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Falsche Ideale

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20.02.2002
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Falsche Ideale

Wir liefen ganz an der Spitze der Demonstration. Marie und ich trugen ein Transparent mit einem Zitat von Bertolt Brecht. Er wollte ausdrücken, dass es sich lohnt zu kämpfen, auch wenn man verlieren kann. Das war ziemlich genau das, was den Revolutionären bevorstand, von denen nun auch ich einer war. Ohne es eigentlich zu wollen.
Ich war jetzt Revolutionär, weil ich Marie liebte. Ohne dass ich Marie kennen gelernt hätte, wäre ich nie einer von ihnen geworden. Und das war ich ja auch nicht wirklich. Ich war eine Art Mitläufer. Ich fand die Szene unheimlich interessant, vielleicht auch spannend. Aber ich hatte keinen Glauben. Doch wer hatte den hier schon. Marie vielleicht.
Natürlich würde es nicht funktionieren, wenn Marie wüsste, dass ich nur ihretwegen laut schreiend in Richtung Parlament marschierte. Natürlich würden wir verlieren. Das machte mir die Situation angenehm. Spätestens am Abend würde ich zu Hause sein. Wir könnten noch ins Kino gehen, dachte ich, während wir den Marktplatz überquerten. Eine hervorragende Idee.
Ich schaute zu Marie hinüber und lächelte sie an. Eine tolle Frau. Sie hatte wildes rotes Haar und einen Ansatz von Sommersprossen. Aber sie sah nicht frech aus, wie man das vielleicht erwarten würde. Sie war ganz und gar weiblich. Trotz ihrer betont lässigen Kleidung. Wie hätte ich da widerstehen sollen. Sie war keine Frau, der man sich einfach entziehen konnte. Marie lächelte zurück. Hinter uns brüllten sie „Hoch die internationale Solidarität“. Marie brüllte mit und ich ließ mir die Sonne aufs Gesicht scheinen, als wir aus dem Schatten Rathauses traten. Ein schöner Vormittag.
Wir demonstrierten seit etwa einer Stunde. Unser vorläufiges Ziel war der Platz vor dem Parlament. Bald würden sich mit uns dort einige Tausend Demonstranten versammeln und Parolen brüllen und den Sprechern zujubeln. Das erinnerte mich an Fußballspiele. Von der Stimmung her. Als Junge war ich oft mit meinem Vater ins Stadion gegangen. Wir standen im Fanblock unseres Teams im Ostflügel des kleinen Stadions. Wir jubelten mit jedem Tor, genauso wie wir über jede Niederlage trauerten. Damals hatte ich vielleicht so etwas wie einen Glauben. Etwas womit ich mich identifizieren konnte. Das war ein bisschen wie Politik, wenn ich es im Nachhinein sehe. Aber unser Team stieg bald ab. Es gab da nicht mehr viel zu jubeln. So ließen wir die Stadionausflüge irgendwann sein. Seitdem las ich an den meisten Wochenenden. Bei einem Vortrag über Sartre und den Existenzialismus hatte ich Marie kennen gelernt. Wir haben dann viel über Literatur und Theater und so gesprochen. Das war nett und irgendwann schliefen wir miteinander.
Im Gegensatz zu Marie glaubte ich jedoch nicht an die Welt über die wir redeten. Ich weiß, dass Marie es nicht bemerkt hatte. Seitdem Krieg war, war sie mit der ganzen Politik und ihren Ideen viel zu sehr beschäftigt. Sie ging davon aus, dass ich genauso denke wie sie und hatte keine Zeit, es in Frage zu stellen. Und der Krieg gefiel mir schließlich auch nicht. Außerdem liebte ich Marie. Keine Frage.
Die ersten Steine flogen, als die Glaskuppel des Parlaments in greifbare Nähe zu rücken schien. Unsere Redner konnten die Radikalen jedoch vorerst beruhigen. Marie und ich drängten durch die Menschenmassen nach vorn. Sie wollte ganz nah heran. Ich hielt es für gefährlich, konnte sie jedoch nicht bremsen. Irgendwann drehte die Menge dann doch durch. Dann war es zu spät. Jemand riss uns unser Transparent aus den Händen. Als die Polizei die Wasserwerfer einsetze, begannen die ersten zu rennen. Ich wollte Marie festhalten. Wir verloren uns. Ein Stein zerschmetterte eine Scheibe an der Eingangshalle des Gebäudes. Die Demonstration wurde aufgelöst. 421 Festnahmen, 17 Verletzte. Natürlich würden wir verlieren.
Am Abend glich der Platz vor dem Parlament einem verlassenen Schlachtfeld. Einige saßen mit Bierbüchsen auf den Bänken und sprachen über den Tag. Ich suchte nach unserem Transparent. Zwei Stunden habe ich warten müssen, bis die Polizei die Absperrung aufhob. Ich schaute mir die übrig gebliebenen Revolutionäre an und setzte mich auf ein Bier zu einer Gruppe, die ich kannte. Auch Marie war verhaftet wurden. Sie hatte mich angerufen. Inzwischen war sie schon wieder frei.
Nach fünfzehn Minuten lief ich das Gelände noch einmal ab und fand unser Transparent. Es war dreckig und angerissen, aber noch gut zu lesen. Ich faltete es zusammen und steckte es in meinen Rucksack. Dann nahm ich die U-Bahn zu Marie. Ins Kino würden wir heute nicht mehr gehen.
Marie schien die Verhaftung gut verkraftet zu haben, sprach schon von den nächsten Aktionen. Ich zeigte ihr das Transparent und sie umarmte mich. Sie war sicher, dass sie mich liebte. An diesem Abend mehr als zuvor. Sie liebte den Falschen. Zum letzten Mal schliefen wir miteinander. Wir würden uns trennen. Keine Frage. Ich konnte nur verlieren.

