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Es war Montag

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03.02.2019
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Es war Montag

Kapitel 1
Es war Montag.
Tom saß auf seinem Balkon. In seinem kleinen, grauen Stuhl. Er beobachtete die Kinder im Hof. Sie spielten Fußball. Laut knallte es in unregelmäßigen, jedoch kurzen Abständen, wenn eines der Kinder erfolgreich die Abwehr und den Torwart überwinden konnte und den kleinen, verdreckten Stoffball - welcher sichtlich bereits häufig die Hauptrolle vieler intensiver sportlicher Auseinandersetzungen der Kinder gespielt hatte - mit voller Wucht in das alte und verbeulte Blech des Garagentores der verbitterten Dame aus dem 3. OG, Wohnung 5 gepresst wurde. Die verbitterte Dame aus dem 3. OG, Wohnung 5 reagierte genervt. Die Kinder des einen Teams jubelnd. Die des Anderen reklamierend. Die Stimmen wurden lauter, die Stimmung hitziger.
Tom kannte das. Tom interessierte das nicht. Denn Tom wus- der Eiswagen klingelt. Schnell lassen die Kinder ihren nun noch verdreckteren, jedoch weiterhin als heilig erachteten Spielball sowie besagte Streitereien links liegen und liefen als große Einheit gen dem Ursprung des verlockenden Klanges, welcher als eine Art Sirene fungiert - nur anders.
Weniger Gefahr. Weniger Seefahrt. Mehr Spiel, mehr Spaß. Mehr.. Freude.
Tom wusste, dass der Eiswagen klingeln und die Situation entspannen würde. Er klingelte immer. Jeden Montag, zur selben Zeit. Und immer zerschnitt er die giftige, aggressive Stimmung unten auf dem Hof wie ein schweres Breitschwert, geführt von geschulter Hand und riss die verbitterte Dame aus dem 3. OG, Wohnung 5 - zumindest kurz - aus ihrer zornigen Gedankenwelt; wie ein Feuerwehrmann ein Kind aus den gefährlichen, lodernden Fingern eines Hausbrandes. Ähnlich metaphorisch losch das Eis des Eiswagens die hitzigen Gemüter sowie den Durst der Kinder. Ironischerweise war der Wagen rot lackiert. Tom fragt sich jeden Montag, ob sich hinter dem Eiswagenbesitzer ein ehemaliger Feuerwehrmann versteckt. Ein alter, gebrochener Mann, gezeichnet vom Leben, gezeichnet vom Feuer, gezeichnet vom Leid, mit dem Versuch, seiner gebrochenen Existenz einen Sinn zu verleihen. Dem Versuch, dem Leid - welches ihn Nacht für Nacht, in Form schrecklicher Alpträume, täglich aufs neue leiden lässt - endgültig zu entrinnen. Dem Versuch, besagtes Leid mit dem kurzen Gefühl von Glück verpackt als gekühltes, mit Geschmacks- sowie billigen, giftigen Farbstoffen vermischtes Milchspeiseeis, welches er den vermeintlich unschuldigsten Menschen - den Kindern - überreicht, zu überschreiben. Weniger Leid. Weniger Feuer. Mehr Glück, mehr Leichtigkeit. Mehr.. Freude.
Und auch heute versuchte der Eisverkäufer erneut vergeblich, seine Erinnerungen an alte Zeiten zu überschreiben. Und Tom sah zu. Denn Tom saß auf seinem Balkon. In seinem kleinen, grauen Stuhl.
Es war schließlich Montag.

