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Fahle Erinnerung

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07.03.2013
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Fahle Erinnerung

Fahle Erinnerung

Ich nehme mir einen alten Flyer und falte ihn einmal in der Mitte. Am rechten unteren Ende knicke ich beide Ecken nach außen und stelle die fertige Mischpappe vor mir auf den Tisch. Dann greife ich nach meiner Zigarettenschachtel und löse einen Filter aus deren innerem. Ich halte inne und lasse meinen Blick über den Tisch wandern. Flyer. Weed. Marlboro. OCB Slim. Kein Feuerzeug. Ich taste meine Hose ab und finde es schließlich in der rechten Außentasche. Das Feuerzeug nun rücklings in der rechten Hand zwischen Daumen und Zeigefinger haltend, klemme ich den Filter dazwischen und ziehe ihn einige Male durch. Ich muss dabei immer an diese Geschenkschleifen denken, die man nach dem Verpacken mit einer Schere nach dem gleichen Prinzip kräuselt. Den gerollten Filter lege ich nun neben die Mischpappe und nehme mir das Tütchen mit Weed. Es ist eines dieser Tütchen, die man aus Headshops kennt. Rein passen ungefähr vier bis fünf Gramm und man schließt es am oberen Rand mit einer Art Klemmverschluss, sowie bei einem Gefrierbeutel. Ich nehme eine dicke Knospe heraus und lege sie auf die Innenfläche meiner linken Hand. Es ist eine schöne Knospe. Umhüllt von einem dicken Film Kristallen und durchzogen von kleinen rötlichen Fäden. Orange Bud. So hat man mir zumindest gesagt. Aber eigentlich ist es mir auch ziemlich scheißegal was es für eine Sorte ist. Hauptsache es macht dicht und verkauft sich gut. Die Knospe ist trocken genug, sodass ich sie mit den Fingern zerdrücken und auf die Mischpappe streuen kann.
Für frisches Weed brauchte man häufig einen Crusher. So ein Crusher ist eine kleine Dose, welche im Inneren mit vielen kleinen Zähnchen ausgekleidet ist. Legt man nun frisches, feuchtes Weed hinein und dreht ihn einige Male, zermahlt er es zu einem groben Pulver. Ich weiß aber ohnehin nicht mehr wohin ich meinen gelegt habe.
Nun lange ich nach meiner Schachtel und ziehe eine Zigarette heraus. Ich halte sie am Filter fest, während ich den Klebestreifen mit der Zunge anfeuchte. An diesem reiße ich sie nun auf und lasse den Tabak auf das Weed fallen, indem ich ihn mit dem Daumen aus dem Papiermantel herausdrücke. Schließlich vermenge ich alles gründlich.
Dann ziehe ich schließlich ein Paper aus der Packung, lege den gebauten Filter ans rechte untere Ende und klemme beides zwischen Zeigefinger und Daumen. Darauf schütte ich mein Tabakgemisch. Mit Hilfe der anderen Hand rolle ich nun alles zusammen. Lecken, kleben, andrücken.
Den fertigen Stick lasse ich noch ein, zweimal auf die Tischplatte fallen, damit sich alles setzen kann. Gerade als ich ihn zum Mund führen will bemerke ich, dass meine Hand zittert. Ich halte inne und lege ihn in den Aschenbecher. Stille.
Ich bin nervös. Seit nun mehr drei Tagen versuche ich ihn zu erreichen. Auch wenn er nicht zu der zuverlässigsten Sorte Mensch gehört, ist das sehr ungewöhnlich und macht mich nachdenklich. Vor allem gemessen an dem, was in den letzten Tagen passiert ist.
Die Anspannung, die mich allmählich überkommt, liegt mir immer schwerer auf der Brust. Ich mache mir Sorgen. - Nicht nur um Rafik, sondern vorrangig darüber, was dies bedeuten könnte.
Während ich gedankenverloren den Aschenbecher betrachte versuche Ich nochmal die letzten Wochen Revue passieren zu lassen.

Rafik, Serdal, Orlow und Ich trafen uns Anfang letzter Woche, um zu besprechen, wie es weiter gehen sollte.
Freddy war weg. Verschwunden. Mit über 30. 000 Euro Schulden. Mit siebentausend war er bei uns im Soll und mit dem Rest stand er bei Serdal und Orlow in der Kreide. Irgendein Dennis, den ich nicht kannte, saß in Untersuchungshaft. Er war einer von Serdals Leuten. Wir wussten nur, dass er zu Hause festgenommen und ein halbes Kilo Pep bei ihm sichergestellt wurde. Serdal hatte daraufhin Schiss bekommen und war nach seiner Festnahme irgendwo in die Türkei abgehauen, kam jedoch nach zwei Wochen wieder zurück, weil er es dort nicht ausgehalten hatte.
Aber vor allem war ich besorgt wegen eines Zeitungsartikels. 12 Kilo. Holländischer Fahrer. Das alles machte mich stutzig, denn die Personenbeschreibung passte nur allzu gut zu dem Lieferanten, mit dem wir uns ein paar Wochen vorher zu einer Übergabe im Ibis Hotel getroffen hatten.