editiert!!

 

Hallo Salinger

Hat mir gut gefallen, Deine Geschichte. Ich weiß nicht so genau warum, aber ich werde darüber nachdenken. Jedenfalls bist Du mir sypathisch. Irgendwie überlege ich immer wie der Typ drauf ist, der eine Geschichte oder ein Buch schreibt.
Jetzt hab ich nachgedacht. Ich glaube mir gefällt sie so gut, weil sie mich so an das Tagebuch von Max Frisch erinnert. Ich will nicht übertreiben und Dich gleich mit dem großen Frisch vergleichen, aber für mich, der ich Laie bin, könnte sie fast aus seinem Tagebuch rauskopiert sein. Dies als Kompliment, nicht als Vorwurf, selbstverständlich.

So eine richtige Kurzgeschichte, bei der man gar nicht genau weiß, was da eigentlich die äußeren Umstände sind. Anscheinend lebt Marie nicht in unserer Zeit, sondern eher 1984, was ein unglaublich cleverer Hinweis darauf sein soll, dass ich schon mal was von Orwell gelesen hab. Also Fiktion.
Und man kann sich genau richtig viel seine eigenen Gedanken und Fantasien dazu machen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Salinger!

Mir gefällt Deine Geschichte. Sie spricht eine sehr ehrliche Sprache des Protagonisten und zeigt dabei auf, wie sehr man sich in einer Beziehung manchmal aufgibt, weil man um der Gemeinsamkeit willen Dinge tut, die einen gar nicht interessieren. Das alleine muß noch kein Aufgeben sein, solange es auf Gegenseitigkeit beruht. Aber in Deiner Geschichte liebt Marie eigentlich nur das (falsche) Bild, das sie sich vom Protagonisten zurechtgezimmert hat, so, wie sie es gern sehen würde. Was er wirklich will, bleibt auf der Strecke (Kino).
Selbst am Schluß, als er ihr das Transparent bringt, liebt sie nicht wirklich ihn, sondern das Wunschbild, das sie von ihm hat, einen Revoluzzer.
Gut, daß er geht.

Ich mußte bei Deiner Geschichte schmunzeln, weil ich meine Freundin vor mir sah, die absolut kein Interesse an den Hobbies ihres Freundes hat, aber trotzdem immer wieder mit ihm auf Demonstrationen der Kommunisten geht oder mit ihm Battletech spielt.
Allerdings läuft das bei den Beiden mehr im Tauschverfahren, denn er geht dafür mit ihr Wandern und in eine Volkstanzgruppe. Und so eine konträre Beziehung besteht nun schon seit ca. 15 Jahren (!) - es kommt eben wirklich darauf an, ob beide geben - dann funktioniert sogar das.

