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Es werde Licht
Die kleine Prinzessin – Sci Fi
Eine Geschichte aus einer anderen Welt
Wir schliessen die Augen und lassen uns forttreiben. Wände, Strassen, Häuser, Städte; all dies verschwindet. Auch wir selbst und unser tägliches Leben schrumpfen bis zu einem Punkt zusammen. Wir verlassen den Punkt und öffnen unser inneres Auge.....
„Hallo! Wer immer das hier hört. Ich grüsse dich. Dies ist der Bericht meines Kampfes...“
Stille. Ein Räuspern ist zu hören. Fast kann man die Unsicherheit der Sprecherin fühlen. Eine Unsicherheit die unterschwellig anklingt. Dennoch ist die körperlose Stimme fest, scheint gefasst und bereit Zeugnis zu geben. Im Hintergrund ist ein gleichmässiges Rauschen hörbar.
„Mein Name ist Ka Óra Ja án. Ich bin die letzte meiner Art, zumindest scheint es mir so. Ich weiss nicht wer das hören wird also werde ich dort beginnen wo für mich der Anfang zu sein scheint.“
Wieder das kurze Zögern, diesmal aber ruhig und wohl um die Erinnerungen zu sammeln.
„Seit nun schon mehreren Jahrhunderten lebt die Menschheit nicht mehr nur auf der Erde. Sieben Welten sind kolonisiert worden und haben sich unter einheitlicher Führung des TOG zusammengeschlossen.
Früher stellte das Terran Overlord Gouvernment eine demokratische Regierung dar, die sich aus gewählten Vertretern der sieben Kolonien und der Heimatwelt zusammensetzte. Der Vorsitzende des Rates der Acht wurde auf Zeit gewählt und gab danach seine Befugnisse ab. Nach einer 3jährigen Amtszeit war er für weitere 3 Perioden nicht mehr zum Vorsitzenden wählbar. Natürlich war dies in den alten Tagen...“
Ein eigenartiger Unterton ist hörbar. Verbitterung schwingt in diesem letzten Satz mit. Eine kurze Pause, dann geht es weiter
„Das System war eigentlich nicht tatsächlich schlecht, es stellte sich auf Dauer aber als zu unflexibel und anfällig für Manipulationen heraus. Wer einmal die Macht hatte gibt sie nur ungern wieder ab. Intrigen, Verschwörungen und Korruption waren die Folge. Nach Jahrzehnten der internen Machtkämpfe gewann eine Familie die Oberhand. Meine...“
Hier ist ein amüsierter, gleichzeitig aber bitterer Ton in der Stimme
„Der Clan der Ja´an. Klingt komisch oder? Allerdings stellten die anderen schnell fest, das es mit de Humor bei unserem Stammvater nicht allzu weit her war. Rücksichtslosigkeit, Machtbewusstsein und kalte Effizienz trafen in Ihm auf einen regen und wachen Intellekt.
Seine Nachfolger konsolidierten die Machtposition der Familie ohne jedoch eine Persönlichkeit seines Formates hervorzubringen. Nach und nach begann der Abstieg, auch wenn er sich dem einzelnen Bürger nicht offenbarte. Als dann eine ernsthafte Bedrohung für das system auftauchte, stellten sich die Führer meiner Familie als nicht in der Lage damit fertig zu werden heraus. In diesen Zustand wurde ich hineingeboren.“
Hier ist fast so etwas wie ein belustigtes Schnauben zu hören. Dann erklingt die Stimme wieder im neutralen Tonfall.
„Als ich aufwuchs konnte man sich noch der Illusion hingeben alles sei wie es immer gewesen war. Ich wurde erzogen im Glauben an die Werte und Geschichte des TOG und meiner Familie. Damals war das ja so ziemlich das gleiche.
Ich glaube nicht, dass ich meinen Lehrern viel Freude machte. Lernen fiel mir zwar leicht, aber wer lernt schon gern das, was einem vorgesetzt wird. Nur Kampftraining machte mir immer Spass. Nicht sehr weiblich, ich weiss, aber das war mir egal! Wenn ich auch noch nicht genau wusste was ich werden wollte, so war ich mir doch sehr sicher was nicht:
Heimchen am Herd!!“
Die Sprecherin hat einen eindeutig abfälligen Tonfall angenommen.
