Was ist neu

Es hätte schlechter kommen können

Mitglied
Beitritt
21.07.2002
Beiträge
26

Es hätte schlechter kommen können

Es hätte schlechter kommen können

"Eine oder zwei?"
"Scheiße, das ist Scheiße! Was für eine Scheißfrage!" platzte es an jenem Morgen aus ihm heraus; rein in die verruchte, verrauchte, stinkende und erbärmliche Wohnküche. Weiterungen seiner Flucherei verschluckte er; spülte seine Wut mit einer Ladung Milch herunter.
"Mußt du denn immer aus der Flasche trinken?" - sie!
Das gab ihm an dem Morgen den Rest. Und gleich fühlte er auch diese zornige Ohnmacht, diese rasenden Krämpfe; das gesamte Sein schmerzte seinen Leib. Und dann schmeckte er wieder die dünnflüssig beißende Kotze im Hals.
Ja, er erlitt mehr als er dulden konnte, und jetzt noch ihre Hand auf seinem Schädel. Mein Gott!
"Beruhige dich, Junge. Beruhige dich!" Und er öffnete mühsam wieder die eine Faust - dann die andere, und friedete seine Gereiztheit ein, atmete tief und entspannend - sich ruhig. Dann ruckte er aus dem Off ins Jetzt, und bat mit quietschiger Stimme: "Eine Schrippe nur, wie immer Mutter..."
Dann der nächste Rückblick: Sie beide saßen sich gegenüber. Er eine Schrippe vor sich auf dem Teller. Seine Mutter, mit ihrem nicht mehr richtig sitzenden Gebiß, dem verformten Kiefer, sah ihn schrippig fahl an. Und er konnte nicht anders. "Schrippengesicht!" musste er flüstern. Und er wusste nicht warum; konnte auch später vor Gericht den Grund dafür nicht nennen. Er sagte es zunächst leise, setzte nochmals an: "Schrippen..." Das wusste er noch. Und er wusste auch was kommen würde. Da, die schiefe Schnauze biß zu. Die krachte sich mit den schlechtsitzenden Zähnen ins mehlig bräunlich krosse Bäckerbrötchen. Krümel stoben. Schrippenfunken sausten ihm in die Visage und setzten sich blondbackig in seinem dunkelwolligen Pullover fest; eine gewünschte Provokation - vielleicht? Und das Knuspern geiferte und steigerte sich weiterhin. Grell klang es in seinen Ohren und ließ die nervigen Überschallwellen in seine Ohrschnecken hineintaumeln. Und die rasteten nicht, die besetzten dort drinnen den Steigbügel, den Ohrhammer; ein Krach, der alles zum Übertönen brachten. Einer Körperverletzung, einer Tötung gleich, die in ihm weiter kreischte, tobte. Bis rein in die Kaldaune, tiefer noch, bis ran ans Arschloch. Und erst dort raus ...!
Der nächste Einschlag der Zahnreihe ins Brötchen vergewaltigte neu seine Nerven. Unerträglich war es. Und in der folgenden Sequenz der Schluck- und Kaulärmung verlor er die Fassung. Ja - er fühlte rasenden Widerstand in sich; er ließ 'Gut-Böse' und dann 'Mord-Gelüste' in seiner malträtierten Seele wachsen. Ach was - wachsen: er liess die nicht wachsen, die waren schon längst da! Und als er glaubte er hielte das alles nicht mehr aus, die Tonne Leid liefe über, da wechselten die Mißhandlungen ihre Tonart. Anfangs glaubte er -von weither- Quellgemurmel zu hören, bis sich, zu seinem Entsetzen, die altbekannten gurgelnden Trinkgeräusche in seine Seele bohrten. Die Mutter ließ einen halben Liter Milch in einem Schluck im Schrippenrachen vergluckern. Und bevor sie diese Unmenge wegschluckte, durchschwemmte sie mit sattem Gurgelton ihre Zahnprothese damit, um sich letzte Restteige der Freßorgie aus dem Maul zu spülen. Dies Zeugs zur Verdauung dem Darm zuzuführen, um dann, anschließend, wohlgetan mit einem satten kehlkopfigen Aufstoßen der Magenübersäuerung vorzubeugen.
Und damit aus, vorbei; und sie vertönte - im nächsten Moment schon tot - mit einer kräftigen Blähung.
Klaus sah sich dabei im entscheidenden Moment, sah sich entschlossen die, vom vortägigen Besuch einer 'alten Bekannten' Ernas, stehengebliebene Kaffekanne greifen;
'Alte Bekannte', ein Lieblingswort für jedweden Besuch. Scheiße; und hatte sie die Kanne nicht in absichtlicher Vergeßlichkeit auf dem unsäglich häßlichen Küchentisch stehen gelassen?
Egal, er packte die Kanne am Henkel, - und wollte das Porzellan in Wahrheit zum Spülstein tragen - , wippte sich stattdessen leicht in deren Physik, balancierte sich aus, erhob leicht seine Rückseite vom Hocker, zwanghaft beeinflusst von einem Befehl der von sonstwoher kam, - verkürzte, fast vollends erhoben, den Abstand zum Schrippengesicht, legte den linken Arm zur Stütze auf das Tischholz und schlug das Teil dann, locker aus dem Handgelenk, gegen ihre Stirn.
Der Schlag verursachte nur ein mässig-trocken-brechendes Geräusch. Nichteinmal so laut, als wenn ein dürrer Zweig bricht. Nein, mehr wie ungebärdiger Funkenschlag im Kamin, der bruchteilschnell hell aufloht, sich dann demütig und leicht zischelnd ins Nichts verlief.
Es verfolgte ihn noch heute: ein leichtes Aufstöhnen, schlafseufzergleich, ein knarrzendes Stuhlschieben, das dumpfe Wegsacken - fallen eines Leichtgewichts; des Schädels hohltöniger Aufschlag auf den Fliesenboden, und dann unheimlicher Frieden. Köstliche atemlose Zeit der Stille. Minutenlang, Stundenlang, Jahre - sein weiteres Leben lang - !Nichts!
Nun sah er seinen Körper in die gerade Höhe gleiten. Beide Arme hatte er tatenschwer und abgearbeitet auf den Küchentisch gestützt, sah verwaschenen Blickes auf die Mutter. Hatte er Tränen in den Augen? Nein, nichts. Etwas anderes wars: ihr Sterben hatte sie vom 'Schrippengesicht' befreit, das erstaunte ihn.
Und im Voranschreiten des Traumes drückte er ihr die Augen zu, und befand sie im Tod in einer eigenwilligen Art Attraktivität für begehrenswert; - so wie man eine Schwangere für schön begreift.
Mit diesen Gedanken gab er ihr die Würde zurück, glaubte er; und sie verließen den Raum, desertierten der realen Zeit. Jeder wohin er musste.