Ein paar Sachen hab ich noch rauskopiert:

"ziemlich genau dass, was" - das

"Ohne das ich Marie kennen gelernt hätte,..." - Ohne dass

"Ich schaute zu Marie herüber und lächelte sie an." - müßte es nicht "zu Marie hinüber" heißen?

"Lang lebe die internationale Solidarität" - das heißt eigentlich (korrekt): "Hoch die internationale Solidarität!" (sonst geht sich das nämlich auch beim Rausschreien gar nicht richtig aus...)

"ich lies mir die Sonne aufs Gesicht scheinen, als wir aus dem Schatten Rathauses traten." - ließ - Schatten des Rathauses...

"Seitdem las ich die meisten Wochenenden." - hehe, wie liest man Wochenenden? - an den meisten Wochenenden ;)

Alles liebe
Susi

 

guten morgen salinger. ich kann mich anschließen, auch mir hat deine story gefallen. insbesondere der logische bogen, beginnend mit

Ich war jetzt Revolutionär, weil ich Marie liebte. Ohne das ich Marie kennen gelernt hätte, wäre ich nie einer von ihnen geworden. Und das war ich ja auch nicht wirklich. Ich war eine Art Mitläufer. Ich fand die Szene unheimlich interessant, vielleicht auch spannend. Aber ich hatte keinen Glauben. Doch wer hatte den hier schon. Marie vielleicht.
, über
Natürlich würde es nicht funktionieren, wenn Marie wüsste, dass ich nur ihretwegen laut schreiend in Richtung Parlament marschierte. Natürlich würden wir verlieren.
, bis zu
Keine Frage. Ich konnte nur verlieren.
. Viele kg's brauchen eine pointe. du hast genau das umgekehrte gemacht: du machtest deine kg für den leser bewusst kalkulierbar. jedem ist klar: am ende KANN es nicht positiv ausgehen. beste grüße. ernst

 

Hallo ihr drei,

vielen Dank für Eure Kritik und Ratschläge.

@born_to_fly_higher: hehe, dass du mich mit max frisch fast vergleichst ist ja toll. dabei ist das einer meiner lieblingsautoren. das marie aber 1984 lebt kann ich nicht sehen.

@häferl: hey susi, ein glück dass du da bist, ohne dich wären mir die rechtschreibfehler gar nicht aufgefallen. :) :) :) werde ich dann auch mal beheben.
die andren sachen sind auch lustig. lol. die geschichte mit dem paar das du da kennst ist ja voll interessant. aber es gehtz in meiner geschichte weniger um die partnerschaft, als mehr auch um politische ansichten. was ssich hier ja nicht unbedingt ausschließt.

@Ernst Clemens: toll, dass du den aufbau meiner geschichte so gut analysiert hast. das war mir selbst noch gar nicht so richtig bewusst. hehe. naja, im ansatz schon.

so ich hoffe, es kommen noch ein paar kommentare, vielleicht auch mal in richtung politik. hat den schonmal jemand den falschen glauben gehabt?

danke nochmal.

grüße, sali

 

Hi Salinger!

Ich dachte erst, daß es eher politisch wird, aber beim Weiterlesen kam ich drauf, daß das politische Interesse in Deiner Geschichte genauso austauschbar durch alles andere ist - wenn jemand gern Fischen geht, geht es dem Partner auch nicht anders, wenn er ihm zuliebe mitfährt und das Kino flachfällt, weil bis dahin noch kein Fisch angebissen hat. - Dann kann der Partner auch eines Tages draufkommen, daß es eigentlich nicht sein Leben ist, das er da lebt - und geht.

Ja, sie hat schon auch was politisches. Sie zeigt auf, daß der Protagonist eigentlich nicht wirklich so revolutionär ist, wie er sich erst aus Liebe gibt, oder um dazuzugehören.
Und die Euphorie, die dabei genauso alle mitnimmt, wie bei den Fußballspielen, die er als Kind erlebt hat, ist vielleicht vergleichbar mit der berühmten rosaroten Brille? Oder in diesem Fall sogar Teil davon?

