Was ist neu

Februar

Seniors
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02.06.2001
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Februar

Dieses Vorwort sei mir gestattet!
Nachfolgender Text entstand Anfang der Neunziger und war in der ursprünglichen Version bedeutend, nun ja, "schärfer".
Es gab zwei ähnlich gestrickte Texte, die genau so deprimierend sind: Das Tagebuch eines saufenden Versagers. Nix für sonnige Tage...

Erster Februar

Hiermit führe ich mein, äh, Tagebuch fort. Persönlich würde ich den Begriff Gedankenbuch vorziehen. Tagebuch klingt nach Liebes Tagebuch, bin heute dem Mädchen/Jungen meiner Träume begegnet und habe ihm/ihr vor Aufregung den Pullover vollgekotzt. Ich glaube, am besten wandere nach Timbuktu aus oder bringe mich um, heul,... und das will ich nun wirklich nicht.

Vor etwa einem Monat erhielt ich eine Einladung zum Klassentreffen der Abschlussklasse meiner High School. Tja, da hilft nichts - ich werde wohl oder übel bei der angegebenen Adresse erscheinen müssen.

Komisch, irgendwie erinnert mich das an die Musterung. Gottchen, warum nur, warum?
Was soll sich seit damals schon geändert haben: Ich bin nicht reich, noch berühmt. Ich bin der Klassentrottel gewesen und werde es in den Augen derer, die mich dazu verdammten, immer bleiben (es sei denn, ich schaffe mein großes Ziel doch noch, nämlich Präsident dieses verrückten Landes zu werden).
Das einzige was mir damals erspart blieb, das waren die an sich obligaten Prügel für den Klassenarsch. Aber vermutlich war ich denen selbst dafür zu langweilig ... keine Ehre und vielleicht ist das Leben gar nicht so schlecht, doch die Leut', die Leut'.

Hach, bin ich heute wieder fröhlich.
Um der Wahrheit vollauf zu gereichen: Ich bin manisch-depressiv, wohl bereits von Kindheit an damit geschlagen. So gesehen war es nur eine logische Konsequenz, dass ich abwechselnd Affenarsch, 'Pizzagesicht oder schlicht und ergreifend einfach Arschloch gerufen wurde.
Wenn ich's mir so recht überlege: Nein, ich will meinen Brei nicht essen und ich will nich' zum Klassentreffen! - Schnauze, du frisst jetzt den verdammten Brei und zu 'm Klassentreffen gehst du, entweder freiwillig oder ich verpass dir 'n Arschtritt, dass du direkt zum Meeting fliegst.
Na gut, ich beuge mich der Gewalt.
Ich bin und bleibe eine Flasche.
Die artverwandte Seele ist mir immer noch nicht begegnet und ich werde den Verdacht nicht los, dass ich mir deren Existenz lediglich einbilde.
Übermorgen ist Klassentreffen und mir kommt jetzt schon die Kotze hoch ...


Zweiter Februar

Morgen ist es soweit und mir ... kommt es so vor, als würde ich mich morgen prächtig amüsieren. Gewiss haben sich meine ehemaligen Klassenkameraden stark gewandelt und sie werden mich herzlich begrüßen und keine Witze auf meine Kosten machen. Sie werden sich freuen, dass ich komme und mich nur widerwillig von dannen ziehen lassen. Sie werden mir sagen, sie hätten sich irrsinnig gefreut, dass ich gekommen sei, und mir zum Abschied noch mal alles Gute wünschen...

Ha Ha, das war nur ein Witz! Natürlich werden sie mich verarschen und mir AIDS und Pest gleichzeitig an den Hals wünschen. Ich werde mich nicht wehren und sie im Glauben lassen, ich sei derselbe Trottel wie vor einigen Jahren.
Wahrscheinlich bin ich derselbe Trottel, nur ein wenig zynischer und lebensverneinender. Aber das braucht niemand zu wissen. Gut, amüsiert euch auf meine Kosten, es ist mir egal.

Ich hatte heute viel Zeit zum nachdenken, denn ich war den ganzen Tag zu Hause. Gesellschaft leistete mir eine gute alte Daniels-Flasche, die ich zur Hälfte aussoff. Allerdings nicht pur, sondern mit Cola gemixt. Mit dieser Methode verhindert man das lästige Betrunken werden.
Ich hasse das. Mir genügt der Typ, der zwei Stockwerke über mir haust. Dieser Saufkopf wichst sich fast jeden Tag voll. Und dann läuft er das Stiegenhaus runter und rauf und runter und rauf. Und mit ein bisschen Pech reihert er einem die Schuhe voll oder singt Sinatra.
Na ja, der macht's nicht mehr lange. Ich werde ihm keine Träne nachweinen.
Gemein?
Menschenverachtend?
He - Ich würde Sie an meiner Stelle sehen wollen! Zynismus ist das einzige, das mir noch verblieben ist.
Gute Nacht, lieber Mond, bis morgen.


Vierter Februar

Heute - das heißt gestern - war ich also bei dem Klassentreffen. Und es machte mich glücklich. Natürlich wurde ich am gründlichsten von allen Anwesenden verarscht, aber mein Selbstwertgefühl ist erheblich gestiegen seit ich sah, wie sich die anderen entwickelt haben.
Keiner ist reich, keiner ist berühmt.
Und allesamt sind sie beschissen.
Ich lächelte zu allem, was über mich gesagt wurde. Ja, ja, die gute alte Zeit ... als mich noch jeder Affenarsch titulieren durfte. Wo ist diese schöne Zeit hingeraten?
Ach, was gäbe ich dafür, noch einmal von Brenda zärtlich ins Ohr gehaucht zu bekommen Weißt du, ich glaube du bist gar nicht so hässlich ... bloß, man kann dein Gesicht vor lauter Pickeln nicht sehen.
Was war das für eine herrliche Zeit, als man mir 'nen Kaugummi auf den Sessel klebte und ich mich unter lautem Gelächter darauf setzte.
Und muss ich mein Glücksgefühl erwähnen, das mich übermannte, als Jeff meinte, für'n Zehner könnte ich mir seine kleine Schwester ausleihen?
Ach, was haben wir doch gelacht! Und all dies soll der Vergangenheit angehören?
Kein He, Pizzagesicht, haben deine Eltern noch immer nicht den Arzt verklagt, der dich zur Welt gebracht hat? , kein An deinen Anblick werde ich mich wohl nie gewöhnen können und - der Schmerz übermannt mich und ich glaube ich muss weinen - kein klassisches Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, bin ich entschiedener Gegner der Gentechnik.
Ich weine - Es tut mir leid, ich bin nun mal ein sentimentaler Narr.


