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Fallende Gedanken

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22.03.2012
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Fallende Gedanken

Fallende Gedanken

Liebe ist ein einzigartiges Gefühl, das man erlebt, wenn man die Person trifft, die einem die Welt bedeutet. Doch was tun, wenn diese Person nicht so fühlt? Was, wenn Liebe einem weh tut? Ist Liebe automatisch verbunden mit Schmerz? Wer Schmerz empfindet, empfindet auch Liebe. Ist dies so? Warum ist Liebe so kompliziert? Wer hat sich dies ausgedacht und ein solches Gefühl in die Welt gebracht, das Menschen dazu bringt, komplett orientierungslos und manipuliert zu leben?

Er denkt nach. Über die Welt. Über das was ist, über das was war, über das, was sein wird. Was wird sein? Wie sieht die Zukunft aus, wer wird da sein? Wer wird in seinen Armen liegen? Oder bleibt er einsam? Wo wird er zur Ruhe kommen?
Der kalte Wind weht durch sein zerzaustest Haar, welches durch den trägen Alltag an Glanz verloren hat. Der Tag schleppte sich, ein Tag, wie jeder andere. Der triste Alltag, den er seit Jahren führt. So und nicht anders. Warum? Wie kann man sich einem Leben so opfern, und jeden Tag dieselben Rituale durchführen? Ist dies nicht enorm absurd? Die Frau, die einzige, die er Lieben konnte und in seinen Augen auch wird, liebt ihn nicht. Kann einer die Liebe verstehen? Wo sie hinführt, was sie mit uns macht? Er kann es nicht verstehen. Schaut hinab. Schaut auf die Menschen, die ihren Tag leben, wie sie es schon immer taten. Keine Änderung, keine Alternativen. Wenn man sich entscheidet, ein Leben in einer gewissen Weise zu führen, ist dies eine Entscheidung fürs Leben. Änderungen sind nicht gern gesehen. Wer sein Leben ändern will, wird ausgelacht, so wie er. Das einzige schlimmere ist, sein eigenes Leben für eine Frau zu ändern. Dies war womöglich sein größer Fehler. Die Menschen, weit unten laufen durch die Straßen, gestresst, zielbestimmt. Familien warten auf sie, Freunde brauchen ihre Hilfe, ihre Arbeit ruft….

Die Musik im Hintergrund bringt ihn zum Schmunzeln. Musik: Was anderes als diese bringt einen Menschen dazu, etwas zu fühlen, was so tief in einen hinein geht, dass man es nicht mit Worten beschreiben kann? Musik geht tief in die Seele und treibt den Menschen dazu, Dinge zu tun und zu sehen, die ihm sonst verschlossen blieben.
Eine Leichte Böe kommt auf und er schwankt hin und her. Denkt nach. Denkt weiter nach, über sein Leben, ob es schon immer so gelaufen ist. Warum musste es so laufen? Das Leben ist nicht schlecht. Eigentlich. Schmerz kann jedem wiederfahren. Schmerz wiederfährt jedem! Aber auf diese Weise ist es unerträglich. Er kann es nicht mehr tragen. Hier oben, weit über all der Unruhe und der Welt, fühlt er sich frei. Er war noch nie frei. All die Fesseln, die ihn halten, lässt er los, schaut hinab, auf all das, was er womöglich nie vermissen wird. Wie könnte man auch all die schlechten Erfahrungen, die man an einem Ort erlebt hat, vermissen. Der Wind wird kräftiger. Sirenen und Blaulicht in der Nähe. Liebe ist ein einzigartiges Gefühl. Freunde, Arbeit, Familie, Ruf. Alles egal, in der Welt, in der er lebt. Kein Erflog, keine Frau, keine Familie. Nur Schmerzen. Er lässt all den Ärger und die Trauer hinter sich.

Er hebt den rechten Fuß, geht. Laute Schreie, dann: Stille.

 
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Ich will mal Dein PS (nun "obsolete Bemerkung") nicht verraten,

liebes Samumz -
was geschlechtslos ist, was man nach dem Profil annehmen muss, ist sächlich / neutral), wie das Sams, zu dem Dein Name eine gewisse, zumindest klangliche Affinität verrät -
und herzlich willkommen hierorts!

Warum, so frage ich mich immer wieder, machen junge Leute, zu denen Du sicherlich zu rechnen bist, das Leben manchmal allzu schwer?

Liebe ist ein einzigartiges Gefühl,
was sicherlich die Auffassung der Mehrheit ist, zu der aber neuerdings ein Philosoph eine interessante Gegeposition bezieht. Aber vor dessen Auffassung galt schon, dass die Liebe des Lebens unglüchlich ist. Um es mit Heine weniger prosaisch als poetisch auf den Punkt zu bringen:

Das Glück ist eine leichte Dirne
Und weilt nicht gern am selben Ort;
Sie streicht das Haar dir von der Stirne,
Und küsst dich rasch und flattert fort.

Frau Unglück hat im Gegenteile
Dich liebefest ans Herz gedrückt;
Sie sagt, sie habe keine Eile,
Setzt sich zu dir ans Bett und strickt,​


und hätte Heine sich je umbringen wollen? Und doch können wir nun die Frage
Ist Liebe automatisch verbunden mit Schmerz?,
beantworten. Leider gibstu die falsche mit
Wer Schmerz empfindet, empfindet auch Liebe,
denn die Gefühlswelt ist nicht mathematischen Formeln unterworfen, die auch in der Umkehrung gültig sind - und selbst in der höheren Mathematik gilt dies schon nicht mehr unbedingt (Quantenmechanik z. B.). Auch ist nicht die Liebe an sich, sondern das Leben insgesamt kompliziert und wird es immer mehr, dass es der Regeln bedarf, um die Komplexität (jetzt kütt'et) "berechenbarer" zu machen. Leben also doch = Mathe? Als statistische Größe sicherlich, der Einzelne oder auch die einzelne kleine Gruppe bleibt unberechenbar. Nennen wir's - wie andere auch - "Entscheidung unter Unsihcerheit" = Risiko.

Wer hat sich dies ausgedacht und ein solches Gefühl in die Welt gebracht, das Menschen dazu bringt, komplett orientierungslos und manipuliert zu leben?
Auch da gibt's eine schlichte Antwort: Die Kulturindustrie mit ihren Massenmedien, die überwiegend der Verblödung dient. Nun könnte man auch die Zeit vorm Buchdruck dazu zählen: aber wer konnte da schon lesen außer der intellektuellen Elite? Texte mussten überwiegend vorgetragen werden und der Minnesang frönte einem Ideal und die geliebte Frau wurde überhöht und somit vom "wîp" zur "frou(w[e])", das wir heute zwar "Frau" aussprechen, das aber damals "Herrin" oder der coutoisen Sprache entsprechend "[Ma]Dame" hieß und als unberührbar galt.

Dann doch noch, denn wider erwarten - Deine Grammatik ist sonst gegenüber den letzten Neueinsteigern erstaunlich gut: Sehn wir's als Ellipse, so wäre doch zumindest das letzte Komma (vorm wie, das als Bindewort hier funktioniert und das Zeichen ersetzt), oder als vollständigen Satz, dann fehlt was, wenn auch ein eher unbedeutendes "hin":

Der Tag schleppte sich ... wie jeder andere hin.

Die Frau, die einzige, die er Lieben konnte
wollen mal nicht übertreiben und die Liebe wieder vom Status des Substantivs herunterholen und verbalisieren. Auch zu dem da angesprochenen Problem hat Heine sich schon geäußert (jetzt mit minimalisierter Formatierung "Ein Jüngling liebt ein Mädchen,/ [Das] hat einen andern erwählt;/ Der andre liebt eine andre,/Und hat sich mit dieser vermählt.//Das Mädchen heiratet aus Ärger/Den ersten besten Mann,/Der ih[m]in den Weg gelaufen;/Der Jüngling ist übel dran.//Es ist eine alte Geschichte,/Doch bleibt sie immer neu;/Und wem sie just passieret,/Dem bricht das Herz entzwei."

Man kann auch mit Witz schwermütig sein ... Ich würde mir wünschen, dass Du mit der Wut eines Rimbauds an das Problem herangingest!

Zu springen, denn nix anderes sagt schon die Überschrift, wünschte man sich den Herrschaften, die ihre Entscheidungen als alternativlos verkaufen. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten!

Gruß & schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 
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Hallo Samumz,

tut mir leid, mir gibt der Text nichts. Ja, Liebeskummer ist schmerzhaft und wer ihn vielleicht nicht oder noch nicht oft genug erlebt hat, der versucht ihn erst einmal mit Selbstmitleid zu heilen. Larmoyantes Selbstmitleid ist unproduktiv, dafür aber herrlich einfach, eben der Weg des geringsten (inneren) Widerstandes.

Doch weder Selbstmitleid noch Liebeskummer, ob er nun in Suizid endet oder nicht, hat gar irgendetwas mit Philosophie zu tun.

Mein Anspruch an eine philosophische Geschichte über solche alltäglichen, fast profanen Themen ist ein Blick über die eigene Schädelwand hinaus, eine Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang zwischen subjektiver und „objektiver“ Wirklichkeit. Das sagt sich leicht, bin ich ja in meinem Kopf gefangen; wenn es eine objektive Wirklichkeit gibt, so erfahre ich sie ja allein über meine Sinne, und das Gehirn leistet ganze Arbeit, um diesen Wust an widersprüchlichen Informationen mir durch Reduktion und Anpassung an das bisherige Bekannte kohärent erscheinen zu lassen. Wenn es eine objektive Wirklichkeit gibt, so ist sie für den lebendigen Geist schlicht unbegreiflich, weißes Rauschen oder so.

