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Familienstrick

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10.12.2013
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Familienstrick

Der Grund meines Anrufs ist dein verkorkster Lebenslauf, über den ich mit dir sprechen möchte." Tante Agathe hielt abwartend in ihrer Schnippeltätigkeit inne und lauschte in den Hörer. Ein Klickgeräusch in der Leitung verriet ihr, dass am anderen Ende gerade jemand aufgelegt hatte. Es überraschte sie nicht besonders. Ihr Neffe Bernie war das schwarze Schaf der Familie. Der hatte seine Finger überall drinnen, und überall dort, wo er drinnen war mit den Fingern, da schöpfte dieser Bernie aus dem Vollen.

Momentan, wusste Tante Agathe, schöpfte Bernie das Konto des Opas leer. Missmutig begann sie damit, eine krumme Möhre in den Topf zu schnippeln. Die Suppe würde brodeln, nur, ob sie jedem schmecken würde... Agathe benetzte ihre spröden Lippen mit ein wenig Spucke. Auch der Bernie würde von ihrer Suppe kosten müssen, entschied sie und ihre Mine verdunkelte sich. Da hatte der Bernie einfach das Konto seines Opas angezapft und lies es sich nun gut gehen auf seiner Finca, ganz zentral am Strand gelegen. Da wuchs nur Unkraut und Unfug, ahnte Agathe, ohne es zu wissen, denn sie war nun mal nur eine dumme Hausfrau. Der Emailletopf mit dem abgebrochenen Henkel, den der Opa damals der Oma zum Hochzeitstag geschenkt hatte, war mittlerweile randvoll mit den Gemüseschalen die sie meditativ von Äppeln, Möhrchen, Zwiebelchen und dem ganzen weiteren Zeugs heruntergeschält hatte. Die Oma hatte damals gierig nach dem Topf gegriffen und so den Henkel abgebrochen. Der Opa, der gleichzeitig Agathes Vater war, hatte nur mit den knöcherigen Schultern gezuckt und war dann in die Dorfschenke herüber gegangen. Die Oma hatte geweint. Der schöne Topf war hinüber gewesen, genauso wie ihre Ehe. Und nun, da sie die Oma schon lange eingeäschert hatten, und der Opa im Kreiskrankenhaus die langen Flure auf und abmarschierte und auf seine neue Leber wartete, räumte der Bernie mit seinem Internet die Konten der Familie leer und Agathe hockte vor ihrem Topf und zerschnippelte Obst und Gemüse.

Die geschälten Nahrungsmittel würden die Kaninchen bekommen. Ihr selbst blieb nur der Berg von Schalen, aus denen sie sich ihre Suppe kochen würde, koste es, was es wolle. Die Suppe würde brodeln und Agathe würde löffeln. Da konnte dieser Bernie auf seiner Finca eine Paellapfanne nach der anderen leer fressen und sich nach abgeschlossenem Verdauungsprozess an seinen Dienstmädchen vergreifen. Der hatte doch seine Finger überall drinnen, wusste Agathe und kratzte verlegen etwas von dem Suppengrün von der Wand, dass da auf der Höhe des Wasserrohrbruchs durch die Tapete wuchs. Zum Wasserrohrbruch gehörte eine ähnlich romantische Schmunzelanekdote wie zum Emailletopf. Eines Tages hatte sie die Flecken auf der Küchentapete erspäht und sich gleich das Telefon gegriffen um allen davon zu erzählen. Aber sie hatten alle gleich wieder aufgelegt, außer der Bernie: Der hatte erst noch abgelacht über seine olle Tante und ihre Ängste. "Ist doch alles prima Suppengrün, Tantchen!", hatte er überschwänglich gemeint und dann war da die Stimme einer Frau gewesen, die in einer fremden Sprache etwas gerufen hatte. Der Bernie hatte ebenfalls etwas in einer fremden Sprache gerufen und dann einfach aufgelegt. So wie alle anderen auch. Alle hatten sie immer gleich aufgelegt oder gar nicht erst den Hörer abgenommen. Dabei war genug Suppe da. Und so würde Agathe auch heute wieder mit dem Emailletopf zum Opa rüber gehen und ihm damit eine Freude machen.

