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Es ist schon dunkel draußen

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26.11.2011
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Es ist schon dunkel draußen

Es ist schon dunkel draußen.
Auch hier drinnen ist es nicht gerade hell. Dunkelheit ist eigentlich etwas Schönes. Man erkennt zum Beispiel nicht so viel, die ganzen unnötigen Details bleiben im Dunkeln verborgen. Aber auch man selbst bleibt leichter verborgen. Ein junger Mann schaut zum Fenster raus. Sein Ziel ist unbekannt. Er hat kurze schwarze Haare und trägt eine Lederjacke. Er hört Musik. Mehr erkenne ich von hier hinten nicht, mehr wäre aber auch unnötig.

Man sieht keine Sterne, es ist zu bewölkt. Nicht eine kleine Stelle, durch die man einen Blick auf sie erhaschen könnte, ist frei. Liegt vermutlich daran, dass es schon wieder November ist, die letzten Jahre über konnte ich die Sterne da nie beobachten. Mit beobachten meine ich zu ihnen hinauf starren und mich dann in Gedanken verlieren. Das hat sich bei mir zu einem Hobby entwickelt, dem einzigen neben mittelmäßige Gedichte schreiben und Ego-Shooter spielen. Aber allen dreien kann ich jetzt nicht nachgehen. Zum Schreiben bin ich nicht in der richtigen Stimmung und mein PC ist sehr weit weg. Der Bus setzt sich in Bewegung.

Hat der Busfahrer echt gedacht, dass um diese Uhrzeit noch mehr in dieses Kuhdorf fahren wollen? Naja, ich kann froh sein, dass er überhaupt fährt, sonst hätte ich mich bei Minusgraden auf meinen Roller schwingen müssen. Aber es liegt kein Schnee. Schnee finde ich doof, durch den sieht es auch nachts so hell aus. Und er ist kalt, Kälte ist auch nicht so mein Fall. Schade dass dieser Bus wohl aus der Vorkriegszeit stammt und nicht einmal einen Ansatz von einer Heizung hat. Und das im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends, 2010 um genau zu sein. Die ganze Zeit denke ich über so kleine Dinge nach, völlig sinnlos. Der Bus fährt einmal durch den ganzen Ort. Es ist sehr ruhig, niemand ist um diese Uhrzeit mehr auf der Straße. Der Bus hält an, ich bin endlich da.

Ich steige aus und der Bus fährt sofort weg. Warum hat der dann vorher so lang gewartet? Egal, bis zum Ziel sind es nur noch ein paar Meter. Mein heutiges Ziel ist so ziemlich das Einzige, dass ich jemals hatte im Leben. Ich habe zwar in zwei Jahren mein Abi, aber ich habe noch keinen Plan was ich danach machen will. Vielleicht etwas mit Tieren. Zurück zu meinem Ziel. Wie man sich vielleicht denken kann ist mein Ziel das Haus eines Menschen. Ein Mensch, für den ich so viel empfinde wie für niemanden zuvor. 16 und noch nie eine Freundin gehabt? War mir bis vor kurzen noch egal. Aber dann lernte ich sie kennen und wie so oft stellt ein Mensch das Leben eines anderen auf den Kopf. Bei mir hieß das: ein Leben, völlig ohne Sinn und ohne Wert, bekommt plötzlich eben diesen Sinn und dadurch auch einen Wert. Sie gab mir bei unseren vorherigen Treffen das Gefühl, dass auch von ihrer Seite aus Interesse besteht. Ich bin da. Das Haus ist komplett dunkel.

Ich laufe noch ein paar Meter weiter um auch ihr Fenster sehen zu können. Neben dem Haus stehen Autos. Aber ihr Fenster ist genauso dunkel wie die anderen. Will sie mir Angst machen? Ich stehe zwar auf Angst, aber lieber in Filmen oder Spielen wo mir nichts passieren kann. Egal, sie sagte sie ist daheim auch wenn es jetzt schon kurz nach 12 ist. Ihre Eltern, naja, ihr Vater und seine neue Freundin, sind weg. Wo, will sie mir nicht sagen. Ich klingele.

