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Fahr, oder sie sterben

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08.05.2017
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Fahr, oder sie sterben

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Er fuhr viel schneller als es die Verhältnisse unter normalen Bedingungen gestattet hätten. Aber die Bedingungen waren nicht normal. Überhaupt nicht.

Sie waren mit zwei Autos zu einem Termin in die Stadt gefahren, aus verschiedenen Richtungen kommend. Sie von zu Hause, er von einer Weiterbildungsmaßnahme. Von besagter Stadt bis heim waren es beinahe exakt 24,5 Kilometer. Die Landstraße führte dabei über zwei Bergrücken, beide nicht sehr hoch, doch kurvig zu überfahren. Das war auch der Punkt, der ihm jetzt massive Probleme bereitete. Er musste seine Frau einholen, koste es, was es wolle. Sie hatte die kleine Tochter an Bord, keine drei Monate alt. Und es ging um ihr beider Leben.

Als er losfuhr, tobte bereits das Adrenalin in seinem Körper. Er verließ den Lidl-Parkplatz nicht über die Ausfahrt, sondern fuhr gleich über eine Randbegrenzung, über den Bürgersteig und direkt auf die Straße. Er riss das Steuer hart nach rechts, überquerte mit schleuderndem Heck die erste Ampel bei Rot, und raste wenige hundert Meter später in selbstmörderischer Manier über die zweite, ebenfalls rot. Schon hier hätte seine Fahrt ein schnelles Ende nehmen können, und seinetwegen wäre es so gekommen. Er hatte nur eine Chance. Und er musste einen Vorsprung von zehn Minuten einfahren. Ein Ding der Unmöglichkeit, wenn sie nicht aufgehalten worden war.

Mit wirren Gedanken
‚Warum? Warum?‘
fegte er innerorts mit 110 Sachen einen Hang hinauf, hielt den schweren Kombi mit Gewalt auf der Straße als diese eine weite Kehre machte, bevor er mit noch mehr Gas weiter bergauf raste.
‚Ein Lastwagen, ein Schnarcher… irgendetwas‘ Nie im Leben hatte er sich eine Zeitverzögerung mehr herbeigewünscht als jetzt für seine Frau. War sie bereits an der zweiten Bergkette? Oder doch nur wenige Kilometer weiter, aufgehalten von Bulldogs oder was auch immer?
Der Wagen schlingerte, er fing ihn wieder und sah weit voraus ein Fahrzeug auftauchen. Nicht sie.
„Bitte bieg ab“, flehte er inständig. Doch er wurde nicht erhört. Näher und näher kam der Wagen, einer derjenigen, die man nie zu schnell fahren sah. Ohne zu bremsen, rauschte er vorbei, eine Sekunde dankbar dafür, dass die Stelle sogar übersichtlich war.
‚Was hättest du getan, wenn nicht?‘ Er antwortete unbewusst. Er hätte trotzdem überholt. Kurz wurde ihm bewusst, und das geschah in den nächsten bangen Minuten noch mehrfach, dass er andere Leben gefährdete. Aber das hatte nicht genug Wert, um ihn zu bremsen. Es ging um zwei wichtigere Leben. Die beiden, die auf der Welt mehr als alles andere zählten.

Er durfte sie nicht anrufen und warnen. Das hatten sie ihm klargemacht. Er musste es so schaffen. Er musste einfach!
Er hatte die paar Einkäufe schnell erledigt, gezahlt und alles in den Kofferraum geladen. Dann war er hinters Steuer geglitten, hatte den Zündschlüssel eingesteckt und plötzlich stieg jemand neben ihn auf den Beifahrersitz.
Der Mann war unauffällig, hatte graumelierten, sauber gestutzten Bart, seine Augen waren klar und streng, der Teint gesund gebräunt.
„Was wollen Sie hier drin?“ Der ungebetene Gast blickte ihn zwei lange Sekunden unverwandt an. Dann sagte er:
„Sie hat einen Vorsprung von zehn Minuten. Wenn du sie nicht einholst, werden wir die beiden zu Hause erwarten und du wirst sie nie wieder sehen. Kein Anruf.“
So schlicht die Anweisung war, er glaubte dem Mann sofort. Er kannte Männer wie ihn.
„Was…?“
„Die Zeit läuft.“

