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Fünf Minuten vor der Zeit

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08.04.2021
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Fünf Minuten vor der Zeit

Müsste ich die beeindruckendsten Menschen aufzählen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, wäre Johann ganz vorne mit dabei. Beeindruckend dreist.
Und wenn Sie sich fragen, wie der Kerl aussah, kann ich Ihnen nur mitteilen, dass ich bei der letzten Begegnung rot gesehen habe.

Aber von vorn: Ich lernte Johann über einen Freund kennen. Daniel erklärte mir, er könne aus familiären Gründen nicht mehr an unserem Arrangement teilnehmen. Wie Sie merken, verpackte Daniel seinen Abgang so poetisch wie möglich, um mir nicht ganz das Herz herauszureißen. Wir hatten nämlich einige Jahre daran gearbeitet, unseren Handel mit Wachteleiern rentabel zu machen.
Jedenfalls besaß Daniel sogar noch die Begabung, mir das Ganze schmackhaft zu machen. „Der Typ hat Kohle ohne Ende“, sagte er zu mir und knuffte meine Schulter. „Wir könnten ordentlich in die Logistik investieren."
Und ich muss gestehen, die ersten Wochen mit Johann waren recht angenehm. Er war höflich (wenn man davon absah, dass er in geschlossenen Räumen eine Mütze trug). Und ja, er hatte Geld. Unmengen davon. Schon bald hatten wir mehr Partner, mehr Abnehmer. Alles aus seiner Hand.
Doch wissen Sie, wovon er anscheinend nicht genügend hatte? Uhren. Runde, kleine, tickende Uhren. Ich meine, wir schrieben das Jahr 1969. Selbst die Tiefkühltruhe und der Gelenkbus waren erfunden. Von Chronometern schien der Mann aber noch nie etwas gehört zu haben.
Der Unhold mit seiner John Lennon-Gedenkfrisur und dem Mick Jagger-Pferdemaul kam jedes Mal zu spät. Ausnahmslos.

Irgendwann machte mich unsere Buchhalterin darauf aufmerksam, dass die Strafzahlungen an unsere Kunden wegen verpasster Termine Überhand nähmen. Diese Klausel hatten Daniel und ich von unserem Anwalt einbauen lassen, da wir um unsere Zuverlässigkeit wussten und es somit als eine weitere Stärke unseres Kleinunternehmens verkaufen konnten. Je mehr, desto besser. In diesem Geschäft ging es einfach um gute Argumente.
Wie dem auch sei, Woche für Woche stand ich vor dem Eingang unseres kleinen Büros, von dem aus wir unsere Kunden beliefern wollten und begann irgendwann damit, Steine im Schotter zu zählen. Oder ich griff der kleinen Weinbergschnecke unter die Arme, wenn sie mal wieder nicht voran kam.
Die zuvor erwähnten Logistikpartner hatten wir nämlich wieder verloren. Drei Mal dürfen Sie raten, warum. Deswegen mussten wir auch wieder selbst ausliefern.
Und ich meine, ich bin echt ein geduldiger Mensch. Mit mir kann man reden. Keine Frage. Aber wenn ich auf jemanden warte, der ohnehin schon zu spät ist und mir dann am Telefon sagt, er wäre in zwei Minuten da, dennoch eine Dreiviertelstunde braucht, dann kann ich wohl zurecht behaupten, dass ich mich nicht ernst genommen fühle.

Ich machte mich zu Daniel auf. Der hatte allerhand zu tun. Renovierte sein Haus, buddelte den Garten um und trug ein zahnendes Mädchen auf dem Arm, das schrie wie am Spieß und dabei fast blau angelaufen war. Seine Frau, Mirella, lag im Obergeschoss in ihrem Krankenbett. Sie war schwer leberkrank und wartete eigentlich nur noch auf den finalen K.O.-Schlag.