"Gehört der zu uns?", fragte ich Serdal nachdrücklich.
"Nein, der hat nix mit uns zu tun.", log er.
Ich wusste, dass er und noch einiges mehr sehr wohl mit uns zu tun hatte, entschließ mich aber es erstmal dabei zu belassen.
"Wie verhalten wir uns jetzt und wie soll's weiter gehen?", fragte ich, mich dieses mal an Orlow wendend. Dieser zögerte und blickte nachdenklich auf seine im Schoß zusammengefalteten Hände. Er schien unsicher und suchte wohl nach den richtigen Worten. Eigentlich war diese Frage auch nicht notwendig. Wir alle wussten, dass wir observiert wurden und das nicht erst seit der Festnahme dieses Dennis. Ein Klicken in der Leitung. Ein leises Echo beim Sprechen. Schlecht getarnte Zivilstreifen, mit zwei Antennen auf den Dächern. Wir konnten also definitiv nicht verleugnen, dass Sie an uns dran waren. Doch bisher war dies ein allgemein berechenbares Risiko gewesen. So glaubten wir zumindest. Wir wussten, was wir taten, und dass es irgendwann Aufmerksamkeit erregen würde. Allerdings dachten wir, dass wir die Schlaueren bei diesem Katz und Maus Spiel sind. GPS-freie Handys. Falsch registrierte Prepaid-Karten. Verschiedene Bunkerplätze. Übergaben an gut einsehbaren Orten.
"Keine Telefonate mehr.", sprach Serdal schließlich und ergriff somit abermals das Wort.
"Alles, was wir bereden müssen, klären wir hier im Kiosk."
Besagter Kiosk gehörte Orlow. Ein kleines Büdchen inmitten einer Sozialbausiedlung mit einem vollgepackten Hinterraum. Das war sozusagen unser Büro. Auf Pfandkisten sitzend vereinbarten wir hier Zahlungsziele, Mengen und reichten letztlich natürlich Geld weiter an die Beiden. Der Ablauf war dabei immer der Gleiche. Alle Handys wurden vor Treffpunkt ausgeschaltet, die Akkus und SIM-Karten herausgenommen und im Handschuhfach verstaut. Geparkt wurde immer mindestens einen Block weiter, um dann zu Fuß auf Schleichwegen durch die Siedlung zum Kiosk zu laufen. Ich ertappte mich dabei jedes Mal wie ich im Dämmerlicht der grauen, blauen und gelben Plattenbauten jede Gestalt musterte und alle paar Meter einen Blick über die Schulter warf. Ehe ich den Kiosk erreichte drehte ich meist noch eine Runde, nur um sicher zu gehen, dass mir wirklich niemand folgte. Paranoid.
Aber niemals machten wir hier Übergaben. Denn Übergaben sind eine besondere Geschichte und bedarfen größter Sorgfalt. Solche Plätze mussten gut ausgewählt sein und immer wieder aufs neue variiert werden. Es gibt dabei verschiedene Kriterien, die eine Rolle spielen. Zunächst einmal muss zwischen großen und kleinen Übergaben unterschieden werden. Die letzteren betreffen die Weitergabe der Ware an Kunden und sind weitestgehend unproblematisch. Hier mal ein Kilo Weed, dort ein paar hundert Gramm Speed oder ein bisschen Koks. Bewährungsstrafen. Wenn man sich vor Gericht nicht all zu dumm anstellt. Es reicht hier also so etwas wie ein öffentliches Parkhaus, die Umkleide eines Fitneßstudios oder auch irgendeine Wohnung vollkommen aus. Mit großen Übergaben sieht es hingegen bedeutend anders aus. Solche müssen mit besonderer Vorsicht ausgewählt werden. Schon der Weg zu einem solchen Treffpunkt muss gut durchdacht sein, um sich abzusichern, dass man keinen Rattenschwanz mit sich zieht. Entlegene Sportplätze, Hotels oder auch gut einsehbare Feldwege dienen diesem Zweck ausgezeichnet. Dabei muss alles schnell gehen. Kontrolle, Verladen und wieder weg. Zwei bis drei Minuten.
Der Kiosk war definitiv kein Ort dafür.

Wir verabredeten , dass wir vorerst keine Verkäufe mehr tätigten bis klar war, was dieser Dennis zu Papier gab. Klar war, dass er reden würde.
Es gibt keinen Ehrenkodex, selbst wenn man vorher einen vereinbart. Letztlich ist jeder nur um sein eigenes Wohl bemüht. Türke. Russe. Araber. Aramäer. Eriträer. Oder Deutscher. Am nächsten steht der Mensch nur sich selbst. Das wussten wir. Besonders wusste das auch die Kripo. Wichtig war nun, dass wir die Kontrolle nicht vollkommen verloren. Ferit hatte die Anwälte für diesen Dominik besorgt. Mit diesen mussten wir jetzt abstimmen, -nach Akteneinsicht-, wie dieser Junge Stellung nehmen sollte. Wie wir Stellung nehmen sollten.
Es hieß also abwarten und still halten. Alles lag erstmal brach. Rafik und ich beschränkten uns darauf, unsere Kunden einzustimmen und sie darauf vorzubereiten, was kommen könnte. Außerdem mussten wir unser Geld einsammeln. Geld war jetzt wichtig. Sehr wichtig. Allerdings war das allein schon schwierig genug. Denn wenn in einem Schneeballsystem kein neuer Schnee fällt, werden auch keine neuen Bälle geworfen.
Solch ein System erschwert auch zudem einen Ausstieg, selbst wenn man ihn will. Wenn man Ware auf Kommission bekommt und meist auf gleichem Wege an seine Kunden weiterreicht, entstehen Lücken. Lücken, die gefüllt werden müssen, indem man wieder neue Ware bezieht. Der Grundgedanke dieses Kreislaufs ist, dass letztlich der Gewinn in Material angehäuft wird. Wenn alle Schulden also durch den Verkauf beglichen sind hat man einen schönen Batzen Geld. So die Theorie. Bezahlt aber ein Kunde nicht, haut ab oder geht hops zerfällt dieses Konstrukt. Die Folge ist, dass man wieder Geld aus seinem Gewinn abziehen muss, um neue Ware zu holen. Der Kreislauf geht also wieder weiter. So ist es mit Geschäften auf Pump.

