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Es steht im Dunkeln
Kapitel 1
Der Wecker befreite Theodor aus dem Schlaf und beendete die Nacht, die ihn erneut an die Grenze seiner Leidensfähigkeit brachte. Auch in jener schlief er besonders schlecht. Dies liegt, neben dem übermäßigen Kaffeekonsum, an einer panische Angst vor einem Wesen, das ihn seit Jahrzehnten nachts begleitete.
Es fing an, als er noch ein kleiner Junge war.
Seine Mutter brachte ihn zu Bett. Sie war eine äußerst intelligente Frau, einfühlsam, ein bisschen zu nett - zumindestens für manche Menschen -.Theodor fühlte sich bei ihr wohl. Wenn seine Mutter ihn zudeckte, ihm eine kleine Geschichte vorlas und zum Schluss einen Kuss auf die Wange gab, war jede schlechte Stimmung verflogen. Auch an jenem Abend fand die gewohnte Routine statt. Theodor erinnerte sich noch an den Kuss und das er seiner Mutter beim Verlassen des Zimmers hinterher sah. Ihr blondes Schulterlanges Haar schmiss sie mit einer eleganten Drehung des Kopfes zur Seite. Dann ging sie langsam zur Zimmertüre. Bevor sie das Licht ausschaltete, lächelte sie ihrem Sohn zu.
In der Nacht gab es ein lautes Geräusch, welches er nicht zuordnen konnte. Gefolgt von einem Schrei. Der Vater kam wenige Momente später in sein Zimmer gestürmt, während Theodor kerzengerade im Bett saß. Sein T-shirt war mit rötlichen Flecken überzogen, in welchen Theodor schreiende Menschengesichter zu sehen glaubte. Sein Vater packte ihn und rannte geradlinig, durch das Wohnzimmer in den Flur. Die Wohnung war dunkel und in Theodors Wahrnehmung schien die Wohnung zu beben. Seine Sicht war leicht verschwommen und in seinem Inneren zerriss ihn eine anschwellende Angst, die ihn überwältigte, handlungsunfähig machte. Draußen auf der Straße waren keine Menschen zu sehen. Ein wenig Licht wurde von wenigen Straßenlaternen erzeugt und die Luft war kühl und frisch. Der Vater sah sichtlich verstört aus, Tränen rannen ihm durchs Gesicht. Theodor war noch immer nicht in der Lage zu sprechen. Ein letzter Blick über die Schulter des Vaters ermöglichte ihm die offene Eingangstüre zu sehen. Dort stand jemand. Theodor konzentrierte sich und sah ... seine Mutter.
Er war sich nicht sicher was danach geschah. Am morgen wachte er in seinem gewohnten Bett auf, zog sich etwas an und ging schnellen Schrittes in die Küche. Die Mutter stand in der Küche und bereitete das Frühstück vor. Der Vater saß wie jeden Morgen vor einer Lokalzeitung.
"Wie hast du geschlafen, mein Schatz?"