Kapitel 2

Tom ging in die Küche. Er wollte sich einen Kaffee aufsetzen.
„Don’t talk to me until I’ve had my coffee“, schoss Tom durch den Kopf. Er hasste derartige Sprüche. Er mochte es nicht, wenn Leute aus einer Banalität ein Herausstellungsmerkmal herauspressen, es sich um die Stirn wickeln & mit einem großen verbalen Pfeil stets auf ebendieses verweisen möchte. Sie denken, sie seien besonders. Tom hasste das. Diese Menschen verstecken ihre Dummheit hinter diesen Sprüchen, fand Tom. Das Lifestyle Statement als Schützengraben im Kampf gegen die Irrelevanz. Wir möchten auffallen. Wir möchten anders sein. Wir möchten jedoch anders sein, ohne anders zu sein. Tom hasste das.
In Gedanken vertieft füllte er seinen Kaffee in die große Tasse, die ihm seine Mutter vor Jahren zur Einweihungsfeier seinen kleinen Wohnung schenkte. Er hatte nur diese Tasse. Es fiel ihm nie auf, denn Tom war ein effizienter Mensch. Das, was er benutzte, reinigte er sofort nach beendeter Nutzung. So spart er sich Arbeit, findet er. So ist er besser, als der Rest - findet er.
Er nahm einen tiefen Schluck und schlug die Zeitung auf. Er überflog das Titelblatt und las die Überschriften. Er las von Tod, von Unfällen und sonstigem. Was würde man sonst von der Welt erwarten. Natürlich war sie gefüllt von Leid. Von ewigem Leid. Tom sah in der Welt einen riesigen Berg von Schmerz. Dieser Berg stand vor ihm und drohte ihn zu erschlagen. Doch er hatte keine Lust auf einen Berg, auf Erschlagen sowieso nicht.
Also griff er zum Messer. Er spannte seine Finger an und wollte so einen festen Halt gewähren. Er setzte das Messer an und fing mit einer gezielten Schnittbewegung an. Schnell war das Brötchen aufgeschnitten. Er beschmierte es mit Margarine. Anschließend griff er zur Nutella.
Die Nutella? Der Nutella? Das Nutella?
Es war Tom egal. Es war ihm ebenfalls egal, dass die Rezeptur geändert wurde. Es war ihm egal, das giftige Stoffe innerhalb der/die/das Nutella vorzufinden war. Alt werden wollte Tom sowieso nicht. Das sah er schon immer so.
Auch die Thematik „Tod“ faszinierte ihn schon immer. Nicht, weil er überlegt, was ihn danach erwarten würde. Tom war kein gläubiger Mensch. Viel eher sieht Tom in dem Tod eine Erlösung. Ein Entkommen.
Weniger Leid. Weniger Schmerz. Mehr Glück, mehr Leichtigkeit. Mehr.. Freude.

