angesprochen hast und hoffe bald wieder die Zeit zu finden, etwas zu schreiben!

Grüße
TrappyJoe

 

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