Plötzlich klingelt mein Telefon. Unbekannt. Mich überkommt ein ungutes flaues Gefühl. Ich nehme das alte Nokia 3210 in die Hand und betrachte das Display. Ich lasse noch einmal klingeln und hebe schließlich ab. Klicken in der Leitung.
"Ja.", leises Echo. Kein Wort.
"Hallo!?", rufe ich angespannt.
"Es ist passiert. Wir müssen reden. Nicht am Telefon.", spricht Rafik mit schwerer, müder Stimme. Echo. Verfluchtes Echo.
Ich nehme das Handy vom Ohr und lege auf. Es ist passiert. Endlich.
Wieder blicke ich auf meinen Stick im Aschenbecher. Schließlich greife ich nach ihm, dann nach dem Feuerzeug und stecke ihn mir zwischen die Lippen.
Als der Funken das Gas entzündet schaue ich mir die Flamme noch einen kurzen Moment an.
Knistern beim Abbrennen. Stille.

 

Hallo und herzlich Willkommen,

ich bin leider nicht über den ersten Absatz hinausgekommen. Klingt wie: "Ich kiffe, eine Bestandsaufnahme, Teil 1." Please! "Ich sitze da und baue mir einen Joint" - das ist der erste Absatz. Drogenjargon ist eingeschlafene Füße, und bei dir klingt es auch nicht nach William Burroughs, sondern wie Pennäler-Lyrik. Pep nur mit einem P, übrigens.

Den Rest habe ich überflogen. Also, ist natürlich ein alter Hut: Drogen, so eine Gang, Anwälte. Klingt für mich wie "Chiko" und "Kurz und Schmerzlos" und "So stelle ich mir einen Drogendeal vor". Es wirkt einfach nicht authentisch, und bei solchen Stoffen (haha!) ist es immer wichtig, ehrlich zu klingen. Auch diese Observation: Das klingt so unglaublich banal. Übergabe im Ibis Hotel. Wahnsinn! Und dann diese Er-oder Verklärungsversuche des Business, so und so läuft das, weil hier und da ...

Konstruktive Kritik: Schreiben kannst du sicherlich. Daran wird es nicht scheitern. Du solltest dich vielleicht mal mit Erzähltheorie beschäftigen. Wie wird etwas erzählt, und warum wirkt es genau so? Deine KG verzichtet fast völlig auf Szenen, da ist unheimlich viel nacherzählt. So wirkt sie steif, nicht lebendig. Und was willst du uns erzählen? Was genau ist deine Prämisse? Drogengeschäfte sind ganz schön spannend, oder wie? Da solltest du eventuell mal drüber nachdenken. So klingt es irgendwie altklug und auch ein wenig verherrlichend. Ich kann damit wenig anfangen, leider.

Nichts für ungut, sind nur meine 5 Cent.

PS: Lies dir mal die Stories von Kube durch, der beschäftigt sich auch mit solchen Themen, ich denke, da hängt auch was für dich drin.

Gruss, Jimmy

 

Hi Jimmy.

Danke dir erstmal für deine Kritik. Tatsächlich ist diese Erzählung ein Versuch erster Gehversuche mit diesem Genre und war zunächst auch nicht als Kurzgeschichte angedacht.
Pep nur mit einem P. Stimmt. Danke auch für diesen Hinweis. Auch gebe ich dir mit deiner Feststellung recht, dass ich weitestgehend auf eine gewisse Szenerie verzichte. Dies hingegen ist bewusst von mir so gewählt, da es meine Absicht war eine reflektierte Erinnerung zusammenhängender Ereignisse aus der Sicht der Ich-Perspektive zu schildern. Reflektiert. Mit Sicherheit nicht verherrlichend. Ich gebe allerdings zu, dass diese Absicht beim ersten Lesen mitunter nicht sofort einsehbar ist. Mein Ziel war es dem Charakter in eine anfängliche Form der Läuterung heranzuführen, die ich vor allem im Schlussteil habe versucht zu skizzieren.
Und ja, du hast ebenso recht, dass die Einleitung das Bauen eines Joint beschreibt. Stimmt wieder. Aber auch hier liegt eine Absicht begründet. Durch die einleitende Beschreibung eines Rituals möchte ich in das von mir angesprochene Thema einführen, aber auch bereits zu Anfang dem Protagonisten in seinem Wirkungsprozess darstellen.
Klar hätte ich den Hauptteil in gewissen Teilen ausbauen und eventuell auch lebendiger gestalten können. Aber dann wäre das Ganze ausgeufert und hätte nach meinem Empfinden den Rahmen gesprengt.
Zum Thema Authentizität. Ibis Hotel findest du banal? So läuft das aber. Das kann ich dir versichern. Glaub mir, all das, was da oben steht ist zu hundert Prozent pure Authentizität. Fernab von irgendeiner Moritz Bleibtreu 'Chiko' Hakennase Geschichte.

Gerne nehme ich mir deinen Tipp bezüglich des weiteren Ausbaus einer bestimmten Erzähltheorie zu Herzen. Das kann nicht schaden. Diesen Kube schaue ich mir hinsichtlich seines Schreibstils auch gerne mal an. Mehr aber auch nicht, denn ich hab genug selbst zu erzählen und brauche bei anderen nicht nach Ideen zu suchen.

Schade, dass man hier gleich zu Anfang so zerfleischt wird. Da hab ich mir mehr erhofft. Vielleicht hat hier jemand Lust mehr als nur den ersten Absatz zu lesen und mir eine tatsächlich konstruktive Kritik zu geben, die mehr wert ist als fünf Cent.

 

Vielleicht hat hier jemand Lust mehr als nur den ersten Absatz zu lesen und mir eine tatsächlich konstruktive Kritik zu geben, die mehr wert ist als fünf Cent.

Ich könnte auch entgegnen, schreibe doch einfach eine Story, die den Leser animiert, weiter als bis zum ersten Absatz zu lesen.

Ansonsten, viel Spaß hier noch!

Gruss, Jimmy.