Aber wirklich Politisches kann ich eigentlich nicht herausholen, da müßte ich die Geschichte schon kräftig auswringen, dann kommen vielleicht noch ein paar Tropfen raus...

Alles liebe
Susi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Salinger,

erstmal: klasse! der Text gefällt mir gut - auch schon vor dem Editieren (ich so als Tipp- und Rechtschreibfehleränhänger :) )

Ich sehe es auch so, dass der Text, wenn man so will, nur als Beziehungsgeschichte gelesen werden kann - aber gerade das politische daran finde ich erst wirklich interessant, oder vielleicht auch eher das zusammenspiel. Nämlich die Frage wie sich politische Ansichte und/oder Aktionen herleiten lassen: Wieviele der politisch Aktiven und Ambitionierten tun das was sie tun nur, um vielleicht anderen zu gefallen, oder tun vielleicht auch gerade nichts um anderen zu gefallen.

Kann das ganze sehr gut nachvollziehen - war selber früher schwer beeindruckt von Menschen die politisch eher extrem waren (von Antifada-Befürwortern über Totalverweigerern bis hinzu Sympathisanten der gewalttäigen Linksextremisten) und konnte da sehr oft Gefühlsduselei, politische Überzeugung und eigenens Standing nicht mehr auseinanderhalten. Und habe für vieles auf der Straße gestanden um andere und mich selbst zu überzeugen und zu beeindrucken.

Was für mich daher nicht klar rüber kommt oder nicht ganz schlüssig ist, ist vielleicht nur, wieso der Mitläufer-Protagonist, der aus Liebe zum Revolutionär wird, trotzdem so "stark" und realistisch ist, dass er diese Liebe hinterfragt und schon jetzt so klar und scheinbar wenig wehmütig erkennt, dass diese Liebe keinen Bestand hat.

Klasse fand ich übrigens auch die Passage:

Sie ging davon aus, dass ich genauso denke wie sie und hatte keine Zeit, es in Frage zu stellen. Und der Krieg gefiel mir schließlich auch nicht. Außerdem liebte ich Marie. Keine Frage.

Hier wird nämlich nicht nur klar, wie sehr der Protagonist sich selbst verliert, sondern auch der scheinbar politisch so Überzeugte völlig blind durch die Welt läuft - selektiv die Menschen nur noch danach wahrnimmt und beurteilt, wie sie zu seiner politischen Überzeugung stehen. mE sehr gut beobachtet und beschrieben. Kenne unendlich viele Beispiele von Beziehungen und auch Freundschaften die nur so laufen - im Prinzip völlig leer sind, wenn das scheinbar gemeinsame Gerüst "politische Überzeugung" wegfällt.

Natürlich auch übertragbar auf jeden andere scheinbar bestehende Gemeinsamkeit zwischen menschen, wie zum beispiel Angeln etc. - aber wohl nicht in jedem Fall so "gefährlich" und bedeutsam wie beim Thema Politik. Zumindest nicht für den Rest der Gesellschaft, wenn auch wohl für den einzelenen in der Beziehung.

So, genug des Politik-Kommentars ... :)

LG
kay

PS: Ach ja, vergessen - den Titel find ich viel zu schlapp, oder platt, oder so. Eind bischen weniger deutlich wäre ganz nett!

 

Hallo ihr, vielen Dank für die ausführliche Kritik.
Während Susi ja noch nicht sehen konnt, was ich h9er mit politische meine, so hat Kay Nexion jetzt tatsächlich genau das erkannt, worum es geht. Hehe, endlich. Du hast offenbar die selben Erfahrungen gemacht wie ich.

Was für mich daher nicht klar rüber kommt oder nicht ganz schlüssig ist, ist vielleicht nur, wieso der Mitläufer-Protagonist, der aus Liebe zum Revolutionär wird, trotzdem so "stark" und realistisch ist, dass er diese Liebe hinterfragt und schon jetzt so klar und scheinbar wenig wehmütig erkennt, dass diese Liebe keinen Bestand hat.

