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Thema des Monats Faschingsdekoration

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02.02.2005
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Faschingsdekoration

Was war nur heute in der Spielzeugabteilung los? Das Schaufenster war mit dickem Packpapier verklebt und ließ keine neugierigen Blicke hinein.
Der junge Dekorateur lief geschäftig hin und her.
„Kann mir mal einer sagen, was das alles zu bedeuten hat?“, fragte Rosi, die gerade in eine Ecke zu den beiden anderen Schaufensterpuppen gestellt wurde.
„Hier wird wieder mal umdekoriert“, brummte der Teddybär, der unbeachtet auf dem Fußboden lag. Er war schon immer ein sehr schweigsamer Kerl. Aber wenn er sich unwohl fühlte, wie gerade jetzt, sagte er noch weniger.
„Du musst wissen, Rosi, dass von Zeit zu Zeit eine neue Dekoration ins Schaufenster kommt“, erklärte ihr Kati, die mit einem blau-weißen Dirndl bekleidet war. „Da bekommen wir neue Kleider und auch andere Spielsachen.“
„Und morgen beginnt die Faschingszeit“, krächzte ein Plüschpapagei, der auf einer Papppalme hockte. „Da wird es besonders bunt.“
„Habt ihr schon die vielen Faschingskostüme gesehen?“, fragte das rosa Schweinchen Piggy, das neben einem Bauernhof aus Plastik saß.
„Und solche Kleider werden uns heute noch angezogen?“ Rosi sah etwas skeptisch von einem zum anderen.
„Ja, was denkst du denn“, antwortete Max, ein schmucker Knabe in Lederhosen. „Ich freue mich schon darauf, endlich einmal ein Indianerkostüm anziehen zu können.“

Plötzlich riss ein lauter Schrei die Schaufensterpuppen und Plüschtiere aus ihrer Unterhaltung.
„Was war das?“, rief der Plüschpapagei.
Alle sahen sich um und entdeckten schließlich den Dekorateur, der auf dem Boden lag und alle Viere von sich streckte.
„Autsch“, krächzte der bunte Vogel, „den hat es hingehauen!“
Im nächsten Moment rannte die Verkäuferin hinzu und befühlte das Bein des Gestürzten. Erneut schrie dieser auf.
„Das ist gebrochen. Sie müssen ins Krankenhaus. Ich rufe den Notarzt.“
„Aber … aber wer räumt das Schaufenster um? Das muss bis morgen früh geschehen“, presste der Dekorateur zwischen den Zähnen hervor, die er vor Schmerzen zusammengebissen hatte.
„Tut mir leid, Kollege, aber daraus wird nichts. Sie müssen sofort in die Klinik. Da hilft alles Jammern nichts. Das andere hat Zeit. Ihre Gesundheit geht vor.“
Es dauerte eine Weile, bis Männer in rot-weißen Uniformen hereinkamen, den Verletzten auf eine Trage hoben und aus dem Kaufhaus trugen. Etwas später wurden sämtliche Lichter im Laden gelöscht und die Nachtbeleuchtung ging an.

