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Es gab eine Zeit

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22.08.2013
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Es gab eine Zeit

Mal wieder so ein Abend, der mit einem schönen Sonnenuntergang startet. Als ich dann mein Bier trank und meine letzte Zigarette rauchte, merkte ich, dass ich meine Gefühle dadurch nicht unterdrücken kann. Also rufe ich einen Freund an und dann noch einen und dann noch einen… Als dann endlich einer antwortet, habe ich schon meine gute zehn Bier intus. So denn laufe ich in die Stadt in eine Kneipe, in der ich meinen Freund treffen sollte. Als ich eintrete, bemerken schon Barkeeper und Gäste wie betrunken ich bin. Mit einem Nicken zum Barkeeper bestelle ich so denn meine Halbe und werde von ihm abgenickt. Ich setze mich auf meinen Stammplatz und trinke mein Bier und warte auf meinen Freund. Schon sehe ich jemanden, den ich vom Sehen her kenne, aber der Name ist mir entfallen. Wahrscheinlich einer meiner Ausflüge in meinem Gelage. Von denen ich sowieso nichts mehr weiß. Und schon liegen wir uns in den Armen und begrüßen uns wie alte Freunde. Schweinerei so was! Als ob ich von einem wildfremden Futzi angemacht werden möchte.
Lächelnd winke ich ab und setze mich an den nächsten freien Tisch. Genüsslich trinke ich mein Bier und komme ins Gespräch mit dem Barkeeper, den ich wohl auch in meinem Gelage kennengelernt haben muss. Der Barkeeper, an dessen Name ich mich genauso wenig erinnern kann. So denn lasse ich mich auf Themen über irgendwelche Bands ein, die ich noch nie in meinem ganzen Leben gehört habe, alsdann eine Frau in die Stube tritt. Ich schaue sie an, lächele, sie schaut sich in der Bar um, sieht mich und geht wieder hinaus. Toll. Sehe ich heute wieder so scheiße aus? Mit meinen langen braunen Haaren, meinem Vollbart und meinen braun-grünen Augen sollte ich doch keine Schwierigkeiten haben, Frauen anzuquatschen. Aber doch schrecke ich sie immer wieder ab. An was wohl das liegt?
Der Barkeeper ist schon wieder am Tresen, als er merkte, dass ich ihm nicht mehr wirklich zuhöre und bedient seine andere Gäste. Still sitze ich am Tisch und trinke mein Bier, als ein anderer Saufkumpane, an dessen Name ich mich nicht erinnere, und gibt mir einen Schnaps aus. Na toll. Jetzt, da er mir einen ausgegeben hat, muss ich ihm auch noch zuhören und mich auf ein Gespräch zulassen. Naja, vielleicht doch nicht unbedingt „Gespräch“, sondern eher ein Monolog, denn die dichte Sau neben mir quatscht einfach ununterbrochen auf mich ein… Geil. Was will man mehr? Ein netter Barabend und man wird von Wildfremden angequatscht, sodass man schon ohne Alkohol schon kotzen könnte… Ungeduldig schaue ich auf meine Handy und bemerke, dass ich eine Nachricht erhalten habe, in der steht, dass gewisser Freund es doch nicht schafft. Lächelnd lege ich das Handy ab und begebe mich wieder zu meinem Bier. Mein einziger Freund auf dieser Welt. Grinsend trinke ich aus dem Halbenglas und schaue mich verzweifelnd nach neuen Freunden um. Na klasse, auf der einen Seite der Betrunkene und auf der anderen Seite das Mädchen, mit der ich mal beinahe was hatte, und sie mich seitdem nicht mehr beachtet. Ich stehe auf und gehe aufs Klo, obwohl ich nicht unbedingt muss. Man will ja nicht armselig erscheinen… Auf der Toilette begrüßen mich zwei korpulentere Männer mit einem Grunzen