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Es muss so um Mitternacht gewesen sein...

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21.01.2002
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Es muss so um Mitternacht gewesen sein...

„Du erzählst ja nicht gerade viel, was?“ Ich schau zu ihm auf. Eine Schweißperle läuft über seine kahlrasierte Glatze, bahnt sich ungestört einen Weg über das kantige Gesicht und verschwindet irgendwo im Ausschnitt seines Unterhemds. Ich kann ihn nicht ausstehen. Ich weiß das und er weiß das auch. Trotzdem findet er meine Gegenwart irgendwie unterhaltsam glaube ich.
Er grinst. Ich versuche zurückzulächeln. Scheint nicht zu gelingen, denn er bricht in schallendes Gelächter aus. „O Mann. Du brauchst echt einen Drink!“
Er greift hinter sich, zieht aus der Menschenmenge einen kleinen, dreckigen Kellner, hebt ihn halb auf den Tisch und flüstert ihm etwas ins Ohr, bevor er ihn zurückstößt.
Er schaut mich an und rotzt quer über den Tisch in die Menge.
Empörte Schreie. Er winkt und lacht.
Seine Hände sind voller Schwielen und flink wie ein Wiesel. Er schüttet sich ein paar Krümel Tabak aus einer Dose auf ein Papier und dreht sich mit einer Hand eine wunderbare Zigarette. Rauchend starrt er in den Raum und summt vor sich hin.
„Nett haben die es hier, oder?“ sagt er plötzlich und schaut mich amüsiert an.
Ich hasse den Typ. Ich hasse das Drecksloch in dem wir sitzen und er weiß das natürlich, sonst hätte er diese versüffte Absteige hier nie ausgesucht. Ich hätte nie herkommen sollen. Na wenigstens hat er versprochen für die Getränke aufzukommen.
Ich beobachte ihn wie er seine Kippe achtlos hinter sich schnippt. Sie landet auf der Schulter eines jüngeren Kerls, wo sie sofort ein beachtliches Loch in sein T-Shirt brennt, bevor dieser sie fluchend ausschlägt und wild um sich schaut.
Ich hasse den Typ. Er denkt er kann sich alles erlauben. Irgendwie scheint das Glück solchen Leuten immer hold. Noch
nie hab ich ihn den kürzeren ziehen sehen. noch nie, noch...
„Na! Hat es dir die Sprache verschlagen, oder was?“
Ich setze zu einer zynischen Antwort an und verschlucke mich königlich an meiner eigenen Spucke. Ich muss so stark Husten, dass ich die Augen zukneife. Sein brüllendes Gelächter verfolgt mich in die Schwärze.
Als ich die Augen wieder öffne erkenne ich die Umrisse einiger Gegenstände auf dam Tisch. Ich blinzele ein paar mal. Eine Flasche, zwei Gläser, ein Salzstreuer und einige Zitronenscheiben.
Er ist, mit einer neuen Zigarette im Mundwinkel, schon am einschenken und freut sich wie ein kleines Kind.
Wir trinken und ich verzieh das Gesicht als ich in die Zitrone beiße.
Er johlt und schenkt sofort nach.
Wir trinken noch mal und noch einmal.
Er gibt einen Trommelwirbel mit den Fingern zum besten, an dessen Höhepunkt er unglaublich laut rülpst.
Wir trinken wieder
und wieder.
Wir trinken und er lacht Tränen, als ich nach meinem Glas greife und zuerst den Salzstreuer und danach die Tequilaflasche umschmeiße.
Wir trinken und trinken, bis die Flasche leer ist.
Ich muss mich kurz am Tisch festhalten und dazu zwingen nicht die Augen zu schließen, weil ich sonst sofort kotzen müsste. Er steht auf und geht pissen.