Die Schaufensterpuppen sahen sehr betroffen aus. Sie hatten wirklich Mitleid mit dem armen Mann.
Eine Weile herrschte Stille. Plötzlich rief Rosi: „Ich habe eine Idee! Was haltet ihr davon, wenn wir uns alleine verkleiden? Seht, dort hinten hängen eine Menge Kostüme und auch Schminksachen liegen in den Regalen.“
Teddy kratzte sich am Bauch und brummte: „Keine schlechte Idee.“ Das war sein ganzer Kommentar.
Auch Piggy war Feuer und Flamme. „Lasst uns doch mal schauen, was es alles für Faschingskleider gibt.“ Und schon verließ das Schweinchen seinen Platz und watschelte hinüber zu den Kostümen. „Los, kommt her! Das müsst ihr unbedingt sehen!“
Nach und nach gingen die drei Schaufensterpuppen zu den Regalen.
„Wow, ein Seeräuberkostüm.“
„Hier ist Federschmuck für Indianer.“
„Ist das süß. Das will ich haben“, rief Rosi und hielt ein rosafarbenes Tüllkleidchen in die Höhe. Gleich begann sie, ihr eigenes Röckchen und die Bluse auszuziehen.
Doch sie hatte die Rechnung ohne Kati gemacht. „Das ist meins!“, rief diese und zerrte an dem dünnen Stoff des Prinzessinenkleides.
„Nein! Ich habe es zuerst gesehen!“, schrie Rosi. Und schon zog auch sie kräftig an dem Stoff.
Im nächsten Moment hörte man ein – Ratsch – und das Kostüm war in zwei Teile zerrissen.
„Das habt ihr jetzt davon“, brummte Teddy. „Könnt ihr euch nicht anständig benehmen, wie Braunbären und nicht wie eifersüchtige Mädchen?“
Das war der längste Satz, den Teddy je zustande gebracht hatte.
Entsetzt sahen die beiden Mädchen die Bescherung an. Beide bekamen einen roten Kopf, weil sie sich nun doch schämten. Schnell stopfte Rosi das zerrissene Kleid unter eines der Regale.
Dann übernahm Max die Verteilung der Faschingskostüme.
Der Teddy erhielt ein Baströckchen, das ihn Balu ähnlich sehen ließ. Rosi bekam ein Schmetterlingskleid mit großen Flügeln und auf den Kopf setzte sie sich lange schwarze Fühler. Auch Katis Dirndl wurde durch ein Hexenkostüm ersetzt. Max selbst verwandelte sich im Nu in Robinson Crusoe und setzte sich den Papagei auf die Schultern.
Nur das Schweinchen Piggy fand kein geeignetes Kostüm für sich. Traurig setzte es sich in eine Ecke und dicke Tränen liefen über seine Wagen.
Da kam Rosi eine rettende Idee. Flugs rannte sie in die Tierabteilung. Sie hatte schon öfters Hunde gesehen, die Kleidungsstücke trugen. So etwas musste Piggy doch eigentlich passen. Rosi lief durch die Regale mit Hundeartikeln und fand tatsächlich ein passendes Kleid. Eilig rannte sie zu den anderen zurück und hielt stolz ein winziges Schottenröckchen in der Hand, das sie sogleich um den runden Körper des Schweinchens legte.
„Jetzt brauchen wir nur noch Luftschlagen und Konfetti“, rief Robinson Crusoe, griff ins Regal und holte ein paar Stangen Luftschlangen heraus.
Alle bliesen kräftig und im Nu waren die Narren von buntem Papier umgeben.

Als die Verkäuferin am nächsten Morgen die Spielzeugabteilung betrat, staunte sie nicht schlecht, als das Fenster fix und fertig dekoriert war.
„Wie konnte das geschehen? Unser Dekorateur hatte doch gestern Abend einen Unfall. Ist er denn schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden?“, rief sie.
„Nein, soviel ich weiß nicht“, antwortete einer ihrer Kollegen.
„Da waren wohl die Heinzelmännchen am Werk.“
Schnell nahm sie das dicke Packpapier von den Fenstern und die Auslagen erstrahlten im Morgenlicht.
„Schöner hätte es unser Dekorateur auch nicht gekonnt. Wenn ich nur wüsste, wer das gemacht hat?“ Dann entdeckte sie etwas unter dem Regal. „Aber ganz ohne Schaden ging das ganze wohl nicht ab“, schmunzelte sie und zog das zerrissene Prinzesinnenkleid hervor.
Kati und Rosi bekamen rote Gesichter. Doch das konnten die Menschen Gott sei Dank nicht sehen.

 

Toll! Der Text ist dir wirklich gut gelungen! Allein die Idee, das Schaufensterpuppen ihr Fenster selber dekorieren finde ich super! So, wie du die Charaktere beschrieben hast, kann man sie sich richtig gut vorstellen... man erfährt gerade genug für ein Bild, aber es ist noch genügend Platz, um die Fantasie anzuregen!
Kindgerecht geschrieben ist der Text auch. Ich hätte nur einen Verbesserungsvorschlag:

Plötzlich rief Rosi: „Ich habe eine Idee! Was haltet ihr davon, wenn wir uns alleine verkleiden.
Ich würde danach ein Fragezeichen setzen.

Das ist mal eine etwas andere Faschingsgeschicht! ^^
Gern gelesen

Glitonea

 

Hallo Glitonea,

vielen Dank für dein Lob. Ich habe mich sehr darüber gefreut.
Ja, es ist eine etwas andere Faschingsgeschichte, doch auch die Schaufensterpuppen können sich ein bisschen "närrisch" verhalten.

Das Fragezeichen werde ich noch einfügen.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.
Viele Grüße
bambu

 

Hallo Bambu, eine gute Idee hast du hier gehabt! Geschichten, in denen Spielzeuge ihr Eigenleben entwickeln, finde ich sowieso immer klasse.