Kapitel 3
Tom mochte Montage nicht.
Für ihn symbolisierte dieser Tag den Beginn des Leids. Wobei - nicht wirklich einen Beginn, sondern eher eine Fortsetzung. Die Fortsetzung eines Kreislaufes, welcher sich seit Tag 0 erstreckt und einen nie in Ruhe lässt.
Leid. Tom war es leid, über Leid nachzudenken. Er mochte sich selber nicht. Er mochte niemanden. Und niemand mochte ihn, dachte er. Er hinterfragte sein Leben, ging in seiner Wohnung auf und ab. Er wurde auf der Arbeit erwartet, doch dass war ihm egal. Er wollte nicht. Er wollte nicht mehr. Gar nichts mehr.
Tom befand sich auf einem Gedankenkarussell. Es ähnelte jedoch keineswegs dem Karussell, welches Tom in seiner Kindheit häufig sah. Da, auf dem Jahrmarkt, der vor seinem Haus stattfand. Er mochte das Karussell; die hellen Lichter, die laute Musik. Doch Tom sah gerade weder Lichter, noch hört er laute Musik. Viel eher befand er sich in tiefem Nebel. Er sah nicht mehr klar, er sah sich selbst kaum. Stück für Stück verlor er sich.
Verliert ein Karussell die Kontrolle, kann die unterbezahlte Aushilfskraft den Notknopf drücken. Schnell würde das Gefährt somit angehalten werden. Doch wo befand sich der Notknopf von Tom? Er konnte sich nicht konzentrieren und keinen klaren Gedanken fassen. Wo war dieser verdammte Notknopf? Er musste doch wo sein. Tom wurde panisch.
Dort! Tom sprang plötzlich auf. Er lief zielstrebig ins Bad und riss die Schranktür auf. Er schmiss plump seine Hände in den Schrank und griff wahllos eine Tablettendose. Es war ihm egal, was sich in dem kleinem Gefäß befand, denn er wusste, dass sie ihren Zweck erfüllen würde. „Die Dosis macht das Gift“, dachte Tom und lächelte.
Seine Mundwinkel zeigten Freude, sein Herz tiefes Leid. Getrübt von dem Nebel seiner Gedanken konnte Tom keinen Fokus gewinnen. Er wusste nicht, was passiert war. Er wusste nicht, wann er die Kontrolle verloren hatte. War es seine Freundin, die ihn verlassen hatte? War es sein verstorbener Hund? War es der gemeine Kontrolleur, der ihn immer so zornig anguckt hatte?
Er begriff, dass es ihm egal war. Es war kein besonderer Grund. Es war das gesamte Bild. Das Bild seinen Lebens, gemalt mit und durchzogen von vielen schwarzen und dunkeln Erinnerungen. Umrahmt von dem ewigen Leid. Eine kleine salzige Träne zog ihre nasse Bahn über die Wange von Tom. Sie fiel zu Boden, platschte leise. Es fielen weitere. Tom fing an, bitterlich zu weinen. Er konnte sich nicht mehr beruhigen. Er schrie. Er wusste, dass ihn niemand hören würde. Noch nie wurde er gehört.
Doch hat er überhaupt gefragt? Hatte er überhaupt wirklich gerufen?
Natürlich hatte er das! Tom schrie, schlug die Schranktür zu. Er riss den Deckel der kleinen Dose auf und schmiss ihn in den Flur. Wie konnten die Menschen so dumm, so taub sein? Niemand verstand ihn. Er hatte es zwar nie richtig angesprochen, jedoch hätten sie doch sehen müssen, dass er leidet. Sie hätten es.. sehen müssen - oder?
Tom schüttelte seinen Kopf. War es seine Schuld? Nein, niemals!
… oder doch?
Tom sah die Dose an. Sie war voll. Beschriftet war sie mit irgendeinem komplizierten Namen. Er überflog den kleinen Text. Er suchte nach „tödlich“.
Da stand es.
Tom war erleichtert. Er stellte sich vor, wie schön es sein würde. Er würde alles schlucken und dann wäre es vorbei. Es würde sich leicht anfühlen, dachte er. Es würde sich.. wie fliegen anfühlen. Man sagt doch, man sei high.. Leute machen das zum Spaß. Also sollte es doch angenehm sein, oder? In Film und Fernsehen sah es immer leicht aus. Würde er etwas spüren? Würde es weh tuen? Tom war sich sicher, dass es das nicht würde. „Es wird bestimmt halb so wild“, sagte er laut zu sich.
Er kippte den Inhalt der Dose in seinen Rachen und schluckte.
Ich mag Montage nicht.“, dachte sich Tom beinahe rechtfertigend. Doch bald sollte es vorbei sein. Endlich. Sein Leid sollte beendet sein. Endlich. Keinen Schmerz mehr, keine Niederschläge. Jetzt würde er glücklich werden. Kurz dachte er über sein Leben nach. An seine Kindheit, wie er mit seiner Mutter montags immer gemeinsam spielte. „Wenn ich groß bin“, sagte er damals häufig aufgeregt zu ihr, „werde ich auch jeden Montag mit meinen Kindern spielen!“. Seine Mutter freute das. Tom sah das Lächeln seiner Mutter förmlich vor sich. Er lächelte. Er dachte daran, dass er sie mal wieder anrufen sollte. Er würde das gleich mor-
Tom wurde brutal aus seinem Gedankenkonstrukt gerissen, wie die verbitterte Dame aus dem 3. OG, Wohnung 5 aus ihren Gedanken durch das Klingeln des Eiswagens. Doch handelte es sich hier nicht um einen Eiswagen. Mehr Gefahr. Es handelte sich um spritzendes Blut und grausames Röcheln. Mehr Schmerz. Der dickflüssige, rote Saft des Lebens, des Körpers schoss aus seinem Mund. Er spuckte Blut. Er hatte Schmerzen. Er litt. Er hatte Angst. Er bekam keine Luft. Er wollte schreien, doch seine Stimme ertrank in seinem schäumenden Blut. Er hatte Panik. Er.. fühlte Reue.
Tom realisierte, was er getan hatte.
Tom realisierte, dass er niemals mit seinen Kindern spielen könnte; dass er niemals Kinder haben würde.
Tom realisierte, dass er niemals mehr das Lächeln seiner Mutter sehen würde.
Tom fiel zu Boden.