Fünfter Februar

Fuhr am Morgen in die Innenstadt um ein paar Bücher zu kaufen. Bücher, Whisky und good old Rock halten mich am Leben.
Immer wieder stelle ich mir die J.D. Salinger Tausend Dollar-Frage: Was ist mit den Enten im Stadtteich, wenn es Winter wird?
Werden diese geschlachtet und im Frühjahr durch neue ersetzt? Fliegen diese südwärts (nach Entenhausen vielleicht)?
Halten sie Winterschlaf?

Ich weiß es nicht und das deprimiert mich ungeheuer. Es gibt so vieles, das ich nicht weiß.
Zum Beispiel: Warum bin ich so, wie ich bin?
Warum kann ich nicht anders sein?
Zweites Beispiel: Bin ich durch Hollywood-Filme verblendet?
Ist mein Realitätssinn entstellt worden?
Warum kann mich niemand leiden?
Sehen Sie, es ist so: Wenn eine junge Frau mit einem Kinderwagen vor einem unüberwindbaren Hindernis steht und mich bittet ihr zu helfen, dann sage ich nicht: „Gerne, nur werden Sie übernächstes Jahr zwei Kinderwagen schieben müssen“, nein, ich sage selbstverständlich „Ja natürlich“ und schreite zur helfenden Tat.
Wenn mich ein alter Mann in der Straßenbahn bittet, ihm den Sitzplatz, den ich inne habe, zu überlassen, dann sage ich nicht: „Wozu denn; ist doch egal, ob sie stehend oder sitzend sterben“, nein, ich stehe selbstverständlich auf.
Wenn ein kleines Kind im Kaufhaus mich bittet, seine Mami zu suchen, weil es diese verloren hat, dann sage ich nicht: „Tja, wenn ich dich so anschaue würde ich sagen, das hat deine Mami absichtlich gemacht“, nein, selbstverständlich gehe ich auf die Suche nach besagter Lady.
Und trotzdem - welch' himmelschreiende Ungerechtigkeit! - mag mich niemand so recht leiden.
Und dies ist mein Leben, Freunde. Mein beschissenes Leben. Recht so!


Sechster Februar

Durfte heute wieder einer Talkshow beiwohnen. Oh, ich liebe diese Shows.
Ich meine, the show must go on, und so, aber warum werde ich nie eingeladen? Bin ich nicht kompetent genug? Einer dieser angeblich kompetenten Typen meinte, Politiker seien die faulsten Menschen überhaupt.
Dem würde ich widersprechen. Politiker kommen in meiner Rangliste der faulsten Humanoiden an dritter Stelle.
An zweiter Stelle rangieren kompetente Gesprächspartner in Talkshows und an die Spitze meiner Charts setze ich Selbstmörder - Die hängen ja meist nur in der Gegend rum.

Anscheinend ist es möglich, sich für 'ne Show als Gast zu bewerben. Hoffentlich steht mal bald das Thema Outing auf dem Programm: „Wissen Sie, Anne, ich muss es endlich loswerden - Ja, ja, ich bin Zyniker“.
Und bitte Beifall und keine faulen Orangen werfen. Und nicht ins Wort der sympathischen Fernsehtante fallen und die Schnauze halten, wenn es Zeit für den Werbeblock ist.


Siebter Februar

Habe heute etwas für meine ohnedies magere Bildung gemacht und die neue John Grisham-Hirngrütze gelesen.
Eines muss man dem Mann lassen. Er schreibt selbst für Analphabeten höchst verständliche Lektüre. Aber kann man diesem wundervollen Mann einen Vorwurf machen?
Kann man überhaupt irgend jemandem einen Vorwurf machen?
Na ja, vielleicht den Typen, die sich fragen, wieso auf jeder Buchseite unten eine Zahl steht.
Ich meine, live and think.
Wir sind alle Geschöpfe Gottes, die einen mehr, die anderen weniger, und das sollte man nicht vergessen. Deshalb erscheint es mir rätselhaft, wieso es keine Gesellschaftsform. gibt, in welcher alle Menschen gleich sind.
Wie in diesem Orwell- Schinken: Manche sind gleicher.
Doch das ist eine zu philosophische Frage und das überlassen wir lieber Winfrey zu diskutieren.

Das Leben ist ein Jammertal, das wir mit bloßen Füßen durchschreiten müssen. Das Leben hat Krallen und Zähne, Leute!

Manche vom Leben begünstigte Menschen kommen mit 'nem Paar Laufschuhe zur Welt; manche mit 'nem Rennschlitten. Aber irgendwann treffen wir uns alle wieder, früher oder später.

Ich hoffe, da, wo Gevatter Tod Stadthalter ist, gibt es Gerechtigkeit. Das will jedoch nichts heißen. Ich hoffe ja auch, dass der Präsident einen fahren lässt, während er sich vom Rednerpult abwendet (und das Mikrophon selbstverständlich offen ist).
Oder dass der Roadrunner, dieser fiese Typ, von Will E. Coyote platt wie 'ne Flunder- gemacht wird.
So viel Hoffnung, die sich niemals erfüllt. Will schmeißt einen tonnenschweren Felsbrocken in den Abgrund, wo unten der Roadrunner mit Rädern anstatt Füßen läuft. Ja, und dann bleibt er stehen, sieht nach oben, sieht den Felsbrocken, macht auf Copperfield, zieht eine riesige Sprungfeder, aus der Hosentasche(?), stellt diese auf die Einschlagstelle des Felsbrockens und hupt fröhlich - Stein auf Feder, Stein prallt zurück und dem armen Will auf die Glocke.
Huphup.
He, Copperfield, bist ja echt'n cooler Typ. Ich meine, Romanfiguren den Namen klauen, Models aufreißen und Freiheitsstatuen verschwinden lassen, aber wenn du mal so richtig auf echt cool machen willst, dann lass dich selber verschwinden - Ich kann diesen ewig grinsenden Schönling nicht leiden. Merkt man's?
He, Moment noch, David - nimm Madonna und den Verteidigungsminister mit, ja?
Danke.