Er war schon immer etwas sparsam mit Worten.
Den Satz finde ich ein bisschen umstaendlich. Warum nicht einfach "Teddy sagte nie viel" oder "Teddy war immer ein schweigsamer kleiner Kerl"


ein schmucker Knabe in Lederhosen - das hingegen finde ich zu schoen! "schmuck" habe ich schon lange nicht mehr gehoert!

Auch das Schweinchen im Schottenrock ist eine suesse Idee. Ingsgesamt finde ich es gut gelungen!
Viele Gruesse, sammamish

 

Hallo sammamish,

ja, es wäre echt mal interessant zu wissen, was Plüschtiere oder anderes Spielzeug so über uns Menschen denken.
Da wir ihre Kommentar nicht kennen, können wir unsere Fantasie voll einsetzen, um ihnen Dialoge in den Mund zu legen und sie nach unseren Vorstellungen handeln lassen. Daher finde ich es persönlich auch immer spannend und abwechslungsreich, wenn solche Figuren vermenschlicht werden.

Den von dir erwähnten Satz werde ich noch entsprechend ändern.

Auch dir vielen Dank für dein Lob, das Lesen und Kommentieren.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

ein sehr schönes Thema hast du dir da ausgesucht! Ich kann mich daran erinnern, dass mich als Kind die Faschingsdekorationen in Geschäften immer wahnsinnig fasziniert haben.
Die Idee, dass die Schaufensterpuppen die Dekoration selber in die Hand nehmen, finde ich sehr gut. Auch der schweigsame Teddy gefällt mir.
Momentan habe ich mich gefragt, was denn zum Sturz des Dekorateurs geführt haben könnte und woher die Verkäuferin so genau weiß, dass sein Bein gebrochen ist, aber das ist wahrscheinlich für die Geschichte auch nicht wirklich wichtig. Ich fand sie jedenfalls sehr nett und habe sie gerne gelesen.


Noch eine Kleinigkeit – auch ich habe noch ein fehlendes Fragezeichen entdeckt…:

„Aber … aber wer räumt das Schaufenster um.

Viele Grüße

Cat

 

Hallo Cat,

wie ich auch an deinem Kommentar ersehen kann, scheint meine etwas ungewohnte Faschingsgeschichte zu gefallen.
Auch dir vielen Dank für Lob und Kommentar.
Fragezeichen werde ich gleich setzen. Scheint wohl dieses Mal auf meinen Computertasten zu fehlen, oder?

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

eine feine Kindergeschichte um die Faschingszeit hast Du geschrieben, mit dem sympatischen Aufhänger der besselten Stoffstiere und der sich entwickelnden Eigendynamik. Du erzählst die Geschichte mit einem guten Spannungsbogen, in dem auch noch die richtige Dosis Botschaft (um das große Wort Moral zu umschiffen) untergebracht ist, eine runde Sache.

Nur ein paar kleine Anmerkungen :

„Und morgen beginnt die Faschingszeit“, keckerte ein Plüschpapagei, der auf einer Papppalme hockte.
entweder ein Tippfehler oder Dialekt; sollte da meckerte oder plapperte oder sowas stehen ?!
Etwas später wurden sämtliche Lichter im Laden gelöscht und die diffuse Nachtbeleuchtung ging an.
diffus passt vom Timbre nicht so schön rein, weil es ein nicht so griffiges Wort ist, lass sie doch z.B. einfach gedämpft sein, oder auch eine adjektivfreie Nachtbeleuchtung
„Jetzt brauchen wir nur noch Luftschlagen und Konfetti“, rief Robinson Crusoe, griff ins Regal und holte ein paar Stangen Luftschlangen heraus.
Alle bliesen kräftig und im Nu standen die Narren in Papierschlangen und buntem Konfetti.
ist ja wie im Dschungel, soviele Schlangen auf einmal ;-) Den letzten Satz finde ich eh nicht so glücklich, vielleicht sind sie einfach bunt geworden, umgeben von buntem Papier ? Das würde auch die etwas umständliche Formulierung "die Narren standen in" vermeiden...

Grüße
Camelle Seltsem

 

Hallo Seltsem,

fein, dass dir meine kleine Faschingsgeschichte gefallen hat.

Ja, wie macht denn nun eine Papagei? Vielleicht ist krächzen nicht schlecht, oder? Ich versuch's mal damit.
Das Licht und die vielen Schlangen ändere ich auch noch ab.

Danke für die Hinweise.

Viele Grüße
bambu

 

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