Erstaunlich für was man in so einem Zustand Aufmerksamkeit aufbringen kann. Eine Kakerlake krabbelt über den Tisch und läuft klappernd durch das Labyrinth der Zitronenschalen. Ich finde das beeindruckend wie sie da rumläuft. Toll. Ich folge ihr mit dem Kopf über den Tisch. Sie findet ein Stück Fruchtfleisch und macht sich darüber her. Ich schaue ihr mit großen Augen zu. Meine Nasenspitze ist ca. zehn Zentimeter von diesem unglaublichen Geschöpf Gottes entfernt. Sehr schön. Sie frisst die Zitrone. Noch nie hatte ich die Ästhetik einer fressenden Kakerlake...
Mit einem lautem Knall wird das Objekt meiner Interesse aus diesem Leben befördert. Ich bilde mir noch ein einen kleinen Todesschrei zu hören, als das arme Wesen einer gewaltigen Faust und wieherndem Gelächter weicht. Ich schiele nach oben, die Nasenspitze fast auf der Tischplatte. Mein Blick klettert von der Faust über einen Unterarm bis zur Schulter und erreicht sein Gesicht. Er erkennt mein Entsetzen. Das Gelächter bricht abrupt ab.
„Ich hasse die Viecher.“
Er wischt sich ein paar Beine, Flügel und Fühler an seiner Hose ab.
Ich werde fast ohnmächtig. Meine Fassungslosigkeit wird immer größer. Ich bin echt sauer. Vergeltung! Das herzlose Aas.
Der Mörder sitzt mir pfeifend gegenüber und sucht nach Tabak. Seine Dose ist leer, er flucht. Er tastet alle Taschen ab. Nichts. Das find ich witzig und nur allzu gerecht.
Ich fange an zu kichern, Gerechtigkeit! So kommt auch er mal nicht ungestraft davon! Ich lach mir ins Fäustchen. Er hat nichts mehr zu rauchen. Ich bin total sturzbetrunken und mir geht’s prima. Ich halte die Hand vor den Mund und gluckse vor mich hin.
Er schaut mich, seine Taschen erneut absuchend entnervt an.
Sieg! Rache! Hurra!
Ich fühl mich großartig, grinse so breit ich kann und schaue ihn herausfordernd an.
Er blickt nachdenklich zurück und zieht die Augenbrauen hoch. Ich verharre die nächsten fünf Minuten in meiner grinsenden Triumphshaltung und genieße es, als mir jemand auf die Schulter klopft.
Ich drehe langsam den grinsenden Kopf.
Es ist ein kleiner Zigeunerjunge, rotzfrech mit zerzaustem Haar, einer Bierflasche in der Hand und einer Kippe im Mundwinkel. Ich find ihn sofort sympathisch und schenke ihm ein herrliches Grinsen. „Hey Mister haben sie ein bisschen Kleingeld?“ Ich drehe den Kopf ganz und beobachte bewundernd die Schlieren, die die Lampen ziehen. „N Dollar oder so.“ Ich grinse ihn verständnislos an. Er verdreht die Augen und will gerade gehen, als sich plötzlich der riesige Fleischkoloss mir gegenüber aus seiner lauernden Haltung in Bewegung setzt. „Hah!“ brüllte er, springt auf und schlägt dem kleinen Kerl auf den Hinterkopf, dass diesem die Zigarette aus dem Mund fällt. Er fängt sie geschickt und fängt zufrieden an zu paffen. Der Zigeunerjunge schaut ungläubig zu ihm hoch und fängt an lautstark zu heulen, während der Sieger nun wieder pfeifend an die Bar verschwindet.
Mein Grinsen ist wie weggefegt. Meine Augen fallen fast aus ihren Höhlen. Schachmatt! Verloren! Nun ist alles aus.
Mein Kopf schlägt hart auf die Tischplatte und ich fange an zu schluchzen. Neben mir auf dem Boden sitzt heulend der kleine Zigeuner.
Während mein Gesicht in einem See aus Salz, Tequila und Zitronensaft gebettet ist, ich mich leise in den Schlaf weinend begreife, dass Gerechtigkeit einfach nicht existiert, fangen die Kellner an die Stühle hochzustellen und die Scherben zusammenzukehren.

[Beitrag editiert von: flohmarkt am 23.01.2002 um 15:53]

 

Den Schreibstil find sehr gut.
Nur mit der Geschichte selbst konnte ich nicht so viel anfangen.
Warum saßen die beiden Männer (oder war es ein Mann und eine Frau?) überhaupt zusammen in der Kneipe, obwohl der eine den andern offensichtlich wohl nicht mochte.

Witzig fand ich einzele Stellen auf jeden Fall.
Z.B. als dieser Typ dem armen Jugen die Zigaretten aus dem Mund schlägt. Oder der Tod der Kakerlake. :rotfl:
Aber als sooo sonderlich humorvoll fand ich sie im Großen und Ganzen nun doch nicht.

Der Sinn der Geschichte ist mir auch noch nicht klar. Vielleicht kannst Du mir ja mal auf die Sprünge helfen, was es genaueres mit der Geschichte auf sich hat.


;)

 

danke erstmal für die antwort

ich fand die geschichte auch nicht unbedingt superwitzig ich wusste eher nicht so recht unter welcher kathegorie ich sie posten soll ich find das immer etwas schwierig...

es waren dann wohl doch zwei kerle
( stimmt das wird gar nicht klar ) die in der bar sitzen

ich schätz mal, dass uns gerade die menschen die uns probleme bereiten
anziehen, oder ist es manchmal so das menschen die uns anziehen innere probleme bereiten ???
das könnte irgendwie etwas erklären...

wenn du nun nach einem von mir versteckten großartigen sinn in der geschichte suchst suchst du wohl vergeblich ich hab keinen versteckt
wenn die geschichte für einen sinn macht ist das gut, wenn man etwas tiefers hintergründiges entdeckt fänd ich schön zu wissen was es ist (das geht wohl bei allen geschichten irgendwie) aber ich hab die geschichte in erster linie geschrieben weil ich sie witzig fand so von der situation und weil sie halt rumschwirrte bis ich sie hier aufs papier gepinnt hab

soll ja alles spass machen
:D :D :D

[Beitrag editiert von: flohmarkt am 23.01.2002 um 15:52]

 

Ich fand die Geschichte einfallslos. In erster Linie lag das an den Charakteren. Der Glatzkopf ist keine lebende Person, er ist stereotyp. Ebenso sein Gegenüber, dessen Motivation unklar bleibt. Warum säuft er mit dem Kerl?
Die Geschichte hat keine Handlung. Nach den ersten Sätzen hätte man aufhören können zu lesen. Beispiel: Der Glatzkopf schlägt dem Blag die Zigarette aus dem Mund . . . Hahaha. Wer hätte das erwartet?

Eine ordentliche Geschichte hat Anfang, Mittelteil und Schluss. Also auch eine Spannungskurve. Diese deutest du nur an: Durch den Wunsch nach Rache, der schließlich misslingt. Aber der Ich-erzähler versucht ja nicht aktiv, sich zu rächen, was man ja erwartet hätte.
Eine Kurzgeschichte kann auch dazu dienen, einen Charakterzug zu beleuchten. Aber du machst das Gegenteil: Du schilderst den kahlrasierten Glatzkopf als Widerling, lässt also der Fantasie des Lesers keinen Raum.

Gesamtnote: 6
Begründung: Inhalt nicht vorhanden. Motivation unklar. Personen stereotyp.

 

mal ganz langsam
aber danke trotzdem für deine kritik dafür stell ich die geschichte ja hier rein

der Glatzkopf ist keine lebende Person

hoppla das ist mir neu, dass ich nur lebende und nicht erfundene personen in meinen geschichten verwenden darf. huch

er ist stereotyp

was !?!
sag bloss

Ebenso sein Gegenüber dessen Motivation unklar bleibt. Warum säuft der Kerl?

da lässt es sich jetzt ernsthaft streiten, siehe vielleicht anzieh-verabscheu-theorie weiter oben.
ich gebe zu hier ist ein kleiner schwachpunkt
er säuft weil er stinksauer ist

nach den ersten Sätzen hätte man aufhören können zu lesen

tja hättest du nie die Kakerlake kennengelernt


Eine ordentliche Geschichte hat Anfang, Mittelteil und Schluss. Also auch eine Spannungskurve

so wie ein stock in die fahrradspeichen stecken, danke.
schätz mal du klammerst dich ein wenig fest an deinen deutschunterricht, mach dich mal locker

der Ich-erzähler versucht ja nicht aktiv, sich zu rächen

er ist sturzbesoffen

du schilderst den kahlrasierten als Widerling

genau mann! das ist er auch!

Gesamtnote 6

puh schon wieder eine 6 kassiert
kritik ist immer an der richtigen adresse hier aber... Anstatt nur mit grossen worten um dich zu schmeissen und meine geschichte zu zerfetzen wäre es wohl angebracht du beschäftigst dich ein wenig mit dem text
( gerade dann wenn er dir auf den ersten eindruck nicht gefällt ) und kommst dann mit ein wenig brauchbarer kritik, sowie konkrete unklarheiten, konkrete charakterschwächen oder sogar abänderungsvorschlägen wieder zurück

von dir eine gesamtnote 6 zu bekommen bringt mir da reichlich wenig
thanx dude

gruss flo

[Beitrag editiert von: flohmarkt am 23.01.2002 um 21:54]

 

Ich grüße Dich, flohmarkt.
:D
Mir hat die Geschichte gut gefallen, vor allem ab dem Zeitpunkt, als der Kerl besoffen ist. Was in dem Erzähler dabei vorgeht, finde ich, ist gut beschrieben und manchmal auch durchaus witzig.
Man merkt auf jeden Fall, dass er besoffen ist.

Gesamtnote gut
Begründung: Inhalt vorhanden, Personen auch, sogar eine Kakerlake.

Gruß Karlson vom Dach

 

schönen dank lieber karlson
das ist ja eine nette überraschung dich hier anzutreffen
:D

 

gracias !
ich dank dir sehr
ich kam mir schon sehr verloren und alleine vor auf der seite

 

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