Kapitel 4
Es war Montag.
Tom saß in seinem Raum. In seiner kleinen, grauen Jacke. Er beobachtete die Kinder im Hof. Sie spielten Fußball. Den lauten, in unregelmäßigen, jedoch kurzen Abständen auftauchenden Knall als Resultat eines erfolgreichen Torschusses hörte er jedoch nicht. Er hörte auch keine Kinder. Er hörte auch nicht das genervte Rufen der verbitterten Dame aus dem 3. OG, Wohnung 5.
Tom starrte auf ein Foto. Ein Foto, welches den Ausblick aus seiner alten Wohnung eingefangen hatte. Es half ihm. Es gab ihm ein vertrautes Gefühl. Er brauchte diesen Halt in seinem neuen Leben. Denn Tom konnte sich nicht erinnern. Er wusste nichts mehr von seinem alten Leben. Von seiner Wohnung, von seinem Hass auf die Menschen. Von den Kindern oder der verbitterten Dame aus dem 3. OG, Wohnung 5.
Er hatte seine Gefühle gelöscht. Er war kein Mensch mehr. Nun, er atmete und hatte Puls. Er war physisch in einem eingeschränkten, jedoch stabilen Zustand. Selbiges lässt sich nicht über seine Psyche sagen. Es schmerzte seine Familie, ihn so zu sehen. Seine Mutter besuchte ihn täglich und erzählte ihn von allem, was in der Familie passierte. Jeden Tag gegen 12 Uhr kam sie vorbei. Sie half ihm beim Essen und begann zu erzählen. Sie erwähnte Toms Schwester, die erfolgreich ihr Psychologie abgeschlossen hatte. Sie wollte verstehen, wieso ein Mensch sterben wollen würde. Sie wollte verstehen, was ihr Bruder getan hatte. Sie wollte verstehen, was sie falsch gemacht hatte. Sie wollte einfach begreifen, wieso ein Mensch, dem sie all ihre Liebe gab, so etwas tun könnte. Sie war nun studierte Psychologin. Verstanden hatte sie es; Verarbeiten würde sie es jedoch nie.
Tom reagierte auf diese Geschichten nicht. Nicht, dass man das Gefühl haben könnte, er würde nicht zuhören. Viel eher wirkt er wie jemand, der im morgendlichen Halbschlaf der spannenden, nervigen Geschichte über das nervige Fußballspiel der nervigen Kinder des nervigen Arbeitskollegen lauschen würde.
Doch das Bild hingegen schien ihn anzuziehen. Täglich betrachtete er es, mit leeren Augen. Nicht nur montags. Nicht nur dienstags. Täglich starrte er förmlich das Foto an.
Eine Schwester kam rein. Sie gab Tom seine Tabletten. Sie taten ihm gut. Sie halfen ihm, ruhig zu bleiben. Sie sorgten dafür, dass sein Körper weiterhin funktionierte. Doch sie verwandelten ihn in eine Hülle. Eine menschliche Hülle, gefüllt mit Leere. Die Leere störte Tom nicht, denn er konnte sowieso nichts fühlen. Er legte sich die Tabletten auf die Zunge, setzte den Becher mit Wasser an seine Lippen. Er füllte seinen Mund. In einem Zug schluckte er das Wasser-Tabletten Gemisch.
Es war schließlich Montag.

