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Försterfund

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24.01.2013
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Försterfund

Er steht auf. Er muss aufstehen. Er sagt sich das er muss. Er könnte liegenbleiben. Er könnte das Leben genießen, in vollen Zügen. Er denkt daran. Er könnte es tun. Er könnte es aber nicht lange tun. Er braucht Geld. Er muss arbeiten.
Es ist früh, die Straße gleitet dahin, die Augenlieder sind schwer. Plötzlich springt ein Schatten von links auf die Straße. Eine schemenhafte Gestalt. Das Steuerrad des Pickups wird herumgerissen …
Dunkelheit umhüllt ihn, selbst seine Seele wird von ihr verschluckt. Ist es nun vorbei? Das Ende der Reise? Er denkt es. Seine Geschichte ist geschrieben und das letzte Kapitel beendet.
Licht.
Wie eine blasse Erinnerung aus alter Zeit leuchtet es am Horizont. Verschwommen und blass, als würde eine Nebelwand oder milchiges Glas die Sicht verzerren. Doch selbst dieser kleine Hauch, diese Fata Morgana, reicht aus um ihm neue Kraft zu geben.
Hoffnung flackert in ihm auf, wie ein Feuer das aus der Asche geschlagen wird. Die Luft bringt den Sauerstoff, sein Körper das Material und die Hoffnung ist der Funke, der alles entfacht.
Er bäumt sich auf, die Krallen die ihn nach unten ziehen geben nicht auf und reißen ihm das Fleisch von den Knochen.
Der rote Lebenssaft verfärbt die allumfassende Schwärze. Die Stimmbänder werden überstrapaziert, wenn das so weiter geht, wird er am Ende noch heiser sein. Die Umgebung verwandelt sich in ein geschmackloses Kunstwerk, gemalt mit Teilen seiner slebst. Seine Haut fällt ab und gibt das darunter frei. Er ist nackt doch der Lichtfleck am fernen Horizont vergrößert sich und wird schärfer, fast so als ob er sich ihm nähern würde.
Er wendet seine letzten Kraftreserven auf und durchstößt die Dunkelheit.
Er ist wieder da! Er hat es geschafft! Das Leben ist in ihn zurückgekehrt. Sein Körper scheint unversehrt, nur ein leichtes, ständig stärker werdendes Pochen an seiner rechten Schläfe. Sein Gehirn gibt ihm die Anweisung mit der linken Hand die betroffene Schläfe zu berühren. Der Körper gehorcht. Es ist Blut auf der Hand. Vermutlich eine Platzwunde. Es wird schon nicht so schlimm sein. Er ist am Leben, mehr interessiert ihn nicht. Hoffnung und Glückseligkeit durchströmen seinen Körper. Er ist dem Tode entkommen!
Er will aufstehen, um den Schaden, welchen der Pickup erlitten hat zu überschauen. Eine Kiefer ragt aus seiner Motorhaube, so selbstverständlich wie das Ei zum Frühstück. Er öffnet die Tür. Bemerkenswert leicht geht dies vonstatten. Euphorie, von seinem Haaransatz, bis in die Fingerspitzen.
Nun möchte er sein linkes Bein aus dem Wagen schwingen.
Aber …
Es geht nicht! Keine Reaktion in seinem Bein, in beiden Beinen! Nicht einmal der kleine Zeh zuckt. Panik … Sie steigt in ihm auf. Langsam schleicht sie sich aus dem Dunkeln heran und schlägt dann unvermittelt mit all ihrer Macht zu. Er ist kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Sein Schrei um Hilfe ist lang und laut. Vielleicht ist die schattenhafte Gestalt ein Mensch und kann ihn retten, wenn nicht ist er schon so gut wie tot. Er ist allein. Auf einer abgeschiedenen Landstraße. Gerstern ist der Förster durchgefahren. Er wird erst in einer Woche wiederkommen. Nun, nach diesem harten Kampf gegen die Dunkelheit, wird er doch sterben? Welche Ironie das Leben doch bereithält.
Doch ist ihm das Glück holt.
Der Förster, er kommt bereits zwei Tage nach dem Unfall.
Er ist gerettet. Die Familie war schon in Sorge. Nun ist das Warten vorbei.
Der Bestatter hat viel zu tun. Die Wölfe, weshalb auch der Förster früher kam, hatten nicht viel übriggelassen.