Also am Anfang ist er vielleicht nicht unbedingt so stark und realistsich. Als er Marie kennen lernt - in seiner Sartre-Phase *lol* - da ist er sicher noch geblendet und findet das alles ganz toll. Später hat sich das Ganze dann eben so eingepegelt und dann beginnt der Krieg und das alles. Und sie demonstrieren oft und nach und nach lässt der Glauben eben nach, bzw. es zeigt sich, dass er nie da war. Und dann kann er als personaler Erzähler die Liebe eben so realistisch hinterfragen, wie es vielleicht sonst nur der auktoriale Erzähler machen würde.
Und schließlich trifft er ja dann die einzig richtige Entscheidung sich zu trennen.

Mit dem Titel hast du übrigens recht. Aber mir fallen nie besonders gute Titel ein.

Also danke Susi und Kay, sali

 

Hallo Salinger,

gut - kann ich nachvollziehen. Muss leider sagen, dass sich diese Perspektive meiner persönlichen Erfahrung entzieht ;)

Zum Titel: Versuch doch einfach mal die Aussage Deines textes ein wenig mehr zu verstecken oder zu abstrahieren. So wie "Demonstration einer Liebe" (iss natürlich zu pathetisch) oder "Verlorener kampf" - oder vielelciht etwas aus dem brecht-Zitat? Naja, auch keine wirklich guten Ideen. Aber schade - denn ich denke ein guter Titel lädt zum Lesen ein - und wenn im Titel schon zu offensichtlich die Gesamtaussage vorweg genommen wird, dann hört es sich ein bißchen nach erhobenem zeigefinger an.

Gruß
Kay

 

Hi Sali!

Was hältst Du von "Der Revoluzzer"? Ich finde, das würde doppelt passen. ;)

Alles liebe
Susi

 

Servus Salinger,

Ich schau ab und zu in "wer ist online" und sehe mir dann an, was da so gelesen wird. Nun bin ich auf Deine Geschichte gestoßen. Also das hat mich so sehr daran erinnert, als wir gegen die ÖVP-FPÖ-Koalition demonstrieren gegangen sind. Was haben wir gebrüllt, voller Inbrunst in der Annahme, daß wir die Regierung zu Fall bringen könnten. Wir dachten, daß die Demokratie am Ende wäre, was weiß ich noch alles.

Zu Anfang gingen wir fast jeden Donnerstag abends auf den "Marsch gegen Schwarz-Blau". Nichts ist passiert, die saßen in ihren Sesseln und klebten dort, grinsend, uns verspottend. Die leicht autoritären Tendenzen der Regierung waren spürbar.

Doch irgendwann habe ich aufgegeben zu demonstrieren.

Was ist nun geschehen.. Das, was wir mit dermaßen großer Leidenschaft zu bekämpfen versuchten ist implodiert, ganz von selbst, ohne jegliches Zutun. Zerbröselt. Von ganz alleine. Durch die eigene Inkompetenz.

Österreich ist immer noch eine Demokratie. Im Grunde ist nichts geschehen, was nicht wieder rückgängig gemacht werden könnte. Die Verfassung ist unverändert. Meine Angst war irgendwie unbegründet, oder doch nicht? Wäre es schlimmer gekommen, wenn wir nicht auf die Straße gegangen wären? Ich weiß es nicht. Vermutlich nicht. Jedenfalls habe ich jetzt das Vertrauen, daß unsere Verfassung stärker ist als alle degoutanten Tendenzen, die's hier, wie überall, gibt. Damals gab's auf Demonstrantenseite, Mitstreiter, die ziemlich radikal waren und Sprüche auf Lager hatten, die einem auch den kalten Schauer über den Rücken laufen ließen.

Es ist leicht in einem Land das Maul aufzureißen, in dem man nicht abgeknallt wird, wenn man auf der Straße demonstriert. Das wird mich aber nicht daran hindern, wieder mit meiner Meinung auf der Straße zu demonstrieren, wenn mir etwas Sorge bereitet. Mit Steinen braucht man hierzulande wirklich nicht werfen!!! Das ist damals vereinzelt geschehen, es war schrecklich!


In diesem Sinne,

liebe Grüße

Echnaton

 

Hallo Echnaton, is ja toll, dass du dich so gut in das thema meiner geschichte hineinversetzen kannst und das sie so viele assoziationen bei dir weckt.
ich glaube, du hast einen ähnlichen weg genommen wie ich, nur mit einem andren hintergrund.

grüße,

sal

 

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