 

Hallo Simsune,

also zerfleischt wird hier im Forum niemand. Und Kritik muss man auch abkönnen. Ich hoffe, du gehörst nicht zu den (leider viel zuvielen) die hier eine Story posten und, wenn sie nicht gleich für den Booker Prize vorgeschlagen werden, was ja eh nicht geht, weil es den nur für englischsprachige Literatur gibt, das Forum als beleidigte Leberwurst wieder verlassen und man hört nie wieder was von ihnen, während wir Komms uns einen Arsch abkommentieren.

Also denn, wenn du meine 5 Cents auch noch hören willst. Ich geh mal mehr ins Detail, verspreche aber nicht, die Story bis zum Ende zu kommentieren. Es ist jetzt 23:49 und ich bin scheißmüde. Alles was ich in 30 Minuten nicht schaffe, kommt später, nach deinem hoffentlich feedback.

Im Grundsatuz stimme ich Jimmy zu, wobei das Thema mir auch ziemlich fremd ist, hab im Leben einen Joint oder so geraucht, kann also rein inhaltlich gar nicht sagen, ob und inweiweit die Geschichte authentisch ist und es interessiert im Endeffekt auch gar nicht. Eine Geschichte muss mich fesseln, muss mich reinziehen, ich will den/die Prots hassen oder lieben, ich brauch keine Botschaft/Aussage/Parabel oder irgendwas. Aber ich will, wenn ich die Story gelesen habe, verstehen was passiert ist, wie es angefangen und aufgehört hat, eine einigermassen verständliche Handlung, interessante, knackige Dialoge und am Schluß einfach sagen können – Geile Geschichte, muss ich nochmal lesen.

So jetzt zu den Details.

innerem

groß

Ich nehme mir einen alten Flyer und falte ihn einmal in der Mitte. Am rechten unteren Ende knicke ich beide Ecken nach außen und stelle die fertige Mischpappe vor mir auf den Tisch. Dann greife ich nach meiner Zigarettenschachtel und löse einen Filter aus deren innerem. Ich halte inne und lasse meinen Blick über den Tisch wandern. Flyer. Weed. Marlboro. OCB Slim. …

Wenn du wie ich, die Ein-Joint-im-Leben-Erfahurung hast, ist das viel zu technisch, zu viele Details, zu viel Bericht. Die Leute die sich im Thema auskennen, sind wahrscheinlich gelangweilt weil sie alles kennen. Die anderen verstehen eh nix. Kein Wunder, wenn man schon nach den ersten Sätzen aufhört.

Das Feuerzeug nun rücklings in der rechten Hand zwischen Daumen und Zeigefinger haltend, klemme ich den Filter dazwischen und ziehe ihn einige Male durch.

Das liest sich wie eine Gebrauchsanweisung für Feuerzeuge – sorry.
Überhaupt, dein Sprachstil, also nicht dein Schreibstil, der ist sogar stellenweise gut. Aber die Sprache, die du für deinen Erzähler verwendest. Wenn ich das nicht komplett falsch verstehe, erzählt das ein Junkie oder Kiffer. Reden die wirklich so? Ich kann mir das nicht vorstellen. Wenn ich kiffe will ich doch gerade nicht in diesem Behördendeutsch quatschen. Also nach meinem Joint hab ich erst mal ne halbe Stunde gelacht und dann nur Blödsinn verzapft. Und die Leute von denen ich den Joint bekam, die haben immer, egal ob high oder clean (sag man das so?) in einer anderen Sprache geredet, jedenfalls nicht so wie dein Erzähler. Gut, war in den Achtzigern – vielleicht arbeiten die Junkies heute alle am Kreisverwaltungsreferat, mittlerer Dienst, Besoldungsstufe soundso (kenn mich in dem Metier auch nicht aus) Good old times :lol:

Rein passen ungefähr vier bis fünf Gramm und man schließt es am oberen Rand mit einer Art Klemmverschluss, sowie bei einem Gefrierbeutel. Ich nehme eine dicke Knospe heraus und lege sie auf die Innenfläche meiner linken Hand. Es ist eine schöne Knospe. Umhüllt von einem dicken Film Kristallen und durchzogen von kleinen rötlichen Fäden.

Der gefällt mir schon besser :thumbsup: Da wird auch für den Laien einigermaßen verständlich, ohne Fachausdrücke, was gezeigt. Eine Knospe kann ich mir vorstellen, das sie schön ist, ist ein schöner emotionaler Einschub, aber eigentlich überflüssig, durch die folgende Beschreibung, die ich wieder recht gelungen finde, kann der Leser selbst entscheiden ob er sie schön oder greislich findet. Also das trifft schon eher, was ich erwarte, auch wenn es vielleicht noch zu episch ist für eine Kurzgeschichte ist. Also es gibt durchaus lesenswerte Stellen im Text und ich denke auch, das schreiberisches Talent durchaus vorhanden ist. Nimm unsere Kritik konstruktiv an, dann kann daraus auch noch was werden.

ziemlich scheißegal

ziemlich raus – scheißegal kann man mMn nicht steigern.

Für frisches Weed brauchte man häufig einen Crusher. So ein Crusher ist eine kleine Dose, welche im Inneren mit vielen kleinen Zähnchen ausgekleidet ist. Legt man nun frisches, feuchtes Weed hinein und dreht ihn einige Male, zermahlt er es zu einem groben Pulver.

Hier wieder - Gebrauchsanweisungsdeutsch

Dann ziehe ich schließlich ein Paper aus der Packung, lege den gebauten Filter ans rechte untere Ende und klemme beides zwischen Zeigefinger und Daumen.

:sleep: – das macht einen wahnsinnig beim Lesen – warum mache ich überhaupt weiter ??? Naja noch 10 Minuten :Pfeif:

ein, zweimal

entweder ein oder zweimal oder ein-, zweimal.

Ich halte inne

Ich glaubs nicht – er hält inne. Innehalten, das ist schon sehr spezifisches Deutsch, weiß nicht, ob das heute überhaupt noch jemand so sagt, zumindest nicht in Kifferkreisen - kann ich mir schwer vorstellen. Scheint aber ein Lieblingsbegriff von dir zu sein, das kommt später noch ein- oder zweimal.