Extempore
Es ist Montag.
Ein neuer Start. Eine neue Woche - eine neuer Kreislauf des Leides?
Nein. Denn es gibt Menschen, die Dich lieben.
Schwachsinn!“, denkst Du Dir vielleicht. „Niemand mag mich. Von Liebe ganz zu schweigen.“ Aber es gibt immer Menschen, die dich lieben. Selbst, wenn Deine Familie oder eine ehemalige Liebe verstorben sein sollte - es gibt sie weiterhin. Vielleicht ist es die junge Verkäuferin am Bäcker. Vielleicht ist der Junge mit der Mütze, der dich letztens zufällig im Bus gesehen hat und seitdem an nichts anderes denken kann. Du weißt nicht, was in den Köpfen anderer vorgeht. Vielleicht denkst Du, dass Du unbedeutend bist. Vielleicht denkst Du, dass du kein Glück auf der Welt verdient hast. Doch Du bist ein wunderbarer Mensch. Und - das kannst Du vielleicht gar nicht wissen - sehr wahrscheinlich bedeutest Du die Welt für einen anderen Menschen & stellst ebendiese allein durch Deine Existenz komplett auf den Kopf. Vergiss das niemals.
Und es gibt Chancen, die auf Dich warten.
Nutze jeden Tag, um an Dir zu arbeiten. Du selbst solltest der Fokus Deines Lebens sein. Natürlich sollst Du nicht arrogant sein. Sei nett und respektvoll zu anderen Menschen. Jedoch eben auch zu Dir. Vergiss nie, dass du ein wunderbarer Mensch bist. Mach Dein Glück nicht von anderen abhängig. Egal, ob Dich jemand ausgelacht hat. Egal, ob Dich jemand beleidigt hat. Egal, ob Dich jemand verlassen hat. Du bist wertvoll.
Und du bleibst wertvoll. Lass Dir nicht dazwischenreden. Wir sprechen hier von Deinem Leben, Deinem Leben ganz allein. Als ich diese Geschichte schrieb, ließ ich niemanden ein Wort hinzufügen. Ich wollte das nicht, denn es ist meine Geschichte. Und Dein Leben ist letztendlich ebenfalls eine Geschichte. AutorIn? Du. Und nur Du.
Atme tief durch. Alles wird gut - versprochen. Sei nicht wie Tom. Sei besser; lebe Dein Leben - und bleibe am Leben. Bitte.
Schäme Dich nicht. Wenn es Dir schlecht geht, konsultiere einen Experten. Es ist kein Zeichen von Schwäche, es ist ein Zeichen von Stärke.
Ein neuer Start. Eine neue Woche - eine neue Chance!
Es ist schließlich Montag.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hei,

Ich habe das erste Kapitel durchgelesen, hier meine unzensierten Gedanken!

In seinem kleinen, grauen Stuhl.
Das ist kein Satz. Da fehlt ein Prädikat.

Laut knallte es in unregelmäßigen, jedoch kurzen Abständen, wenn eines der Kinder erfolgreich die Abwehr und den Torwart überwinden konnte und den kleinen, verdreckten Stoffball - welcher sichtlich bereits häufig die Hauptrolle vieler intensiver sportlicher Auseinandersetzungen der Kinder gespielt hatte - mit voller Wucht in das alte und verbeulte Blech des Garagentores der verbitterten Dame aus dem 3. OG, Wohnung 5 gepresst wurde.
Und das ist ein wirklich sehr langer Satz. Viel zu lang für meinen Geschmack.

Die verbitterte Dame aus dem 3. OG, Wohnung 5 reagierte genervt.
So viele Fakten aber eine Frage bleibt ungeklärt! Welche verdammte Haarfarbe hatte die verbitterte Dame?

Die Kinder des einen Teams jubelnd. Die des Anderen reklamierend. Die Stimmen wurden lauter, die Stimmung hitziger.
Das sind drei richtig gute Sätze. Hier zeigst du mir zum ersten Mal was passiert und ich hatte ein ganz klares Bild vor Augen. Das weicht von deiner restlichen "Dokumentation" stark ab.

Tom kannte das.
Natürlich .. ich frage mich nur .. wer nicht?

Denn Tom wus- der Eiswagen klingelt.
Was ist das denn? Der Erzähler unterbricht sich selbst?

Weniger Gefahr.
Das ist kein Satz. Da fehlt ein Prädikat.

Weniger Seefahrt.
Das ist ebenfalls kein Satz. Da fehlt ein Prädikat.

Mehr Spiel, mehr Spaß.
Noch ein unvollständiger Satz ohne Prädikat.

Mehr.. Freude.
Da ist noch ein Satz ohne Prädikat!

