- Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
- Kommentare: 4
Executioner
-1-
Banger, Maine 1:30 Uhr
Der riesige Parkplatz der tagsüber überfüllt war von Hunderten Autos und dessen Asphalt schon Morgens um 9:30 in der Sonne glühte sodass an einigen Stellen schon die weißen Parkbucht Markierungen verrutscht waren, lag nun still im geisterhaften Licht der Nachtlampen zu Füßen der ‚Bangor Bank for international exchange’ kurz BBFIE.
Das Gebäude war erst vor vier Jahren gebaut worden und hatte Unsummen von Investoren Geldern verschlungen.
Es war nach den neusten technischen Standards designed worden, sodass es selbst im blassen Schein der Parkplatz Beleuchtung einen imposanten Anblick bot.
Wie ein riesiger gläserner Würfel lauerte es in der Dunkelheit der Innenstadt und absorbierte mit seiner schwarzen Glasfront so schien es, jegliches Licht.
Nur ein schwarzer Van mit verdunkelten Scheiben parkte in der hintersten Ecke des Parkplatzes.
„Ey Richi!“ Nörgelte Paul Huggins aus dem hinteren Teil des Vans „Sollen wir uns hier die ganze Nacht den Arsch abfrieren oder was?? Wann geht’s endlich los???“
Richard O’Connel seufzte.
Nicht nur das ihm führ diesen Bruch Victor Lemieux und Paul Huggins zur Seite gestellt wurden , Nein, jetzt musste er auch noch mit den beiden Idioten diskutieren wie er seine Arbeit zu verrichten hatte. „ Ich hab dir schon tausendmal gesagt wir müssen erst die verdammte Wachablösung abwarten bevor wir da reinkönnen! Oder willst du dich etwa mit diesem Brocken von einem Wachmann rumkriegen der da hinten drin hockt und wahrscheinlich Cola Dosen an seiner Stirn plattdrückt??“
„Nein is ja schon gut Rich war ja nich so gemeint, aber ich könnte langsam echt ma n Kaffe
vertragen, sonst penn ich hier ein!“
„Jaja is ja gut lange wird’s wohl nich mehr dauern“
Paul Huggins war ein stämmiger untersetzter Kerl mit Glatze und etwa einem halben Dutzend Narben im Gesicht, er war Richard für den Bruch zugeteilt worden, weil er der beste Bombenleger von ganz Maine war, neben ihm auf dem Beifahrersitz saß oder vielmehr lag Victor Lemieux der gerade den Finger in der Nase hatte und den Anschein erweckt seine ganze Gehirnaktivität ginge dafür drauf seine Nase zu durchsuchen.
„Lass den Scheiß Lemieux, verdammt noch mal du ekelst mich an!!!“ fuhr Richi ihn so plötzlich an, dass Victor erschrocken auffuhr und sich den Finger so tief in die Nase bohrte das er laut aufschrie. Er war ein riesiger 120 Kilo Brocken, der mehr Ähnlichkeit mit einem Medizinball als mit einem gerissenen Gangster hatte. Aber er war gut dass musste Richi zugeben er schaffte es mit einer Waffe in sekundenschnelle sechs Männer umzulegen ohne dass diese auch nur ihre Waffen ziehen konnten.
Jetzt grinste er nur dämlich setzte sich auf und furzte laut. „ tut mir leid Boss, aber mir is so langweilig“ „ Booh Vic du Sau willst du uns alle hier drin vergasen, der Gestank is ja unglaublich????“ „Jetzt hör mir mal zu du... “ „Schnauze jetzt BEIDE! , Mir reichts ihr haltet jetzt beide den Rand sonst flipp ich aus!!!“ Richi hatte sich in seinem Sitz umgedreht und funkelte beide böse an. „Is gut Boss“ murmelte Victor und drehte sich beleidigt um, Huggins murmelte noch etwas über die schlechte Luft im Wagen und beschäftigte sich dann damit ihre Revolver herauszuholen und zu laden.
Richard sank zurück in den weichen Fahrersitz und seufzte, er schloss die Augen lies den Kopf vornüber hängen und rieb sich mit den Fingerspitzen die Schläfen.
-2-
Der Tag hatte bereits beschissen angefangen und zwar so wie jeder beschissene Tag, Richards Meinung nach, anfing.
Nachdem er Morgens – besser gesagt nachts – um 6 Uhr vom schrillen Klingeln des Weckers aus seinen Träumen gerissen worden war schwang er elegant und voller Elan seine Beine aus dem Bett schließlich war schönes Wetter und er hatte heute – und vermutlich die nächsten paar Wochen – frei, es sei denn Johnny würde ihn wieder im Auftrag des Boss’ anrufen und ihn für einen seiner spontanen und nicht immer ganz ungefährlichen Brüche einspannen.
Jedenfalls machte er sich darum keine Gedanken schließlich hatte er den ganzen letzten Monat gearbeitet. Er schwang seine Beine aus dem Bett und verzog angewidert dass Gesicht als sein linker Fuß in einer übelriechenden warmen Masse landete und dabei ein saftiges ‚Platsch’ erzeugte.
Er schloss die Augen und zog wütend die Luft zwischen den Zähnen ein, wobei ihm diesmal von dem Gestank fast übel wurde.
Er blickte an sich herunter stellte fest das sein vier jähriger Mischlings rüde ‚Bobby’ wohl immer noch stark mit seiner Verdauung zu kämpfen hatte und auch keinen Hehl daraus machte ihn das wissen zu lassen.
Langsam richtete er sich auf wobei er darauf achtete den Fuß der den Volltreffer gelandet hatte nur mit der Hacke aufzusetzen. Schwankend kam er zum Stehen und begann langsam
Auf einem Bein das Badezimmer anzusteuern.
Kaum hatte er es erreicht tastete er balancierend nach dem Lichtschalter und hüpfte dabei in den Raum hinein.
Der Schock der ihn traf als sein Fuß in der riesigen eiskalten Pfütze landete die sich unter dem Waschbecken gebildet hatte war so groß, das er für einen Moment laut aufschrie, wild ruderte er mit den Armen um sein Gleichgewicht zu halten, griff nach dem Duschvorhang glitt gleichzeitig auf dem glitschigen Boden aus und stürzte mit samt des Duschvorhangs mit voller Wucht in die Tiefe wobei er sich den Kopf auf dem Rand der Dusche aufschlug.
Als er wieder zu sich kam wünschte er sich er währe im Bett geblieben, er warf einen Blick zum Waschbecken und stellte fest, dass aus dem Rohr unter dem Becken eine kleine Wasserfontäne da für sorgte das sich fast im gesamten Raum eine riesige Wasserpfütze gebildet hatte.