Halte er inne, Bursche, nehm er den Joint aus dem Mund!
Hoffe du hast deinen Humor noch nicht verkifft :D


betrachte versuche Ich nochmal

betrachteKOMMA versuche ich nochmal – auch der Ich-Erzähler hat kein natürliches Recht auf Großschreibung, außer am Satzanfang.

Rafik, Serdal, Orlow und Ich

Hier nochmal, außerdem kommen ab jetzt sehr viele Namen vor, die meisten haben für die Geschichte kaum eine Bedeutung, aber sie verwirren dann nur, weil man nicht (mehr) weiß, wer ist das jetzt, ist der wichtig? Weniger Personen, nur die wichtigen mit Namen versehen.

30. 000 Euro Schulden. Mit siebentausend war

Eigentlich schreibt man Zahlen bis, ich glaub zwölf, in literarischen Texten aus. Man kann aber auch große Zahlen ausschreiben, sieht manchmal schöner aus. Man sollte sich dann aber auf eine Schreibart einigen.


Irgendein Dennis, den ich nicht kannte, saß in Untersuchungshaft.

Da sind so Dinge mit Personen. Der (Dennis) kommt (glaub ich) vorher und nachher nicht mehr vor, ist irgendein entfernter Bekannte von Rafik. Hemmt den Lesefluss, verwirrt – raus damit.

Trost für dich – ich habe (ich hoffe ich habe mich mittlerweile verbessert), früher auch einige dieser Fehler gemacht, zu viele Personen, unwichtige Details, Ausschmückungen, Füllwörter, die ganze Palette. Das ist wirklich ein Lernprozess und ich kann durchaus nachvollziehen, das man als Autor an seinem Text hängt und fast jeder gelöschte Satz schmerzt. Aber das ist nur am Anfang so. Lies dir mal eine deiner Gesichten nach der fünften, sechsten … zehnten Bearbeitung nochmal durch (ja Schreiben ist u.a. auch Arbeit) und vergleiche sie mit der ersten Version. Du wirst ziemlich schnell und erstaunt den Unterschied und die (hoffentlich) positive Entwicklung bemerken - glaub mir.

12 Kilo

Zwölf Kilo

Ibis Hotel

Ibis-Hotel , glaub ich

tun hatte, entschließ mich

tun hatte, entschloss mich

Ab da fängt die Geschichte an, interessanter zu werden - Dialoge, Handlung, pipapo, was halt so zu ner Geschichte gehört.

Du hast auch noch einige Rechtschreibfehler, Grammatik, Kommafehler, etc. drin. Die darfst du selber suchen ;)


Ich hör jetzt (0:45) auf, hab dir eh schon ne halbe Stunde geschenkt. Ich hoffe, du verstehts jetzt besser, nach den Kommentaren von Jimmy, der im Übrigen mit seiner Beobachtung (auch die aus seinem zweiten Komm) durchaus recht hat – und man muss keine seitenlangen Kommentare schreiben (so wie ich jetzt), man kann auch mit wenigen Worten seine Meinung (und es ist Jimmies Meinung, so wie mein Kommentar meine Meinung ist – und vielleicht kriegst du noch hundert Kommentare mit unterschiedlichen (auch gutgemeinten) Meinungen – glaub ich aber eher nicht :-) kundtun.

So, jetzt hast du schon etwas Stoff – jetzt hock dich auf deinen Hintern, zünd dir nen Joint an, leg Led Zeppelin auf (oder was man heute so beim Rauchen hört) und leg los. ;)

Grüße

Fred B

p.s.

Versuch erster Gehversuche mit diesem Genre und war zunächst auch nicht als Kurzgeschichte angedacht.
Pep nur mit einem P. Stimmt. Danke auch für diesen Hinweis. Auch gebe ich dir mit deiner Feststellung recht, dass ich weitestgehend auf eine gewisse Szenerie verzichte. Dies hingegen ist bewusst von mir so gewählt, da es meine Absicht war eine reflektierte Erinnerung zusammenhängender Ereignisse aus der Sicht der Ich-Perspektive zu schildern. Reflektiert.

Wenn es dein erster Versuch war, sollte man sich vielleicht nicht gleich mit einer Reflexion überheben. Keep it simple, start small, think big

Guat Nacht

 

Hallo simsuma,

Fred hat gestern zu nachtschlafender Zeit den Detailcheck unternommen; dann konzentriere ich mich jetzt auf die Schilderung des Eindrucks, den deine Geschichte auf mich macht.

Fahle Erinnerung
iSv. nebulös: okay.

Ich nehme mir einen alten Flyer und falte ihn einmal in der Mitte. Am rechten unteren Ende knicke ich beide Ecken nach außen und stelle die fertige Mischpappe vor mir auf den Tisch. Dann greife ich nach meiner Zigarettenschachtel und löse einen Filter aus deren innerem. Ich halte inne und lasse meinen Blick über den Tisch wandern. Flyer. Weed. Marlboro. OCB Slim. Kein Feuerzeug. Ich taste meine Hose ab und finde es schließlich in der rechten Außentasche. Das Feuerzeug nun rücklings in der rechten Hand zwischen Daumen und Zeigefinger haltend, klemme ich den Filter dazwischen und ziehe ihn einige Male durch. Ich muss dabei immer an diese Geschenkschleifen denken, die man nach dem Verpacken mit einer Schere nach dem gleichen Prinzip kräuselt. Den gerollten Filter lege ich nun neben die Mischpappe und nehme mir das Tütchen mit Weed. Es ist eines dieser Tütchen, die man aus Headshops kennt. Rein passen ungefähr vier bis fünf Gramm und man schließt es am oberen Rand mit einer Art Klemmverschluss, sowie bei einem Gefrierbeutel. Ich nehme eine dicke Knospe heraus und lege sie auf die Innenfläche meiner linken Hand. Es ist eine schöne Knospe. Umhüllt von einem dicken Film Kristallen und durchzogen von kleinen rötlichen Fäden. Orange Bud. So hat man mir zumindest gesagt. Aber eigentlich ist es mir auch ziemlich scheißegal was es für eine Sorte ist. Hauptsache es macht dicht und verkauft sich gut. Die Knospe ist trocken genug, sodass ich sie mit den Fingern zerdrücken und auf die Mischpappe streuen kann.
- Du schreibst im Präsens: weshalb? Weil die Geschichte brandaktuell ist?
- Der Beginn liest sich wie Gebrauchsanweisung. Finde ich gar nicht schlecht; denn diese Art des Schreibens schult das Beobachtungsvermögen.
- Was ist Mischpappe? M.E. besteht ein Flyer nicht aus (Misch-) Pappe, sondern aus lackiertem Papier. Das ist nicht dasselbe
- Weshalb mit einer Art Klemmverschluss? Es handelt sich doch um einen Klemmverschluss (ohne Art); oder nicht?