"Guten Morgen mein Junge"
Alles wirkte normal und Theodor wurde bewusst, dass es sich nur um einen schlechten Traum handelte. Doch etwas veränderte sich sobald es Abend wurde. Er wartete darauf, dass ihn seine Mutter ins Bett brachte, doch seine Eltern saßen vor dem Fernseher und kümmerten sich nicht um Ihn. Von seinem Vater war er nichts anderes gewohnt, da dieser emotional deutlich distanziert war. Aufgrund seines Berufes war er die meiste Zeit nicht zuhause, traf sich spät noch mit Freunden in einer alten abgeranzten Bar um die Ecke. Man könnte meinen er wäre ein Säufer gewesen, doch ein ernsthaftes Alkoholproblem entwickelte er nie. Es kam nur selten vor, dass er stockbesoffen nach Hause kam - Theodor wachte an diesen Tagen durch den Lärm auf - , aber er war nie aggressiv oder seiner Mutter gegenüber gewalttätig. Lediglich das Verhältnis zwischen Theodor und dem Vater war recht stumpf und ohne wirkliche Nähe. Er wurde müde und ging selbstständig ins Bett, wo es nicht lange dauerte bis er einschlief. Ein Geräusch riss ihn aus dem Schlaf. Er blickte sich im Raum um und die Tür stand offen. Im Flur brannte kein Licht, sein Zimmer war dunkel, lediglich das Mondlicht, das durch die Rillen seiner Rolladen ins Zimmer gelangte, sorgte für gerade genug Licht um einige Umrisse erkennen zu können. Da stand etwas in der Ecke seines Zimmers, aufrecht, ihn beobachtend. Theodor wusste nicht ob er laufen, schreien oder sich verstecken sollte. Panisch tastete er nach der Nachttischlampe, in der Hoffnung, es handelte sich nur um die Umrisse eines Kleidungsstückes oder seiner bloßen Einbildungskraft. Endlich spürte er in seiner Hand den Schalter und betätigte ihn zitternd. Seine Augen mussten sich erst an das Licht gewöhnen und er blinzelte abnormal häufig. Dann sah er, was sich zuvor im Dunklen befand. Seine Mutter stand in der Ecke, vom Wahn gezeichnet. Wie eine Pfeilspitze durchdrang ein Grauen ihn, dass er noch nie zuvor verspürt hatte, ließ ihn augenblicklich erstarren. Von der sonst so eleganten Frau war nichts übrig geblieben. Sie stand einfach da, starr, blickte ihn an. Er rutschte weiter an die Kopfseite seines Kinderbettes, zog die Decke bis zu seiner Nasenspitze und kniff die Augen fest zusammen. Als er sie erneut öffnete, war seine Mutter weg ...
Theodor erinnert sich ungerne zurück an die alten Tage. Schlaftrunken lief er in Richtung der Küche, während er sich die Augen rieb. Seine Blauen Augen zusammengekniffen versuchte er die Kaffemaschine zu bedienen, was sich aufgrund der Müdigkeit als schwierig gestaltete. Er fluchte lauthals, als ihm eine Tasse aus der Hand rutschte und auf dem Boden zerbarst. Danach strich sich genervt durch die schwarzen Haare und begann damit, die Scherben aufzusammeln.
Das Telefon klingelte.
"Ja... Theodor hier" sagte er gereizt.
"Hier ist Oskar, was geht alter Knabe? Ich hörte, du hast dich krank schreiben lassen."
"Bin grade nicht so auf der Höhe. Kannst du die Belehrungen auf später verschieben?" Theodor drückte den Hörer mit seiner Schulter an sein Ohr, während er die Scherben weiter einsammelte.
"Ja, Ja, ist schon gut. Sag mal...ähm...also weißt du...ich wollte dich um was bitten." Oskar klang nervös.
"Hau raus!"
"Ich...ähm ich...ok, fuck it. Ich brauche heute Abend mal dein Ohr, ok" Oskar redete schnell, schämte sich für sein Anliegen.
"Bin ich jetzt dein Therapeut, oder was?" Theodor lachte, wenn auch etwas gekünstelt "...schon gut, heute Abend hab ich Zeit. Komm so gegen 19 Uhr vorbei."
"Danke man. Ist echt schwierig gerade. Mit mir stimmt irgendwas nicht. Ich sehe...Dinge...und da du dich in solchen Sachen auskennst, kannst mir vielleicht helfen". Theodor fühlte sich kurz beleidigt. Hatte sein bester Freund ihn gerade als verrückt abgestempelt?
"Ok. Aber versuch mich nicht zu verarschen. Was ich sah und sehe ist nicht normal, das ist mir bewusst. Ich bin deswegen in Therapie, wie du weißt. Ich werde mir dein Anliegen anhören. Bis später"
"Hau rein Theo...und...danke." Oskar legte auf.
Theodor legte den Hörer beiseite und schmiss die Scherben in den Mülleimer. Danach atmete er tief ein und aus, bevor er sich seinem ersehnten Kaffee widmen konnte.
