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- Anmerkungen zum Text
Mein erster Text, kann ja nur besser werden.
Familienzeit
Weihnachten mit der Familie Kühne. Ein großes Schweigen. Der Sohn starrt auf das Handy, die neue Freundin. Die Tochter starrt auf die Narben auf ihrem Unterarm, der Ex-Freund. Einzig die Mutter starrt die beiden an und kaut an den Fingernägeln. Seit er weg ist, läuft nichts mehr rund. Waschmaschine? Kaputt. Toilette? Verstopft. Handy? Bildschirm zerbrochen. Alles seit er weg ist. Sie will es nicht zugeben, doch sie vermisst ihn, sie will ihn wieder haben, will, dass es wieder so ist wie früher. Sie räuspert sich. Niemand reagiert. Sie räuspert sich lauter: Der Sohn steht auf und geht. Die Tochter starrt sie nur an. Die Mutter grinst leicht. Die Tochter guckt auf den Fernseher. Die Zuschauer im Studio lachen. Was ist mit deinen Geschenken? Ich will keine aufmachen. Möchtest du darüber reden? Nein. Die Mutter merkt, wie ihr die Tränen hochkommen. Sie schaut hilflos auf die Unterarme ihrer Tochter. Wie konnte er sie nur so im Stich lassen? Jetzt, mit den Kindern in diesem Alter? Sie hätte heiraten sollen, dann würde sie jetzt wenigstens noch etwas Geld von ihm bekommen, anstatt, nach 19 Jahren, mit kaum genug Geld für die Wohnung dazustehen. Vielleicht war es ihre Schuld, vielleicht hätte sie nicht so viele Meinungen haben sollen, vielleicht hätte sie für die Kinder 24/7 da sein sollen, anstatt ihn zu zwingen, Zeit mit seinen Kindern zu verbringen. Doch das gehört der Vergangenheit an. Jetzt hat er eine neue Freundin und sie kommt immer noch nicht über ihn hinweg. Ihre Tochter starrt weiter, merkt nicht das Weinen ihrer Mutter. Der Sohn lacht oben in seinem Zimmer, die Freundin muss wohl einen guten Witz gemacht haben. Sie wünschte es wäre wie früher. Dann wäre Familienzeit jetzt anders.