Achter Februar

Uuuääaargh.
Hab mir Wheel of Fortune reingezogen.
„Und was machen Sie beruflich?“
„Ich bin Baumeister“
„Schön. Das heißt also, Sie bauen Häuser?“
Bitte um Beifall – Scheiße, meine Whiskyflasche ist leer und - klatschklatschklatsch - bitte Applaus für die grinsende Lady im scharfen Mini, die nur mit'm Arsch wackeln darf - und, bitte. fest drehen - muss aufs Klo, und, ah, ein Werbeblock, kommt mir gelegen - ein 'W' wie „Warum bin ich so bescheuert und blamiere mich hier vor allen Freunden und Verwandten?“ - bitte - bitte sehr, bitte gleich oh, gut, Scheiß auf die Werbung - wer ist der Werbepartner heute? - oh wie schön, und 'ne Waschmaschine und 'nen Fön und - he, wieso kann man die Mieze, die die Buchstaben umdreht nicht kaufen? - die Perücke vom Moderator - klatschklatschklatsch, und da wird sich Ihre Gattin sicher freuen, diese doofe Nuss, der Sie ein Kochbuch mitnehmen müssen - ein 'W' wie Victor-, bitte - und schade, leider nicht vorhanden – düdeldü - Blöde Kuh, hätte sie doch 'nen Vokal gekauft - Vokale kann man nicht kaufen, Buchstaben sind nicht zu ersetzen, komm schon, Junge, wenn du berühmt werden willst greif der Buchstaben-Mieze an die Titten - ach ja, ist ja alles nur aufgezeichnet, dreimal vorhanden, falls jemand tot umfällt, oder Miss Buchstabe statt dem verlangen 't' alle 'e's umdreht und so die Lösung verrät, oder dingdingdingding - haha, was für ein Trottel, weiß die Lösung nicht
undwiesollichdentagohnewhisky
Sie sind die Tagessiegerin und spielen um diesen wunderschönen Hauptpreis
Überstehen
oh Mann, verloren! Oh nein, wie konnte das denn nur geschehen? – ooooh, aaaaaah – verloren, Sie hat verloren! Ich bin verloren - bis morgen - Pass auf, dass deine Perücke nicht - wieso grinst Du so bescheuert - he, habt. ihr, die Buchstaben-Lady in eine spezielle Schule gesteckt? - und 'ne Buddel voll Rum – johohoho...

"Es tut mir leid, John, ich liebe dich nicht mehr.“ - johoho, du Flittchen, treibst es wohl hinter meinem Rücken sogar noch mit dem Hamster, johoho, statt dessen „Ja, ich weiß.

„Also, hast du Drogen genommen oder nicht?“ „Klar, ich will ja nicht so'n Langeweiler wie Sie werden“, statt dessen „Nein, ehrlich nicht!“

Oh Shit, was soll das? - und Probleme, und irgendwie kommen sie alle wieder raus und - Wirklichkeit? Ja - Möglich - möglich ist alles - außer, dass der Coyote den verdammten Roadscheißvogel in die Finger kriegt.


Neunter Februar

Dear David Letterman - ein Zyniker wollen Sie sein?
Ich bin Zyniker und kann ruhigen Gewissens sagen, dass Sie ein grinsender Mehlsack sind, aber sicher kein Zyniker. Hochachtungsvoll ...
Ach komm schon, du wirst Letterman keinen Brief schreiben, weil ... weil ... Herrgott, jeder weiß doch, dass Stars wie er eine Reihe Leute beschäftigen, die ausschließlich dafür angestellt wurden, Post zu beantworten.
He, das stelle ich mir lustig vor: Seine eigene Mutter schreibt ihm, ob er Weihnachten nach Hause kommt. „Vielen Dank für Ihr Schreiben, leider bin ich zur Zeit zu sehr ausgelastet, um ...“

Keinen an Letterman, dafür einen an Bill Cosby. Wie kommt es, dass in ihrer Sendung keine Weißen mitspielen sondern nur Schwarze, Hispanics und Asiaten? Und warum sind alle Ihre Kinder so verdammt klug?

Kein Brief an Cosby.
Bill, du warst schon mal lustiger. David, ich wäre so gern dein Zahnarzt. Haha, dein Grinsen würde dir vergehen.

Familienfreundlich.. He, Michael Jackson, wenn ich dir meinen Sohn zum aufpassen gebe, kriege ich dann auch ein paar Millionen Dollar?
Haha. Ich muss mich hüten, ich werde verrückt. Applaus, bitte.


Zehnter Februar

Mir geht's gar nicht gut. Die Fratze des Wahnsinns ziert mein Antlitz.
Ich will nicht verrückt werden. Bitte nicht. Noch nicht.

Was ist der Sinn des Lebens? Kann mir das jemand verraten? Von selber komme ich einfach nicht drauf.
Müssen die Menschen in den SF-Filmen nie aufs Klo?

Der Sinn des Lebens ... einfach leben um zu sterben? Kann es das sein? Wohin gehen wir, wenn wir sterben? In eine Art himmlisches Disneyland? Oder gehen wir nirgends hin ... und unsere Seele verpufft einfach.
Wenn es stimmt, was die Physiker sagen, kann Energie nicht vernichtet werden. Nun, dann müsste es doch so sein, dass diese Energie – eben unsere Seele, was auch immer das sein mag - in den Kreislauf der Natur zurückkehrt.
Ein Teil hier, ein Teil dort ... diese Vorstellung ist mir irgendwie sympathischer als die, ich könnte wiedergeboren werden. Und sterben. Und wieder leben. Und so weiter.
Nachdem es keine Gerechtigkeit gibt könnte es gut sein, dass ich ständig als Trottel auf die Welt komme. Welch entsetzlicher Gedanke.
Wenn ich's mir aussuchen könnte: Ich würde die Staaten vorziehen. Es ist ein schreckliches Land, aber es ist auch das schönste, das diese Welt zu bieten hat. Wenn man ein wenig Glück hat. Davon habe ich jedoch viel zu wenig abgekriegt bisher.


Zwölfter Februar

Ausnahmsweise geht's mir mal gut. Draußen schien heute die Sonne, keine Smogwolke hing über der Stadt, ich machte einen Spaziergang durch den Park, traf 'n Haufen netter Leute, mit denen ich mich nett unterhalten konnte, überhaupt war dieser Tag ganz nett, und wenn jeder Tag so nett wäre, könnte ich lebensbejahend werden ...
haha, das war natürlich nur 'n Gag! Draußen regnet's Frösche, was die Leute in dieser blöden Stadt ziemlich mürrisch macht. Eigentlich wollte ich meine Wohnung nicht verlassen, aber das drastische Absinken meines inneren Whiskypegels zwang mich zu einem Gang durch die Stadt.