 

Wollte mal wissen, wie euch mein kreativer "ausguss" so gefällt. Hab die Geschichte ein wenig geändert, damit sie nicht zu blutig wird und bin mir auch bei der Rubrik nicht ganz sicher.
Würde mich über kritische Kommentare freuen :D

 

Hallo Akainu

Erstmal ein herzliches Willkommen hier im Forum.
Leider hat mir Dein Einstand überhaupt nicht gefallen. Da liegt noch viel Arbeit vor Dir, bis man zu Deinen Geschichten mehr sagen kann.
Erstmal muss da eine Basis her, deshalb habe ich erstmal ein Bündel ganz allgemeiner Ratschläge für Dich.

Fangen wir beim Wichtigsten an, der eigentlich wie eine Selbstverständlichkeit klingt: Schreibe eine Geschichte so, dass viele sie lesen wollen!
Dabei gibt es zwei Dinge zu beachten: Zum einen der Titel, und zum anderen der erste Satz (bzw. die ersten Sätze).
„Försterfund“ hat für mich schon mal funktioniert, weshalb ich Deine Geschichte auch angeklickt habe. Doch die ersten Sätze waren so grausig, dass ich es nur bis zu der Stelle geschafft habe:

Das Steuerrad des Pickups wird herumgerissen …
Ich möchte damit nicht arrogant erscheinen, sondern ich möchte Dir nur das Konkurrenzverhältnis aufzeigen mit dem man es als Autor zu tun hat. Und es wichtig, dass einem das möglichst früh bewusst wird!

Aber betrachten wir einmal Deine ersten Sätze:

Er steht auf. Er muss aufstehen. Er sagt sich das er muss.
Na ja usw.
Im Endeffekt geht es im ersten Abschnitt darum, dass der Erzähler/Protagonist keine Lust hat, zur Arbeit zu gehen und am Liebsten weiterschlafen würde.
Wow! Was für eine Aussage. Das ist schlicht so banal und so alltäglich, dass Du damit niemand vom Hocker reißt!
Die Aussage ist und bleibt langweilig. Und was das Ganze noch übler macht: Diese stinklangweilige Aussage wird auch noch in furchtbar klingende Sätze verpackt, die niemand, wirklich NIEMAND so lesen will.
Das Einzige was hier hilft ist streichen!
Dann würde die Geschichte damit beginnen:
Es ist früh, die Straße gleitet dahin, die Augenlieder sind schwer.
Das ist immer noch nicht gut! Aber weit besser, als das anfängliche Gemurkse.

So, dann wären wir bei der Erzählperspektive, oder auch Erzählstimme genannt. Die meisten Geschichten verlangen nach einen bestimmten Stimme, die man im Kopf hören muss, damit man sie zu Papier bringen kann. Fehlt diese Stimme, dann nützt einem die beste Idee nichts – meine Erfahrung!
In Deinem Fall hast Du eine sehr distanzierte Sichtweise gewählt, die sehr an einem Bericht erinnert. Du erzählst was passiert, ohne jedoch zu vermitteln, wie es sich anfühlt. Es gibt da auch so ein Schlagwort, das immer wieder gebraucht wird und das da heißt: Show, don’t tell!
Das zu lernen ist nicht leicht, aber auch nicht unmöglich. Meistens hilft da nur viel lesen und viel schreiben. Am Besten schaust Du Dir Geschichten von Leuten an, die schon mehr geschrieben haben und analysierst für Dich, wie was und warum funktioniert.
An der Stelle auch der Tipp mit einem Schreibratgeber. Auf Amazon gibt’s für zehn Euro schon ein paar gute zu kaufen. Das Erleichtert den Lernprozess enorm und es macht auch noch Spaß sie zu lesen.