©2003 michy

 
Zuletzt bearbeitet:

Booahhh, Junge, schalt mal 2 Gänge runter.
Du bist so Wort-und Ausdrucksgewaltig, dass da alles zuviel für mich ist... die Hälfte davon würde diese Story schon zum Platzen anfüllen.
Mann, Formulieren und mit Worten spielen kannst Du.
Jetzt solltest du den dosierten Umgang damit üben... Ich les es später nochmal, aber das mal als erstes Statement von meiner Seite.Außerdem quillt da eine Art gehässiger Menschenbetrachtung durch, die für mich... sagen wir mal... schwierig ist...

Lord

 

--->eine Art gehässiger menschenbetrachtung<---
Gerade das, Lord, ist überhaupt nicht meine Absicht. Aber ich werde darüber nachdenken.

michy

 

Moin Michy

Das glaub ich dir sogar... dein Prot ist aber so geladen und verzweifelt, dass sich die Hilflosigkeit in Gehässigkeit umändert und durch starke Worte Bahn bricht...und damit ist der Weg der Vernichtung eingeschlagen, der alle anderen Brücken hinter sich abbricht.Klar, es scheint mitten aus dem Leben gegriffen, sowas passiert bestimmt in dieser Minute tausendfach, dass da etwas passiert, was nicht zu stoppen ist.
Auch dass ein Körperliches gebrechen solchen Hass auslöst, ist wohl(leider) realität, und wird es, so fürchte ich auch weiterhin bleiben.
Ich wqerde deinen Namen mal im Auge behalten, denn da scheint noch viel Interessantes in der Hinterhand zu sein.
das meinte ich...

 

Noch eine kurze Erklärung - dazu, Lord;
Das Textchen ist wahrhaft aus einer längeren Erzählung und hat also eine dementsprechende Vorgeschichte...
Danke fürs Lesen und Kommentieren.
Gr.
michy

 

Hi Michy,

ohne Dir vor den Bug knallen zu wollen, finde ich Deine Geschichte adjektivisch zum Teil etwas überfrachtet.
Es erschwert das Lesen der Geschichte, da man ja jedes Adjektiv (und Adverb) ja auch nachvollziehen können will/muss. Wenn da also eins oder zwei davon herumschwirren, ist das ja kein Problem, aber bei drei und mehr wird es Arbeit, und der Lesefluss gerät - bei mir jedenfalls - ins Stocken.

