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Es schneit

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27.02.2006
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Es schneit

Es schneit
Ich sitze am Fenster und blicke in die verschneite Winterlandschaft, während die Flocken am Fenster vorbei tanzen und der Schnee die Verkehrsgeräusche der Stadt dämpft.
Ein Gedanke wird zum Gefühl, das meinen ganzen Körper auszufüllen beginnt: "Es ist doch wirklich zum Scheißen!"

Würde ich in dem kleinen Dorf in Vorarlberg leben und in dem Haus wohnen, in dem ich auch mein Geschäft für exklusive Wintersportaccessoires habe, könnte ich den Wintereinbruch viel mehr genießen. Ich würde fünf Minuten vor acht die Stiegen hinunter gehen, die Geschäftstüre aufsperren, die Schneeschaufel nehmen, die immer griffbereit auf ihren Einsatz wartet, anschließend die fünf Laufmeter Gehsteig frei schaufeln und mich dann im warmen Laden von der Anstrengung erholen.

Aber ich wohne in Wien und habe zur Zeit zwei Optionen:
entweder ich schaufle mein Auto frei, das der Schneepflug mit einem halben Meter patzigen Schnee einzementiert hat, oder ich benutze ein öffentliches Verkehrsmittel.
Dem Büro ist es egal, mit was ich zu spät komme.
Angesichts meinem morgendlichen Autismus entscheide ich mich dafür, das Auto freizuschaufeln. Natürlich hat man in Wien keine Schneeschaufel, weil es nur selten schneit. Sicher, ich könnte eine kaufen fahren, aber dazu müsste ich mein Auto ...
Klar doch! Mein kleiner Sohn hat eine - zum spielen! Vollkommen ausreichend, damit in einem normalen Winter ein Kind zwei Zentimeter Schnee vor sich her schieben kann!
Trotzdem! Probieren geht über studieren!
Nach dem nächtlichen Schneefall komme ich mir jetzt vor wie Reinhold Messner, der am Himalaja mit einem Kaffeelöffel ein Basislager errichten soll.

Was soll das überhaupt, so viel Schnee in einer Großstadt?! Natürlich, man kann das Wetter nicht beeinflussen, noch nicht! Aber wie kann man von jemandem, der mit einer Schlumpfschaufel am Schneeberg nagt, verlangen, einen rationalen Gedanken zu fassen?
In so einer Situation braucht man etwas, das man hassen kann!

Nachdem ich die Autotüre öffnen und das Radio einschalten kann, fällt meine Wahl auf Markus Watzak, den Wettermann von Ö 3. Als ich höre, dass die Schneefälle bis Freitag andauern werden, beschimpfe ich ihn unflätig.

"Wenn Sie es vermeiden können, lassen Sie heute Ihr Auto stehen!"

Genau das mache ich. Ich versuche zu vermeiden, mein Auto stehen zu lassen. Mit aller Kraft!

Während ich stumpfsinniger, körperlicher Arbeit nachgehe, wird mir bewusst, dass man dabei schön seinen Gedanken nachhängen kann.

Wer freut sich am meisten, wenn's schneit? Frauen und Kinder! Das sind auch die ersten, die ein sinkendes Schiff verlassen dürfen. Edelmut der Männer? Glaub' ich nicht. Es stirbt sich einfach ruhiger, wenn man niemanden neben sich hat, der darüber entzückt ist, dass man durchs Bullauge schon die Fische unter Wasser sehen kann.

Schnee ist weiß, kalt und nass und Gottes Strafe für die Erfindung des Verbrennungsmotors. Klar, Schnee hat's schon vor dem Auto gegeben, aber ER wusste ganz genau, dass ich heute keine Schneeschaufel zu Hause haben würde. Meine kleine Rache - ich bin aus der Kirche ausgetreten.

So, mein Auto ist frei geschaufelt. Aber, ich fahr jetzt doch mit der Tram. Das Vehikel springt nicht an!!!
ER hat gewonnen!

 

Hallo WolfsSchaedel,

insgesamt gefällt mir Deine Satire sehr gut. Witzig geschrieben, man ist sofort im Thema drin und der flüssige Text verhindert, dass es einem langweilig wird.