Es wurde spät und Theodor gähnte, während sein Körper zitterte. Es gab keinen Tag, an welchem er nicht Müde war. Der Kaffee sorgte für kurzzeitige Linderung, aber danach fiel er in ein umso tieferes Loch. Er betrachtete sich im Spiegel: tiefe Augenringe sorgten für ein gespenstigen Flair auf seiner weißen Haut. Ein Griff in den Medikamentenschrank und er holte eine Schachtel heraus. Benzodiazepine. Ein Wundermittel um einzuschlafen, selbst bei Theodor. Leider ist das Problem nicht nur das Einschlafen, sondern das Durchschlafen.
Jede Nacht wachte er auf, schweißgebadet, in purer Panik. Er sieht sich um, bis er es entdeckt. Im Raum stehend. Sein erster Impuls das Licht einzuschalten hatte er sich vor langer Zeit abtrainiert, da es unerträglich für ihn wäre. Dann wartet er, krallt sich am Bett fest, redet auf sich ein. "Es ist bloße Illusion, nur ein Hirngespinst, das ist deine Krankheit...". Nach einer Weile verschwindete es, wenn er die Augen schloss.
Theodore schüttelte sich und stellte eine der Tabletten mit einem Glas Wasser auf seine Bettkommode. Dann ging er zurück ins Wohnzimmer und schaute auf die Uhr. 19:30 Uhr. Oskar müsste jeden Moment kommen. Als hätte er es heraufbeschworen klingelte es an der Türe.
"Hast dir mal wieder Zeit gelassen, Os."
"Musste mich erstmal auf dein hässliches Gesicht vorbereiten" konterte Oskar mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
"Komm rein! Ich hab zwei Bier kalt gestellt, willst du eins?" Theodor ging in die Küche.
"Klar" rief Oskar ihm hinterher und setzte sich auf das Sofa.
"Hier." Theodor hielt ihm das Bier hin.
"Danke dir. Ich möchte direkt zur Sache kommen. Hab echt das Gefühl mein Schädel platzt jeden Moment." Oskar schien ernsthaft aufgewühlt. So hatte Theodor ihn seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr erlebt.
"Ich höre"
"Ehrlich gesagt fing es schon vor drei Tagen an. Ich...weiß nicht wie ich es sagen soll...Es war Nacht und ich schlief tief und fest"-Theodor beneidete Oskar schon seit seiner Jugend für den guten Schlaf - "als plötzlich ein Geräusch mich aufweckte. Ich wahr sofort wach, sah mich um und...ähm...ich bin wirklich nicht verrückt, falls du das denken solltest, aber da stand etwas in der Ecke meines Zimmers...es stand dort einfach."
Theodor lief es eiskalt den Rücken runter und ihm wurde ein wenig schlecht.
"Ich schaltete das Licht an und sah dort meine kleine Tochter..." Oskar fing an zu weinen "...so hab ich sie noch nie gesehen, völlig wahnsinnig. Kurz danach war sie einfach weg" Oskar rieb sich die Tränen aus dem Gesicht. Er sah sichtlich niedergeschlagen aus. Theodor war zu angsterfüllt um seinem Kumpel eine ernsthafte Hilfe zu sein.
"Du darfst niemals...niemals wieder...das Licht einschalten." Theodor sah ihn ernst an, beugte sich leicht nach vorne. Oskar wurde kreidebleich.
"Hörst du mich? Os? Niemals!" In Theodors Stimme lag eine Autorität, die Oskar von ihm nicht kannte.
"Warum?" wimmerte Oskar.
"Du musst jetzt gehen!" Theodor stand auf und stampfte zur Haustüre, um seinem Gast klar zu zeigen, dass er gehen musste.
"Ich verstehe nicht...Alles gut Theo?"
"Wir sprechen uns morgen Os, aber nun brauche ich Ruhe." Theodor merkte, dass Oskar verwirrt und verletzt war, aber er konnte und wollte das Gespräch nicht fortführen.