und ich grunze angenehm erheitert zurück. Genau so sollte das in einer Toilette sein. Als ich meinen Gedanken nicht mal zur Hälfte zu Ende denken konnte, kommt ein weiterer Betrunkener rein und meinte mich zu kennen und grapscht mich von hinten an. War ja klar. Nickend gehe ich zum Waschbecken und wasche meine Hände und gehe dann zurück an meinen Tisch. Aufgeregt sehe ich, dass mein Bier weg ist. Na toll. Geiler Abend. Bedankend zahle ich mein Bier und begebe mich hinaus. Torkelnd laufe ich die Straße entlang, denkend: „Aaaach, so ne Halbe in der anderen Kneipe da drüben läuft schon noch! Vielleicht reißt ja noch was auf!“
Ankommend in der nächsten Bar sehe ich, dass diese so überfüllt ist, dass man kaum noch laufen kann. Ich zwinge mich an schwitzenden Männerkörpern vorbei und stehe dann endlich – nach einer halben Stunde – an der Bar und kann mir endlcih noch ein Bier bestellen. Auf der Jagd suchend schaue ich mich um und sehe eine nette Dame, die mir zurücklächelt. Ich sehe sie und schaue schnell weg. Es könnte ja was passieren. Sogleich gehen meine Gedanken wieder auf dieses Person zurück und… „Nein! Beherrsche dich! Diesen Gedanken willst du heute nicht!“ sage ich zu mir. Auf einmal bemerke ich einen Freund, der mich seit einer halben Stunde beobachtet und nichts sagt. Langsam gehe ich auf ihn zu – man will ja nicht stolpern – und begrüße ihn mit Handschlag. „Na, auch schon ziemlich hacke?“, fragt er mich. „Neee, so dicht bin ich auch wieder nicht“, antworte ich ihm mit einem Lallen, das ich selbst und die nächsten Nachbarn grinsend auch bemerken.
Mein Freund grinst sich nur ein ab und sagt, „Na komm, setz dich zu uns.“ Nachforschend schaue ich mich um mit wem er denn da ist. Mit einem leichten Würgen sehe ich die Freundin, an die ich seit Tagen und vor allem heute nicht denken wollte. Klasse! Super Tag. Schlurfend gehe ich ihm hinterher, begrüße mich und sie fällt sich mir um den Hals. Na toll. Das, was dir gerade noch fehlt. Die Eine wirft sich dir mal wieder um den Hals, hält mit dir Händchen und flirtet dich an und im Endeffekt sagt sie sowieso wieder doch, dass sie sich auf nichts einlassen will gerade. Da fragt man sich doch, „Was soll der Scheiß? Merkt sie denn nicht, wie deine Gefühle um sie stehen?“ Anscheinend nicht. Oder sie will mich nicht verlieren… So als besten Freund und so… Als ich dann merke, wie ich mich wieder auf sie einlasse, stehe ich auf, verabschiede mich mit einem Winken und renne aus der Türe. Rennend läuft sie mir hinterher und ruft nach mir, ich höre sie, aber mir steigen schon die Tränen ins Gesicht und renne weiter. Als ich dann nach fast einem Kilometer nicht mehr kann, setze ich mich auf den Boden und drehe mir eine Zigarette. Natürlich kommt ein Anruf von ihr und gleich darauf noch eine SMS: „Was ist denn los? Geht’s dir nicht gut? Hab ich was falsches gesagt? Komm doch zurück.“ Blaaaa! Zum Kotzen. Im Gehen rauche ich meine Zigarette fertig und fange wieder an zu rennen. Aggressionen, die ich rauslassen muss. Während des Laufens haue ich gegen ein Schild und zertrümmere mir meine Hand. Vor Schmerzend aufschreiend schaue ich auf meine Hand und sehe, dass sie vor Blut nur so läuft. „Scheiße! Was soll ich nur morgen wieder den anderen erzählen.“ Zuhause endlich ankommend, lege ich mich ins Bett, setze mir Kopfhörer auf und Tränen laufen mir ins Gesicht und denke:
„Toller Geburtstag!!!“