Klar doch! Mein kleiner Sohn hat eine - zum spielen! Vollkommen ausreichend, damit in einem normalen Winter ein Kind zwei Zentimeter Schnee vor sich her schieben kann!
Trotzdem! Probieren geht über studieren!
Nach dem nächtlichen Schneefall komme ich mir jetzt vor wie Reinhold Messner, der am Himalaja mit einem Kaffeelöffel ein Basislager errichten soll.
Der Witz mit Messner kommt gut, allerdings sollte ein halber Meter Schnee sogar mit einer Kinderschaufel kein Problem sein. Vielleicht könnte man hier aus dem halben Meter "patzigen Schnee" einen gefrorenen harten Schnee machen.
Der Schluss wird meines Erachtens dann zu sehr von dem Konflikt `ich gegen Gott´ geprägt. Diesen Konflikt entweder von schon am Anfang erwähnen oder ganz streichen. Vielleicht statt dessen das Schicksal verantwortlich machen?

Trotz des einfachen Themas ist die Satire gut gelungen!
Dein Allysieh

 

Ich würde fünf Minuten vor acht die Stiegen hinunter gehen, die Geschäftstüre aufsperren, die Schneeschaufel nehmen, die immer griffbereit auf ihren Einsatz wartet, anschließend die fünf Laufmeter Gehsteig frei schaufeln und mich dann im warmen Laden von der Anstrengung erholen.
hinuntergehen
Klar doch! Mein kleiner Sohn hat eine - zum spielen!
Spielen
Nach dem nächtlichen Schneefall komme ich mir jetzt vor wie Reinhold Messner, der am Himalaja mit einem Kaffeelöffel ein Basislager errichten soll.
Himalaya
Es stirbt sich einfach ruhiger, wenn man niemanden neben sich hat, der darüber entzückt ist, dass man durchs Bullauge schon die Fische unter Wasser sehen kann.
:thumbsup: geile Erkenntnis ;)
Das Vehikel springt nicht an!!!
ein ! reicht
Hi Wolfsschaedel und herzlich Willkommen auf kg.de!
Dein Erstlingswerk gefällt mir leider nur mäßig, und auch nur das Ende.
Auch würde ich das Ganze eher unter Humor einordnen, anstatt Satire.
Netter kleiner Plot, aber eigentlich passiert überhaupt nichts, die Handlung stagniert bei der Entscheidung, Auto oder Tram.
Nichts für ungut und noch viel Spaß hier :)
Bruder :sad: Tserk

 

Hi Wolfsschädel

Mir hat der Text gefallen. Wies genau die richtige Dosis an Ironie und Alltagszynismus auf, wobei wir mit "Alltag" schon beim Problem sind:
Ich seh in deinem Text keine Satire nur eine ironische Schilderung einer alltäglichen Begebenheit. Daher wird ich dir ein Verschiebung empfehlen.

Hinzukommt noch ein Tipp bezüglich deines Textabschlusses: Ähnlich wie Allysieh das schon angemerkt hat, finde ich die Pointe am Ende ebenfalls aufgesetzt. Du leitest viel zu wenig daraufhin. Entweder erwähnst du den Konflikt mit Gott schon wesentlich früher im Text oder ersetzt das Ganze wie Allysieh bereits vorgeschlagen hat.


Grüße
Hagen

 

Hallo Wolfsschaedel,

herzlich willkommen auf kurzgeschichten.de!
Mir gings mit deinem Text wie Tserk: es passierte nicht viel, der Protagonist hatte sich zwischen Auto und Tram zu entscheiden und fand Schnee sch...
Das finde ich, ist ein bisschen zu wenig für eine Satire, denn auch, wenn du einen ironischen Blick auf deinen Protagonisten wirfst und darstellst, mit wie wenig "Wetter" man jemanden beschäftigen kann und wie wenig Schnee ausreicht, um einen Tagesablauf anders als sonst zu gestalten, erschöpft es sich doch hierin.
Ich habe auch leider keine Verbesserungsvorschläge, denn ich denke, du hast bereits schon alles aus diesem Thema herausgeholt, was drin steckte.

So richtig gut passt deine Story nicht in die Satireabteilung, denn es ist eher mehr Ironie und weniger Sozialkritisches. Ironie ist nicht sogleich satirisch. Falls du also einverstanden bist, verschiebe ich diese Geschichte gern in die Humorabteilung.

Lieben Gruß
lakita

 

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