Bäume wetzten an ihm vorbei, Begrenzungspfähle, Leitplanken. Der Adrenalinrausch verhinderte ein klares Denken. Er ließ ihn nur sein Ziel mit rücksichtsloser Klarheit verfolgen.
‚Du kannst es nicht schaffen… Abstand… zu groß‘ Er schlug aufs Lenkrad, schluchzte auf, Verzweiflung griff dunkel nach seinem Denken. Er trat noch fester aufs Gaspedal, vertrieb mit Wut was klarer Verstand nicht zu bekämpfen vermochte, nicht in dieser
‚hoffnungslos…‘
Situation. Nicht zum ersten Mal schlingerte der Wagen, konnte jedoch auf der Straße gehalten werden. Nach dem kurzen Gefühlsausbruch kehrte seine volle Konzentration wieder auf die Straße zurück.
Die erste Bergkette lag hinter ihm, er brauste in vielen scharfen Kehren zu Tal. Mehrmals überholte er, ohne etwas zu sehen. Es war jedes Mal ein Gefühl wie freier Fall. Und obwohl der Tod zweier Geliebter bevorstand, setzte jedesmal danach ein Gefühl der Erleichterung ein, Erleichterung darüber, noch am Leben zu sein. Dem tödlichen Krachen entgangen zu sein. Denn jeder Gegenverkehr in dieser Situation wäre tödlich, das stand außer Frage.
Im Tal mündete die Straße in eine Bundesstraße. Er schlingerte hinein, zwang Gegenverkehr zum Ausweichen in den Graben und schnitt ein in gleicher Richtung fahrendes Fahrzeug, dass es nur um Haaresbreite nicht zum Zusammenprall kam. Er registrierte es kaum. Ein Beinahe hatte keinen Wert.
Was war das da vorne für ein Fahrzeug? Ein schwarzes?
‚Es ist schwarz, es ist ein Kombi…‘
Der Motor jaulte, als er ihn gnadenlos bis zur 6000er-Grenze drehen ließ, bevor er schaltete. Hier auf der Bundesstraße konnte er den Vorsprung kürzen, hier konnte er das Einholen möglich machen…
150 km/h, 180/kmh, Hupkonzert, wann er an anderen Fahrzeigen vorbeidonnerte. Noch 1200 Meter, dann musste er abbiegen, durch ein Dorf, in dem es von Touristen wimmelte, enge Gassen, danach bergauf, der letzte Berg…
Er setzte die Bremsung so spät an, dass er wieder nur mit schleuderndem Heck abbiegen konnte, das Lenkrad fest umklammert, die Augen weit. Das Auto bockte, die Räder drehten durch, griffen wieder, rissen den Wagen einmal mehr vorwärts. Noch nie, so schien es ihm einen Moment, war der Wagen so stark in der Leistung gewesen, wie heute.
Er jagte mit über 80 Sachen an den geparkten Wagen vorbei.
‚Bleibt drin, bleibt drin, bleibt drin…‘ Doch einer erhörte sein stummes Flehen nicht. Gegenverkehr verhinderte ein Ausweichen, Bremsen kam nicht in Betracht. Er hatte keine Sekunde zu verlieren.
Mit schrillem Kreischen von Metall und Splittern von Plastik und Glas krachte vorderer Kotflügel in einen hinteren, das ausparkende Fahrzeug wurde herumgeschleudert, krachte an andere Wagen, doch der Fahrer, der kein Sekunde verlieren durfte, hatte einmal mehr die nötige Prise Glück. Sein Wagen schoss fast ungebremst weiter.
Hinter ihm wurden Schreie laut, Rufe und Empörung. Kein Gedanke daran.
Er bog erneut ab, fand sich in einem Gewirr enger Sträßchen wieder, die er gottlob kannte. Allerdings waren sie uneinsehbar. Käme ihm ein Fahrzeug entgegen, gäbe es fast unweigerlich eine drastische Kollision. Aber einmal mehr stand langsamer zu fahren außer Frage. Wenn sie nicht aufgehalten wurde, dann bestand nur die Chance auf Einholen, wenn er keine einzige Sekunde verschenkte, kein einziges Mal unnütz auf die Bremse trat. Nicht ein einziges Mal.
Noch einmal, zum hundertsten Mal, betete er darum, sie möge aufgehalten worden sein, das Auto gleich hinter der nächsten Kurve auftauchen… Doch dahinter kam nur eine weitere Straße, weitere Kurven, die keinen weiten Blick voraus gestatteten. Aus dem Dorf hinaus. Nun ging es aufwärts, wieder einen Berg hinauf zum Pass, von dort noch einmal hinunter ins Tal, ins Dorf, in die Siedlung, nach Hause… Wo mochten sie sein?
Er schnitt alle Kurven, hielt den Wagen an jenem Limit, das nur erfahrene Fahrer im Gefühl hatten, einen Deut davor, wegzurutschen. Laub auf der Straße erhöhte das Risiko. Aber kein Risiko war zu groß, wenn alles auf dem Spiel stand. Wenn alles auf dem Spiel stand, das Bedeutung hatte.

