Es geht zu Ende!
Es geht zu Ende. Mein Leben, es versinkt, fällt in ein tiefes Loch. Dreht sich, als hinge es in einem Strudel, und scheint im Abfluss zu fließen. Zerfällt in seine Bestandteile, zerbröckelt wie alter Putz von den Wänden. Die Zersetzung ist schon weit fortgeschritten, einen Ausweg sehe ich nicht! Meine Augenlider pochen im Rhythmus des Herzens, als schlüge dort ein weiteres. Dunkle Schatten, wie Mondsicheln, liegen unter meinen Augen und heben sich stark von meinem, inzwischen zu hellen, Teint ab. Mein Gesicht ist total abgemagert, kantig treten Wangenknochen und Kinn unter der Haut hervor. Mein Unterlippe bebt im Takt meines Körpers. Ich friere, es ist, als verwandle sich mein Körper in einen Eisblock. Der Geschmack von Blut füllt meinen Mund, ich öffne ihn und grinse mit blutverschmierten Zähnen in den Spiegel, ein häßliches Grinsen, das einem Monster nicht unähnlich ist. Ein Monster ohne Gefühle! Der blutige Belag an meinen Zähnen, tropft auf meine Zunge, die ich meinem Spiegelbild zeige und es mir die Seine. Du bist total am Ende, sage ich meinem Spiegelbild und fletsche nochmals mit den Zähnen. In meinen Augen sehe ich einen Funken Trauer aufblitzen. Bist wohl doch nicht so hart!, denke ich. Du bist doch nur ein Weichling, ich kann es sehen! Hast du noch den Mut dazu? Schwach, so fühle ich mich gerade, zu schwach, um das zu Ende zubringen. Aber der Gedanke noch weiter hier zu sein, lässt mich wieder stärker werden. Scheiß Welt!
Ich gucke runter zum Waschbecken, das durch blutige Flüsse gezeichnet ist, die aus meinen Handgelenken fließen. Klaffende Wunden, die blutige Tränen weinen und weißes Porzellan zeichnen. Doch auch Sperma beschmutzt das Weiß! Ich spüre, wie die Kraft mit dem Blut in den Ausguss fließt. Einige Tropfen Blutes vermischen sich mit den Sperma. Jedes einzelne Spermien hätte ein Kind sein können, ein neues Leben. Doch was soll es mich scheren? Ich habe meine Familie getötet und mir danach einen runter geholt. Bin noch einmal gekommen und habe ihr Leid dazu benutzt, mich zu befriedigen! Nun liegt sie im Flur, meine Familie, mein Vater, meine Mutter, Bruder und Schwester. Ihre Hälse weisen tiefe Wunden auf und mit dem selben Rasiermesser habe ich mir die beiden Wunden an den Handgelenken zugefügt. Wir waren eine ganz normale Familie, für die Anderen, mit normalen Problemen, so schien es für die Meisten! Ich fühlte mich nie zu einen aus meiner Familie hingezogen, nie bestand eine nähere Beziehung zu irgendeinen von ihnen. Jeder lebte für sich, in seiner kleinen Welt, die jeder sich so gestaltete wie er wollte, und nun, das habe ich auch getan. Ich habe mir immer eine Welt, nur für mich gewünscht und diese habe ich jetzt. Doch in jeder Welt gibt es etwas, das diese Welt sucht zu zerstören und in meiner sind es halt die Gesetze und die besagen, dass die Philosophie meiner Welt nicht zusammen mit diesen arbeiten kann. Sie steht direkt im Konflikt mit den Gesetzen, darum habe ich mir die Freiheit genommen, zurück zu meiner Familie zukehren.
