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Es ist nie zu spät, etwas dazuzulernen

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26.11.2013
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Es ist nie zu spät, etwas dazuzulernen

Er wusste nicht, wie lange die Schlange so schon vor ihm lag und ihn betrachtete, ob seit einer Ewigkeit oder erst jetzt gerade. Vielleicht hatte er währendessen fest geschlafen und ein letztes lautes Knistern des Lagerfeuers hatte ihn geweckt. Vielleicht hatte sie aber auch einen kleinen Ast zerdrückt, während sie sich anschlich - nein, während sie sich ihm näherte, denn sich anzuschleichen war ihr Naturell, nicht jedoch ihre Absicht. Müßig weiter zu fragen warum.
Sie befand sich dicht vor ihm, ihren schuppigen Kopf auf ihn gerichtet, der Blick ruhig, interessiert fast neugierig. Sein erste Reaktion: Panik, Starre. Dann: Begreifen, Sich Beruhigen, Nachdenken. Nachdenken war SEIN Naturell, mit nachdenken würde er auch dieses Problem lösen, nachdenken und kämpfen, nicht aufgeben, so wie er es immer getan hatte bis jetzt, auch wenn es ihn entsetzlich müde gemacht hatte, so müde, dass er ausgerechnet hier sein Lager aufgeschlagen hatte.
Was für eine Art Schlange war sie denn eigentlich? War sie giftig? So groß, dass sie ihn hätte erwürgen können, war sie nicht. Was sollte er tun?
Er könnte versuchen, sich mit einer schnellen Bewegung wegzudrehen und hoffen dass sie nicht doch viel schneller war als er mit seinen alten, von der Kälte steifen Gliedern. Doch hatte er die Kraft dazu? War er nicht zu müde, zu erschöpft? Zu ausgezehrt vom immerwährenden Kämpfen und sich auflehnen gegen den Lauf der Dinge? Oder er könnte einfach so liegen bleiben und warten - warten bis sie von selbst wieder davon zog.
Nein! Nur jetzt nicht einschlafen! Bloß die Augen offen halten und wach bleiben!
Sie jedoch schaute ihn weiter mit ruhigem Blick an.

"Wovor hast du Angst?" schien ihr Blick zu fragen.
"Vor Dir natürlich, vor was denn sonst?"
"Und warum?"
"Seltsame Frage - Weil Du eine Schlange bist!"
"Du hast also Angst davor, dass ich eine Schlange bin. Ist es die Angst vor meinem Biss oder die Angst, davor was der Biss bedeuten könnte?"
Hatte sie das jetzt wirklich gesagt, oder spielte ihm sein übermüdeter Verstand einen Streich?
"Ich glaube, es ist von beidem etwas."
"Mit Verlaub, mein Lieber - Ich glaube eher, es ist die Angst vor dem Zweiten, denn das Erste, der Biss tut so gut wie gar nicht weh, Du würdest ihn kaum spüren und Schmerz auszuhalten bist Du ja ohnehin gewohnt."
"Ja - jetzt, wo du es sagst, sehe ich es auch so. Es eröffnet eine Perspektive, doch ich weiß nicht, ob ich bereit bin, mich darauf einzulassen."
"Bist Du denn überhaupt bereit, Dich auf irgendetwas einzulassen?"
"Warum sollte ich das? Ich bin meinen Weg immer so gegangenen, wie ich wollte."
"Ich glaube es ist an der Zeit für Dich, eine Entscheidung zu treffen."
"Was wirst Du tun?"
"Dir das zu sagen wäre falsch. Es würde Dir nur scheinbar weiterhelfen."

Lange, sehr lange schauten sich der Mann und die Schlange danach in die Augen, Sein Blick war nachdenklich, angestrengt. Sie weiterhin ruhig und abwartend. Schließlich ging ein kleiner Ruck durch ihn, er richtete sich etwas auf, vorsichtig, um sie nicht zu verschrecken.

"Ich bin froh, dass du gekommen bist."
"Es ist nie zu spät, etwas dazuzulernen." erwiderte stumm die Schlange.

Der Mann lehnte sich zurück und senkte langsam, fast bedächtig seine Augenlider.

Um sie einen kurzen Moment später wieder zu öffnen. Er streckte der Schlange seine Hand entgegen und schaute sie dabei so ruhig und abwartend an, wie Sie dies zuvor getan hatte.