Kapitel 2
Oskar hörte, wie sich die Türe hinter ihm schloss. Er wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht, zog den Autoschlüssel aus seiner Jackentasche hervor und ging zum Auto, ein weißer Hundai, welcher ihn schon durch so manch eine Krise begleitet hatte. Genau wie Theodor, weshalb Oskar nicht wusste, wie er mit seiner abwehrenden Haltung umgehen sollte. Gedankenversunken setzte er sich in den Wagen und schaltete den Motor ein, was zwei Versuche benötigte. Oskar kannte Theodor bereits seit dem sie 11 Jahre alt waren. Er wusste von einem Kindheitstrauma und das er Nachts psychotische Schübe hat, die ihm seinen Schlaf zur Hölle machten. Viel mehr wusste er über seinen Zustand nicht, da Theodor nur wenige Male, die Oskar an einer Hand hätte abzählen können, über diese Sachen sprach.
In seiner Wohnung erwarteten ihn seine Frau und Tochter. Oskar spürte einen Inneren zerreißenden Konflikt, während er seiner Frau erklärte, weshalb er so schnell wieder zuhause war. Seine Tochter spielte mit ihren Puppen vor dem Fernseher auf einem flauschigen rosafarbenen Teppich. Sie sah so unschuldig aus, ein eingelsgleiches Geschöpf und doch hinterließen die letzten Nächte ihre Spuren. Es war einfach nicht mehr wie zuvor und es schmerzte ihn sie mit Gefühlen der Angst zu betrachten. Oskars Alptraum begann vor wenigen Tagen.
Ein dumpfes Klopfen beendete seinen Schlaf und er blickte sich völlig schlaftrunken um. Der Raum war dunkle und eine seltsame Spannung lag in der Luft. Die Türe stand einen Spalt weit offen, sodass Licht der Steckdosenlampe - Oskar hatte sie gekauft, weil seine Tochter Nachts Angst hatte durch den dunklen Flur zu laufen - in das Schlafzimmer strömte. Eine Energie lag in der Luft, die niederschmetternd auf Oskar wirkte. Er richtete sich auf und setzte sich an die Bettkante, mit der Hand griff er zum Lichtschalter, der an der Oberseite seines Bettes plaziert war. Der Raum wurde schlagartig von Licht durchflutet und offenbarte Oskar den Grund des Geräusches. Seine Tochter stand im Raum steif, mit einer untypischen Körperhaltung.
"Hey kleines, warum bist du denn noch wach?" fragte Oskar und versuchte seine Anspannung zu verbergen.
Keine Antwort.
"Komm, ich bringe dich ins Bett, morgen wartet einer neuer Tag auf dich."
Oskar stand auf, als sich plötzlich etwas neben ihm regte.
"Mit wem redest du Oskar und warum ist das Licht an?" sagte seine Frau. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich eine deutliche Verwirrung ab und ihre Augen waren klein vom Schlaf.
"Ich bringe gerade die Kleine ins ..."
Oskar wollte auf seine Tochter zeigen, doch sie war nicht mehr da.
"Du hast geträumt, leg dich wieder hin." Sie drehte sich zur Seite, deutlich genervt geweckt worden zu sein.
Das war vor wenigen Tagen. Die darauf folgenden Nächte sah Oskar seine Tochter erneut, starr, beobachtend, irgendwie wahnsinnig, bevor sie einfach wieder verschwand. Er traute sich nicht sie erneut anzusprechen oder auf sie zuzugehen. Ihm war klar, dass es etwas mit seiner Einbildung zu tun haben müsste, woraufhin ihm Theodor einfiel.
Doch der wollte ihm nicht weiterhelfen, wusste aber genau um was es ging. Oskar wollte etwas verändern, sich der Angst stellen, um so eventuell einen Weg aus dem Grauen zu finden, um endlich wieder Normalität eintreten zu lassen.
Sein Entschluss war gefasst. Es wurde Nacht und er brachte seine Tochter mit einem Schweregefühl zu Bett, gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn und schritt leise aber zielstrebig aus dem Raum. Auf dem Weg zum Schlafzimmer ging er die letzten Nächte nochmal geistig durch, versuchte sich Mut zu machen, doch bei dem Gedanken, sich dieser Kreatur im Körper seiner Tochter zu stellen, verkrampfte sich sein gesamter Körper.