 

Die Geschichte lesend, fiel mir sofort auf, dass plötzlich im ersten Satz schon ein Tempuswechsel ist. "Na toll!", denke ich. Weiterlesend entgeht mir nicht eine bedenkliche Vorliebe des Autors für Partizipien, na, diese Dinger halt. Lesend. Rennend. Heulend. Vor Schmerz etwas schon röchlend schleppe ich mich durch eine Wüste von weiteren Partizipien, gelegentlichen Tippfehlern, unendlich vielen Bieren (Mann, ich hätte schon beim Betreten der Bar gekotzt) und ausgedehnten Wüsteneien irrelevanter Pseudohandlung, während derer der Protagonist fortwährend grinst. Ich meine, schon grinsend sieht mir der Protagonist bei meinem Leid zu. "Toller Abend!!! Und schließt auch noch mit multiplen Ausrufezeichen - dem schon sicheren Zeichen geistiger Wasauchimmer ab!!!einself" Und Wortwiederholungen gab es schon auch.

Müsste ich nicht auf den Download meiner Steuererklärung warten, ich hätt's nicht zuende gelesen.

Trotzdem beste Grüße
Ödonaut

 

Der Text hat in Seltsam überhaupt nichts verloren, das ist Alltag.

Ich hab den Text gelesen und - ich finde, er ist voller Selbstmitleid. Und Texte voller Selbstmitleid sind oft leer. Dann kann der Autor sagen: Ja, ich wollte ja auch einen leeren Text schreiben, weil sich die Figur so fühlt.
Es gibt Texte, die sind für den Autor geschrieben, und manche sind für den Leser geschrieben. Und der Text - da fehlt ein Denkprozess dahinter. Was macht den Text für einen Fremden relevant? Und dann zu sagen: Ja, der andere hat sich vielleicht auch schon mal so gefühlt - das ist, finde ich, relativ wenig, weil es zig Texte gibt, die sich mit so einer Thematik befassen.

Man sollte sich als Autor schon die Frage stellen: Was ist das Relevante an diesem Text für jemanden, der nicht ich bin.
Geschichten sind nicht wie Essen. Essen muss man jeden Tag, egal was. Das ist mit Geschichten nicht so.
Ich mein das klingt als Kritik schon brutal, aber wir sind hier eben in einem "Kurzgeschichtenforum", wo es um das Schreiben gehen soll, nicht darum, sich mitzuteilen. In anderen Foren schreibst du den Text und die Leute lesen das und du hast das Gefühl, deine Ideen sind jetzt da draußen und fühlst dich irgendwie verbunden. Dafür ist das Forum hier nur sehr bedingt geeignet.

Ich verschieb den auf jeden Fall nach Alltag.

 
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Froschauge,

Klasse! Super Tag. Schlurfend gehe ich ihm hinterher, begrüße mich und sie fällt sich mir um den Hals. Na toll.

sei wachsam, denn es gibt auch noch ein Leben nach dem Text!
Und für den Leser, mich zum Beispiel, ein Leben vor dem Text, vor diesem etwa.

Ja, und sogar nach dem Text, moment kneife mich mal, ein Überleben.

Die Daseinsbereichtigung eines Werkes - stopp!
Das haben wir hinter uns! Jedes Werk darf sein! Immer! Auch dieses deines, Froschauge. Und das Interessante (nicht:Spannende) ist ... es wäre, gäbe es solche Texte nicht bereits, ein wichtiger, jenseits aller Genußorientierung des Gebens und Nehmens geistigen Austausches schlechthin, wird doch hier eines Dosenbieröffners alltägliche und einlagebefreite Gedankensuppe in gnadenlosem Realismus zelebriert, gedankliche Wüsten zwischen Bierenlachen, auch semantisch, syntaktisch, orthographisch - authentisch: Genauso denken breite Schichten.
So etwas textlich darzustellen ist purer Masochismus, und ich glaube, dem Leiden der Leser an deinem Text (eine böse Falle übrigens dessen Kürze), muss das Leiden des Schreibenden, möchte fast Froschleiden schreiben, vorangegangen sein.
Irgendwie kannst du dir aus dem von mir Geschwafelten durchaus eine Art von Kompliment für dein Werk basteln.
Hab ich nix gegen.
Grüßend
7miles

 
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Die Daseinsbereichtigung eines Werkes - stopp!
Das haben wir hinter uns! Jedes Werk darf sein! Immer!
Ja - diese Guerilla-Kritiken nerven mich langsam. Guck mal, 7 miles, auf dieser Grundlage kann man zu einem Text gar nichts mehr sagen: Dann muss man sagen: Dein Text trägt zur Vollständigkeit der Welt bei und allein das macht ihn schon über jede Art von Kritik erhaben, weil er Ausdruck einer persönlichen "Sicht" ist.

Und das Fiese an der Kritik ist dann, dass du dem Autor reinwürgst: So denkt wohl die breite Masse. (Impliziert: Ich natürlich nicht).

Ich nehme für mich als Kritiker genau den selben Anspruch auf Individualität und Meinung in Anspruch wie der Autor.

Ich kann nachvollziehen, dass Texte von Autoren dazu genutzt werden, das eigene Profil als Kritiker zu schärfen. Ein Stück weit geht das sicher jedem so, aber man sollte es auch nicht übertreiben. Die Selbstdarstellung ist in einem Forum voller Individualisten ein heikles Thema.

 

Zitat Quinn:
Ja - diese Guerilla-Kritiken nerven mich langsam.

Ein in Teilen sarkasischer Kommentar muss, denke ich, nicht reflexhaft als Produkt reiner Lust an der Selbstdarstellung oder arroganter Abgrenzung gedeutet werden, sofern er sich weitgehend an der Bewältigung des Inhaltlichen orientiert.


49 ct mit Kämpferisch-freundlichem Guerilla-Gruß
7miles

 

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