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Es gibt Tage ...
Es gibt Tage...
An diesem Tag war bei Maria so ziemlich alles schiefgegangen, was schief gehen konnte. Zu guter letzt hatte ihr Freund ihr noch per SMS mitgeteilt, das er eine Andere hat.
Gedankenverloren spazierte sie durch den Park. Das es schon Dunkel wurde bemerkte sie nicht richtig.
"Entschuldigung, haben sie Feuer?" Vor ihr stand ein Mann im langen Mantel. "Tut mir leid," antwortete Maria, "ich rauche nicht." In dem Moment bekam sie von dem Mann einen Stoß, der sie nach hinten taumeln lies. Jemand packte sie von hinten. Ein widerlich riechendes feuchtes Tuch wurde ihr ins Gesicht gedrückt. Bevor sie sich wehren konnte, schwanden ihr die Sinne.
Maria kam langsam wieder zu sich. Um sich herum hörte sie Stimmengemurmel. Wer waren die Stimmen? Sie öffnete vorsichtig die Augen. Mindestens ein Dutzend in dunkle Kutten gekleidete Gestallten standen um sie herum. Die Szene wurde nur durch Kerzen und flackernde Laternen beschienen.
Langsam kehrte auch Marias Körpergefühl wieder. Sie lag auf den Rücken, der Länge nach ausgestreckt. Wie sie nach ein paar Bewegungen und einem Rundblick feststellte, war sie gefesselt. Arme und Beine waren so gebunden, das sie weit gespreizt waren. Außerdem war sie nackt, wie Maria ebenfalls bemerkte.
"Unser Opfer ist wach," bemerkte einer der Kuttenträger, "wir können mit der Zeremonie anfangen."
Zeremonie? Opfer? Marias Magen schien sich in einen Stein zu verwandeln. Der Kuttenträger der ihr am nächsten war bückte sich. Als er wieder hoch kam hatte er in der einen Hand ein ängstlich zappelndes Huhn und in der andern Hand ein großes Messer.
Mit einem Hieb schlug er dem Huhn den Kopf ab. Das Blut des immer noch zappelnden Tieres ergoss sich über Maria. In einer Mischung aus Angst und Ekel verkrampfte sich ihr ganzer Körper.
Das ausgeblutete Huhn wurde achtlos weggeworfen. Die anwesenden Kuttenträger stimmten einen rituellen Gesang an.
Der Anführer nahm den Dolch in beide Hände, er holte zum Stoß aus. Maria schlug das Herz bis zum Hals, hilflos zerrte sie an den Ketten. Sie konnte ihren Urin nicht mehr halten. Plötzlich zuckte der Kuttenträger zusammen. Der Dolch glitt aus seinen Händen und fiel klirrend zu Boden. Der Gesang stockte. Der Mann sackte in sich zusammen. Zwischen seinen Schulterblättern ragte der Griff eines Messers heraus.
Das Licht wurde angemacht. "Will noch jemand Luftpost aus Solingen?" Fragte eine Frauenstimme von den Türe her.
Sie machte ein paar Schritte in die Lagerhalle hinein. Ihr feuerrotes Haar ging ihr fast bis zur Brust. Sie trug einen hautengen schwarzen Overall, mit farblich passenden Stiefeln und Handschuhen. Sie hatte drei Gürtel, einen um die Hüfte, die anderen Beiden über der Brust gekreuzt. Über ihren Schultern sah man zwei Schwertgriffe. Die Gürtel hatten viele Taschen, in denen wahrscheinlich diverse Überraschungen waren.
"Packt sie," rief einer der Kultisten, "dann gibt es heute zwei Opfer."
Der erste Angreifer wurde von ihr mit einem Griff ausgehebelt. Mit einem hässlichen Geräusch zerbrach sein Schädel am Türrahmen. Der Zweite versuchte es mit einem hohen Tritt. Doch sie fing den Fuß auf, und trat ihrerseits zu. Sie traf ihn da wo es einem Mann wirklich wehtut.
Den dritten Angreifer packte sie am Kragen und drehte sich mit ihm zur Seite. Es gab einen lauten Knall. Der Mann erschlaffte in ihren Händen. Sie lies den Sterbenden einfach fallen. Ein Sprung brachte sie zu dem Schützen. Der zweite Schuss entlud sich in die Decke. Mit der einen Hand hatte die Rothaarige das Gewehr nach oben gedrückt, mit der anderen Hand hatte sie den Schützen im Nacken gepackt. "Wieso bringst du eine Pumpgun zu einer Schwarzen Messe mit?"
Im nächsten Moment brach sie ihm mit einem Ruck das Genick.
Der weitere Kampf war kurz aber heftig. Keiner der Kultisten hatte überlebt. Die rothaarige Frau hob den Ritualdolch auf. "Wie kommen die an ein echtes Magisches Artefakt? Das Teil ist sehr wertvoll. Wieder was für meine Sammlung."
Ein leises klirren riss sie aus ihren Gedanken. Sie wand sich Maria zu. "Entschuldige bitte. Ich hätt dich fast vergessen."
Wenige Sekunden später war Maria befreit. Die Rothaarige gab ihr eine der Kutten. "Zieh das über, dir ist bestimmt kalt."
"Danke. Ich möchte so schnell wie möglich nach hause und mich waschen."
"Das kann ich verstehen."
"Du hast mir das Leben gerettet," sagte Maria, "wie soll ich dir nur danken?"
"Ich wüsste das schon was." Die rothaarige Frau entblößte ihre auffallend langen und spitzen Eckzähne. "So ein Kampf macht sehr durstig."