„Nimm dir das nicht so zu Herzen“, sagte Daniel zu mir.
„Was? Dass der Typ keine Erziehung genossen hat, oder dass wir bald pleite sind?“
Der kleine Wurm auf Daniels Arm schrie dazwischen. Mit ihren geballten Mäusefäusten sah sie ebenso erbost aus wie ich, über die Tatsache, dass wir mit Johann ein Arschloch ins Boot geholt hatten. Und zu allem Übel eröffnete Daniel mir noch, dass wir den Kerl auch nicht so leicht wieder loswerden konnten.
Ich attestierte ihm eine ausgereifte Hirnhautentzündung, nachdem er sagte, es gäbe da noch eine Klausel.
„Wir haben uns für fünf Jahre an Johann gebunden. Beenden wir das Geschäftsverhältnis, zahlen wir eine Vertragsstrafe.“
„Das Ende dieser Zeitspanne erreichen wir sowieso nicht, wenns so weiter geht.“
„Sieh es positiv, Paul. Dann sind wir ihn früher los.“

Offen gesagt, schmiedete ich Pläne, Johann auf andere Art und Weise loszuwerden, wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber man konnte ja kein einziges Attentat auf seine Gesundheit planen, da man nie wusste, wann er wo erscheint. Aber wo wir gerade beim Erscheinen sind. Eines Tages, ich war mittlerweile in den Zustand der völligen Resignation verfallen, war ich zehn Minuten zu spät gekommen. Ich machte mir gar keinen Kopf. Selbst die Weinbergschnecke schaute aus ihrem Häuschen hervor, als hätte sie vollstes Verständnis. Johann kam nicht, rief aber abends an. Der Arsch echauffierte sich über meine Unpünktlichkeit und meinte, er sei alleine losgefahren. Niemand hätte ihn je in seinem Leben länger als zehn Minuten warten lassen.

Ich rede nicht lange um den heißen Brei herum: Ich rief ihn zurück, vereinbarte einen Termin bei ihm Zuhause. So konnte ich sichergehen, dass er da war. Und was soll ich sagen? Ich war pünktlich. Fünf Minuten vor der Zeit. Und fünf Minuten nach der Zeit waren wir ihn los.

 

Hallo @Pepe86

kurzweilig ist sie, deine Geschichte. Aber auch ein wenig merkwürdig ..

unseren Handel mit Wachteleiern
Ein Handel mit Wachteleiern? Im Ernst?

und es somit als einen weitere Stärke
eine

Desto mehr, desto besser.
Ich kenne nur je ... desto

Wie dem auch sei, Woche für Woche stand ich vor dem Eingang unseres kleinen Büros, von dem aus wir unsere Kunden beliefern wollten und begann zum ersten Mal in meinem Leben damit, Steine im Schotter zu zählen.
Wie kann man Woche für Woche zum ersten Mal mit etwas beginnen?

Drei Mal dürfen sie raten, warum.
Sie

und trug ein zahnendes Mädchen auf dem Arm, dass schrie wie am Spieß
, das

K.O-Schlag.
K.O.-Schlag oder K. O.-Schlag

Der kleine Wurm auf Daniels Arm schrie dazwischen. Mit ihren geballten Mäusefäusten sah sie ebenso erbost aus wie ich,
Hier ist der Bezug falsch.
Der kleine Wurm ... sie
Oder ist Mirella gemeint (die doch oben im Bett liegt)?


Und wenn Sie sich fragen, wie der Kerl aussah,
Nö, frage ich mich nicht.
Liegt aber daran, dass ich die persönliche Leseransprache nicht mag.

Wie dem auch sei, Woche für Woche stand ich vor dem Eingang unseres kleinen Büros, von dem aus wir unsere Kunden beliefern wollten
Ist die Ware im Büro deponiert?

„Nimm dir das nicht so zu Herzen“, sagte Daniel zu mir.
„Was? Dass der Typ keine Erziehung genossen hat, oder dass wir bald pleite sind?“
dass wir den Kerl auch nicht so leicht wieder loswerden könnten.
Wer ist "wir"? Daniel ist doch gar nicht mehr dabei.

Aber man konnte ja kein einziges Attentat auf seine Gesundheit planen, da man nie wusste, wann er wo erscheint.
Wo ist das Problem? Dann halt im Affekt ...
(Und: 2 Satzanfänge mit "Aber")

Die Zeit spielt eine große Rolle in deiner Geschichte. Titel, die Uhr, zu spät und zu früh kommen. Wofür brauchst du das Jahr 1969 unbedingt? Wegen Chronometer? Ich meine, verspäten tut man sich auch mit einer modernen Uhr.

