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Ewige Erinnerung

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05.06.2018
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Ewige Erinnerung

Es war einst ein Junge, Sohn eines durchschnittlichen Bauern, ältestes Kind von vier Geschwistern. Von Schönheit war er nicht gesegnet, sie hatte ihn aber auch nicht verschont. Er lebte mit seiner Familie auf dem Land, nicht weit einer größeren Stadt, der größten die er kannte. Was auch daran liegen konnte, dass es die einzige war die er kannte. Ihr Hof war groß, sie hatten Kühe, Ziegen, Hühner und Schweine, und von allem nicht wenig.Regelmäßig wurde er von seinem Vater auf den Markt geschickt, Eier zu verkaufen und so manches für die Familie mitzubringen.
Doch eines Tages, nachdem er mit einem Karren beladen mit Kisten voller Eier zum Marktplatz in die Stadt fuhr und einen kleinen Stand aufgebaut hatte, fiel ihm ein Mädchen ins Auge. Sie war nicht viel jünger als er, hatte volle blonde Haare, blaue Augen, ein schmales Gesicht und war etwas zierlich. Er sah sie nicht zum ersten Mal, hatte sie in den letzten Monaten schon ein paar mal bemerkt, hatte sie wahrgenommen, doch war sie ihm nicht besonders aufgefallen, noch hätte er Interesse gehabt. Doch dieses mal war etwas anders, er konnte es sich nicht erklären. Als sie bemerkte, dass er sie ansah, blickte sie auf, ein schmales Lächeln auf den Lippen. Verlegen wich er ihrem Blick schnellstmöglich aus. Er wusste nicht warum. Sich über sich selbst wundernd, bediente er eine ältere Frau, die ihn nach ein paar Eiern gefragt hatte, während seine Blicke ab und zu wieder zu ihr glitten, um sie an ihrem Stand beim Vertreiben von Wolle zu beobachten. Zum ersten mal fiel ihm auf, dass er sie hübsch und ansprechend fand, und konnte sich nicht erklären warum er ihr bisher keine Beachtung geschenkt hatte.
Den restlichen Vormittag verbrachte er weiterhin damit, Eier zu verkaufen. Gegen Mittag machte er sich dann auf den Heimweg. Der Stand war heute gut gelaufen, sein Vater würde zufrieden sein.
Den restlichen Tag half er seinem Vater auf dem Feld. Nachdem sie gegen Abend mit der Arbeit fertig waren, und er im Bett in Gedanken den Tag erneut durchging, kam ihm wieder das Bild des Mädchens vom Marktplatz in den Kopf. Er ließ seine Gedanken um sie schweifen, versuchte sich erneut ihr Lächeln ins Gedächtnis zu rufen, und schlief kurz darauf ein. In den folgenden Tagen bei der Arbeit in den Ställen und an der Scheune dachte er immer öfter an das Mädchen, und mit jedem Tag wurde sie in seinen Gedanken schöner und ansprechender. Und somit stieg auch seine Sehnsucht. Bald träumte er von ihr, malte sich Treffen mit ihr aus und hoffte auf ein baldiges Wiedersehen. Doch noch immer konnte er sich nicht erklären woher diese plötzliche Begierde kam, dieser plötzliche Gefallen. Er versuchte sich daran zu erinnern, wie er sie schon vor dem letzten mal auf dem Markt bereits gesehen hatte, als er sie nicht beachtet hatte.
Nach einer Woche musste er sich selbst eingestehen, dass er sich verliebt hatte. Innerlich machte er sich selbst darüber lustig, denn er hatte sie weder oft gesehen, noch kannte er sie wirklich. Und doch wurde diese Unruhe in seinem Körper stärker. Mit jedem Gedanken.
Nach zwei Wochen endlich, wurde er wieder auf den Markt geschickt. Die Nacht zuvor hatte er schon kaum geschlafen, so aufgeregt war er. Er machte sich so früh wie ihm nur möglich auf den Weg.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er schließlich an, ließ seine Blicke über den Platz gleiten, suchte.
Und dort stand sie, wie eigentlich immer, und doch freute er sich unermesslich sie endlich wiederzusehen. Ohne lange nachzudenken baute er seinen Stand so nah wie es die freien Plätze zuließen an ihrem Stand auf, und mit jedem Blick, den er ihr zuwarf, wurde er ein Stückchen ruhiger. Den restlichen Vormittag verbrachte er damit, es zu genießen, sich in ihrer Nähe aufhalten zu können, und sie immer wieder anzusehen, den Anblick in sich aufzusaugen. Sehr zufrieden führte er den Handel bis zur Mittagszeit, um dann wiederum getrübter Stimmung aufzubrechen zu müssen. Er warf ihr einen letzten langen Blick zu, den sie nicht bemerkte, und machte sich dann auf den Heimweg.
Doch entgegen seiner Erwartungen brandete die Sehnsucht schon auf der Hälfte der Fahrt in ungekannter Stärke auf. Er hätte am liebsten umgedreht, doch war er sich bewusst wie unvernünftig dies wäre. Seine Eltern warteten auf ihn und Essen brauchte er auch. In den nächsten Tagen war er noch unruhiger als zuvor. Weder schlief er gut noch konnte er etwas lange tun, ohne in den folgenden Momenten an sie zu denken. Seine Nächte waren nun dauerhaft unruhig, immer machte er sich Gedanken, träumte von und mit ihr. Das Gefühl in seinem Körper versuchte er zunehmend mit körperlicher Anstrengung auszuschalten, zu übertönen, auch wenn es nie lange funktionierte. Auch fing er an, Bilder zu zeichnen, von ihr wie er sich an sie erinnerte, und er schrieb Geschichten nieder, in denen sich die Protagonisten mit ähnlichen Problemen wie er abgeben mussten.
Dann, nach einem schier endlosen halben Monat fuhr er wieder auf den Markt. Aus seiner Unruhe war ein Dauerzustand der Anspannung und Abwesenheit geworden, die sich nicht mehr steigern konnte. Auch litt er nun schon länger an unruhigem oder ausbleibendem Schlaf. Endlich auf dem Markt angekommen, blickte er sich suchend um. Doch solange er auch suchte, er fand sie nicht. Zu seinem Zustand mischten sich nun auch noch Niedergeschlagenheit und Enttäuschung. Die vielen Tage hatte er warten müssen, und nun war sie nicht einmal hier.
Die folgenden Stunden konzentrierte er sich kaum auf den Verkauf, nahm diesen nur durch eine Art Schleier war, während er verzweifelt nach dem Mädchen suchte, über das er sich so viele Tage den Kopf zerbrochen hatte. Doch er fand sie nicht, und so stand die Sonne bald im Zenit. Langsamer als sonst, ohne Kraft oder jeglichen Antrieb baute er den Stand ab und begann den Rückweg. Die Niedergeschlagenheit konnte ihm jeder vom Gesicht ablesen, doch auf die Fragen seiner Eltern ging er nur ausweichend oder gar nicht ein. In dieser Stimmung blieb er die folgenden Wochen, denn auch auf den folgenden Märkten sah er das Mädchen nicht mehr wieder, dass anfangs so unscheinbar gewesen war und ihm schließlich doch das Herz gestohlen hatte. Jedes mal hoffte er aus tiefstem Herzen sie wiederzusehen, betete dafür, doch sie kam nicht. Und aus Wochen wurden Monate, und aus Monaten wurden Jahre, Jahrzehnte. Er übernahm den Hof seiner schwachen Eltern, die bald darauf verstarben, während sich seine Sammlungen aus Bildern und Geschichten über das Mädchen immer weiter häuften. Je älter er wurde, desto mehr hasste er sich dafür, dass er sie damals nicht sofort angesprochen hatte. Irgendwann war er selbst sich nicht mehr sicher, ob es sie wirklich gegeben oder ob er sie sich eingebildet hatte, vielleicht einmal in jungen Jahren einen sehr reellen Traum gehabt hatte.
Und doch behielt er sie bis zum letzten Augenblick in seinen Gedanken, und so blieb die Erinnerung und mit ihr seine Liebe.
Seine einzige.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @ sirhcthereal,