Er lag noch lange im Bett und schaute gebannt auf seinen digitalen Wecker, während er nicht einschlafen konnte. Seine Gedanken rasten, was ihm jegliche Entspannung nahm. Neben ihm schnarchte seine Frau leise. Die Minuten vergingen wie Stunden, sodass zu dem Gefühl der Anspannung und Angst eine gähnende Langeweile hinzustieß. Langsam wurde Oskar immer müder und seine Augenlider schwerer, sein Puls beruhigte sich und er sank tiefer in das Kopfkissen, während er langsam einschlief.
Oskar fuhr hoch, sein Herzschlag war unregelmäßig und schnell. Sein Blick fiel sofort auf die Kreatur, die an seiner Bettkante hockte ihn durchdringend ansah. Oskar sprang auf, ohne den Blick von dem Wesen abzuwenden. Stille lag in der Luft, gemischt mit einer großen, elektrischen Spannung, die gemeinsam eine düstere Mischung ergab und Oskar den Atem raubten. Er wollte schreien, doch es blieb ihm im Hals stecken. Wie es dort hockte, den Blick an ihn anhaftete, keine Bewegung zeigte, war das wohl furchterregenste das Oskar jemals sah. Erst jetzt erkannte er, wer dort mit ihm im Raum war. Seine Mutter, welche vor einigen Jahren verstorben war, blickte ihn durch ihre toten Augen an. Dies erschrack und verwirrte Oskar zugleich. Zuvor war es noch seine Tochter, die ihn Nachts beobachtete. Es wurde Oskar zu viel, ihn packte eine gewaltige Wut, die er nicht mehr bändigen konnte. Er tätigte ein paar Schritte nach vorne und schlug mit seinem rechten Arm ausholend diesem Wesen, welches seine liebsten imitierte, ins Gesicht. Doch entgegen seiner Erwartungen traf er keine Materie, sondern schlug ins Nichts, was ihn aus dem Gleichgewicht brachte und zu Boden beförderte.
Dieses Wesen hockte noch in der gleichen Position, doch es löste sich nach und nach in einem diffusen Nebel auf. Oskar saß dort mit großen Augen vor erstaunen, doch seine Angst war weg. Ihm wurde bewusst, dass ihm dieses Wesen nichts Angaben konnte, es war nicht real, nur ein Produkt seiner Einbildung. Seine Frau war von dem dumpfen Schlag aufgewacht und fragte Oskar, warum er auf dem Boden läge. Oskar lachte auf und ließ sich erleichtert auf den Rücken fallen.
Doch auf den kurzen Moment der Freude folgte ein Schmerz, der Oskar durchfuhr, ein Schmerz, der mit einem Schlag seinen gesamten Körper einnahm, so schlimm, dass Oskar sich nicht bewegen konnte. Er schrie mit einer Intensität, dass die gesamte Wohnung bebte. Seine Frau nahm in der Panik schnell ihr Handy hervor und rief den Krankenwagen.
Kapitel 3
Theodor erfuhr am nächsten Morgen von Oskars Frau was passiert war. Er fuhr so schnell es ging ins Krankenhaus, wurde dabei sogar von einem Blitzer geknipst. Im Krankenhaus meldete er sich zügig an und rannte auf Oskars Zimmer. Der sterile Duft, die weißen Lacken, der kleine veraltete Fernseher und dieser spezielle Boden lösten in Theodor ein unbehagen aus, welches er nur in Krankenhäusern verspürte, und ließen ihn realisieren, dass die Situation ernst war. Oskar lag dort, sediert, nicht bei Bewusstsein, sein sonst leicht gebräuntes Gesicht war blass und starr.
"Scheiße Os, was machst du denn?"
Theodor setzte sich und informierte sich bei Oskars Frau über die Geschehnisse. Wochen vergingen und Oskar lag noch immer im Koma. Sein Zustand war mysteriös, die Ärzte konnten keinen Grund für die plötzlichen Schmerzen oder das Koma feststellen. Theodor suchte verzweifelt noch einer Methode, wie er seinem besten Freund helfen konnte, doch die Suche war aussichtslos. Er wusste nicht wonach er überhaupt suchen sollte. Der einzige Hinweis, den er hatte, war diese Kreatur, die auch Theodor nächtlich begleitet hat, doch inwiefern hängt jene mit Oskars Koma zusammen? Fragen wirbelten durch Theodors Geist und bildeten einen gewaltigen Wirbelsturm den er nicht bezwingen konnte und der lediglich Ratlosigkeit zurücklies. Er war bereits in einem Ausmaß verzweifelt, dass er in einem Forum anonym um Hilfe bat und den Fall, ohne genauere Details zu Personen, ausführlich beschrieb.