Der Ausdruck:
"Weiterungen seiner Flucherei"
ist mir absolut unbekannt. Er klingt aber auch nicht wirklich falsch. Ist das ne eigene Wortschöpfung?

Das Menschenverachtende hat mich an der Geschichte eigentlich weniger gestört - es bleibt ja hoffentlich in der Geschichte :susp: -
Viel weniger kam mir persönlich der Grund seines Hasses rüber. Du hast zwar das Wort "Schrippengesicht" sehr oft wiederholt, aber es blieb mir persönlich sehr fern - vor allen Dingen, da mir auch das Wort unbekannt war. Erst als die Mutter in das Brötchen biss, sah ich klarer.:idee:
Dieses Hassgefühl blieb mir allerdings fremd - selbst als neutraler Beobachter konnte ich es nicht so recht nachvollziehen.

Doch ansonsten muss ich mich Lord Arion anschließen.
Du hast ne deftige Schreibe - zumindest bei dieser Story - und gibst dem Leser was zu tun - oder auch zu Schlucken...

Henry Bienek

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Henry...;
---> Weiterungen... <--- Kann ich auch nicht sagen worher das kommt; aus mir, oder wo anders her?
Und so richtig passt es auch nicht, stört aber den Rhytmus auch nicht sonderlich.
Zu der Überfrachtung durch... äußere ich mich nicht, weil ichs nicht kann, die ist einfach so da - und legte sich mir in diesen Plot.
Deine Anmerkung und die Frage des Hasses des Prot. auf seine Mutter begründet sich in der Vorgeschichte (die Mutter hatte wechselnde Männerbekanntschaften, die hurten, tranken usw.). Und wie ich auch zu 'Lord' sagte, dieser Text ist lediglich ein Auszug, passste aber wegen der Aufgabenstellung genau ab diesem erzählten Co-Anfang.
Übrigens: der Plot ist -in weiten Teilen- authentisch; so wie alles was ich schreibe, und ich schreibe über manches auch autobiographisch; mehr siehe unter:
www.literatalibre.de

Gr.
michy

 

Hallo michy,

ich habe die Challenge eigentlich so verstanden, dass zu der Aufgabenstellung ein neuer Text verfasst werden soll und nicht ein passender aus schon vorhandenen herausgesucht. Liege ich da so falsch?
Mir sagt die Geschichte nicht ganz so zu, obwohl die Sprache in Ordnung ist und zu den Gefühlen des Protagonisten passt. Inhaltlich finde auch ich, dass der Zusammenhang, die Hintergründe fehlen. Dass da ein enormer Hass vorhanden ist, ist klar, aber warum das so ist, ist nicht nachvollziehbar. Vielleicht solltest du den Text dahingehend nochmal überarbeiten, schließlich hast du ihn ja hier nicht als Auszug, sondern als eigenständige Geschichte veröffentlicht.

Nichts für ungut :),
Juliane

 

Hallo michy,

einerseits finde ich Deinen Stil interessant, weil nicht alltäglich, auch wenn Du eine alltägliche Situation beschreibst (allerdings aus einem unüblichen Blickwinkel). Andererseits fällt es mir nicht leicht, die Gefühle des Protagonisten hinzunehmen. Ausdrücke wie „wippte sich stattdessen leicht in derer Physik“, oder „desertierten der realen Zeit“ klingen für mich gekünstelt.
Die eigenartige Wendung am Schluß ist wieder ungewöhnlich und interessant.

Tschüß... Woltochinon

 

Hallo Juliane;
Der Text ist zwar einer bestehenden Kurzgeschichte entnommen, aber sicher weißt Du, das es kein 1:1 gibt. Es ist also so, dass ich die Grundidee der KzG. übernommen habe, dann umschrieb, kürzte und ergänzte. Ich hätte sie gleich neu schreiben können, vom Zeitaufwand, falls Du das meinst.
Gr.
michy

 

Hi Woltochinon;
Schön, dass Dir ein Teil des Textes gefallen hat. 100% gibt es nicht..., wo wären Du und ich und sonstwer denn sonst? -grins-
Gr.
michy

 

In der Bestsellerliste natürlich...
Aber wenn man Wut im bauch hat, kann man sie durch Schreiben wunderbar kanalisieren... vor allem in der Bearbeitung hinterher verfliegt oftmals schon ein gutes Stück... Das macht doch Sinn, und der geschichte schdet´s bestimmt auch nicht, ebensowenig, wie den Schriftstellerischen Fähigkeiten.

