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Fünf
Fünfzig Jahre war Kolbe geworden. Die meiste Zeit davon hatte er gebuckelt, um in der Firma etwas zu werden. Angefangen hatte er im Lager. Er hatte Kisten gestapelt, Regale geleert, Regale gefüllt, Kartons zugeklebt, Paletten beladen und den Fußboden gefegt.
Er war morgens vor seinem Chef gekommen und war abends nach ihm gegangen, bis er selbst Chef im Lager wurde...
Fünf Jahre lang hatte er dann Tabellen erdacht, Listen geschrieben, die Neuen angelernt und die Alten entlassen, Kisten gestapelt, Regale geleert, Regale gefüllt, Kartons zugeklebt, Paletten beladen, nur den Fußboden hatte er nicht mehr selbst gefegt. Bis in die Nacht hatte er Formulare ausgefüllt, damit der Abteilungsleiter sie morgens seinem Chef vorlegen konnte.
Er hatte geschuftet, bis er nicht mehr konnte und dann hatte er weitergemacht, bis er selbst Abteilungsleiter wurde...
Fünf Monate war es her, da hatte der Sohn vom Alten im Lager angefangen. Sollte sich von der Pieke hocharbeiten, hatte der Alte gesagt. Kolbe hatte ihm alles gezeigt: Kisten stapeln, Regale leeren, Regale füllen, Kartons kleben, Paletten beladen, nur den Fußboden hatte er ihn nicht fegen lassen, war ja schließlich der Sohn vom Alten. Kolbe hatte sein Bestes getan, dem Jungen alles beizubringen, damit der dem Alten nur Gutes erzählen würde.
Nach vier Wochen wußte der Junge alles und ging in die Buchhaltung...
Fünf Wochen unter neuer Geschäftsleitung und vieles hatte sich geändert. Das Lager sollte modernisiert werden. Hochregale und computergesteuerte Stapler sollten angeschafft werden, weniger Arbeiter sollten weniger Fehler machen. Workflow-Management nannte das der Juniorchef.
Kolbe war dagegen, es hatte schließlich schon immer auch so funktioniert...
Fünf Tage war Kolbe im Urlaub gewesen. Er hatte nicht gewollt, aber es waren noch zu viele Tage übrig. Er hatte Rasen gemäht, Unkraut gejätet, den Hund gebürstet, die Zeitschriften seiner Frau gelesen, mit den Kindern telefoniert und an sein Lager gedacht.
Als er am Morgen in sein Büro kam, lag dort eine Notiz, er sollte beim Chef vorsprechen...
Fünf Minuten schwafelte der Junge über Kolbes Urlaub, seine Familie, sein Haus, die Firma, die schweren Zeiten und daß alles nicht mehr so war wie früher. Man mußte mit der Zeit gehen und die Firma mußte sparen. Außerdem konnte er in seinem Alter den Vorruhestand doch noch richtig auskosten, das würde er doch sicher verstehen.
Wütend griff Kolbe nach dem bunten Aschenbecher auf dem Schreibtisch des Schweins und holte damit aus...
Fünf Sekunden reichten Kolbes rechter Hand, den Aschenbecher fallen zu lassen und sich in seine linke Brust zu krallen...
Fünf Schläge noch tat Kolbes Herz.