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Es war nur Lehmboden
Er lief eine steile Straße herauf. Es war früh am Morgen. Der Nebel verdeckte die Sicht auf einen Berg in der Ferne. Seine Hand umklammerte eine Tüte. Frische Lebensmittel dufteten. Seine Schritte waren langsam und er genoss den Augenblick. Es würde ihm nichts ausmachen, wenn er der einzige Mensch auf Erden wäre. Das Auto heulte neben ihm auf und zerriss die Stille. Von hinten kam ein Motoroller angefahren. Schreiend kämpfte sich der Mann mit seiner Vespa hoch. Er wurde langsamer, wollte noch den Ausblick genießen, doch wurde er vorrangeschoben. Als er um die nächste Ecke ging verlischten die schönen Augenblicke wieder und seine Gedanken ebenso. Die Kälte umschloss ihn wieder und seine Schritte wurden schneller. Er kam an und schloss die Tür auf. Er tappte hinein und wurde von der wohligen Wärme empfangen. Ja sein Vater war auch da, doch konnte er sich nicht losreißen. Es sollte reibungslos funktionieren. Mechanisch und indoktriniert vollführte er Bewegungen. Alle waren auf maximale Effizient ausgelegt. Entkommen und Zuflucht finden. Es würde ja nichts bringen. Noch zügelte man sich. Es waren noch andere da. Doch waren sie weg, so würde eine Frage die andere jagen. Es wusste, er könnte wahrheitsgemäß antworten, doch das würde einer Person leid zuführen. Oder war es nur Einbildung? Egal, sagte er sich selbst. Doch die Flucht war schwerer als angenommen. Er musste bleiben. Der Tisch wurde abgeräumt, jetzt war die Zeit gekommen. Sie waren gegangen. Fragen schlugen auf ihn ein. Seine Antworten kurz und monoton. Er versteckte sich hinter seinem Hund. Weiß war er und erhaben lag er da. Auf dem Sofa. Seine Schwarzen Augen gewährten kein Einblick in sein inneres. Wachsam und ruhig verfolgte er das Gespräch mit. Er verstand nichts, doch konnte er sie aufmerksam beobachten. Sein Blick wanderte von seinem Vater zu seinem Hund. Ein weiches Fell. Ja das streichelte er und es gab ihm Zuversicht. Seine Antworten schlugen wie Bomben ein. Bomben auf Lehmboden mit vereinzelt durchgebrochenen Blumen. Ihre Schönheit war atemberauben. 25 Jahre lang wachsen sie stetig, doch es ist nur ein Lehmboden. Er hatte sich die Mühe gemacht und sie jeden Tag gegossen und gepflegt. Doch am Ende war es ein Lehmboden. Seine Bemühungen waren vergebens. Jetzt saß er da. Stille beherrschte den Raum und jegliche Wärme entwich. Er blieb noch eine Weile. Konzentrierte sich auf sein Hund um an nichts anderes zu denken. Langsam stand er auf. Die Treppen fest im Blick. Er lief los. Erst gebückt, dann gerader. Der Blick des Vaters ruhte auf ihm und er gab sich Mühe ihn nicht zu erwidern. Er stieg die Treppen hinauf, doch konnte man sich da so sicher sein?