Dann erreichte ihn eine Nachricht, die ihm jemand auf dem Forum privat zusendete.
Guten Tag,
Ich habe mir Ihren Hilferuf im Forum genau durchgelesen und glaube Ihnen eventuell helfen zu können.
Ich arbeite in einem kleinen Forscherteam in Sibirien und wir untersuchen den schmelzenden Permafrost. Was wir dort fanden war erstaunlich, uralte Bakterien und Viren, die Millionen von Jahren überlebten. Diese konnten wir im Labor untersuchen und waren, über das Entdeckte, fasziniert und schockiert zugleich. Einige dieser Viren könnten für den Menschen lebensgefährlich sein und wir setzten alles daran, dass diese Mikroorganismen nicht in Umlauf geraten. Doch neben Ebenerwähntem ließ sich noch etwas anderes finden. Wir fanden ein kleines Ei, welches wir keiner bekannten Art zuordnen konnten. Nach gründlicher Forschung dieses Phänomens stellten wir fest, dass das Lebewesen noch am Leben war. Wir sahen dabei zu, wie es schlüpfte und waren in voller Aufregung. Nach einigen Tests stellte sich jedoch heraus, dass dieser kleine Wurm, der aus dem Ei geschlüpft war, eine große Gefahr darstellte. Wir prüften, wie der Wurm auf eine Ratte reagierte und stellten fest, dass er ein Parasiten war. Er drang in die Ratte ein ohne sie zu töten, jedoch litt die Ratte kurz darauf an Halluzinationen und unter schweren Angstzuständen. Irgendwann war die Ratte zu schwach und fraß nicht mehr, woraufhin der Wurm ihr Nervensystem angriff und sie von Innen heraus tötete. Danach kam der Wurm wieder aus der Ratte hervor, oder besser gesagt die Wurmmutter. Aus der Ratte krochen nach und nach kleinere Würmer hervor, ganze 23 Stück. Die Vermutung lag nahe, dass der Wurm auch den Menschen befallen könne, also entschieden wir uns dazu ihn auszulöschen. Allerdings wussten wir nicht, wie viele dieser Würmer sich im Permafrost befinden würden. Nach einigen Monaten erreichten uns Fälle in der nahen Umgebung von Menschen, die an schweren Halluzinationen litten und manche von Ihnen starben nach einer gewissen Zeit. Es gab eine Gemeinsamkeit, was die Halluzinationen anging, die Betroffenen sahen nächtlich Menschen, die sich in ihrem Schlafzimmer aufhielten und sie beobachteten. Bei den Menschen handelte sich immer um Personen, welche den Betroffenen sehr viel bedeuteten. Wie der Wurm die Halluzinationen auslöst ist bisher noch unbekannt. Die sibirische Politik entschied die Leichen der betroffenen Menschen sofort nach dem Tod zu verbrennen und die lebenden Betroffenene in Quarantäne zu bringen. Bisher konnte bei den Betroffenen keine erfolgreiche Entfernung des Wurmes erzielt werden, ohne das sie starben. Wir sprachen zudem mit Politikern aus allen Ländern, wollten sie auf die kommende Gefahr hinweisen, doch diese verschweigen bis heute die Existenz des Wurmes. Bis heute sind mir nur Fälle in Sibirien und sehr selten in anderen Ländern bekannt. Ihre Beschreibung passt sehr gut auf die Auswirkungen des Wurmes, daher würde ich Ihnen empfehlen sich von Ihrem Freund fernzuhalten. Außerdem muss ich Ihnen Mitteilen, dass ihr Freund nicht gerettet werden kann und eine Gefahr für die Menschheit darstellt, deshalb bitte ich Sie, sich umgehend an das nächstgelegene Gesundheitsamt zu wenden, es steht viel auf dem Spiel.
Passen Sie auf sich auf.