Leichter Regen setzte ein, erschwerte die Sicht, machte die Straße schwieriger, verringerte die Chancen, die es eigentlich gar nicht gab.
Kurve um Kurve, wieder Überholen ohne Sicht, wieder Glück, Aufblenden hinter ihm, ignoriert. Kurven, dann endlich die lange Steigung, die mehr oder weniger gerade verlief. Gerade genug jedenfalls, um alles aus den 137 PS herauszuholen. Gaspedal auf Anschlag, der Motor dröhnte und schob die Masse von 1,4 Tonnen tapfer immer schneller den Berg hinan. Der digitale Tacho zeigte 120, 130, 150, als er auf den Scheitelpunkt auf der Passhöhe zuschoss, zeigte sie 164 km/h. Dann musste er scharf bremsen, flog förmlich über die Kuppe, das Risiko in Kauf nehmend, dass dort Wanderer die Straße querten und er sie ohne Ausweg umgefahren hätte.
‚Es hätten auch Kinder dabei sein können…‘ Er schob den Gedanken beiseite, kein Raum im Denken. Die nächste Kehre erreichen, nach vorne sehen, endlich die Rücklichter des schwarzen Kombi auftauchen sehen… das war alles, was Platz hatte.
Doch er tauchte nicht auf. Im Geiste die Strecke vorwegnehmen sank sein Mut noch weiter.
‚Zu kurvig, kann kaum was gutmachen. Sie fährt hier immer schneller als ich.‘ Vielleicht hielt sie der Regen mehr auf, sie würde vorsichtig fahren, um des Kindes willen, ganz bestimmt. Wieder Kurve, noch einmal überholen, diesmal mit ein wenig Sicht, Gegenverkehr gerade noch geschafft. Wieder Hupkonzert. Dann kam die erste Haarnadelkurve, die erste von vieren, bevor man unten war. Pfeifend wetzten die Reifen über den feuchten Asphalt, aber noch einmal hielten sie, vielleicht nur durch den Willen des Fahrers. Nun lag eine etwa 500 Meter lange Gerade vor ihm, einsehbar. Doch kein Auto war zu sehen. Panik brandete in Wellen in ihm auf, das Adrenalin begann an Wirkung zu verlieren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er die Kontrolle verlor, bis sein körpereigenes Tuning ihn im Stich ließ.
Aber es waren auch nur noch knapp fünf Kilometer.
Sein Fokus blieb auf den Punkt gerichtet, an dem die Straße aus seinem Blickfeld verschwand. So konnte er zumindest solange wie möglich auf etwas reagieren, was dort auftauchen mochte. Doch nichts tauchte auf.
Wieder kam eine Haarnadelkurve, dann eine weitere Gerade mit beinahe 700 Meter Sichtweite. Kein Fahrzeug. Er bretterte in die Senke, und in die nächste Kurvenkombination, die in der dritten Haarnadelkurve endete. Die Reifen quietschten, er war viel zu schnell.
Zwei Minuten bis nach Hause. Da läutete sein Handy.
Hektisch drückte er auf die Freisprechanlage, ohne einen Augenblick die Straße aus der Aufmerksamkeit zu entlassen. Es war der Mann.
„Sie sind in 35 Sekunden hier.“ Seine Stimme war ruhig, leise und drückte keine Emotion aus. Vielleicht eine Spur Bedauern, aber das konnte Einbildung sein. Dann war das Gespräch beendet, bevor er etwas winseln konnte, flehen, betteln. Sie würden es tun. Seine Liebsten würden sterben, er konnte es nicht mehr schaffen.

Noch zwei Kuren nahm er, dann wurden seine Hände ruhiger. Er wusste, oder glaubte zu wissen, dass man die Airbags ausschalten konnte, vielleicht war das auch nur ein Aberglaube, etwas, das er mal gehört hatte. Aber einerlei. Airbag oder nicht, es machte keinen Unterschied.

Als er den Gurt löste, begann der Wagen ihn penetrant piepsend zu warnen. Dann schwenkte die massige Schnauze auf die letzte Gerade, die zur untersten Haarnadelkurve führen würde, 1,2 Kilometer von zu Hause entfernt. Sein Fuß trat noch ein letztes Mal das Gaspedal durch. Heulend warf der Motor den Wagen nach vorne, immer schneller, bergab so gut beschleunigend wie sonst nie.

Eine Frage hatte er gestellt, nachdem der Mann ausgestiegen war und bevor er die Türe hatte schließen können.
„Was ist wenn ich einen Unfall habe?“ Der Mann hatte einen Moment gezögert.
„Du solltest einen richtigen haben. Dann muss sonst niemand einen haben.“
Der Wagen donnerte der engen Kehre entgegen, 120, 130, 140 km/h. Die Kehre führte nach rechts und wurde auf der anderen Seite von einem Gesteinsmassiv begrenzt. Es war Granit, so wie aller Fels hier Granit war.
‚Sie werden leben… meine Kleine wird leben…‘
Der Wagen verließ die Straße mit über 160 Stundenkilometern.

 

Hallo Sephiroth,

willkommen bei den Wortkriegern!

Einen interessanten Erstling hast du uns da geliefert. Ohne uns nennenswerte Informationen über die Hintergründe zu liefern, beschränkst du dich fast vollständig auf die rasante Verfolgungsszene. Das steht und fällt natürlich damit, dass du die Spannung aufrechterhältst und die Dynamik des Geschehens keinen Augenblick nachlässt.

Das klappt nach meinem Empfinden schon ziemlich gut, ließe sich aber dennoch verbessern. Es gibt immer wieder so ein paar Formulierungen, die etwas zu distanziert oder umständlich sind und mich dadurch aus dem Flow holen. Ich gebe mal ein paar Beispiele:

Sie waren mit zwei Autos zu einem Termin in die Stadt gefahren, aus verschiedenen Richtungen kommend. Sie von zu Hause, er von einer Weiterbildungsmaßnahme.
Hier sind wir zwar noch nicht mittendrin, du musst noch nicht auf vollem Tempo sein. Aber du könntest näher dran sein. Ein Termin - was für einer? Eine Weiterbildung - was für eine? Die Begriffe sind abstrakt, und schon allein die unbestimmten Artikel ("einem Termin" statt "dem Termin") schafft Distanz. Mein Vorschlag:
Sie waren mit beiden Autos zum Notar in die Stadt gefahren, sie von zu Hause, er von der Marketingschulung.
(Das machst du übrigens an anderen Stellen besser, nennst z.B. ganz beiläufig "den Lidl-Parkplatz" mit bestimmtem Artikel und konkretem Namen.)

Von besagter Stadt bis heim waren es beinahe exakt 24,5 Kilometer.
"Besagt" klingt sehr getragen, "beinahe exakt 24,5 Kilometer" unnötig präzise - beides zusammen wirkt damit sehr trocken. Vorschlag:
Aus der Stadt nach Hause waren es knapp fünfundzwanzig Kilometer.
(Zahlen schreiben wir nach Möglichkeit aus. Auch das wirkt weniger akademisch.)

Er musste seine Frau einholen, koste es, was es wolle. Sie hatte die kleine Tochter an Bord, keine drei Monate alt.
Auch wenn die Namen der Personen dir nicht wichtig scheinen, könntest du mehr Nähe schaffen, wenn du ihnen welche gäbest. Es ist schwer, mit einer anonymen Person mitzufühlen.

Mit wirren Gedanken
‚Warum? Warum?‘
fegte er innerorts mit 110 Sachen einen Hang hinauf
Der Zeilenwechsel erzeugt einen Bruch und hemmt damit den Fluss. Würde ich nicht so machen.

hielt den schweren Kombi mit Gewalt auf der Straße
Wenn ich mich nicht irre, sprichst du später auch vom Wagen der Frau als Kombi. Das erzeugt Denkarbeit im Kopf des Lesers (welcher Kombi ist hier gerade gemeint?) - dabei sollte es dein Ziel sein, sein Denken weitgehend abzuschalten, damit er sich voll auf den rasanten Trip einlässt. Und es würde ja der Geschichte nicht schaden, wenn die Frau z.B. einen Kleinwagen führe.

Kurz wurde ihm bewusst, und das geschah in den nächsten bangen Minuten noch mehrfach, dass er andere Leben gefährdete. Aber das hatte nicht genug Wert, um ihn zu bremsen. Es ging um zwei wichtigere Leben. Die beiden, die auf der Welt mehr als alles andere zählten.
Natürlich ist es wichtig, die emotionale Not des Protagonisten zu schildern, aber das sollte nicht zu langwierig sein. Auch hier scheint es mir, als ob du dich um Präzision bemühst, aber dabei das Tempo aus dem Blick verlierst. Das kenne ich gut, ich ergehe mich auch manchmal in unnötigen Details. Mir wird dann meist nahegelegt, Mut zur Lücke zu haben - Dinge nur zu umreißen und den Rest dem Leser zu überlassen. Vorschlag:
Kurz wurde ihm bewusst, dass er andere Leben gefährdete. "Scheiß drauf!", entfuhr es ihm. Es gab nur zwei Leben, die wirklich zählten.
Dabei lasse ich weg, dass er dies später noch öfter denkt - das kann sich der Leser auch selbst ergänzen, und wenn er es nicht tut, ist es auch nicht so schlimm. Der kurze Ausruf als emotionaler Ausbruch spart eine längere Schilderung des zugehörigen Gedankengangs. Und die redundante Begriffsfolge "Wert - wichtiger - zählten" habe ich auf eines der drei Wörter eingedampft, aber weil es weniger Drumherum gibt, erkennt man dessen Bedeutung auch so, ohne dass du sie dem Leser einhämmern musst.

Das sind nur ein paar Beispiele. Mein Rat ist, den gesamten Text noch einmal (oder mehrmals) gründlich durchzusehen, wo du näher und/oder schneller werden kannst. Ein bisschen Informationsverlust kann man dabei meist in Kauf nehmen, kein Leser rechnet die Distanzen und Beschleunigungen nach (auch wenn du dir natürlich keine Widersprüchlichkeiten einhandeln solltest, d.h. du solltest schon nachrechnen, aber du brauchst es dem Leser nicht vorzurechnen). Meine eigene Schwäche, wie gesagt, aber da habe ich hier schon eine Menge dazugelernt. Meine Testfragen dabei sind immer:
- (Wofür) Ist diese Information wichtig?
- Kann man diese Information auch indirekt vermitteln (durch Handlungen, Sprache, ... Stichwort show, don't tell)?
- Wie schlimm ist es, wenn der Leser dieses Detail überliest bzw. meine indirekte Schilderung nicht so deutet, wie ich es mir vorgestellt habe?

Und natürlich ist auch jeder Tippfehler und jedes fehlende Komma ein Stolperstein im Lesefluss. Auch das würde ich noch einmal in Ruhe durchsehen.

Viel Spaß noch hier bei den Wortkriegern!

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej Sephiroth,

Gérard Pirès und Luc Besson lassen grüßen. ;) Und ich musste dank deiner Bemühungen feststellen, dass mir eine theoretische Autojagd durch eine schöne Landschaft und engen Gassen, Gegenverkehr und Bevölkerung nicht gefallen will.

All die Zahlen und Gedanken - unvorstellbar, dass dem Fahrer in dieser Situation die phänomenale Leistung seines Fahrzeuges bewusst ist - sind nicht geeignet, bei mir irgendeine Spannung aufkommen zu lassen. Vielmehr geistert mir während deiner Ausführung durch den Kopf, warum sich der Mann und seine kleine Familie in dieser scheinbar ausweglosen Situation befinden. :hmm: Und genau das werde ich wohl nie erfahren. :(

Orthograpisch und vom Lesefluss hab ich nichts zu bemängeln. Das Tempo ist angemessen.