So richtig mag bei mir nicht der Funken überspringen.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Ist die Ware im Büro deponiert?
Das Lager ist mit dran am Büro, ja. Hielt ich aber nicht für erwähnenswert, um es kurz und knackig zu halten.
Liegt aber daran, dass ich die persönliche Leseransprache nicht mag.
Ach so, ok. Ist natürlich Geschmackssache.
Hier ist der Bezug falsch.
Der kleine Wurm ... sie
Oder ist Mirella gemeint (die doch oben im Bett liegt)?
Es bezieht sich auf das Kind in Daniels Armen, ja. Verstehe nicht, wie ein anderer Eindruck entstehen sollte.
Wie kann man Woche für Woche zum ersten Mal mit etwas beginnen?
Gut, da werde ich noch nachbessern. Ich denke, der Hinweis "und irgendwann“ könnte hier schon ausreichen. Guter Hinweis, danke.
Ein Handel mit Wachteleiern? Im Ernst?
Jawohl, hab ich mal was von im Tv gesehen.
Die Zeit spielt eine große Rolle in deiner Geschichte. Titel, die Uhr, zu spät und zu früh kommen. Wofür brauchst du das Jahr 1969 unbedingt?
Und damit kommen wir auch zu der Sache mit dem Jahr 1969. Da dieser Handel so heute nicht mehr üblich ist und ich ohnehin etwas in der entfernteren Vergangenheit schreiben wollte, wählte ich dieses Jahr. So konnte ich auch Widerspüchlichkeiten wie z.b. "warum sucht er Johann nicht mit GPS oder was weiß ich was“ umschiffen. Es sollte auch darum gehen, dass der Handel damals logistisch bedeutend schwerer war als heute.
Wer ist "wir"? Daniel ist doch gar nicht mehr dabei.
Für Paul ist es immer noch deren gemeinsames Werk.

Danke @GoMusic für deine Anmerkungen. Einige Sachen hatte ich tatsächlich so noch nicht gesehen, andere wiederum versuche ich dir so gut wie möglich näher zu bringen. Also in dem Sinne, wie ich es mir gedacht oder damit verfolgt habe.
Einen schönen Abend:)

 

Guten Morgen @Pepe86.
so richtig warm werde ich nicht mit deiner Geschichte. Du kannst ohne jeden Zweifel gut schreiben und der Ton gefiel mir :) Mein Problem war, dass es sich eher um eine Erzählung handelt. Du erklärst die ganze Story (gut, ab und an wörtliche Rede), anstatt sie geschehen zu lassen. So wird es, naja, langweilig.
Der Krams hier ist mir auch aufgefallen:

Fünf Minuten vor der Zeit
Der Titel macht neugierig. Schön :)
Aber von vorn:
Ja, da fängt's an, für mich problematisch zu werden. Zudem mit diesem Satz in eine Erzählung einzusteigen, ist etwas ausgelutscht. Das könntest du individueller lösen, das ist schwierig, aber spannender (ich hab gut reden, mache den Fehler sehr oft, aber bei anderen fällt es mir mehr auf :lol:).
unseren Handel mit Wachteleiern rentabel zu machen.
Jedenfalls besaß Daniel sogar noch die Begabung, mir das Ganze schmackhaft zu machen.
GoMusic hatte was zu den Wachteleiern geschrieben. Ich fand die Idee aber ganz originell.
Ich meine, wir schrieben das Jahr 1969.
Das Jahr ist völlig irrelevant, denn du machst nichts damit.
Oder ich griff der kleinen Weinbergschnecke unter die Arme, wenn sie mal wieder nicht voran kam.
Anscheinend ist es wirklich eine Schnecke, oder? Ich dachte, es sei eine Metapher für Johann.
Die zuvor erwähnten Logistikpartner hatten wir nämlich wieder verloren.
Seine Frau, Mirella, lag im Obergeschoss in ihrem Krankenbett. Sie war schwer leberkrank und wartete eigentlich nur noch auf den finalen K.O.-Schlag.
Das Setting passte mE schon. Jetzt noch die kranke Frau ins Bett zu packen, ist zu viel, finde ich. Passt auch nicht so zu dem Satz:
„Nimm dir das nicht so zu Herzen“, sagte Daniel zu mir.
D hat eine schwerkranke Frau im Bett und allerhand zu tun. Sein Schicksal ist deutlich herzergreifender als das des Protas, daher wirkt der Rat irgendwie absurd.
„Wir haben uns für fünf Jahre an Johann gebunden. Beenden wir das Geschäftsverhältnis, zahlen wir eine Vertragsstrafe.“
Warum redet Daniel immer von "wir"? Er ist doch raus aus dem Geschäft.
Offen gesagt, schmiedete ich Pläne, Johann auf andere Art und Weise loszuwerden, wenn Sie verstehen Komma was ich meine. Aber man konnte ja kein einziges Attentat auf seine Gesundheit planen, da man nie wusste, wann er wo erscheint.
Vielleicht wäre es eine Idee, die Geschichte darauf zu fokussieren, denn die Idee ist gut und mE spannender als das ganze Tamtam zuvor. Wie kann man jemanden umbringen, von dem man nie weiß, wo er sich aufhalten wird?