Mir bleibt zu versuchen, die Dinge in meinem Kopf aus einer gewissen emotionalen Distanz analytisch oder meditativ zu betrachten. Steige vielleicht dahinter, welche Teile subjektiv und welche anscheinend allgemeingültig sind, und komme darüber zu dem Schluss, dass es mein Umgang mit Liebeskummer ist, der diesen zu einer Pein sondersgleichen, zu meinem Dornenkranz werden lässt. Jemanden, den man liebt, an sich binden wollen, ihn zur Gegenliebe bekehren wollen, tut man ihr/ihm denn auf diese Weise Gutes? Man kann sich in ein „Zielobjekt“ oder in ein „Zielsubjekt“ verlieben und sich fragen, welche dieser Haltungen am ehesten gegenseitige echte Liebe und eine lang haltende, stabile Beziehung begünstigt, bzw. welche mich leichter von einem hormonell/phäromonell bedingten Irrtum löst.

Erst wenn man so einen tiefgreifenden Reifungsprozess, der natürlich genauso gut in eine völlig andere Richtung verlaufen könnte (fänd ich persönlich interessanter, meine altklugen Gedanken bestätigt zu lesen eher langweilig), durchstanden hat, kann daraus eine Geschichte entstehen, die deinem Publikum tatsächlich zu Erkenntnis und/oder Unterhaltung verhilft, und die nicht in der Schublade und am nächsten Tag im Papierkorb am besten aufgehoben gewesen wäre.


-- floritiv

 

Hallo Samumz

Über die Liebe wurde seit Menschengedenken gesungen und geschrieben, geträumt und gelitten. Ein Schritt in den Abgrund, als Konsequenz seiner Egozentrik. Mir lösen solche Handlungen ein Schulterzucken aus, ich akzeptier es, wenn jemand meint, es sei für ihn der unausweichliche Schritt. Doch durchdacht und logisch ist er nicht, denn Liebe ist austauschbar, das Leben jedoch nicht. Von dem her bewegen mich Ovids Liebeselegien doch mehr.

Was mir in deinem Text jedoch weitgehend fehlt, ist die Gestaltung zu einer Kurzgeschichte. Die Erzählform, in der du es vorträgst und wie du die Handlung präsentierst, erfüllen mir diese Erwartungen nicht. Obwohl ich es persönlich nicht so eng nehme, den Unterhaltungswert Vorabstelle und sich mir eine Abgrenzung etwa zur Novelle nicht zwingend aufdrängt, ist der Kerngedanke an die Kurzgeschichte heute (literaturwissenschaftlich) an der Zielverfehlung aufgehängt. Dies ist, wenig präzis zwar, gegeben, der Prot. erlebt eine unerfüllbare Liebe. Die Geschichte muss aber auch rubrikorientiert durch einen grundlegend philosophischen Gedanken getragen sein. Der letzte Satz könnte dies schon in etwa thematisieren. Das verletzte Selbstwertgefühl des Protagonisten dürfte dann jedoch nicht einfach als solcher Erguss dastehen. Es müsste in höhere Sphären philosophischer Erkenntnis abheben, beispielsweise den Pessimismus Schopenhauers massiv überschreitend, auf einem nachvollziehbaren Gerüst aufbauen und sich vollziehen. Eine Destruktion an sich, nicht unbedingt erbaulich, aber der Erfüllung der Anforderung eines philosophischen Lesestücks angenähert.

Na ja, vielleicht wagst du dich nochmals daran, das Übungsstück in die formgebundenen Bahnen zu lenken. Wenn ja, viel Glück.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Samumz,

da bin ich noch mal: Nicht den Kopf hängen lassen, niemand hier ist perfekt (so hab ich gerade meine Fehler vom Wochenende im ersten Kommentar korrigiert und das ist nicht wenig gewesen und ich garantier nicht dafür, dass das eine und/oder andere noch darinnen verborgen ist).

Anakreon hat natürlich recht, floritiv gibt schon mal einen Hinweis: Lass doch die zwei Seelen in Deiner Brust einen Dialog führen oder das Ich sich mit dem Überich (so hat Freud die Instanz genannt, die gemeinhin Gewissen genannt wird) oder mit dem Es (alles Unbewusste, das in einem tobt und zu dem das Ich ein harmloses Zipfelchen ist), was schon drei streitbare Figuren ergibt, wobei der Streit darüber gehen könnte, ob es Recht sei, was da geschieht bzw. geschehen ist.

So, genug für heute, und das Zweifingersuchsystem hat besser gehorcht als letzte Woche ...

Gruß

Friedel

 

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