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etwas Kaffee?
Angesichts der riesigen Schneewehe, die sich meines kleinen Autos angenommen hatte, beschloss ich an diesem Morgen mit dem Bus fahren. Es war eisig kalt und der Wind bliess mir kleine Schneeflocken ins Gesicht, als ich mühsam durch den Schnee Richtung Bushaltestelle stapfte. Von den Dächern hingen lange Eiszapfen und an den Fensterscheiben hatten sich über Nacht Eisblumen gebildet. Ein einsamer Schneeschipper räumte die Straße und türmte entlang des Gehweges riesige Berge Schneematsch auf.
Nach endlosem warten auf den Bus und einer langen Fahrt war ich endlich in der Stadt. Es hatte aufgehört zu schneien und die Sonne kam hinter einigen dicken Wolken hervor. Ich ging durch die vielen Straßen der kleinen Stadt auf der Suche nach einem Geschenk für meine Schwester. Sie hatte in einer Woche Geburtstag, und wie immer war ich in solchen Dingen vergesslich und musste mich in letzter Sekunde darum kümmern. Trotz der Sonne wurde mir immer kälter und ich ging in das kleine Cafe an der Ecke. Es war recht gemütlich darin, vorallem aber warm. Ausserdem hoffte ich bei einer heißen Tasse Kaffee zu einer brauchbaren Idee für meine Schwester zu kommen. <Was darf ich ihnen bringen?< fragte mich eine tiefe männliche Stimme. verwirrt über den schönen Klang schaute ich auf und blickte in ein wunderbares Lächeln. Vor Aufregung begann ich zu stottern, und bestellte einen Kaffee. Mist, warum musste ich mich jetzt so blöd anstellen? fragte ich mich und sah ihm hinterher, wie er wieder in der Küche verschwand. Aber woher hätte ich denn auch wissen sollen das hier seit neuestem solch eine Bedingung arbeitete? Kurz danach brachte er mir meinen Kaffee.Ich sagte nichts, lächelte nur. Und er lächelte auch. Langsam spürte ich wie die wärme wieder in meine kalten Glieder kroch und mich auftauchte. Nachdem ich bei ihm bezahlt hatte, verließ ich mit einem komischen Gefühl das Cafe. meine Knie zitterten immer noch und mein Herz pochte laut, als ich wieder auf der Straße stand und in den verschneiten Himmel schaute. Kleine Schneeflocken segelten auf meinen Kopf, auf mein Gesicht, und ich war glücklich. Während ich nun weiter nach etwas Brauchbarem suchte, ging mir sein Lächeln nicht mehr aus dem Kopf und ich fühlte mich bestens gelaunt.
<Happy Birthday meine Süße!>ich fiel meiner Schwester um den Hals und überreichte ihr mein Geschenk. Sie sah heute mal wieder richtig schick aus und strahlte über das ganze Gesicht. Manchmal beneidete ich sie um ihr Leben. Sie hatte alles mit Bravour hingekriegt. Ihren Abschluß als Klassenbeste, ihr Studium, ihre Ehe, ihre zwei süßen Kinder. Alles was sie machte war perfekt. Gegen sie sah ich immer wie die kleine Schwester aus, die nichts zustande brachte. mit 18 hatte ich die Schule hingeschmissen, wollte raus in die Welt. Ich reiste nach Afrika und Brasilien, sie studierte Kunst. Meine Beziehungen hielten nie länger als ein Jahr, sie war seit 3 Jahren glücklich verheiratet und hatte zwei hübsche Kinder. Sie hatte das Glück einen reichen Mann zu heiraten, der ihr ihre Fortbildungskurse und Interessen finanzierte, ich arbeitete immer noch in einem schlecht bezahlten Job als Photographin. Aber ich war selbstständig, und nicht auf das Geld eines Mannes angewiesen, was mich stolz machte. Obwohl ich mir nach streßigen Arbeitstagen oft wünschte, ich bräuchte nichts tun als mich um mein Pferd kümmern und schwimmen gehen.
Ich zwängte mich durch die vielen Gäste vorbei zum Buffet. Das beste an diesen Feiern war das Essen. Ich wollte mir gerade etwas Salat auftun, als mich eine tiefe Stimme fragte, ob ich etwas zu trinken möchte. Erschrocken blickte ich hoch. Diese Stimme kannte ich doch! Und als ich aufsah, sah ich in ein wunderschönes Lächeln. <Klar> antwortete ich und lächelte.