Liebe Grüße,
Waldläufer

 

Hi @Pepe86

danke für deine Rückmeldung.

Das Lager ist mit dran am Büro, ja. Hielt ich aber nicht für erwähnenswert, um es kurz und knackig zu halten.
Mit einem kleinen Nebensatz hättest du aber ein Nachfragen von mir verhindern können. :-)
So klingt es wirklich, als würden sie die Eier im Büro lagern, zumal sie ja von einem Ausbau der Logistik sprechen. (Die einen gründen ihre Firma in einer Garage, die anderen in einer kleinen, staubigen Stube.)

Da dieser Handel so heute nicht mehr üblich ist und ich ohnehin etwas in der entfernteren Vergangenheit schreiben wollte, wählte ich dieses Jahr.
Wird aber m.E. aus dem Text nicht klar, dieses "so". Was soll anders sein als heute? Da fehlt mir Hintergrundinfo im Text, was sie anders machen.
Schon damals brauchte man für den Wachtelei-Handel eine Beschaffung, Lagerung / Kühlung und Logistik und alles drumherum. Noch heute gibt es kleinere Unternehmen, die wie im Jahre 1969 arbeiten.

So konnte ich auch Widerspüchlichkeiten wie z.b. "warum sucht er Johann nicht mit GPS oder was weiß ich was“ umschiffen. Es sollte auch darum gehen, dass der Handel damals logistisch bedeutend schwerer war als heute.
Hm ... Ich kann heute mit der aktuellsten Technik als Privatperson ohne Insiderwissen auch nicht einfach so jemanden per GPS aufspüren, oder?

Wünsche dir einen schönen Tag.
Liebe Grüße, GoMusic

 

Hallo @Waldläufer ,
danke für Deine Einschätzungen. Wirklich sehr anregend. Jawohl, mit den Wachteleiern fand ich auch ganz interessant. Hatte da was drüber gesehen, und dachte mir, warum eigentlich nicht? Auch Wachteleier haben eine Erwähnung in unserer turbulenten Welt verdient:). Außerdem sollte es das Ganze etwas lockerer und nicht zu ernst machen.

Anscheinend ist es wirklich eine Schnecke, oder? Ich dachte, es sei eine Metapher für Johann.
Daran hatte ich gar nicht gedacht. Das wäre auch nicht schlecht.
Das Jahr ist völlig irrelevant, denn du machst nichts damit.
Der Erzähler erwähnt das Jahr und dessen technischen Fortschritt, um Johann der Lächerlichkeit preiszugeben. Überall geht es voran, nur Johann schafft es nicht mal eine Uhr sein Eigen zu nennen. Besonders erschreckend, weil er ja eigentlich das Geld hätte. Im Endeffekt regt sich der Erzähler über so was auf.
Vielleicht wäre es eine Idee, die Geschichte darauf zu fokussieren, denn die Idee ist gut und mE spannender als das ganze Tamtam zuvor. Wie kann man jemanden umbringen, von dem man nie weiß, wo er sich aufhalten wird?
Jawohl. Wie Recht du hast. da könnte man was draus machen. Danke für den Tipp.
Warum redet Daniel immer von "wir"? Er ist doch raus aus dem Geschäft.
Naja, es ist ja irgendwo deren gemeinsames Werk, was die auf die Beine gestellt haben. Deswegen versucht sich Paul ja auch bei Daniel Rat zu holen. Und Daniel hat die Verträge damals ja noch mit unterschrieben. Aber gut, das ist natürlich von mir etwas zu schleierhaft erzählt.

