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Fasching
Ein abgemagerter Mann in einem viel zu großen Anzug. Hut auf dem Kopf. Die Faschingswagen ziehen vorbei. Hallau. Zicke Zacke zicke zacke hoi hoi hoi. Jubel und Gelächter überall. Manch einer hält die Tasche auf in der Hoffnung, Süßigkeiten abzustauben.. Fasching, Karneval, Zeit der Fröhlichkeit, Zeit der Hemmungslosigkeit. Zeit ohne Sorgen. Der Mann mit Hut schaut dem Treiben zu. Er ist nicht verkleidet. Er trägt den einzigen Anzug, den er besitzt. Den einzigen Anzug, den er retten konnte auf der Flucht. Er schaut dem Treiben zu. Verfolgt Wagen um Wagen mit seinen müden Augen. Sein Gesicht ist von Falten gezeichnet. Bonbons fliegen. Hellau! Popcorn landet auf dem Boden. Gierig schaut er dem Beutelchen nach. Zu spät, ein Kind kommt ihm zuvor und packt es ein. Ein weiterer Wagen zieht vorbei. Hellau! Er schaut dem Treiben zu. Eine fremde Welt. Einsam steht er da. Neben ihm eine Gruppe junger Menschen, Bier in der Hand, ausgelassen, wild. Hellau! Sie grölen unverständliches. Der Mann blickt umher. Er sieht den nächsten Wagen. Es werden Berliner geworfen. Berliner. Süßes, das er zuvor nicht kannte. Teig, Marmelade, ein Genuss wie eine Wolke, in die man beißt. Ein Mann schreit: „Hellau!“ und wirft den Berliner. Keiner fängt ihn, auch die Jungen nebenan nicht. Der Mann schaut zu Boden, auf den Berliner, hungrig. Da blickt ihn einer der Jungen an. Herausfordernd. Bier in der Hand. Blicke treffen sich. Der Mann blickt zu Boden, hungrig. Der Junge hebt das Bein. Langsam zertritt er den Berliner, hämisch. Der alte Mann sieht hungrig zu. Da kommt der junge Mann grinsend auf ihn zu, hebt die Hand zum „High Five“. Der Alte schlägt ein. Kurz danach ist er verschwunden. Nicht aus meinen Gedanken.