Lange nichts. Auch hier hat es keine Sterne. Aber dunkel, wer hätte das gedacht, ist es hier auch. Endlich geht die Tür auf. Es ist Sophia. Ich erkenne es an den Haaren und den Gesichtszügen. Den Rest sieht man aufgrund der im Haus und hier draußen herrschenden Dunkelheit nicht. Der wäre aber auch unwichtig. „Hey“, sage ich. Sie winkt mich wortlos hinein. Sie ist wunderschön, auch ohne Details. Ich trete ein und ziehe meine Schuhe und meine Jacke aus. Ziemlich viele Schuhe. Naja, es wohnt ja auch eine Frau hier. Wir umarmen uns. Sie hat kalte Hände, als hätte sie sie gerade gewaschen. Wir gehen schweigend die Treppen hoch in ihr Zimmer.

Wir setzten uns nebeneinander auf ihr Bett, ein Sofa oder Stühle hat sie nicht. Nur unzählige Bilder von ihr und ihrer besten Freundin, die übrigens auch sehr nett ist. Zurück zu Sophia. Sie hat noch kein Wort gesagt. Ich frage sie was mit ihr los ist. Keine Antwort. „Sophia, du kannst mir wirklich alles erzählen, dafür sind Freunde doch da.“ Sie dreht sich zu mir und umarmt mich. Ich beginne mir Sorgen zu machen. „Sophia, was ist los?“ Sie beginnt zu weinen. „Oh mein Gott, Sophia! Was ist denn nur los?“ Ich versuche die Taschentücher auf dem Nachttischschrank zu greifen, aber ich erreiche sie nicht. „Sophia, jetzt erzähl doch was los ist? Ist etwas passiert? Bitte erzähl es mir...“

In mir wächst die Angst mit jedem Schluchzen von Sophia. So kenne ich sie gar nicht. Normalerweise ist sie der lebensfrohste Mensch den ich kenne, den eigentlich nichts erschüttern kann. Ich bin doch der, der zu nah am Wasser gebaut ist. Sie ist doch die, die mich aus meinen allnächtlichen Depressionen zieht. Doch jetzt wird das alles auf den Kopf gestellt, wie damals mein Leben. Aber das ist jetzt meine Chance als ihr hoffentlich zukünftiger Freund zu glänzen.

Ich nehme sie in den Arm und flüstere ihr ins Ohr, dass alles gut wird. Keine Ahnung, warum man das sagt, da es eigentlich nie gut wird, außer in diesen doofen Happy-End-Filmen, auf die Sophia so abfährt. Sie ist halt doch ein Mädchen, obwohl sie sich für Fußball interessiert und im Sommer mit einem getunten Roller herumfährt, obwohl sie nur den Mofaschein hat.
Plötzlich nehme ich einen komischen Geruch war. Von ihr kann das nicht kommen wegen dem Parfüm und so. Wie gesagt, Mädchen. Aber ich bin es auch nicht, ich bin frisch geduscht. Vermutlich kommt der Geruch von dem Katzenklo, das vor der Tür steht. Plötzlich nimmt Sophia meine Hand.

Sie steht auf und will offenbar, dass ich mit ihr aus dem Zimmer gehe. Meine Angst wächst parallel zu meiner Verwunderung. „Sophia, jetzt sag doch bitte endlich was los ist.“ Immer noch keine Antwort. Sie zieht mich die Treppen runter und an der Garderobe vorbei. Wieder die vielen Schuhe. „Verdammt nochmal Sophia, was ist hier los?“ Das bekannte Schweigen. Sie zeigt auf die Kellertür.

Ich hatte schon immer eine Abneigung gegen Keller. Früher hatte ich Angst im Dunkeln, weil ich schon sehr früh schlechte Horrorfilme gesehen habe. Mittlerweile ist es mehr die Angst, mir den Kopf an zuhauen, da die Decken in Kellern meist zu niedrig sind für mich. Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter. Und das spürt man in solchen Momenten wirklich, das sagt man nicht nur so. Die Tür steht offen.

Sie ist nur einen Spalt offen, aber man sieht hinunter in die Dunkelheit. Wieso ist mir das vorher nicht aufgefallen? Egal, ich war vermutlich von Sophias Schönheit abgelenkt. Oder von meinem kaputten Reißverschluss. „Sophia, wieso ist der Keller offen? Und was zum Teufel ist hier eigentlich los?“ In meiner Stimme ist meine Angst zu hören. „Komm“ flüstert sie und öffnet die Kellertür ganz. Ihr erstes Wort und es macht mir noch mehr Angst als ihr Schweigen. „Sag mir bitte erst was hier los ist, Sophia.“ Sie nimmt meine Hand und geht Richtung Keller. Ich folge.