 

Hallo michy,

bin echt beeindruckt. Von den vielen klasse Formulierungen gefiel mir

Und im Voranschreiten des Traumes drückte er ihr die Augen zu, und befand sie im Tod in einer eigenwilligen Art Attraktivität für begehrenswert; - so wie man eine Schwangere für schön begreift.
Mit diesen Gedanken gab er ihr die Würde zurück
am besten.
Die vielen Adjektive haben mich übrigens nicht gestört. Zu kritisieren hab ich nichts (könnte sein, weil ich um diese Uhrzeit in der Regel sehr friedlich und milde gestimmt bin) :).

Gruß vom querkopp

 

---->könnte sein, weil ich um diese Uhrzeit in der Regel sehr friedlich und milde gestimmt bin

Hi querkopp;
dann hab ich ja noch was zu erwarten? - oder eben beim nächsten Mal... :D
Gr.
michy

...und Bestsellerliste wär ja sowieso !nicht verkehrt, Lord :)

 

Seas Michy!

Ich habe deine geschichte ziemlich anstrengend gefunden, liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht gerne von Monitoren lese, vor allem nicht umständliche Werke wie deines eines ist. Umständlich mein ich aber auch positiv, denn du hast ziemlich viele Ausdrücke und Phrasen verwendet, die mir sehr gut gefallen haben. Andereseits hat diese Umständlichkeit auch den Text durcheinander gebracht, womit ich so meine Probleme habe.

Der Anfang war in medias res, aber die Geschichte wurde nicht geradlinig weitererzählt, was mir persönlich nicht so gefallen hat. Naja, ziemlich verwirrend für mich, darum möchte ich mich nicht darüber auslassen.

Was ich dir aber raten möchte, ist an der Verständlichkeit zu arbeiten, zu rationalisieren und zu zu haushalten mit Worten.
Du könntest auch noch den Grund für diesen hass in die Geschichte ienbringen, vielleicht fällt es dann manchen leichter, den Protagonisten zu verstehen. Würde auch gut zu in medias res passen, wenn du in der Mitte anfängst und erst im lauf der geschichte den zu beginn unverständlichen Hass erklärst.

Bis dahin warte ich mit einer genaueren Kritik.

Liebe Grüße aus Wien, Peter Hrubi

 

Lieber Peter Hrubi;
Ich lasse jetzt mal außer Acht, was ich schon den anderen Rezensenten schrieb; ich gebe Dir einfach mal das Kurzexpose vor: In Abspülen wird über einen Kleinkrimminellen berichtet, einen Mörder, der seine Mutter tötete, nach seiner Haftentlassung auf der Straße lebte, der dann von seiner Schwester aufgenommen wurde.
... der später die von ihm vergewaltigte Schwester, den inzestiös gezeugten Sohn, tötet. Der wiederum bestraft, aus dem Regelvollzug in den Maßregelvollzug verlegt wird, um wegen seiner geistigen Abarten dort behandelt zu werden; der als ’Badekalfaktor’ homoerotische Spielchen lieben lernt...
Soweit, und so weit sowieso und immer bei mir - authentisch, Peter. Und wie gesagt, der Text wurde für die Schreibaufgabe - in medias res - von seinem Ursprung gelöst, wie das Fleisch vom Knochen. Jetzt noch einmal in medias res zu gehen, und den Hass des Prot auf seine Mutter zu beziehen, die für ihn die Gesellschaft darstellt - die er hasst, weil sie ihm den Vater nahm; der die Männer hasst, die seine Mutter bezahlten und dafür benutzen konnten, - dass ist mir nicht mehr möglich. Möglich ist mir aber eine original Textpassage einzustellen. Vielleicht klart das den Hintergrund etwas auf.
So sorry, Peter Hrubi