in Deinem Profil lese ich:

Lest und teilt mir gerne eure Meinung mit.
Okay, aber wir erwarten auch von Dir eine Meinung zu unseren Texten. Deal?
Dann willkommen!
Deinen ersten Text hier im Forum finde ich sehr sympathisch. Du kannst schreiben – und da muss man nicht allzu viel herumkritteln. Der Text liest sich gut und fließend, alles ist prima formuliert; beinahe könnte man sagen, Du brauchst diese Schreibwerkstatt gar nicht.
Aber ja – Publikum hat man hier. Du deutest bereits an, dass Du viel veröffentlichen willst, deswegen lass Dir raten, Deine Text nicht zu rasch einzustellen, denn jeder Text soll kommentiert und jeder Komm von Dir beantwortet werden (im Idealfall).
Selbstverständlich kannst Du uns auch zuschütten mit Geschichten, doch dann wird die Resonanz schwach sein.

Beim Titel dieser KG würde ich das überstrapazierte Wörtchen ‚ewig’ überdenken. Da werden viele die Nase rümpfen. Ebenfalls braucht es nicht die letzte Zeile, denn das hat der Text in aller Ausführlichkeit klargemacht:

Seine einzige.

Ob der tag ‚Philosophisches’ passt, würde ich verneinen. Es ist halt die altbekannte Geschichte auf nette Art wiedererzählt.
Sicherlich gibt es Leser, die gern mehr Schmiss, Plot, Action hätten; aber eine ruhig erzählte Geschichte ist auch reizvoll.
Doch vielleicht kannst Du bei Deinen nächsten Texten etwas lebhafter werden, nicht nur ausgewogen und gradlinig von A nach Z, sondern etwas Unvorhergesehenes einbauen, einen Twist, eine Überraschung zum Ende.

Für heute verabschiede ich mich und wünsche gutes Gelingen!

José

 

Danke für die Antwort josefelipe,
1. keine Angst, weder hatte ich vor das Forum mit Texten zuzuschmeißen noch mich hier nicht zu engagieren :)
2. danke für den Tipp mit dem Titel, dieser war nur spontan und daher nicht sehr durchdacht (hatte die Geschichte kurz vor Veröffentlichung erst geschrieben)

Alles in allem danke, ich werde mir das Genannte zu Herzen nehmen ;)
LG

 

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