Und immer zerschnitt er die giftige, aggressive Stimmung unten auf dem Hof wie ein schweres Breitschwert, geführt von geschulter Hand und riss die verbitterte Dame aus dem 3. OG, Wohnung 5 - zumindest kurz - aus ihrer zornigen Gedankenwelt; wie ein Feuerwehrmann ein Kind aus den gefährlichen, lodernden Fingern eines Hausbrandes.
Und schon wieder so ein ewig langer Satz. Ich musste mehrmals ansetzen um den überhaupt zu verstehen.

Ironischerweise war der Wagen rot lackiert.
Wegen der Feuerwehranspielung? Ich sehe die Ironie nicht.

Tom fragt sich jeden Montag, ob sich hinter dem Eiswagenbesitzer ein ehemaliger Feuerwehrmann versteckt.
Warum fragt sich Tom das jeden Montag? Es macht überhaupt keinen Sinn, dass sich dein Protagonist so etwas jeden Montag auf's neue fragt. Dein Protagonist wird stark unglaubwürdig.

Und auch heute versuchte der Eisverkäufer erneut vergeblich, seine Erinnerungen an alte Zeiten zu überschreiben.
Warum wechselt denn der Erzähler die Perspektive zum Eisverkäufer? Ich dachte Tom wäre der Protagonist? Der Erzähler sollte schon bei Tom bleiben und aus Tom's Perspektive erzählen.

// ------- //

Tom sitzt im ersten Kapitel auf seinem Balkon und beobachtet spielende Kinder. Bevor sich die Kinder über ein vermeintlich unfaires Tor streiten können, kommt der Eiswagen. Tom spekuliert darüber ob der Eiswagenfahrer früher Feuerwehrmann war.

Ich habe nach dem ersten Kapitel aufgehört zu lesen. Es hat mich einfach nicht überzeugt. Die typischen Merkmale für eine Kurzgeschichte fehlen und wenn man deinen Text liest, kommt es einem wie ein langweilige Dokumentation vor. Du leierst das einfach nur so runter. Es fehlt ganz klar die Nähe zum Protagonisten. Es fehlt auch ganz klar ein Sinn der Szene. Und vor allem, es fehlt der Konflikt/ das Problem!

Beste Grüsse,
Tio

Nachträglicher Edit:
Ich habe mich vielleicht etwas unkonkret ausgedrückt, als ich die fehlenden Prädikate kritisiert habe. Bei Sätzen ohne Prädikaten handelt es sich um Ellipsen. Persönlich fand ich, dass die fehlenden Prädikate den Lesefluss gestört hatten. Es ist ja nicht Oppes im Schaukelstuhl vor dem Kamin, der die Geschichte erzählt, sondern ein neutraler Erzähler. Ich finde ein neutraler Erzähler sollte sich prädikativ formulieren.

Gruss,
Tio

 

Hei,

Ich habe das erste Kapitel durchgelesen, hier meine unzensierten Gedanken!


Das ist kein Satz. Da fehlt ein Prädikat.


Und das ist ein wirklich sehr langer Satz. Viel zu lang für meinen Geschmack.


So viele Fakten aber eine Frage bleibt ungeklärt! Welche verdammte Haarfarbe hatte die verbitterte Dame?


Das sind drei richtig gute Sätze. Hier zeigst du mir zum ersten Mal was passiert und ich hatte ein ganz klares Bild vor Augen. Das weicht von deiner restlichen "Dokumentation" stark ab.


Natürlich .. ich frage mich nur .. wer nicht?


Was ist das denn? Der Erzähler unterbricht sich selbst?


Das ist kein Satz. Da fehlt ein Prädikat.


Das ist ebenfalls kein Satz. Da fehlt ein Prädikat.


Noch ein unvollständiger Satz ohne Prädikat.


Da ist noch ein Satz ohne Prädikat!


Und schon wieder so ein ewig langer Satz. Ich musste mehrmals ansetzen um den überhaupt zu verstehen.


Wegen der Feuerwehranspielung? Ich sehe die Ironie nicht.


Warum fragt sich Tom das jeden Montag? Es macht überhaupt keinen Sinn, dass sich dein Protagonist so etwas jeden Montag auf's neue fragt. Dein Protagonist wird stark unglaubwürdig.


Warum wechselt denn der Erzähler die Perspektive zum Eisverkäufer? Ich dachte Tom wäre der Protagonist? Der Erzähler sollte schon bei Tom bleiben und aus Tom's Perspektive erzählen.

// ------- //

Tom sitzt im ersten Kapitel auf seinem Balkon und beobachtet spielende Kinder. Bevor sich die Kinder über ein vermeintlich unfaires Tor streiten können, kommt der Eiswagen. Tom spekuliert darüber ob der Eiswagenfahrer früher Feuerwehrmann war.

Ich habe nach dem ersten Kapitel aufgehört zu lesen. Es hat mich einfach nicht überzeugt. Die typischen Merkmale für eine Kurzgeschichte fehlen und wenn man deinen Text liest, kommt es einem wie ein langweilige Dokumentation vor. Du leierst das einfach nur so runter. Es fehlt ganz klar die Nähe zum Protagonisten. Es fehlt auch ganz klar ein Sinn der Szene. Und vor allem, es fehlt der Konflikt/ das Problem!

Beste Grüsse,
Tio

Nachträglicher Edit:
Ich habe mich vielleicht etwas unkonkret ausgedrückt, als ich die fehlenden Prädikate kritisiert habe. Bei Sätzen ohne Prädikaten handelt es sich um Ellipsen. Persönlich fand ich, dass die fehlenden Prädikate den Lesefluss gestört hatten. Es ist ja nicht Oppes im Schaukelstuhl vor dem Kamin, der die Geschichte erzählt, sondern ein neutraler Erzähler. Ich finde ein neutraler Erzähler sollte sich prädikativ formulieren.

Gruss,
Tio


Danke Dir Tio!

Zunächst sei gesagt, dass es sich bei meiner Geschichte nicht wirklich um eine gezielte Kurzgeschichte handelt. Viel eher würde ich es bestenfalls als ein spontanen Versuch des Schreibens verstehen. Ich hatte nicht wirklich ein Konzept, schrieb somit praktisch "einfach drauf los". Das merkt man dem Text natürlich sehr an, gerade an der von Dir kritisierten fehlenden Nähe. Diese Kritik ist somit natürlich gänzlich berechtigt.

Deine Prädikat- bzw. Ellipsen-Kritik kann ich gut verstehen.
Meiner Erzählinstanz schreibe ich jedoch nicht konkret die Eigenschaften des neutralen, bzw. - wenn man so möchte - extra- sowie heterodiegetischen Erzähler zu. Viel eher sehe ich in dem Erzähler Tom selbst. Dies wird im Laufe der Geschichte an anderen Stellen ggf. deutlicher. Diese Linie verfolge ich jedoch nicht 100%, um ein gewisses Gefühl von Ungewissheit zu erzeugen. Somit haben wir es praktisch mit einem Erzähler zu tuen, welcher neutral wirkt, jedoch personal ist. Das resultiert u.a. in dem von dir kritisierten eigenem Unterbrechen. Das ist natürlich ein schwieriges Stilmittel, welches nicht jedem gefällt.

Warum wechselt denn der Erzähler die Perspektive zum Eisverkäufer? Ich dachte Tom wäre der Protagonist? Der Erzähler sollte schon bei Tom bleiben und aus Tom's Perspektive erzählen.
Tom betrachtet den Eisverkäufer und urteilt praktisch über ihn. Er (Tom) denkt darüber nach, wie der Verkäufer handelt und was sich dahinter verbirgt. "Der Prozess" von Kafka nutzt eine ähnliche Strategie und sorgt so dafür, dass der Erzähler nicht mehr neutral über die Thematik informiert wird. Das, was als neutrale Instanz präsentiert wird, ist im Endeffekt geprägt von der Gedankenwelt des Protagonisten. Der Leser wird angeregt, selbst über das Erzählte nachzudenken und dieses vor allem zu hinterfragen. Wir kennen den Verkäufer doch gar nicht - wieso sollte er Feuerwehrmann gewesen sein? Wieso sollte er leiden? Das alles ist - vermutlich - lediglich ein Hirngespinst von Tom.