 

Hallo @Pepe86 ,

du kriegst jetzt einen ersten Leseeindruck von mir. Ich hab bereits angefangen, die Geschichte ein zweites Mal zu lesen, aber ich glaube, es ist besser, wenn du weißt, wie sie beim ersten Mal gewirkt hat.
Grundsätzlich mag ich den Erzähler und finde das clever geschrieben. Ich finde seine pedantische Art amüsant und das bezeugt, dass du es irgendwie geschafft hast, das mit genug feiner Ironie zu würzen. Was ich bis jetzt allerdings noch nicht sagen kann, ist leider, das ich verstanden hätte, worum es hier genau geht. Ich lese von zwei Geschäftspartnern, die ihr Geld mit Wachteleiern (?) verdienen, der eine steigt aus und der Erzähler erhält so einen neuen Geschäftspartner, über den es sich anscheinend lohnt eine Geschichte zu erzählen, denn der ist besonders dreist, zumindest aus Perspektive des Erzählers. Was die beiden dann aber da genau treiben – keine Ahnung. Ich habe recht konzentriert gelesen, aber gerade weil da viel personaler Erzähler drin ist und vielleicht gerade weil der Erzähler auch gerne etwas abschweift (was ich hier schön gemacht finde im Gegensatz zu Versuchen anderer Texte, die ich gelesen habe). Um also eine wirkliche Einschätzung über den Inhalt zu bekommen, muss ich den Text noch einmal lesen. Ich denke, dass eine wichtige, grundsätzliche Info. Dazu kann ich sagen, ich bin nicht der aller konzentriertes Leser (den Preis könnte ich hier im Forum gleich mehrfach an verschiedene Leute vergeben – das ist eine große Gabe). Es kann also sein, dass jemand anderes beim ersten Lesen schon alles mitschneidet. Aber ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage, dass das eher nicht der Fall sein wird. Viel Personal, viele (im Tell vorgebrachte) Erzählwendungen, spezielle Gedanken zum Teil – das ist nichts, was die Sache einfacher macht. Aber vielleicht/wahrscheinlich, lese ich das nochmal und sage kurz etwas zum Inhalt.

Stellen, die mir gefallen haben:

Müsste ich die beeindruckendsten Menschen aufzählen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, wäre Johann ganz vorne mit dabei. Beeindruckend dreist.
Und wenn Sie sich fragen, wie der Kerl aussah, kann ich Ihnen nur mitteilen, dass ich bei der letzten Begegnung rot gesehen habe.
Er war höflich (wenn man davon absah, dass er in geschlossenen Räumen eine Mütze trug)
Oder ich griff der kleinen Weinbergschnecke unter die Arme, wenn sie mal wieder nicht voran kam.
Aber wenn ich auf jemanden warte, der ohnehin schon zu spät ist, und mir dann am Telefon sagt, er wäre in zwei Minuten da, dennoch eine Dreiviertelstunde braucht, dann kann ich wohl zurecht behaupten, dass ich mich nicht ernst genommen fühle.
Mit ihren geballten Mäusefäusten sah sie ebenso erbost aus wie ich

also eine ganze Menge.


Eines Tages, ich war mittlerweile in den Zustand der völligen Resignation gefallen

das stimmt vom Ausdruck in meinen Ohren nicht: in Resignation fallen.
ich glaube es heißt hier "in R. verfallen" wenn überhaupt.

Irgendwann machte mich unsere Buchhalterin darauf aufmerksam, dass die Strafzahlungen an unsere Kunden wegen verpasster Termine Überhand nahmen.

hier ist eigentlich Konjunktiv I "nehmen" angesagt, aber weil das wie Indikativ klingt, kannst du Konjunktiv II nehmen, also "nähmen".