Vermutlich hattest du mehr Spaß am Schreiben als ich beim Lesen und das ist ja auch schon was. ;)

Freundlicher Gruß, Kanji

 

The Incredible Holg

Herzlichen Dank für deine umfangreiche Kritik. Zwar stimme ich nicht mit allen Verbesserungen überein, aber einige Punkte werde ich mir zu Herzen nehmen.
Da ich lernwillig bin: Könntest du Beispiele für Rechtschreib- oder Grammatikfehler geben? Es ist schwer, sich selbst zu korrigieren, und ich hab kaum Ansprechpartner diesbezüglich.
Kanji
Ich kenne die beiden genannten Menschen nicht :)

 

Du hattest nach Rechtschreib- und Grammatikfehlern gefragt?
Nur anbei und weil ich grad in Korrigierlaune bin - aus den ersten Absätzen.

Ansonsten einfach nur herzlich Willkommen bei uns.

Er fuhr viel schneller KOMMA als es die Verhältnisse unter normalen Bedingungen gestattet hätten.

Er riss das Steuer hart nach rechts, überquerte mit schleuderndem Heck die erste Ampel bei Rot KEIN KOMMA und raste wenige hundert Meter später in selbstmörderischer Manier über die zweite, ebenfalls rot.

Und es ging um ihr beider Leben.
ihrer beider Leben oder beider Leben oder (finde ich besser): ihr Leben.

 

Da ich lernwillig bin: Könntest du Beispiele für Rechtschreib- oder Grammatikfehler geben? Es ist schwer, sich selbst zu korrigieren, und ich hab kaum Ansprechpartner diesbezüglich.

Lernwillige Menschen sind hier gern gesehen. ;) Hier sind noch ein paar Fehlerchen, zusätzlich zu den von Novak genannten:
fegte er innerorts mit 110 Sachen einen Hang hinauf, hielt den schweren Kombi mit Gewalt auf der Straße[Komma] als diese eine weite Kehre machte, bevor er mit noch mehr Gas weiter bergauf raste.

Er trat noch fester aufs Gaspedal, vertrieb mit Wut[Komma] was klarer Verstand nicht zu bekämpfen vermochte

150 km/h, 180/kmh, Hupkonzert, wann [wenn?] er an anderen Fahrzeigen vorbeidonnerte.

Noch nie, so schien es ihm einen Moment, war der Wagen so stark in der Leistung gewesen[kein Komma] wie heute.

Mit schrillem Kreischen von Metall und Splittern von Plastik und Glas krachte [ein?] vorderer Kotflügel in einen hinteren,

Im Geiste die Strecke vorwegnehmen [vorwegnehmend] sank sein Mut noch weiter.

So konnte er zumindest solange [so lange] wie möglich auf etwas reagieren, was dort auftauchen mochte.

Noch zwei Kuren [Kurven] nahm er, dann wurden seine Hände ruhiger.

„Was ist[Komma] wenn ich einen Unfall habe?“


Von Grammatikfehlern hatte ich nichts geschrieben, mir sind auch keine aufgefallen. Aber da sind noch zwei Punkte zur Zeichensetzung: Zum einen werden Auslassungspunkte immer mit Leerschritten abgegrenzt, wenn sie für ganze Worte (und nicht nur für Wortteile) stehen, z.B. so:
‚Sie werden leben[Leerschritt]… meine Kleine wird leben[Leerschritt]…‘

Zum anderen ist es etwas "eigenwillig", wie du die Gedanken des Fahrers in den Text einbaust. Die etwas irritierenden Zeilenwechsel hatte ich ja schon erwähnt, aber wenn du mal keine hast, musst du die Gedanken wie wörtliche Rede in den Textfluss integrieren, z.B.:
‚Ein Lastwagen, ein Schnarcher… irgendetwas[Punkt, Ausrufezeichen o.ä.]‘ Nie im Leben hatte er [...]

Nichts Dramatisches, aber ich stocke an solchen Stellen im Lesefluss. Und der Fluss ist für eine Geschichte wie diese nun mal von besonderer Bedeutung.

Grüße vom Holg ...

 

Wird in der Originalfassung korrigiert. Danke euch.

Was meinst du mit "in der Originalfassung"? Korrigiere den Text doch bitte (auch) hier im Forum! Und sei es nur, damit weitere Leser nicht an denselben Tippfehlern unnötig stolpern.

Wir verstehen uns hier als Textwerkstatt, in der man Texte nicht nur präsentiert, sondern auch daran arbeitet, unterstützt durch die anderen Forenmitglieder. Da ist es nett, wenn alle, die dir Tipps gegeben haben, auch sehen können, was sie damit bewirkt haben.

Grüße vom Holg ...

 

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