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Es werde Licht!

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21.01.2003
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Es werde Licht!

Betritt man die Eingangshalle des neu errichteten Wohnhauses, dann schaltet der Bewegungsmelder über dem Eingangstor sofort die unzähligen Lampen an der Decke ein. Es wird also blitzartig hell, sobald man einen Fuß ins Haus setzt. Geht man dann weiter, biegt ums Eck, und nähert sich den Briefkästen, dann fühlt sich sogleich der nächste Sensor veranlasst, mir die Leuchten auf dem Weg zum Lift einzuschalten. - Das ist gut, das ist schön, das finde ich super!

Aber anscheinend haben die Leute von Planung & Bau darauf vergessen, dass Leute nicht nur ins Haus hinein gehen wollen, sondern ab und zu auch den Wunsch verspüren, wieder heraus zu kommen. So passiert mir nämlich jeden Morgen, nachdem ich die Tür meiner neuen Wohnung hinter mir zugeschlossen habe, und mich anschicke, das Gebäude zu verlassen, folgendes:

Ich fahre mit dem Lift hinunter zum Ausgang. Die Lifttür geht auf, und vor mir liegt der Gang im schlaftrunkenen Dämmerlicht der Notbeleuchtung. Schemenhaft kann man die rotbraune Ziegelwand erkennen, die diesem Bau diesen unvergleichlichen Ausdruck verleiht. Vergessene Holzreste, die offenbar bei irgendwelchen Umzugsarbeiten aus einem übervollen Abfallbehälter gefallen sind, hüllen sich in einer finsteren Ecke in ihren eigenen Schatten.
Auf den Weg zu den Briefkästen stolpere ich im Halbdunkel über etwas am Boden. Ich glaube, es sind Falten in den schwarzen Gummimatten, die es sich am Boden gemütlich gemacht haben. Angeblich sollen die Matten jetzt, während die Wohnungen bezogen werden, den darunter liegenden Bodenbelag vor Beschädigungen schützen. Aber in Wirklichkeit machen sie es den Neuankömmlingen nur unnötig schwer, die kleinen Wägelchen, auf denen sie ihre Möbel transportieren, den Gang entlang zu schieben.

Kaum verlasse ich den finsteren Hohlweg und bin bei den Briefkästen, bemerkt mich auch schon der freundliche Bewegungsmelder an der Decke, und schaltet hinter mir im Gang das Licht ein, damit ich nachschauen kann, worüber ich vorhin wirklich gestolpert bin.

Dann geht es weiter nach draußen. Ich wende mich nach links, und ebenso dämmrig und verschlafen, wie vorhin der Gang, liegt nun die Eingangshalle vor mir. Durch das Tor dringt das fahle Gelb der Natriumdampflampen herein; Einzelne barmherzige Deckenleuchten, die im Notbeleuchtungsmodus vor sich hin glimmen, spenden mehr Schatten als Licht. Ich durchquere die Halle. Schräg hinter mir strahlen noch die Postkästen im funkelnden Glanz, vor mir liegt das Halbdunkel der leeren Halle.
Vorsichtigen Schrittes nähere ich mich dem Tor, um nur ja nicht ein zweites mal zu stolpern, denn auch hier tummeln sich faule Gummimatten am Boden. Wie riesige flache Nacktschnecken, die hier ein Nest haben um dem Licht des Tages zu entfliehen, liegen sie da vor mir.
Bald hüllen sich die Postkästen wieder in schläfrige Dunkelheit, und eine vergessene Farbdose, die auf einem Mauervorsprung zwischen dem Ausgang und mir steht, wirft einen langen Schatten, der vom Tor weg, an mir vorbei, in die Dunkelheit der Halle zeigt.
Langsam nähere ich mich dem Haustor. Ich strecke die Hand aus, um es zu öffnen, und in genau diesem Augenblick, als ich beginne die Klinke nach unten zu drücken, erkennt das elektronische Auge über mir sein Versäumnis, und, so als wäre es um eifrige Wiedergutmachung bemüht, dreht es hinter mir die Flutlichtanlage auf. Unvorstellbare Mengen von Elektronen flitzen plötzlich hurtig durch dünne Drähte, heizen sie auf mehr als tausend Grad auf, und bringen sie zum Glühen. Photonen in unaussprechlicher Anzahl bevölkern plötzlich die Eingangshalle meiner neuen Bleibe, und tauchen sie in helles, blendend weißes, gleißendes Licht.

Nur schade, dass ich jetzt schon draußen bin.