„Ich beschäftigte mich also mit allem, was Frauen sonst eher nicht so fasziniert. Nahkampf, Waffenkunde, Flugunterricht und Astrographie. Konnte ja keiner ahnen, das mir das mal den Arsch retten würde. Schon zu Zeiten meiner Geburt gärte es im TOG Gebiet. Viele Kolonien waren der Herrschaft nur einer Familie überdrüssig geworden und ehrlich gesagt kann ich es ihnen nicht verübeln. Die Führungskaste meiner Familiengeneration zeichnete sich eher durch Gier und Unfähigkeit denn durch Weisheit und Intelligenz aus. Ich sehe mich natürlich als Ausnahme an“
Wieder ein kurzes Lachen
„Sobald ein Problem auftauchte wurde es mit Gewalt gelöst. Schlechte Strategie. Kurzsichtig, verbohrt aber schnell. Und schnelle Lösungen waren alles was damals interessierte. Ein kluger Mann sagte einmal, Gewalt sei die Zuflucht der Unfähigen.
Ich frage mich ob er wusste wie Recht er hat.
Auch im privaten wurde stets auf Kontrolle gesetzt. Das musste ich sehr deutlich erfahren.“
Eine Pause folgt. Dann ein einzelnes Wort. Ein Name. Leise, mit unterdrücktem Gefühl gesprochen
„Pa´Ren...“
Nach einem weiteren Zögern setzt die Sprecherin wieder ein. Gefasster jetzt
„Ich glaube ich war neunzehn als ich Ihn das erste mal traf. Er arbeitete als Waffewart am Raumflughafen und sollte meinem Schiff das aktuelle Waffenupdate verpassen. Ich kann nicht behaupten es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen. Ha, beileibe nicht. Er war zweiundzwanzig und eigentlich viel zu ruhig für mich. Damals hab ich ihm oft ein wenig geärgert um eine Reaktion aus ihm herauszukitzeln. Meist hat er aber nur gegrinst oder mich komplett ignoriert. So was stachelt mich ja nur noch mehr an. Es war ja mal eine schöne Abwechslung jemandem zu begegnen der nicht gleich vor Angst schleimte nur wenn er meinen Namen hörte. Nach und nach begannen wir mehr Zeit miteinander zu verbringen. Ich erfuhr, dass er Pa´Ren Be´tor hieß und auf Kratos geboren war. Ausgerechnet. Kratos ist die Älteste der Kolonien, das Volk streitbar und in das Militär vernarrt. Das passte ja mal gar nicht zu ihm. Ich hab ihn einmal gefragt warum er nicht bei Militär sei, wie so viele seiner Landsleute. Seine Antwort war er tauge nicht zum Soldaten, sei kein Held oder Ritter in schimmernder Rüstung. Höchstens in rostiger!“
Die körperlose Stimme wird hier weicher und entspannt hörbar
„Er erzählte mir von seinem Planeten, seiner Familie und seiner Heimat. Zwar war er kein Mann der vielen Worte doch was er sagte führte mich in eine Welt die ausserhalb meiner Erfahrungen lag. Ich habe ihn oft besucht damals und wenn wir im Hangar an meinem Schiff herumschraubten hatte ich das Gefühl an einem besseren Ort zu sein. Eine Illusion natürlich, aber eine schöne Illusion. Wer möchte nicht mal aus seinem gewohnten Umfeld fliehen.
In den 2 Jahren unserer Freundschaft erzählte er mir auch zunehmend von den Problemen mit denn sich die Bevölkerung zu plagen hatte. Damals wusste ich nicht viel davon, da man ja mit dem Volk kaum in echtem Kontakt stand. Allerdings nahm ich mir vor die Wahrheit herauszufinden. Ich befragte also alle Mitglieder meiner Familie auf mehr oder weniger subtile Weise nach den Vorgängen ausserhalb unserer Kreise. Von Unwissenheit bis vorsichtiger Zurückhaltung war alles an Reaktionen dabei. Speziell mein Onkel To´Ran war aber sehr zugänglich. Ich glaubte in Ihm einen mir wohlgesonnen Freund zu haben. Mann war ich naiv.“
Resignation und unterschwelliger Ärger sind hier deutlich spürbar. Es folgt ein Räuspern und ein Geräusch als ob Jemand einen Schluck trinkt.
„Jedenfalls hat To´Ran viele der Probleme zugegeben. Er schien auch über die Entwicklungen besorgt zu sein. Was für ein Schauspieler! Als er mich fragte woher ich den plötzlich mein Wissen über die Vorgänge draussen habe, sah ich keinen Grund es ihm zu verheimlichen. Ich nannte also Pa´Rens Namen und erzählte von unseren Gesprächen. To´Ran hörte nur zu gut zu. Als ich mich kurz darauf wieder im Hangar mit Pa´Ren treffen wollte war der sehr erregt. Er sagte er sei von Soldaten verfolgt worden und habe wohl nicht viel Zeit. In diesem Moment stürmten auch schon Männer in den Uniformen der Sicherheitstruppe in den Hangar. Bevor ich wusste was geschah nahm Pa´Ren meinen Kopf in seine Hände und drückte seine Lippen auf meine. Ich stand noch wie festgefroren da als sie ihn schon langeabgeführt hatten.“
Wieder eine Pause, dann härter, kälter.