Noch ein paar Tipps in aller Eile:
Vermeide Adjektive und nutze stattdessen lieber Verben! Das macht den Text fast immer interessanter!
Beispiel:
Satz mit Adjektiv:
Fred ging schnell zum Bahnhof.
Satz mit passenderem Verb:
Fred hastete zum Bahnhof.

Nächster Rat: Erzähle das, was für die Geschichte nötig ist, den Rest lasse weg! Stichwort: Textstraffung!

Dann noch etwas, was mir bei Deiner anderen Geschichte aufgefallen ist:

Grollen am Himmel. Finster, kalt, nass ist die heutige Nacht. Hell scheint der Mond, bevor die Wolkenband ihn verschluckt.
So lautet der Anfang der anderen Geschichte.
Merke: Das Wetter ist ein Spitzenthema, wenn man Small Talk betreiben will. Als Anfang einer Geschichte, ist es der übelste und lahmste Anfang, den man sich nur ausdenken kann!
Mit Small Talk gewinnt man KEINE Leser. Sprich: Wetter, am Anfang der Geschichte ist TABU!!!

Ja, soweit von mir. Lass Dich nicht entmutigen, auch wenn ich jetzt wenig Gutes zu Deinen Geschichten zu sagen hatte.

Viele Grüße

Mothman

 

Hallo Mothman

Erstmal danke für die hilfreiche Kritik!

Was den Anfang betrifft muss ich dir rechtgeben. Es war aber auch meine Absicht etwas vollkommen banales zu Anfang zu bringen, damit im späteren Verlauf die Geschichte schockierender wirkt. Leider ist es mir nicht gelungen das in einen ordentlichen Satzbau zu stecken, ohne das es kitschig wirkt.

Was du zu meiner Erzählstimme gesagt hast haut mich echt um. Wusste nicht das die Leute so darauf reagieren.
Eine 2. Version der Geschichte wird bald folgen, in der ich deine Ratschläge bestmöglich umsetzte.

Noch kurz zu meiner Absicht bezüglich der Erzählstimme.
Mein Ziel dem Leser aufzuzeigen, wie alltäglich der Erzähler sich mit dem Thema befasst. Dachte mir, dass eine gewisse Distanz ganz gut geeignet sei. Einerseits sollte die Gesichte an sich schockieren, aber andererseits auch die kühle und distanzierte Sicht des Erzählers auf die Ereignisse, welche dem Manner ereilten.
Ursprünlich war auch der Hauptteil der Geschichte bedeutent länger, den ich dann aber kürzte aus 2 Gründen:
1. wie bereits genannt, dass sie nicht zu blutig wird
2. damit sie nicht künstlich gestreckt wirkt

Nochmal danke für die guten Tipps.
Hoffe das ich sie in meinen nächsten Geschichten auch gut umsetzten kann.

Viele Grüße

Akainu

 

Hallo Akainu

Auch von mir ein freundliches Wilkkommen hier,
zum Textstil hat dir Mothman bereits viele gute Tipps gegeben, ich sag deshalb noch was zur Geschichte und wie das Geschriebene auf mich wirkt:

Einleitung (kurz):
Ein Mann muss sehr früh aufstehen, fährt in der Morgendämmerung über Strasse zur Arbeit, noch schläfrig.

Ereignis (kurz):
Ein Schatten von links, dein Prot reisst das Steuer herum ...

Folgen (langatmig):
Von

"Dunkelheit umhüllt ihn, selbst seine Seele wird von ihr verschluckt."​
bis
"Er ist dem Tode entkommen!"​
beschreibst du in etwas komischen Bildern
(... Der rote Lebenssaft verfärbt die allumfassende Schwärze.
... Seine Haut fällt ab und gibt das darunter frei. )
die Gefühlswelt deines Prots, ohne dass sich gross was bewegt.