 

Hi Hubert,

immer ein bisschen schwer, auf so ganz ganz alltägliche Geschichten, etwas sinnvolleres, als "Ja, gut, war eh ganz lustig" zu sagen ... aber mir fällt wirklich nichts besseres ein. Also: Ja, gut, war eh ganz lustig. ;)
Ist halt insofern witzig, als ich auch den einen oder anderen derartigen Bewegungsmelder kenne ...

Grüße
Visualizer

PS: Frage - Ist das besser als gar kein Response? Oder soll ich mir sowas in Zukunft sparen? ;)

 

Hi!

Natürlich ist das besser als gar kein Response. Alles ist besser als keine Reaktion. Ich veröffentliche hier ja nur aus dem einen Grund Geschichten, um herauszufinden, ob mein Geschreibsel anderen auch gefällt, bzw. um zu erfahren, was ich daran verbessern könnte.

Um aber auf deine Kritik einzugehen: Was ist falsch daran, eine - wie du sagst - alltägliche Geschichte zu veröffentlichen? Noch dazu wenn die Rubrik, in der ich sie veröffentlicht habe den Titel "Alltag" trägt?
Findest du meine Geschichte langweilig? Ist sie schlecht erzählt?

Nur so nebenbei: Ich wohne jetzt seit fast zwei Jahren hier, und an den Bewegungsmeldern wurde noch immer nichts korrigiert.


LG
Hubert

 

Hi Hubert,

hab ich behauptet, es wäre etwas falsch daran, eine alltägliche Geschichte zu veröffentlichen?
Mitnichten. Es ist eine kleine, nette Geschichte aus dem tiefsten Alltag, mit etwas Witz und viel Bodenständigkeit erzählt. Mehr gibt's einfach nicht zu sagen. Die Geschichte ist weder schlecht, noch mitreißend, sie geht nicht ans Herz, noch treibt sie einem die Tränen in die Augen. Sie ist einfach sehr alltäglich. Und fast könnte man die Frage stellen, ob sie zu gewöhnlich ist, um als Geschichte durchzugehen. Tu ich aber nicht, weil ich das nicht finde, weil sie mich doch schmunzeln ließ - und das ist doch in Ordnung so.

Meine PS-Frage ist aber grundsätzlicher Natur, weil manchmal lese ich Geschichten, die mich nicht sonderlich vom Hocker hauen und dennoch würd ich's schade finden, nichts zu antworten, weil man sich als Autor ja doch über eine Rückmeldung freut und wenn es eben nur ein "Ja, gut, war eh ganz lustig." ist. Denke ich mir halt.

Grüße
Visualizer

PS: Tut mir leid für dich, dass die Geschichte eine "True Story" ist. Musst der Hausverwaltung halt auf die Füße steigen.

 

Hallo Hubert,

Ich glaube, Visualizer hat es einfach auf den Punkt gebracht:

Die Geschichte ist weder schlecht, noch mitreißend, sie geht nicht ans Herz, noch treibt sie einem die Tränen in die Augen. Sie ist einfach sehr alltäglich.

Obwohl ich echt keine Ahnung von so einem Bewegungsmelder (oder was das sein soll) habe, immerhin lebe ich ganz primitiv in einem einfachen Haus... :D

Gruß,
stephy

 
Zuletzt bearbeitet:

Nun, ich wollte mit meiner Geschichte ein kleines Stück Alltag auf eine Art beschreiben, die den einen oder anderen Leser zum Schmunzeln bringen sollte. - Keine großartige Handlung, keine Action, nur ein bischen lustig sollte es klingen.
Und wie mir scheint, das ist mir gelungen.

Aus dem Satz, den stephy von Visualizer zitiert hat, lese ich aber schon heraus, dass ihr euch wünscht, meine Geschichte hätte mehr Pfeffer im Arsch gehabt. Wenn die nächste Geschichte wirklich etwas würziger wird, rührt das dann sicher auch von dieser Kritik her. - Auch deshalb vielen Dank für eure Kundtuungen.

Bewegungsmelder: Elektrisches Ding an der Wand, das erkennen kann, ob sich etwas in seiner Nähe bewegt. Wenn es eine Bewegung erkennt, legt es einen Schalter um. - Meist um Licht zu machen, das nach einiger Zeit von selbst wieder ausgeht. Bewegungsmelder funktionieren natürlich nur dort, wo sie montiert sind. Im vorliegenden Fall sind einfach zu wenig vorhanden.


Liebe Grüße
Hubert

 

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