„So ein Dreck“ er sprang auf vergaß für einen Moment seinen beschmierten Fuß und glitt abermals aus. Diesmal konnte er sich gerade noch mit einer Hand am Handtuchhalter festhalten.
Nach mehreren Versuchen gelang es ihm endlich sich aufzurichten und die Dusche zu erreichen.
Er hatte gerade seine Füße wieder sauber als ihn das Telefon im Wohnzimmer aufschrecken lies.
Hastig stellte er das Wasser ab und hielt den Atem an.
In der nun auftretenden Stille wirkte der Klang des Telefon geradezu aggressiv.
Er kletterte aus der Dusche und hastete aus dem Badezimmer wobei er sorgsam darauf achtete nicht wieder auszurutschen.
Als er das Telefon erreichte war bereits der Anrufbeantworter angesprungen, noch bevor die Begrüßungs- Stimme auf dem Band dem Anrufer fachmännisch erklärt hatte was er nach dem Piepton zu tun hatte riss Richard den Hörer von der Gabel und presste ihn ans Ohr.
„Ja?“ Seine Stimme klang gehetzt und eine gewisse Vorahnung schwang in ihr mit.
„Hi! Richi! Wie geht’s’ wie steht’s’ ich dachte schon du gehst nie dran!“
Richard stöhnte für einen Moment ärgerlich auf.
Hatte man ihm nicht versichert dass er nun erst mal für ein paar Wochen ausspannen konnte?
Er war müde und sein Kopf dröhnte.
„Johnny was willst du denn, hat dir der Boss nicht gesagt dass...?“
„Oh! Richi!“ unterbrach ihn John hastig mit einer Bedauerung die derart schlecht gespielt war das Richi am liebsten durch den Hörer gegriffen hätte und John solange gewürgt hätte bis dieser blau anlief.
„Richi, Richi alter Junge tut mir wirklich riesig leid, aber du weist ja wie das in unserer Branche ist Richi, ‚immer Bereit sein’“ er stieß ein widerliches Rauchehrhusten aus das Richi erneut vor Zorn rot anlaufen lies.
„Der Boss sagt der Kunde braucht das Gemälde noch vor Montag, hat sich halt kurzfristig um entschieden. Außerdem ist die Gelegenheit heute Nacht perfekt! Der alte Louis hat Nachtschicht.“
Die schmerzen in seinem Kopf wuchsen auf ein quälendes Hämmern an.
Er wischte sich über die Augen.
„John sag dem Boss ich bin müde ich habe in den letzten Wochen fast jede Nacht gearbeitet, ich brauche meine Ruhe, wenn ich überanstrengt bin kann ich mich nicht konzentrieren und du weißt das bei so einem Job Konzentration das wich.....“
„Paperlapap! Richi! Du brauchst einfach nur nachts in die Bank rein marschieren den Wachmann schlafen legen in den Hauptsafe gehen und das Bild einpacken, außerdem springt für dich diesmal ne 6 stellige Summe raus, der Kunde ist recht spendabel erwartet aber auch das Bild sofort zu bekommen“
Plötzlich war Richard hellwach.
Wenn es um Geld ging und vor allem um eine derart hohe Summe war Richard immer bereit über seine Grenzen zu gehen so als würde ihn eine verborgene Energie antreiben.
„Wow! 6 stellig das is’ echt nicht schlecht für nur einen Bruch, um wie viel genau handelt es sich?“
„ 900.000 $ sagt der Boss“
Richard wurde schwindelig.
Wow!! Er war weiß Gott nicht von der Wohlfahrt abhängig und kam mit der Gelegenheits- arbeit eigentlich immer sehr gut über die Runden aber diese Summe war einfach Wow!!
„Tja ich wusste ja das dir dass gefällt“ Johnny lachte erneut und abermals hatte Richard das Gefühl ein Schwein grunzen zu hören.
„Und das Beste ist: der Job ist leichter als einem Kind ein Bonbon weg zu nehmen!“ Johnny grunzte erneut.
leichter als einem Kind die Bonbons weg zu nehmen! Das glaubst du doch nicht wirklich oder Richi???
Richard fuhr sich abermals übers Gesicht.
Glaubst du die bieten dir soviel Geld an für einen Job den auch ein Amateur machen könnte??
Richard versuchte mit aller Kraft die Stimme in seinem Kopf zum Schweigen zu bringen.
„Mit 900.000 $ kannst du ne ganze weile die Füße hochlegen Richi alter Junge!!“
John hatte recht mit derart viel Geld konnte er getrost die nächsten 6 Jahre Pause machen.
Die leise mahnende Stimme in seinem Kopf wurde wieder lauter, doch Richard unterdrückte sie. Sein Entschluss stand fest.
„Ok! Ich machs.“
„Das wusste ich Richi! auf dich is immer Verlass!“
„Wie soll ich vorgehen?“
„Du bekommst noch zwei Mann für den Bruch zugeteilt.
Ihr wartet auf dem Parkplatz vor der Bank und sobald Wachablösung ist und der alte Louis die Nachtschicht übernimmt, schleicht ihr euch rein.
Dann setzt ihr den Wachmann außer Gefecht und geht in den Tresorraum im Untergeschoss des Gebäudes. Den Safe müsst ihr Knacken. Dürfte aber eigentlich kein großes Problem sein.
Dann schnappt ihr euch dass Gemälde – es ist nur eins da deshalb wirst du es erkennen ist wohl so was wie ein Ritter oder so was drauf - und verschwindet wieder. Ich sag doch Richi ‚So leicht wie einem Kind ein Bonbon weg zu nehmen’!!“ John grunzte wieder.
So leicht wie einem Kind ein Bonbon weg zu nehmen – ganz einfach also und dafür 900.000, oink! oink!
Richard brachte die Stimme in seinem Kopf abermals zum schweigen.
„Ach übrigens Richi...“ Richard schreckte plötzlich auf. Es war das erste mal das er eine gewisse Art von Sorge und Unbehagen in Johns Stimme hörte.
„Du hast doch eine Waffe oder??“
„Ja aber wieso fragst du du hast doch gesagt dass...“
„Nimm sie mit.“ Unterbrach John ihn plötzlich barsch.
So leicht wie einem Kind ein Bonbon weg zu nehmen
Richard hatte plötzlich das Gefühl, John wollte schnell fertig werden.
„Also, ich sag den Jungs Bescheid sie warten dann so gegen 16 Uhr hier darauf das du sie abholst. Machs gut Richi.“ Klick! Und bevor Richard noch irgendetwas sagen konnte hatte er aufgelegt.
