Es sollte so enden, wie es begonnen hat.
Da stand ich nun, am Strand. Ich war mir sicher, dass ich es heute tun würde. Nichts und niemand konnte mich mehr aufhalten. Es hatte zu sehr weh getan, aus Glück wurde Pech, aus Freundschaft Gleichgüldigkeit und aus Liebe Hass. Schon oft bin ich in Gedanken diesen Tag durchgegangen, jeden einzelnen Schritt, ich wusste genau, wie ich es tun will.
Er hatte mich betrogen und belogen und ich hatte mir all die Jahre etwas vor gemacht, aber wir hatten uns ja auch die ach so ewige Liebe versprochen. Ich war blind, blind vor Liebe. Doch dann wurde mir klar, dass er ein Doppelleben führte, jedes Wochenende, hatte er Geschäftlich in anderen Städten und Ländern zu tun. Doch heute weiß ich, dass er noch nie in New York, London oder Paris war, er war bei ihr. Bei diese Brünette, ich hatte sie schon oft gesehen, seine angebliche Geschäftspatnerin. Sie war nicht besonders intelligent, jedoch schon öfter bei Chirogen als beim Zahrnarzt.
Als ich ihn kennengelernt habe, war in meinen Augen anders, anders als alle anderen. Er fiel aus der Reihe, war irgendwie natürlicher, halt kein Macho. Doch im Grunde sind alle gleich. Damals als ich ihn auf dem Dom traf, da schoss er mir eine Rose, ich hatte es oft versucht, er hatte immer nur zugeschaut, bis ich gehen wollte. Seitdem sind wir so oft es ging zusammen auf den Dom gegangen, immer wieder habe ich versucht eine Rose zu schießen, es ist mir nie geglückt.
Doch an diesem Tag am Strand wusste ich, dass ich treffen würde. Jedoch nicht die Rose, sondern sein Herz. Ich wusste, dass er kommen würde, er hatte sich mit seiner "Neuen" verabredet, in dieser Bucht. Eigentlich war es unsere Bucht, oft lagen wir hier zusammen am Strand, haben uns zusammen den Sonnenuntergang, manchmal auch noch den Sonnenaufgang angeschaut.
Als ich ihn in der Ferne sah, fing ich an zu zittern. Doch nicht aus Angst, sondern aus Hass, ich hätte nie gedacht, dass ich jemals einen Menschen so hassen könnte. Ich spannte meinen Bogen, und zielte. Er erkannte mich und fing an zu lachen, wie immer war er selbstbewusst, und überheblich. Ihm war klar, dass ich nicht treffen würde. Doch dieses mal hatte er sich getäuscht, natürlich traf ich ihn, mitten in sein Herz, da wo der Pfeil hingehörte.
Ich ging zu ihm hin, genoss seine letzten Atemzüge, schaute ihm in die Augen und sah diesen Mensch, der mal tief in ihm war, dieser unschuldige, zuvorkommende Mensch, den ich mal gekannt und geliebt habe, sterben. Es tat weh, war aber auch gleichzeitig eine Erlösung. Ich verharrte noch einige Minuten bei seinem leblosen Körper, legte dann meinen Pfeil und Bogen neben ihn in den kühlen Sand und ging die Klippen hinnauf.
Hier stehe ich nun und es weht ein sanfter kühler Wind, ich beobachte den blutroten Sonnenuntergang, dies war wohl der letzte gemeinsame Sonnenuntergang in unserer Bucht. Mir wird kalt, ich verspüre, eine erdrückende Kälte. Ich fühle mich so leer, mir wird klar, das mein Leben zu ende ist und ich weiß ich werde springen, denn ohne das Gefühl des Glücks, der Freundschaft und der Liebe, ist für mich das Leben sinnlos.