„Warum tust Du das?“
„Es ist nie zu spät eine Alternative zu finden.“ sagte der Mann lächelnd.

Die Schlange streckte ihren Kopf ein wenig vor bis sie die Hand fast berührte. Sie war in der Tat eine Giftschlange, doch ihr Gift tötete nicht unmittelbar, ihrem Gegenüber bliebe genug Zeit, für ihren eigenen Tod zu sorgen. Einige Sekunden verharrte sie in dieser Haltung, dann wandte sie sich ab und verschwand im Gebüsch.
Der Mann aber schlief in dieser Nacht tief und fest, so wie schon seit langer Zeit nicht mehr. Die Schlangen ließen ihn dabei in Frieden, denn sie spürten er war in gewisser Weise einer von ihnen.

 

Hallo Melchior!

Willkommen hier auf KG.

Zuerst wird gemeckert. ;o) Nein, natürlich nicht. Das sind ja nur Vorschläge.

1. Die Augen singen keine Lieder...

Der Mann lehnte sich zurück und senkte langsam, fast bedächtig seine Augenlieder.

Es muss heißen Augenlider.

2. Ich denke, das Wort "Schleichen" ist für eine Schlange nicht angebracht. Schlangen schleichen nicht. Bin da sehr drüber gestolpert in Deinem Text und war verunsichert, als die Auflösung des Anschleichers die Schlange sein sollte.

Ein paar Komma- & Rechtschreibfehler habe ich noch entdeckt. Du könntest da vielleicht nochmal ein wenig genauer schauen. Aber wenn Du sie wirklich nicht entdeckst, ist Dir hier immer jemand behilflich.

Ansonsten fehlt mir zum Prot noch ein bisschen mehr Hintergrund. Verstehe ich richtig, dass er sich der Schlange hingibt, um sein Leben zu beenden? Warum will er das? Wer ist er denn eigentlich? Warum muss er sich auflehnen? Und warum weiß die Schlange nicht, was sie tun wird und was ist nicht ihre Aufgabe? Hm, das ist alles noch ein wenig verworren, finde ich.
Dein Schreibstil ist mir noch eine Spur zu umgangssprachlich, obwohl ich Deine Einleitung als sehr flüssig empfand.

Ich bin kein erfahrener Kritiker und schreibe nur nach meinem Empfinden. Aber ich würde auf jeden Fall Deine nächste Geschichte lesen.

Viel Spaß noch hier wünscht
Meraviglia

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Meraviglia,
vielen Dank für dein promptes Feedback.
Die Schlange in der Geschichte symbolisiert für den Protagonist zunächst List, dann Bedrohung, dann Verführung, dann Weisheit.
Das "Anschleichen" sollte diesen "List"-Aspekt ausdrücken. Anschleichen kann sich auch jemand, der nicht schleicht. Sollte ich vielleicht den Folgesatz in "denn anschleichen war ihr Naturell" ändern?
Was die Entscheidung des Protagonisten betrifft, so ist sie grundsätzlicherer Natur, als sich einfach der Schlange hinzugeben.

Siehe dazu meine Antwort weiter unten.

(Ursprünglich stand hier mal etwas anderes, Aber ich habe mir Quinns Bemerkung zu Herzen genommen und sie gelöscht.)

 

Mehr möchte ich aber (noch) nicht verraten :-)
Deine zahlreichen Leser werden es dir danken.

Ich hab den Text gelesen, hatte das Gefühl, das ist ein Formenexperiment, das stark an Parabeln und Fabeln angelegt ist, aber es hat mich überhaupt nicht überzeugt. Ich hatte das Gefühl, der Autor hat hier Spaß, ein Gleichnis zu schreiben und clever zu sein und das, was er sagen will, schön zu verstecken, und ob das einem Leser gefällt, ist nicht so wichtig.


Wenn ich dann deine Antwort auf den Kommentar les ... nee. Also das ist so ein Text ... der Gedanke dahinter ist wohl: Im Deutschunterricht interpretieren wir endlos Texte von Autoren. Ich will auch endlos interpretiert werden, also schreib ich auch so und dann ist es ein Rätsel, mal gucken, ob die Leute rauskriegen, was ich schreiben wollte. Mehr verrate ich nicht, aber trivial ist es auch nicht! Und die Schlange ist ein Symbol!
So zu schreiben, ist verdammt schwer. Ein guter Text sollte im Leser das Bedürfnis auslösen, ihn zu interpretieren. Ein Text, der schreit: Interpretier mich, interpretier mich - ich bin ein Rätsel - das ist was ganz Anderes.
Das ist ja auch das Schöne an der Rubrik "Seltsam", dass Texte in einer verschrobenen Realität aus sich selbst heraus funktionieren.