Wenn seine kleine Agathe ihm im Krankenzimmer ihre feine Suppe auftische, so hatte der Opa vergangene Woche geschwärmt, da sei ihm so als brauche er gar keine neue Leber mehr. Ein sauberer Genickschuss tue es schließlich auch. Der Opa würde seinen Löffel in die Speise eintauchen und rühren und rühren und rühren. Und dann würde er seine Tochter darum bitten, etwas Salz draußen auf dem Krankenhausflur zusammenzufegen und ihm eine Handvoll davon zu reichen. Agathe würde tun, was ihr Vater verlangt, denn ihr liegt viel an dessen Wohlergehen. Und siehe da, bei ihrer Rückkehr mit dem Salz in der Hand wird der Opa den Topf bereits leer gefuttert haben. "Das war ein schöner Besuch, Agathchen.", würde er rufen. "Aber mach dir doch nicht immer soviel Mühe mit deiner Suppe. Die landet doch eh jedes mal in der Kloschüssel du geisteskrankes Elend. Jetzt nimm diesen ollen Nachtopf und bring ihn fort von hier. Und komm nicht wieder, sonst ruf ich die Polizei und lass dich einweisen." Aber Agathe würde bloß kichern und sich über den Bauch reiben, der sich, aufgedunsen von der ganzen Suppe, unter ihrer Kochschürze wölbt. Der Opa wird wieder bloß Spaß gemacht haben. Morgen würde sie wieder kommen, denn der Opa war der einzige Mensch, der nicht auflegen konnte. Der war auf ihrer Seite. "

 

Hi,

also ich bin glaub zu blöd für diese Geschichte. Irgendwie versteh ich den Sinn des ganzen nicht. Was soll mir das ganze sagen? Um wen oder was geht es hier? Gut, Ok. Bernie räumt Opas Konto leer. Ja und? Am Ende wird der gar nicht mehr erwähnt.

Und Agahte bildet sich ein der Opa wär ein guter Mensch und am Ende ist er es gar nicht? Somit wird dann gezeigt das Bernie genau das als Motiv nimmt den Opa auszunehmen? Richtig oder ganz falsch.

Sorry, mich verwirren die ganzen Charaktere und die Handlung. Und wo ist bitte der Höhepunktdes ganzen? Ist es da wo der Opa sein wahres Gesicht zeigt?

Humor, ja aber für mich gab es hier keine Stellen die ich lustig fand.

Ich fände es genial wenn sich daraus ne Tragödie entwickelt und evtl. die Charaktere gegenseitig vergiften würden. Immerhin wird hier stark auf die Suppe eingegangen. Irgendwas würd ich noch einbauen, denn mir kam das ganze so vor als ob da noch was fehlt und die Geschichte noch gar nicht zu ende wäre.

Vieleicht sehen das andere User anders als ich aber aus dieser Geschichte werd ich nicht schlau.

Mfg,

Cozmo

 

Hallo Aaden,

ich sehe mehrere Möglichkeiten.

1. Du bist in Agathe eingestiegen, hast ihre wahrscheinlich demente Gedankenwelt in Form einer Geschichte gezeigt. In diesem Fall hätte ich die Geschichte gern im experimentellen Bereich gelesen und gratuliere Dir zu einer ordentlichen Darstellung.

2. Alle Handelnden sind traurige und beschädigte Existenzen. In diesem Fall hätte ich die Geschichte in den Alltagsbereich gestellt. Allerdings sind aus dieser Perspektive heraus Deine Zeichnungen unzureichend. Die Handelnden bleiben im Nebel.

3. Humor ist etwas Anderes. In diese Rubrik passt sie nicht.

4. Du bist in Stil und Rechtschreibung ziemlich sicher. Wolltest Du Deine Leser einfach nur veräppeln?

Es ist Dir gelungen, mich zum Nachdenken zu bringen.

Viele Grüße, Svenson

 

Lieber aaden,

so abstrus er daherkommt: der Text gefällt mir, er hat was. Aber was? Er ist fragmentarisch, wirft Schlaglichter auf ein Milieu, das an Würmer denken lässt, an den Morast unter den Pumpsohlen der postmodernen Dekadenz. So ist auch der Titel zu verstehen als Verballhornung der »Familienbande«, ein Konglomerat aus Beziehungen, die auf schlechten, moralisch verdammenswürdigen Motiven beruhen.

Handwerklich gut ist die Geschichte indes nicht. Oft hatte ich das Gefühl, du wiederholst aus einer Genugtuung heraus, dem Leser die ganze ..., an der er wohl mehr oder weniger Mitschuld zu tragen pflegt, aufs Brot zu schmieren. Aber Wiederholung tut keinem Text gut, zerrt ihn bloß auseinander wie Kaugummi.

Alles in allem: Mit etwas zynischer Miene gern gelesen,

-- floritiv

 

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