„Am nächsten Tag wurde er als Feind des TOG hingerichtet.“
Erneute Pause
„Als ich einsehen musste, das mich Onkel To´Ran verraten hatte, reifte ein Entschluss in mir. Ich würde vorsichtiger sein. Raffinierter und subtiler. Helfen konnte mir der Speicherchip den mir Pa´Ren bei unserem Kuss in den Mund geschoben hatte. Er enthielt die Fakten, die mir bisher verborgen waren. Daten, Zahlen, Todesopfer und die Namen der Verantwortlichen. To´Rans Name stand sehr weit oben. Also beschloss ich zu handeln.
Der Chip enthielt auch Kontaktdaten um mit dem Widerstand in Verbindung zu treten. Sobald ich konnte nahm ich Kotakt auf. Wir bereiteten uns vor, sammelten Informationen und warteten. 12 Jahre. So viele Jahre...“
Als die Stimme nach einer Unterbrechung wieder einsetzt kling eine neue Entschlossenheit mit.
„Heute ist das Fest der Inthronisation von To´Ran als Ratsvorsitzender.
Ein nettes Wort für Diktator.
Es wird an Bord der Familienraumjacht „E´lans Stern“ stattfinden. Natürlich bin ich als brave Nichte eingeladen. Es hat mich Jahre und viel Selbstbeherrschung gekostet diesen Anschein zu erwecken. Die ganze Familie wird versammelt sein. Gute Gelegenheit meine kleine Überraschung zu präsentieren. Sie wurde auf Kratos entwickelt und ist die kleinste Fusionsbombe der Geschichte. Den echten Namen für das Ding habe ich schon wieder Vergessen. Ich nenne sie „kleine Prinzessin“. Also ans Werk“
Das Beschleunigen von Triebwerken ist zu hören. Dann etwas undeutlichere Stimmen, wohl Funkverkehr
„Anfliegendes Schiff, identifizieren sie sich“
„Anflugkontrolle Hier spricht die TS Rusty Knight. Erbitte Anflugfreigabe und Vektor für Landung in VIP Bucht“
„´Rusty Knight`Code bestätigt. Anflug nach Delta 2F. Willkommen an Bord“
„Danke“
„Jetzt zu Onkel To´Ran. Mal sehn ob ich ihn auf der Privatfrequenz erreiche“
Man hört das Umschalten, kurz darauf dringt eine befehlsgewohnte Stimme aus dem Funk. Fest aber offenbar erfreut.
„Ka´Ora! Schön dich zu hören, aber du weißt doch ich habe jetzt gerade wenig Zeit.“
„Hallo Onkel. Es dauert nicht lange; Versprochen!“
„Na, dann schiess los. Was hast du auf dem Herzen?
„Ich wollte dich eigentlich nur Fragen ob du dich an den Namen Pa´Ren Be´tor erinnern kannst. Ist schon etwas her. So 12 Jahre“
Kurz herrscht Stille dann erklingt wieder die männliche Stimme, leicht verwirrt
„Pa´Ren? Tut mir leid aber der Name sagt mir nichts. Warum fragst du?“
Naja, es ist doch immer gut zu wissen warum etwas geschieht oder? Also überleg noch mal Pa´Ren,... vor 12 Jahren,... Waffenwart...???“
Wieder kurz Stille, dann die männliche Stimme diesmal deutlich erregt und etwas verunsichert
„Dieser Wart in deinem Hangar? Das ist doch schon...
Was hast du vor Kleine??“
Die letzten Worte klingen panisch. Die weibliche Stimme antwortet, ruhig, kalt
„Ich habe eine Nachricht von ihm. Sie lautet:
ES WERDE LICHT!“
Die Aufzeichnung bricht ab.
Das Licht geht an. Lärmend und schnatternd verlassen die Menschen das Museum für die Geschichte des Widerstandes. Ich trete an die Plakette, die unter dem Lautsprecher angebracht ist.
„Aufzeichnung von Ka´Ora Ja´ans letztem Flug. Gefunden in einer Comm-Boje im Orbit um Kratos 2573“
Ich verlasse nun auch das Museum. Als ich aus dem Eingang trete wärmt mir die Sonne das Gesicht. Ein gutes Gefühl. Ein freies Gefühl.