Gerne gelesen
(und übrigens musste ich ein bisschen über deine Antwort unter meiner Geschichte schmunzeln: "Also alles in allem bin ich deiner Geschichte gegenüber recht positiv gestimmt". Was ist das für eine Art sich auszudrücken? :lol: Egal, passt schon. Hab ich dich auch mal kennengelernt.)

Grüße und bis dann
Carlo

 

@Carlo Zwei
es freut mich sehr, dass du dich meiner Geschichte angenommen hast, obwohl ich unsere erste Begegnung vielleicht ein bisschen verkackt habe?. Und dass dir dann doch so viel daran gefällt, lässt auch mich schmunzeln. Sogar mehr als das. Danke dafür.

Dazu kann ich sagen, ich bin nicht der aller konzentriertes Leser (den Preis könnte ich hier im Forum gleich mehrfach an verschiedene Leute vergeben – das ist eine große Gabe).
Stimme ich dir vollkommen zu. Ich staune auch immer wieder.
Was ich bis jetzt allerdings noch nicht sagen kann, ist leider, das ich verstanden hätte, worum es hier genau geht
Also im Endeffekt geht es einfach darum, dass das Werk zweier Freunde durch einen anderen unzuverlässigen und egoistischen Menschen (ich hasse es!) zerstört wird. Der Erzähler ist nun mal ein kleiner Choleriker, der sich von Johann, dem neuen Geschäftspartner, arg hintergangen fühlt und keinen anderen Ausweg mehr sieht, als ihn zu beseitigen.

 

Hallo @Rob F , also erst einmal danke ich dir für deine Meinung und besonders dafür, dass es in deinen Augen sogar gut geschrieben ist. Ich kann dir sagen, dass mir das aus deinem Mund sehr viel bedeutet, da ich dich hier aufmerksam verfolge und für einen großartigen Autor halte. Von daher ist das echt schön zu hören.

Lagern sie also die Wachteleier alle in ihrem kleinen Büro?
Genau. Lagern in ihrem Büro. Sie sind zwar ein immer erfolgreicheres, aber recht kleines Unternehmen.
Ist das so im Wachteleier-Business? :)
Sorry, ich kanns nicht ganz ernst nehmen, aber das mag mein Unwissen sein.
Ich habe halt mal was von dem Handel mit Wachteleiern gesehen. War nur sehr wenig, aber diente als Inspiration. Vor allem weil ich selbst erstmal so absurd und witzig fand, dachte ich mir, könnte man das doch mal so umsetzen. Das muss man auch nicht ganz ernst nehmen. Es erschafft ein witziges Gegengewicht. Paul bekommt Mordgedanken durch einen Handel mit Wachteleiern;)
Ein interessanter Titel, da er ja eher abstrakt ist. Du schreibst ja nicht "vor der vereinbarten Zeit" oder so, sondern vor der Zeit allgemein. War das so Absicht?
War schon Absicht, ja. Ist auch einfach als Anspielung auf das Sprichwort „Fünf Minuten vor der Zeit ist des Deutschen Pünktlichkeit“ gedacht. Genau das, was Johann nicht hinbekommt und Paul in den Wahnsinn treibt. Ich denke, das kennen viele von uns

 
Zuletzt bearbeitet:

Mich hat die alte Maxime des preußischen Hofes zu Potsdam angezogen (die dann vollständig „fünf Minuten vor der Zeit ist des Soldaten Höflichkeit“ lautet) nun übertragen ins „freie“ Unternehmertum anhand an eines Wachteleierhandels,

lieber @Pepe86,

und im Gegensatz zu unserer ersten Begegnung gelingt die Verknüpfung von Scherz und Ironie und selbst die persönliche Anrede stört da nicht, ließe eher sogar zu, dass der Text auf einer Bühne vorgetragen werden könnte. Die Gezeitenwechsel stören nicht unbedingt, wenn auch in der Jahreszahl 1969 Dir ein Fehlgriff gelingt, denn wenn es heißt

Ich meine, wir schrieben das Jahr 1969.
und hernach
Der Unhold mit seiner John Lennon-Gedenkfrisur und …
es ist das Jahr, da die Fa. Lennon/McCartney im Januar ein letztes Konzert gab und ein Verkehrschaos in London verursachte wegen des ungewöhnlichen Konzertortes: Das flache Dach eines Hauses in der City of London …, Ono-Lennon Bed-in betrieb und die Plastic ONO Band entstand ...