Ich war schon immer ein Fan langer Sätze & mit Deinem Unmut über ebendiese bist Du jedoch (wahrscheinlich leider berechtigter Weise) auf keinen Fall alleine!

Du hast viele meiner Stilmittel nicht erkannt oder verstanden - ähnlich wie die gesamte Geschichte. Damit meine ich jedoch auf keinen Fall, dass du zu blöd dafür wärest! Viel eher liegt die Schuld natürlich an mir. Es ist mir leider nicht gelungen, Dich erfolgreich abzuholen & zu begeistern.
Ich fand deine Eindrücke sehr interessant, ich danke Dir!

 

Heisånn, ich nochmal :D !

Ich bin da jetzt natürlich mehr auf den Inhalt fixiert und kümmer mich wenig um irgendwelche "Stilmittel". Ich lese es und es passt einfach nicht, verstehst du? Eine Kurzgeschichte sollte der Leser flüssig herunterlesen können und sollte Spannung und Nähe zum Protagonisten aufbauen. Das letztere ist natürlich schwieriger und hier im Forum meistens Hauptdebatte. Ich will mit deinem Protagonisten lachen, weinen, bluten, leben und sterben .. oder was auch sonst immer! In deinem ersten Kapitel ist einfach nichts davon auch nur ansatzweise zu finden und das ist einfach schlecht. Du willst ja immerhin den Leser binden und er soll weiter lesen ...

Zunächst sei gesagt, dass es sich bei meiner Geschichte nicht wirklich um eine gezielte Kurzgeschichte handelt. Viel eher würde ich es bestenfalls als ein spontanen Versuch des Schreibens verstehen. Ich hatte nicht wirklich ein Konzept, schrieb somit praktisch "einfach drauf los".
Das ist schade. Wenn du etwas unter Kurzgeschichten postest, sollte das schon ein ernst gemeinter Versuch einer Kurzgeschichte und dessen Charakteristik sein. Macht es denn überhaupt noch Sinn weiter zu debattieren, wenn der Ansatz nicht ernst gemeint ist?

So wie ich das sehe, hast du ja jetzt ein Plot vor Augen, mach was daraus! Arbeite mit deiner Geschichte und stelle eine zweite, bessere Version online :) !

Meiner Erzählinstanz schreibe ich jedoch nicht konkret die Eigenschaften des neutralen, bzw. - wenn man so möchte - extra- sowie heterodiegetischen Erzähler zu.
Viel eher sehe ich in dem Erzähler Tom selbst.
Wow, was für ein Fachausdruck! Und ich bin verwirrt. Wenn Tom der Erzähler ist, sollte er auch aus der "Ich" Perspektive erzählen. Ansonsten ist der Erzähler neutral, also nicht am Geschehen beteiligt und erzählt in der dritten Person.

So weit ich das beurteilen kann, ist ein extradiegetisch-heterodiegetischen Erzähler also der Fall für deine Geschichte. Darüber hinaus hast du den Fokus auf Tom gesetzt. Der Erzähler bzw. Leser taucht in Tom's Sicht der Dinge ein. Deswegen fand ich es merkwürdig und stockend, dass dort ein plötzlicher Wechsel der Perspektive zum Eismann war. Ich interessiere mich für Tom, nicht für den Eismann.

Diese Linie verfolge ich jedoch nicht 100%, um ein gewisses Gefühl von Ungewissheit zu erzeugen. Somit haben wir es praktisch mit einem Erzähler zu tuen, welcher neutral wirkt, jedoch personal ist. (...) Das ist natürlich ein schwieriges Stilmittel, welches nicht jedem gefällt.
Du erzeugst kein Gefühl der Ungewissheit, sondern sorgst du nur dafür, dass deine Geschichte erstens langweilig ist und zweitens extrem schwer zu lesen ist, weil es einen ständig aus dem Lesefluss haut. Sorry wenn ich da jetzt hart austeile, ist natürlich ein subjektives Empfinden meinerseits gewesen. Ich würde jetzt nicht grundlegend Sagen, dass ich etwas gegen das Stilmittel hätte, aber wie du es gemacht hast, passt es einfach nicht. Nähe zu Tom ist nicht da.

Gruss,
Tio

 

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