Es gibt grad hier in der Rubrik "Seltsam" natürlich einige Fabeln und Parabeln, die dem Leser eine zweite Bedeutungsebene nahelegen, aber die besten zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch auf der 1. Ebene wunderbar funktionieren.
Von Berg z.b. Herr Butterblume schafft sich einen Fuchs.

Beim Schreiben bitte mehr an den Leser denken. An dessen Bedürfnisse, dessen Empfinden, dessen Erlebnis, weniger ans Eigene. Die Zahl der Leute, die sich hinsetzen und sich fragen: Welches Rätsel hat der mir völlig unbekannte Autor denn hier gestellt und kann ich vielleicht rauskriegen, was er in dem Text versteckt hat? Die Zahl geht, meiner Ansicht nach, gegen Null. Es funktioniert eher: Der Text ist spannend, interessiert mich, ich will mich damit länger beschäftigen. Aber das kommt erst später und es fängt - außerhalb von Klassenzimmern und Seminarräumen - nicht damit an.

Es ist wirklich wichtig, auf den Leser zu achten, und das hat nichts mit "Runterdummen" zu tun oder so. In der Form wird den Text kaum jemand lesen und - was noch schlimmer ist - er wird kaum wem im Gedächtnis bleiben.

Gruß
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Quinn,
danke für deine offene Kritik. Der Smiley war wohl etwas unpassend.
Es war durchaus nicht meine Absicht, potentielle Leser zu endloser Interpretation aufzufordern.
Die Grundidee der Geschichte ist, daß der Protagonist eine bestimmte Art hat oder hatte mit Herausforderungen umzugehen, die ihn in die aktuelle Situation gebracht hat. Er sieht sich vor die Entscheidung gestellt, entweder mit diesem Ansatz weiter zumachen (aktiv/aggressiv zu handeln) und seinen Tod einzukalkulieren, oder seine Konfliktbewältigungsstrategie grundsätzlich zu ändern (passiv zu sein) und wiederum seinen Tod einzukalkulieren.
Er entscheidet sich letztlich für das letztere und damit sein Leben (wenn es denn ihm die Schlange lässt) grundsatzlich zu ändern.

Ich habe die Geschichte mit Bezug auf meine persönliche Lebenssituation geschrieben und wohl zu wenig darauf geachtet, wie sie von einem Aussenstehenden aufgenommen würde.
Hältst Du den Ansatz der Geschichte grundsätzlich für verfehlt, oder braucht es eher Erweiterungen, Klärungen?

Liebe Grüße
Melchior

 

Ich habe den stummen Dialog, den der Mann mit der Schlange führt, erweitert.
So wird der innere Konfikt, in dem er sich befindet, hoffentlich deutlicher.

Wäre der Text vielleicht besser in der Rubrik "Philosopisches" angesiedelt?

 

Hallo Melchior,

ich habe Deine Neuüberarbeitung nun gelesen. Leider lässt sich Dein Text für mich nicht flüssig lesen. Ich holpere und stolpere vor allem über Deine Satzstellung. Der Stil sagt mir persönlich nicht so ganz zu. Ich drehe Deine Worte irgendwie automatisch um während des Lesens, vertausche sie. Dann fällt mir auf, dass da etwas anderes steht, als mein Kopf sich zurechtgesponnen hat und ich beginne den Satz von vorne.

Die Idee, die Du bei der Geschichte hattest, nämlich:

Die Schlange in der Geschichte symbolisiert für den Protagonist zunächst List, dann Bedrohung, dann Verführung, dann Weisheit.

... finde ich gut, aber ich komme leider noch immer nicht so ganz von alleine darauf, ohne das Hintergundwissen durch Deinen Kommentar zu haben. Das tut mir leid. :(

Sein erste Reaktion: Panik, Starree.
--> Starre - da hat sich ein "e" zu viel eingeschlichen.

Dann: begreifen, sich beruhigen, nachdenken.
--> Ich glaube, in diesem Fall sollten die Verben groß geschrieben werden. Ich bin mir da nicht hundertprozentig sicher, aber ich würde auf jeden Fall empfehlen, da nochmal nachzulesen oder nachzufragen.

... gemacht hatte, so müde, das er ausgerechnet hier sein Lager aufgeschlagen hatte.
--> , dass

Was für eine Art Schlange war sie denn eigentlich? War sie überhaupt giftig? So groß, dass sie ihn hätte erwürgen können war sie nicht.
--> Brauchst Du wirklich diese Füllwörter? Würde es nicht so reichen:
Was für eine Art war sie (wohl)? War sie giftig?
-->nach "können" fehlt ein Komma

Er könnte versuchen, sich mit einer schnellen Bewegung wegzudrehen und hoffen, dass sie nicht doch viel schneller war als er mit seinen alten, von der Kälte steifen Gliedern.

Oder er könnte einfach so liegen bleiben und warten - warten, bis sie von selbst wieder davon zog.

Nein! Nur jetzt nicht einschlafen!
--> Das war z.B. so eine Stelle, an der ich geholpert bin. Ich habe gelesen: Jetzt nur nicht einschlafen!
Aber wie gesagt: das ist wahrscheinlich einfach nicht mein Ding.

"Wovor hast du Angst?", schien ihr Blick zu fragen.
--> Hm, "schien ihr Blick zu fragen" ... Fragt sie oder nicht? Weil ... er antwortet ja darauf!? Oder meinst Du: "zischte sie mit fragendem Blick" oder so?

Ist es die Angst vor meinem Biss oder die Angst, davor, was der Biss bedeuten könnte?"
--> Komma nach "Angst" weg

"Seltsame Frage - Weil Du eine Schlange bist!".
--> Der letzte Punkt ist einer zu viel ;)

"Mit Verlaub, mein Lieber - Ich glaube eher, es ist die Angst vor dem Zweiten, denn das Erste, der Biss, tut so gut wie gar nicht weh. Du würdest ihn kaum spüren und Schmerz auszuhalten, bist Du ja ohnehin gewohnt."

"Ich glaube, es ist an der Zeit für Dich, eine Entscheidung zu treffen."

"Was ich tun werde, kann ich Dir nicht sagen, denn es zu sagen, würde Dir nicht helfen."
--> Was hältst Du von "... werde ich Dir nicht sagen ..." oder "... will ich Dir nicht sagen ..."? Denn: Sie könnte es ihm ja sagen, sieht nur nicht den Sinn darin.

Lange, sehr lange schauten sich der Mann und die Schlange danach in die Augen. Sein Blick etwas starr, angestrengt, mit einen Anflug von Resignation.
--> hier würde ich "etwas" gegen "war" austauschen

"Es ist nie zu spät, etwas dazuzulernen", erwiderte stumm die Schlange.
--> erwidert oder stumm? :D Das hat mich verwirrt. Wenn "stumm erwidern", dann WIE?

Oje, jetzt habe ich Deinen Text wieder ein bisschen auseinander gepflückt. Tut mir leid.

Wir lesen uns, lieber Gruß von
Meraviglia

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Meraviglia,

zunächst einmal vielen, vielen Dank für die Mühe, die Du Dir beim korrigieren gemacht hast.
Bin ein alter IT-Fuzzy und habe mich da voll auf MS-Word verlassen :-(

Zur Textbedeutung:
Ich glaube ich bin immer noch zu interpretationsheischend.
Der Grund, warum der Blick der Schlange "etwas zu sagen scheint" und warum sie "stumm erwidert",ist, dass der Mann eigenlich ein Selbstgespräch führt - oder auch nicht.
Ich würde das gerne offen lassen, ob die Schlange tatsächlich mit ihm kommuniziert oder ob er nur reflektiert, während er sie anstarrt.

Ich habe als Hinweis darauf folgende Passage in den Dialog eingesetzt: " Hatte sie das jetzt wirklich gesagt, oder spielte ihm sein übermüdeter Verstand einenStreich?"

Das mit der Symbolik war eher "self-important gibberish". Ich entdecke das Schreiben gerade erst für mich und verhalte mich daher wohl etwas pubertär ;-)

Interessant in der Geschichte ist eigentlich nur, dass der Mann in einer existenzbedrohenden Situation die Entscheidung trifft, sich grundlegend zu ändern.
Liebe Grüße
Melchior

 

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