Nur ein Bild Richi
Einfach Reinspazieren
Richi war schlecht er hatte plötzlich ein schlechtes Gefühl bei der Sache.
Dann hielt er sich wieder die ungeheuerliche Summe vor Augen und wischte mit einem Ruck die Übelkeit und die Stimme in seinem Kopf beiseite.
-4-
Hier saß er nun.
Es war trotz der Parkplatz Beleuchtung merkwürdig düster um sie herum, so als würde der Wagen von einer dunstigen Nebelwolke ergriffen.
Richard fröstelte.
Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache.
So leicht wie einem Kind ein Bonbon weg zu nehmen Richi!
Johns grunzendes lachen hallte geisterhaft und wie aus weiter Ferne durch seinen Kopf.
Schon seit einiger Zeit hatte der Gedanke an das Geld keine Kraft mehr das Ungute Gefühl in seinem Inneren zu vertreiben.
Am liebsten hätte er in diesem Moment die Wagentür aufgerissen und wäre schreiend davon gerannt.
Jemand drückte ihm einen schweren kalten Revolver in die Hand, das riss ihn so aprubt zurück in die Realität das er sich ruckartig aufsetzte und sich fast den Kopf stieß.
„Puh! Hast du mich erschreckt!“
„Alles klar Boss?“
Paul Huggins hatte einen besorgten Ausdruck im Gesicht, der aber sofort verschwand als Richard ihn erwartungsfroh angrinste und die Trommel des 38ers rollte.
Es kostete Richi unglaublich viel Kraft ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern.
Er hatte Angst zum erstenmal seit mehr als 20 Jahren hatte er wirklich Angst.
Das er nicht wusste woher diese Angst kam versetzte ihn allerdings in Zorn und die beste Art seine Angst zu überwinden schien ihm die Sache schnell hinter sich zu bringen.
In diesem Moment fuhr ein weißer schäbiger Kleinwagen mit einem kranken Motorengeräusch auf den Parkplatz und durchbrach für einen Moment die unheimliche Dunkelheit um sie herum.
Alle drei ließen sich tief in die Sitze rutschen um nicht vom Scheinwerfer des kleinen Toyotas entdeckt zu werden und beobachteten wie der Wagen langsam vor dem Haupteingang zum stehen kam.
Als der Motor und die Scheinwerfer ausgeschaltet wurden
griff sofort wieder jene unheimliche Düsternis nach ihnen.
Aus dem Wagen stieg Bill Louis.
Der 58 jährige trug eine schwarze Security Uniform – die an seinem mageren Körper allerdings äußerst lächerlich aussah – und eine Schirmmütze.
Er schloss seinen Wagen ab und betrat ohne sich um zu blicken die Bank.
Was erwartest du den auch Richi das er seine Waffe zieht und anfängt auf dich zu schießen?
Oder vielleicht dass er einen Dudelsack rausholt und beginnt mit Marschmusik die Wachablösung einzuleiten??
Richi wischte die spöttische Stimme in seinem Kopf wütend weg.
Kurze Zeit nachdem Louis die Eingangshalle der Bank betreten hatte, öffnete sich die Tür erneut und ein großer hünenhafter Kerl, der ebenfalls eine Security Uniform trug verließ das Gebäude, er rief beim Verlassen noch irgendetwas über die Schulter lachte und verlies dann mit schnellen Schritten den Parkplatz.
Neben Richi kicherte Lemieux der tief in seinen Sitz geduckt saß „ Nah mit dem hätten wir echt noch Freude gehabt“
Schon nach etwa 20 Metern hatte die Dunkelheit ihn verschluckt und nur noch leise Schritte waren zu hören, die sich rasch entfernten.
Langsam richteten sich alle drei wieder in ihren Sitzen auf.
Richard wartete noch etwa 4 Minuten blickte dann aufmunternd in die Runde und alle öffneten ihre Türen und stiegen aus.
-5-
Draußen war es eisig kalt so dass Richi sofort seine Jacke schloss.
Ihm schauderte.
„Fertig Leute?“ fragte er und drehte sich nach Huggins und Lemieux um.
„Ja alles klar Boss los geht’s!“
„Die Waffen werden nur benutzt wenn es unbedingt sein muss verstanden? Ich will nicht das die Sache hier in einem Blutbad endet“
Lemieux nickte und setzte ein Grinsen auf bei dem Richi erneut ein Schauer über den Rücken lief.
„Dann los!“
Sie gingen an der rechten Seite des Gebäudes entlang und erreichten nach einiger Zeit den Lieferanten Eingang auf der Rückseite des Gebäudes.
Huggins öffnete den großen schwarzen Seesack, den er über der Schulter trug und kramte einen Bolzenschneider heraus.
Nach einigem hin und her hatte das Schloss an der Außenseite der schweren Metalltür schließlich ausgespielt und viel mit leisem klimpern zu Boden.
Richi öffnete die Tür einen spaltbreit und späte hinein.
Dann trat er ein und Lemieux und Huggins folgten ihm.
-6-
Sie befanden sich in einem muffigen dunklen Raum der nur von der grünen Lampe des Notausgangs Schildes in ein blasses Licht gehüllt wurde.
Huggins trat als Letzter ein und schloss die Tür.
„Was jetzt Boss? Wo geht’s lang?“ fragte Lemieux
In seiner Stimme schwang eine merkwürdig kindische Art der Vorfreude mit.
„Moment, ich sehe nach“
Richi zog seine Maglite aus der Schlaufe an seinem Gürtel und lies sie aufblitzen.
Für einen Moment tanzten nur bunte Kreise vor seinen Augen und es dauerte eine Weile bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Sie befanden sich tatsächlich in einer Art Abstellkammer, die vollgestopft war, mit Handtüchern Besen Kartons und anderem Krempel.
„Paul reich mir mal die Karte“
Huggins kramte erneut in seinem Beutel und förderte den Grundriss des Gebäudes zu Tage.
Richi ging zu einem Kartonstapel und breitete die Karte darauf aus.
„Also, wie’s aussieht sind wir hier“ er tippte mit der Taschenlampe auf ein kleines Quadrat das sich ziemlich weit am Rand der Karte befand.
„Und so wie Johnny es mir erklärt hat, müssen wir in den Tresorraum im Keller, der ist hier“
Er fuhr mit dem Finger über die Karte und verharrte an einer Stelle.
„Na das is doch nich so weit“ kicherte Lemieux
„Ja das Problem is nur wir müssen quer durch die Eingangshalle um zu den Fahrstühlen zu gelangen“ sagte Huggins
„Genau das ist unsere erste Aufgabe“ Richi faltete die Karte wieder zusammen und gab sie Huggins.
„Louis is zwar alt, aber so alt das wir einfach an ihm vorbeispazieren können, ohne das er uns sieht ist er leider nicht.
Wir werden folgendes machen: Paul du schleichst dich von hinten an ihn ran und betäubst ihn ich werde hinter dir stehen und ihn fesseln falls er zu schnell wieder aufwacht und du Lemieux bringst dich in Position und erledigst ihn falls er versucht Schwierigkeiten zu machen und den Alarm auszulösen“
„Geht klar Boss“ Paul griff in die Tasche und zum Vorschein kam eine kleine Flasche, er nahm ein Taschentuch und tränkte es mit der Flüssigkeit aus dem Fläschchen.
Richi zog ein dünnes Drahtseil aus der Tasche und Lemieux schraubte einen Schalldämpfer auf seine 38er.
„Alle fertig?“ Richi blickte in die Runde.
Beide nickten.
Er schaltete die Maglite wieder aus und brauchte auch diesmal wieder einen Moment bis sich seine Augen an das grüne düstere Licht gewöhnt hatten.
Richi ging zur Tür auf der anderen Seite des Raumes, dicht gefolgt von Lemieux, der die Waffe im Anschlag hielt und Huggins, der im Vergleich zu Lemieux nur mit einem Taschentuch bewaffnet ein merkwürdiges Bild abgab.
Vorsichtig drückte Richi die Klinke herunter und spähte durch den Spalt.
Bingo.
Sie befanden sich genau auf der rückwärtigen Seite der Eingangshalle, direkt im Rücken des Empfangsschalters an dem nun die magere Gestalt des Wachmanns saß.
„Sieht so aus als wäre er beschäftigt“ flüsterte Richi.
Louis hatte es sich in seinem Schreibtischstuhl so bequem wie möglich gemacht und verfolgte die Wiederholung eines Footballspiels auf einem kleinen Thompson Fernseher der zwischen den Überwachungsmonitoren im rechten Teil des Pultes angebracht war.
„Los“ Richi öffnete so leise wie möglich die Tür und schlüpfte hindurch, Lemieux und Huggins folgten seinem Beispiel.
Sie versteckten sich hinter einer großen Marmornen Säule die unmittelbar hinter dem Pult stand.
Richi spähte noch einmal um die Ecke.
Noch immer verfolgte Louis regungslos das Geschehen auf dem Monitor.
Von draußen drang durch die Glasfront des Einganges mattes Licht in die Halle.
Bis auf das undeutliche Gequatschte des Kommentators das aus den Boxen des Fernsehers drang war es totenstill.
Richi sah sich nach Huggins um.
Dieser hatte sich bereits bereit gemacht und hatte das Taschentuch wie ein giftiges Insekt von sich gestreckt.
Er nickte ihm zu.
Auch Lemieux war bereit und hielt seine Waffe wie ein fettes James Bond Double auf seine Brust gedrückt.
„Auf drei“ hauchte Richi
Er packte das Seil fester
„Eins“
Paul spannte sich neben ihm und nahm eine Sprunghaltung ein.
„zwei“
Richi warf Paul einen Blick zu.
„DREI“
Augenblicklich stürmte Paul mit erhobenem Taschentuch von hinten auf Louis zu und bevor dieser auch nur den Mund zu einem Schrei öffnen konnte hatte Paul ihm auch schon das Tuch auf Mund und Nase gedrückt.
Er fuchtelte wild mit den Armen um sich und wand sich noch für ein paar Sekunden auf seinem Stuhl hin und her, verdrehte dann jedoch die Augen und verlor dass Bewusstsein.
Richi tauchte hinter Paul auf und löste ihn ab.
Bevor Louis vom Stuhl rutschen konnte schlang er das Seil drei mal um den Stuhl und verknotete es auf dem Rücken des Wachmanns.
„Puh! Saubere Arbeit Huggins!“
Richi atmete erleichtert aus.
„Ja den hast du schön schlafen gelegt, Paul“ kicherte Lemieux und kam aus seinem Versteck.
Auch Paul wischte sich erleichtert den Schweiß aus der Stirn.
Richi ging zum Fernseher der immer noch fröhlich vor sich hinplapperte und stellte ihn ab.
Sofort trat eine bedrückende Stille ein.
„Kipp ihn um und schieb ihn etwas vom Pult weg Lemieux, damit er nicht gleich auf die Idee kommt den Alarm auszulösen wenn er aufwacht.“
„Kein Problem“ sagte Lemieux fröhlich ging zu dem festgebundenen Wachmann und versetzte ihm einen kräftigen Stoß vor die Brust, sodass der Stuhl samt Passagier mit lauten Poltern auf dem gefliesten Boden aufschlug.
„Verdammt Vic!!! Lauter geht’s wohl nicht was???“
Paul funkelte Lemieux böse an
„Wieso hier is doch sowieso keiner und außer dem hat...“
„Schluss jetzt!! Lasst uns weiter machen wir haben nicht die ganze Nacht zeit
fuhr Richi dazwischen und beugte sich über das Kontrollpult.
Die flimmernden Monitore, zeigten ein Dutzend leerer Gänge und Räume.
Auch das innere des Tresorraumes war auf einem kleinen Monitor in der oberen Reihe zu sehen.
Richi beugte sich darüber.
Es war ein großer Raum dessen Wände mit Stahl verkleidet waren, von ihm gingen zwei kurze Gänge ab, die zu jeweils zwei Safetüren führten.
Aber Richis Hauptaugenmerk galt dem Zentrum des Bildes.
An der Wand gegenüber des Eingangs hing es. Das Gemälde.
Es war zweifellos das richtige, dass spürte Richi einfach, er beugte sich noch ein wenig näher über den Monitor und betrachtete es.
Es zeigte eine Gestalt, die durch einen schwarzen Kapuzenmantel vollständig verhüllt war und in der linken Hand eine altmodische zweischneidige Axt hielt.
Richi schauderte erneut, doch riss er sich zusammen und richtete sich auf.
„Das is unser Baby Jungs!“
Er klopfte mit den Fingerspitzen auf den Monitor.
„Da müssen wir rein“
Lemieux und Huggins warfen einen Blick auf den Bildschirm.
„Kinderspiel“ meinte Lemieux amüsiert.
„Das werden wir jetzt sehen“ Richi blickte sich in der Halle um und deutete auf einen Durchgang der zu den Aufzügen führte.
„Da geht’s lang!“
Sie durchquerten die Halle und gelangten durch den Durchgang in eine zweite kleine Lobby in der sich etwa ein halbes Dutzend Aufzugtüren Befanden.
Paul drückte einen Knopf an einer der Aufzugtüren und sie warteten.
Nichts geschah.
Kein Licht leuchtete auf, kein leises Summen verkündete das sich die Aufzugkabine auf den Weg machte. Nichts.
„Versuch einen anderen“ sagte Lemieux.
Paul schritt die Reihe der Türen entlang und betätigte jeden Knopf.
Mit dem selben Ergebnis. Nichts Passierte.
„Mmmmh“ brummte Richard „die müssen die wohl die Nacht über abgeschaltet haben, komm Paul wir gehen nochma’ eben zurück zum Kohntroll Pult und gucken nach ob wir einen Schalter oder irgendwie so was finden, du bleibst hier Victor und rufst wenn sich was tut.“
„Ok“
Sie gingen den Weg zurück und als sie die Eingangshalle wieder betraten hätte Richi beinahe vor Überraschung laut aufgeschrieen.
Louis, der Wachmann, war gerade dabei sich aus seinen Fesseln zu winden und hatte bereits beide Arme befreit.
„Oh Scheiße! Schnell Paul wir müssen ihn aufhalten bevor er den Alarm auslöst“
Als Louis die beiden Herannahenden sah, begann er lauthals zu fluchen und verstärkte seine Anstrengungen aus seiner Umfesslung zu entkommen.
„Ihr verdammtes Diebesgesindel!! Macht das ihr wegkommt!! Ihr Hurensöhne habt hier nichts zu suchen!!“
Paul erreichte den am Boden liegenden zu erst, doch im selben Moment hatte Louis sich befreit und streckte Blitzschnell sein Bein in Richtung des Heranstürmenden aus.
Paul der mit einer derart flinken Reaktion nicht gerechnet hatte zog scharf die Luft ein und versuchte im letzten Moment noch seine Laufrichtung zu ändern, doch es war zu spät.
Louis Bein rammte sich tief in Pauls Bauch, sodass dieser wie ein getroffener Boxer zu Boden sackte und laut aufstöhnte.
Doch Louis freute sich nicht lange über seinen Erfolg, sondern krabbelte in Richtung Pult um den Alarmknopf zu betätigen, der unter dem Tisch angebracht war.
Richi zog noch im Laufen seine Waffe und machte einen Hechtsprung auf den Wachmann zu.
Im letzten Moment reagierte Louis und lies sich zur Seite fallen.
Richi verfehlte ihn um Zentimeter und kam hart und wenig elegant auf dem Boden auf.
Für einen Bruchteil von Sekunden drehte sich alles um ihn, aus den Augenwinkeln nahm er war wie Huggins sich langsam versuchte wieder aufzurappeln und auch Louis wieder auf das Pult zu robbte.
Richi rappelte sich schnell wieder auf Hände und Knie auf und packte Louis gerade noch am Knöchel.
„Stehen bleiben!!“ keuchte Richi außer Atem er tastete nach seiner Waffe bekam sie zu fassen und richtete sie auf Louis Hinterkopf, der sich weiterhin alle Mühe gab auch trotz des zusätzlichen Gewichts an seinen Beinen weiter vorwärts zu kommen.
Richi spannte den Hahn des Revolvers, hielt sich mit der anderen Hand weiter krampfhaft an Louis Knöchel fest und wollte gerade einen Warnschuss abgeben, als der Absatz von Louis freiem Fuß dermaßen hart auf seiner Nase landete das er für einen Moment nur noch Bunte Kreise vor seinen Augen tanzen sah.
Er stieß einen Schrei aus und spürte wie ihm warmes Blut aus der Nase strömte.
Mehr aus Überraschung als wegen des Schmerzes lies er Louis Bein los und blickte ihm Verzweifelt und benommen hinterher.
Louis kam wieder auf Hände und Knie hoch und rutschte weiter, während er ununterbrochen wüste Beschimpfungen ausstieß.
„Jetzt werdet ihr sehen was ihr davon habt ihr verdammten Hurensöhne, ihr werdet euch wünschen...“
Was Richi dann sah versetzte ihn in pures Entsetzen, er wollte noch einen Schrei ausstoßen, doch heraus kam nur ein klägliches Krächzen.
Lemieux war plötzlich vor dem am Boden rumkrabbelnden Louis aufgetaucht und baute sich nun breitbeinig zwischen ihm und dem Kontrollpult auf.
In seiner Hand hielt er etwas das Richi zuerst für ein Brecheisen hielt, beim zweiten Hinsehen identifizierte er es aber als eine große rote Feueraxt, wie sie benutzt wird um sich im Brandfall den Weg durch verschlossene Türen zu bahnen.
Ihm wurde schwindelig.
Lemieux griff die Axt mit beiden Händen, riss sie hoch über den Kopf und lies sie mit einem lauten Schrei auf den Rücken des Wachmanns niedersausen.
Richi konnte hören wie sein Rückrad zerbarst.
Dann herrschte wieder Stille.
Richi schloss die Augen, neben sich hörte er Paul schwer atmen.
Er blickte auf.
Lemieux war auf den Schreibtischstuhl gesunken und übergab sich.
Louis lag ausgestreckt etwa 3 Meter entfernt vom Pult auf dem Boden.
Um seine Leiche, bildete sich eine rasch größer werdende Blutlache.
Die Axt steckte wie eine groteske rote Markierungsfahne in seinem Rücken.
„Was zum Geier hast du dir dabei gedacht Lemieux! ??“
„Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? !!“
Richard sprang auf, sein Schock hatte sich urplötzlich in rasende Wut verwandelt, er stürmte auf Lemieux zu packte ihn am Kragen und riss ihn hoch.
Lemieux wollte den Mund aufmachen und Richi versetzte ihm einen derartig harten Schlag ins Gesicht, das dieser erneut auf den Boden viel.
„Bist du total verrückt geworden??“
Er versetzte dem am Boden liegenden einen Tritt.
„Du kannst ihn doch nicht einfach umlegen!!“
Erneut riss er Lemieux hoch und schleuderte ihn gegen dass Pult wobei drei Monitore mit lautem Zischen zerbarsten.
Lemieux wimmerte vor Schmerz und hielt sich seinen Bauch.
„Ich werde dich...“
Huggins packte ihn am Arm und hielt ihn davon ab erneut auf Lemieux einzuschlagen..
„Ist gut Richi, lass ihn“
Richi beruhigte sich langsam wieder, eine tiefe Verachtung für Lemieux löste die Wut in seinem Inneren ab.
„Du hast recht“
Er wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
Seine Nase war gebrochne, dass wusste er, aber wenigstens hatte sie aufgehört zu bluten.
„Dafür wirst du den Rest deines Lebens nur noch die Drecksarbeit erledigen Lemieux! , das schwöre ich dir“
Lemieux saß immer noch zusammengekrümmt auf dem Pult und blickte Richi verschlagen und wütend mit verschwollenem Gesicht an.
„Ich wollte ihn nicht töten...“ stammelte er
„ich hab einfach die Beherrschung verloren, ich weiß auch nicht ich... ich...“
Er brach abermals in leises Wimmern aus.
Richi schubste ihn voller Verachtung vom Pult weg und suchte nach dem Aufzugsschalter.
Alle Knöpfe und Bildschirme waren mit dunklem warmen Blut bedeckt.
Er fand den Hauptstromschalter und legte ihn um.
Augenblicklich leuchtete dass Licht in der Aufzugslobby auf und auch die Beleuchtung in anderen Teilen des Gebäudes sprang an, wie Richi auf den blutverschmierten Monitoren sehen konnte.
„Last uns weitermachen, wir haben nicht mehr allzu viel Zeit bis zum Sonnenaufgang“ sagte Richi tonlos, er wandte sich um warf noch einen Blick auf die grausige Leiche und nickte dann Paul Huggins zu der zwar blass war aber dennoch einigermaßen gefasst wirkte.
„Gib Victor den Krempel der soll ihn tragen“
Paul übergab Victor die Tasche mit ihren Werkzeugen und warf ihm einen verabscheuenden Blick zu.
Als sie die helle Lobby erreichten, fühlte Richi sich schon besser, er war zwar immer noch wütend auf Lemieux, der wie ein geprügelter Hund hinter ihnen herschlich, aber auf eine seltsame Art und Weise kam es ihm vor als lägen die Ereignisse von gerade eben schon mindesten zehn Jahre zurück, er hatte schon jetzt eine unheimliche Distanz dazu aufgebaut und die Bilder verblassten immer mehr in seinem Kopf.
Richi betätigte einen der Knöpfe und das vertraute Summen der Kabine ertönte.
Nach kurzer Zeit gab der Aufzug ein leises Klingeln von sich und die verchromte Aufzugtür öffnete sich.
Sie gelangten in einen hell erleuchteten sterilen Keller.
Die Wände waren weiß gestrichen und der Boden mit dunklem Linoleum ausgelegt.
Ihre Schritte schallten dennoch dumpf durch die Gänge.
Paul holte die Karte hervor und warf einen Blick darauf.
„Die nächste rechts“
Sie gingen den langen breiten Korridor entlang, der von der Aufzugstür wegführte.
Schließlich gelangten sie an eine Kreuzung und bogen rechts ab, nach kurzer Zeit standen sie vor einer riesigen stämmigen Eisentür, an deren rechter Seite eine kleine Tastatur angebracht war.
„Jetzt bis du dran Vic“ sagte Paul
Lemieux kramte in seinem Beutel und förderte einen flachen Laptop zu Tage.
Er verband den Kasten rechts neben der Tür mit dem Computer und schaltete ihn ein.
Er tippte einige Zeit wie ein Besessener auf den Tasten seines Notebooks rum bis, schließlich ein leises Summen ertönte, das von der Eisentür zu kommen schien.
Erleichtert atmete Lemieux auf.
„Das wäre geschafft“ er wischte sich den Schweiß von der Stirn und warf Richi und Paul ein dümmliches Grinsen zu.
„War ein Kinderspiel“
-7-
Mit einem leisen Summen schwang die Tür auf und gab den Blick auf den Tresorraum frei.
Richi trat hinein und wie eine Hitzewelle schlug ihm plötzlich wieder jenes ungute Gefühl entgegen.
So leicht wie einem Kind ein Bonbon wegzunehmen, Richi! Oink!
Auf der entgegen gesetzten Seite der Tür hing das Gemälde und Richi fragte sich unwillkürlich was er hier eigentlich machte, oder fragte das Bild ihn??
Ihm wurde wieder schlecht.
Hätte er jetzt die Möglichkeit gehabt, wäre er wahrscheinlich schreiend hinaus gerannt, stattdessen riss er sich zusammen näherte sich dem Bild und betrachtete es genauer.
Es war ein uralter Schinken mit hässlichem Goldenen Rahmen, der irgendwie überhaupt nicht zum Bild passte.
Das Bild zeigte, wie Richi auch schon durch die Überwachungskamera gesehen hatte eine in schwarz gekleidete bedrohliche Gestalt, die der Künstler bis zur Hüfte eingefangen hatte.
In der rechten Hand hielt sie eine ebenfalls dunkle zweischneidige Axt, so wie sie Richi nur aus dem Museum und aus alten Historien Filmen kannte.
Im Hintergrund konnte man verschwommen eine Strasse erkennen die von schiefen grauen Häusern flankiert wurde.
Links neben dem Rahmen war ein kleines weißes Plättchen mit dem Titel des Bildes und der Kundennummer des Klienten angebracht.
„Der Henker“ flüsterte Richi leise.
Inzwischen hatte sich Paul neben ihn gesellt und starrte ebenfalls mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu auf das Gemälde.
„Unheimlich nicht war?“ sagte er leise
„Wie meinst du das?“ Richi wusste genau was Paul meinte er wollte es nur aus dem Mund einer anderen Person hören.
Vielleicht damit du weißt ob du nicht langsam durchdrehst Richi?
„Na ja man hat den Eindruck als starrte einen dieser finstere Typ direkt an, obwohl man seine Augen gar nicht sehen kann, es hat eine...“
„Unheimliche Aura..“ unterbrach ihn Victor, der sich ebenfalls dem Bild genähert hatte, sein Blick war leer und irgendwie –und das erschreckte Richi mehr als das Bild- irgendwie tot.
„Na was hilft es uns“ Richi fuhr sich nervös durchs Haar.
Last es uns einpacken und dann schnell hier verschwinden.
Victor holte die große Dokumenten Rolle aus der Tasche und gab sie Paul.
Richi wollte gerade nach dem Rahmen des Bildes greifen, um es herunter zu nehmen, als er mitten in der Bewegung versteinerte.
Mit schreckensgeweiteten Augen starrte er das Bild – oder vielmehr das Etwas – auf dem Bild an.
„Was is los?“ fragte Paul und dann erstarrte auch er in der Bewegung.
Von der Axt tropfte Blut, aber nicht einfach nur gemaltes Blut, sondern echtes Blut tropfte von der Schnittfläche der Axt und lief den Rahmen herunter und auf den Boden.
Richi schrie auf und taumelte zurück.
Sein Gehirn bestätigte ihm zwar was er da sah aber sein Verstand weigerte sich, das zu akzeptieren.
Lemieux schrie auf.
Mittlerweile war auch Paul aus seiner Erstarrung erwacht und stöhnte laut auf.
„Das... das ist ein T-Trick.. das kann unmöglich...“
Huggins näherte sich dem Strom von Blut, der nun am Bild herunter lief, er tastete mit den Fingern danach, Richi wollte ihm eine Warnung zu rufen doch aus seiner Kehle, drang nur ein heiseres Krächzen.
Als Paul mit seinen Fingern das Blut fast berührte, erwachte der Henker plötzlich zum Leben.
Seine dunkele behandschuhte Hand schoss aus dem Gemälde hervor und packte Paul am Hals.
Dieser keuchte vor Überraschung und Entsetzen laut auf.
Aus den Augenwinkeln nahm Richi war, wie Lemieux schreiend die Flucht ergriff.
Richi rappelte sich auf und zog seinen Revolver.
„Richi hilf mir... argh..!“ keuchte Paul, die schwarze Hand des Henkers hatte seinen Hals so stark umklammert, das Paul vor dem Bild auf die Knie gesunken war und sein Gesicht bereits blau anlief.
Richi stürmte heran stellte sich breitbeinig vor das Gemälde und richtete seine 38er mit beiden Händen darauf.
Er zielte und gab fünf schnell aufeinander folgende Schüsse auf den Kopf der schwarzen Gestalt ab, die in der Bildmitte nun plötzlich nicht mehr wie ein Haufen Pinselstriche aussah, sondern erschreckend real wirkte.
Ihr Umhang wehte und die Axt blitzte im Licht der Scheinwerfer, die auf das Bild gerichtet waren.
Alle Kugeln trafen ihr Ziel und schleuderten den Kopf des Henkers mit viel Schwung zurück, Richi reagierte und riss Huggins vom Gemälde weg, er stolperte zurück und beide landeten benommen auf dem Boden.
Mühsam und nach Atem ringend erhob sich Paul wieder, sein Gesicht hatte immer noch einen leicht violetten Farbton.
„Das.. war kein Trick“ keuchte er und rieb sich die dunkelroten Würgemale die die Hand des Angreifers hinterlassen hatten.
„Ich dachte schon du schaffst es nicht mehr“ schnaubte Richi erleichtert und gab Paul einen Klaps auf die Schulter.
Er drehte sich wieder zum Bild um und war nicht mal sonderlich überrascht, als er es unversehrt und ohne Veränderungen an der weißen makellosen Wand hängen sah.
Kein Blut keine Einschusslöcher.
„Das ist doch unmöglich!“ stöhnte Huggins der sich immer noch den Hals rieb, mittlerweile aber wieder einen relativ normale Gesichtsfarbe hatte.
„Meinst du das ham wir uns gerade nur eingebildet?“
er blickte Richi fragend an.
„Nein das glaube ich nicht“ Richard deutete auf Victors Tasche die dieser bei seiner hastigen Flucht hatte fallen lassen.
„Und wenn doch dann ham wir uns alle drei täuschen lassen“
„Dieser Feigling“ knurrte Paul verächtlich.
„Las uns hier verschwinden, Richi“
Richi stimmte ihm wortlos zu.
Er hatte von Anfang an gespürt, das die Sache einen Haken hatte.
Nein Richi keinen Haken! Eine Axt! Hihihi!!
Die Stimme dröhnte so plötzlich in seinem Kopf auf, das er beinahe laut aufgeschrieen hätte.
„Nix wie raus hier!“
Richi geriet plötzlich in Panik und auch Huggings hatte einen gehetzten Blick.
Rasch kramten sie ihre Sachen zusammen und stopften sie in den Beutel, dabei vermieden es beide krampfhaft einen Blick auf das Bild zu werfen als könnte das Etwas sie allein durch Blickkontakt ergreifen.
Als sie fertig waren, eilten sie fast fluchtartig zur großen Eisentür und stürmten aus dem Tresorraum hinaus.
Richi konnte nicht anders, sein Verstand schlug Alarm, doch als würde eine unsichtbare Hand seinen Kopf ergreifen und herumreißen, warf er einen Blick zurück.
Alles in seinem Körper verkrampfte sich vor Entsetzten.
Das Bild hing nach wie vor an seinem Platz, doch was auf dem Bild zu sehen war, war noch schrecklicher als Richi erwartet hatte.
Auf dem Bild war nur die Strasse und der düstere verschwommene Häuserblock zu sehen.
Es war leer
Elvis has left the building!!! Kreischte die Stimme in seinem Kopf
In diesem Moment entdeckte auch Paul die Veränderung und prallte vor Schrecken an die Wand.
„Das ist doch... das kann doch.. gar nich.. wo zum Geier...“
Richi konnte für einen Augenblick nur stammeln und musste all seine Kraft aufbringen um seinen Blick von dem verwaisten Bild zu lösen.
Paul, der sich an die Wand gelehnt hatte und dem erkennbar die Knie zitterten drückte in einem Satz alles aus, was Richi in diesem Moment dachte.
„Richi wenn wir jetzt nicht augenblicklich hier verschwinden sind wir... sind wir tot.“
Er rappelte sich langsam wieder hoch.
Es bedurfte keiner weiteren Absprachen, beide rannten ohne sich noch einmal umzusehen los.
Als sie den Aufzug erreichten drückte Paul hastig den Aufzugsknopf.
Mit einem leisen Suren glitten die beiden Aufzugstüren auseinander und sie stürzten hinein.
Richi betätigte den Knopf für das Erdgeschoss.
Paul holte seinen Revolver aus der Tasche und entsicherte ihn auch Richi lud seinen 38er durch.
„Wenn wir gleich oben ankommen, nehmen wir den Haupteingang, ich will hier keine Sekunde länger drin bleiben“
„Ok!“ keuchte Richi und nickte ihm zu
„Was meinst du ist aus Vic geworden? Richi? , meinst du er wartet oben auf uns??“
„Ach der hat sich sicher längst verpisst, dieses miese kleine...“
Abrupt beendete er den Satz und guckte auf seinen Arm, auch Paul starrte ihn an.
Warmes Blut tropfte von oben auf ihn herab.
Beide blickten entsetzt an die Decke des Aufzuges.
Sie hatten Lemieux gefunden.
Seine Leiche war an die Decke der Kabine genagelt worden wie ein übergroßer fetter Schmetterling auf das Brett eines Biologen.
Die Feueraxt war ihm durch den gesamten Brustkorb gerammt worden, das war augenscheinlich mit derartig viel Kraft, geschehen, dass sie sogar noch die Decke der Kabine durchbohrt hatte und ihn dadurch festhielt.
Sein Gesicht war zu einem stummen Schrei des Entsetztens verzehrt.
Seine Augen waren aufgerissen, aus seinem Mund tropfte Blut.
Beide übergaben sich.
Als Richi wieder einigermaßen bei Verstand war, stellte er fest das er nur noch eins wollte
RAUS! raus! Raus aus diesem Alptraum!
Paul dachte wahrscheinlich dasselbe, den als die Türen des Aufzugs sich öffneten, stürmten beide wie gehetzte Hund aus dem Aufzug heraus und in die Lobby.
„Hier entlang“ keuchte Paul und wies mit seiner Waffe auf den Ausgang zur Eingangshalle.
In seinen Augen stand ein Ausdruck von Entsetzten, den Richi noch nie gesehen hatte.
Paul hetzte los und Richi folgte ihm.
Paul war derartig schnell, dass er fast die dunkele Gestalt gerammt hätte, die sich vor ihnen im Gang zwischen Lobby und Eingangshalle aufgebaut hatte.
Paul schrie entsetzt auf und taumelte zurück, sodass er mit Richi zusammen prallte, der ihm folgte.
Vor ihnen stand die riesige düstere Gestalt des Henkers.
Er wirkt dreimal so groß wie auf dem Gemälde, schoss es Richi entsetzt durch den Kopf.
Anstatt der Zweischneidigen Axt, die er auf dem Bild trug, hatte er nun allerdings die riesige blutige Feueraxt in der Hand, an der noch Blut und Stofffetzen von Lemieux’ Sweater klebten.
Ehe Paul reagieren konnte, und sich zur Seite rollen konnte, holte die riesige Gestalt aus und schlug Paul mit einem schmatzenden Geräusch den Kopf ab.
Richi konnte für einen Moment an gar nichts denken, mit vor Schrecken geweiteten Augen und auf dem Hosenboden sitzend, starrte er das groteske Szenario an.
Das glaub ich nicht, das passiert nicht wirklich das ist ein Alptraum
Nein halt! Ich bin verrückt geworden das wird es sein!
Diese Vorstellung hatte komischerweise eine tröstliche Wirkung auf Richi.
Dann schrie er abermals entsetzt auf, als Huggins abgetrennter Kopf langsam auf ihn zu gerollt kam.
„Neiiiiin!!!“
Er wich dem Kopf im letzten Moment aus und kam wieder auf die Beine, im Hintergrund hörte er, wie Paul Huggins Kopf mit einem widerwärtigen Geräusch gegen die Wand prallte.
Aber seine Augen waren fest auf die fürchterliche Gestalt geheftet die sich langsam auf ihn zu bewegte.
Er beugte sich vorsichtig herunter und tastete nach seiner Waffe die auf dem Boden lag, ohne jedoch dabei das Etwas vor ihm aus den Augen zu lassen.
Komm schon! komm schon! komm schon! verdammt!!!!!
Seine Hände glitten hastig über den kalten Marmorboden.
Sein Gegner bewegte sich mit unheimlicher Ruhe immer weiter auf ihn zu und schien ihn durch die Dunkelheit die auf seinem Gesicht lag spöttisch anzublicken.
Er hat keine Augen!! Verdammt!! Er ist überhaupt kein Mensch!!
Plötzlich fing die Gestalt an zu kichern
Richi hatte noch nie in seinem Leben ein derartig böses Lachen gehört
Ihm gefror das Blut in den Adern.
„LAUF RICHI!!! LOS!! LAUF SOLANGE DU NOCH KANNST!!!!“
Richi schrie auf und begann wie ein Footballspieler, der nach einer Lücke in der gegnerischen Verteidigung sucht hin und her zu tänzeln.
Du kannst es schaffen Richi du kannst es schaffen!! Nimm deine Beine in die Hand!!
Es waren nur etwa fünfzig Meter bis zur Eingangstür.
Er würde einfach vorbeischießen und sich mit einem Hechtsprung durch die Glasfront retten.
„LOS DOCH RICHI!!“ Die Gestalt schien etwas zur Seite zu weichen und lies die bluttriefende Axt sinken.
Eine Falle!!!
Dröhnte es durch seinen Kopf, doch er ignorierte die Stimme und schoss mit dem Mut der Verzweifelung vor, es gelang ihm rechts an der Gestalt vorbeizurennen.
Er lief.
Die Eingangsfront rückte immer näher.
Ich schaff es Ich schaff es!!!!!
Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte seinen Körper, das ihn für einen Moment all seine Panik vergessen lies.
Er rannte, wie er sein ganzes Leben noch nie gerannt war, der Boden unter seinen Füssen, schien unter ihm hinweg zu fliegen.
Hinter ihm hörte er das Kichern des Henkers.
Aber er verscheuchte die wieder aufbrandende Angst und verdoppelte nocheinmal seine Kraftanstrengungen.
An seinen Auge zischte die Umgebung nur so vorbei. Die Glasfront war jetzt schon zum Greifen nahe.
Er setzte zum Sprung an und stieß sich mit letzter Kraft vom Boden ab, im gleichen Moment hörte er ein Zischen.
Ein Zischen das ihn irgendwie an eine Frisbee oder einen gut geworfenen Football erinnerte, der elegant die Luft durchschnitt.
Dann sauste die blutige Klinge der Axt heran und trennte seinen Kopf vom Körper.
Sein Körper landete wie ein Sandsack auf dem Boden, sein Kopf durchbrach wie eine Kanonenkugel die riesige beleuchtete Fensterfront der Bangor Bank for international exchangeund und zerplatzte auf dem Parkplatz wie ein ein reifer Kürbis.
Banger News vom 16.06.2002
Wie ein Polizeisprecher heute Morgen bestätigte, wurden in der vergangenen Nacht die grausam entstellten Leichen dreier Männer, im inneren der BBIE gefunden, warum die drei sich jedoch dort aufhielten und wie ihr grausamer Tod zu erklären ist, ist weiterhin unklar.
Der einzige Lebende Zeuge der Wachmann Bill Louis der in der Vergangenen Nacht Dienst hatte, konnte noch nicht befragt werden, da er, offensichtlich aufgrund einer Herzattacke, am Morgen bewusstlos gefunden wurde.
Er sei aber so der Chefarzt des St.Patrick Krankenhauses „schon wieder auf dem aufsteigenden Ast“ und weise bis auf leichte Rückenschmerzen, die vermutlich durch einen Sturz vom Stuhl zu erklären sind, keine Lebensbedrohlichen Rückwirkungen des Herzanfalles auf, sodass er in Kürze zu einer Aussage in der Lage sein wird.
Ende