Und ich liiiiebe die Stadt.
Menschen sind so hässlich, wussten Sie das?
Es ist wie die Salinger-Frage, wohin die Enten abwandern, wenn ihnen der Arsch abfriert.
Wohin gehen Menschen, wenn sie hässlich sind? Ich meine nicht jene, die sowieso schon hässlich genug erscheinen, ich rede von denen die so schön sind, dass es weh tut, mit einer Fresse wie der meinen rumzulaufen.
Was ist mit denen? Was ist mit ihnen, wenn ihr schönes Antlitz in Wehmut zerfließt? Wohin gehen sie? Wer tröstet sie, wenn sie alleine sind? Alkohol? Drogen? Oder die gute alte Seifenoper?
Ich weiß es nicht, aber ich hoffe ersteres.
Jedesmal wenn in den Nachrichtensendungen der oder die neueste prominente Drogentote bekannt gegeben wird, lache ich glucksend auf.
Das ist gemein, ich weiß, und dabei weiß ich doch so wenig von den Dingen, auf die es wirklich ankommt, aber ich kann nicht anders.
Zynismus ist meine Droge, der Wahnsinn ist meine grässliche Braut, und ich kann einfach nicht anders, denn die Menschen sind so hässlich, wenn sie alleine sind. Wenn niemand da ist der ihnen sagt, wie schön sie seien. Wenn niemand da ist, der ihnen sagt, wie klug und wunderbar sie seien. Dann sind sie wirklich hässlich und dann schlägt die Stunde der Vergeltung.


Dreizehnter Februar

Kein Gag: Ich bin nüchtern. In Anlehnung an gestern: Ich bin nüchtern und dennoch bin ich hässlich.

Meine Gedanken rasen unaufhörlich um die Frage: Warum bin ich hässlich? Andere sind doch auch hässlich und trotzdem werden sie geliebt. Wahrscheinlich habe ich in diesem trostlosen, sinnentleerten Leben Fehler gemacht.
Nein, ich habe ausschließlich Fehler gemacht.
Immer schob ich die Schuld der Gesellschaft zu: Die anderen finden mich hässlich, also muss ich sie hassen, deshalb hassen sie mich und so weiter.

Ich fühle mich total mies. Wenn ich besoffen bin ist das etwas anders, denn dann übernimmt der Zynismus, dieser merkwürdige Klabautermann, das Steuer an Bord des brüchigen Schiffs namens Verstand.
Bin ich gern besoffen? Ja, das bin ich.
Bin ich gern ein unsympathischer Zyniker? Nein. Ganz ehrlich, nein. Es ist einfach nicht rechtens, meinen Selbsthass dazu zu benützen, jene, die den Schlüssel zum Glück gefunden haben, zu verhöhnen.

Eines müssen Sie über das Wesen des Zynikers wissen: Zyniker sind Menschen, die jene, denen es augenscheinlich besser geht, verspotten, um nicht zeigen zu müssen, dass sie neiderfüllt sind. Denken Sie, ich wäre Zyniker, hätte ich eine Villa in LA und würde mit Jack Nicholson und all den anderen befreundet sein und mit ihnen wilde Partys schmeißen?
Der Zyniker sagt: Ich würde mich unmöglich benehmen, den Produzenten der Seifenopern das Hemd vollkotzen, den Tussis, die ihre Rollen über das gute alte Bett zugewiesen bekommen kandierte Früchte in den Ausschnitt werfen, berühmte Schauspieler belästigen, bis mir einer, den ich total entnervt habe, in die Fresse donnert.
Aber das würde ich nicht tun.

Zynismus ist die Philosophie der Verlierer, nicht der Gewinner. Zynismus ist die Droge und Ersatzreligion der im Geiste, der Seele und dem Geldbeutel verarmten.


Vierzehnter Februar

Didel-di-dum ... diesen Schwachsinn soll ich geschrieben haben?
He, komm schon, Bill Cosby, das hast doch du ... nein? Wäre aber 'ne gute Lektion für eine Folge deiner Mistsendung.
Ich habe nichts gegen dich, ich meine, weil du kein Weißer bist. Wenn ich mir etwas Lob ausbitten darf, dann in Bezug auf meine völlige Toleranz. Ich habe nur etwas gegen dich, weil deine Sendung verlogen ist.
Wie viele Bälger spielen in deiner Sendung mit? Schätzungsweise dreihundert.
Und alle, alle, sind sie so zuckersüß und niedlich, dass fast jede Mutter und fast jeder Vater in diesem Gottesland Minderwertigkeitskomplexe kriegen muss: Was habe ich nur in der Erziehung meiner Kinder falsch gemacht?
Und: He, wieso kann mein Dad nicht so cool wie der Typ aus dem Fernsehen sein?

Schade, dass ich bereits erwachsen bin, denn ich würde zu gerne erfahren, wie du mit 'nem Kind wie mir umgegangen wärst. Vielleicht bin ich das verschrobenste Kind der Welt gewesen, aber eines weiß ich: Gegen mich wärst du nicht angekommen.
Ich war kein Rotzbengel, der Fensterscheiben einschmiss, oder so.
Ich war ... na ja, eben anders. Mir wäre nie in den Kopf gestiegen, meinen Vater um Hilfe bei einem Problem zu bitten, wie es in deiner Sendung geschieht.

Ach Scheiße, was soll's, wen interessiert's, wie ich als Kind gewesen bin. Nicht mal mich selber.

Jedenfalls nervst du mich gewaltig. Früher, so zwischen der zweiten und der dritten Eiszeit, warst du mal ganz lustig. Aber heute ... warum kandidierst du nicht für den Posten des Präsidenten? Wer sollte gegen dich eine Chance haben? Letterman? Oder ich?
Nein, Misses, mir fällt nicht im Traume ein, lhrem hässlichen sabbernden Sohn 'n Kuss auf die Stirn zu drücken.


Fünfzehnter Februar

Lasst uns über Gott reden. Ich bin ein guter Christ, wenn ich auch nicht in die Kirche gehe. Ich bin nach christlichen Grundsätzen erzogen worden.
Okay.
Gott. He, Gott? Ich rede mit Dir! Na schön, führe ich eben 'n verdammtes, Tschuldigung, ein blödes Selbstgespräch.