Für frisches Weed brauchte man häufig einen Crusher. So ein Crusher ist eine kleine Dose, welche im Inneren mit vielen kleinen Zähnchen ausgekleidet ist. Legt man nun frisches, feuchtes Weed hinein und dreht ihn einige Male, zermahlt er es zu einem groben Pulver. Ich weiß aber ohnehin nicht mehr wohin ich meinen gelegt habe.
Nun lange ich nach meiner Schachtel und ziehe eine Zigarette heraus. Ich halte sie am Filter fest, während ich den Klebestreifen mit der Zunge anfeuchte. An diesem reiße ich sie nun auf und lasse den Tabak auf das Weed fallen, indem ich ihn mit dem Daumen aus dem Papiermantel herausdrücke. Schließlich vermenge ich alles gründlich.
Dann ziehe ich schließlich ein Paper aus der Packung, lege den gebauten Filter ans rechte untere Ende und klemme beides zwischen Zeigefinger und Daumen. Darauf schütte ich mein Tabakgemisch. Mit Hilfe der anderen Hand rolle ich nun alles zusammen. Lecken, kleben, andrücken.
Den fertigen Stick lasse ich noch ein, zweimal auf die Tischplatte fallen, damit sich alles setzen kann. Gerade als ich ihn zum Mund führen will bemerke ich, dass meine Hand zittert. Ich halte inne und lege ihn in den Aschenbecher. Stille.
Bei aller Liebe zu detailgetreuen Schilderungen: so langsam wird es mir zu exakt. V.a. in einer Kurzgeschichte. Entweder weiß ich, wie es funktioniert; dann brauchst du es mir nicht so penibel zu erklären. Oder ich bin ahnungslos. In diesem Fall will ich es aber gar nicht so minutiös erzählt bekommen.

Ich bin nervös. Seit nun mehr drei Tagen versuche ich ihn zu erreichen. Auch wenn er nicht zu der zuverlässigsten Sorte Mensch gehört, ist das sehr ungewöhnlich und macht mich nachdenklich. Vor allem gemessen an dem, was in den letzten Tagen passiert ist.
Die Anspannung, die mich allmählich überkommt, liegt mir immer schwerer auf der Brust. Ich mache mir Sorgen. - Nicht nur um Rafik, sondern vorrangig darüber, was dies bedeuten könnte.
Während ich gedankenverloren den Aschenbecher betrachte versuche Ich nochmal die letzten Wochen Revue passieren zu lassen.

Rafik, Serdal, Orlow und Ich trafen uns Anfang letzter Woche, um zu besprechen, wie es weiter gehen sollte.
Freddy war weg. Verschwunden. Mit über 30. 000 Euro Schulden. Mit siebentausend war er bei uns im Soll und mit dem Rest stand er bei Serdal und Orlow in der Kreide. Irgendein Dennis, den ich nicht kannte, saß in Untersuchungshaft. Er war einer von Serdals Leuten. Wir wussten nur, dass er zu Hause festgenommen und ein halbes Kilo Pep bei ihm sichergestellt wurde. Serdal hatte daraufhin Schiss bekommen und war nach seiner Festnahme irgendwo in die Türkei abgehauen, kam jedoch nach zwei Wochen wieder zurück, weil er es dort nicht ausgehalten hatte.
Aber vor allem war ich besorgt wegen eines Zeitungsartikels. 12 Kilo. Holländischer Fahrer. Das alles machte mich stutzig, denn die Personenbeschreibung passte nur allzu gut zu dem Lieferanten, mit dem wir uns ein paar Wochen vorher zu einer Übergabe im Ibis Hotel getroffen hatten.

Jetzt kommt etwas mehr Handlung in die Geschichte hinein. Sind jetzt aber plötzlich sehr viele Namen; die ich mir deshalb nicht merken kann. Ob Drogendeals mittels Zahlungsziel (-> Schulden) ablaufen, weiß ich nicht so genau. Scheint mir von der Art der Abwicklung her aber eher ungewöhnlich zu sein.

Nach Revue passieren lassen wechselst du ins Präteritum. Mal schau’n, ob du diesen Zeitsprung jetzt konsequent durchhältst.

"Gehört der zu uns?", fragte ich Serdal nachdrücklich.
"Nein, der hat nix mit uns zu tun.", log er.
Ich wusste, dass er und noch einiges mehr sehr wohl mit uns zu tun hatte, entschließ mich aber es erstmal dabei zu belassen.
"Wie verhalten wir uns jetzt und wie soll's weiter gehen?", fragte ich, mich dieses mal an Orlow wendend. Dieser zögerte und blickte nachdenklich auf seine im Schoß zusammengefalteten Hände. Er schien unsicher und suchte wohl nach den richtigen Worten. Eigentlich war diese Frage auch nicht notwendig. Wir alle wussten, dass wir observiert wurden und das nicht erst seit der Festnahme dieses Dennis. Ein Klicken in der Leitung. Ein leises Echo beim Sprechen. Schlecht getarnte Zivilstreifen, mit zwei Antennen auf den Dächern. Wir konnten also definitiv nicht verleugnen, dass Sie an uns dran waren. Doch bisher war dies ein allgemein berechenbares Risiko gewesen. So glaubten wir zumindest. Wir wussten, was wir taten, und dass es irgendwann Aufmerksamkeit erregen würde. Allerdings dachten wir, dass wir die Schlaueren bei diesem Katz und Maus Spiel sind. GPS-freie Handys. Falsch registrierte Prepaid-Karten. Verschiedene Bunkerplätze. Übergaben an gut einsehbaren Orten.
Ich bin nicht bei der Polizei. Könnte mir aber vorstellen, dass sich deren Fahnder idR. so clever anstellen, dass eine Bande von Nachwuchs-Dealern die Observierung nicht sofort bemerkt.

In dieser Passage formulierst du m.E. nachlässiger als oben bei der Gebrauchsanweisung.

"Keine Telefonate mehr.", sprach Serdal schließlich und ergriff somit abermals das Wort.
"Alles, was wir bereden müssen, klären wir hier im Kiosk."
Besagter Kiosk gehörte Orlow. Ein kleines Büdchen inmitten einer Sozialbausiedlung mit einem vollgepackten Hinterraum. Das war sozusagen unser Büro. Auf Pfandkisten sitzend vereinbarten wir hier Zahlungsziele, Mengen und reichten letztlich natürlich Geld weiter an die Beiden. Der Ablauf war dabei immer der Gleiche. Alle Handys wurden vor Treffpunkt ausgeschaltet, die Akkus und SIM-Karten herausgenommen und im Handschuhfach verstaut. Geparkt wurde immer mindestens einen Block weiter, um dann zu Fuß auf Schleichwegen durch die Siedlung zum Kiosk zu laufen. Ich ertappte mich dabei jedes Mal wie ich im Dämmerlicht der grauen, blauen und gelben Plattenbauten jede Gestalt musterte und alle paar Meter einen Blick über die Schulter warf. Ehe ich den Kiosk erreichte drehte ich meist noch eine Runde, nur um sicher zu gehen, dass mir wirklich niemand folgte. Paranoid.
Plattenbau lässt auf die Neuen Bundesländer als Hintergrund schließen; denn diese Bauweise war im Westen eher unbekannt.
Das mit den Zahlungszielen kommt mir weiterhin sehr außergewöhnlich vor.

Aber niemals machten wir hier Übergaben. Denn Übergaben sind eine besondere Geschichte und bedarfen größter Sorgfalt. Solche Plätze mussten gut ausgewählt sein und immer wieder aufs neue variiert werden. Es gibt dabei verschiedene Kriterien, die eine Rolle spielen. Zunächst einmal muss zwischen großen und kleinen Übergaben unterschieden werden. Die letzteren betreffen die Weitergabe der Ware an Kunden und sind weitestgehend unproblematisch. Hier mal ein Kilo Weed, dort ein paar hundert Gramm Speed oder ein bisschen Koks. Bewährungsstrafen. Wenn man sich vor Gericht nicht all zu dumm anstellt. Es reicht hier also so etwas wie ein öffentliches Parkhaus, die Umkleide eines Fitneßstudios oder auch irgendeine Wohnung vollkommen aus. Mit großen Übergaben sieht es hingegen bedeutend anders aus. Solche müssen mit besonderer Vorsicht ausgewählt werden. Schon der Weg zu einem solchen Treffpunkt muss gut durchdacht sein, um sich abzusichern, dass man keinen Rattenschwanz mit sich zieht. Entlegene Sportplätze, Hotels oder auch gut einsehbare Feldwege dienen diesem Zweck ausgezeichnet. Dabei muss alles schnell gehen. Kontrolle, Verladen und wieder weg. Zwei bis drei Minuten.
Der Kiosk war definitiv kein Ort dafür.
- bedarfen = bedürfen bzw. bedurften
- hier wechselst du wieder ins Präsens. Vermutlich, um „immergültige“ Aussagen zu formulieren. Die Zeitsprünge wirken auf mich als Leser trotzdem komisch. So als ob du auf das gewählte Tempus nicht achtest.
- Ein Kilo Weed ist ja nicht gerade wenig. Für 6gr landest du bei uns schon vor Gericht und kassierst Sozialstunden. Was sollen denn große Übergaben sein?

Wir verabredeten , dass wir vorerst keine Verkäufe mehr tätigten bis klar war, was dieser Dennis zu Papier gab. Klar war, dass er reden würde.
Es gibt keinen Ehrenkodex, selbst wenn man vorher einen vereinbart. Letztlich ist jeder nur um sein eigenes Wohl bemüht. Türke. Russe. Araber. Aramäer. Eriträer. Oder Deutscher. Am nächsten steht der Mensch nur sich selbst. Das wussten wir. Besonders wusste das auch die Kripo. Wichtig war nun, dass wir die Kontrolle nicht vollkommen verloren. Ferit hatte die Anwälte für diesen Dominik besorgt. Mit diesen mussten wir jetzt abstimmen, -nach Akteneinsicht-, wie dieser Junge Stellung nehmen sollte. Wie wir Stellung nehmen sollten.
Es hieß also abwarten und still halten. Alles lag erstmal brach. Rafik und ich beschränkten uns darauf, unsere Kunden einzustimmen und sie darauf vorzubereiten, was kommen könnte. Außerdem mussten wir unser Geld einsammeln. Geld war jetzt wichtig. Sehr wichtig. Allerdings war das allein schon schwierig genug. Denn wenn in einem Schneeballsystem kein neuer Schnee fällt, werden auch keine neuen Bälle geworfen.
- zu Papier geben = zu Protokoll geben
- Aramäer: wie in der Bibel. Habe diesen Begriff bisher noch nie in einer KG entdeckt. Gefällt mir
- Funktionieren Drogendeals gem. Schneeballsystem? Bin ich mir unsicher, ob dieser Begriff passt

Solch ein System erschwert auch zudem einen Ausstieg, selbst wenn man ihn will. Wenn man Ware auf Kommission bekommt und meist auf gleichem Wege an seine Kunden weiterreicht, entstehen Lücken. Lücken, die gefüllt werden müssen, indem man wieder neue Ware bezieht. Der Grundgedanke dieses Kreislaufs ist, dass letztlich der Gewinn in Material angehäuft wird. Wenn alle Schulden also durch den Verkauf beglichen sind hat man einen schönen Batzen Geld. So die Theorie. Bezahlt aber ein Kunde nicht, haut ab oder geht hops zerfällt dieses Konstrukt. Die Folge ist, dass man wieder Geld aus seinem Gewinn abziehen muss, um neue Ware zu holen. Der Kreislauf geht also wieder weiter. So ist es mit Geschäften auf Pump.
Das scheint ja die Kernbotschaft der Geschichte zu sein: Schwierigkeit des kreditfinanzierten Drogengeschäfts. Da die Bosse das wissen: weshalb lassen sie sich von den Abnehmern nicht sofort bezahlen? Also: Ware gegen Geld. Und zwar direkt bei der Übergabe.

Plötzlich klingelt mein Telefon. Unbekannt. Mich überkommt ein ungutes flaues Gefühl. Ich nehme das alte Nokia 3210 in die Hand und betrachte das Display. Ich lasse noch einmal klingeln und hebe schließlich ab. Klicken in der Leitung.
"Ja.", leises Echo. Kein Wort.
"Hallo!?", rufe ich angespannt.
"Es ist passiert. Wir müssen reden. Nicht am Telefon.", spricht Rafik mit schwerer, müder Stimme. Echo. Verfluchtes Echo.
Ich nehme das Handy vom Ohr und lege auf. Es ist passiert. Endlich.
Wieder blicke ich auf meinen Stick im Aschenbecher. Schließlich greife ich nach ihm, dann nach dem Feuerzeug und stecke ihn mir zwischen die Lippen.
Als der Funken das Gas entzündet schaue ich mir die Flamme noch einen kurzen Moment an.
Knistern beim Abbrennen. Stille.
Was passiert? Entweder hast du vergessen, den Hauptpunkt mitzuteilen, oder ich habe aufgrund der vielen Details u. Namen den Faden verloren. Passiert mir selten (ich bin noch keine 90 u. dement).

Die Geschichte lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits mag ich (v.a. in Alltag) detailgetreue Schilderungen ganz gerne. Halt wie ein literarisches Stillleben. Wobei du für mein Dafürhalten zu exakt wirst. So genau möchte ich das alles überhaupt nicht erfahren. Denn die Liebe zum Detail geht eindeutig zu Lasten der Handlung. Andererseits habe ich leichte Probleme, dem Inhalt der Story Glauben zu schenken. Von Kreditfinanzierung im Drogengeschäft höre ich zum ersten Mal. Das mag aber meiner persönlichen Unwissenheit geschuldet sein. Vllt gibt es ja Deals, die in der von dir geschilderten Weise ablaufen. Ein Kilo Weed ist ja nicht gerade wenig: müsste (Preis Endverbraucher) bei ca. 10.000€ liegen. In diesen Größenordnungen sind keine Waffen im Spiel? Keine Bosse, die auf strikte Einhaltung der Regeln pochen?

Sprachlich zum Teil gut; zum Teil schlampig. Viele unnötige WWHen, Kommafehler, Verben nicht mit der richtigen Endung. Passt aber wiederum zum nervösen, THC-konsumierenden Prota. Von daher in Ordnung. Der Titel, der ja eher auf einen Blackout anspielt, harmoniert nicht unbedingt mit dem Inhalt der Story. Denn der Erzähler erinnerst sich nicht fahl, sondern – ganz im Gegenteil – penibel an jede Einzelheit.

Evtl legst du bei einer Neuauflage – zumindest im Rahmen einer KG – mehr Augenmerk auf Handlung und Dialog. Du erzählst u. erklärst (zu) viel; anstatt die Dinge für sich selbst sprechen zu lassen.

Habe die Story trotzdem gerne gelesen, weil ich das Thema interessant finde.

Vg sinuhe

 

Vielen Dank, dass ihr Euch die Mühe gemacht und meine Erzählung so im Detail untersucht habt. Das hat mir wirklich geholfen und ich werde versuchen eure Tipps in der nächsten KG umzusetzen. Vielleicht auch dann mit einem etwas greifbareren Thema.
Sorry auch, für die ein wenig beleidigte Antwort auf Jimmy's Kommentar! Das war wohl so ein Impulsding.

Bis Bald!

 

Hallo Simsuma,

schön dass du noch da bist und dir die Kritiken nicht die Laune verdorben haben. Wäre jetzt natürlich genial, wenn du die zahlreichen Tipps gleich in der Geschichte umsetzen würdest. Muss nicht, aber ich würde das jetzt als Chance sehen und die Gelegenheit nutzen, an der Story einfach zu "üben".

Natürlich willst du jetzt lieber was Neues machen und gleich zeigen was du gelernt hast :-) geht mir auch oft so. Aber ein großer Lerneffekt ist auch, eine bestehende Geschichte solange umzuarbeiten / weiterzuentwicklen, bis sie rund ist. Wie schon gesagt, Schreiben ist auch Arbeit, ist ein Entwicklungsprozess, den du auch bei deiner neuen Geschichte durchlaufen müsstest.

Nur so als Vorschlag ;)

Viel Spaß noch weiterhin im Forum und bin trotzdem gespannt auf deinen nächsten Text.

Herzliche Grüße

Fred B

 

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