Weiter will ich da nicht eindringen, wiewohl Verträge (Organisationsform, Gewerbeanmeldung u. ä.) nebst der Handelskammer auch eine Rolle spielen, die aber der kleinen Geschichte die Leichtigkeit nehmen würde (aber dann auch mit satirischen Mitteln geführt werden kann).

Bissken Flusenlese,

zu der auch dieser Satz zählt, der schon angesprochen wurde

Wir hatten nämlich einige Jahre daran gearbeitet, unseren Handel mit Wachteleiern rentabel zu machen.
Der Handelsmann „macht“ nicht, er gestaltet – auch die Rentabilität – wozu dann auch die „Freisetzung“ von Personal beitragen kann

Woche für Woche stand ich vor dem Eingang unseres kleinen Büros, von dem aus wir unsere Kunden beliefern wolltenKOMMA und begann irgendwann damit, Steine im Schotter zu zählen.
Das „und“ bezieht sich nicht auf den Nebensatz, der zuvor endet, sondern auch den Haupsatz „Woche für Woche stand ich vor dem Eingang unseres kleinen Büros ... und begann irgendwann damit, .."

hier

Renovierte sein Haus, buddelte den Garten um[…] und trug ein zahnendes Mädchen auf dem Arm, das schrie
muss es weg!, was auch hier gilt
„Was? Dass der Typ keine Erziehung genossen hat[…] oder dass wir bald pleite sind?“

Hier wird’s seltsam
Oder ich griff der kleinen Weinbergschnecke unter die Arme, wenn sie mal wieder nicht voran kam.
Das muss eine besondere Gattung sein ... da kann man eigentlich auch nicht sagen, dass der Vergleich hinke ...

„Das Ende dieser Zeitspanne erreichen wir sowieso nicht, wenns so weiter geht.“
„weitergehen“ ein Wort

Hier geht der Gezeitenwechsel nicht

Aber man konnte ja kein einziges Attentat auf seine Gesundheit planen, da man nie wusste, wann er wo erscheint.
Da musstu die einmal gewählte Zeit durchhalten, also besser „erschien“

Wie dem auch wird, gern gelesen vom

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

So @Friedrichard, nun bin auch hierhin noch mal zurückgekehrt. Hab’s echt übersehen.

Da musstu die einmal gewählte Zeit durchhalten, also besser „erschien“
Jawoll. Dämlich so was. Da achte ich jetzt besser drauf.
wenn auch in der Jahreszahl 1969 Dir ein Fehlgriff gelingt, denn
Das mit dem Jahr und der Verbindung zu Lennon usw. sollte einfach nur den Zeitgeist einfangen. Der Vergleich wird hier aufgrund dessen gezogen, da diese Künstler zu der Zeit in den Medien waren. So hatte ich mir das gedacht. Von den Hintergründen jener Künstler hielt ich mich fern.
Das muss eine besondere Gattung sein ... da kann man eigentlich auch nicht sagen, dass der Vergleich hinke .
Ja, die Weinbergschnecke war so eine kleine, feine Idee, die Pauls Verzweiflung und Unverständnis zum Ausdruck bringen sollte. Durch die etlichen Verspätungen von Johann kommt er auf solch irren Ideen wie mit der Schnecke. Realismus hin oder her. Es sollte ruhig bisschen durchgeknallt rüberkommen. Zum anderen kann man da natürlich auch noch anderes hineininterpretieren. Zb. dass das Tier nur eine Einbildung ist, weil er durch den Unmut langsam verrückt wird. Oder man sieht sie als Metapher zum unpünktlichen Johann.
Jedenfalls auch noch mal danke für die Auffrischungen zum Thema Kommasetzung. Sehr hilfreich.
Hab einen schönen Abend:)

 

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