Reden wir über Gott.
Gott ist grooooß, Gott ist allmäääächtig, Gott ist allwiiiiiissend.
Und niemand weiß, ob es Gott überhaupt gibt.
Ich persönlich glaube schon, dass er existiert. Ihr da draußen, ihr macht Gott für alles verantwortlich: Wie kann Gott tatenlos zusehen, wie mein Kind elendiglich am Leukämie stirbt? Wie kann Gott einfach zusehen, wie in Afrika tausende Kinder täglich verhungern, zu Tode gefoltert oder sonst wie getötet werden? Wie konnte Gott den Holocaust dulden? Den Vietnamkrieg? Die Gewaltherrschaften dieses Planeten ? Das Leid, das unschuldige ertragen müssen? In seinem Namen ermordete Menschen zu sich nehmen?

Okay.
Ist das im Prinzip so richtig, ihr da draußen? He, ihr da draußen, wisst ihr, was Gott vermutlich sagen würde?
Etwa das: Ich gab euch diesen schönen Planeten. Ich schenkte euch das mächtige Werkzeug namens Intelligenz. Ich wandte kosmische Katastrophen von euch ab. Also - was, verdammt noch mal, wollt ihr denn noch? Soll ich jeden Tag Manna in Form von Kaviar auf euch herabregnen lassen? Dann würdet ihr sagen - Mir wären Hamburger lieber ...
Ich bin nicht verantwortlich für euch! Ihr seid klug genug, um selber Verantwortung zu übernehmen! Also macht den Scheiß, den ihr euch eingebrockt habt, gefälligst selber wieder gut! Aber lasst mich in Ruhe!

Etwa das. Ich meine, ich stelle es mir nur so vor, ich habe nicht wirklich mit Gott geredet.
Fasst es als Metapher auf, okay, Ihr da draußen?
Macht euch selber Vorwürfe, nicht dem Herrn, falls es ihn gibt. Gott hat nicht Leukämie erschaffen. Gott hat nicht den Menschen in der dritten Welt das Brot aus den Händen gerissen - das wart ihr! Verdammt, ihr da draußen, kapiert ihr das nicht? Ihr sucht die Schuld nie bei euch!
Lasst den armen Gott in Ruhe. Dem Jungen muss ja jedesmal das Gesicht rot anlaufen, wenn ein an Hunger oder Leukämie gestorbenes Kind vor ihm steht.
Alle unsere Probleme haben wir uns selber geschaffen.

Ach, was rede ich da, interessiert ja doch keinen.
He, Bill Cosby, warum erkrankt in deiner Show kein Kind an Leukämie? Okay, wie wär's mit Hämorrhoiden für deinen Sohn?


Siebzehnter Februar

Der Weihnachtsmann war hier.
Er hat mir drei Sechserpackungen Bier gebracht und sich für die Verspätung entschuldigt. Wir haben das Bier gesoffen, der Weihnachtsmann wollte mit seinem Schlitten abbrausen und hatte 'nen tödlichen Verkehrsunfall - Er stieß mit einem Eisbären zusammen.
Kinder, keine Geschenke nächstes Jahr. Sorry.


Achtzehnter Februar

Mann, war ich gestern blau ... nichts für ungut, aber wenn man mal so weit ist, mit dem Weihnachtsmann Blutsbrüderschaft zu schließen ... Auf den Schreck hin muss ich was trinken. Schon besser.

Okay.
War heute mal wieder in der Stadt, Lebensmittel. Da begegnete mir im Geschäft einer meiner ehemaligen Klassenkameraden.
Er fragte mich, ob ich mich noch an ihn erinnern könne. Ich sagte nein, aber das hieße nichts, weil ich schlechte Erinnerungen aus meinem Gedächtnis lösche.
Er lachte, klopfte mir auf die Schulter (Mann, wie ich das hasse!) und meinte: Ich bin's, Lester, kannst du dich nicht mehr ... und so.
Ach, was weiß ich, wir haben Schneemänner gebaut und kleine Mädchen lebend darin eingemauert, oder so.
Vielleicht haben wir auch den Klassenzwerg die Toilette runtergespült.
Jedenfalls sagte er mir, er habe sich gefreut, mich nach so langer Zeit mal wieder zu sehen. Ich mich auch, erwiderte ich, in zehn Jahren, die gleiche Zeit, der gleiche Ort.
Das fand er komisch und lachte. Er hatte nur ein paar Kleinigkeiten gekauft und weg war er.

Merkwürdige Sache. Ich mag es nicht, Leute zu treffen, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe. Mir kommt da alles hoch, wenn Sie verstehen, und das tun Sie, das weiß ich.

Ich verließ mit einer Tüte Fresschen das Geschäft, da quatscht mich so 'n komischer Sektengroupie an, ob ich was dagegen hätte, wenn er mir ein paar Minuten meiner Zeit stehlen würde.
Ich sagte, ich hätte auch nichts dagegen einzuwenden, wenn er auf der Stelle tot umfallen würde, da machte er 'nen Abgang.
Ich glaube, heute war Tag der Hirnamputierten.
Auf dem Weg zu meiner Wohnung sprang mich noch so ein Sektentierchen an, dem ich erklärte, ich hätte keine Zeit, weil ich dringend zu einem Treffen der Moonies müsse.

Herrje, was erwartet mich morgen? Tag der Pfadfinder? Darf ich Ihnen die schwere Tüte abnehmen?
„Klar. Ich hau sie dir auf die Rübe, damit dir das Tragen nicht so schwer fällt.“


Neunzehnter Februar

Schade, heute war nicht Pfadfindertag. Statt dessen war ich im Kino. Oh, großes amerikanisches Kino! Irgend'n Klamauk.
Uäääh. Frustriert ging ich nach Hause und trank 'ne Sechserpackung Bud und besah Filme.
Rain Man, mit Dustin Doofman und Tom Crack. Bin ich wirklich schon so kaltschnäuzig, dass ich nicht mal bei solchen Filmen in Tränen der Rührung ausbreche?
Wayne's World ... haha, sehr komisch, ihr beiden 15mm-Komiker.
Vor allem du, der du wie der Bastard von Bugs Bunny und Boris Becker aussiehst.
Clint Eastwood? He, ihr aus Hollywood - zeigt Erbarmen und legt Clint zurück in den Sarg, wo ihr ihn herhabt!
Oh. großes amerikanisches Kino, wie ich dich liebe. Aber allemal interessanter als 'n sibirischer Vierstunden-Krimi mit chinesischen Untertiteln.

Allemal, ihr könnt mich alle ... Mal was neues, ja? Wer ist für die Absetzung der Schwarzwaldklinik verantwortlich?
„Doktor, die Frau ist schwer verletzt“
„Geben Sie ihr zwei Aspirin, ich schaue morgen vorbei“
„Doktor, die Frau ist wirklich schwer verletzt“
„Ach so, geben Sie ihr fünf Aspirin und sagen Sie ihr, sie soll unter keinen Umständen aufstehen“
„Das kann sie auch nicht, sie liegt nämlich im Sterben“
„Verstehe - also geben Sie ihr kein Aspirin, wäre ne unnötige Verschwendung“

Dachte ich's mir doch. Es sind doch immer die gleichen.

„Doktor, seien Sie ehrlich - werde ich sterben?“

„Na, das hoffe ich doch schwer, Ihre Versicherung weigert sich nämlich zu zahlen“

Und wie ist das mit dem General Hospital?

„Leider haben wir keinen Herzschrittmacher mehr auf Lager, also sprechen Sie mir nach: Eins zwei, eins zwei“

Alle guten Serien wurden abgesetzt und deshalb läuft - he, überall, Cosby! Wenn das kein Grund zum saufen ist.


Einundzwanzigster Februar

Wir lagen vor Madagaskar, und hatten Cosby an Bord...
Uaah, wir haben uns zu Tode gelacht ... uaah, scheiße, bin ich besoffen.
Dabei war ich gestern total nüchtern.

Wissen Sie, dass mich nie jemand anruft?

Ich denke, mich hat's voll erwischt.
Nein, nicht so. Haltet die Klappe, ihr Teenager und fresst eure Pickelburger.
Nein. ich bin auf dem Highway to hell.
Wunderbar.
Ich glaube, Verrückte sind die glücklichsten Menschen. Die wahren sitzen in den, äh, Fernsehstudios

„Guten Abend. Bei einem kleinen Beben in Indien gab's vier Trillionen Tote, aber Indien ist weit weg. Hier bei uns regiert die Frööööhlichkeit.“
Jabbadabba ... Scheiß drauf.

Und wo gibt's Froschschenkel? He, Bedienung, meine Gabel ist noch nicht durch ... und wie happy sind wir doch. Und wie schööön sind unsere Kinder, wenn wir sie endlich looos sind.
He, Cosby, warum ist eine deiner Töchter eine Weiße?
Guten Abend, und wer ist unser Werbepartner in dieser fröhlichen Nachrichtensendung?
Das neue Deo, vertreibt den lästigen Leichengeruch.
Wir leben alle auf dem gleichen Erdenrund, aber nicht in der gleiiiehen,Wehehehelt. Tralala.
He, Cosby, dein Junge unter lauter Mädchen ... ich meine, muss der Typ die Kleidung seiner Schwestern anziehen? Und deine Alte, wenn die wirklich die klügste Anwältin Amerikas ist, warum haut sie dann nicht mit 'nem jüngeren Typen ab und lässt dich Doofsack mit den ekelhaften dreihundert Bälgern zurück?

Salinger, bitte sag mir endlich, wohin die Enten gehen! Nach Süden? Ins Backrohr?

Guten Abend, wie mir soeben mitgeteilt. wurde, ist Japan im Meer versunken. Sie sollten sich keinen Honda mehr zulegen, hahaha ... und jetzt die Werbung.


Zweitausendvierhundertachtundfünfzigster Februar

Werbungwerbungwerbung ... wollen Sie duftende Wäsche? Gut, lassen Sie die Dinger im Schrank, denn wenn Sie die anziehen ... uäääh ... mir is' zum kotzen und draußen regnet's Hunde, Katzen und Bürgermeister und ich will doch gar nichts wissen von alle dem, und die U-Bahn ist so groß und mächtig und tausend Menschen werfen sich vor die Züge, die von ihnen entgleist wurden und ich bin so gut wie tot und ich ... mein Gott, ich wünschte ich wäre tot und nicht einfach so gut so gut so gut wie, denn Tod so schlecht und mir so schlecht scheiße, muss kotzen ihr widert mich an und überall all all dieseees beschissene leben wo man sich aufhält nichts abzuschütteln kommt nach lebenlebenleben und scheiß drauf und wo ist sie und wo sind sie und wo ist wer und was bin ich


Fünfundzwanzigster Februar

Ich denke, ich hab's überstanden. Drrrrrei Aspirin und ab ins Bett.
Sah Bill Cosby im Fernsehen und musste niesen - das kommt von meiner Allergie gegen Blödmänner.

Ja, ich bin krank. Vielleicht habe ich Krebs. Oder 'n Tumor. Oder Herzverfettung. Aber wahrscheinlich habe ich nur diese öde, langweilige Influenza.
Natürlich könnte ich mich jetzt nach draußen begeben und Quartier unter einer Brücke nehmen, wo ich mir eine schöne Lungenentzündung holen und krepieren könnte.
Und niemand würde je erfahren, was ich unter einer Brücke zu suchen hatte, wo ich doch gar nicht obdachlos war. Ja, so ist das.

Schätze, ich werde es für diesen Monat gut sein lassen. Mit den Eintragungen meine ich, nicht mit meiner Influenza.

So leben und so darben wir. Den Sinn des Lebens werde ich wohl nie finden. Ebensowenig wie die gute alte artverwandte Seele.

Wahrscheinlich bin ich bloß ein sensibler Trottel.
Ich und sensibel? Keine falsche Empörung bitte.
Ja, ich bin sensibel. Denken Sie es macht. mir Spaß, dauernd Unsinn zu verbreiten? Ich bin auch nur ein Mensch. Zugegeben, ein besonders mieses Exemplar mit Lackschäden und kaputtem Prozessor, aber ich bin ganz Mensch.
Sehnen sich Menschen nach Gesellschaft ihresgleichen?
Vermutlich. Nun, im Grunde wäre ich zu gern ein akzeptiertes Mitglied der Gesellschaft und würde zu gern auf Typen wie mich zeigen, die verrückt sind.
Verrrrückt! Und weg damit.

Ach je, mein Gehirn ist verstopft, ich kann nicht mal richtig denken. Okay, kein Unterschied zu normalen Tagen - he, kann ich normale Tage haben?
Mir fällt's nur einfach schwer mich zu konzentrieren, wenn ich keinen Alkohol in meiner Blutbahn habe.
Hemingway hat gesoffen, und der hat immerhin diesen Für-ein-besonders-kluges-Exemplar-Mensch-Preis bekommen.
Angeblich hat er sich die Birne weggeknallt, weil er mit seiner Kreativität am Ende war. Weiß nicht, ob das stimmt, aber wenn ... alle Achtung, Ernest! Der Mann hatte Konsequenz.

Konsequenz ist etwas, das mir leider völlig fehlt. Wäre es nicht so, ;hätte ich meiner armseligen Existenz längst den Garaus gemacht.
Bitte, was habe ich auf dieser Welt zu suchen?
Ich werde gehasst (außer von meinem Vermieter und dem Besitzer des Alk-Ladens) und abgelehnt. Nicht erst seitdem ich Ehrenmitglied des Stammes der Zyniker wurde, nein, seit ich geboren ward.
Und das lastet mir echt schwer auf den Eiern, so schwer, dass ich am liebsten aufstehen, das Fenster öffnen und ganz laut Scheiiiiiiße rufen möchte.
Und die Leute würden sagen: Ja, ich hab's immer schon gewusst, der Typ war verrückt und überhaupt und der Mond und die Marsmenschen ...

Ich mache Schluss. Vorläufig. Mit dem hier.
Mit meinem Leben? Hoffentlich bald.
Obwohl ich all die verdammten Wichser überleben möchte. Auf ihren Gräbern tanzen ... aber das habe ich wohl schon mal erwähnt.
Das Leben ist schwer genug, doch ich mach's mir noch unangenehmer.
Ich weiß nicht. Ich bin ein Trottel. Ich bin der bescheuertste Mensch der Welt. Ich bin einer der hässlichsten Menschen der Welt.

Falls ich mal wieder auf die Welt kommen sollte, und zwar zufällig in Ihrer Nähe, dann sollten Sie nur wissen: Das Leben ist beschissen, aber was soll man tun?
Ich hab´s versucht. Bei Gott, das habe ich!

Schönen Tag noch.

 

Tag Rainer!

Zuerst war ich wirklich begeistert von Deiner Geschichte. Ich konnte nicht aufhören zu lesen... Das ging so bis zur Hälfte, dann hat's mich etwas übermüdet... Warum? Gute Frage... Nee, im Ernst; es wiederholt sich halt alles. Und es ist ein wenig langatmig...
Aber Dein Stil in der Story finde ich wirklich toll. Und ein paar coole Witze hast Du drin... :cool:
Aber es hat mich doch schon ermüdet, weil es eine unglaublich lange Geschichte ist, die sich zieeeeeehhhhhttttt.... :(

Bis denn!
stephy

[die jetzt langsam ins Bett muß, weil mächtig krank is]

 

Genial! Mehr kann ich wirklich nicht dazu sagen. Ich bin nicht Alpha, der dich jetzt wegen 100 Rechtschreibfeeeeeehlern korrigieren würde, nein, ich sage nur, genial.
Genau was ich immer sage, scheiß auf gehobenen Stil, scheiß auf tolle Formulierungen, der Charakter und der nötige Biß in der Aussage machen eine tolle Geschichte aus. Wer träumt denn nicht davon, daß Bill Cosby mal kein durch Jazzmusik zu behebendes Problem erlangt?

 

Ich gebe dir mal Unterricht, Stephy. Zyniker erkennt man daran, daß sie immer etwas brauchen, was sie kritisieren müssen und wenn es nichts mehr gibt, löschen sie paar graue Daten in ihrem Kopf (alle grauen Panther zu löschen wäre leicht zu aufällig, obwohl strebenswert)und fangen von vorne an. So ein Leben ist vierl ermüdender zu führen, als einen Text darüber zu lesen.

 

Wenn man eines aus Eine schrecklich nette Familie lernt: die Amis kennen Schwarzwaldklinik und Klaus Jürgen Wussow :-) Mit der Wehrpflicht weiß ich auch nicht bescheid.

 

Jein. Durch Peg lernt man eben das halbe Fernsehprogramm der USA kennen, durch Al eine Menge frauenfeindlicher Witze, Biersorten und Arten, seine Männlichkeit auszudrücken. Ob das Allgemeinbildung ist? :confused:
Jedenfalls gefiel mir der Humor besser als bei Bill Cosby!!!

 

@ zorenmaya

Wie kommst Du druff, daß ich nicht weiß, was ein Zyniker ist? Nur, weil ich die Geschichte etwas langatmig fand???
Ich gebe Dir mal Unterricht (ne :D ): Ich habe hier den Ruf auf kg.de alle Geschichten viel zu gut zu bewerten. Frag mal nach, bevor Du glaubst, auch ICH sei ein Zyniker, nur, weil ich mal was nicht genial finde ;)

Gruß
stephy

 

Ach Stephy, soviel Wortschatz trau ich dir schon zu.
Aber die Tatsache, daß er sich oft wiederholt, ist nun mal sehr glaubhaft und charakteristisch. Sicher kann man drüber streiten, obs gut zu lesen ist oder nicht, aber realistisch ist es allemal.

 

Hi Rainer,

ich fand deine Geschichte bis zur Hälfte recht amüsant und habe mich auch öfter mal darin wiedererkannt. Doch je mehr du zum Ende kommst, desto wahnsinniger wird dein Protagonist und das ging mir persöhnlich echt auf die Nerven. Ich hab kaum noch die Gedankengänge nachvollziehen können.
Du schreibst natürlich in einem gehobenen Sprachstil, denn wer Zyniker ist hat auch meist was auf dem Kasten. Na ja mehr fällt mir im Moment nicht ein.

MfG

nightboat

 

Ach Stephy, soviel Wortschatz trau ich dir schon zu.

Wow, das freut mich jetzt aber! :D <-- Scherz!

Aber die Tatsache, daß er sich oft wiederholt, ist nun mal sehr glaubhaft und charakteristisch. Sicher kann man drüber streiten, obs gut zu lesen ist oder nicht, aber realistisch ist es allemal

Abgesehen davon kann man auch über die Glaubwürdigkeit von Wiederholungen streiten. Man kann über ALLES streiten, ob realistisch, langatmig oder oder oder...
Ich hab ja nie behauptet, ich fände Wiederholungen NICHT realistisch. Ich habe nur gesagt, daß sie mich ermüdet haben. Die Geschichte wäre um einiges kürzer und weniger ermüdend (meiner Meinung nach), wenn die Wiederholungen auf ein paar beschränkt wären <- was die Story jetzt NICHT weniger realistisch machen würde. Verstehst Du, was ich meine?

Himmel, ich bin doch kein Zyniker! :rolleyes: Ich sag doch nur meine Meinung... Sag ich sie, isses nichts, sag ich "Ok, tolle Geschichte", isses auch nichts... :rolleyes:

Gruß
stephy

[Beitrag editiert von: stephy am 26.02.2002 um 13:52]

 

OOOH ja, eine Frau, die geil aufs Streiten ist, meine suche ist zuende :D
Wenn die Wiederholungen nicht da wären, hätte es der Geschichte nicht geschadet, aber so wie's jetzt ist hat es auch was Positives, deshalb ist es eigentlich egal, beide Varianten sind toll.

 

Hey.

Also...während ich die Geschichte las, musste ich die ganze Zeit an einen anderen Autoren denken, nämlich Philip Roth, einer der ganz großen der letzten 50 Jahre. Bevor Du dich jetzt allzu geehrt führst, Rainer, lass mich mal schnell erklären, warum:

Roth ist genial...normalerweise setze ich den Gewinn von renomierten Buchpreisen nicht immer guter literarischer Qualität gleich, aber Roth's Liste spricht für sich selbst: Pulitzer, National Book + Critics Circle Award, Rockefeller Fellowship, PEN-Faulker Award...könnte noch 'ne halbe Seite so weitergehen.

Roth ist extrem sprachgewaltig und ihm gelingen immer wieder geniale Portraits.

ABER...Roth hat einen Fehler: Er ist oft zu vernarrt in sein eigenes Sprachvermögen, und verrennt sich. Er schweift ab.

Genau das ist meiner Meinung nach auch mit dieser Geschichte passiert. Es gibt gute Ideen, sprachlich sehr gelungene Stellen, gute satirische Überspitzungen...aber, wie ja schon in den vorigen Kritiken erwähnt, es wird wiederholt und zu sehr übertrieben. Klar, das Argument, dass genau dies den Zyniker charakterisiert, zieht. Aber ich glaube, Rainer verrennt sich hier. Die Richtung, und damit auch die Aussage geht (leider) dabei verloren.

San

P.S. Nochmal was zu Roth:
Goodbye, Columbus, Zuckerman's Befreiung, Amerikanisches Idyll, Mein Mann, der Kommunist, Sabbaths Theater und The Great American Novel muss man gelesen haben.

 

So, nach unfreiwilliger Schreibpause (schönen Gruß an den Server!) melde ich mich auch mal zu Wort:
Erst einmal möchte ich anmerken, dass ich sehr zufrieden damit bin, wie dieser Text aufgenommen wird. Nämlich sowohl positiv, als auch negativ. Das zeigt mir, dass er gelesen und reflektiert wurde.

Die Wiederholungen sind, wie schon angeklungen, natürlich beabsichtigt. Wobei ich hoffe, dass sie nicht langweilgen, denn in diesem Falle hätte ich mein Ziel verfehlt!

@ rabenschwarz Wenn ich dich richtig verstehe, denkst du, ich sei "vernarrt" in meine Sprache, also den Stil.
Da muss ich zugeben, dass dem so ist, absolut kein Einwand! Ich habe vor kurzem versucht, eine SF-Story ganz schnörkellos und möglichst kurz zu erzählen, doch das Ergebnis befriedigte mich nicht.
Ich arbeite einfach viel mit Stil und glaube ganz fest daran, dass guter Stil auch eine mittelmäßige Story heraussreißt bzw. schlechter Stil eine Wahnsinnsstory zum kippen bringen kann.


Nochmal danke für eure hilfreichen Kritiken! :)

 

Hallo Rainer

Wie "üblich" eine runde, gut zu lesende, anspruchsvolle Geschichte.

(Bukowski scheint Dir auch ein Seelenverwandter zu sein :D :D )

Ich lese da aus Deiner Geschichte das Dilemma eines heimlichen Philantropen heraus, der sich durch wiedrige Umstände (seine Jugend) unter den scheinbar schützenden Mantel des Zynismus geflüchtet hat.

Allen Zynikern ist ja eines gemein:

Selbsterkenntnis ohne Die eigene Konsequenz zur Veränderung .

Lieber Betrachter sein, und sich als Opfer fühlen, als selbst zum Verantwotrungsvollen "Täter" zu werden.

Hellsicht, und tiefes Verstehen gepaart mit unglaublicher Larmoyanz.

:eek: :eek: :eek: :eek:

Ey. Echt gut

Der faszinierte Lord

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Rainer!

Die Zeit, die man aufwenden muß, um Deine Geschichte zu lesen, ist es wieder einmal absolut wert! :thumbsup:

Mehr kann ich dazu jetzt auch nicht sagen, (das mach im dann im nächsten Mail).

Alles liebe
Susi

 

Oh Scheiße, ich hab heute echt Pech mit deinen Geschichten. Wann endlich krieg ich die richtigen zu fassen?
Deine Art von Beratung bezüglich deiner Stories läßt in jeder Hinsicht zu wünschen übrig. Ich bin darüber ziemlich ungehalten , Rainer!

Dieser Text war keine Silbe zu lang, wie immer flüssig geschrieben und an Wiederholungen kann ich mich nicht erinnern, jedenfalls nicht an Sprachliche.
Dieses Gedankenbuch gibt tiefen Einblick in die Seele oder ich sage besser, in die Psyche des Protagonisten. Erstaunlich tief, obwohl er ja nicht so arg viele Emotionen von sich preis gibt.

Dir ist wieder einmal gelungen, dem Leser eigenen Raum für seine eigenen Empfindungen zu lassen und trotzdem nichts von der Lebendigkeit deiner Hauptfigur dabei drauf gehen zu lassen.
Einfach gut gemacht.

Fasziniert haben mich deine Definitionen zum Zynismus. Ich liebe Definitionen, sie gaukeln einem so wunderschön vor, dass man eine Ordnung hat und zwar so lange, bis es zu einer Neudefinition kommen muß, dann ist solange Unordnung bis wieder eine gefunden wurde. Ich definiere daher selbst gerne recht schnell und bin dankbar für alle vorgedachten Definitionen.

Deine zum Zynismus hat mir sogar ausnehmend gut gefallen, weil ich so auf die Schnelle nichts dran zu meckern gefunden hab:

" Zynismus ist die Philosophie der Verlierer, nicht der Gewinner. Zynismus ist die Droge und Ersatzreligion der im Geiste, der Seele und dem Geldbeutel verarmten."

Und was ist dann Ironie?

Liebe Grüße lakita

 

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