Ein Schwächeanfall wirft mich aus den Gleisen, auf denen ich krampfhaft versuche zu fahren, und zwingt mich zu Boden. Ich muss stehen bleiben, solange ich noch Kraft besitze! Und so kralle ich mich mit ganzer Kraft am Waschbecken fest. Der Blick wird immer verschleierter, einige Gegenstände treten doppelt hervor, auch mein Gesicht im Spiegel. Ich weiß, es ist bald so weit, ich fühle es im ganzen Körper. Der Schwächanfall scheint mich in ein tiefes schwarzes Loch ziehen zu wollen, und ich hänge, klammere mich weiter am Waschbecken fest und weit unter mir der tiefe Schlund. Ich muss lachen, denn ich weiß, das ich nicht mehr lange habe, Minuten oder vielleicht nur noch Sekunden des Leidens. Dann muss ich an meine Freundin denken, wie wir oft spazieren gegangen sind, Hand in Hand, ihre Haare haben in der Sonne geleuchtet, ein strahlendes Braun, die Augen wie in Flammen getaucht und sie strahlte eine solche Wärme aus, das es mich sogar jetzt noch erwärmt, obwohl ich nur an sie denke. Ich schließe die Augen und sehe, ihren Körper neben meinen, wunderschöne Konturen zeichnen sich im Kerzen schein ab. Mit meiner Hand lieb ich es, über ihre weiche Haut zu streicheln die nach Rosenwasser duftet und weich wie ein Pfirsich ist. Wie ein Maler zeichne ich ihre Silhouette nach. Sie hat es sehr genossen ihre Brüste über meinen Körper zu streichen, und ich lag mit geschlossenen Augen da und spürte ihre harten Nippel über meine Brust gleiten. Ich fühlte ihre Erregung mit meinen Fingern, während ich an ihr spielte. Oft hat sie mein Glied sanft in den Mund genommen, bis zur Ejakulation. Sie hat einfach weiter gemacht, sich nicht davon abhalten lassen, dass ich schon lange gekommen bin. Sie hat es einfach herunter geschluckt. In den Momenten wusste ich, wie sehr sie mich lieben musste, wie sehr sie es lieben musste, mich mit den Mund kommen zu lassen. Auch ich weiß heute noch, wie sie sehr ich sie liebe und ich kann nicht genau sagen, ob es daran liegt, da sie vor mir den Weg gewählt hatte, doch könnte es gut sein, das ich deswegen wieder zu ihr wollte und zu meiner Familie. Da ich nicht mehr alleine sein wollte! Nicht mehr einsam sein! Nie wieder! Nie..
Wieder überschwemmt Schwäche meinen Körper, wie Wasser den Strand, und dieses Mal gehe ich zu Boden. Wieder fange ich innerlich an zu lachen. Niemand hätte es je für möglich gehalten, das ich zu so etwas fähig wäre. Der, der erzählt doch nur, dass es ihm schlecht geht, der will doch nur Aufmerksamkeit erregen. Und seine Familie hassen tut er doch genau so wenig, der redet doch nur. So dachten sie doch alle! Egal wer, ob Freunde oder Verwandte, alle glaubten sie kein Wort. Dem geht es doch gut, hat doch alles was man braucht! Ihr irrt euch! Ihre alle!, schreie ich fasst schon im Gedanken. Die Kraft schwindet aus meinen Körper, meine Beine kann ich kaum noch bewegen und mein Kopf kann kaum noch vernünftige Gedanken formen. Meine Hände liegen auf den kalten Fliesen. Ich kann sie noch fühlen, wie kalt sie sind und wie glatt. Der Raum ist sehr hell und mein Körper unterscheidet sich kaum noch von den schneeweißen Fliesen. Durch ein Fenster dringt gleißendes Licht. Alles verdoppelt sich und zieht sich wieder zusammen, wie von einem Gummiband verbunden, das sich auseinander zieht und dann wieder zusammen. Mein Kopf schmerzt wie nach einer Nacht voller Drogen und Alkohol. Das Blut aus meinen Adern fließt auf die weißen Kacheln und bildet einen roten See auf reinen Schnee. Abwechselnd wird mir die Sicht genommen und wiedergegeben. Gedanken werden zu Bildern, die verschwimmen. Die Jugend fegt an meinem inneren Auge vorbei, wie ein ICE-Zug. Nur Momente die ich intensive wahrgenommen habe. Der Rest scheint verdrängt! Die Momente, wo alles um mich herum dunkel wird, kommen immer häufiger, Gewichte scheinen an meinen Lidern zu hängen, dabei bin ich mir sicher, das mir die Augen nicht zufallen, es ist, als lege sich ein Schleier über das geöffnete Auge. Der Vorhang ist nun gefallen. Dunkelheit umhüllt mich, wie ein schwarzer Mantel. Ich versuche mich an die einfachsten Sachen zu erinnern, wie meinem Namen oder wo ich mich grade befinde. Ich sage meinen Namen im Gedanken und flüstere ihn fast lautlos, mit meinen Lippen in die Dunkelheit: Maxwell. Ich wiederhole ihn mehrmals, bis nur noch das well aus meinen Mund kommt und das Max verliert sich zwischen den Gedanken und den Wille, es auszusprechen. Ein letztes Mal reiße ich mich zusammen und spreche den Namen meiner Freundin aus, lauter als meinen, als schrie ich nach ihr: Christien!!
Christien!!MaxwellMaxwell