Was ist neu

Für Lisa

Mitglied
Beitritt
23.12.2003
Beiträge
51
Zuletzt bearbeitet:

Für Lisa

Für Lisa

Wenn man Menschen beobachtet, schreiben sich in den Köpfen die schönsten Geschichten. Bewegungen kann man deuten, beeinflusst vom eigenen Tagesgefühl.
Das langsame Gehen einer Schülerin, die ein Problem mit sich herumträgt, das niemand kennt. Die lachenden Augen einer schwangeren Frau, für die es nur noch sich und ihr <a href="http://www.ntsearch.com/search.php?q=Baby&v=52&src=zon">Baby</a> gibt. Die Stimme, mal laut, mal leise flüsternd.
Lachen. Weinen.
Ich beobachte viele Menschen jeden Tag.

Lisa sehe ich immer im Bus. Nicht jeden Tag, aber regelmäßig und sie sieht mich auch.
Ich kenne ihren richtigen Namen nicht, ich weiß gar nichts über sie und doch erzählt sie mir jedes Mal mehr von ihrer Geschichte.
Das erste Mal begegneten sich unsere Blicke vor zwei Jahren. Sie hat grüne Augen. Sie lächelte mich an, mit ihrer Brötchentüte unter dem Arm, so dass man ihren schlichten Ehering sah.
"Gerade frisch verheiratet," dachte ich mir und begann mir ihre Geschichte zu erzählen. Ich nannte sie Lisa. Sofort sah ich ihren Ehemann vor mir. Etwas älter als sie, aber nicht wesentlich. Dunkle Haare hat er und einen Blick, mit dem er sie zum schmelzen bringen kann. Er trägt sie auf Händen durch ihre kleine Welt. Manchmal ist er vor ihr zu Hause und überrascht sie mit seinen Kochkünsten. Nicht selten verführt er sie damit.

"Lisa lacht nicht mehr ganz so oft", stelle ich nach einigen Monaten fest. Ihre Augen, die mich immer faszinierten, sehe ich kaum noch, seit sie beim Einsteigen in den Bus den Blick nach unten richtet. "Der Alltag", denke ich mir und sehe aus dem Busfenster. Die Überraschungen haben sich in tödliche
Gewohnheit verwandelt.

Das Lächeln trägt Lisa jetzt gar nicht mehr, wenn sie den Bus betritt, dafür aber einen blauen Fleck auf der Wange, der am Vortag noch grün gewesen war.
"Wie konnte er das nur tun?", ich bin fassungslos. Er hat Lisa geschlagen. Der liebenswerte Mann ist zu einem Monster geworden. Fort sind die dunklen Haare und der Zauberblick in meiner Vorstellung. Zurück bleiben kalte Augen und ein ausdrucksloses Gesicht.

Einige Zeit später sah ich Lisa mit einer Sonnenbrille. Ihre Haare, die einmal blond glänzten, hingen stumpf an ihr herab und die Brötchentüte, die so charakteristisch für sie war, fehlte. Statt dessen sah ich nur ihren Ehering, der sie so belastete.
Vielleicht hätte ich in dem naiven Glauben bleiben können, es sei nichts passiert, wenn nicht gerade Winter gewesen wäre. So wusste ich es natürlich besser.

Heute habe ich Lisa wieder gesehen. Sie lächelte mich an, wie bei unserer ersten Begegnung. Ihre Haare waren immer noch stumpf, aber ihre Augen glänzten.
Sie trägt ihre Brötchentüte wieder unter dem Arm und als ich auf ihre Hand sehe, bemerke ich, dass der Ehering fehlt.

Lisa fährt drei Stationen mit dem Bus und als sie aussteigt verspreche ich ihr stumm, ihre Geschichte aufzuschreiben.

 

Hallo,
eigentlich kann man zu deiner Geschichte nicht allzu viel sagen. Sie ist ansprechend geschrieben, ich könnte mir nur vorstellen, dass ein paar mehr Anspielungen auf den Erzähler interessant gewesen wären. Für mich bleibt er so eine Art Schatten, vielleicht ist er sogar der Bus selbst, obwohl dann einige Sätze nicht passen würden. Auch über Lsa hättest du noch mehr schreiben können, das ist aber nicht zwingend notwendig, da es auch so schon gut ist.