Ich weiß nicht warum ich mitgehe. Ist es Neugierde, Dummheit oder doch Liebe? Macht man nicht Alles für die Person, die man liebt? Beziehungsweise sollte das nicht eigentlich so sein? Egal, im Keller gibt es kein Licht. Wie eigentlich im ganzen Haus. Ob wohl der Strom weg ist? Egal. Oder halt nein, die Klingel hat ja funktioniert. Oder? Egal. Mir schießen so viele Fragen durch den Kopf. Wir gehen vorsichtig, Hand in Hand, die Treppen hinunter. Es ist ein schönes Gefühl, obwohl ich nicht weiß was mich da unten erwartet. Wir sind unten.

„Und was ist jetzt Sophia?“ Sie starrt wie gebannt in die Dunkelheit, aber ich kann nichts erkennen. Der Geruch, den ich vorher ansprach, ist hier unten noch stärker. Kommt wohl doch nicht vom Katzenklo. „Sophia, rede doch mit mir!“ Nichts. Mir reicht es. Ich hole mein Handy aus meiner Hosentasche. Für was hab ich denn eine Taschenlampen-App, wenn nicht für diese Situation. Ich leuchte in die Richtung in die Sophia schaut.

Ich erkenne noch immer nichts. Für eine solche Dunkelheit ist die App wohl nicht gedacht. Naja, wenigstens war sie umsonst. Ich stelle die Helligkeit höher und versuche es noch einmal. Sophia hat sich weder bewegt, noch einen Ton von sich gegeben seit wir hier unten sind. Ich leuchte wieder in ihre Blickrichtung.

Im schwachen Licht meiner Handy-App erkenne ich einen Tisch. Er ist rot. Warum hat man rote Tische im Keller? Egal, denn er scheint nicht komplett rot zu sein. Irgendein komisches Muster. Ich gehe näher hin, um mehr erkennen zu können. Sophia dreht sich um und beginnt wieder zu weinen. Ist mir diesmal aber egal.

Ich nähere mich dem Tisch vorsichtig, der Geruch wird immer noch stärker und auch Sophias Schluchzen nimmt zu. Für einen kurzen Moment denke ich daran mich erst um Sophia zu kümmern, aber was wenn die Antwort auf alle meine Fragen auf diesem Tisch liegt?

Und plötzlich sehe ich das, was mir hätte schon lang klar sein müssen. Der Tisch ist nicht rot mit einem komischen Muster, das ist Blut. Auf dem Tisch liegt Sophias Vater und seine Freundin. Beziehungsweise was davon noch übrig ist. War das ein Mörder? Wieso hat er das getan? Wo ist er hin? Ist er noch hier? Ist das der Grund für Sophias Verhalten? Ich drehe mich entsetzt um und sehe Sophia direkt vor mir. Mit einem großen, noch blutigen, Messer holt sie aus...

 
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Der Autor schrieb unter seinen Text:

Ich bitte um konstruktive Kritik an meiner kleinen Geschichte hier^^

Hallo Chads, herzlich willkommen auf kg.de!
Solche Kommentare bitte immer in einen Extra-Post packen. Ich habe auch mal den Punkt aus dem Titel entfernt. Ein vollständiger Satz als Titel ist ja okay, aber den muss man ja nicht noch formal so darstellen, das wirkt unschön.

Kommen wir zur konstruktiven Kritik, die du dir wünschst:

Den Ansatz finde ich gar nicht schlecht, da ist ein Junge, der auf dem Weg zu einem Mädchen ist, das er gerne als Freundin hätte. Seinen Weg benutzt du, um ihn ein bisschen zu charakterisieren.
Der Text selbst ist in Häppchen aufgeteilt, was ihn gut lesbar macht.
Ein kleiner formaler Tipp: Fang doch für jede wörtliche Rede eine neue Zeile an. Das schafft nochmal Übersichtlichkeit.

Zu dem, was mir nicht gefallen hat:
Wäre ich nicht Mod in dieser Rubrik, hätte ich den Text nicht bis zum Ende gelesen. Gerade der Anfang ist sowas von schwafelig geschrieben, dass man erstmal überhaupt keine Ahnung hat, worum es überhaupt geht - um Dunkelheit, Kälte, Sterne, Nebel oder vielleicht doch Busfahrzeiten? Es gibt da so einen Grundsatz: Alles, was nicht zur Geschichte gehört -> raus! Noch ein Tipp dazu: Nimm dir den Text mal vor und vergiss, dass du ihn geschrieben hast. Interessiert dich, was du liest? Ist ein ganz guter Test.
Wie gesagt, das Charakterisieren ist vom Ding her gut, fragt sich nur, was sinnvoll zu erwähnen ist. Dass der Prot sein Abi hat, gerne Ego-Shooter spielt und Gedichte schreibt? Ich schätze, das sind vielleicht autobiographische Elemente, das kann ja sein, dass das deine Hobbies sind, und stimmt schon, man sollte über das schreiben, was man kennt, aber der Zweck ist hier nicht, deine Persönlichkeit abzubilden, sondern eine fiktive Geschichte zu schreiben. Also hab keine Scheu, dir was auszudenken, was dann aber auch wichtig ist. Frag dich das immer; ist das alles wichtig für die Geschichte? Und dann die Erwähnung von Horror - warum? Weil wir hier in der Horrorrubrik sind?
Ich hätte mir hier viel mehr Infos über die Beziehung, die er zu dem Mädchen hat, gewünscht. Er will sie, sie ihn aber anscheinend nicht - warum? Und warum will er sie? Was ist so toll an ihr? Was haben die beiden evtl. zusammen erlebt?
Und gerade in Hinsicht darauf, was das Mädchen getan hat, scheint sie ja gewaltige Probleme zu haben. Das alles kommt aber völlig unerwartet, nicht im Mindesten vorbereitet, wahrscheinlich nur, um am Ende zu schocken. Das funktioniert aber nicht, weil ich zu keiner der Figuren eine Beziehung aufgebaut habe - zum toten Vater + Freundin schon gar nicht. Du musst es irgendwie schaffen, Identifikation zu erzeugen.

Ein paar Sachen, die mir aufgefallen sind:

Die ganze Zeit denke ich über so kleine Dinge nach, völlig sinnlos.
Und völlig langweilig.
Wenn du schon selbst sagst, dass es sinnlos ist, warum erzählst du's dann?

Sie ist wunderschön, auch ohne Details.
Das sagt mir: Der Autor ist faul. Ich kriege keine Möglichkeit, mir selbst ein Bild von der Dame zu machen, sondern muss es einfach glauben. Das ist nicht identifikationsfördernd.
Der Hintergrund deiner Story ist nun mal schmalzig, also musst du da durch und auch mal schwärmen ...

Sie zeigt auf die Kellertür.
Jaja, der gute alte Keller. Wird in Horrorstories leider so oft verwendet, dass man schon was Besonderes auffahren sollte, damit das noch zündet. Hier macht das übrigens auch kaum Sinn: denn waren der Vater und die Freundin gerade im Keller, als die Tochter sie getötet hat? Weil wenn nicht, müsste sie sie da runtergeschafft haben, und das ergibt mal gar keinen Sinn ...

Ich stehe zwar auf Angst, aber lieber in Filmen oder Spielen wo mir nichts passieren kann.
Äh, Widerspruch?! Er steht auf Angst, aber nur, wenn ihm nichts passieren kann? Ist ja ein ganz harter ...

So, ich hoffe, dieser Blick von außen hilft dir!
Viele Grüße,
Maeuser

 

hi Chads! Ich muss sagen, abgesehen vom wirklich etwas ausufernden Anfang - "Sterne", "Bus", etc. - fand ich die Geschichte ganz gelungen, zumindest ab den Ereignissen im Haus. Sprachlich gibt es sicher noch viel zu verbessern, aber ich fühlte mich ganz gut unterhalten.
Zwei Sätze, die mir gefallen haben:

Wie man sich vielleicht denken kann ist mein Ziel das Haus eines Menschen.
Unbeabsichtigt philosophisch, würde ich sagen, fast ironisch.

Sie hat kalte Hände, als hätte sie sie gerade gewaschen.
Finde ich großartig, weil es schlicht und treffend ist.

Nur einen negativen Punkt muss ich noch erwähnen: So wie das Mädchen die Eltern killt, killt der Schluss die ganze Geschichte. "Rote Muster auf dem Tisch"? Da spotzt selbst mir als Nicht-Horror-Veteran schon das Blut entgegen. Fand die Assoziation mit dem Katzenklo beispielsweise viel unheimlicher, weil ungewöhnlicher.
Hinzu kommt diese "Doppel-Wendung", dass sie nicht nur ihre Eltern umlegt, sondern sich AUCH NOCH gegen ihren Freund wendet. Das wirkt auf mich immer etwas verzweifelt - Hollywood lässt grüßen.
Aber wie gesagt: Guter Einstand, mach weiter!

 

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