Erkenntnis:

Er will aufstehen, um den Schaden, welchen der Pickup erlitten hat zu überschauen.
Eine Kiefer ragt aus seiner Motorhaube, so selbstverständlich wie das Ei zum Frühstück.
Wieder so ein komisches Gleichnis, das wirkt eher belustigend auf mich, als das es mich beunruhigt. Auch danach:
Er öffnet die Tür. Bemerkenswert leicht geht dies vonstatten. Euphorie, von seinem Haaransatz, bis in die Fingerspitzen.
Nun möchte er sein linkes Bein aus dem Wagen schwingen.
Aber …
Es geht nicht!
Er öffnet die Tür, war erstaunt, dass sie nicht klemmt. Er will aussteigen, doch seine Beine versagen. Er spürt sie nicht einmal mehr. Panik steigt in ihm auf ... usw.

Na ja, jedenfalls sitzt er nun definitv in der Tinte,
und jetzt kommt - husch husch - der

Abgang:
In kurzen, skizzenhaften Sätzen erklärst du uns quasi den Schluss, als ob du schnell den Bus erwischen müsstest.
Dabei erscheint mir das ganze unlogisch, so als hättest du hier einfach Sätze herausgestrichen, (ich unterstelle mal, hier stand auch die blutige Zerfleischszene mit den hungrigen Wölfen,) ohne jedoch die verbleibenden Sätze anzupassen.

Gerstern ist der Förster durchgefahren.
Woher weiss er das?

Er wird erst in einer Woche wiederkommen.
dito

Nun, nach diesem harten Kampf gegen die Dunkelheit, wird er doch sterben?
Ein Kampf? Habe ich da was verpasst?

Doch ist ihm das Glück holt.
hold wenn schon, aber das wirkt für eine Gegenwartsgeschichte veraltet, einfach: Doch er hatte Glück.

Der Förster, er kommt bereits zwei Tage nach dem Unfall.
Das ist kein Satz. Und da du aus der Sicht des Opfers schreibst: Der Förster trifft bereits zwei Tage nach dem Unfall ein.

Er ist gerettet. Die Familie war schon in Sorge. Nun ist das Warten vorbei.
Hier springst du mit der Erzählperspektive zu einem allwissenden (auktorialen) Erzähler, das passt nicht.
Besser: Endlich, gerettet, das Warten hat ein Ende.

Der Bestatter hat viel zu tun. Die Wölfe, weshalb auch der Förster früher kam, hatten nicht viel übriggelassen.
Und da konnte ich dir beim besten Willen nicht mehr folgen. Erst noch gerettet, liegt er nun gelähmt und zerfleischt im Wagen? Das schreit nach Erklärung! Erzählt er da etwa aus dem Jenseits? Nee, geht mir nicht auf.

Tja, da bleiben viel zu viele Fragen offen, da fehlt extrem viel Fleisch am Knochen und wie bereits Mothman erwähnt hat: Da hast du noch viel Arbeit vor dir, um aus dem Text eine stimmige Geschichte zu erzeugen.

Aber eben, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, also, dran bleiben.

Viel Erfolg dabei,
Gruss dot

 

Hi dot,

bin echt mal gespannt was ich aus den ganzen Verbesserungen "erschaffe".

Das mit dem Ende ist mir bisher noch gar nicht so aufgefallen.
Eigentlich war es mein Plan den Leser in "Sicherheit" zu wiegen, sprich ihn auf ein Happy End vorzubereiten, und dann im letzten Satz möglichst brachial zu eröffnen, dass mein Prod den Wöflen zu Opfer fiel.

Du hast auch recht was die Stelle mit den Wöflen betrifft. Als ich das wegnahm viel mehr der oben beschriebene Schluss ein. Das ganze war recht kurzfristig, muss ich zu meiner Schande auch gestehen.
Die Textstellen mit dem "Kampf" gegen die Dunkelheit habe ich am meißten gekürzt, verbessert und bin seit ein paar Monaten auf kein befriedigendes Ergebniss bekommen, obwohl das eigentlich der Hauptteil meiner Geschichte werden sollte. Besser gesagt: Beim schreiben bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass ich daraus meinen Hauptteil konzipiere. Hat nicht so geklappt.

Wenigstens ist mir, allem Anschein nach, die Überschrift gut gelungen :D

Danke fürs Kommi.

Viele Grüße
Aka

 

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