Ein Fehler ist mir aufgefallen:

Dunkle Haare hat er und einen Blick mit
dem er sie zum schmelzen bringen kann.
einen Blick, mit dem

Fazit: ganz ordentlich
Gruß
Arthuriel

 

Hallo Arthuriel,

Danke für deine Kritik. Der Erzähler soll bewusst im Hintergrund bleiben, da es jeder sein könnte, der diese Frau beobachtet.

Der Fehler ist beseitigt ;)

Liebe Grüße
kleine Nacht

 

Hallo kleineNacht,

ziemlich kurz, aber ein guter Text. Du hättest gerne ein wenig mehr auf Lisa eingehen können, wie schon gesagt wurde.

Auf jeden Fall gerne gelesen, wenn auch schwer durch die Zeilenumbrüche (das müsstest du dir noch einmal ansehen ;) )

Liebe Grüße,
gori

 

Du bist der Autor;)
Ich habe halt nur gesagt, was ich mir hätte vorstellen können, deine Ansicht ist aber durchaus vertretbar. Ich muß mich dennoch weiter gori anschließen, der sich mir schon angeschloßen hat, dass du Lisa etwas ausbauen könntest.
Das mit den Zeilenumbrüchen stimmt, das hatte ich vergessen.
Gruß
Arthuriel

 

Hallo kleine Nacht,
mir gefällt deine Geschichte sehr. Sie könnte sich jeden Tag irgendwo abspielen, denn überall beobachten Menschen, Menschen und machen sich ihre eigenen Gedanken.
Dass du die Geschichte von Lisa nicht haarklein ausgebaut/beschrieben hast finde ich gerade das Besondere an deiner Geschichte, denn so lässt du den Freiraum für den Leser, sich selbst ein Bild zu machen, denn wie du ja zu Anfang sagst, weiß der Erzähler gar nichts über Lisa, dann der Ehering, das Lächeln, die Gedanken machen sich selbstständig und es entsteht eine Geschichte, als sich das Bild dann wendet, es alltäglich zu werden scheint, schaut dein Erzähler erst mal aus dem Fenster (wie es sicher alle tun würden, denn kaum ein Mensch macht sich gern schlimme Gedanken) dann kommen die kleinen Tatsachen dazu die man einfach nicht übersehen kann, durch die knappen Beschreibungen macht es den Leser traurig und bedrückt und dann der hoffnungsvolle Schluss.
Also, für mich super gemacht, und vor allen Dingen ein tolles Thema.

Lieben Gruß
Angela

 

Also ich finde die Geschichte auch sehr gelungen. Ich denke auch nicht, dass du hättest näher auf Lisa eingehen sollen. Das Thema ist mal etwas ganz anderes und das gefällt mir speziell an deiner Geschichte. Alles in allem eine gelungene Geschichte!

 

Und hallo nochmal,
euch allen vielen Dank, freut mich, dass es euch gefällt. Ob man nun mehr verrät odern icht, ist wohl (wie so vieles)Ansichtssache, das hier bleibt so wie es ist, vielleicht gibts in der nächsten Geschichte mehr Details. ;)
Grüße
kleine Nacht

 

Hallo kleine Nacht,

auch ich finde deine Geschichte wunderbar.
Zwischen deinen Zeilen über Lisa, sah ich einen Film ablaufen, was der Armen alles widerfahren sein könnte,
bis zu dem Zeitpunkt, wo dein Erzähler sie im Bus wiedertraf.
Dein Erzähler/in, ist in meiner Fantasie, ein junges Mädchen, Schülerin, ca. 17 Jahre. Sie hat langes dunkles Haar, trägt einen kurzen, ausgestellten schwarzen Rock usw. Mal sitzt sie Lisa gegenüber, mal
hat sie nur einen Stehplatz und hält sich an der Stange, neben der Bustüre fest. Und genau so, wie Lisas Mimik sich im laufe deiner Geschichte verändert,
so verändert sich auch die Mimik der Erzählerin.

Also, ich will damit sagen, dass du mich meiner Fantasie beraubt hättest, wenn die Beschreibungen beider Personen ins Detail gegangen wären.

Ich danke dir dafür, dass du es nicht getan hast.

lg. coleratio

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom