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Ewyn - Der erste Tag

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23.04.2019
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Anmerkungen zum Text

Willkommen bei meiner kleinen Kurz(?)Geschichte =)
Ich freue mich auf eure Kommentare und konstruktive Kritik =)

Trigger Warnung: In der Geschichte sind zwar keine expliziten sexuellen Handlungen beschrieben, dennoch ist das Thema der Vergewaltigung mehrfach präsent.
Leser_innen, die mit Inhalten dieser Art nicht konfrontiert werden möchten, seien an dieser Stelle vorgewarnt.

Ewyn - Der erste Tag

ca. 400 n.Chr.

„Wach endlich auf, du verdammter Hund!“
Die zornige Stimme seines Herrn, riss den jungen Mann aus dem Schlaf. Er hatte das Knarzen des schweren, Holzbodens kaum bemerkt, als sein Besitzer sich ihm genähert hatte, um ihn unsanft zu wecken. Noch immer benommen vom Schlaf und dem Schmerz der gestrigen Nacht, in der er von seinem betrunkenen Herrn beinahe bis zur Besinnungslosigkeit geschlagen worden war, schaffte er es kaum sich aufzurichten, ehe er einen Tritt in die Seite erntete.
„Du hast heute noch eine Menge zu tun. Also steh endlich auf, Köter.“, kläffte er grob. Sein Herr war groß und breit, ein Mann fortgeschrittenen Alters, dessen einst braunes Haar bereits begonnen hatte zu ergrauen. Die Falten in seinem Gesicht und die Härte in seinen Augen sprachen von einem Leben, das von wenig Lachen, dafür jedoch umso mehr Zorn und Ärger geprägt worden war. Er hatte alles getan, um seinen Vater in allem zu übertrumpfen. Letztlich hatte er sich als Händler kostbaren Schmuckes so weit hochgearbeitet, dass er in einer prächtigen kleinen Villa lebte, einen Stall mit Pferden und eine Hand voll Sklaven besaß. Köter, so nannte sein Herr ihn, war einer dieser Sklaven. Er war der einzige Weiße unter ihn. Vielleicht erhielt er darum die luxuriöse Behandlung nicht im Stall schlafen zu müssen, sondern eine kleine Ecke im Haus, auf deren harten Steinboden er eine schmale Decke ausgebreitet hatte, sein zu Hause nennen zu dürfen. Gleichzeitig war er der einsamste von ihnen allen. Während ihnen nach einem langen, harten Tag der Schufterei, für ihren gnadenlosen, gewaltsamen Herren, noch immer der Trost blieb, den sie einander schenkten, lag er wie ein Hund einsam und zusammengekauert auf seiner Decke, immer mit der Frage im Kopf, wie lange er noch hier bleiben müsste. Nicht einmal einen richtigen Namen hatte sein Herr ihm gegeben, nachdem man ihn als Säugling seinen Eltern, ebenfalls Sklaven eines anderen Hauses, entrissen hatte. Er erinnerte sich nicht an seine Mutter oder seinen Vater. Seit mehr als zwanzig Jahren, war er ein Niemand ohne Vergangenheit und ohne Namen. Manchmal nannte sein Herr ihn Fylth. Dreck, bedeutete das. Er hatte sich daran gewöhnt, dass das das nächste an einem Namen war, auf das er hoffen konnte.
Sein Rücken knackte, als er sich eilig aufrichtete, seine Decke zusammenfaltete und so in einer Ecke verstaute, dass sein Herr ihn nicht dafür bestrafen würde, dass das Haus wegen ihm unordentlich sei. Ohne ein Wort zu sagen, eilte er mit gesenktem Blick in den großen Wohnraum. Das Feuer, das besonders im Winter immer brennen sollte, war beinahe erloschen. Schnell kniete er sich vor die Feuerstelle, warf ein paar Holzscheite auf die Glut, die noch damit kämpfte nicht zu vergehen und legte ein paar getrocknete Blätter dazu. Mit etwas Glück, würden sie die Glut auffangen und die Holzscheite zum Brennen bringen. Er lächelte, als er sah, dass das Glück tatsächlich auf seiner Seite war und eine kleine, fast unscheinbare Flamme, mit ihrer Zunge über das Holz leckte, bis es schließlich zu brennen begann und die winzige Flamme zu einem Feuer wuchs. Unter schmerzenden Knien, richtete er sich mühsam auf und sah sich um. Die schmalen Fenster, die etwas Licht in den Raum einluden, standen gerade so weit offen, dass genügend Sauerstoff hereinkam, das Feuer den Raum jedoch trotzdem ausreichend zu erwärmen vermochte. Sein Blick wanderte zu dem Tisch, auf dem noch immer die leeren Weinflaschen des Vorabends, sowie die Teller mit dem Rest des Essens standen. Er blickte sich zaghaft um, wohl bedacht, dass ihn niemand dabei ertappte, wie er einen Knochen, an dem noch ein Stückchen Fleisch hing, schnell zu seinem Mund führte und den Rest aß. Er brauchte Kraft. So wie sein Herr ihn wieder geschlagen hatte wusste er, dass es womöglich Tage dauern würde, bis er sich von den Schmerzen erholte. Wenn er jedoch Schwäche zeigte, würde er ihn nur erneut bestrafen. Er kniff die Augen gequält beim Knurren seines Magens zusammen und warf den abgeknabberten Knochen schließlich zurück auf den Teller, ehe er das restliche Geschirr abräumte, um es draußen am naheliegenden Bach zu waschen. Er verließ das Haus und atmete für einen kurzen Moment die frische Morgenluft ein. Weit hinter dem Wald, der hinter dem Haus lag, sah man bereits die ersten Strahlen der Sonne, die einen neuen Tag ankündigte. Er belächelte wehmütig die Tatsache, dass er wusste, dass sich auch an diesem Tag nichts für ihn ändern würde. Überhaupt, würde sich nie etwas ändern. Mit dem Geschirr in den Händen ging er eilig zum Bach und bemühte sich darum, alles so sauber zu waschen, dass sein Herr nicht wieder einen der Teller aus Wut über seine Unfähigkeit eine so einfache Aufgabe zu bewältigen, zerschmettern würde.
Zurück im Haus, sah er, dass sein Herr sich seine feinste Kleidung angezogen hatte. Er trug ein kostbares, weißes Hemd gepaart mit einer dunkelbraunen Lederhose. Über seinen Schultern hing ein schwarzer Pelzumhang, den er von einer seiner Handelsreisen mitgebracht hatte und wie einen Schatz hütete. Niemand in der Umgebung besaß ein so wertvolles Stück. Dass er ihn ausgerechnet heute trug, musste etwas bedeuten.
„Kümmere dich darum, dass nachher ein Festmahl auf dem Tisch steht.“, keifte er, ohne ihn dabei eines Blickes zu würdigen.
„Ja, Gebieter.“, gab er diesmal mit untergebener Stimme zurück und nickte. Iden, so hieß sein Herr, beobachtete ihn streng dabei, wie er mit nervösen Händen die Kartoffeln zu schälen begann.
„Heute kommt sie an.“, erklärte er schließlich, was seinen Diener aufhorchen ließ.
„Sie, Gebieter?“ Hatte Iden es so spät in seinem Leben geschafft eine weitere Frau an sich zu binden? Vor vielen Jahren, war er bereits vermählt gewesen. Sein Weib war eine garstige Person gewesen, erfüllt vom gleichen Hass, der auch sein Herz verseucht hatte. Letztlich war sie im Kindbett gestorben. Der Säugling hatte ohne seine Mutter ebenfalls wenige Tage später sein Leben verloren. Danach war Iden zu seinen Sklaven nur noch grausamer gewesen. Eine Frau hatte er sich nie wieder genommen. Doch scheinbar erkannte er, dass all seine Arbeit am Ende seines Lebens umsonst gewesen sein würde, wenn er keinen Erben hatte, dem er all das vermachen konnte.
„Deine neue Herrin.“, fuhr er mit strengem Ton fort. Er lehnte sich demonstrativ zu seinem Untergebenen herüber und schnupperte auffällig an ihm. „Ehe sie kommt, wirst du dich nochmal waschen, Fylth. Du stinkst wie ein Schwein. Sie soll nicht den Eindruck haben, dass es ihr hier nicht gut gehen wird.“, fügte er zischend hinzu.
„Natürlich, Herr.“
„Du wirst sie als Herrin ansprechen. Wenn ich höre, dass du ihren Namen nennst, bekommst du Schläge. Kenne deinen Platz.“, mahnte er und durchbohrte ihn förmlich mit seinem Blick. Sein Diener nickte schweigend. Schließlich machte Iden auf dem Absatz kehrt und ging zu einem der Fenster, um seinen Blick nach draußen zu richten und zu sehen, ob seine neue Frau bereits eintraf.
Tatsächlich stand er mehrere Stunden am Fenster. Sein Sklave kannte diese Geduld nicht von Iden. Normalerweise konnte ihm nichts schnell genug gehen. Die Tatsache, dass er regungslos, mit hinter seinem Rücken verschränkten Armen, schweigend dastand und wartete, war eine völlig neue Erfahrung. Eine Erfahrung für die er dankbar war. Immerhin musste er sich in dieser Zeit keine erniedrigenden Beschimpfungen anhören oder gar schlagen lassen, weil er etwas nicht schnell genug tat. Schließlich lächelte er zufrieden, als er das Essen roch, das er zubereitet hatte. Einer der Sklaven hatte ein fettes, großes Wildschwein vom Jäger abgeholt, das Iden bereits Tage zuvor bestellt haben musste. Es war ihm wohl über die Maße wichtig, seinen Wohlstand zu präsentieren, wenn seine neue Frau eintraf. Dabei machte es keinen Unterschied. Wenn ihr Vater der Vermählung zugestimmt hatte, war sie seine Frau, ob sie wollte oder nicht. Einen übermäßig guten Eindruck machen zu wollen, war überflüssig. Sie gehörte ihm bereits.
Er brachte den Eber, den er mit dem wenigen Gemüse, das ihnen zu dieser kalten Jahreszeit zur Verfügung stand, garniert hatte, zum Tisch. Ebenso stellte er einen Topf mit Kartoffeln und frischen Wein hinzu. Die Teller platzierte er fein säuberlich gegenüber voneinander, so dass die Eheleute einander beim Essen ansehen konnten. Unauffällig leckte er sich beim Anblick des Tieres über die Lippen. Er war so groß gewachsen, dass er sich sicher war, dass diesmal etwas übrigbleiben und er zu dem üppigen Mahl, das Iden ihm zum Ende des Tages in seine Ecke warf, vielleicht sogar ein Stückchen von dem Fleisch bekommen würde.
„Herr, das Essen ist zubereitet. Wenn Ihr es erlaubt, wasche ich mich jetzt, wie Ihr befohlen habt.“, erklärte er eilig, woraufhin sein Besitzer beiläufig nickte, er seine Decke aus ihrem Versteck holte und zur Tür hinaus ging. Am Bach angekommen, zog er sich blitzschnell aus und atmete tief durch, ehe er in das eiskalte Wasser stieg, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es dauerte nicht lange, bis er zitterte und versuchte schneller den Dreck und das getrocknete Blut seiner Wunden von seiner Haut zu waschen. Im Haus befand sich ein kleiner Waschraum mit einer Wanne, in der Iden jeden Abend ein warmes Bad genoss, das er ihm zuvor zubereiten musste. Doch selbstverständlich stand es für ihn, als niedrigen Sklaven, völlig außer Frage jemals einen solchen Luxus genießen zu dürfen. Nicht einmal dann, wenn Iden wieder für Wochen verreiste und er sich allein um das Haus kümmerte, wagte er es sich einen solchen Gefallen zu tun, obwohl es niemanden gegeben hätte, der seinen Regelbruch hätte bezeugen können. Er fürchtete, dass einmal davon zu kosten ihn die Niedrigkeit seiner Situation nur noch mehr bewusst machen würde. Das eisige Wasser riss ihn wie mit Nadelstichen aus seinem Tagtraum und brachte ihn zurück in die Realität. Zitternd stieg er aus dem Bach. Sein nasses, halblanges Haar tropfte auf seinen Rücken und jagte ihm immer wieder einen Schauer ein. Er wickelte sich in seine Decke, die er extra mitgebracht hatte und wusch seine Kleidung, die ebenfalls zahlreiche Flecken und Blutreste zierten. Als ein Windstoß über seine nasse Haut strich, durchfuhr ihn ein weiterer Schauer. Im Wasser betrachtete er das Spiegelbild eines Mannes, dessen Haar nass und zerzaust wirkte. Sein kurzer Bart umschloss seine Lippen und seinen markanten Unterkiefer. In seinen Augen war kaum Leben zu erkennen. Er wrang das Hemd und die Hose aus, um das verhasste Spiegelbild im Wasser des Flusses zu ertränken und lief zurück in das Haus, um sie dort über das Feuer zu hängen, so dass sie hoffentlich trocken sein würden, ehe seine neue Herrin den Hof erreichte.
Es vergingen noch mehrere Stunden, in denen Iden sichtbar ungeduldiger wurde und langsam vor den zwei Fenstern, die zum Hof hinaus zeigten, auf und ab ging. Die anderen Sklaven hatten auf seinen Befehl hin einige Fackeln angezündet, um ihrer neuen Herrin den Weg zu weisen, sollte sie sich mit ihren Geleitsleuten verirrt haben. Fylth fasste zaghaft nach der Kleidung, die noch immer auf dem Feuer hing und atmete erleichtert auf als er feststellt, dass die Zeit gereicht hatte und er sich seiner Herrin nicht in eine Decke gewickelt präsentieren musste, sondern seine Kleidung tragen können würde. Vorsichtig nahm er sie von der kleinen Holzstange, über die er sie gehangen hatte und schlüpfte hinein. Während er die Schnüre zuzog, die die Hose an seiner Hüfte hielten und den Kragen des Hemdes schlossen, genoss er die Wärme der frisch am Feuer getrockneten Kleidung.
„Da ist sie!“ Iden stürmte augenblicklich zur Tür, nur um kurz davor innezuhalten, um sein Hemd und seine Hose noch einmal zurecht zu ziehen. Immerhin wollte er sich seinem Weib von seiner besten Seite zeigen.
„Fylth komm her. Heb meinen Umhang an. Er soll nicht durch den Dreck schleifen.“, raunte sein Herr. In Windeseile stürmte er zu seinem Gebieter und hob den Umhang mit beiden Händen so an, dass er den Boden nicht länger berührt. Gemeinsam gingen sie zur Tür hinaus. Aus dem Stall, in dem die übrigen Sklaven schliefen, sah man neugierige Blicke aus der nur halb geschlossen Tür hervorblitzen, um einen Blick auf die Frau zu erhaschen, die sich dem Hof näherte. Sie und ihre beiden Begleiter, kräftige Männer in schwerer Kleidung, waren auf großen Pferden geritten. Zunächst wagte er es nicht aufzublicken, als einer der beiden Männer von seinem Ross abstieg, um ihr herab zu helfen. Erst als er bemerkte, dass sie sich tief vor ihrem Ehemann verneigte, schaute er vorsichtig auf. Als er sie sah, verschlug es ihm nahezu den Atem. Zu sagen, dass sie schön war, wäre in seinen Augen eine schamlose Untertreibung gewesen. Sie war klein und sehr jung. Er schätzte sie auf ein zartes Alter von vielleicht gerade einmal sechzehn Jahren. Definitiv zu jung für seinen Herren, der längst seine Fünfziger erreicht hatte. Ihrem zaghaften Blick sah man die grenzenlose Überforderung und die Flut von Gedanken an, die sich in ihrem Kopf abspielen mussten. Ihre Haut war blass und fein wie edelste Seide. Das schmale Gesicht, wurde von ihrem langen, lockigen, rabenschwarzen Haar, das bis zur Mitte ihres Rückens reichte umspielt und die vollen, roten Lippen, gepaart mit den von der eisigen Abendkälte geröteten Wangen und mandelförmigen, dunkelbraunen Augen, rundeten ihre jugendliche Schönheit perfekt ab. Sie trug ein vornehmes Kleid, das ein Geschenk Idens gewesen sein musste. Er war sich dessen sicher, weil er ein genau solches Kleid vor wenigen Wochen in Idens Schlafgemach gesehen hatte. Bereits damals hatte er vermutet, dass es ein Geschenk für jemand Besonderen sein musste. Dass sie so besonders sein würde, hätte er jedoch nicht einmal zu träumen gewagt. Noch bevor sie sich aus ihrer Verbeugung erhob, reichte ihr einer der Männer ein kleines Säckchen, das sie ihrem Ehemann in einer untertänigen Geste hinhielt.
„Die Mitgift meines Vaters. Er richtet dir seinen Dank aus.“, hauchte sie mit beinahe zerbrechlicher Stimme, der man die Anstrengung der langen Reise deutlich anhörte. Sie mussten stundenlang in der winterlichen Kälte unterwegs gewesen sein. Iden öffnete das Säckchen, ohne auch nur ein warmes Wort für sie gehabt zu haben und prüfte den Inhalt auf seine Richtigkeit. Zufrieden nickte er und warf seinem Diener den handlichen Beutel zu. Der wiederum war bemüht darum gleichzeitig sowohl den Beutel aufzufangen, als auch den Umhang seines Herrn um keinen Preis den Boden berühren zu lassen. Als ihm dies gelang atmete er erleichtert auf.
„Komm mit. Ich will dir dein neues Zuhause zeigen. Den Ort kannst du dir in den nächsten Tagen ansehen. Aber mach dir nicht zu viele Gedanken darüber. Du wirst ohnehin nicht viel Zeit außerhalb des Hofes verbringen.“ Seine Stimme klang sachlich, so als hätte er sich lange darüber Gedanken gemacht, wie er sie in ihre Pflichten einweihen würde. Sein Diener verstand die Worte. Sie würde, genauso wie alle anderen, eine Gefangene dieses Hauses sein. Auch seine verstorbene Frau, hatte das Haus kaum verlassen dürfen. Noch ehe die Sklaven es vermochten die Pferde der Gäste in den Stall zu bringen, deuteten die Begleiter der jungen Frau, dass sie nicht bleiben würden. Mit einer ergebenen Geste verabschiedeten sich von Iden, bestiegen ihre Pferde und verließen den Hof ebenso schnell, wie sie ihn betreten hatten. Sie hatten das junge Mädchen abgeliefert und somit ihren Dienst getan.
Iden öffnete mit einer einladenden Geste die Tür des Hauses und deutete ihr in den warmen Wohnraum einzutreten.
„Das Haus ist sehr groß, wie du feststellen wirst. Wir haben einen großen Wohnraum, eine Küche, ein Schlafzimmer, eine Waschkammer, in der du jederzeit ein warmes Bad nehmen können wirst, sowie einen weiteren Raum für unsere Kinder.“ Als sie sich neugierig umsah, beäugte Iden sie mit gierigem Blick. Seinem Sklaven war sofort klar, dass er sie wegen ihrer Schönheit ausgewählt hatte. Gleichzeitig fragte er sich, wie wenig Liebe ein Mann für seine Tochter hatte haben können, wenn er sie an so jemanden vermählte. Er konnte sich kaum vorstellen, dass diese Verbindung unter ihrem Einverständnis zustande gekommen war. Nicht, dass das in ihrer Zeit notwendig gewesen wäre. Iden leckte sich über die Zähne und schnalzte auffällig mit seiner Zunge, als sie sich, wohl ohne einen großen Gedanken daran verschwendet zu haben, ein Stück weit von ihnen entfernt hatte, um den Raum genauer zu erkunden. „Du wirst schon bald mein Kind in dir tragen. Darum sollst du dich schonen. Verlass also das Haus nur, wenn ich es dir erlaube.“, fügte er in hartem Ton hinzu. Sie drehte sich zu ihm um und man sah die Verunsicherung deutlich in ihren Augen. Sie war zu jung, um das alles so schnell aufnehmen zu können und man spürte die Angst, die ihr Inneres zum Beben bringen musste. Dennoch bemühte sie sich um ein möglichst unbeschwertes Lächeln.
„Es ist wahrlich beeindruckend. Ich freue mich bereits darauf, dich mit Köstlichkeiten verwöhnen zu dürfen.“, erklärte sie, ohne von ihm das Wort erteilt bekommen zu haben.
Dafür wiederum erntete sie nur ein spöttisches Lachen seinerseits. „Mach dich nicht lächerlich. Fylth wird das erledigen.“ Er klatsche in die Hände und der junge Mann ließ bedacht den Umhang seines Herren los und stellte sich mit gesenktem Kopf neben ihn. „Das ist Fylth. Er ist der höchste Bedienstete hier. Ich habe mich darum gekümmert, dass er alle Aufgaben im Haus übernehmen kann. Er hat uns auch das Abendessen zubereitet. Wenn du ihn um etwas bittest, wird er es umgehend für dich erledigen. Wenn er das Maul aufreißen sollte, darfst du ihn bestrafen.“
Bei den eisig gezischten Worten seines Gebieters zuckt er mit leerem Blick in den Augen zusammen. Es war, als hätten sie die Schmerzen des gestrigen Abends frisch wachgerüttelt und wieder an die Oberfläche gelockt.
„Begrüß deine neue Herrin.“, zischte Iden ihn grob von der Seite an.
Der Sklave ging auf sein rechtes Knie und verneigte sich tief vor der jungen Frau, der man das Unbehagen über das harte Verhalten ihres Mannes bereits ansah. Gleichzeitig erkannte man auch, dass sie bereits jetzt zu verstanden haben schien, dass auch sie ihm niemals zu wiedersprechen hatte, wenn sie nicht mit den Konsequenzen ihres Ungehorsams leben wollte.
„Es wird mir eine Ehre sein, Euch jeden Wunsch zu erfüllen, Herrin.“, versprach er mit bemüht beruhigender Stimme, ehe er sich wieder erhob und einen Schritt zurücktrat. Aus den Augenwinkeln erkannte er das bedrückte Lächeln, das ihre Augen nur halb zu erreichen schien, ehe sie sich wieder ihrem Mann zuwandte.
„Du bist zu gut zu mir.“, bedankte sie sich mit ehrfürchtiger Stimme. „Es ist unglaublich großzügig von dir, dass du mir deinen höchsten Bediensteten zur Verfügung stellst.“
„Hast du noch Fragen?“ Unter der unerwarteten Strenge seiner Stimme, zuckte sie für einen kurzen Moment unverhofft zusammen. Dann rang sich sie wieder ein liebevolles Lächeln ab.
„Gibt es noch etwas, das ich für dich tun kann? Etwas, womit ich dich entlasten kann?“, fragte sie.
Iden grunzte sichtbar genervt über die, seiner Ansicht nach, dumme Frage. „Du könntest dir abgewöhnen so viel zu reden. Ich befürchte, dass du deine Gedanken zu oft äußern willst. Meine Tage sind lang und ich will nur deine Anwesenheit genießen. Heb dir dein weibisches Geschwätz für dann auf, wenn ich nicht da bin.“
Seine harte Antwort hatte ihr offensichtlich die Sprache verschlagen. Sie biss sich bedrückt auf die Lippen und machte einen vorsichtigen Knicks, um ihm so zu zeigen, dass sie seinen Wunsch verstanden hatte und ihm nachkommen würde.
Einige Stunden später, als das Essen beendet war, lag Fylth zusammengekauert auf seiner Decke. Tatsächlich hatte sein Herr ihm zur Feier des Tages ein Stück vom Eber essen lassen, ehe er sich mit seiner Gemahlin in das Schlafgemach zurückgezogen hatte. Als er gerade hatte einschlafen wollen, hörte er das ängstliche Wimmern des Mädchens, das gerade zur Frau wurde. Sein Herz schlug wild in seiner Brust, als er erahnte, wie rücksichtlos Iden sie anpacken musste, dass sie so verängstigt reagierte, obgleich sie noch wenige Zeit zuvor so gefasst auf ihren Ehemann reagiert hatte. Dennoch konnte er nichts tun. Er konnte nur daliegen und hoffen, dass Iden nach wie vor viel verreiste, dass seine Reisen lang waren und seine Art ihr nicht das Herz rauben würde. Er kniff die Augen zusammen und versucht sich nur darauf zu konzentrieren einzuschlafen. Es gab nichts was er hätte tun können, außer ihr ein guter Sklave zu sein, um so wenigstens ihre Tage etwas erträglich zu machen, wenn ihre Nächte schon geprägt von Angst und Demütigung sein würden, wann immer ihr Mann wieder über sie herfiel.

Am nächsten Morgen wurde Fylth durch das Zuschlagen der Tür geweckt. Wie jeden Tag, war sein Meister bereits in der Früh aufgestanden. Wenn er es rechtzeitig auf den Markt in der nahegelegenen Ortschaft schaffen wollte, um dort die kostbaren Materialien zu ergattern, die er für die Herstellung seiner Schmuckstücke brauchte, durfte er nicht zu lange schlafen. Der junge Sklave richtete sich, noch immer unter Schmerzen, auf, wickelte wie gewohnt seine Decke zusammen, um sie zu verstauen und begann mit der Arbeit. Er hatte noch am Abend den Tisch abgeräumt und in der Nacht immer wieder dafür gesorgt, dass das Feuer weiterbrannte. Auf keinen Fall wollte er noch einmal riskieren, dass es erlosch, um so noch mehr den Zorn seines Herrn auf sich zu richten. Als sich hinter ihm mit einem leisen Knarren die Tür des Schlafgemachs öffnete, zuckte er unverhofft zusammen. Er drehte sich um, um nach der jungen Frau zu sehen, die zaghaft, mit blassem Gesicht das Schlafzimmer verließ. Ihr Haar hing über ihren Schultern und man sah, dass ihre Augen gerötet waren. Er vermutete, dass sie nach ihrer ersten Nacht als Frau viel geweint haben musste. Nur so konnte er sich die noch blassere Haut und die roten Augen erklären. Über ihrem weißen Nachtkleid, trug sie einen weichen, warmen Umhang aus Schafswolle. Zaghaft hielt sie sich am Türrahmen fest und schaute ihren Bediensteten mit schüchternem Blick an. Sein Herzschlag hatte sich unterdessen wieder etwas beschleunigt. Er richtete sich langsam von der Feuerstelle auf und verneigte sich vor ihr.
„Herrin, bitte lasst es mich wissen, wenn Euch zu kalt ist oder Ihr etwas braucht.“, bat er mit respektvollem Ton.
Bei seiner Verbeugung weiteten sich ihre Augen erschrocken. Eilig ließ sie den Türrahmen los und näherte sich ihm ein paar Schritte, nur um wenige Meter von ihm entfernt stehen zu bleiben.
„Nein, bitte.“, begann sie mit ungewollt panischer Stimme. Hilfesuchend schlang sie die Arme um ihren schmalen Körper. „Du musst dich in seiner Abwesenheit nicht vor mir verneigen.“, erklärte sie und zum ersten Mal glaubte er in der Mischung aus Angst und Unsicherheit, ein ehrliches Lächeln zu erkennen. „Und bitte sag Brea, wenn er nicht da ist.“, fügte sie eilig hinzu. „Ich will meinen Namen nicht verlieren.“ Tränen sammelten sich in ihren Augen. Offensichtlich verstand sie, dass Iden sie nur zu einem Zweck an seiner Seite haben wollte und dass sie in seiner Umarmung nicht auf Liebe hoffen konnte. Mit weit aufgerissenen Augen, richtete sich ihr Bediensteter zaghaft auf und rang sich ein schwaches Nicken ab. Er überlegte kurz, griff dann jedoch nach einem Eimer und machte sich auf den Weg zur Haustür.
„Ich werde Euch ein warmes Bad einlassen, Brea.“
Sie lächelte dankbar und nickte in Zustimmung. Wenige Zeit später hatte er die Wanne mit dem Wasser gefüllt, das er aus dem Bach geschöpft hatte. Über dem Feuer hing in der Zwischenzeit ein Kessel, dessen Wasser er zum Kochen gebracht hatte, um so das Wasser in der Wanne zu erwärmen, damit sie ihre müden Glieder entspannen können würde. Noch während er das heiße Wasser eingoss, stellte sie sich in den Türrahmen und beobachtete seine Arbeit.
„Heißt du wirklich Fylth?“, fragte sie und man hörte ihr den Schmerz in ihrer Stimme an, den sie wohl bei einem so erniedrigenden Namen zu empfinden schien. Er wiederum lächelte schwach und schüttelte den Kopf.
„Ich habe keinen Namen.“, erklärte er. „Der Herr hat mich als Säugling bei sich aufgenommen und mir nie einen gegeben.“ Als er über die Worte nachdachte, die ihm so unbedacht von den Lippen gegangen waren, wich jegliche Farbe aus seinem Gesicht und der ruhige Blick in seinen Augen wich der Panik. „Nicht, dass ich undankbar wäre!“, verteidigte er sich ängstlich. „Ich bin sehr dankbar in diesem Haus wohnen und euch dienen zu dürfen.“ Beinahe hätte er sich wieder verneigt, ehe er sich an Breas Bitte erinnerte. In ihrem Blick war unterdessen noch mehr Trauer zu erkennen. Es schmerzte sie, dass der Mann, dessen Frau sie war, einem Kind nicht einmal einen Namen gegeben hatte, nur weil es sein Sklave sein würde.
„Ewyn.“, wisperte sie.
Er sah sie lediglich fragend an und stellte den Kessel vorsichtig auf dem Boden ab.
„Du warst so jung und er hat dir nicht einmal einen Namen gegeben.“, erklärte sie. „Darf ich dich Ewyn nennen. Würde dir der Name gefallen?“
Seine Augen weiteten sich und er kämpfte gegen die Tränen an, die ihm bereits den Hals zuschnürten, als die Wärme ihrer Frage ihn erreichte. Er schluckte schwer. „Ihr wollt mir einen Namen geben?“
Sie riss die Augen ängstlich auf und kam einen Schritt näher. „Nur wenn du das möchtest!“, erklärte sie mit besorgter Stimme. „Ich will dich nicht Fylth nennen. Dreck. Wer nennt so einen anderen Menschen?“
Die Sorge und Verständnislosigkeit in seinem Blick wichen einem Ausdruck tiefer Dankbarkeit. Er musste nicht lange darüber nachdenken. Es ehrte ihn, dass es einen Menschen gab, der ihm einen Namen geben und nicht mit einer Beschimpfung nach ihm rufen wollte. „Ich wäre Euch dafür sehr dankbar, Brea.“, bejahte er darum mit einem Lächeln.
„Du.“, beharrte sie.
Er lächelte sanft. „Ich danke dir, Brea.“

Zwei Jahre später

Ewyn stand wartend in der Ecke des Wohnraumes. Brea und Iden saßen einander schweigend gegenüber. Zaghaft biss die junge Frau von ihrem Abendessen ab und trank einen Schluck von dem Wein, von dem sie hoffte, dass er ihre Nerven ein Stück weit beruhigen könnte. Die Stimmung war in den letzten Monaten immer angespannter, was wohl vor allem daran lag, dass Brea noch immer nicht schwanger war. Idens Blicke durchstachen die hilflose Frau, die sich von einer Nacht auf die Nächste immer wieder von ihm erniedrigen ließ. Sie ließ es einfach über sich ergehen in der Hoffnung und dem stillen Gebet, dass sie endlich schwanger werden würde, damit er um des Kindes Willen von ihr abließ. Doch nichts war geschehen.
Iden schnipste und deutete Ewyn ihm mehr Wein einzuschenken. Seine Nase und seine Wangen waren bereits rot vor Trunkenheit und sein Blick zeigte, dass er Mühe hatte sich klar auf Brea zu fokussieren. Ewyn warf ihr unauffällig einen entschuldigenden Blick zu, während er seinem Herrn noch etwas von dem Wein eingoss. Brea erwiderte unauffällig seinen Blick mit einem bedrückten Lächeln. In den letzten beiden Jahren hatten die beiden gelernt sich auch ohne Worte zu verständigen. Ihre Blicke und Gesten reichten, um einander zu zeigen, was sie dachten. Dennoch: Berührt hatten sie sich nicht ein einziges Mal.
„Dass du mir noch immer keinen Erben schenken willst stimmt mich nicht glücklich, Weib.“, zischte er mit schwerer Zunge und trank einen großen Schluck, um etwas von dem Essen herunter zu spülen, das noch während er sprach in seinem Mund gewesen war. Mit einem lauten Knall setzte er den Becher wieder auf dem Tisch ab. „Woran liegt es? Will dein Bauch mein Kind nicht oder willst du es nicht?“ In seinen Worten hörte man die Bedrohung, die längst im Raum lag. Iden hatte Brea bereits oft geschlagen. Zwar hatte er immer darauf geachtet, dass seine Strafen keine Wunden hinterließen, aber dennoch hatten sie bereits ihre Narben auf ihrer verängstigten Seele zurückgelassen.
Eilig schüttelte sie den Kopf. In ihren Augen lag ein verzweifeltes Flehen.
„Nein!“, widersprach sie voller Überzeugung. „Ich würde dir von Herzen gern einen Erben schenken.“, fuhr sie mit Tränen in den Augen fort. Man sah ihr an, dass sie schon jetzt Angst vor der nächsten Nacht hatte. Ihr Herz zerriss beim Anblick ihres Mannes und durch die Furcht und den Ekel, die sie vor ihm empfand. Es verging kein Tag, an dem sie sich nicht fragte, wie ihr Vater und ihre Mutter einer Heirat mit einem solchen Mann hatten zustimmen können. Doch es half alles nichts. Sie war Teil seiner Familie und sie würde hier sterben. Ob sie glücklich war oder nicht, spielte für ihn keine Rolle.
„Ich bete jeden Tag dafür, dass ich dir endlich einen Sohn schenken darf.“, wisperte sie mit bebenden Lippen und rang sich mit letzter Kraft ein Lächeln ab.
Iden knurrte wütend, als Brea wie schon so oft begann sich zu entschuldigen. Er schlug wuchtvoll auf den Tisch, so dass der bereits leere Weinkrug umkippte und Ewyn ihn mit einer schnellen Reaktion auffing, ehe er auf dem Boden zerbarst. Er atmete erleichtert auf, wusste er doch, dass er die Schuld dafür hätte tragen müssen, wenn der Krug zerbrochen wäre.
Sein Herr richtete unterdessen mahnend einen Finger auf seine Frau. „Zwei verdammte Jahre, du kleines Luder!“, lallte er. „Ich dachte ich hätte mit dir eine gute Braut gewählt. Jung, gesund und schön. Aber langsam habe ich das Gefühl, du genießt diesen Luxus und hältst mich zum Narren.“ Mit jedem Wort wurde seine Stimme lauter, bis sie schließlich fast zu einem Brüllen gewachsen war und er sich halb von seinem Stuhl erhoben hatte, um sich bedrohlich vor ihr aufzubauen. Seine Frau sank mit gesenktem Kopf immer weiter auf ihrem Stuhl zusammen. Ohne ein weiteres Wort sprang Iden schließlich vollends von seinem Stuhl auf, ging mit großen Schritten um den Tisch, packte grob nach Breas Arm, so dass er ihn schmerzvoll quetschte und riss sie von ihrem Stuhl auf. Sie verbiss sich einen Schrei und presste die Augen angsterfüllt zusammen. Immerhin war ihr klar, was als nächstes geschehen würde. Wie jede Nacht, würde er sich nehmen, was ihm seiner Meinung nach zustand. Er würde sie vergewaltigen und danach in seinem Suff einschlafen, ungeachtet der Schmerzen, die er bei ihr verursacht hatte.
Während er sie ins Schlafzimmer mitschliff, blieb er für einen Moment stehen, um Ewyn etwas zuzurufen. „Räum gefälligst auf, du verdammter Nichtsnutz.“
Ewyn schluckte schwer, als die Tür zum Schlafgemach zufiel und er Breas Schreie hörte. Sein Hals war wie zugeschnürt. Wie versteinert stand er da, wusste, dass er nichts tun konnte, um ihr zu helfen. Wenn er es gewagt hätte das Schlafgemach zu betreten, um die junge Frau aus den Klauen dieses betrunkenen Monstrums zu befreien, hätte es nichts genützt. Er war zu schwach um ihn zu überwältigen und wahrscheinlich würde sein Herr ihn dafür endgültig töten. Wer weiß, was er dann mit ihr anstellen würde. Ihm wurde schwarz vor Augen, als er einen erneuten Schrei aus dem Nebenzimmer hörte und ihre wimmernden Bitten vernahm, ihr nicht weiter weh zu tun. Sie bettelte verzweifelt, versprach ihrem Peiniger einen Sohn. Immer und immer wieder, bis es nach scheinbar endlos langer Qual endlich still wurde. Offensichtlich hatte seine Trunkenheit ihn übermannt und er war wie so oft völlig benommen eingeschlafen. Noch immer hielt Ewyn den Atem an, trat langsam näher an die Tür, nur um von Drinnen das leise Wehklagen des Mädchens zu hören, das um seine Mutter flehte. Er senkte den Blick und kniff die Augen gequält zusammen, ehe er sich zurück an die Arbeit machte.

Stunden später, erwachte Ewyn, als er das Zufallen der Haustür vernahm. Müde blinzelte er in den halbdunklen Raum, der durch die Flammen in der Feuerstelle erhellt wurde. Hatte jemand das Haus betreten? Seine Augen weiteten sich, als er die Tür zum Schlafgemach offenstehen sah. Ein Eindringling?! Er sprang von seinem Platz auf und lief zum Türrahmen, um in den Raum zu blicken, in dem er schemenhaft erkennen konnte, was sich darin befand. Doch entgegen seiner Vermutung, war es kein Eindringling, durch den die Haustür zugefallen war.
Brea war verschwunden.
Iden schnarchte laut und unbeschwert auf seiner Seite des Bettes, während er offensichtlich in aller Ruhe seinen Suff ausschlief. Das Kleid seiner Frau lag zerrissen auf dem Boden. Offensichtlich hatte er es ihr einfach vom Leib gerissen, ehe er sie gewaltsam genommen hatte. Was Ewyn jedoch noch mehr erschaudern ließ war, dass ihr Nachtgewand fein säuberlich zusammengefaltet auf einem kleinen Hocker neben ihrem Bett lag. Sie hatte es nicht angezogen. War sie etwa so in die eisige Kälte hinaus gegangen? Panik überkam ihn. Ohne weitere Vermutungen anzustellen, rannte er zurück zu seiner Ecke, griff nach seiner Decke und verließ in Windeseile das Haus. Nur die Tür schloss er vorsichtig, um sicherzugehen, dass seine nächtliche Wanderung seinen Herren nicht wecken würde. Panisch blickte er sich auf dem Hof nach allen Seiten um. Nichts. Nirgendwo war eine Spur von ihr zu sehen. Er beugte sich hinab auf den Boden und erkannte im frischen Schnee, winzige Fußabdrücke, die nur von ihr hätten stammen können. Sie führten um das Haus herum in Richtung des Waldes. Seine nächste Schlussfolgerung ließ ihn vollends bis ins Knochenmark erschaudern. Der Wald war nicht groß und endete an einer steilen Klippe, die dutzende Meter in die Tiefe führte. War sie darum losgegangen, ohne sich vorher einzukleiden? Brauchte sie ihre Kleidung nicht mehr? Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, pochte so stark, dass es in seiner Brust schmerzte. Er lief los, so schnell ihn seine Füße trugen und stolperte in der Dunkelheit des Waldes immer wieder über das Wurzelwerk, das er sonst so gut kannte. Die Klippe war breit und er flehte, dass er in die richtige Richtung gelaufen war. Ihre Fußspuren hatte er vor Kurzem verloren. Hier am Waldboden war der Schnee nicht dicht genug durch die Äste gefallen, um ihm sicher den Weg zu weisen und so hoffte er, dass sie einfach weiter geradeaus gegangen war und nicht zwischenzeitlich die Richtung gewechselt oder sich gar in der eisigen Kälte und Dunkelheit des Waldes und der Nacht verlaufen hatte. Als er sich schließlich der Klippe näherte, erkannte er die Silhouette der Frau, die mittlerweile so blass geworden war, dass sie sich kaum von dem Schnee abhob, der sie umgab. Heftig zitternd, stand sie am Rand der Klippe, hatte die Arme fest um sich geschlungen und weinte. Er hörte das Schluchzen des hilflosen Wesens, das ihn als einzige nicht wie Abschaum behandelt hatte. Einige Meter von ihr entfernt, blieb er schließlich stehen. Er schluckte schwer. Ihn erfüllte die Angst, dass jede falsche Bewegung, jeder Schreck, den er ihr womöglich einjagte, sie vom Rand der Klippe stoßen könnte, den sie bereits mit den Zehenspitzen berührte.
„Brea.“, wisperte er schließlich so einfühlsam, wie es ihm nur irgendwie möglich war. Der Schall seiner Stimme wurde vom Fallen des Schnees erstickt, so dass sie weicher klang, als er es sonst von sich gewohnt war. Als hätte das Flehen in seiner Stimme sie wie ein Pfeil getroffen, schreckte sie auf und war wie erstarrt. Sie wusste genau, wer hinter ihr stand. Vorsichtig wandte sie ihren Kopf zu Ewyn. Ihr Blick war leer und es war, als wäre jegliches Leben aus ihr gewichen. Der Tod lechzte bereits spürbar danach sie zu umarmen und aus dieser Welt zu entführen. Tränen flossen ungebremst über ihre geröteten Wangen und sie schüttelte den Kopf.
„Ewyn.“, flüsterte sie erstickt. „Ich ertrage das nicht mehr. Ich fühle mich so ekelhaft.“ Ihre Fingerspitzen krallten sich grob in ihre Arme und hinterließen tiefe Abdrücke in ihrer Haut. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf, so als würde sich in ihrem Kopf immer wieder abspielen, was ihr in den letzten zwei Jahren wiederfahren war. Jede Demütigung, jede Beschimpfung, jeder Schlag, jede Misshandlung durch den Mann, an den man sie verkauft hatte. Sie schluchzte und kniff die Augen ängstlich zusammen. „Ich bin nicht so stark.“ Die Zehen ihres rechten Fußes krochen langsam näher an den Rand der Klippe.
Ewyn schüttelte heftig den Kopf. Verzweifelt schickte er ein Stoßgebet zu Gott. Ohne seinen Glauben, wäre er womöglich selbst nicht mehr am Leben gewesen. Das Einzige, was Iden selbst seinen Sklaven gelassen, sogar befohlen hatte, war ihr Glaube an Gott. Er wollte keine Ketzerei an seinem Hof und ahnte nicht, dass selbst Ewyn ohne seinen überzeugten Glauben schon längst den Freitod gewählt hätte, um seinem Leben in unendlicher Pein entfliehen zu können.
„Brea, du bist nicht ekelhaft.“, versuchte er sie mit einfühlsamer Stimme zu beruhigen. „Er ist ein Monstrum. Das weiß ich. Aber ich flehe dich an: Mach das nicht.“ Vorsichtig trat er einen Schritt näher an die Klippe und versuchte soweit sie es ihm erlaubte den Blickkontakt mit ihr zu halten. Schließlich war er es jedoch, in dessen Augen sich Tränen sammelten. Immerhin wusste er, dass seit zwei Jahren nicht nur sein Glaube ihn am Leben erhielt.
„Du bist mein Grund morgens aufzustehen.“, offenbarte er ihr mit bebender Stimme. Sein Herz schlug immer schneller in seiner Brust. Er wollte sie um keinen Preis verlieren. Gleichzeitig fürchtete er sich davor, welche Reaktion seine Offenbarung in ihr wecken würde. „Wenn du gehst, welchen Grund habe ich dann noch zu leben?“, fragte er offensichtlich verzweifelt. „Ich bitte dich: wenn du nur ein einziges Mal so gefühlt hast wie ich, dann spring nicht. Bitte.“ Seine Stimme brach krächzend bei seiner letzten Bitte. Sein eindringlicher Blick suchte ihr Inneres zu erreichen und doch war es, als ob der fallende Schnee jeden Ton und jede Reaktion der beiden zu ersticken drohte. Bei seinen Worten hatten sich ihre Augen jedoch unmerklich geweitet.
„Ich bin dein Grund morgens aufzustehen?“, fragte sie mit einer Stimme, die klang, als wäre sie weit entfernt in Trance versunken. Sie glaubte sich verhört zu haben. Dennoch bewegten sich ihre in der Kälte bereits halb versteiften Glieder wie von selbst und sie wandte sich ein Stück weit zu ihm um.
„Du… ich…“, stammelte sie verwirrt, nach den richtigen Worten suchend. Bei seiner letzten Bitte, hatte sie sich schließlich die Hand vor den Mund geschlagen. Wieder gewann das Zittern die Oberhand über ihren Körper. Ewyn wagte es ihr mit einer langsamen Geste die Hand hinzuhalten, wohl darauf bedacht sie nicht zu verschrecken. Noch immer stand sie so nah am Rand der Klippe, dass ein einziger Schritt zurück sie in den Tod gestürzt hätte. Als ihr Blick sich zu wandeln begann begriff er, dass sie, ebenso wie er, an all die Momente dachte, in denen die beiden sich nur mit Blicken und Gesten verständigt hatten. Sie wusste, dass sie vom ersten Tag an mehr verbunden hatte, als die Beziehung zwischen einem Sklaven und seiner Herrin und doch hatten sie es nie gewagt auch nur darüber nachzudenken oder gar davon zu träumen etwas aus dem Gefühl zu machen, dass ihre Herzen längst erobert hatte. Beherrscht von einem Tyrannen wie Iden, war selbst das Träumen eine verbotene Frucht. Doch jetzt, wo Ewyn sich kurz davor sah die einzige Frau, den einzigen Menschen, den er jemals geliebt hatte zu verlieren, verbannte er, zumindest für den Moment, all seine Angst.
Noch immer wie in Trance trat Brea einige Schritte von der Klippe weg und ehe sie die Gelegenheit hatte es sich anders zu überlegen, machte Ewyn einen Satz nach vorn, griff sanft nach ihrer Hand und zog sie vollends aus der Gefahr, in die sie sich freiwillig begeben hatte. Ihre Blicke trafen sich und er erkannte das Lächeln, das er zum letzten Mal an dem Tag gesehen hatte, als sie den Hof zum ersten Mal betreten hatte. Ein Lächeln, in dem noch immer Hoffnung steckte. Noch ehe er es schaffte seine Decke, die er in einer düsteren Vorahnung mitgebracht hatte um sie zu wickeln, warf sie sich an ihn, schlang die Arme um seinen schmalen Körper und versteckte ihr Gesicht an seiner Brust.
„Ich danke dir, Ewyn.“, hauchte sie geschwächt.
Behutsam legte er die Decke um ihre Schultern und rieb über ihren Rücken, um so etwas Wärme in ihren Körper zurück zu bringen. Wie Espenlaub zitterte sie in seiner Umarmung und er kämpfte dagegen an die Tränen in seinem Herzen die Oberhand gewinnen zu lassen. Doch diesmal verlor er den Kampf. Ungebremst rollten sie vor Erleichterung darüber, Brea nicht verloren zu haben, über seine Wangen. Zärtlich strich er über ihren Hinterkopf und legte seine Wange an ihre Schläfe.
„Du verdienst so viel Besseres.“ Seine Stimme war eine traurige Bitte, die sich halb an den Himmel richtete. Kopfschüttelnd verneinte sie seine Worte, nur um ihren Blick zu heben und den seinen zu suchen.
„Du verdienst Besseres.“, entgegnete sie ihm. Die beiden schenkten einander ein erstes liebevolles Lächeln. Noch bevor ihre Lippen sich zum ersten Mal in einer warmen Umarmung berühren konnten, spürte er, wie sie bewusstlos in seinen Armen zusammensank. Es mussten der Schock und die Angst, vor allem aber die Kälte gewesen sein, die ihr die letzte Kraft zum Stehen geraubt hatten. Behutsam hüllte er sie wie ein Kind in die Decke, so dass die erbarmungslosen Bisse der Kälte ihr nichts mehr anhaben konnten, hob sie auf seine Arme und trug sie zurück zum Haus.

Die nachfolgenden Wochen brachten einen letzten Kampf mit sich, der die beiden fast entzweite. Breas nächtlicher Versuch ihrem Schicksal an Idens Seite zu entfliehen hatte zwar unmittelbar ihr Leben verschont, ließ es jedoch weiterhin an einem seidenen Faden über dem Abgrund hängen. Ihr Mann ließ immer wieder einen Heiler kommen, der Brea bei ihrer Genesung helfen sollte. Die Lungenentzündung ließ sie lange schlafen und in Fieberträumen verängstigt aufschreien. Sie hatte Schmerzen und kämpfte verzweifelt um das Leben, nach dem sie nach Ewyns Geständnis gerade erst gegriffen hatte. Iden hatte ihr ein Bett neben der Feuerstelle bereiten lassen, so dass sie nicht frieren und schnell genesen würde. Immerhin hatte der Heiler ihr Bettruhe verschrieben und Iden solle sie so lange nicht berühren, ehe sie der Überzeugung waren, dass es ihr wieder besser ging. Zwar hielt er sich daran, doch seine lieblose Art hielt ihn nicht davon ab weiterhin tagelang auf Reisen zu gehen, um in weit entfernten Städten Handel zu treiben. Vielleicht hoffte er sogar insgeheim, dass das Weib, das er mittlerweile für unfruchtbar hielt, starb, damit er sich endlich eine neue Frau nehmen konnte, die ihm einen Sohn gebären würde.
Behutsam wischte Ewyn Brea den Schweiß von der Stirn, um wieder einen feuchten Lappen drauf zu legen. Noch immer glühten ihre Wangen. Nur selten öffnete sie die Augen, um ihn für einen kurzen Moment anzusehen und ein zärtliches Lächeln zu schenken, das von Sehnsucht nach ihm sprach, ehe sie in ihren Fiebertraum zurücksank.
Nachdem Iden wieder seit Tagen unterwegs war, stand Ewyn wie gewohnt an der Kochstelle, um ihr eine leichte Suppe zu bereiten, die sie von Innen aufwärmen sollte. In den letzten Tagen war ihr Fieber zwar gesunken, dennoch verbrachte sie die meiste Zeit schlafend. Wann immer sie aufwachte griff sie nach seiner Hand, nur um ihm schweigend in die Augen zu sehen und über seine Haut zu streichen. Gerade rührte Ewyn das Gericht mit einem hölzernen Löffel um, als ihn zwei Hände, die seine Augen wie aus dem Nichts bedeckten, zusammenzucken ließen.
„Rate.“, flüsterte die noch immer geschwächte Stimme der jungen Frau, die sich zaghaft an seinen Rücken lehnte, während sie ihm die Augen zuhielt. Er ließ den Löffel halb in den Topf sinken, um seine Hände vorsichtig auf die ihren zu legen und von seinen Augen zu nehmen. Liebevoll hauchte er zwei Küsse auf die Innenflächen ihrer Hände und drehte sich dann zu ihr um.
„Du kannst aufstehen?“, stellte er mit besorgter Stimme fest.
Sie nickte. „Nicht lange, fürchte ich.“, erklärte sie etwas krächzend. „Aber zumindest einen Moment.“
Bevor sie ein weiteres Wort sprechen konnte, hob er sie behütend auf seine Arme, um sie langsam zurück zu ihrem Bett neben dem Feuer zu tragen.
„Du solltest deine Kraft sparen.“, riet er ihr und strich sorgsam zwei Strähnen aus ihrem mit Schweiß benetzten Gesicht.
Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Liebevoll strich sie mit der Hand über seine Wange und studierte mit verträumtem Blick sein Gesicht.
„Was täte ich nur ohne dich?“ Die Frage benötigte keiner Antwort. Sie beide wussten, was sie aneinander gefunden hatten und dass sie einander brauchten. In den vergangenen Tagen hatte er es nicht gewagt sie zu küssen, obgleich er sich sicher gewesen war, dass sie an der Klippe kurz davor gewesen waren. Dennoch wollte er, dass sie wach war und bewusst darüber entschied, ob sie es wollte oder nicht. Er wollte nicht in Idens Fußstapfen treten und ihr möglicherweise etwas aufdrängen, das sie tief in sich drinnen nicht zu tun bereit war. Als sie es jedoch war, die ohne jegliche Vorwarnung ihre Lippen auf seine legte, schloss er die Augen und erlaubt sich die Welt um sie herum zu vergessen. Er kostet von ihren Lippen, strich über ihre Wangen und atmete den Duft ihrer Haut ein, während sie diese erste gemeinsame Liebkosung genossen. Als sich ihre Lippen wieder voneinander trennten, erkannte er die Röte, die sich auf Breas Wangen ausgebreitet hatte und von einem zarten Funkeln in ihren Augen begleitet wurde.
„Ich habe einen Plan.“, erklärte sie und lächelte zuversichtlich.
Er runzelte die Stirn zu einer unausgesprochenen Frage.
„Iden darf mich nicht berühren. Das hat der Heiler doch gesagt, oder?“, fuhr sie fort. Sie räusperte sich etwas, um ein Husten zu unterdrücken, das sich den Weg nach oben bahnen wollte.
Ewyn bejahte ihre Frage mit einem Nicken, unbeholfenem Gesichtsausdruck und hochgezogener Augenbraue.
„Ich stelle mich so lange krank, bis ich wieder bei Kräften bin und dann laufen wir weg.“ Ihre Augen strahlten, obgleich man sah, dass sie tief in sich drinnen noch schwer an der Krankheit zu nagen hatte, die ihr jegliche Kraft zu rauben schien. Er senkte seinen Blick, atmete ruhig durch und schüttelte schließlich den Kopf.
„Du weißt, dass das nicht geht.“, begann er mit schmerzerfülltem Ton in der Stimme. „Ich habe nichts. Ich bin ein Niemand in dieser Welt. Niemand wird dir oder mir eine Anstellung geben.“ Er zog seinen Ärmel hoch, um ihr das Sklavenmal zu zeigen, das Iden ihm als Junge aufgebrannt hatte. Wieder schüttelte er den Kopf. „Wir wären nur woanders Sklaven.“
Mit den Fingerspitzen strich sie nachdenklich über das Mal, das sie in den vergangenen Jahren nur aus der Ferne hatte erblicken können. Immerhin lag es hoch genug an seinem Arm, dass die Ärmel seines Hemdes es stets verdeckten und sie nur einen flüchtigen Blick darauf hatte erhaschen können, wenn er in der schweißtreibenden Hitze des Sommers im Hof gearbeitet und dafür sein Hemd ausgezogen hatte.
„Du bist kein Niemand.“, beharrte sie, auch wenn man ihr den Schmerz in der Stimme deutlich anhörte. „Wir könnten doch versuchen…“
„Unsere Kinder würden verhungern.“, warf er ein, ehe sie den Satz beenden konnten. Ihre Augen weiteten sich schockiert darüber, dass er darüber nachdachte mit ihr Kinder zu haben. Die Mischung aus Freude über dieses Geständnis und den damit einhergehenden Schmerzen trieben ihr erneut Tränen in die Augen. Die Augen zusammenkneifend, bemühte sie sich darum das Brennen hinunterzuschlucken, das sich in ihnen und ihrem Hals ausbreitete wie ein Feuer. Schließlich nickte sie.
„Wir haben uns.“, flüsterte sie in einem Versuch, sie beide über ihre aussichtslose Situation hinweg zu trösten.
Ewyn lehnte seine Stirn sachte an ihre und schloss mit einem vorsichtigen Nicken die Augen.
„Wir haben uns.“, wiederholte er heiser ihre Worte.

7 Jahre später

Die sengende Hitze der Sonne, brannte auf seiner Haut, während er in der nahe liegenden Weide das Zirpen der Grillen hörte, die um die Aufmerksamkeit der Damen buhlten. Es waren Jahre vergangen seitdem er und Brea zueinander gefunden hatten und noch immer war ihre Liebe genauso heimlich wie die versteckten Liebestänze auf der Weide, denen er andächtig lauschte, während er das Holz für den Winter hackte. Sie beide waren in der Zwischenzeit Meister darin geworden heimlichen Blicken zu widerstehen um sicherzugehen, dass Iden niemals auch nur etwas von ihrer Zuneigung erahnen würde. Wenn der eine den anderen sah, wechselten sie die Richtung, suchten sich eine andere Aufgabe, immer in der sehnsüchtigen Hoffnung, dass ihr Besitzer, so betitelten sie ihn die seltenen Male die sie von ihm sprachen, bald wieder verreisen würde und sie wieder Zeit für sich hätten.
Schweiß lief von seiner Stirn, benetzte selbst seinen Rücken und seine Arme, ehe er zum nächsten Schlag ausholte, um das trockene Holz zu spalten, das er sorgfältig vor sich aufgestellt hatte. Gerade holte er kraftvoll mit der Axt aus, als er ein Stück vor stolperte, nachdem etwas sich um sein rechtes Bein geschlungen hatte. Er lachte bei dem Anblick des kleinen Mädchens, das seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war und dessen lockiges, dunkelblondes Haar in alle Richtungen abzustehen schien.
„Pssst.“, sie zeigte eilig mit ihrem zierlichen Finger auf ihre Lippen, um Ewyn zu deuten, dass er nicht verraten sollte, wo sie war. Er nickte und zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
„Maida! Olin! So wartet doch!“, der Ruf ihrer Mutter entlockte ihr ein Kichern und sie schob sich weiter vor Ewyn, in der Hoffnung, dass ihre Mutter sie noch nicht bei ihm ertappt hatte.
„Maida, nein!“ Olin war neben die beiden getreten und sah seine kleine Schwester mit mahnendem Blick an, konnte sich aber ebenfalls ein Lachen nicht verkneifen. Auch sein Haar war dunkelblond. Ewyn schmunzelte. Iden würde niemals hinter ihr Geheimnis kommen. Die Kinder waren ihrer Mutter aus dem Gesicht geschnitten. Ihre Haarfarbe glich ganz der ihres Vaters. Sowohl dessen, der es zu sein glaubte und dem der es tatsächlich war. Er legte die Axt auf dem Boden ab und beugte sich zu den beiden herunter.
„Ihr solltet doch bei eurer Mutter, der Herrin, sein.“, erinnerte er sie mit gespielt strenger Stimme, konnte sich jedoch ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. Die Kinder liebten ihn. Zwar hatten er und Brea sich darauf geeinigt, dass auch sie die Wahrheit nie erfahren sollten, doch das hinderte die Kleinen scheinbar nicht daran in ihrem tiefsten Inneren zu spüren, dass eine besondere Verbindung zwischen ihnen und dem Diener ihrer Eltern bestand.
„Aber sie will uns die Haare abschneiden!“, beschwerte sich Olin, der ältere der beiden, der in diesem Herbst bereits sechs Jahre alt sein würde. Es war ihr Glück, dass Olins Geburt Iden zumindest insofern zufrieden gestimmt hatte, dass seine gewaltsamen Ausbrüche ein wenig zurückgegangen waren. Noch immer ließ sich kein Funken Liebe oder Güte in der Art und Weise erahnen, in der er mit Brea oder seinen Sklaven sprach, aber immerhin hatte er seit Langem nicht mehr die Hand gegen sie alle erhoben. Olin musste ihm den Frieden gegeben haben, den er sich gewünscht hatte. Ein Erbe, dem er alles vermachen konnte. Nichtsdestotrotz waren es seine Geschäfte, die für ihnen weiterhin an oberster Stelle standen, so dass er wider erwarten Brea die Verantwortung über die Erziehung der Kinder zukommen ließ.
„Die Haare abschneiden!“, plapperte Maida, die demnächst vier Jahre alt sein würde, ihrem Bruder gespielt schockiert nach, wofür sie von ihm einen zornigen Blick erntete. Sie plapperte ihm in den letzten Wochen, sehr zu seinem Ärger, jedes Wort nach.
Brea blieb einige Meter entfernt von ihnen stehen und stemmte ihre Hände auf ihre Hüfte. Ihre mädchenhafte Erscheinung war sanften, weiblichen Rundungen gewichen. Zwar war sie noch immer schlank, jedoch sah man ihr nun an, dass es zwei Engel gab, denen sie jeden Moment ihres Lebens widmete und für die sie Gott jeden Tag dankte.
Sie schüttelte den Kopf und verschränkte schließlich die Arme vor ihrer Brust. „Ihr seht schon aus wie kleine Wilde.“, schimpfte sie scherzhaft, konnte sich jedoch ein Lachen nicht verkneifen, welches ebenfalls sofort von Maida nachgeahmt wurde.
Ewyn wollte gerade den Scherz fortführen, als sein Blick ungewollt zum Haus wanderte. Iden war in der Zwischenzeit an das Fenster getreten und er sah den missbilligenden Blick, den sein Herr ihm zuwarf, als er ihn mit seinen Kindern spielen sah. Immerhin waren auch sie seine Herren, auch wenn sie noch so jung waren. Auch ihnen sollte er Respekt zollen. Er lächelte traurig und warf Brea einen kurzen, jedoch vielsagenden Blick zu, den sie sofort zu deuten verstand. Den Kleinen zuvor noch durch die Haare wuschelnd, drehte er sie langsam an den Schultern um und schob sie mit einem sanften Schubs in Richtung ihrer Mutter.
„Hört auf eure Mutter.“, bat er sie mit etwas Nachdruck in der Stimme. Die beiden nickten enttäuscht, kicherten jedoch, als ihre Mutter die Arme in ihre Richtung ausbreitete, um sie in einer liebevollen Umarmung aufzufangen. Die strahlenden Kinder warfen sich ihr entgegen und kuschelten sich an sie, ehe sie nach ihren Händen griffen und ihr in das Haus folgten. Ewyn blickte den Dreien sehnsüchtig hinterher. Wie sehr wünschte er sich ein Teil ihres Lebens sein zu können. Er hatte Brea und er liebte sie mit jeder Faser seines Seins. Doch gleichzeitig wusste er, dass das Leben, nach dem er sich wirklich sehnte, einem Mann gehörte, der nicht zu schätzen wusste, was er an seiner Frau und den Kindern hatte.

Einige Wochen später

Ewyn lag über Brea, die sanft ihre Beine um seine Hüfte und ihre Arme um seinen Nacken geschlungen hatte. Die Decke die die beiden wärmte, lag hauchzart über seinen Schultern und bewegte sich in seinem Rhythmus, während ihre Lippen sich immer wieder in zärtlichen Berührungen trafen. Iden war verreist und würde erst in einigen Tagen zurückkehren. Das waren die Tage, die sie nutzten, um das Leben zu leben, das sie sich in Wirklichkeit wünschten. Sie genossen die Zweisamkeit in den Stunden, in denen die Kinder seelenruhig in ihren Betten schliefen und keuchten leise in ihrer heißen Umarmung und Einheit.
„Ich liebe dich.“, stöhnte Ewyn atemlos in ihr Ohr, bemüht darum nicht zu laut zu sein, um die Kinder nicht zu wecken.
„Und ich liebe dich.“, erwiderte sie, während ihr Atem über seine Lippen strich. Wieder trafen sich die Lippen der beiden. Die Welt um sie herum verschwamm und sie fühlten eine solche innige Geborgenheit, wie sie sie sonst nur aus ihren Träumen kannten. Er streichelte zärtlich über ihre Taille, während sie sich ihm sanft entgegendrängte, um seine Nähe zu genießen. Als er begann ihren Hals zu liebkosen, schloss sie genießerisch die Augen. Eine sanfte Gänsehaut legte sich über ihre Arme und ihre Hände wanderte in sein Haar, so dass sie seinen Kopf liebevoll streichelten, in der Hoffnung ihm ein ebenso schönes Gefühl zu bescheren.
Dann schlug die Tür mit einem lauten Knall auf. Als wäre es eine göttliche Strafe, erhellte einer der Blitze, die das draußen stürmende Gewitter seit Stunden begleitet hatte, den Raum und wurde gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnern.
„Erwische ich euch endlich!“, der Schrei riss die beiden aus ihrem Traum. Riss sie aus ihrer Hoffnung. Riss sie aus ihrem Frieden, den sie so lange verheimlicht hatte. Iden hob das Schwert in seiner Hand hoch, um es auf Ewyn zu richten.
„Komm sofort da runter du dreckiger Hund!“, brüllte er mit bedrohlicher Stimme und irrem Ausdruck in den Augen, der bereits zeigte, dass er in der heutigen Nacht keine Gnade zeigen würde. „Ich wusste doch schon immer, dass du eine verdammte Hure bist, Brea!“, fuhr er kläffend fort.
Als hätte der Blitz ihn getroffen, richtete sich Ewyn auf und sah seinem Meister in die Augen. Er schluckte schwer, als jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich und das Herz in seiner Brust panisch zu poltern begann. Er hatte es geahnt, immer gewusst, gefürchtet, dass so etwas passieren würde. Er hatte es Brea nie gesagt, aber insgeheim hatte er sich bereitgelegt, was er zu tun hatte. Sein Blick, der noch eben voller Liebe für sie gewesen war, machte einem arroganten, selbstgefälligen Funkeln Platz, das von einem unverschämten Grinsen um seine Lippen begleitet wurde.
„Ich habe sie vergewaltigt.“, log er mit überheblichem Ausdruck in den Augen und sah seinem Herrn dabei starr in die Augen. „Verreist immer wochenlang und denkst, dass ich ein solches Weib nicht ficken würde?“ Er lachte. „Narr.“ Es war das einzige, das er tun konnte. Er hatte beschlossen alle Wut, die Iden empfinden würde, wenn er die beiden ertappen würde, auf sich zu lenken. Wenn er es schaffte ihn davon zu überzeugen, dass er ein untreuer Diener war, der seine wehrlose Frau missbraucht hatte, würde er Brea vielleicht retten können. Eine andere Chance hatte er gegen das Schwert in den Händen seines Gegenübers nicht und er war nicht im Kampf geübt. Er konnte ihn nicht entwaffnen. Es war also die einzige Chance. Brea schwieg. Wie erstarrt blickte sie hinter ihm ins Nichts. Innerlich belächelte er wie passend ihr Gesichtsausdruck in diesem Moment war. Starr vor Angst. Und wenn Iden ihm glaubte würde er nicht glauben, dass es war, weil man sie erwischt hatte, sondern weil sie sich vor ihrem Vergewaltiger fürchtete.
Ewyn wischte sich mit dem Daumen über die Lippen. „Und hätte sie es nicht getan, hätte ich deine Kleinen geschlachtet.“, fügte er grinsend hinzu. Spätestens jetzt sollte er sich Idens Wut erkauft haben. Spätestens jetzt, hoffte er Brea in Sicherheit zu wissen.
Iden knurrte mit jedem Wort gefährlicher, bis er schließlich bei den letzten Worten seines Sklaven einen Satz vor machte, ihm brutal ins Haar griff und mit sich nach draußen zerrte. Ewyn stolperte ihm, dem schmerzhaften Griff in seinem Haar geschuldet, ungeschickt hinterher. Die Erde auf dem Hof, war durch den Starkregen zu einem matschigen Schlamm verkommen, in den er mit jedem Schritt ein Stück weit einsank und nur noch ungeschickter stolperte. Mit einem kräftigen Stoß und einem noch heftigeren Tritt in die Seite, zwang Iden ihn in die Knie. Als hätte ihn die Rage um jeden Verstand gebracht, trat er in den Rücken, des ohnehin bereits am Boden liegenden Sklaven, bis sein schmerzerfülltes Stöhnen verstummte. Ewyn keuchte und rang nach der Luft, die ihm die Tritte aus den Lungen geprügelt hatte. Benommen wie er war, bemerkte er nicht sofort, dass sein Herr sich von ihm entfernt hatte. Doch es dauerte nur wenige Sekunden bis er mit einem Seil in den Händen zurückkehrte. Bei den Ställen gab es einen kleinen Unterstand, dessen Dach von zwei parallel zueinanderstehenden Balken gehalten wurde. Iden schnürte die Seile um Ewyns Hände so fest, dass er sich sicher war, sie würden ihm das Blut schon bald abschnüren. Als er seine Arme links und rechts an den Balken festgebunden hatte, so dass Ewyn zu beiden Seiten ausgestreckt auf seinen Knien kauerte, schluck Iden ihm mit dem Griff seines Schwertes ins Gesicht, ehe er es wegsteckte. Aus der Platzwunde auf seiner Wange floss augenblicklich Blut und sein verkrampftes Stöhnen hatte letztlich die Sklaven geweckt, die noch eben im Stall geschlafen hatten. Einer von ihnen öffnete die Tür, die sich wenige Schritte vom Unterstand entfernt befand, um zu sehen, was sich draußen abspielte. Als er Ewyn sah, schlug er sich erschrocken die Hand vor dem Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken.
„Bring mir die Peitsche, Sklave!“, schrie Iden, dem der unterwartete Diener gerade recht kam. Völlig verängstigt, nicht in der Lage zu wiedersprechen, lief der Mann nach drinnen und brachte seinem Herrn den Gegenstand, den er von ihm verlangt hatte. Iden riss ihm das Instrument aus der Hand, holte aus und Schlug mit voller Wucht und ohne jegliche Vorwarnung quer über Ewyns Brust, deren Haut augenblicklich durch die erbarmungslosen Bisse der Knoten am Ende des Folterinstruments platzte und zu bluten begann. Obgleich er vor dem Schlag die Zähne fest zusammengebissene hatte, schrie er mit weit aufgerissenen Augen ungewollt laut auf. Das Blut floss über seinen Oberkörper und er keuchte unter dem Brennen, das die Wunde verursacht hatte.
„Wie einen Sohn habe dich behandelt! Und das ist der Dank dafür? Du fickst mein Weib?“ Iden holte ein weiteres Mal aus, um noch einmal über die Stelle zu peitschen, die die Wunde noch tiefer reißen ließ. Wieder schrie Ewyn wehrlos auf.
„Du durftest in meinem Haus schlafen, hattest immer zu essen, Kleidung und hast nicht gefroren!“ Wieder holte er aus. Ewyn kniff verängstigt die Augen zusammen, doch der erwartete Schlag blieb aus und wurde ersetzt durch einen Schlag, der ihn viel tiefer traf und ihm mehr zusetzte als jede Wunde, die ihn hätte verletzen können.
„Nein!“, schrie die verzweifelte Frauenstimme. Brea, die sich eilig ihr Kleid übergeworfen hatte, hatte sich mit ihrem gesamten Gewicht an den Arm ihres Mannes geworfen, um ihren Geliebten vor dem nächsten Hieb zu bewahren, der buchstäblich drohte ihm das Fleisch von den Rippen zu reißen.
„Aufhören!“, flehte sie verzweifelt, ehe sie seinen Arm losließ und vor Ewyn auf die Knie fiel. Sie lehnte ihre Stirn an seine, ihr Gesicht überströmt von Tränen. „Ich kann dich das nicht tun lassen.“, flüsterte sie nur für ihn hörbar. Ewyn fehlte die Kraft auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen. Doch die Tränen sprachen seine Gedanken aus. Er bemühte sich den Kopf zu schütteln und brachte ein ersticktes „Nicht, Brea.“ über die Lippen. Sie ignorierte sein Flehen und drehte sich zu dem Mann um, den sie hasste.
„Du bist eine Bestie!“, zischte sie voller Verachtung, während ihr weiter Tränen über die Wangen flossen. „Ich liebe ihn! Etwas, das du niemals fühlen wirst, Iden!“, schrie sie. Die Sklaven, die in der Zwischenzeit alle aus dem Stall getreten waren, um den Horror mit anzusehen, der sich vor ihrem Schlafplatz abspielte, schlugen verängstigt die Hände vor ihren Mündern zusammen.
„Hure.“, murmelte Iden hinter zusammengebissenen Zähnen. Wie ein Stier, sah er sie an, bereit auf sie loszugehen und Ewyn konnte nur hilflos in seinen Seilen hängen und darum kämpfen bei Bewusstsein zu bleiben. Der Schmerz in seinen Nieren zerriss ihn, sein Kopf dröhnte, das Atmen fiel ihm schwer und sein Herz zerbrach bei dem Anblick der Frau, die er um jeden Preis hatte beschützen wollen. Dennoch fehlte ihm Kraft auch nur zu versuchen sich von den Fesseln zu befreien, mit denen Iden ihn festgebunden hatte.
„Lauf weg, Brea.“, krächzte er und hustet das Blut aus, das sich von den Schlägen in seinem Mund gesammelt hatte. „Nimm die Kinder und lauf weg.“, flehte er aus Leibeskräften mit erstickter Stimme.
Als Iden diese Worte hörte, weiteten sich seine Augen ein weiteres Mal.
„Jetzt reicht es.“ Er rief einen der Sklaven zu sich und drückte ihm die Peitsche in die Hand. „Du wirst ihn peitschen, bis ihm das Fleisch von den Rippen hängt und er aufhört zu atmen. Wenn du es nicht tust, findest du morgen dich und dein Weib an seiner Stelle wieder!“ Die letzten Worte waren ein bedrohlicher Schrei, der den Sklaven verängstigt zusammenzucken ließ. „Und warte nach jedem Schlag! Er soll leiden!“
Noch ehe er zu Ende gesprochen hatte, packte er Brea brutal ins Haar und riss sie hinab auf die Knie. „Er soll ihr beim Sterben zuhören.“ Er spuckte ihr seine Worte ins Gesicht, während der Hass in seinen Augen aufloderte. An den Haaren zog er sie schließlich hinter sich in das Haus zurück. Ewyn sammelte seine letzte Kraft. Ein letztes Mal fand er die Energie an den Fesseln zu reißen, die ihn davon abhielt der Frau, die er liebte zu Hilfe zu eilen. Doch es nützte nichts. Nichts regte sich.
Schließlich hörte er den Sklaven hinter sich treten, den Iden mit seiner Tötung beauftragt hatte. Die anderen nahm er kaum wahr. Noch ehe ihn der erste Schlag traf, hörte er das geflüsterte „Bitte vergib mir.“ des Mannes, der ihn peitschen sollte, bis das Leben seinen Körper verließ.
Ewyn schüttelte den Kopf. Sie würden alle zahlen. Zahlen für das, was sie ihm, Brea und den Kindern antaten. Auch er kannte jetzt Hass und er würde nicht ruhen, ehe er seine Rache hatte. Das wusste er. Und wenn er einen Pakt mit dem Teufel eingehen musste, so sei es. Die Schläge trafen ihn schneller, als es von Iden angeordnet worden war. Aus dem Haus hörte er die weinenden Stimmen der Kinder, die verzweifelt schrien und scheinbar versuchten ihrer Mutter zu helfen, die sich darum bemühte dem Monstrum, dem sie sich hatte unterwerfen müssen, nicht ihren Schmerz zu zeigen.
Ewyn kämpfte mit jedem Atemzug darum bei Bewusstsein zu bleiben. Doch mit jedem Schlag wurde seine Sicht verschwommener. Sein Körper gab unter den Erbarmungslosen Hieben nach, bis er schließlich immer weiter in das Nichts sackte, begleitet von den Schreien seiner Geliebten, die im Haus um ihr Leben kämpfte. Und in seinem letzten Atemzug betete er, flehte um eine letzte Chance, sie alle vernichten zu können.

Einen Tag später

Sein Schlaf wurde begleitet von unendlichem Schmerz. Er hatte das Gefühl sein Körper würde brennen, das Fleisch von seinen Knochen gerissen werden, das Blut in seinen Adern kochen. In seinen Ohren dröhnten die erstickten Todesschreie einer Frau, die um ihr Leben zu kämpfen schien. Als er die Augen aufriss, waren der Schmerz und die Schreie verschwunden. Es war Nacht und es war kalt. Ewyn richtete sich auf und sah sich um. Wo war er? Verwirrt blickte er an sich herab. Fassungslos legte er seine Stirn in Falten als er sah, dass er unverwundet war. Seine Fingerspitzen berührten seine Brust, deren Haut von den Peitschenhieben seines Meisters und dessen Handlanger zerfleischt worden war. Hatte er alles nur geträumt? Er fand sich nackt und unverletzt im Wald wieder. Der Wald hinter dem Haus. Doch er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, warum er hier war. Es war alles so real gewesen. Der Schmerz, die Schreie, die Angst. Er weigerte sich zu glauben, das alles nur geträumt zu haben. Gleichzeitig legte er all seine Hoffnung genau darin. Ein Traum. Es musste alles ein furchtbarer Albtraum gewesen sein. Es ging Brea gut. Es ging den Kindern gut. Er lebte. Einfach nur ein schrecklicher, düsterer Traum.
Auf unsicheren Beinen stand er auf und schleppte sich in die Richtung des Hauses, in dem er aufgewachsen war. Auf dem Hof brannten wie gewohnt zwei Fackeln, die denen Licht spendeten, die noch am späten Abend arbeiteten. Er ging zu dem Stall über dessen Balken eine der Decken für die Pferde hing und wickelte sie sich unbeholfen um die Hüfte. Immerhin, war er so nicht mehr völlig nackt.
Es waren wenige Schritte, mit denen er sich dem Haus ein Stück weit genähert hatte. So unscheinbar wenige Schritte und doch waren sie es, die jede Hoffnung, jeden Glauben an etwas Gutes in ihm auslöschten. Neben dem Haus, war vor vielen Jahren bereits eine Buche gewachsen, die sich stolz über dem Dach erhoben und es so manchen Winter wie eine schützende Hand vor gefährlichen Stürmen behütet hatte. Und doch war es genau dieser Baum, der alles in ihm auslöschte, das noch an etwas Gutes geglaubt hatte.
Leblos, vom Wind bewegt, wippte Breas Leiche an einem der Äste. Ihre Haare hatte man abgeschnitten und das Blut, das aus den unvorsichtigen Messerschnitten hervorgetreten war, hatte sich in schmalen Linien ihr Gesicht hinabgewunden. Ihr Mund und ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr Körper übersät mit Blutergüssen, die von einem verzweifelten Kampf um Leben und Tod zeugten, den sie schlussendlich verloren hatte. Fassungslos sank Ewyn unter ihr in die Knie. Beobachtete den toten Körper, der wie ein Zeichen am Ast des Baumes hing. Ein Zeichen dafür, was mit denen geschah, die Iden hintergingen. Sein Mund war ausgetrocknet. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, ehe er sich von seinen Knien erheben konnte, bahnte sich der Schock über das, was er sah, seinen Weg nach oben. Er dreht sich zur Seite und erbrach die letzten Reste, die sich in seinem Magen befanden.
Er keuchte, röchelte nach Luft und versucht sich zu sammeln, ehe er mit zittrigen Knien zu dem Baumstamm ging, um den Knoten zu lösen, mit dem man sie wie ein Objekt an diesem Baum präsentierte. Das Seil glitt aus seinen Händen, doch ehe ihre Beine den Boden berührten, schaffte er es ihren Körper aufzufangen, hörte das Knacken ihrer Knochen in seinen Arm, die bei dem unsanften Sturz brachen. Tränen bahnten sich den Weg in seine Augen und er biss sich fest auf die Lippen, während seine rechte Hand vorsichtig über ihre eiskalten Wangen strich. Mit dem Daumen strich er über die Buchstaben, die man ihr grausam in die Stirn geritzt hatte. Olin hatte ihm einst stolz gezeigt wie man las und er hatte sich bemüht, dieses kostbare Wissen nicht zu verlernen, indem er jeden Abend, bevor er zu Bett ging, die Buchstaben vor dem Haus in die Erde geritzt und anschließend wieder behutsam verwischt hatte. Hure. Dieses Wort, hatte Iden ihr in die Stirn geritzt und Ewyn betete, dass sie nicht mehr gelebt hatte, um das zu erleben. Er küsste ihre blassen Lippen, drückte die Frau an sich, die ihr Leben für ihn geopfert hatte. Ihr Herz stand still, ihr Körper war kalt, ihre Seele fort.
Vorsichtig legte er sie auf dem Boden ab und schloss ihre Augen, ehe er seinen Blick zwischen dem Haus und dem Stall hin und her richtete, abwägte, wie er handeln sollte. Niemand sollte Iden zu Hilfe kommen. Wie in Trance, besessen von seiner Rache, ging Ewyn zum Stall und griff nach einem Geschirr. Er lächelte bitter. Die Erinnerungen kehrten zurück. Der Sklave hatte ihn um Verzeihung gebeten. Sein Blick war leer, als er nach einer der Fackeln griff und sie ohne zu zögern in den Stall warf, dessen Boden großzügig mit Stroh ausgelegt worden war. Er band das Geschirr an den Griff der massiv gebauten Tür, die immerhin dazu gefertigt war Pferdediebe daran zu hindern, Iden sein kostenbares Gut zu entwenden und band das Leder um den nahegelegenen Balken. Noch während er die Hilfeschreie aus dem Inneren des Stalles wahrnahm, drehte er sich zum Haus. Als er an Brea vorbei ging, nahm er das Seil, von dem er sie zuvor befreit hatte und wickelte es behutsam um seinen Arm auf.
Jetzt gab es nur noch ihn und Iden.
Er öffnete die Tür in den Wohnraum. Wie nicht anders zu erwarten, hing Iden halb betrunken über seinem Tisch, ergötzte sich an den Speisen, die nun wohl ein anderer für ihn zubereitet hatte und zählte ein paar Münzen, die er über dem Tisch vor sich ausgelegt hatte. Zufrieden grinste er erleichtert wie einer, der den Verstand verloren haben musste, um nach einer solchen Gräueltat noch munter fröhlich sein zu können. Als er jedoch den Schatten bemerkte, der sich ihm langsam aber sicher näherte, glitt ihm nicht nur das Geld aus den Händen, sondern auch jegliche Fassung aus dem Gesicht. Er schreckte verängstigt auf, als er die hilflosen Schreie der Sklaven hörte, die bei lebendigem Leibe verbrannten. Der Geruch ihrer Haut drang allmählich über den Hof und als letztlich auch das Dach lichterloh in Flammen stand, erstickten ihre ungehörten Hilferufe im Feuer.
„Du solltest tot sein!“, schrie er fassungslos und stand auf unsicheren Beinen auf.
Ewyn belächelte die Tatsache, dass er zum ersten Mal Idens Meinung teilte. Es war kein Traum gewesen. Alles war wirklich passiert und doch stand er nun unverletzt vor ihm. Er fragte sich ob er es getan hatte. Fragte sich, ob er letztlich in die Unterwelt gefahren und dort einen Pakt mit dem Teufel abgeschlossen hatte, um sich an allen zu rächen, die sein Leben und das derer, die er liebte, zerstört hatten.
„Und doch bin ich am Leben.“, entgegnete er darum mit selbstsicherem Lächeln. Er blieb Iden gegenüber am anderen Ende des Tisches stehen und schlug bedrohlich mit seinen Händen auf das Holz. „Wo sind meine Kinder?“, schrie er.
„Deine Kinder?“ Iden war kreidebleich, räusperte sich jedoch in einem kläglichen Versuch seine Fassung zurück zu gewinnen. „Ach du meinst meine Kinder.“, korrigierte er und gab dem ‚meine‘ eine besondere Betonung. Insgeheim versuchte er Zeit zu schinden, um einen Weg aus seiner scheinbar aussichtslosen Situation zu finden. Doch es schien sinnlos. Dennoch lächelte er und deutete auf das Geld, das vor ihm lag.
„Meine Frau, diese Hure, hat mich unglaublich viel Geld gekostet. Ebenso die Kinder. Da ist es doch mehr als fair, dass sie sich als nützlich erweisen, oder nicht?“
Ewyn genoss das Zittern, dass sich in Iden seinen Weg an die Oberfläche bahnte. Zum ersten Mal war er derjenige, der sich fürchtete. Dennoch ließ ihn die Antwort wütend knurren. Ein weiteres Mal schlug er auf den Tisch.
„Ich will meine Kinder!“, schrie er erneut aus Leibeskräften. „Sofort!“
Iden lachte spöttisch, machte jedoch einen ängstlichen Schritt zurück. „Du solltest dankbar sein, dass sie sich nicht nach draußen zu meiner Frau gesellen mussten.“ Wieder verlieh er dem ‚meiner‘ eine besondere Note. Überstürzt versucht er einen Bogen um den Tisch zu machen, um so zur Tür zu stürmen. Noch hoffte er, dass eines der Pferde es irgendwie aus dem Stall geschafft hatte und er fliehen konnte. Doch in seinem trunkenen Zustand, war er eine leichte Beute für seinen einstigen Untergebenen, der ihm nun einen Tritt verpasste, so dass er zu Boden stürzte. Ehe er sich wieder aufrappeln konnte, drehte Ewyn ihn um und lehnte sich mit Hilfe seines Knies mit seinem gesamten Gesicht auf die Brust des Mannes, um ihm so das Atmen zu erschweren.
„Wo sind sie?“, zischte er bedrohlich.
„Du wirst sie nie finden!“, keuchte Iden erstickt unter seinem Gewicht. „Bestimmt wurden sie bereits ausgeliefert. Wer weiß, was die mit ihnen anstellen.“, fügte er eilig hinzu.
Ewyns Augen weiteten sich als er die Anspielungen begriff, mit der sein Gegner ihn abzufertigen versuchte. „Du hast sie verkauft.“, schlussfolgerte er fassungslos. „Du hast sie als Sklaven verkauft?“
„Weshalb so fassungslos? Sind sie nicht das Werk eines Sklaven und einer Hure? Geburtsrecht würde ich sagen.“, erklärte er sich eilig. Ihm war die Aussichtslosigkeit seiner Situation längst bewusst geworden. Dennoch würde er niemals winselnd einen wertlosen Sklaven um Vergebung bitten. Selbst dann nicht, wenn es ihn das Leben kosten würde.
Ewyn riss seinen ehemaligen Gebieter grob am Kragen hoch und brachte ihn in das Schlafzimmer, wo er ihn ohne jede Rücksicht auf das Bett warf und mit wenigen gekonnten Handgriffen mit dem Seil festband, von dem er den Hals seiner Geliebten zuvor befreit hatte. Dann ging er nach draußen, um sich auch die zweite Fackel zu Nutzen zu machen, die zuvor dazu gedient hatte den Hof zu erhellen. Mit ihr ging er zurück in das Haus und betrat mit leerem Blick das Gemach, in dem er Brea ein letztes Mal in den Armen gehalten und geliebt hatte. Mit heftigem Atem und wild pochendem Herzen stand er vor Iden, der ihn mit weit aufgerissenen Augen verzweifelt ansah.
„Nicht verbrennen!“, flehte er in einem verzweifelten Schrei.
„Du hast eine letzte Chance. Sag mir an wen du sie verkauft hast und wo sie sind.“, befahl er trocken.
„Eher sterbe ich.“ Iden blieb standhaft. Er würde das Wissen darüber, wo die Kinder seines Sklaven waren mit ins Grab nehmen. „Du kannst das ganze Land absuchen. Du wirst deine Kinder nie wiedersehen.“, grunzte er, bereit seinen unumgänglichen Tod zu empfangen.
Ewyn nickte stumm, als er die erwartete Antwort hörte. Er hatte sich bereits gedacht, dass er die Wahrheit nicht aus ihm herausbekommen würde. Dennoch hatte er gehofft, dass er sich diesmal vielleicht irrte. Er warf die Fackel unter das Bett und sah dabei zu, wie die Flammen in Windeseile die Decke erfassten und unter den verängstigten Schreien der gefesselten Bestie, ihren letzten Todeskampf bezeugten, ehe er sich auf dem Absatz umkehrte und das Haus verließ.

Stunden später hockte Ewyn im Wald, fest in seine Decke gewickelt, neben der Erde, unter der er Brea begraben hatte. Am Himmel schien in dieser Nacht kein Mond. Es war stockduster. Er fühlte sich betäubt von dem schweren Verlust und dem Horror, den er erlebt hatte. Verfluchte diejenigen, die ihn Brea und den Kleinen nicht zu Hilfe geeilt waren und sich stattdessen Iden unterworfen hatten. Er würde nie die Schreie derer vergessen, die ihn im Stich gelassen hatten und dafür elendig in einem Meer aus Flammen verbrannt waren.
„Ich werde sie finden.“, versprach er der Frau, die er begraben hatte. Er beugte sich vor und legte seine Stirn auf die Erde, unter der sie lag. „Ich werde nicht ruhen, ehe ich die Kleinen in meinen Armen halte.“

 

Hallo @MilenaIlbach, und herzlich Willkommen hier im Forum :-)

Bevor du meinen Kommentar liest, möchte ich dich darauf Hinweisen, dass meine Anmerkungen rein subjektiv sind sich lediglich auf den Inhalt der Geschichte beziehen. Ich gehe allerdings davon aus, dass, wenn du dich in so einem Forum anmeldest, mit Kritik umgehen kannst, das wäre nämlich wichtig. Nicht immer sind die Dinge schön die man hier hört, die Erfahrung habe ich selber auch schon gemacht :-)
Es sind immer nur Anregungen und Äußerungen, wie der Text auf mich, als Leser, wirkt. Was du davon annimmst oder eben nicht, bleibt dir überlassen und das was ich kritisieren mögen andere gerade gut finden :-)
Also bitte nichts persönlich nehmen :-)

So dann starten wir mal.
Ich bin ehrlich, ich habe den Text durch gescrollt und dachte "uhi der ist aber lang."
Ich habe ihn spaßeshalber bei Word eingefügt und es spuckte mir, sage und Schreibe 20 Seiten aus. Das ist für meine Verhältnisse viel zu lang für eine Kurzgeschichte.
Nichts desto trotz habe ich trotzdem angefangen zu lesen.
Du nutzt einfach und verständliche Sätze, das ist schon Mal gut. RS und ZS habe ich nicht beachte, weil ich da eh nichts zu sagen kann :-)
Dennoch habe ich irgendwann angefangen mich zu langweilen. Du beschreibst Stellenweise alles sehr genau und ausführlich, obwohl es eigentlich auch nichts sagt

Er hatte alles getan, um seinen Vater in allem zu übertrumpfen. Letztlich hatte er sich als Händler kostbaren Schmuckes so weit hochgearbeitet, dass er in einer prächtigen kleinen Villa lebte, einen Stall mit Pferden und eine Hand voll Sklaven besaß.
das zum Beispiel ist ein Absatz den es nicht braucht um den Satz zu verstehen und auch andere Passagen oder Satzteile könnte man meines Erachtens gerne streichen ohne den Inhalt zu verfälschen.
Er war der einzige Weiße unter ihn. Vielleicht erhielt er darum die luxuriöse Behandlung nicht im Stall schlafen zu müssen, sondern eine kleine Ecke im Haus, auf deren harten Steinboden er eine schmale Decke ausgebreitet hatte, sein zu Hause nennen zu dürfen. Gleichzeitig war er der einsamste von ihnen allen. Während ihnen nach einem langen, harten Tag der Schufterei, für ihren gnadenlosen, gewaltsamen Herren, noch immer der Trost blieb, den sie einander schenkten, lag er wie ein Hund einsam und zusammengekauert auf seiner Decke, immer mit der Frage im Kopf, wie lange er noch hier bleiben müsste.
Sein Rücken knackte, als er sich eilig aufrichtete, seine Decke zusammenfaltete und so in einer Ecke verstaute, dass sein Herr ihn nicht dafür bestrafen würde, dass das Haus wegen ihm unordentlich sei. Ohne ein Wort zu sagen, eilte er mit gesenktem Blick in den großen Wohnraum. Das Feuer, das besonders im Winter immer brennen sollte, war beinahe erloschen. Schnell kniete er sich vor die Feuerstelle, warf ein paar Holzscheite auf die Glut, die noch damit kämpfte nicht zu vergehen und legte ein paar getrocknete Blätter dazu. Mit etwas Glück, würden sie die Glut auffangen und die Holzscheite zum Brennen bringen. Er lächelte, als er sah, dass das Glück tatsächlich auf seiner Seite war und eine kleine, fast unscheinbare Flamme, mit ihrer Zunge über das Holz leckte, bis es(sie) schließlich zu brennen begann und die winzige Flamme zu einem Feuer wuchs. Unter schmerzenden Knien, richtete er sich mühsam auf und sah sich um. Die schmalen Fenster, die etwas Licht in den Raum einluden, standen gerade so weit offen, dass genügend Sauerstoff hereinkam, das Feuer den Raum jedoch trotzdem ausreichend zu erwärmen vermochte.

Vielleicht liest du deinen Text nochmal aufmerksam durch und versuchst so viel unnötige Details zu streichen wie geht. Ich bin mir sicher, das er dann eine Länge bekommt die zu einer KG passt und dann werde ich sie auch nochmal komplett lesen und kommentieren aber in dieser Form ist sie mir zu lange und zu ausschweifend.
Es tut mir leid aber es wird mir zu anstrengend es zu lesen und heraus zu filtern was wichtig ist, da ich ja gar nicht weiß, worauf es hinaus läuft. Ich muss ja erst Mal alles speichern was du mir gibst, um am Ende entscheiden zu können was ich wirklich gebraucht habe.
Bis ich am Ende bin habe ich die Informationen die ich am Anfang bekommen habe aber schon wieder vergessen, wenn du verstehst was ich meine.

Ob dein Text Potential hat, kann ich an dieser Stelle nicht sagen, da ich aus dem, was ich gelesen habe (laut Wort ca drei Seiten) nicht so richtig schlau werde. Ich weiß nur, dass es einen Sklave, ein brutaler Herr und eine Frau gibt, die aber erst noch ankommen wird. Aber das hätte man auch in deutlich weniger Wörte verarbeiten können.

Vielleicht hast du ja die Muse deinen Text nochmal ordentlich zu überarbeiten. Dann komme ich gerne nochmal vorbei und lasse dir meine Gedanken da.

Liebe Grüße
Shey :-)

 
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Liebe Shey,

vielen Dank für deinen Kommentar. Ich denke auch, dass es wichtig ist mit Kritik umgehen zu können. Besonders wenn man sich daran wagt etwas mit Anderen zu teilen.

Ich denke das Hauptproblem deiner Kritik kommt daher, dass mein Text falsch eingeordnet ist und wohl wirklich einfach deutlich den Rahmen der klassischen Kurzgeschichte sprengt und dementsprechend den Erwartungen der Rubrik auch nicht gerecht wird. Ich schaue nochmal, wo er besser hinpasst. Vielleicht hast du ja dann, mit anderer Erwartung, Lust dich doch an ihn heranzuwagen. Runterkürzen möchte ich ihn zumindest nicht. =)

Liebe Grüße,
Milena

 

Runterkürzen möchte ich ihn zumindest nicht. =)

Schade, @MilenaIlbach, aber gut, dass du zu deinem Text stehst, mich als Leser hast du dann zumindest für diesen Text verloren, weil auch unter einer anderen Rubrik bleiben ja die Punkte, die ich oben angesprochen habe.

Aber ich drücke dir die Daumen, dass du Leute findest, die sich deinem Text in voller Länge widmen und die ihn so akribisch durcharbeiten, wie du ihn zu Papier gebracht hast.

Liebe Grüße
Shey:-)

 

Hallo @MilenaIlbach ,

Und willkommen hier.

Ich denke das Hauptproblem deiner Kritik kommt daher, dass mein Text falsch eingeordnet ist und wohl wirklich einfach deutlich den Rahmen der klassischen Kurzgeschichte sprengt und dementsprechend den Erwartungen der Rubrik auch nicht gerecht wird. Ich schaue nochmal, wo er besser hinpasst.

Die einzige Rubrik, die für deinen Text noch passen könnte, wäre die Romanrubrik. Dort kannst du, nachdem du ein Expose erstellt hast, den Text kapitelweise posten.
Bei Romanen kannst du sicher ausschweifender als bei einer KG werden, aber das Problem, dass du dich da in Nebensächlichkeiten verstrickst, hättest du da ebenso, wenn der Text so bliebe, wie er derzeit ist.

Gruß, GoMusic

 

Hallo @MilenaIlbach,

Ich habe es nicht durch den ganzen Text geschafft, was primär der Länge geschuldet ist. Länge an sich ist hier auch kein Kritikpunkt, denn meiner Ansicht nach kann eine Kurzgeschichte auch länger ausfallen, wenn sie denn ausreichend mit Inhalt gefüllt ist.

So genug davon und zu meinen Eindrücken, wie immer nur subjektive Anmerkungen und unverbindliche Vorschläge ;-)

Das Feuer, das besonders im Winter immer brennen sollte, war beinahe erloschen
dass das Glück tatsächlich auf seiner Seite war
Finde ich überflüssig, das hast du ja eigentlich davor bereits gesagt
Die schmalen Fenster, die etwas Licht in den Raum einluden, standen gerade so weit offen, dass genügend Sauerstoff hereinkam, das Feuer den Raum jedoch trotzdem ausreichend zu erwärmen vermochte.
Der Satz hat mich etwas rausgeworfen. Ich finde ihn umständlich formuliert und denke, dass man hier gut zwei Sätze daraus machen könnte.
Überhaupt, würde sich nie etwas ändern.
Finde ich auch überflüssig
Zurück im Haus, sah er, dass sein Herr sich seine feinste Kleidung angezogen hatte
Der Satz ist meiner Ansicht nach auch vollkommen überflüssig, da du ja danach schön beschreibst, dass er eben feine Kleidung trägt.


Diese beiden Zitate sind Beispiele für Sachen, die ich persönlich kürzen beziehungsweise streichen würde.

Niemand in der Umgebung besaß ein so wertvolles Stück.
Dass er ihn ausgerechnet heute trug, musste etwas bedeuten.
Immerhin musste er sich in dieser Zeit keine erniedrigenden Beschimpfungen anhören oder gar schlagen lassen, weil er etwas nicht schnell genug tat.
musste. Es war ihm wohl über die Maße wichtig, seinen Wohlstand zu präsentieren, wenn seine neue Frau eintraf.
Sie gehörte ihm bereits.

Vor allem die letzten drei Zitate, sind Beispiele für Sachen, die eigentlich bereits aus dem Text hervorgehen oder offensichtlich sind. Da tut es meiner Meinung nach nicht Not, das nochmal ausdrücklich anzusprechen.

Und zuletzt noch was Allgemeines zum Text: Für meinen Geschmack hast du da sehr viel Information in den Anfang der Geschichte gepresst. Gerade bei der Länge hast du doch massig Zeit, die Sachen langsam einzuführen. Der Leser muss nicht alle Details sofort kennen.

Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

Gruß,
Henrik

 

Wow! Ich freue mich gerade total über eine so aktive Community! Ich hoffe dass ich hier gleich mit @ richtig arbeite. Danke auf jeden Fall euch allen schon einmal hier. =)

Hey @GoMusic,
das mit der Rubrik "Roman" wäre auch bei mir der Gedanke gewesen. Allerdings ist er dafür eben viel zu kurz. Vielmehr handelt es sich um das Lore zu einem Charakter aus einem Roman, an dem ich schreibe. Diese Geschichte steht jedoch eigenständig für sich. *seufz*


Huhu @jimmysalaryman,
ich denke es geht weniger um das Kürzen an sich. Ich bin definitiv bereit Dinge zu kürzen, die eben überflüssig sind (passt dann gleich zu meiner Ant. Nach Shey wirkte es mehr in die Richtung, dass der Text selbst halbiert noch zu lang wäre. So meine ich das eher. Dann würde es sich am Ende nämlich um einen komplett neuen Text handeln.


Hi @HenrikS,
danke für das Benennen "überflüssiger" Sätze. In meinem Kopf sind das Dinge, die ich mir vorstelle und dann eben notiere. Im Nachhinein kann ich absolut nachvollziehen, dass sie besonders wenn ich danach ohnehin detaillierter beschreibe, unnötig sind. Daran werde ich also arbeiten. Darum danke für den Tipp!
Auch die letzte Anmerkung ist gut. Ich denke da habe ich zu sehr möglichst viel auf einmal klar machen wollen. Das musste wohl so nicht sein. Auch etwas, an dem ich arbeiten kann und werde. Danke =)

 

@MilenaIlbach, so sollte das gar nicht klingen.
Ja der Text ist zu lang aber ich wollte damit nicht ausdrücken das er halbiert immer noch zu lange ist, wenn das so rüber kam tut es mir leid.
Viel mehr wollte ich das sagen, was @HenrikS wohl treffender formulieren konnte. Viele Dinge sind einfach zu genau und daher teilweise überflüssig, wenn du all das raus nimmst, dann ist er vielleicht immer noch lang aber durch das beschränken auf das Wesentliche vielleicht interessanter für mich zu lesen.
Für mich klang deine Aussage so nach "ich ändere an dem Text gar nichts, sondern platziere ihn nur woanders" und wenn das der Fall gewesen wäre, dann wäre ich als Leser eben raus, weil die unnötigen Dinge, die mir das Lesen und folge erschweren, ja immer noch drin sind, wieso sollte ich ihn dann ein weiteres mal versuchen zu lesen.
Ich hoffe das es jetzt ein wenig deutlicher geworden ist.

Wie gesagt, wollte nicht sagen "halbiert ist noch zu lange" sondern lediglich darauf hinweise, dass es etwaige Textstellen gibt die für das Verstehen des Textes nicht gebraucht werden.

Danke @HenrikS das du es nochmal auf den Punkt gebracht hast :-)

 

Huhu @Shey,
ah okay. xD Ich hab das auch gar nicht beleidigt wahrgenommen, also alles gut. Hoffe, dass das von meiner Seite nicht so bei dir ankam. =) Nur zu viel wollte ich eben nicht rausnehmen. Wenn du es im Sinne von Henrik meinst, kann ich dir nur zustimmen und bemühe mich darum den Text zu verbessern und hoffentlich schnell in verbesserter Form zu aktualisieren. Danke dir :)

 

Hallo @MilenaIlbach,

du schreibst:

Huhu @jimmysalaryman,
ich denke es geht weniger um das Kürzen an sich. Ich bin definitiv bereit Dinge zu kürzen, die eben überflüssig sind (passt dann gleich zu meiner Ant. Nach Shey wirkte es mehr in die Richtung, dass der Text selbst halbiert noch zu lang wäre. So meine ich das eher. Dann würde es sich am Ende nämlich um einen komplett neuen Text handeln.
Da du bereit bist, Überflüssiges zu streichen, möchte ich dir ein paar weitere Bespiele nennen. Unsinn, dass es sich danach um einen neuen Text handelt. Wer sagt denn sowas?
Edit: Okay, das ist ja schon geklärt.

Hier also ein paar Dinge, die mir beim Überfliegen aufgefallen sind:

Die zornige Stimme seines Herrn, riss den jungen Mann aus dem Schlaf.
Kein Komma.

„Du hast heute noch eine Menge zu tun. Also steh endlich auf, Köter.“, kläffte er grob.
Also steh endlich auf, Köter“, kläffte er grob.
Kein Punkt. hast du fast überall. Bitte siehe auch hier.
"Kläffen ist schon grob. Grob kann also raus. Wie ein leises Flüstern.

Iden, so hieß sein Herr,
Gefühlte 50 mal sagst du "Herr", dann nennst du ihn beim Namen. Warum nicht früher?

Sie drehte sich zu ihm um und man sah die Verunsicherung deutlich in ihren Augen. Sie war zu jung, um das alles so schnell aufnehmen zu können
"Verunsicherung" & "zu jung, um das alles so schnell aufzunehmen": Doppelgemoppelt. Kannst eins davon streichen.

zu wiedersprechen
widersprechen

bat er mit respektvollem Ton.
Bei seiner Verbeugung weiteten sich ihre Augen erschrocken.
"Respektvoller Ton" & "Verbeugung": Doppelgemoppelt. Kannst eins davon streichen.

und trank einen großen Schluck, um etwas von dem Essen herunter zu spülen, das noch während er sprach in seinem Mund gewesen war.
Erklärend. Kann weg, da es auch so klar ist.

Mit einem lauten Knall
Gibt es auch einen leisen Knall?

fuhr sie mit Tränen in den Augen fort. Man sah ihr an, dass sie schon jetzt Angst vor der nächsten Nacht hatte.
"Tränen in Augen" & "Angst": Eines reicht.

Hier ein Paradebeispiel, wo du den halben Text einsparen kannst:

Ohne ein weiteres Wort sprang Iden schließlich vollends von seinem Stuhl auf, ging mit großen Schritten um den Tisch, packte grob nach Breas Arm, so dass er ihn schmerzvoll quetschte und riss sie von ihrem Stuhl auf.
Adverbien-Overkill.
"Ohne ein weiteres Wort" ist doch klar, da er doch nichts sagt.
"Vollends aufspringen": Kann man auch halb aufspringen?
"ging mit großen Schritten": Keep it short: "eilte"

versuchte er sie mit einfühlsamer Stimme zu beruhigen.
"einfühlsam" & "beruhigen": Doppelt.

„Du… ich…“, stammelte sie verwirrt, nach den richtigen Worten suchend.
"Du ... (Leerzeichen), ich (Leerzeichen)...": ist doch schon ein Stammen, ein Suchen nach den richtigen Worten. Warum erklärst du das sogar noch zweimal?
Leerzeichen, wenn Wort vollständig. Kein Leerzeichen, wenn Wort unvollstän...

„Wir könnten doch versuchen (Leerzeichen) …“
„Unsere Kinder würden verhungern(.)“, warf er ein, ehe sie den Satz beenden konnten.
"warf er ein, ehe sie den Satz beenden konnten.":
Das wird doch schon so kalt, weil er oben nicht zu Ende spricht.

„Erwische ich euch endlich!“, der Schrei riss die beiden aus ihrem Traum.
endlich!“ Der (neuer Satz, das ist kein Redebegeitsatz. Siehe auch ein obigen Link.

„Komm sofort da runter du dreckiger Hund!“, brüllte er mit bedrohlicher Stimme und irrem Ausdruck in den Augen, der bereits zeigte, dass er in der heutigen Nacht keine Gnade zeigen würde.
"brüllen", "bedrohlich", irrer Ausdruck", "keine Gnade". Man, man, hier übertreibst du es wirklich.

log er mit überheblichem Ausdruck in den Augen und sah seinem Herrn dabei starr in die Augen.
Augen, Augen

Und wenn Iden ihm glaubte würde er nicht glauben, dass es war, weil man sie erwischt hatte, sondern weil sie sich vor ihrem Vergewaltiger fürchtete.
Durch das fehlende Komm ist der Satz ziemlich schwer zu verstehen.

Hoffe, du kannst mit meinen Hinweisen etwas anfangen.
Viel Spaß bei der Überarbeitung.

Gruß, GoMusic

 

Huhu @GoMusic
Der von dir beschriebene Overkill beschreibt wohl gut die zu häufigen Dopplungen meinerseits. Danke für deine Vorschläge! :)

 

Hallo @Lady Agnes,
wo ist der *facepalm*-Emote, wenn man ihn braucht. Ist doch unfassbar, wie oft man einen Text liest und trotzdem noch Fehler drin sind. Ich danke dir. =)

Damit keiner denkt, dass ich die Vorschläge in den Wind schlage:
Da ich unter der Woche arbeite, mache ich mich am Samstag dran eure Verbesserungsvorschläge umzusetzen. =) Möchte es ja gut machen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Momentan hab ichs mit den stattlichen Debüts hierorts, von denen dieses Werk mit seinen 42 Seiten Standardmanuskript (60 Zeichen/Zeile, 30 Zeilen/Seite unter courier 12 pt., der Type der guten alten Schreibmaschine) ist und eigentlich hätte ich erwartet, dass sich was getan hätte zum Wochenwechsel, spätestens zum (der Tag hätte ja vom Namen her gepasst) Feiertag.

Nun, keine Bange, eine Kurzgeschichte kann auch mehr als diese paar Seiten haben, sie braucht nur keine Novelle zu sein. Und damit erst einmal – bevor ichs vergess -

herzlich willkommen hierorts,

liebe Milena.

Dein Debut beginnt mit einer Zeitangabe, zu der Hunnen unter der Vatergeneration eines Attila (d. i. Gotisch und heißt „Väterchen“, ein Zeichen, dass sich die Völker vermischten) aus den Steppen Asiens die Völker Osteuropas in Unruhe versetzten und die Völkerwanderung (übrigens nicht die erste und auch nicht die letzte) auslösten, die das Ende des (westlichen) römischen Reiches – Byzanz, also das eher hellenistische Ostrom hielt sich noch fast tausend Jahre und fiel erst 1453 durch die Osmanen.

Aber warum erzähl ich das?

Deine Handlung kann gar nicht in Europa oder Nordafrika spielen, selbst wenn „Iden“

so hieß sein Herr,
ziemlich Lateinisch klingt.

Eher spielt es bei den Maya (die Mexica - „Azteken“ spielten erst ein knappes Jahrtausend später eine größere Rolle und deren Vorfahren waren bis ins 13. Jh. noch Jäger und Sammler, vllt. gelegentliche Bauern und somit sesshaft, wie ja auch die Sioux Bauern und sesshaft waren, bevor das damals in Amerika ausgerottete Pferd mit den Spaniern zurückkehrte und Dakota und Cheyenne zu Helden meiner Jugend werden ließ.

Aber wieso komm ich nach Amerika?

Durch die „Potato“ der Indigenen, die Kartoffel, die erst nach dem Fall Konstantinopels im 16. Jh. nach Europa kam und in Deiner Geschichte hierorts genannt wird, bereits hier

„Ja, Gebieter.“, gab er diesmal mit untergebener Stimme zurück und nickte beobachtete ihn streng dabei, wie er mit nervösen Händen die Kartoffeln zu schälen begann.

Kein guter Start unter „Historik“, eher ein inhaltlicher Fehlstart, der aber zugleich auch auf eine grammatische Schwäche hinweist – denn die wörtl. Rede endet bei bloßer Aussage (was der abschließende Punkt nach dem Gebieter anzeigt) quasi nackt mit den auslaufenden Gänsefüßchen, das Komma trennt allein den übergeordneten/beigefügten Satz (hier: „gab er ...“) von der wörtl. Rede.

Doch was soll eine „untergebene“ Stimme bedeuten? Vllt. eher „unterwürfig“, zurückhaltend?

Nun lass ich es genug sein - will es ja nicht zur Folter werden lassen - und harre erst einmal der Bearbeitung.

Bis dahin alles Gute vom

Friedel

 

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