Auszug: "Und Sie sind?" - Sozialamtstimme.
"Klaus Bergfell, geboren am fünften Dezember neunzehnhundertfünfundvierzig, Vater Karl, gefallen in Rußland", und irgendwie klang das GEFALLEN in ihm nach. Er dachte an die *Maxeerklärung - trotzdem?? GEFALLEN? - Klaus taumelte in Gedankenstrudeln, sah seinen Vater auf einer blühenden Wiese liegen, so als wäre er gestürzt, - vom Blitz getroffen, oder als läge er schlafend im Gras, - jeden Moment bereit aufzustehen, wenn er, Klaus, ihn beim Namen rufen würde. "Vater", quietschte er seine Traumfigur aus dem Schlaf; "Vater", quietschte er sonnengelb wie Löwenzahn...
"Mutter?" dröhnte die Sozialhilfestimme, "Mutter?"
"Erna", schnell, leise spuckte Klaus es aus und wartete ängstlich, ob der Sozialmensch fragen würde, ob er, Klaus, sie getötet habe?
"Klaus, bleib' ruhig", redete er sich zu, "sieh' auf deine Hände! Keine Boxfäuste, nicht wie damals, als du Mutter, Name Erna, jetzt tot, - wie du sie mit der Kaffeekanne erschlagen hast.
... verdammt, du hast schon tausendmal erklärt, daß du das nicht wolltest. Es war einfach so, daß sie dir mit diesen Kerlen, die sie dauernd anschleppte, auf den Zünder ging. Immer andere Typen, immer Unruhe, - diese Unordnung, immer nur 'gefallenen' Typen!
Ja, sie waren alle, ALLE!, gefallen - nicht so wie Vater auf der grünen Wiese, nein, sie waren alle vom Schnaps (an)gefallen, einfach ekelhaft (gefallen)!
Und dann an diesem Morgen der Macker, dieser gefallene Macker!, der zog sich gerade den ersten Schluck Schnaps rein und kotzte ihn dann in die Kloschüssel. Vor dem Frühstück kotzte der in die Kloschüssel!
An Arsch und Kragen hab' ich den gepackt und dann raus, nichts wie raus! Hab' ihn die Treppe runter... in den Hintern getreten...! Sie, Mutter, Name: Erna, stand am Treppenpodest und flennte. Flennte um diese gammelige Kotz-Arschgeige, hatte um mich noch nie geflennt. NIE, NIE!!!"
"Weitere Verwandte?" Beamtenkälte.
"Eine Schwester... Sigrid. Hat mich manchmal..." - in der Klapse besucht, wollte Klaus noch sagen, schnitt sein Quietschen aber noch rechtzeitig ab, tat, als hätte er sich verschluckt!
"Dann füllen Sie das hier noch aus, und kommen Sie morgen wieder", sagte die Sozialamtsstimme. "...morgen wieder", hallte es nach, "morgen...!"
Er stand -dann- an der Bushaltestelle, dachte an morgen, dachte an das Danach, daß der Sozifrager vielleicht noch mehr wissen wollte: Von seiner Mutter? Wie sie gestorben war? Und Klaus gab sich die Antwort selber, sagte sich, daß er seine Mutter mit der Kaffeekanne erschlagen hatte!
Mußte er es morgen auch sagen? Sagen, daß er sie - nachdem er den Kerl, der, der jeden Morgen vor dem Frühstück in die Kloschüssel kotzte, - die Treppen runter arschtretend auf den Hof geprügelt hatte; sie vom Treppenpodest, auf dem sie flennend um den Kerl verharrte, weggezerrt und in die Wohnküche an den Frühstückstisch geschleppt hatte. Dorthin wo saurer Kotzgeruch aus dem Klo durch die geschlossene Tür in seine Nase schlich, ihn schüttelte, ihn seine Mutter anschreien ließ, sie solle sofort mit der Flennerei über den Macker aufhören. Mußte er erzählen, wie dann Stille eingetreten war. Wie nach Sekunden der Stille ihre Kehle zwitschernde Leidenstöne geschluchzt und er, Klaus, blutrauschende Ohnmacht in seinen zerstörten Hirnwindungen gespürt hatte, die ihm den Hals abwärts wurmschleimend seinen Atem abwürgte.
Dann: Sein eines Auge hatte die Kaffeekanne begriffen, sein anderes Auge das Jesuskreuz über dem Herd fixiert, seine innere Wahrnehmung den Spruch am Küchenschrank: "Sich regen bringt Segen!", erfaßt. Seine Boxfäuste hatten ihre eigene Wahrnehmung; sie trafen die Mutter - die Männer nannten sie Erna - frontal an der Stirn. Erna fiel vom Küchenhocker, ein kleiner Seufzer entwich ihr. Ihre Augen verdrehten sich. Und als er, Klaus, sich entkrampfte, seine Fäuste öffnete, den Blick dieser Mutter suchte, da war sie schon ohne Farbe, lag tot da, und nichts war mehr wie zuvor!


*Maxe = Therapeut

 

D'Ehre Michy!

Habe den zweitren Textt nun gelesen und muss sagen, dass er mir bei zweierlei Dingen geholfen hat. Zum einen versteh ich jetzt die Motoivation des Protagonisten und zum anderen habe ichh mich nun einlesen können und die Sprache scheint mir nicht mehr so verwirrend wie zu Beginn.

Allerdings weiß ich noch immer nicht, wie der erste Text, der ja im Challenge seperat, für sich allein antreten muss zu bewerten ist.
Einerseits finde ich ihn gut, aussagekräftig und jetzt auch etwas nachvollziehbar, andererseits denke ich, dass ein Text das auch allein bei mir erwirken soll, ohne dass ich andere Textstellen dazu benötige.

Jedenfalls kannst du schreiben, gut und intensiv. Das kann ich jedenfalls sagen!

Nun gut, Danke für den Auszug, liebe Grüße aus Wien, Peter Hrubi

 

Hi, Michy!

Starker Text. Ganz Klasse! :)

Ein paar Anmerkungen vielleicht noch:

"Eine oder zwei?"
"Scheiße, das ist Scheiße! Was für eine Scheißfrage!"
Hier ist vermutlich der Punkt, wo man sich fragt, woher die Wut kommt.
Mir hat eigentlich beim Lesen keine Erklärung für die Wut gefehlt, aber als ich die Antworten gelesen hatte, dachte ich, daß es vielleicht daran liegen könnte, daß Du so "unmotiviert" brachial einsteigst und erst später der Zustand des Protagonisten deutlich wird.
Meiner Meinung nach mußt Du für die kg-Version nicht unedingt die Vorgeschichte der der Mutter-/Sohn-Beziehung reinbringen. Aber irgendwas, was das affektive Handeln ahnen läßt, eine kurze Gemüts- oder Zustandbeschreibung oder so was wäre schon gut.

Ja, er erlitt mehr als er dulden konnte, und jetzt noch ihre Hand auf seinem Schädel. Mein Gott!
Hm, ich weiß nicht, ob das okay ist. Das eine ist Außenperspektive, das andere Innenperspektive. Es liest sich, als würde der Autor "Mein Gott!" sagen.

Dann der nächste Rückblick:
Streichen?

Einer Körperverletzung, einer Tötung gleich, die in ihm weiter kreischte, tobte. Bis rein in die Kaldaune, tiefer noch, bis ran ans Arschloch. Und erst dort raus ...!
Das erste Fette würde ich löschen, es erscheint mir überzogen.
Beim zweiten Fetten kommt unpassende Komik rein.

vergewaltigte neu seine Nerven
erneut oder aufs Neue würde ich besser finden. Ansonsten würde es beudeten, daß die Art der Vergewaltigung neu ist, aber die ist ja altbekannt und mit Grausen erwartet.
Toll beschrieben übrigens. :D

Restteige
Teigreste

wippte sich stattdessen leicht in deren Physik, balancierte sich aus, erhob leicht seine Rückseite
Zweimal "leicht" im Satz und grammatisch wäre es die Physik der Kanne - und darin ist ein Wippen schwer vorzustellen.

!Nichts!
Durch die Abtrennung mit Bindestrich ist das Wort schon genug hervorgehoben, Das Ausrufezeichen am Wortbeginn ist eher störend.

hatte sie vom 'Schrippengesicht' befreit
Schrippengesicht ohne Anführungsstriche.

Soweit, was mir an gröberen Schnitzern aufgefallen ist.
Ich hoffe, das ist lesbar, so genau komme ich mit dem Forum hier noch nicht klar.
Und im Moment weiß ich nicht mal, ob das Feedback noch gefragt ist. Ich bin einfach über den Text gestolpert und fand ihn super, ich weiß aber gar nicht, ob der Challenge nicht schon beendet ist.
:bonk:

Gruß Nicky

 

Hallo Nicky,
Danke erstmal für deine Tipps, das Lob.
In die Tipps werde ich nochmals off reinlesen (ich hab keine Flat) und die abarbeiten, und egal --->ob der Challenge nicht schon beendet ist<--- nachbearbeiten ist immer gut.
Gr.v.
michy :)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom